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Erich Oberdorfer 26 Marz 1905 in Freiburg im Breisgau 23 September 2002 ebenda war ein deutscher Biologe mit der Spezialisierung Pflanzensoziologie und Floristik Er pragte wesentlich die pflanzensoziologische Ordnung der suddeutschen Vegetation aber auch von ganz Mitteleuropa Sein offizielles botanisches Autorenkurzel lautet Oberd Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Ehrungen 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenOberdorfer der sich schon als Schuler fur Botanik interessierte studierte nach seinem Abitur das er 1923 in Freiburg ablegte an den Universitaten Freiburg und Tubingen Naturwissenschaften In Freiburg hat er unter anderem bei Hans Spemann und Friedrich Oltmanns Vorlesungen gehort Neben Felix Rawitscher gehorte auch Walter Zimmermann der seinerzeit Assistent bei Friedrich Oltmanns war zu seinen Lehrern Sein Studium schloss er 1928 in Freiburg mit Staatsexamen und Promotion ab Seine Dissertation die er unter der Leitung von Friedrich Oltmanns und dem Okophysiologen Bruno Huber anfertigte behandelte den Zusammenhang zwischen den Wuchsorten verschiedener Algen an den Felswanden des Uberlinger Sees und Lichtverhaltnissen in unterschiedlichen Tiefen Da Oberdorfer wegen der wirtschaftlichen Umbruche zunachst keine Anstellung als Lehrer bekam wurde er mit einer Forschungsarbeit uber die spat und nacheiszeitlichen Ablagerungen im Feldmoos am Schluchsee betraut Diese Arbeit die von der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft einer Vorlauferorganisation der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstutzt worden ist 1 wurde unter anderem deshalb unternommen weil der Schluchsee zur Stromgewinnung aufgestaut werden sollte Das Feldmoos sollte vor seinem Verschwinden noch einmal grundlich untersucht werden Oberdorfer untersuchte bei diesem Forschungsprojekt vor allem die Grossreste die er unter anderem mit Bodenbohrern aus Tiefen von bis zu sieben Metern entnahm und stellte Pollenprofile der verschiedenen Schichten auf Unter anderem konnte er bei diesen Untersuchungen nachweisen dass im Spatglazial des Schwarzwaldes die Weisse Silberwurz Dryas octopetala und die Zwergbirke Betula nana sowie mehrere Weidenarten Salix herbacea Salix reticulata oder Salix myrtilloides vorkamen Mit Oberdorfers Forschungsergebnissen lagen erstmals fur den Schwarzwald Belege fur die Klimaschwankungen der Spateiszeit vor Mit dieser Arbeit die er neben seiner spateren Anstellung als Lehrer bis 1939 weiterfuhrte wurde Oberdorfer zu einem der Pioniere auf dem Gebiet der Pollenanalyse in Mitteleuropa Im Zusammenhang mit den Untersuchungen am Schluchsee beschaftigte sich Oberdorfer mit verschiedenen damals neuen Methoden der beschreibenden Vegetationskunde So lernte er durch Hermann Otto Sleumer die pflanzensoziologische Methode nach Braun Blanquet kennen und hatte schon bald Kontakt mit verschiedenen Vertretern dieser Schule so mit Braun Blanquet selbst mit Reinhold Tuxen oder Walo Koch 1931 erhielt Oberdorfer seine erste Stelle als Lehrer und unterrichtete zunachst in Weinheim dann in Bruchsal und Karlsruhe am Gymnasium Biologie und Geographie Neben seiner Arbeit als Lehrer kartierte er unter anderem die Umgebung von Bruchsal mit der Braun Blanquet Methode Als Ergebnis kam 1936 die Vegetationskarte von Bruchsal im Massstab 1 25 000 heraus Damit hatte Oberdorfer die zweite Vegetationskarte mit diesem Massstab uberhaupt geschaffen 1938 sollte das Blatt Buhlertal Hornisgrinde erscheinen bereits 1937 gab er eine Vegetationskarte von Baden 1 1 000 000 heraus 1937 wurde Oberdorfer nach Karlsruhe versetzt und bekam dort zunachst neben einem halben Deputat als Lehrer eine Anstellung bei der Badischen Naturschutzstelle in Karlsruhe unter deren Leiter Hermann Schurhammer 1938 schied er ganz aus dem Schuldienst aus und erhielt eine Vollzeitstelle als Konservator Dabei hatte er Gutachten