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Der Griffel oder Stylus in einer Blute ist der Teil eines Fruchtblatts oder Stempels der die Narbe tragt Der Begriff Stilus bedeutet ursprunglich Schreibstift oder Griffel er wurde bereits von Clusius verwendet und setzte sich seit Malpighi und Jungius allgemein durch 1 Stempel mit kurzem Griffel g Stempel mit mehreren Griffeln von Linum Gestielter Fruchtknoten mit seitlichem bis subgrundstandigem Griffel bei Frauenmantel Arten Alchemilla Ein Griffel kann als Teil des Fruchtblattes nur bei Bedecktsamern vorkommen Auch bei nicht verwachsenen apokarpen Fruchtblattern kann der obere Bereich des Fruchtblattes der keine Samenanlagen mehr beinhaltet Griffel genannt werden Meist wird der Begriff Griffel nur bei verwachsenen coenokarpen Fruchtblattern verwendet Je nachdem wie weit die Fruchtblatter miteinander verwachsen sind konnen mehrere Griffel vorhanden sein Sie konnen teilweise verwachsen sein und am oberen Ende freie Griffelaste bilden Stylodien oder sie konnen zu einem einzigen Griffel verwachsen sein an dessen Ende dann noch so viele Narben wie Fruchtblatter vorhanden sind oder es kann auch nur ein einheitliches Narbengewebe vorhanden sein Stylodien Stylodia werden teilweise auch als verlangerte Narben aufgefasst die wie Griffelaste erscheinen falsche Griffel Stylode auch bei reduzierten Pistilloden mit nur noch den reduzierten Griffelasten Oder auch wenn jedes Fruchtblatt einen eigenen Griffel hat Der Griffel ist im Normalfall endstandig wenn er auf der Spitze des Fruchtknotens steht oder seitenstandig wenn er neben oder unter der Spitze liegt wie bei den Mangos Mangifera sowie grundstandig wenn er am Grunde des Fruchtknotens steht sind hierbei die Fruchtblatter verwachsen und der Griffel steht am Blutenboden dann nennt man diese Stellung gynobasisch wie bei den Raublattgewachsen 2 Bei wenigen Arten sind Zwischenformen moglich subend grund oder endstandig z B bei einigen Ficus Arten und subgynobasisch wie beim Lauch Allium 3 4 5 Im Inneren des Griffels befindet sich das Leit oder Transmissionsgewebe das sich von der Narbe bis hinunter in den Fruchtknoten erstreckt In diesem Transmissionsgewebe wachsen die Pollenschlauche zu den einzelnen Samenanlagen Man unterscheidet hier meistens zwei Arten von Griffeln in denen das Transmissionsgewebe unterschiedlich ist ublicherweise solide mit einem Compitum aber auch hohle hier ist ein spezieller Kanal Lumen vom Fruchtknoten zur Narbe vorhanden 6 7 Von einigen Autoren wird noch ein halboffenes Gewebe unterschieden 8 9 Bei manchen Pflanzen darunter die Doldengewachse und die Gattung Shorea bildet sich ein Stylopodium Griffelpolster fuss scheibe eine kissenartige kegel oder scheibenformige Verdickung ein Podest an der Basis am Fuss des Griffels die oft diskusartig Nektar ausscheidet Bei einigen Pflanzenarten z B bei den Asternartigen konnen die Griffel der meist zwittrigen und protandrischen Bluten mit speziellen Haaren ausgestattet sein Bartig Griffelburste die Haare Sammelhaare Fegehaare dienen zum Auffangen des zuvor ausgetreuten Pollens der Antheren und ubernehmen so die Funktion einer sekundaren Pollenprasentation 2 10 11 12 Neuere Untersuchungen zeigen aber auch dass sie zu einem effizienten Mechanismus gehoren der die Offnung der Narbe kontrolliert und die Fremdbestaubung fordert Eine beruhrende Stimulation der Haare bewirkt eine Verkurzung der mannlichen Phase und beschleunigt die Narbenreifung Je haufiger die Haare stimuliert werden desto kurzer ist die mannliche Phase 13 Es kann auch ein Griffel Pollenbecher oder Indusium 14 vorhanden sein ein Auswuchs Saum am Griffelende der die Narbe becherformig umschliesst wie bei den Goodeniengewachsen Auch