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Die Stumpfblattrige Weide Salix retusa ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Weiden Salix Stumpfblattrige WeideStumpfblattrige Weide Salix retusa SystematikRosidenEurosiden IOrdnung Malpighienartige Malpighiales Familie Weidengewachse Salicaceae Gattung Weiden Salix Art Stumpfblattrige WeideWissenschaftlicher NameSalix retusaL Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Vegetative Merkmale 1 2 Generative Merkmale 1 3 Ahnliche Arten 2 Verbreitung 3 Standorte 4 Pflanzensoziologie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Illustration aus Atlas der Alpenflora nbsp Weibliche Katzchen nbsp Mannliche Katzchen nbsp Habitus und LaubblatterVegetative Merkmale Bearbeiten Salix retusa ist ein sommergruner niederliegender Zwergstrauch bzw Spalierstrauch mit kurzen gedrangten gewundenen und groben Asten 1 Die Rinde der 5 bis 30 Zentimeter langen Zweige ist olivgrun bis braun glatt und dunn Die Wurzel ist kraftig entwickelt und reicht tief zwischen die Felsspalten Die Laubblatter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert Der Blattstiel ist 2 bis 3 Millimeter lang Die einfach Blattspreite ist bei einer Lange von 5 bis 20 Millimetern sowie einer Breite 5 bis 8 Millimetern verkehrt eiformig bis breit eiformig meist ganzrandig und oberseits glanzend Das Herbstlaub ist leuchtend gelb Die getrockneten Zweige und Laubblatter duften eigenartig und intensiv nach Baldrian 2 Generative Merkmale Bearbeiten Die Stumpfblattrige Weide ist zweihausig getrenntgeschlechtig diozisch Zehn oder mehr Bluten befinden sich in gleichzeitig mit den Blattern austreibenden aufrechten katzchenformigen Blutenstand Die mannlichen Blutenstande sind gelb und nur 1 5 Zentimeter lang Die Kapselfrucht offnet sich in zwei Halften und enthalt zahlreiche Samen Die sehr kleinen Samen besitzen einen dichten Pappus 1 Die Chromosomenzahl betragt 2n 76 114 152 3 Ahnliche Arten Bearbeiten Der Stumpfblattrigen Weide ahnlich ist die Quendelblattrige Teppich Weide Salix serpillifolia Scop auch Quendel Weide genannt Sie wurde fruher haufig als Unterart der Stumpfblattrigen Weide Salix retusa subsp serpillifolia Scop Arcang aufgefasst hat viel dichter beblatterte Zweige sowie deutlich kleinere Blatter sowie einen dicht geschlossenen rasenartigen Wuchs wie ihn die Stumpfblattrige Weide niemals zeigt 4 Sie kommt im gleichen Lebensraum wie Salix retusa in den Alpen vor besiedelt aber haufig starker besonnte Standorte und tiefere Lagen als Salix retusa Verbreitung BearbeitenDie Stumpfblattrige Weide gehort zu den alpinen Arten der europaischen Glazialflora und ist ebenso ein glaziales Relikt Sie ist zudem ein arkto alpiner Vertreter der Gebirgsflora der keine arktische Verbreitung besitzt Europaische arkto alpinen Art So beschrankt sich ihr Vorkommen ausschliesslich auf gemassigte und subtropische Hochgebirge 5 Das naturliche Verbreitungsgebiet befindet sich in den europaischen alpinen Hochgebirgen Pyrenaen Alpen Apenninen Jura Karpaten Dinarisches Gebirge In Bulgarien wird Salix retusa nur auf dem Gipfel des Ibar in der Rila planina gefunden 6 Sie kommt in den Alpen und Voralpen in Hohenlagen von meist 1700 bis 2500 1260 bis 2640 Metern in Bayern bis zu 2470 Metern in Tirol von 1700 bis 2640 Metern im Wallis von 1260 bis 1500 bis 2500 Metern im Schweizer Jura von etwa 1200 bis 1700 Metern vor 7 In den Allgauer Alpen steigt sie in Hohenlagen von 900 Metern bis weit uber 2000 Metern auf 8 In den arktischen Regionen Eurasiens wird Salix retusa sowie Salix serpillifolia durch Salix nummularia Anderss arktisches Europa und Asien im ostlichen Sibirien sowie sudwarts bis zum Altai und in die Mongolei sowie durch Salix rotundifolia Trautv arktisches Europa und Asien sowie in Ostasien sudwarts bis in das Ochotskische Gebiet und Kamtschatka abgelost 2 Standorte BearbeitenDie Stumpfblattrige Weide bildet in schneereichen Lagen