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Die Evolutionsgeschichte beschreibt die Tatsache dass im Verlauf der Erdgeschichte Lebewesen jeweils zu bestimmten Zeiten erstmals in Erscheinung getreten und viele davon auch wieder verschwunden sind dass Arten sich verandert haben und neue Arten neue Pflanzen und Tierstamme entstanden sind Die Evolutionsgeschichte kann anhand von Fossilfunden objektiv nachvollzogen werden Im Unterschied hierzu befassen sich die Evolutionstheorien mit den denkbaren Erklarungen Erklarungsmodellen fur die Evolution 4 Beides gehort zu den Forschungsgebieten der Evolutionsbiologie 5 Schautafel vom Kambrium bis zum Holozan Das Prakambrium ist unten als schmale Leiste dargestellt es war jedoch der langste Zeitraum der Erdgeschichte siehe Zeittafel unten Die Tierstamme und Gattungen sind nicht nach einer stammesgeschichtlichen Ordnung dargestellt sondern nur als Beispiele fur die erdgeschichtlichen Zeitraume 1 2 3 Zeitskala siehe Phanerozoikum Inhaltsverzeichnis 1 Wissenschaftsgeschichte 2 Veranderung von Lebensraumen und Umweltbedingungen 3 Zeitliche Abfolge bei der Entstehung der fruhen Lebewesen 4 Literatur 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseWissenschaftsgeschichte BearbeitenDen verschiedenen Evolutionstheorien gingen grundlegende Entdeckungen in der Geologie und Palaontologie voraus Schon im 17 und 18 Jahrhundert war bekannt dass die ubereinanderliegenden Schichten von Ablagerungsgesteinen unterschiedlich alt sind 6 Meistens sind die unteren Schichten alter wurden also fruher abgelagert und die daruber liegenden Schichten sind junger da sie danach abgelagert wurden Stratigraphisches Prinzip Ebenfalls lange bekannt war dass solche Schichten versteinerte Uberreste enthalten die offensichtlich von Lebewesen stammten sogenannte Fossilien Franzosische Geologen und Biologen sammelten im spaten 18 und fruhen 19 Jahrhundert in den Sedimentgesteinen des im Perm in der Trias sowie in der Jura und Kreidezeit gebildeten Deckgebirges des franzosischen Schichtstufenlandes Fossilien von Pflanzen und Tieren und beschrieben diese systematisch Auch im alteren Grundgebirge fanden sie teilweise noch gut erhaltene Fossilien Beispiele fur Fossilien aus dem Grundgebirge West und Mitteleuropas nbsp Trilobit Conocoryphe Mittelkambrium Tschechien nbsp Nautiloid Phragmoceras Silur Tschechien nbsp Reste der primitiven Landpflanze Stockmansella Unterdevon Nordrhein Westfalen nbsp Ur Schlangenstern Euzonosoma Unterdevon Rheinland Pfalz nbsp Armfusser Cyrtina multiplicata Mitteldevon Spanien nbsp Trilobit Cummingella Unterkarbon BelgienBeispiele fur Fossilien aus dem Ubergangs und Deckgebirge West und Mitteleuropas nbsp Riesenlibelle Oberkarbon oder Unterperm Frankreich nbsp Urlurch Sclerocephalus Unterperm Rheinland Pfalz nbsp Fossiles Trittsiegel Chirotherium Untertrias England nbsp Ginkgo Blatter Mitteljura England nbsp Urvogel Archaeopteryx Oberjura Bayern nbsp fruher Primat Darwinius Eozan Hessen Grube Messel Georges Cuvier und andere stellten fest dass die relativen Altersbeziehungen die sich aus der Abfolge der Schichten von unten nach oben ergeben sich auch im Fossilgehalt widerspiegeln So wurden gleichartige Fossilien jeweils immer nur in Schichten des ungefahr gleichen Alters gefunden Man schlussfolgerte daraus dass bestimmte Tier und Pflanzenarten jeweils erst ab einem bestimmten Zeitpunkt auf der Erde erschienen sein konnen da in den darunterliegenden alteren Ablagerungsgesteinen nirgends entsprechende Fossilien zu finden waren Gleichermassen mussten bestimmte Tier und Pflanzenarten jeweils ab einem bestimmten Zeitpunkt von der Erde verschwunden ausgestorben sein da sie einerseits in der heutigen Lebewelt nicht mehr vorkommen und sie schon in jungeren Ablagerungsgesteinen nicht mehr zu finden sind 7 Im systematischen Abgleich der Fossilfaunen und floren mit dem relativen Alter der Schichten in denen sie enthalten waren zeigte sich dass sich die Lebewelt im Verlauf der Erdgeschichte nicht nur bedeutend gewandelt hat sondern dass dieser Wandel relativ kontinuierlich beinahe buchstablich von Schicht zu Schicht verfolgbar ist Ferner wurde festgestellt dass sich ausgedehntere erdgeschichtliche Zeitraume unterscheiden lassen in denen bestimmte Organismengruppen dominierten bevor sie schliesslich ausstarben Alle diese Beobachtungen wurden Grundlage des Prinzips nach dem sich das relative Schichtenalter mithilfe der darin enthaltenen Fossilien bestimmen lasst Biostratigraphie Ferner wurde beobachtet dass die Komplexitat der Organismen mit abnehmendem Alter der Fundschichten zunimmt So sind in den altesten fossilfuhrenden Schichten noch uberwiegend einfach gebaute ausschliesslich im Meer lebende niedere Tiere wie Schwamme Trilobiten und Armfusser anzutreffen wahrend in jungeren Schichten sowohl komplexere niedere Tiere moderne Kopffusser Seeigel Fluginsekten als auch eine zunehmende Vielfalt an Wirbeltieren zu verzeichnen sind die nicht mehr nur im Meer