und Gebietsbeschreibungen uber die Naturschutzgebiete zwischen Bodensee und dem Taubergebiet zu verfassen und wurde durch seine Bereisungen zum profunden Kenner der Vegetation des damaligen Landes Baden Arbeiten uber die Pflanzengesellschaften der Rheinebene des Schwarzwaldes und des Kraichgaus flossen spater neben Erkundungen im Allgau und den Alpen in seine 1957 in erster Auflage erschienene Ubersicht uber die Suddeutschen Pflanzengesellschaften ein in der er im Ubrigen Vegetationsaufnahmen zahlreicher anderer Pflanzensoziologen zusammenfasste Das Werk erschien zwischen 1977 und 1992 in einer Neuauflage Oberdorfer hat mit diesem Buch auch wesentlich die pflanzensoziologische Nomenklatur nicht nur von Suddeutschland sondern von ganz Mitteleuropa gepragt Erfahrung mit der Vegetation Sudosteuropas machte Oberdorfer wahrend des Zweiten Weltkriegs Er war als Botaniker bei der Forschungsstaffel z b V des Oberleutnants Schulz Kampfhenkel eingesetzt 2 und kartierte unter anderem in Thessalien Mazedonien Albanien und Thrakien wo er mit Kollegen pflanzensoziologische Aufnahmen machte und Bodenprofile auswertete Mit Untersuchungen zur Vegetation Nordspaniens und einer Forschungsreise nach Chile von 1957 bis 1958 rundete er seine Vegetationskenntnisse ausserhalb Mitteleuropas ab Nachdem Oberdorfer nach dem Kriegsende wegen seiner Zugehorigkeit zur SA und zur NSDAP zunachst nur Gelegenheitsanstellungen etwa als wissenschaftlicher Assistent bei Heinrich Walter an der Universitat Hohenheim ubertragen bekam war er ab 1947 wieder als Konservator bei der neu begrundeten Landesstelle fur Naturschutz in Nordbaden seit 1952 Bezirksstelle fur Naturschutz und Landschaftspflege Nordbaden tatig und war deren Leiter bis 1958 Neben dieser Tatigkeit bekam er 1947 auch die Leitung der Landessammlungen fur Naturkunde in Karlsruhe ubertragen Eine offizielle Direktorenstelle wurde jedoch erst 1958 geschaffen und Oberdorfer hatte diese Stelle dann bis zu seiner Pensionierung 1970 inne Wahrend Oberdorfers Werk Suddeutsche Pflanzengesellschaften nur in pflanzensoziologischen Fachkreisen bekannt ist wurde seine Pflanzensoziologische Exkursionsflora unter Feldbotanikern beruhmt Es ist die einzige Standardflora Mitteleuropas in der ausfuhrliche okologische Angaben zu den Arten gemacht werden Der Oberdorfer ist 1949 erstmals erschienen 2001 hat Oberdorfer zusammen mit Theo Muller und Angelika Schwabe die 8 Auflage der Flora herausgegeben Mit diesem Werk hat Oberdorfer einen wesentlichen Anteil an der Hinwendung der Feldbotanik von der reinen Floristik zu einer standortsokologischen Betrachtung der Vegetation Ab 1950 hatte Oberdorfer einen Lehrauftrag fur pflanzensoziologische Standortskunde an der Forstfakultat der Universitat Freiburg inne und wurde dort 1962 zum Honorarprofessor berufen Ehrungen Bearbeiten1973 Ehrenmitglied des Badischen Landesvereins fur Naturkunde und Naturschutz 3 1978 Ehrendoktorat der Technischen Universitat Munchen 1978 Verdienstmedaille des Landes Baden Wurttemberg 1989 Reinhold Tuxen Preis 4 Schriften BearbeitenPflanzensoziologische Exkursionsflora fur Sudwestdeutschland und die angrenzenden Gebiete Stuttgart Ludwigsburg 1949 spater mehrfach erweitert und neu aufgelegt 8 zusammen mit weiteren Autoren stark uberarbeitete und erganzte Auflage unter dem Titel Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete Ulmer Stuttgart 2001 ISBN 978 3 8001 3131 0 Pflanzensoziologische Studien in Chile Estudios fitosociologicos en Chile y comparacion con la vegetacion europea Ein Vergleich mit Europa Flora et vegetatio mundi Band 2 Weinheim 1960 zusammen mit Theo Muller und Georg Philippi Die potentielle naturliche Vegetation von Baden Wurttemberg Veroffentlichungen der Landesstelle fur Naturschutz und Landschaftspflege Baden Wurttemberg Beiheft 6 Ludwigsburg 1974 als Mitverfasser Der Hohe Schwarzwald Freiburg im Breisgau 1980 ISBN 3 7930 0250 0 Suddeutsche