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Dieser Artikel beschreibt die Fremdbestaubung im Bezug zur Einzelblute also eine Fremdbefruchtung Dies ist die ursprungliche Form Das Schema der Bestaubungsformen hierzu ist im Artikel Bestaubung dargestellt Es gibt in der Literatur auch teilweise den Bezug zur ganzen Pflanze bzw den genetischen Bezug Als Fremdbestaubung auch indirekte oder heterokline Bestaubung bezeichnet man bei Pflanzen die Ubertragung von Pollen einer Blute auf die Narbe einer anderen Blute derselben Pflanzenart 1 Die Bestaubung anderer Bluten derselben Einzelpflanze mit anschliessender Befruchtung bezeichnet man als Geitonogamie Die Bestaubung der Blute einer anderen artgleichen Einzelpflanze mit anschliessender Befruchtung als Xenogamie von altgriechisch 3enos xenos Gast Fremder und gamos gamos Hochzeit Vermahlung Ehe 2 3 4 Die Fremdbestaubung wurde 1790 von dem Theologen und Botaniker Christian Konrad Sprengel unter anderem am Schmalblattrigen Weidenroschen entdeckt und beschrieben Weit geoffnete Bluten im FruhlingDer hierfur erforderliche Pollentransport kann je nach Pflanzenart entweder durch Wasser Wind oder uber Tiere z B Insekten Fledermause Vogel erfolgen Inhaltsverzeichnis 1 Unterscheidung der bestaubten Pflanzen 2 Formen der Fremdbestaubung 2 1 Wasserbestaubung 2 2 Windbestaubung 2 3 Tierbestaubung 2 4 Kunstliche Bestaubung Mensch 3 Mechanismen zur Forderung der Fremdbestaubung 3 1 Ausbildung eingeschlechtlicher Bluten 3 2 Herkogamie 3 3 Verschiedengriffeligkeit 3 4 Vormannlichkeit 3 5 Vorweiblichkeit 3 6 Inkompatibilitat 4 Funktion der Fremdbestaubung 5 EinzelnachweiseUnterscheidung der bestaubten Pflanzen BearbeitenMan unterscheidet bei der Xenogamie auch Kreuzbestaubung genannt 5 Kreuzung zwischen verschiedenen Individuen gleicher Varietat isomorphe Xenogamie Wird der Pollen auf die Narbe eines anderen Individuums aufgebracht das sich vegetativ von der gleichen Mutterpflanze herleitet spricht man von Geschwisterbestaubung kreuzung Adelphogamie Sind die Verwandten etwas weiter entfernt nennt man dies Gnesiogamie Staurogamie Echte Kreuzung outcrossing breeding 6 Kreuzung zwischen verschiedenen Individuen ungleicher Varietat heteromorphe Xenogamie werden Blendlingsbestaubung genannt die Erzeugung der Mischform Nothogamie Fremdbestaubung und anschliessende Befruchtung durch Pollen der auf eine andere Blute ubertragen wird auch als Fremdbefruchtung bezeichnet und gehort zur Allogamie Diese umfasst nicht nur Blutenpflanzen sondern auch Pflanzen ohne Blutenbildung die sich beispielsweise uber Keimzellen oder Sporen vermehren z B Algen und Farne 7 8 Bei der Fremdbefruchtung wird das von der Mutterpflanze und von der Vaterpflanze stammende Erbgut neu kombiniert Somit erhoht sich bei der Kreuzbestaubung die Wahrscheinlichkeit einer solchen Rekombination Abzugrenzen sind die Fremdbestaubungen Kreuzbestaubung zweiter Art heteromorphe Xenogamie und Gnesiogamie Exogamie heterogenetische Bestaubung und die Nachbarbestaubung Geitonogamie sowie die als Endogamie bezeichnete Geschwisterbestaubing autogenetische Bestaubung Bei der Nachbarbestaubung werden Pollen von der Blute einer Pflanze auf die Narbe einer Blute derselben Pflanze ubertragen Die Nachbarbestaubung ist daher genetisch gleichwertig mit der Selbstbestaubung Autogamie da eine Verteilung und Neuanordnung genetischen Materials zweier Individuen unterbleibt 4 Die Fremdbestaubung geschieht in der geoffneten Blute Chasmogamie Fuhrt die Allogamie zur Befruchtung nennt man dies Allokarpie bei der Geitonogamie Geito e nokarpie und bei der Xenogamie Xenokarpie Formen der Fremdbestaubung BearbeitenIm Laufe der Evolutionsgeschichte entwickelten