www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Faulbaum Begriffsklarung aufgefuhrt Der Faulbaum Rhamnus frangula genauer Echter Faulbaum oder Schiessbeere und Pulverholz genannt ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Kreuzdorngewachse Rhamnaceae Sie ist von Europa bis Westsibirien und in Marokko weitverbreitet Der deutschsprachige Trivialname Faulbaum geht auf den leichten Faulnisgeruch der Rinde zuruck Die Rinde wird medizinisch als Abfuhrmittel verwendet die aus dem Faulbaum gewonnene Holzkohle wurde fruher fur die Herstellung von Schwarzpulver verwendet FaulbaumZweig mit noch unreifen FruchtenSystematikRosidenEurosiden IOrdnung Rosenartige Rosales Familie Kreuzdorngewachse Rhamnaceae Gattung Kreuzdorn Rhamnus Art FaulbaumWissenschaftlicher NameRhamnus frangulaL Die Gewohnliche Traubenkirsche Prunus padus wird wegen ihrer bruchigen Zweige und ahnlicher Borke ebenfalls als Faulbaum bezeichnet 1 Zur Gattung Rhamnus gehoren auch der Afrikanische Faulbaum Rhamnus prinoides und der Amerikanische Faulbaum Rhamnus purshiana 2 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung und Okologie 1 1 Erscheinungsbild 1 2 Wurzel 1 3 Holz 1 4 Blatt 1 5 Blutenstand und Blute 1 6 Frucht 1 7 Chromosomensatz 2 Verbreitung und Standorte 3 Systematik 4 Verwendung 4 1 Holzkohle 4 2 Faulbaumrinde 4 3 Fruchte 4 4 Giftigkeit 5 Krankheiten 6 Quellen 6 1 Einzelnachweise 7 WeblinksBeschreibung und Okologie Bearbeiten nbsp IllustrationErscheinungsbild Bearbeiten Der Faulbaum ist ein mehrstammiger unregelmassig verzweigter Strauch der meist Wuchshohen von 2 bis 4 Metern erreicht Die Stammchen weisen einen Durchmesser von etwa 5 Zentimetern auf Besonders auf nassen Standorten wachst er vielstammig Selten wachst er als kleiner Baum der Wuchshohen von bis zu 8 Metern und dann Brusthohendurchmesser von hochstens 15 Zentimetern erreicht Junge Straucher sind schnellwuchsig 3 Die Zweige sind nur schwach behaart Wurzel Bearbeiten Die Wurzeln sind zunachst rotlich gelb und werden spater rot bei Trocknung werden sie rotbraun Sie bilden eine endotrophe Mykorrhiza Auf vernassten Standorten ist das Wurzelsystem ausgesprochen flach 3 Holz Bearbeiten Das Holz ist halbringporig Das Splintholz ist gelblich weiss das Kernholz gelbrot bis rot Die Rohdichte betragt 0 56 bis 0 6 g cm3 Das Holz ist reich an Fasern Die Holzstrahlen sind ein bis dreireihig und 40 bis 50 Zellreihen hoch Eine Borke wird nicht ausgebildet Einzelne Literaturberichte sprechen von einer dunkelgrauen schwach rissigen Borke bei dickeren Stammen Die Rinde ist rund 3 5 mm dick Das Rindenparenchym bildet manchmal schmale unregelmassige Bander Sklereiden werden nicht gebildet Siebrohren verlieren ihre Funktion im zweiten Jahr 3 Blatt Bearbeiten nbsp BlattunterseiteDie wechselstandig an den Zweigen angeordneten Laubblatter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert Der Blattstiel ist 6 bis 14 Millimeter lang Die einfache Blattspreite ist bei einer Lange von 40 bis 70 Millimetern sowie einer Breite von 25 bis 50 Millimetern elliptisch bis eiformig oder verkehrt eiformig Der Spreitengrund ist abgerundet Die Spreitenspitze ist abgerundet oder bespitzt bis zugespitzt Der Blattrand ist meist ganzrandig selten undeutlich gezahnt Beide Blattseiten sind praktisch kahl und unterseits hellgrun gefarbt Die Blattspreite besitzt sieben bis neun kraftige Blattaderpaare die bogig gekrummt und parallel und an der Oberseite eingedruckt sind wahrend sie an der Unterseite deutlich hervorstehen Im Herbst verfarben