niederliegende Zwergweidenspaliere wo sie sich anemophil verbreitet Sie ist eine Lichtart und wachst nur sehr langsam Sie erreicht dabei ein hohes Alter 1 Standorte sind felsige sonnige Habitate der subalpinen und alpinen Stufe Typischerweise besiedelt sie hierin Karren um und in Kalkschneeboden und beruhtigte Block und Kalkschutthalden mit lang andauernder Schneebedeckung 1 Die mild humosen Stein und Steinschuttboden sind basenreich und meist kalkhaltig Sie wachst zudem auf nacktem Fels wo sie mit dem kraftigen Wurzeln tiefere spaltengrundige Substrate erreicht In den Alpen wachst Salix retusa in Hohenlagen von 1600 bis 2900 Metern Die okologischen Zeigerwerte nach Landolt amp al 2010 sind in der Schweiz Feuchtezahl F 3 massig feucht Lichtzahl L 5 sehr hell Reaktionszahl R 4 neutral bis basisch Temperaturzahl T 1 unter alpin supra subalpin und ober subalpin Nahrstoffzahl N 2 nahrstoffarm Kontinentalitatszahl K 2 subozeanisch 9 Die Stumpfblattrige Weide kann zusammen mit der Weissen Silberwurz Dryas octopetala Initialstandorte im Periglazial der Hochgebirge besiedeln Sie ist damit eine Pionierart die beispielsweise alpine Streifenboden in den Alpen befestigt Streifenboden entwickeln sich als schrag zum Tal ziehende Steinstreifen die aus dem Ausfreieren der Steine an der Bodenoberflache und durch kapillar angesaugtes Wasser wird in den entstehenden Hohlraumen unter den Steinen feines Bodenmaterial eine Hebung hervorrufen Streifenboden sind durch die Schwerkraft sortiert und zeigen ebenfalls eine Zonierung die uber die Sukzession von Pflanzengesellschaften eine fortschreitende Bodenentwicklung anzeigt So befestigen zuerst Dryas octopetala und Salix retusa mit seilartig gestreckten uber 1 Meter langen Wurzeln den Mittelschutt der zum Halten gebracht wird Anschliessend siedelt sich die Polster Segge Carex firma an 10 Als okologischer Typ gehort sie zu den Schuttdeckern die im beweglichen Stein kleinere feste Inseln ausbildet indem sie sich mit ihren Sprossen ausbreitet dicht verzweigt und so das beweglich Gestein festhalt Zum gleichen Typ der zumeist Feinschutt festigenden Pflanzen gehoren andere Spalierstraucher wie Salix reticulata Dryas octopetala Arctostaphylos uva ursi Saxifraga oppositifolia und Gypsophila repens Salix retusa bildet dabei die oben beschriebenen Treppen im Geroll Als Vorteil der spalierformigen Wuchsform wird die erhohte Warmereflexion bodennaher Bereiche von Zweigen und Blattern beschrieben 11 Pflanzensoziologie BearbeitenDie Stumpfblattrige Weide ist Charakterart des pflanzensoziologischen Verbandes Salicion retusae 12 Zwei Assoziationen wurden ursprunglich aus Bereichen Sudosteuropas aussgeschieden das Soldanello Salicetum retusae Horvat 33 Salix retusa Carex nigra Ass auf grobblockigen Halden die an Kalkfelsen ansetzen u a in der Cvrsnica Bjelasnica Vranica und Durmitor sowie das Saicetum retusae reticulatae macedonicum Horvat 36 aus Makedonien Jakupica und Sar Planina Gemeinsam sind den Assoziation unter anderem Soldanella alpina Anemona baldensis Carex nigra Ranunculus montanus Polygonum viviparum Carex kitaibeliana u a 13 Nachdem Ivo Horvat 1960 den Verband Salicion retusae fur die Dinariden aufgestellt hatte wurden entsprechende Assoziationen der Alpen 1999 durch Thorsten Englisch in den Verband Soldanello alpinae Salicion retusae gestellt Bosjan Surina untersuchte danach 2005 die Verbande fur die Sudostalpen in denen er folgende Assoziationen ausschied Salici retusae Geranietum argentei Julische Alpen Homogyno discoloris Salicetum retusae Krn in den Julischen Alpen sowie den Karnischen Alpen Karawanken und dem Kamnik Salicetum retuso reticualatae Lienzer Dolomiten sowie Karnische Alpen Monte Baldo Belluno Dolomiten Bernina Potentillo brauneanae Homogynetum discoloris Julische Alpen und Karawanken 14 Bostjan Surina und Branko Vres konnten 2004 noch innerhalb des Verbandes Salicion retusae eine Assoziation ausserhalb der Hochgebirge