Pflanzengesellschaften Pflanzensoziologie Band 10 Jena 1957 spater von ihm und anderen Autoren erweitert und mehrfach neu aufgelegt zuletzt als Suddeutsche Pflanzengesellschaften 4 Teile in 5 Banden Spektrum Verlag 1992 ISBN 3 8274 0630 7 Lebenserinnerungen des Pflanzensoziologen E O Jena und Stuttgart 1995 ISBN 3 334 61004 7 Siehe auch Waldgesellschaften Mitteleuropas Pflanzensoziologische Einheiten nach OberdorferLiteratur BearbeitenFestschrift zum 70 Geburtstag von Erich Oberdorfer Gewidmet von seinen Freunden und Schulern In Erwin Jorg et al Hrsg Beitrage zur naturkundlichen Forschung in Sudwestdeutschland Band 34 Karlsruhe 1975 Alle Artikel sind in ZOBODAT abrufbar Joachim Schonherr 50jahriges Doktor Jubilaum von Prof Erich Oberdorfer In Allgemeine Forst und Jagdzeitung 149 Jahrgang 1978 ISSN 0002 5852 S 175 176 Autorenkollektiv Festschrift Prof Dr Dr h c Erich Oberdorfer Zum 80 Geburtstag am 26 Marz 1985 Tuexenia N S Nr 5 Floristisch Soziologische Arbeitsgemeinschaft 1985 Angelika Schwabe Das Werk von Erich Oberdorfer als Grundlage fur pflanzensoziologisch systematische und naturschutzbezogene Untersuchungen gezeigt an Beispielen aus dem Schwarzwald In Mitteilungen des Badischen Landesvereins fur Naturkunde und Naturschutz N F Band 14 Freiburg i Br 1986 S 43 71 zobodat at PDF 716 kB abgerufen am 24 April 2023 Dieter Knoch Erich Oberdorfer zum 80 Geburtstag In Mitteilungen des Badischen Landesvereins fur Naturkunde und Naturschutz N F Band 14 Freiburg i Br 1986 S 13 16 zobodat at PDF 631 kB abgerufen am 24 April 2023 Gisela Jahn Laudatio durch Frau Prof Dr Gisela Jahn Gottingen PDF In Berichte der Reinhold Tuxen Gesellschaft Bd 1 1989 ISSN 0940 418X S 5 11 Festband Erich Oberdorfer In Siegfried Rietschel Hrsg Carolinea Beitrage zur naturkundlichen Forschung in Sudwestdeutschland Band 53 Karlsruhe 1995 Alle Artikel sind in ZOBODAT abrufbar Universitat Freiburg Hrsg Erich Oberdorfer zum Gedenken Freiburger Universitatsblatter 41 158 145 146 2002 Angelika Schwabe und Theo Muller Erich Oberdorfer 1905 2002 Tuexenis N S 23 3 8 2008 Otti Wilmanns Erich Oberdorfer 1905 2002 Phytocoenologia 33 1 12 2003 Volkmar Wirth Georg Philippi Prof Dr Dr h c Erich Oberdorfer 1905 2002 In Carolinea Band 61 2003 S 229 234 zobodat at PDF abgerufen am 14 April 2023 Barbel Hacker Erich Oberdorfer Portrait In 50 Jahre Naturschutzgeschichte in Baden Wurttemberg Stuttgart 2004 ISBN 3 8001 4472 7 S 260 261 Georg Philippi Erich Oberdorfer 1905 2002 In Mitteilungen des Badischen Landesvereins fur Naturkunde und Naturschutz N F Band 18 Freiburg i Br 2002 S 13 16 zobodat at PDF 625 kB abgerufen am 24 April 2023 Wolfgang Haber Zum Gedenken an Erich Oberdorfer 1905 2002 Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 73 47 177 2004 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Erich Oberdorfer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur von und uber Erich Oberdorfer im Katalog der Virtuellen Fachbibliothek Biologie vifabio Autoreintrag und Liste der beschriebenen Pflanzennamen fur Erich Oberdorfer beim IPNIEinzelnachweise Bearbeiten Dr Erich Oberdorfer bei GEPRIS Historisch Deutsche Forschungsgemeinschaft abgerufen am 2 Juni 2021 deutsch Hausler Hermann Forschungsstaffel z B V Schriftenreihe MILGEO Nr 21 2007 S 175 f Georg Philippi Erich Oberdorfer 1905 2002 In Mitt bad Landesver Naturkunde u Naturschutz N F 18 1 Freiburg 2002 S 305 306 Gisela Jahn Laudatio durch Frau Prof Dr Gisela Jahn Gottingen PDF In Berichte der Reinhold Tuxen Gesellschaft Bd 1 1989 ISSN 0940 418X S 5 11Normdaten Person GND 11927115X lobid OGND AKS LCCN n83237940 VIAF 162826839 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Oberdorfer ErichKURZBESCHREIBUNG deutscher PflanzenbiologeGEBURTSDATUM 26 Marz 1905GEBURTSORT Freiburg im BreisgauSTERBEDATUM 23 September 2002STERBEORT Freiburg im Breisgau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erich Oberdorfer amp oldid 233114949