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Das Schmalblattrige Weidenroschen Epilobium angustifolium ist eine Pflanzenart aus der Gattung Weidenroschen Epilobium innerhalb der Familie der Nachtkerzengewachse Onagraceae Schmalblattriges WeidenroschenSchmalblattriges Weidenroschen Epilobium angustifolium SystematikEurosiden IIOrdnung Myrtenartige Myrtales Familie Nachtkerzengewachse Onagraceae Unterfamilie OnagroideaeGattung Weidenroschen Epilobium Art Schmalblattriges WeidenroschenWissenschaftlicher NameEpilobium angustifolium L HolubDer deutsche Botaniker Christian Konrad Sprengel entdeckte 1790 an dieser Art die Fremdbestaubung Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Vegetative Merkmale 1 2 Generative Merkmale 2 Okologie 3 Vorkommen 4 Systematik 5 Verwendung 5 1 Verwendung in der Heilkunde und medizinische Forschung 6 Trivialnamen 7 Quellen 7 1 Literatur 7 2 Einzelnachweise 8 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp Illustration in Otto Wilhelm Thome Flora von Deutschland Osterreich und der Schweiz Gera 1885Vegetative Merkmale Bearbeiten Das Schmalblattrige Weidenroschen wachst als sommergrune ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshohen von meist 50 bis 120 selten bis zu 200 Zentimetern Sie bildet ein weit kriechendes Rhizom als Uberdauerungsorgan und zur vegetativen klonalen Ausbreitung zusatzlich zur generativen uber die Flugsamen Die aufrechten im Querschnitt runden bis stumpfkantigen und meist unverzweigten Stangel sind kahl oder nur schwach behaart und bis in die Spitze dunkel purpurn gefarbt Die wechselstandig angeordneten Laubblatter sind kurz gestielt Die einfache Blattspreite ist schmal lanzettlich mit einer Lange von etwa 5 bis 20 Zentimetern und einer Breite von 1 bis 2 5 Zentimetern Die blaugrun gefarbte Blattunterseite weist deutlich hervortretende Blattadern auf Der schwach schwielige gezahnte Blattrand ist nach unten gebogen Generative Merkmale Bearbeiten nbsp Blutendetail deutlich erkennbar die vier dunkleren Kelchblatter nbsp FruchtstandDie Blutezeit erstreckt sich von Juni bis August Die zahlreichen Bluten sind in einem langen endstandigen traubigen Blutenstand angeordnet Im Gegensatz zu den meist radiarsymmetrischen Bluten vieler Weidenroschen Arten sind die Bluten des Schmalblattrigen Weidenroschens ein wenig zygomorph Die rosa bis purpurfarbenen Bluten sind etwa 2 bis 3 Zentimeter breit Die vier Kelchblatter sind linealisch Die vier heller gefarbten Kronblatter sind breit abgerundet bis leicht ausgerandet und kurz benagelt Der am Grund meist etwas behaarte Griffel endet in einer vierteiligen Narbe Die Kapselfrucht ist schlank lang fachspaltig und rot uberlaufen Beim Aufspringen rollen die Klappen etwas zuruck Die winzigen Samen sind langlebig Die Chromosomenzahl betragt 2n 36 1 Okologie BearbeitenEine vegetative Vermehrung erfolgt durch Wurzelsprosse und durch Verzweigungen des Rhizoms Durch ihre Rhizome gilt das Schmalblattrige Weidenroschen als wichtiger Bodenfestiger Die Aufbluhfolge ist von unten nach oben wodurch die Fremdbestaubung gesichert ist Es finden sich daher gleichzeitig Knospen Bluten und Fruchte an einer Pflanze ahnlich wie es auch vom Faulbaum her bekannt ist Bestauber sind vor allem Hautflugler Die zahlreichen Bluten sind eine gute Bienenweide Die Samen besitzen einen langen Haarschopf und konnen somit als typische Schirmchenflieger mit einer Sinkgeschwindigkeit von 20 Zentimeter pro Sekunde Flugweiten von mindestens 10 Kilometer erreichen Pro Pflanze werden hunderttausende Samen produziert wodurch sehr schnell neue Flachen wie etwa