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Mit Blutenstand oder Infloreszenz wird ein verzweigter Teil des Sprossachsensystems bezeichnet der die Bluten bei Samenpflanzen tragt und vom vegetativen Teil der Pflanze mehr oder weniger deutlich abgrenzbar ist Charakteristisch fur diesen Teil des Sprosses sind die Art und das Ausmass der Verzweigungen der Sprossachse deren Beblatterung sowie Abwandlungen in Form von Streckungen Stauchungen Verdickungen Verwachsungen oder Reduktionen der Haupt und Nebenachsen Damit stellt der Blutenstand einen wesentlichen Bestandteil des Habitus der bluhenden Pflanze dar und somit ein zur Artbestimmung innerhalb eines Verwandtschaftskreises hervorragend geeignetes Merkmal Viele Blutenstande wirken auf Bestauber wie eine grosse Blume sie lassen sich damit besser anlocken als mit einzelnen Bluten Dieser Vorteil gilt vor allem wenn die Bluten klein sind und einzeln zu unscheinbar waren Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 1 1 Beblatterung 1 2 Terminalblute 1 2 1 Geschlossener Blutenstand 1 2 2 Offener Blutenstand 1 3 Ansatz der Verzweigungen 1 4 Metatopie 2 Einteilung 2 1 Einfache Blutenstande Botryen 2 2 Zusammengesetzte Blutenstande 2 2 1 Razemose Teilblutenstande 2 2 1 1 Doppelte Botryen 2 2 1 2 Rispe und Verwandte 2 2 2 Zymose Teilblutenstande 2 2 2 1 Thyrsus 2 2 2 2 Cymoid 3 Kuriositaten 4 Literatur 5 WeblinksEigenschaften BearbeitenFur alle Typen von Blutenstanden lassen sich zusatzlich einige typenubergreifende Charakteristika finden die beinahe in beliebiger Kombination untereinander auftreten Sie erganzen die Benennung der Blutenstande zusatzlich und haben keinen Einfluss auf die Typisierung Beblatterung Bearbeiten Die Unterscheidung zwischen dem Blutenstand als generativem und dem vegetativen Teil der Pflanze geschieht oft anhand der verschiedenartigen Beblatterung Fehlen die Blatter im Bereich des Blutenstandes ganz oder teilweise und sind sie als Hochblatter Brakteen ausgebildet und unterscheiden sich damit von der sonstigen Beblatterung spricht man von einer brakteosen Beblatterung oder brakteosen Infloreszenz Bei laubigen Tragblattern spricht man oft von einem bluhenden Spross anstatt eines Blutenstands Da diese Blatter trotz ihres laubblattartigen Ausseren auch hochblattartige Merkmale besitzen ist frondoser Blutenstand die treffendere Bezeichnung Des Weiteren existiert eine verbindende Zwischenform der frondo brakteose Blutenstand Im Infloreszenzbereich konnen so bei vielen Holzgewachsen aber auch Blatter ohne jede Hochblattmerkmale auftreten Es handelt sich um Kleinlaubblatter die sich von den regularen Laubblattern durch eine gleichmassige Reihe an Reduktion ableiten Man spricht hierbei von fronduloser Beblatterung den Ubergang zur frondosen Infloreszenz bildet der frondo frondulose Blutenstand nbsp Reduzierte brakteose Beblatterung nbsp Vollstandige brakteose Beblatterung nbsp Frondo brakteose Beblatterung nbsp Frondose BeblatterungDie veraltete strenge Aufteilung in Blutenstand brakteos und bluhenden Spross frondos mit den unterschiedlichen Tragblattern ist heute einer Einteilung gewichen bei der die verschiedenen Formen von Blutenstanden in einer sinnvoll weitergefassten Einteilung mit den verschiedenen Blattern als verbindendem Element definiert werden Ein bluhender Spross sollte deshalb entsprechend stets als frondoser Blutenstand bezeichnet werden Terminalblute Bearbeiten Fur die Ausbildung der Vegetationsspitze gibt es zwei Moglichkeiten namentlich die ob sich eine Terminalblute ausbildet oder nicht Das Vorhanden oder Nichtvorhandensein einer Terminalblute bei den Blutenpflanzen ist fur ganze Verwandtschaftskreise charakteristisch Geschlossener Blutenstand Bearbeiten Bildet die Sprossspitze eine Terminalblute aus und verbraucht sich dadurch spricht man von einem geschlossenen oder determinierten Blutenstand Die