sich die Formen der Ubertragung der mannlichen Gameten in dieser Reihenfolge wobei es sich bei den wasserlebenden Pflanzen Algen aus denen sich die Gefasspflanzen entwickelt haben nicht um Pollen sondern um schwimmende Gameten handelte Auch bei den Moosen bei denen die Gameten durch Wasser ubertragen werden handelt es sich nicht um Pollen Erst die Samenpflanzen entwickelten Pollen die in Form von Blutenstaub ubertragen werden Abiotische Bestaubung Biotische Bestaubung nbsp Seegras wachst submers nbsp Dactylis glomerata Pollenflug nbsp Taubenschwanzchen fuhrt den Russel in eine Rohrenblute einer Dahlie ein nbsp Kleiner Veilchenohrkolibri nbsp Fliege auf einem Fliegenragwurz Wasser Hydrophilie Wind Anemophilie Tiere Zoophilie Mensch AntropophilieWasserbestaubung Bearbeiten Die seltene Wasserbestaubung kommt bei einigen Pflanzen vor die untergetaucht oder auf der Wasseroberflache wachsen Der Pollen kann oberhalb oder unter der Wasseroberflache transportiert werden 9 Windbestaubung Bearbeiten Bei der Windbestaubung werden die Pollen durch den Wind ubertragen und fallen durch Zufall auf die Narbe einer anderen Blute Windbestaubte Pflanzen besitzen oft unscheinbare Blutenhullen oder diese fehlen ganz Nektar und Duftstoffe werden nicht produziert Die Bluten stehen haufig in vielblutigen oft eingeschlechtigen Blutenstanden zusammen Der reichlich vorhandene Pollen wird an oft langen und im Wind beweglichen Staubfaden produziert Pollenkitt fehlt meist Die Narben sind gross ausgebildet und stark zerteilt 9 Typische Windbestauber sind die Sussgraser Weizen Roggen und Mais Die Pollen windbestaubender Pflanzen konnen Heuschnupfen verursachen Tierbestaubung Bearbeiten Die Tierbestaubung wird je nach Art des bestaubenden Tiers weiter untergliedert Die am haufigsten anzutreffende Tierbestaubung ist die durch Insekten Bei der Insektenbestaubung kann differenziert werden nach Fliegenblutigkeit Bienenblutigkeit Tagfalterblutigkeit und weiteren In den Tropen hat die Bestaubung durch Vogel eine wichtige Bedeutung ebenso die Bestaubung durch Fledermause 4 Bluten welche durch Vogel bestaubt werden sogenannte Vogelblumen sind oft auffallig rot gefarbt eine Farbe die Insekten nicht sehen konnen Die Mittel mit denen die Pflanzen ihre Bestauber anlocken sind vielfaltig Viele der insektenbestaubten Pflanzen werden durch Nektar trinkende und oder Pollen sammelnde Insekten wie Bienen Hummeln Schmetterlinge oder Schwebfliegen bestaubt Angelockt werden die Tiere gewohnlich durch eine grosse und lebhaft gefarbte Blutenhulle Haufig ist die Blute dorsiventral gestaltet Sind Nektar und Duftstoffe vorhanden spricht man von Nektarblumen Wahrend die Tiere den Nektar einsammeln werden sie von Pollen uberpudert Fliegen sie zur nachsten Blute bleibt der Pollen an deren Narbe hangen Blutenpflanzen ohne Nektar und Duftstoffe werden als Pollenblume bezeichnet In Anpassung an die Insektenbestaubung sind die Staubfaden oftmals kurzer ausgebildet und die Narbe ist wenig geteilt 10 Hinsichtlich der Hauptbestauber haben die Pflanzen bestimmte Anpassungsmerkmale entwickelt Der Nektar der von Schmetterlingen bestaubten Pflanzen befindet sich oft am Grund langer Rohren in welche die Schmetterlinge ihren Russel einfuhren Sind Nachtfalter die Hauptbestauber offnen sich die Bluten haufig erst am Abend Solche Bluten sind meist unauffallig gefarbt besitzen jedoch eine intensive Duftnote Bei Pflanzen die uberwiegend von Fliegen bestaubt werden dominieren flache Nektarien 9 Typisch ist hier ein charakteristischer Pilz oder Aasgeruch Besonders Orchideen haben spezielle Mechanismen entwickelt um Bestauberinsekten anzulocken Manche Arten bieten keinen Nektar an sondern imitieren