Kahlschlage besiedelt werden konnen Vorkommen BearbeitenDas Schmalblattrige Weidenroschen ist auf der Nordhalbkugel zirkumpolar verbreitet Die Vorkommen reichen bis weit in den Norden in Europa bis weit nach Skandinavien In den Alpen ist das Schmalblattrige Weidenroschen von der Tallage bis in Hohenlagen von 2000 Metern in den Westalpen bis zu 2500 Metern anzutreffen In den Allgauer Alpen steigt es im Tiroler Teil zwischen Lechleiten und der Hundskopfalpe bei Steeg bis zu einer Hohenlage von 1910 Meter auf 2 Als Standort bevorzugt dieser Rohbodenpionier Kahlschlage Ufer Boschungen Fels und Blockschutt Trummergrundstucke sowie Ruderalstellen im Allgemeinen Die kalkmeidende Lichtpflanze gedeiht auf frischen nahrstoffreichen Lehmboden Sie ist pflanzensoziologisch in Mitteleuropa eine Klassencharakterart der Epilobietea angustifolii und kommt optimal im Senecioni Epilobietum angustifolii seltener auch in Gesellschaften der Klasse Betulo Adenostyletea vor 1 nbsp Wappen des Yukon Territoriums mit FireweedInsbesondere nach Waldschlagen oder Waldbranden kann sie sich auf der entstandenen Lichtung sehr schnell ausbreiten Von dieser Eigenschaft leitet sich der englische Name Fireweed ab welcher in Alaska und Kanada gebrauchlich ist So findet sich Epilobium angustifolium auch im Wappen des kanadischen Yukon Territoriums Aufgrund ihrer Eigenschaften als Pionierpflanze vermehrte sich das Schmalblattrige Weidenroschen stark auf den durch Luftangriffe und Bodenkampfe des Zweiten Weltkriegs entstandenen stadtischen Schutt und Trummerflachen Die zuvor im urbanen Bereich ungewohnten bzw unbekannten Pflanzen der Ruderalflora insbesondere aber die Schmalblattrigen Weidenroschen erhielten den volkstumlichen Namen Trummerblumen Systematik BearbeitenDie Erstveroffentlichung dieser Art erfolgte 1753 durch Carl von Linne in Species Plantarum unter dem Namen Epilobium angustifolium L 3 1771 wurde sie durch Giovanni Antonio Scopoli unter dem Namen Chamaenerion angustifolium L Scop in die Gattung Chamaenerion Seg gestellt 4 1972 verwarf der tschechische Botaniker Josef Holub die Gattung Chamaenerion als ungultig und stellte das Schmalblattrige Weidenroschen unter dem Namen Chamerion angustifolium L Holub in die Gattung Chamerion Raf Raf ex Holub 5 6 Der russische Botaniker Alexander Sennikov kam dagegen 2011 zu dem Schluss dass Chamaenerion Seg der alteste regelgerecht publizierte Name ist der 1872 mit Epilobium angustifolium lektotypifiziert wurde 7 Ein weiteres heterotypisches Synonym ist Epilobium spicatum Lam 8 In der phylogenetischen Analysen folgenden Revision der Onagraceae wurde die Gattung Chamaenerion als Chamerion 2007 nachdem sie zuvor mehrheitlich wieder verworfen war wiederbelebt und 2011 bestatigt 9 Chamaenerion und Epilobium s str stellen demnach Schwestertaxa dar die eine monophyletische Gruppe bilden Daher ist sowohl die Anerkennung als eigene Gattungen als auch die Behandlung als eine Gattung wissenschaftlich gerechtfertigt Im englischsprachigen Raum und in der Flora of China 2007 wird Chamerion anerkannt im deutschsprachigen Raum manchmal nicht Von Epilobium angustifolium sind mindestens zwei Unterarten anerkannt 8 Epilobium angustifolium subsp angustifolium Epilobium angustifolium subsp circumvagum MosquinVerwendung Bearbeiten nbsp Die Bluten sind attraktiv fur Hummeln und BienenDie jungen unter und oberirdischen Pflanzenteile konnen ahnlich dem Spargel als Salat oder Gemuse zubereitet werden Junge zarte Blatter sind zwar sauerlich im Geschmack reich an Vitamin C man kann sie aber mit milden Krautern mischen oder als Teemischung geniessen