fur tiefen Depressionen in Karstplateaus Sloweniens ausweisen das Drepanoclado uncinati Heliospermetum pusilli Surina amp Vres Diese Assoziation wachst im Slowenischen Karst im Sneznik und Trnovski gozd in tiefen Glaziokarst Depressionen und wird durch Temperaturinversion und kuhlfeuchtes regenreiches Klima durch das Laubmoos Sanionia uncinata und den Kleinen Strahlensame Helispemra pusillum charakterisiert Neben Sanionia und Heliosperma ist nur noch die Stumpfblattrige Weide Charakterart der auf gefestigten periglazialen Blockhalden stockenden Assoziation 15 Als weitere Begleitarten treten Viola biflora Carex capillaris Chrysosplenium alternifolium Carex atrata Polygonum viviparum und Festuca nitida auf wahrend unter den Moosen Oncophorus virens Campylium stellatum Polytrichum alpinum Pohlia elongata subsp elongata und Orthothecium rufescens am haufigsten sind In der Strauchschicht kommen nur Gemeine Fichte Bewimperte Alpenrose und Grossblattrige Weide vor oder diese fallen wegen der extremen Klimabedingungen ganzlich aus Literatur BearbeitenUlrich Hecker Baume und Straucher BLV Munchen 2001 ISBN 3 405 15767 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stumpfblattrige Weide Salix retusa Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Salix retusa L Stumpfblattrige Weide FloraWeb de Steckbrief und Verbreitungskarte fur Bayern In Botanischer Informationsknoten Bayerns Stumpfblattrige Weide In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Salicetum retuso reticulatum Kalkschneetalchen der Kriechweiden in den Alpen im Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Salix retusa im Germplasm Resources Information Network GRIN USDA ARS National Genetic Resources Program National Germplasm Resources Laboratory Beltsville Maryland Datenblatt bei Flora Vascular Eintrag im Red Data Book Bulgariens und Verbreitungskarte Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Cedomil Silic 1988 Atlas Drveca i Grmlja In Priroda Jugoslavije Band 1 3 Ausgabe Svjetlost Sarajewo S 69 a b Gustav Hegi Illustrierte Flora von Mitteleuropa Band III 1 3 Veranderte Auflage Paul Parey 1981 ISBN 3 489 59020 1 Hier S 78 Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete 8 Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 310 Gustav Hegi Illustrierte Flora von Mitteleuropa Band III 1 3 Veranderte Auflage Paul Parey 1981 ISBN 3 489 59020 1 Hier S 79 Vladimir Stevanovic Snezana Vukojicic Jasmina Sinzar Sekulic Maja Lazarevic Gordana Tomovic Kit Tan Distribution and diversity of Arctic Alpine species in the Balkans Plant Systematics and Evolution Dezember 2009 283 219 PDF Veska Roussakova Onlinedatenbank zu den EUNIS Habitaten in Bulgarien Alpine calciphilic dwarf shrub communities near melting snow patches 1 Gustav Hegi Illustrierte Flora von Mitteleuropa Band III 1 3 Veranderte Auflage Paul Parey 1981 ISBN 3 489 59020 1 Hier S 76 Erhard Dorr Wolfgang Lippert Flora des Allgaus und seiner Umgebung Band 1 IHW Verlag Eching bei Munchen 2001 ISBN 3 930167 50 6 S 409 Salix retusaL In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 2 April 2021 Wilhelm Lotschert Pflanzen an Grenzstandorten Gustav Fischer Stuttgart 1969 Hier S 38 Wilhelm Lotschert 1969 S 29 Ivo Horvat Vjekoslav Glavac Heinz Ellenberg 1974 Vegetation Sudosteuropas Geobotanica Selecta Hrsg Reinhard Tuxen Bd IV Gustav Fischer Stuttgart ISBN 3 437 30168 3 Ivo Horvat Vjekoslav Glavac Heinz Ellenberg 1974 S 627 Bostjan Surina 2005 Phytography and syntaxonomy of snow bed Vegetation on calcareous substrates in the south eastern alps a numerical approach Annales Ser hist nat 15 2 223 238 Bostjan Surina amp Branko Vres 2009 The Association Drepanoclado uncinati Heliospermetum pusilli Arabiedtalia caeruleae Thlaspietea rotundifolii in the Trnovski gozd Plateau Slovenia NW Dinaric Mts Hacquetia 8 1 31 40 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stumpfblattrige Weide amp oldid 225518006