sich die Laubblatter gelb 3 Die Blatter sind die wohl wichtigste Raupennahrung der Zitronenfalter Blutenstand und Blute Bearbeiten nbsp Zweig mit BlutenZwei bis zehn Bluten stehen in einem seitenstandigen trugdoldigen Blutenstand zusammen nbsp BlutendiagrammDie zwittrigen grunlich weissen funfzahligen und kurz gestielten Bluten sind mit einer Grosse von 6 bis 12 Millimetern relativ klein und unscheinbar Die schwachrippige Blutenachse ist napfformig und von einem Diskus ausgekleidet das als Nektarium fungiert Die funf weissen innen gekielten Kelchblatter sind dreieckig und langer als die funf kleinen weissen und schwach zweispitzigen Kronblatter Die Staubblatter sind kurz und werden von je einem Kronblatt kapuzenartig umhullt Die Staubfaden sind kurz und die Staubbeutel relativ gross Der Fruchtknoten ist mittelstandig mit einem kurzen Griffel und die Narbe ist zwei bis dreiteilig 3 Die Blutezeit reicht von Ende Mai Anfang Juni bis in den September Die Bestaubung erfolgt durch Bienen Hummeln Schlupfwespen und Kafer 3 Frucht Bearbeiten nbsp Langsschnitt durch mehrkernige SteinfruchtDie bei einem Durchmesser von etwa 8 Millimetern kugeligen Steinfruchte enthalten zwei bis drei Steinkerne Die zunachst grunen Steinfruchte farben sich ab Juli rot und werden zur Reife ab Mitte August dann schwarz Wegen der langen Blutezeit tragt ein Strauch meist gleichzeitig grune rote und schwarze Fruchte Die Fruchte fallen zwischen September und Dezember ab dadurch gibt es unter einem Strauch reichlich Verjungung Die Fernausbreitung erfolgt durch Vogel wie Wacholderdrosseln Misteldrosseln und Fasane 3 Chromosomensatz Bearbeiten Die Chromosomenzahl ist 2n 20 4 seltener 22 oder 26 3 Verbreitung und Standorte Bearbeiten nbsp Belaubtes Faulbaum Geast mit noch unreifen FruchtenDer Faulbaum ist in Europa weitverbreitet Er fehlt im Suden der Balkanhalbinsel auf Sizilien Sardinien und Korsika sowie den sudostlichen Teilen der Iberischen Halbinsel ebenso wie in den nordlichen Teilen Skandinaviens und in Schottland In Irland ist er selten in England und Wales hingegen haufig Im Osten reicht das Verbreitungsgebiet bis zum Ural und Westsibirien Vorkommen gibt es auch im Kaukasus und in Anatolien In Nordafrika gibt es Vorkommen in Marokko Im ostlichen Nordamerika ist der Faulbaum ein Neophyt 3 Der Faulbaum bevorzugt subkontinentale bis subozeanische Klimaverhaltnisse Er wachst vorwiegend auf frischen wechselfeuchten und feuchten Boden meidet aber Staunasse Die Art liebt tiefgrundige saure Lehm Sand und Tonboden Obwohl sie haufig in Erlenbruchen in Birkenmooren und in Auwaldern wachst gedeiht sie auch auf trockeneren Standorten Gegenuber pH Wert und Lichtverhaltnissen ist der Faulbaum indifferent Er ist eine schwache Charakterart der Ordnung Alnetalia kommt aber auch in Gesellschaften der Ordnungen Prunetalia Fagetalia Quercetalia roboris in denen der Klasse Vaccinio Piceetea oder des Verbands Erico Pinion vor 5 In den Alpen kann der Faulbaum bis in Hohenlagen von 1500 Meter im Gebiet der Churfirsten 6 vorkommen in Anatolien bis 1700 Meter 3 In den Allgauer Alpen steigt er in Bayern am Zipfelschrofen oberhalb Hinterstein bis zu einer Hohenlage von 1130 Metern auf 7 Die okologischen Zeigerwerte nach Landolt et al 2010 sind in der Schweiz Feuchtezahl F 3 w feucht aber stark wechselnd Lichtzahl L 3 halbschattig Reaktionszahl R 3 schwach sauer bis neutral Temperaturzahl T 3 unter montan und ober kollin Nahrstoffzahl N 2 nahrstoffarm Kontinentalitatszahl K 3 Subozeanisch bis subkontinental 