auch als koptischer Tee bekannt Russischer Tee oder Ivan Tee im Russischen fruher auch Koporskij Tschaj Koporskij chaj nach dem fruher wesentliche Mengen produzierenden Dorf Koporje ist fermentierter Weidenroschentee Deswegen heisst das schmalblattrige Weidenroschen im Russischen Iwantee Weidenblatt Ivan chaj uzkolistnyj Der fermentierte Tee schmeckt dem Schwarztee ahnlich ist aber ohne Teein Coffein und soll verschiedenste Heilwirkungen haben Er war in Russland vor der Verbreitung asiatischen Schwarztees verbreitet 10 Bienen die die Pollen von Epilobium angustifolium sammeln sollen besonders aromatischen Honig geben Insbesondere die unterirdischen Pflanzenteile sind reich an Gerb und Schleimstoffen Fruher und teilweise auch heute noch wurden aus den Samenhaaren des Schmalblattrigen Weidenroschens Kerzendochte geflochten Die nordamerikanischen Haida aus British Columbia und Alaska verarbeiteten die ausseren Fasern der Stangel zur Herstellung von Schnuren aus welchen sie wiederum Fischernetze knupften Andere Indianer verwendeten die langen Samenhaare um sie zusammen mit Ziegenwolle zu Decken und Umhangen zu weben Man verwandte sie im alten Russland auch zur Kissenfullung 10 Verwendung in der Heilkunde und medizinische Forschung Bearbeiten Der Ausschuss fur pflanzliche Arzneimittel HMPC der Europaischen Arzneimittel Agentur EMA hat 2016 eine Monografie fur Zubereitungen aus dem Kraut von E angustifolium und oder E parviflorum veroffentlicht 11 Demnach konnen bestimmte Zubereitungen aus Weidenroschenkraut bei Beschwerden der ableitenden Harnwege im Zusammenhang mit benigner Prostatahyperplasie BPH eingesetzt werden wenn keine ernsthafte Erkrankung vorliegt Epilobium angustifolium wird als Teedroge volkstumlich bei Prostataerkrankungen vor allem benigne Prostatahyperplasie und Magen Darm Erkrankungen eingesetzt 12 In Versuchen zeigt sich eine antimikrobielle 13 Wirkung eines Extraktes aus Epilobium angustifolium Bei hormonabhangigen Prostataadenomen konnten in einer Studie Auszuge aus verschiedenen Epilobium Arten darunter auch Epilobium angustifolium die Apoptose der Krebszellen uber eine Interaktion mit den Signalkaskaden in den Mitochondrien auslosen 14 Der polyphenolische Inhaltsstoff mit dem Namen Oenothein B aus Epilobium angustifolium zeigt immunmodulatorische Wirkungen 15 Trivialnamen BearbeitenWeitere deutschsprachige Trivialnamen sind Stauden Feuerkraut Waldweidenroschen oder Waldschlagweidenroschen Fur das Schmalblattrige Weidenroschen bestehen bzw bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen St Antoniekraut Ostpreussen Eberkraut Feuerkraut Krebsblumen Schlesien bei Lauban kurilischer Tee bezogen auf die Bluten Unholdenkraut und wilde Wilge Ostfriesland 16 Quellen BearbeitenLiteratur Bearbeiten Xaver Finkenzeller Jurke Grau Alpenblumen Erkennen und bestimmen Steinbachs Naturfuhrer Mosaik Munchen 2002 ISBN 3 576 11482 3 Manfred A Fischer Wolfgang Adler Karl Oswald Exkursionsflora fur Osterreich Liechtenstein und Sudtirol 2 verbesserte und erweiterte Auflage Land Oberosterreich Biologiezentrum der Oberosterreichischen Landesmuseen Linz 2005 ISBN 3 85474 140 5 Ruprecht Dull Herfried Kutzelnigg Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands Ein botanisch okologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten 6 vollig neu bearbeitete Auflage Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2005 ISBN 3 494 01397 7 Epilobium angustifolium L Schmalblattriges Weidenroschen FloraWeb de Abschnitt Beschreibung Einzelnachweise Bearbeiten a b Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Muller 