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Otto Schulz Kampfhenkel 27 August 1910 in Buckow Markische Schweiz 21 August 1989 in Hamburg war ein deutscher Geograph Forschungsreisender Schriftsteller und Dokumentarfilmer der sich vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus einen Namen machte Ab 1930 unternahm er Studien Forschungs und Sammelexpeditionen nach Afrika und Brasilien die er wissenschaftlich schriftstellerisch und filmisch auswertete Im Jahr 1962 grundete er das gemeinnutzige Institut fur Weltkunde in Bildung und Forschung WBF in Hamburg dessen Leiter und Stiftungsvorstand er war Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen 3 Bucher 4 Filme Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenOtto Schulz Kampfhenkel war evangelisch und Sohn des Fabrikbesitzers Adolf Schulz und seiner Ehefrau Antonie geborene Kampfhenkel Die spatere Annahme des Doppelnamens Schulz Kampfhenkel erfolgte anscheinend in der Absicht sich vom haufigen Familienname Schulz abzusetzen 1 Nach dem Abitur studierte Schulz Kampfhenkel von 1929 bis 1931 Geographie Biologie mit Zoologie als Hauptfach und Geologie Palaontologie als Nebenfach in Freiburg im Breisgau 1 Dort wurde er Mitglied der Burschenschaft Franconia Sie gehorte zur Weissen Richtung der Burschenschaften die politisch der traditionellen auf das Kaiserreich bezogenen politischen Rechten nahestand Schulz Kampfhenkel erwahnte die Mitgliedschaft in der Burschenschaft in keiner seiner autobiographischen Schriften blieb ihr aber bis ans Lebensende verbunden 2 Ab dem Sommersemester 1931 studierte Schulz Kampfhenkel an der Universitat Wien wo er eine Denkschrift uber Beweggrunde Ziele und Form einer geplanten zoologischen Sammel Studien und Tierexpedition nach Liberia verfasste Diese Forschungsexpedition fuhrte er noch als Student vom Dezember 1931 bis Juli 1932 tatsachlich durch mit Unterstutzung des Berliner Zoologischen Gartens da sie auch zum Tierfang diente 1 Seine Erlebnisse schilderte er in seinem ersten Buch unter dem Titel Der Dschungel rief Schulz Kampfhenkel wurde am 1 Mai 1933 Mitglied der NSDAP nachdem er bei einem fruheren Versuch noch wegen politischer Unzuverlassigkeit abgelehnt worden war Am 3 November 1933 trat er in die SS ein Ab dem 1 Juni 1938 wurde er im Stab des Reichssicherheitshauptamtes als SS Untersturmfuhrer gefuhrt 1 Von 1935 bis 1937 war er Leiter der Deutschen Amazona Jary Expedition die von der brasilianischen und der deutschen Regierung und der Auslandsorganisation der NSDAP unter Federfuhrung des Kaiser Wilhelm Institutes fur Biologie und des Museu Nacional do Rio de Janeiro unternommen wurde Ergebnisse dieser Expedition waren der volkerkundliche Ufa Grossfilm Ratsel der Urwaldholle der mit grossem Erfolg in den Kinos lief und ein gleichnamiges Buch als Expeditionsbericht Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Neubearbeitungen von Buch und Film veroffentlicht aus denen die Bezuge auf den Nationalsozialismus entfernt worden waren Der Film aus dem Quellgebiet des Rio Jari in der Serra do Jari am Landerdreieck Brasilien Suriname Franzosisch Guayana zeigt unter anderem den Grabstock Pflanzenbau der auf der Kulturstufe der Jungsteinzeit stehenden Oayana und Oayapi Indianer von denen angenommen worden war dass sie ausgestorben seien Das Backen von Fladenbrot sowie der Tauschhandel zwischen den beiden Stammen wird ebenso dargestellt wie die typischen Pfahlbauten das Musizieren auf Mundfloten aus Hirschknochen oder auf Nasenfloten aus Bambusrohren Nur durch die exzellente Fahrtechnik der Indianer mit ihren Einbaumen auf den Stromschnellen des Rio Jari war es den Teilnehmern der Expedition moglich nach fast zwei Jahren die Zivilisation wieder zu erreichen Am 9 April 1941 wurde Schulz Kampfhenkel bei dem Geographen Hans Schrepfer an der Universitat Wurzburg zum Dr rer nat promoviert angeblich mit summa cum laude Allerdings gibt es weder ein Exemplar