8 Systematik BearbeitenDie Erstveroffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen Basionym Rhamnus frangula durch Carl von Linne in Species Plantarum S 193 Das Synonym Frangula alnus veroffentlichte 1768 Philip Miller in The Gardeners Dictionary ed 8 n º 1 Ein weiteres Synonym von vielen ist Frangula dodonei Ard nom inval 9 Je nach verwendeter Systematik wird diese Art zur Gattung Rhamnus oder Frangula gestellt Man kann folgende Unterarten unterscheiden beispielsweise falls man Frangula als Gattung verwendet mit den Namen Frangula alnus Mill subsp alnus Frangula alnus subsp baetica Willk amp E Rev Devesa Syn Rhamnus baetica Willk amp E Rev Sie kommt nur in Spanien vor 10 Frangula alnus subsp pontica Boiss P H Davis amp Yalt Syn Rhamnus pontica Boiss Sie kommt in der Turkei und im Gebiet von Syrien und Libanon vor 10 Frangula alnus subsp saxatilis Gancev Sie kommt nur in Bulgarien vor 10 Verwendung BearbeitenHolzkohle Bearbeiten Das Holz des Faulbaums ergibt eine hochwertige Holzkohle mit geringem Ascheanteil Diese war besonders in der Vergangenheit begehrt zur Herstellung von Schwarzpulver Auf diese Nutzung geht der Trivialname Pulverholz fur die Art zuruck 3 Faulbaumrinde Bearbeiten nbsp Faulbaum in Form der Rindendroge Frangulae cortex Die getrocknete Rinde der Stamme und Zweige wird als Faulbaumrinde Frangulae cortex pharmazeutisch genutzt Die Rindendroge dient als dickdarmwirksames Abfuhrmittel zur kurzzeitigen Behandlung von Verstopfung Dazu wird die Rinde von den Stammen und Asten geschalt und entweder an der Sonne getrocknet und danach ein Jahr gelagert oder bei hoheren Temperaturen 80 bis 100 C kunstlich gealtert Die Droge muss mindestens sieben Prozent Glucofranguline berechnet als Glucofrangulin A enthalten um den Anforderungen des Europaischen Arzneibuches zu genugen 11 Auch Sebastian Kneipp empfiehlt den Faulbaum als wirksames Abfuhrmittel 6 Die Droge enthalt die Anthrachinon Derivate Glucofrangulin A und B Frangulin A und B verschiedene Frangulaemodinglykoside wie Frangulaeemodin 8 O b D glucosid sowie wenige freie Aglykone Weiters sind Gerbstoffe und Peptidalkaloide enthalten 11 In der Droge liegen diese Substanzen im Gegensatz zu anderen Anthranoiddrogen uberwiegend in der oxidierten Anthrachinon Form vor Sie sind weniger stark antiabsorptiv und sekretagog verhindern weniger die Aufnahme von Wasser und Ionen aus dem Darmlumen und fordern weniger die Abgabe von Wasser und Ionen in das Darmlumen Daraus ergibt sich die mildere Wirkung der Faulbaumrinde 11 Die geschnittene Droge wird als Teeaufguss Infus verabreicht Faulbaumrinde ist in vielen industriellen Tees enthalten Daneben wird der Faulbaumrindentrockenextrakt Frangulae corticis extractum siccum normatum mit 15 0 bis 30 0 Glucofrangulinen in Kombinationspraparaten in Form von Dragees oder Tabletten eingesetzt 11 Fruchte Bearbeiten Die Fruchte des Faulbaums werden zum Farben verwendet Im 19 Jahrhundert war Kayseri das Zentrum des Faulbaumanbaus vor allem zur Teppichherstellung Durchschnittlich wurden jahrlich 400 500 t Fruchte produziert 12 Faulbaumfruchte wurden auch in den fruhbronzezeitlichen Schichten von Tell Tayinat in Hatay und in den hellenistischen Schichten von Daskyleion in Mysien gefunden 13 auch sie konnten zum Farben gedient haben Giftigkeit Bearbeiten Beeren Blatter und frische Rinde sind als giftig eingestuft Faulbaume werden deshalb nicht vom Wild verbissen wohl aber gefegt Vergiftungen gelten als selten Sie treten nach Verzehren der Fruchte durch Kinder