8 stark uberarbeitete und erganzte Auflage Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 681 682 Erhard Dorr Wolfgang Lippert Flora des Allgaus und seiner Umgebung Band 2 IHW Eching 2004 ISBN 3 930167 61 1 S 245 Carl von Linne Species Plantarum Band 1 Lars Salvius Stockholm 1753 S 347 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3Dhttp 3A 2F 2Fwww biodiversitylibrary org 2Fopenurl 3Fpid 3Dtitle 3A669 26volume 3D1 26issue 3D 26spage 3D347 26date 3D1753 GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Giovanni Antonio Scopoli Flora carniolica exhibens plantas Carnioliae indigenas et distributas in classes genera species varietates ordine linnaeano Editio secunda aucta et reformata Ioannis Paulus Krauss Wien S 271 als PDF Datei Josef Holub Taxonomic and nomenclatural remarks on Chamaenerion auct In Folia Geobotanica et Phytotaxonomica Band 7 Nr 1 1972 S 81 90 hier S 86 DOI 10 1007 BF02856384 Epilobium angustifolium bei Tropicos org Missouri Botanical Garden St Louis Alexander N Sennikov Chamerion or Chamaenerion Onagraceae The old story in new words In Taxon Band 60 Nr 5 2011 S 1485 1488 Abstract a b Epilobium angustifolium im Germplasm Resources Information Network GRIN USDA ARS National Genetic Resources Program National Germplasm Resources Laboratory Beltsville Maryland Warren L Wagner Peter C Hoch Peter H Raven Revised Classification of the Onagraceae Systematic Botany Monographs Band 83 American Society of Plant Taxonomists Ann Arbor Mich 2007 ISBN 978 0 912861 83 8 PDF Datei 1 2 Vorlage Toter Link si pddr si edu Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis a b https teelux de teewiki geschichte ivan tee website der Fa W A Riedel GbR zur Geschichte des Weidenroschen Tees abgerufen am 1 August 2018 EMA HMPC Epilobii herba Informationen und Dokumente zur Monografie EMA HMPC 712511 2014 Ingrid Schonfelder Peter Schonfelder Das neue Handbuch der Heilpflanzen Botanik Arzneidrogen Wirkstoffe Anwendung Franckh Kosmos Stuttgart 2004 ISBN 3 440 09387 5 S 180 I Kosalec N Kopjar D Kremer Antimicrobial activity of Willowherb Epilobium angustifolium L leaves and flowers In Current drug targets Band 14 Nr 9 2013 S 986 991 DOI 10 2174 13894501113149990177 PMID 23796429 M Stolarczyk M Naruszewicz A K Kiss Extracts from Epilobium sp herbs induce apoptosis in human hormone dependent prostate cancer cells by activating the mitochondrial pathway In The Journal of pharmacy and pharmacology Band 65 Nr 7 2013 S 1044 1054 DOI 10 1111 jphp 12063 PMID 23738732 I A Schepetkin L N Kirpotina L Jakiw A I Khlebnikov C L Blaskovich M A Jutila M T Quinn Immunomodulatory activity of oenothein B isolated from Epilobium angustifolium In Journal of Immunology Baltimore Md 1950 Band 183 Nr 10 2009 S 6754 6766 DOI 10 4049 jimmunol 0901827 PMID 19846877 PMC 2783546 freier Volltext Georg August Pritzel Carl Jessen Die deutschen Volksnamen der Pflanzen Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze Philipp Cohen Hannover 1882 Seite 139 eingescannt Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schmalblattriges Weidenroschen Epilobium angustifolium Album mit Bildern Videos und Audiodateien Epilobium angustifolium L Schmalblattriges Weidenroschen FloraWeb de Steckbrief und Verbreitungskarte fur Bayern In Botanischer Informationsknoten Bayerns Schmalblattriges Weidenroschen In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Epilobium angustifolium L L In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 28 Dezember 2015 Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schmalblattriges Weidenroschen amp oldid 227137576