durch Form und Farbung der Blutenhullblatter Bluten anderer Pflanzen die Nektar bieten Einige Orchideenarten locken die Mannchen bestimmter Insektenarten durch Pheromone an und veranlassen sie zu einer scheinbaren Kopulation zum Beispiel die Ragwurz Arten Tauschblume Kesselfallenblumen besitzen beispielsweise Aristolochia Gelber Frauenschuh und Arum Durch den speziellen Aufbau der Blute gelangen kleine Insekten in eine kesselformige Erweiterung der Blute oder bei Arum der Spatha und konnen diese durch Vorrichtungen wie Reusenhaare erst dann wieder verlassen wenn die Bestaubung stattgefunden hat 9 Kunstliche Bestaubung Mensch Bearbeiten Um bei der Pflanzenzuchtung unerwunschte zufallige Bestaubungen zu verhindern gibt es Methoden der kunstlichen Bestaubung Hierfur kann man den Pollen der ausgewahlten Vaterpflanze beispielsweise mit einem feinen Pinsel auf die Narbe in der Blute der ausgewahlten Mutterpflanze ubertragen Diese Methode benutzte schon Gregor Mendel fur seine Zuchtungsexperimente mit Blutenpflanzen Mendel entfernte zuvor schon fruhzeitig die Staubgefasse damit keine unerwunschte Selbstbestaubung oder zufallige Fremdbestaubung moglich ist und er sicher sein konnte dass die Nachkommen von den ausgewahlten Elternpflanzen abstammen Mechanismen zur Forderung der Fremdbestaubung BearbeitenKarl Fritsch ging noch davon aus dass es in der Tierwelt keine Selbstbefruchtung gabe Selbstbefruchtung bei Pflanzen war ihm bekannt und er hat morphologische Merkmale und Besonderheiten im zeitlichen Ablauf des Bluhvorgangs beschrieben welche die Wahrscheinlichkeit einer Selbstbestaubung verringern und die Fremdbestaubung fordern 11 Im Lehrbuch der Botanik von Eduard Strasburger und anderen Lehrwerken werden diese Mechanismen genau beschrieben Die verbreitetsten sind Ausbildung eingeschlechtlicher Bluten Bearbeiten Bei den Windbestaubern Einhausigkeit oder Zweihausigkeit Raumlich getrennte eingeschlechtige Bluten Diklinie unterstutzen ebenfalls Fremdbestaubung 9 Bei Einhausigkeit sind weibliche und mannliche Bluten auf einem Pflanzenexemplar vorhanden Bei den zweihausig verteilten Bluten existieren mannliche und weibliche Individuen Das einzelne Individuum besitzt folglich nur mannliche oder weibliche Bluten Zu dieser Gruppe von Pflanzen gehoren der Sanddorn die Salweide oder das Bingelkraut Da mannliche und weibliche Bluten auf unterschiedliche Individuen verteilt sind ist Selbstbestaubung ausgeschlossen 12 nbsp Pinus mugo Zweig mit getrennten Bluten beiderlei Geschlechts nbsp Salweide Zweige eines weiblichen Baumes nbsp Salweide Zweige eines mannlichen BaumesHerkogamie Bearbeiten nbsp Magnolie mit raumlich getrenntem Gynoeceum und AndroeceumWenn Staubblatter und Narbe innerhalb einer Blute durch morphologische Besonderheiten raumlich etwas weiter getrennt stehen bezeichnet man das als Herkogamie Ein Beispiel hierfur ist die Iris 9 Bei vielen dieser Bluten wird die Narbe durch ein Gynophor so emporgehoben dass die Wahrscheinlichkeit etwas verringert wird dass Pollenkorner der eigenen Blute auf die Narbe fallen Verschiedengriffeligkeit Bearbeiten Bei manchen Pflanzenarten gibt es Individuen bei denen die Griffel lang sind und die Staubbeutel tief sitzend und Individuen bei denen die Griffel kurz sind und die Staubbeutel hoch sitzend Es gibt also zwei verschiedene Typen von Bluten Dies nennt man Verschiedengriffeligkeit bzw Heterostylie Bei anderen Arten mit zwei Staubblattkreisen gibt es sogar drei verschiedene Typen von Bluten je nachdem ob sich die Griffel auf der unteren der mittleren oder der oberen Ebene befinden Tristylie Eine Befruchtung erfolgt nur wenn der Pollen von einer Ebene auf eine Narbe derselben Ebene gelangt