einzelnen Blutenblatter folgen dabei genau der Abfolge der vorausgegangenen Blatter Phyllotaxis Die Terminalblute bluht ublicherweise zuerst auf prakursive Entfaltung die Seiten oder Lateralbluten unterliegen in ihrem Aufbluhen Effloration meist einer Forderung von der Basis zur Spitze aufwarts akropetal oft auch von der Spitze abwarts basipetal seltener hin zu beiden Seiten divergent Durch fehlende Wachstumsstimuli oder als Hungerform kann der Blutenstand nur reduziert zur Ausbildung kommen und ganz auf die Terminalblute beschrankt sein nbsp Geschlossener Blutenstand mit akropetaler Effloration nbsp Geschlossener Blutenstand mit basipetaler Effloration nbsp Geschlossener Blutenstand mit divergenter EfflorationOffener Blutenstand Bearbeiten Bildet die Sprossspitze statt einer Blute weiterhin Hochblatter mit Knospen in ihren Achseln und endet blind in einem meist verjungten rudimentaren Ende so liegt ein offener Blutenstand vor Die angelegten Blutenknospen bluhen entweder allesamt auf oder sie liegen nach obenhin in immer weiterer Reduktion bis zum undeterminierten Sprossscheitel der sogar noch zum Weiterwachsen fahig sein kann Proliferation Die bei Pflanzen haufige Tendenz dass eine fehlende terminale Spitze durch die nachstgelegene ersetzt wird Ubergipfelung kann sich auch hier zeigen Die Blute unterhalb der rudimentaren Sprossspitze richtet sich auf und wird scheinbar zur neuen Terminalblute Ist ihr lateraler Ursprung noch zu erkennen am besten durch ein noch sichtbares Rudiment wird sie als Subterminalblute benannt ist der laterale Ursprung nicht einmal mehr entwicklungsgeschichtlich nachweisbar sondern nur noch im Vergleich mit verwandten Arten nennt man sie Pseudoterminalblute nbsp Offener Blutenstand mit vollstandiger akropetaler Effloration nbsp Offener Blutenstand mit akropetaler Effloration mit Blutenknospen nbsp Offener Blutenstand mit Subterminalblute und rudimentarem SprossscheitelAnsatz der Verzweigungen Bearbeiten Zwar ist die Art der Verzweigung ein elementares Unterscheidungsmerkmal fur die verschiedenen Blutenstande der Ansatz der Nebenachse und ihres Tragblattes an der Blutenstandsachse hingegen sind fur die Typisierung der Infloreszenz nicht von Belang Die unterschiedlichen Ansatzmoglichkeiten richten sich nach der Stellung der Blatter nbsp Disperse Verzweigung nbsp Dekussierte VerzweigungMetatopie Bearbeiten Die den Blutenstand oder eine Einzelblute tragende Seitenachse steht stets in der Achsel eines Tragblattes Es kann aber auch eine Metatopie Verlagerung auftreten zwei Falle sind moglich Bei der Konkauleszenz ist die Seitenachse zum Teil mit ihrer Abstammungsachse verwachsen Dies fuhrt dazu dass die Bluten hier wesentlich hoher am Stangel sitzen als die zugehorigen Tragblatter Bei der Rekauleszenz ist die Seitenachse teilweise mit dem Stiel des Tragblattes verwachsen Die Bluten sind in Richtung Blatt verschoben nbsp Blute und Tragblatt nbsp Konkauleszenz nbsp RekauleszenzEinteilung BearbeitenBei der klassischen Typologie der Blutenstande dient zur Unterscheidung der Hauptgruppen die Verzweigungsart Innerhalb dieser wird anhand der Verzweigung der Achsen und vor allem deren Modifikation der Typ bestimmt Einfache Blutenstande Botryen Bearbeiten Beim einfachen Blutenstand liegt als Verzweigungstyp ein Monopodium vor also eine Hauptachse mit abzweigenden Nebenachsen ersten Grades unverzweigt Aus Tradition wird diese Verzweigungsart bei Blutenstanden jedoch als razemos bezeichnet und nicht als monopodial Der Grundtyp ist die Traube Botrys die anderen Blutenstande konnen alle durch Streckung Stauchung Verdickung oder Reduktion verschiedener Achsenteile aus ihr hergeleitet werden Entsprechend haufig treten Ubergangsformen auf die zwischen den deutlich ausgebildeten Formen vermitteln Infloreszenzen dieses Typs zahlen zusammen mit den Rispentypen gemeinhin zu den namentlich