der Dissertation noch Akten uber den Promotionsvorgang 1 Schulz Kampfhenkels geschickte Vermarktung seiner Expedition fuhrte auch dazu dass die Mitglieder einer von ihm gegrundeten Forschungsgruppe fur weitere Aufgaben ausersehen wurden Zum Einsatz kamen Mitglieder seiner Forschungsgruppe beispielsweise im Rahmen des Anfang 1942 aufgestellten Sonderkommandos Dora das potentielle alliierte Vormarschrouten im sudlichen Libyen und im Tschad erkunden das Gebiet kartografieren und Klarheit hinsichtlich der Frage bringen sollte ob fur die deutsch italienischen Truppen aus dieser Richtung eine Gefahr bestand 3 Nach der deutsch italienischen Niederlage in Afrika wandte sich Schulz Kampfhenkel neuen Aufgaben im besetzten Osteuropa zu 1943 wurde der zwischenzeitlich zum Leutnant der Luftwaffe Dezember 1943 Oberleutnant und zum SS Untersturmfuhrer 4 aufgestiegene Schulz Kampfhenkel zum Sonderbeauftragten fur erdkundliche Fragen im Reichsforschungsrat ernannt 5 In dieser Funktion schuf er unter der Bezeichnung Forschungsstaffel zur besonderen Verwendung des OKW eine Gruppe von Geologen Geographen Hydrologen und Vegetationskundlern zu der neben anderen Heinz Ellenberg Friedrich Huttenlocher Erich Oberdorfer Erich Otremba und Josef Schmithusen gehorten 6 Im Gegensatz zu etablierten militargeographischen Abteilungen der Wehrmacht sollte die Gruppe unter anderem mit Hilfe von Luftbildern Karten zur militarischen Gelandebeurteilung herstellen Seine Forschungsaufgaben im Osten waren anfangs sowohl ziviler als auch militarischer Art wandten sich jedoch aufgrund des Kriegsverlaufs ab August 1943 vor allem militarischer Erkundung zu Schulz Kampfhenkels Forschungsgruppe hatte beispielsweise auch eine beratende Position beim Stellungsbau Schulz Kampfhenkel betonte in seinen Berichten immer dass seine Forschung den deutschen Interessen diene Dass er sich hoheren Stellen anbiederte allen voran der SS war seiner Karriere zweifellos forderlich ebenso dass seine Forschung mit der Ideologie des Nationalsozialismus durchaus vereinbar war Schulz Kampfhenkel arbeitete stets an seiner Inszenierung als serioser Wissenschaftler und Pionier der Forschung Laut Flachowsky und Stoecker wurden seine Expeditionen allerdings weniger von wissenschaftlichem Forscherdrang als vielmehr von einer amateurhaften Reise und Abenteuerlust geleitet 7 Nach dem Krieg wandte sich Schulz Kampfhenkel dem Dokumentar und Lehrfilm zu war von 1950 bis 1953 Gastwissenschaftler der Zoologischen Station in Neapel wo er didaktisch biologische Filme produziert sowie Vortrage unter anderem in Schulen und Hochschulen abhielt und arbeitete ab 1954 in Deutschland von wo aus er Arbeitsreisen unter anderem nach Afrika zur Arabischen Halbinsel und nach Sudostasien unternahm In Portugal baute er ab 1960 die Forschungsstation Quinta de Sao Pedro auf 1962 grundete er in Hamburg das Institut fur Weltkunde in Bildung und Forschung WBF als gemeinnutzige Gesellschaft zur Gestaltung und Verbreitung von Unterrichtsfilmen das seither audio visuelle Lehr und Forschungsmedien etwa fur allgemeinbildende Schulen erstellt Er war zudem Grunder und Vorstandsvorsitzender der Senator de Chapeau rouge Stiftung und 1979 Grunder und Direktor des Instituts fur Internationale Zusammenarbeit in Bildung und Forschung IZBF einer gemeinnutzigen Gesellschaft zur Einrichtung und Leitung von Forschungsstationen die ab 1980 Partnerschaftsvertrage mit der Universitat Wurzburg und der Universitat Lissabon hatte Zuletzt lebte Schulz Kampfhenkel in Berlin und Hamburg Auszeichnungen Bearbeiten1938 Frobenius Medaille fur die volkerkundlichen Ergebnisse der Deutschen Amazonas Jary Expedition 1957 Preis des Senators fur Volksbildung Berlin fur den erzieherisch besonders wertvollen Jugendfilm Allah Kerihm VII Internationales Filmfestspiele 1958 Jugendfilmpreis fur Robinson im Wattenmeer Bundesministerium fur Familie und Jugend bis 1984 weitere Preise in Deutschland