Beispielsweise mussen Pollen von kurzen Staubblattern auch auf die Narbe eines kurzen Griffels gelangen Dies kann aber nicht innerhalb einer Blute geschehen 9 Beispiele sind die Primel mit zwei Ebenen oder der Blutweiderich und die Sauerkleegewachse bei welchen Tristylie vorkommt 9 Vormannlichkeit Bearbeiten Es gibt auch Pflanzen die mit einer zeitlichen Trennung der Selbstbestaubung vorbeugen Bei der Vormannlichkeit Proterandrie entleeren die Staubbeutel den Pollen bevor die Narbe derselben Blute empfangnisbereit ist Dies kommt zum Beispiel bei den Korbblutlern dem Salbei der Glockenblume und dem Mais vor 9 Vorweiblichkeit Bearbeiten Bei der Vorweiblichkeit Proterogynie ist die Narbe schon einige Zeit vor der Entleerung der Staubbeutel empfangnisbereit In dieser Zeit kann die Narbe nur von Pollen anderer Bluten bestaubt werden wodurch sich die Wahrscheinlichkeit fur eine Fremdbestaubung erhoht Die Vorweiblichkeit kommt zum Beispiel beim Wegerich vor 9 Inkompatibilitat Bearbeiten Fremdbestaubung wird auch durch eine physiologisch bedingte Unvertraglichkeit zwischen Narbe und Pollen oder Griffelgewebe und Pollen des gleichen Individuums gefordert Selbstinkompatibilitat bei Pflanzen 9 Funktion der Fremdbestaubung BearbeitenDie Fremdbestaubung vermindert die Wahrscheinlichkeit dass nachteilige rezessive Allele homozygot in einem Organismus zusammentreffen und so die schadliche Eigenschaft im Phanotypus zum Ausdruck kommt Vor allem aber fordert sie die genetische Diversitat einer Pflanzenart da wahrend der Befruchtung Genotypen mit unterschiedlichen Allelen gemischt werden So wird die Anzahl verschiedener genetischer Kombinationen innerhalb der Pflanzenpopulation gesteigert Treten beispielsweise Veranderungen der Umweltbedingungen auf ist die Wahrscheinlichkeit hoher dass zumindest einige Exemplare der Population sich erfolgreich an die neuen Bedingungen anpassen konnen siehe auch Adaptive Radiation Fremdbestaubung kann auch zur Entstehung von Hybriden fuhren die in ihren Eigenschaften vitaler als die jeweiligen Elternpflanzen sein konnen 13 Einzelnachweise Bearbeiten Eduard Strasburger Lehrbuch der Botanik Gustav Fischer Verlag Stuttgart New York 1978 Seite S 708 710 und S 756 763 K Giesenhagen Lehrbuch der Botanik 9 Auflage Springer 1924 ISBN 978 3 663 15325 2 Reprint S 77 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Thomas Stutzel Botanische Bestimmungsubungen 3 Auflage Ulmer 2015 ISBN 978 3 8252 8549 4 S 52 a b c Dieter Hess Systematische Botanik Ulmer Verlag Stuttgart 2005 UTB 2673 ISBN 3 8252 2673 5 S 92 ff O von Kirchner E Loew C Schroter Lebensgeschichte der Blutenpflanzen Mitteleuropas Band 1 Abt 1 Ulmer 1908 S 19 f Glossar archive org R Rieger A Michaelis Genetisches und cytogenetisches Worterbuch 2 Auflage Springer 1958 ISBN 978 3 642 53221 4 S 586 Botanik online der Uni Hamburg Fortpflanzungsarten Rekombinationssysteme aufgerufen am 6 Februar 2012 Terra human Befruchtung Xenogamie und Allogamie aufgerufen am 6 Februar 2012 a b c d e f g h i j k Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland 20 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin 2011 ISBN 978 3 8274 1606 3 S 25 f Eduard Strasburger Lehrbuch der Botanik Gustav Fischer Verlag Stuttgart New York 1978 Seite S 708 710 und S 756 763 Karl Fritsch Die Vermeidung der Selbstbefruchtung im Pflanzenreich PDF 5 0 MB Uni Greifswald Geschlecht der Bluten Memento des Originals vom 29 Juni 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot pharm1 pharmazie uni greifswald de Murray W Nabors Botanik Pearson Studium 2009 ISBN 978 3 8273 7231 4 S 577 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fremdbestaubung amp oldid 223180819