kann ein loffel oder hakenformiger Auswuchs am Griffelende vorhanden sein an den Pollen angelagert wird wie bei den Kreuzblumengewachsen Diese verschiedenen Pollenauffangstrukturen werden als Pollen Presenter bezeichnet 12 15 Bei wenigen Arten Pfeilwurzgewachse Marantaceae kann der Griffel sich bei Beruhrung eines Bestaubers irreversibel und explosionsartig einrollen und so Pollen vom Bestauber abstreifen und in eine spezielle Hohlung befordern und gleichzeitig eigenen Pollen von der Pollenplatte abgeben der hier vorher in der Blutenentwicklung von der Narbe abgegeben wurde 16 17 Auch moglich ist die Flexistylie die bei einigen Arten vorkommt abhangig vom Reifungsgrad der Staubblatter bewegt sich der Griffel hier hoch oder runter wie beim Echten Galgant Man vermutet dass dadurch die Bestaubung mit eigenem Pollen also eine Selbstbestaubung verhindert wird Man kann noch unterscheiden in Cata bei protogynen Bluten und Anaflexistylie bei protandrischen Bluten 18 Bei einigen Arten Apocynaceae wird eine sogenannte Clavuncula ausgebildet hier verbreitert sich der Griffel direkt unterhalb der Narbe Dies wird auch als Griffel oder Narbenkopf bezeichnet Der Griffel fallt meistens nach der Befruchtung ab er kann aber auch bleibend sein und dann welken oder fortwachsen 19 Ist er bleibend sind die Fruchte oft geschnabelt Sarracenia purpurea mit blattformigem Griffel unter dessen Spitzen die hakenformigen Narben sitzen Zweiteiliger scheibenformiger Griffelfuss beim Gefleckten Schierling Lilienblute typisch ist der lange Griffel der die Narbe aus der Blute heraushebtSiehe auch BearbeitenHeterostylie Enantiostylie Gynostemium GynostegiumLiteratur BearbeitenPeter Sitte Elmar Weiler Joachim W Kadereit Andreas Bresinsky Christian Korner Lehrbuch der Botanik fur Hochschulen Begrundet von Eduard Strasburger 35 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2002 ISBN 3 8274 1010 X S 764 f Einzelnachweise Bearbeiten Gerhard Wagenitz Worterbuch der Botanik Die Termini in ihrem historischen Zusammenhang 2 erweiterte Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin 2003 ISBN 3 8274 1398 2 S 315 a b Hermann Hager Botanischer Unterricht in 160 Lectionen 3 Auflage Springer 1885 ISBN 978 3 642 89788 7 Reprint S 198 Michael G Simpson Plant Systematics Academic Press 2006 ISBN 0 12 644460 9 S 378 f Chittaranjan Kole Wild Crop Relatives Genomic and Breeding Resources Springer 2011 ISBN 978 3 642 20449 4 S 1 Rong Shu Ficus In Flora of China 5 2003 S 37 71 online PDF 493 kB bei eFloras org abgerufen am 18 Mai 2018 K R Shivanna Rajesh Tandon Reproductive Ecology of Flowering Plants A Manual Springer 2014 ISBN 978 81 322 2002 2 S 51 ff Focko Weberling Morphology of Flowers and Inflorescences Cambridge Univ Press 1989 ISBN 0 521 25134 6 S 192 Valayamghat Raghavan Molecular Embryology of Flowering Plants Cambridge Univ Press 1997 ISBN 0 521 55246 X S 192 Peter K Endress Diversity and Evolutionary Biology of Tropical Flowers Cambridge Univ Press 1994 1998 ISBN 0 521 42088 1 S 53 f 76 f 204 Veit M Dorken Campanulaceae Glockenblumengewachse Asterales online PDF 1 0 MB auf cms uni konstanz de abgerufen am 7 Mai 2018 Strasburger Lehrbuch der Pflanzenwissenschaften 37 Auflage 2014 ISBN 978 3 642 54434 7 S 714 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b P G Ladd Pollen presenters in 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Volume 168 Issue 3 2012 S 300 322 doi 10 1111 j 1095 8339 2011 01202 x Michael Allaby A Dictionary of Plant Sciences Third Edition Oxford Univ Press 2012 ISBN 978 0 19 960057 1 S 198 Stephan Endlicher Franz Unger Grundzuge der Botanik Gerold 1843 S 274 280 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Griffel Botanik amp oldid 227919687