Frankreich und Italien sowie Pradikate wertvoll und besonders wertvoll fur padagogisch didaktische Medien Bucher Bearbeiten1933 Der Dschungel rief Zoologie Student Tierfanger Urwaldjager in liberianischer Wildnis Neufeld amp Henius Berlin 1937 Im afrikanischen Dschungel als Tierfanger und Urwaldjager Eine Studentenexpedition in die Wildnisse der Pfefferkuste Deutscher Verlag Berlin 1938 Ratsel der Urwaldholle Ein Expeditionsbericht aus Amazonien Deutscher Verlag Berlin Neuausgabe Ratsel der Urwaldholle Vorstoss in unerforschte Urwalder des Amazonenstromes Ullstein Berlin 1953 Filme Auswahl Bearbeiten1938 Ratsel der Urwaldholle 1955 Allah Kerihm Utas abenteuerliche Reise durch Algerien 1960 Robinson im Wattenmeer 1961 Abenteuer in TogolandLiteratur BearbeitenBrockhaus Enzyklopadie 20 Bande 1966 Stichwort Amazonas Geschichte seiner Erforschung Soren Flachowsky Holger Stoecker Hrsg Vom Amazonas an die Ostfront Der Expeditionsreisende und Geograph Otto Schulz Kampfhenkel 1910 1989 Bohlau Verlag Koln 2011 ISBN 978 3 412 20765 6 Jens Glusing Das Guayana Projekt Ein deutsches Abenteuer am Amazonas Fotos von Michael Ende Ch Links Berlin 2008 ISBN 978 3 8615 3452 5 Walter Habel Hrsg Wer ist wer Das deutsche Who s who 24 Ausgabe Schmidt Romhild Lubeck 1985 ISBN 3 7950 2005 0 S 1138 Schulz kampfhenkel Otto Hermann Hausler Forschungsstaffel z b V Eine Sondereinheit zur militargeografischen Beurteilung des Gelandes im 2 Weltkrieg Schriftenreihe MILGEO Heft 21 2007 Herausgeber der Schriftenreihe Republik Osterreich Bundesminister fur Landesverteidigung Redaktion Institut fur Militarisches Geowesen Weblinks BearbeitenOtto Schulz Kampfhenkel in der Internet Movie Database englisch Literatur von und uber Otto Schulz Kampfhenkel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Dokumentation Herrenmenschen im Regenwald Youtube ZDF History ausgestrahlt am 29 Mai 2012 Programmankundigung Jens Glusing Amazonas Expedition 1935 Nazis im Dschungelcamp Spiegel Online 23 Oktober 2008 Deutsche BiographieEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Hermann Hausler Geographen im Zweiten Weltkrieg Die Forschungsstaffel z b V Mitteilungen der Osterreichischen Geographischen Gesellschaft Bd 160 2018 S 9 56 doi 10 1553 moeg160s9 open access Holger Stoecker Die Jagd auf letzte weisse Flecken der Erde Stationen eines juvenilen Expeditionsreisenden 1910 1941 In Soren Flachowsky Holger Stoecker Hrsg Vom Amazonas an die Ostfront Der Expeditionsreisende und Geograph Otto Schulz Kampfhenkel 1910 1989 Bohlau Verlag Koln 2011 S 23 96 hier S 26 Michael Rolke Soren Flachowsky Die geladene Maschinenpistole in der Rechten in der linken den Filmapparat Schulz Kampfhenkel im Sonderkommando Dora Erkundungen in der Wuste Libyens vom Mai 1942 bis Januar 1943 In Soren Flachowsky Holger Stoecker Hrsg Vom Amazonas an die Ostfront Der Expeditionsreisende und Geograph Otto Schulz Kampfhenkel 1910 1989 Bohlau Verlag Koln 2011 S 206 239 Hausler 2007 S 22 Hans Bohm Carl Troll Wissenschaftler in der NS Zeit In Matthias Winiger Hrsg Carl Troll Zeitumstande und Forschungsperspektiven Kolloquium im Gedenken an den 100 Geburtstag von Carl Troll S 1 99 dort S 64 Digitalisat frei zuganglich URI Hausler 2007 S 169 ff Soren Flachowsky Holger Stoecker Stationen einer Selbstinszenierung Eine Einfuhrung In Soren Flachowsky Holger Stoecker Hrsg Vom Amazonas an die Ostfront Der Expeditionsreisende und Geograph Otto Schulz Kampfhenkel 1910 1989 Bohlau Verlag Koln 2011 S 11 22 doi 10 7788 boehlau 9783412214302 11 Normdaten Person GND 136551513 lobid OGND AKS LCCN nr2002005706 VIAF 93629269 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schulz Kampfhenkel OttoKURZBESCHREIBUNG deutscher Geograph Forschungsreisender Schriftsteller und FilmerGEBURTSDATUM 27 August 1910GEBURTSORT Buckow Markische Schweiz STERBEDATUM 21 August 1989STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Schulz Kampfhenkel amp oldid 228723582