bekanntesten nbsp Traube nbsp Schirmtraube nbsp Ahre Ahrchen nur 1 3 Bluten nbsp Zapfen nbsp Kolben nbsp Kopfchen nbsp Korb nbsp Dolde nbsp Katzchen Trauben oder Ahrenkatzchen Zusammengesetzte Blutenstande Bearbeiten Bei einem zusammengesetzten Blutenstand komplexer Blutenstand stellt ein einfacher Blutenstand die Basis dar Dessen Bluten werden jedoch durch je einen Teilblutenstand Partialinfloreszenz ersetzt Dieser kann razemos oder auch zymos verzweigt sein Eben danach wird in zwei Gruppen unterteilt Razemose Teilblutenstande Bearbeiten Doppelte Botryen Bearbeiten Ersetzt man die Blute durch Teilblutenstande der gleichen Basisstruktur so erhalt man ein entsprechendes doppeltes Botryum Dibotryum So ist zum Beispiel eine Doppeltraube eine Traube deren Bluten durch je eine Traube ersetzt wurden Geschieht dies nur bei den seitlichen Bluten erhalt man die homoothetische Form bildet zusatzlich auch die Hauptachse noch eine Traube aus erhalt man die heterothetische Form Die Bluten der Teilblutenstande konnen wiederum durch weitere Teilblutenstande ersetzt werden es ergibt sich eine neue Verzweigungsebene Dies geschieht aber stets nur mit der zu Grunde liegenden Struktur Je nach Anzahl der Wiederholungen spricht man vom Dibotryum und Tribotryum spater nur noch allgemein vom Pleiobotryum nbsp homoothetische Doppeltraube nbsp heterothetische Doppeltraube nbsp Doppelahre nbsp Doppelkorbchen nbsp Doppeldolde nbsp Dreifachdolde ein TribotryumRispe und Verwandte Bearbeiten Bei der Rispe sind der gesamte Blutenstand und die Teilblutenstande immer mit einer Terminalblute abgeschlossen Die Teilblutenstande sind nach unten hin zunehmend starker und unregelmassig verzweigt Die Seitenaste werden gemass ihrer Blutenanzahl als Monaden eine Blute Diaden zwei Bluten oder Triaden drei Bluten bezeichnet sind sie wie eine eigenstandige Rispe stark verzweigt spricht man von Spezialrispen Insgesamt ergibt sich so eine Kegelform Durch eine entsprechende Streckung der Seitenaste weicht dieses Erscheinungsbild einer ebenen oder leicht gewolbten Form der Schirmrispe und bei starkerer Uberstreckung einem trichterformigen Aussehen bei der Spirre Verarmt eine Rispe an Verzweigungen so sieht sie wie eine Traube aus nur ein eventuell verbliebener verzweigter Seitenast und vor allem die immer vorhandene Terminalblute machen sicher deutlich dass es sich zweifelsfrei um eine Rispe handelt Wegen der Ahnlichkeit zur Traube Botrys spricht man hier vom Botryoid Bei ahrenartiger Form Stachyoid Mit dem Verlust der Terminalblute ist schliesslich der Weg der Reduktion zur Traube vollstandig beschritten nbsp Rispe nbsp Schirmrispe nbsp Spirre oder Trichterrispe nbsp Botryoid mit angedeuteter VerzweigungZymose Teilblutenstande Bearbeiten Beim zymosen Teilblutenstand oder kurz Zyme liegt als Verzweigungstyp ein Sympodium vor Die Hauptachse endet mit einer Blute die aus den Vorblattern abzweigenden Nebenachsen ubergipfeln oft die Endblute verzweigen weiter und enden daraufhin ebenso mit einer Blute Je nach Anzahl und Art der Verzweigungen die von einer Achse entspringen werden die verschiedenen Partialinfloreszenzen unterschieden Zwei Nebenachsen dichasial Zwei transversale Vorblatter zwei Seitenachsen Dichasium Zwei transversale Vorblatter erste Verzweigung mit zwei Seitenachsen dann nur mehr eine Seitenachse ausgebildet Doppelwickel oder Doppelschraubel Eine Nebenachse monochasial Zwei transversale Vorblatter jedoch nur eine Seitenachse ausgebildet Wickel oder Schraubel Ein medianes Vorblatt eine Seitenachse Fachel oder SichelDie Typen mit zwei Vorblattern treten bei den Zweikeimblattrigen auf selten bei Einkeimblattrigen ein Vorblatt umgekehrt bei Einkeimblattrigen und selten bei Zweikeimblattrigen Da sich die Strukturen in der Seitenansicht nicht eindeutig voneinander unterscheiden lassen ist zusatzlich noch der schematische Aufbau von oben