oder durch Verwendung grosser Mengen frischer Rinde als Abfuhrmittel auf Symptome sind Ubelkeit Erbrechen Leibschmerzen bis hin zu wassrigem und blutigem Durchfall 14 nbsp Puccinia coronata auf der BlattunterseiteKrankheiten BearbeitenDer Faulbaum wird vom Rostpilz Puccinia coronata var coronata mit Spermogonien und Aecidien befallen 15 Quellen BearbeitenEinzelnachweise Bearbeiten G Hener Hrsg Allgemeine Forst und Jagdzeitung 45 Jahrgang Sauerlander 1869 S 149 Volker Fintelmann Rudolf F Weiss Lehrbuch Phytotherapie 12 Auflage Hippokrates 2009 ISBN 978 3 8304 5418 2 S 87 f a b c d e f g h i j k Peter Schutt Ulla M Lang Rhamnus frangula In Peter Schutt Horst Weisgerber Hans J Schuck Ulla Lang Bernd Stimm Andreas Roloff Enzyklopadie der Straucher Nikol Hamburg 2006 ISBN 3 937872 40 X S 247 253 Frangula alnus bei Tropicos org In IPCN Chromosome Reports Missouri Botanical Garden St Louis Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Muller 8 stark uberarbeitete und erganzte Auflage Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 652 653 a b Gustav Hegi Illustrierte Flora von Mitteleuropa Pteridophyta Spermatophyta 2 Auflage Band V Teil 1 Angiospermae Dicotyledones 3 1 Linaceae Violaceae Carl Hanser bzw Paul Parey Munchen bzw Berlin Hamburg 1966 ISBN 3 489 72021 0 S 344 349 unveranderter Nachdruck von 1925 mit Nachtrag Erhard Dorr Wolfgang Lippert Flora des Allgaus und seiner Umgebung Band 2 IHW Eching 2004 ISBN 3 930167 61 1 S 213 Frangula alnusMill In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 24 Oktober 2022 M Thulin C Jarvis B Jonsell S Ryman The status of Frangula dodonei Rhamnaceae In Taxon Volume 58 Issue 3 2009 S 991 992 abstract a b c T Henning E von Raab Straube 2016 Rhamnaceae Datenblatt Frangula alnus In Euro Med Plantbase the information resource for Euro Mediterranean plant diversity a b c d Rudolf Hansel Otto Sticher Hrsg Pharmakognosie Phytopharmazie 9 Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2010 ISBN 978 3 642 00962 4 S 1193 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Emel Oybak Donmez Ali Akin Akyol Recep Karadag Emine Torgan Kaan Iren Ancient plant remains with special reference to buckthorn Frangula alnus Mill pyrenes from Dascyleum Balikesir NW Turkey Acta Societatis Botanicorum Poloniae 86 1 2017 12 16 DOI 10 5586 asbp 3520 Emel Oybak Donmez Ali Akin Akyol Recep Karadag Emine Torgan Kaan Iren Ancient plant remains with special reference to buckthorn Frangula alnus Mill pyrenes from Dascyleum Balikesir NW Turkey Acta Societatis Botanicorum Poloniae 86 1 2017 Tab 3 DOI 10 5586 asbp 3520 Lutz Roth Max Daunderer Kurt Kormann Giftpflanzen Pflanzengifte Giftpflanzen von A Z Notfallhilfe Vorkommen Wirkung Therapie Allergische und phototoxische Reaktionen 4 Auflage Nikol Hamburg 2000 ISBN 3 933203 31 7 Nachdruck von 1994 S 355 f Peter Zwetko Die Rostpilze Osterreichs Supplement und Wirt Parasit Verzeichnis zur 2 Auflage des Catalogus Florae Austriae III Teil Heft 1 Uredinales PDF 1 8 MB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Echter Faulbaum Frangula alnus Album mit Bildern Videos und Audiodateien Frangula alnus Mill Echter Faulbaum FloraWeb de Faulbaum In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Steckbrief und Verbreitungskarte fur Bayern In Botanischer Informationsknoten Bayerns Verbreitung auf der Nordhalbkugel bei Den virtuella Floran Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4153790 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Faulbaum amp oldid 233072315