dargestellt nbsp Dichasium nbsp Dichasium schematisch von oben nbsp Doppelwickel nbsp Doppelschraubel nbsp Wickel nbsp Wickel schematisch von oben nbsp Schraubel nbsp Schraubel schematisch von oben nbsp Fachel nbsp Fachel schematisch von oben nbsp Sichel nbsp Sichel schematisch von obenThyrsus Bearbeiten Bilden mehrere Zymen an einer razemosen Hauptachse den Blutenstand so spricht man von einem Thyrsus Die Hauptachse ist vom Typus her eine Traube Ahre oder kopfchenartig gestaucht Terminalbluten sind nicht immer vorhanden nbsp Thyrsus mit Dichasium Zymen nbsp Thyrsus mit Wickel Zymen nbsp Thyrsus mit Doppelwickel ZymenWerden die zymosen Teilblutenstande ihrerseits wieder durch Thyrsen ersetzt spricht man analog zu den Spezialrispen von Spezialthyrsen und man erhalt wie bei den doppelten Botryen Doppelthyrsen oder Pleiothyrsen Analog wird hier in homookladische oder heterokladische Form unterschieden einfache Thyrsen sind stets homookladisch nbsp Homookladische Thyrse mit apikaler Reduktion nbsp Heterokladische Thyrse nbsp Disjunkt heterokladische Thyrse nbsp PleiothyrseCymoid Bearbeiten Auch wenn die Teilblutenstande zymos verzweigt sind ist die zu Grunde liegende Struktur immer razemos Es gibt also keine zymosen Blutenstande Durch passende Reduktion der Struktur kann der gesamte Blutenstand allerdings rein zymos erscheinen Man spricht dann von einem Cymoid Zymoid Ausgehend von den geschlossenen Thyrsusformen werden bei diesen alle Zymen bis auf die terminal gelegenen nicht ausgebildet Entsprechend der Anzahl der verbleibenden Zymen ergeben sich monochasiale dichasiale oder pleoichasiale Cymoide Durch akrotone Forderung wird die Verarmung an Zymen noch verstarkt Werden beim Pleiochasium das bereits einen doldenartigen Charakter zeigt die Achsen abgesehen von den Blutenstielen komplett reduziert ergibt sich eine Trugdolde die nur noch durch die als erstes erbluhende Terminalblute als solche zu erkennen ist nbsp Dichasiales Cymoid nbsp Doppelwickeliges Cymoid nbsp Doppelschraubeliges Cymoid nbsp Wickeliges oder facheliges Cymoid nbsp Schraubeliges oder sichelformiges Cymoid nbsp Pleiochasium nbsp TrugdoldeKuriositaten BearbeitenPuya raimondii Bromeliengewachse hochste Infloreszenz der Welt Titanenwurz Aronstabgewachse Infloreszenz ist die grosste Blume der Welt Gattung Corypha Palmengewachse grosste Infloreszenz der Welt mit geschatzten 10 Millionen Bluten Cephalien von griechisch Kopf sind auffallige Blutenstandszonen die von einigen Kakteengewachsen gebildet werden Literatur BearbeitenWilhelm Troll Die Infloreszenzen Erster Band Gustav Fischer Stuttgart 1964 Wilhelm Troll Die Infloreszenzen Zweiter Band Erster Teil Gustav Fischer Stuttgart 1969 Wilhelm Troll Praktische Einfuhrung in die Pflanzenmorphologie Gustav Fischer Jena 1957 Bernhard Kausmann Pflanzenanatomie Gustav Fischer Jena 1963 Focko Weberling Morphologie der Bluten und der Blutenstande Phytologie Klassische und moderne Botanik in Einzeldarstellungen Eugen Ulmer Stuttgart 1981 ISBN 3 8001 3426 8 Peter Leins Claudia Erbar Blute und Frucht Morphologie Entwicklungsgeschichte Phylogenie Funktion und Okologie 2 vollstandig uberarbeitete Auflage Schweizerbart Stuttgart 2008 ISBN 978 3 510 66046 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Blutenstande Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Blutenstand Bilder aus dem Bildarchiv der Universitat BaselBlutenstande Einfach razemos Traube Schirmtraube Ahre Ahrchen Zapfen Katzchen Dolde Kolben Kopfchen KorbZusammengesetzt razemos Doppeltraube Doppelahre Doppelkorb Doppeldolde Rispe Schirmrispe Spirre BotryoidZusammengesetzt zymos Thyrsus Cymoid Spezialfall Trugdolde Zymenbau Dichasium Doppelwickel Doppelschraubel Wickel Schraubel Fachel Sichel Pleiochasium Normdaten Sachbegriff GND 4007215 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blutenstand amp oldid 234080208