sondern auch auf dem Land lebten Diese Beobachtungen veranlassten die von der Aufklarung gepragten Pioniere der modernen Naturwissenschaften zu Uberlegungen wie der beobachtete Wandel in den Faunen und Floren der Urzeit auf naturlichem Wege vonstattengegangen sein konnte Der Biologe Jean Baptiste de Lamarck 8 mutmasste dass spater aufgetretene Tierformen als Nachkommen aus den fruheren hervorgegangen sein konnten Das bedeutete dass Tierarten sich verandern und zu neuen anderen Formen entwickeln konnen oder anders ausgedruckt in andere Formen evolvieren oder evoluieren konnen Lamarck war somit einer der ersten der die biblische Vorstellung von der Unveranderlichkeit der Arten durch die Idee der Evolution ersetzte Seine Hypothese zum Mechanismus hinter der Evolution Lamarckismus erwies sich spater zwar als grossenteils unzutreffend motivierte aber andere Wissenschaftler nach besseren Erklarungen zu suchen Durchgesetzt hat sich schliesslich die Mitte des 19 Jahrhunderts von Charles Darwin und Alfred Russel Wallace entwickelte und in ihren Grundzugen noch heute gultige Evolutionstheorie in der die naturliche Selektion eine zentrale Rolle spielt Diese wurde spater erweitert und modifiziert von Wallace selbst sowie von August Weismann Ernst Mayr Theodosius Dobzhansky und weiteren Vorreitern der modernen Evolutionsbiologie Veranderung von Lebensraumen und Umweltbedingungen BearbeitenDie Erde ist seit Anbeginn ihrer Existenz ein dynamischer Planet Deshalb verandern sich in den fur Menschen schwer erfassbaren Zeitraumen von Jahrmillionen Umwelt und Lebensbedingungen auf der Erde fortwahrend durch globale Prozesse mit teils einseitiger teils wechselseitiger Beeinflussung Zu diesen Prozessen gehoren die Verschiebungen der tektonischen Platten ausgedehnterer Vulkanismus Veranderungen des globalen Klimas und globale Schwankungen des Meeresspiegels 9 10 Unter anderem angestossen durch diese fortwahrenden Veranderungen entwickelten sich die bestehenden Lebensformen in der Pflanzen und Tierwelt im Laufe dieser Jahrmillionen entweder weiter zu neuen Formen die jeweils mit den neuen Umweltfaktoren besser zurechtkamen oder sie starben aus In Zeiten besonders widriger Bedingungen kam es zu regelrechten Okokrisen Massenaussterben wahrend derer die Artenvielfalt massiv zuruckging Fur einige derartige Ereignisse sind nicht allein irdisch geologische sondern auch kosmische Ursachen Asteroideneinschlag Gammablitz nachgewiesen oder zumindest in Betracht gezogen worden Nach solchen Krisen wuchs die Artenvielfalt jedoch in relativ kurzer Zeit wieder an ein Prozess der als adaptive Radiation bezeichnet wird Dabei ist in der Fossiluberlieferung zu beobachten dass manche Tiergruppen die zuvor nur mit wenigen kleinen Formen vertreten waren plotzlich eine enorme Formenvielfalt entwickelten die auch viele grosse bisweilen sogar riesenwuchsige Formen einschloss Andere Tiergruppen verloren im Zuge eines Massenaussterbens ihre einstige Dominanz Eines der popularsten Beispiele fur einen derartigen Umschwung in der Tierwelt ist das Verschwinden der Nichtvogel Dinosaurier am Ende der Kreidezeit und der darauf folgende Anbruch des Zeitalters der Saugetiere dem schliesslich auch der Mensch entsprang 11 Zeitliche Abfolge bei der Entstehung der fruhen Lebewesen Bearbeiten nbsp Evolution der Lebewesen uber4 1 Milliarden Jahre 12 Fur diese Darstellung wurde keine logarithmische sondern bewusst eine lineare Zeitskala verwendet So wird optisch deutlich dass das auf das Prakambrium folgende Phanerozoikum im Verhaltnis zur Erdgeschichte relativ kurz ist Das kleine Rechteck rechts oben entspricht der obigen Zeittafel Der fruheste Nachweis von Leben liegt zeitlich relativ nah am heute angenommenen Entstehungszeitraum der Erde in einer protoplanetaren Scheibe 13 Die Atmosphare der ganz fruhen Erde enthielt noch keinen Sauerstoff Die fruhesten prokaryotischen Mikroorganismen deckten ihren Energiebedarf durch Chemosynthese Es gab viele aus heutiger Sicht extremophile Einzeller die unter den damaligen abiotischen Bedingungen leben und sich vermehren konnten 14 Nach der Entstehung und starken Ausbreitung von Fotosynthese betreibenden Prokaryoten vor allem Blaualgen kam es weltweit zu einem drastischen Anstieg des Sauerstoffgehalts der Gewasser und der Erdatmosphare siehe Grosse Sauerstoffkatastrophe und damit zu globalen Veranderungen der Lebensbedingungen Das Ansteigen des Sauerstoffgehalts der prakambrischen Gewasser begann lange vor dem GOE und begunstigte die Biomineralisation nbsp Phylogenetischer Baum des Lebens als Korallendiagramm zoombar englisch Nachdem durch Symbiogenese und Endosymbiose die Eukaryoten und daraus dann auch vielzellige Organismen Parazoa und Eumetazoa entstanden waren kam es bei den vielzelligen Lebewesen zu Hoherentwicklungen Gegen Ende des Prakambriums finden sich fruhe fossile Nachweise in der Ediacara Fauna Im Kambrium wahrend der kambrischen Radiation entstanden dann viele Tierstamme beinahe gleichzeitig Letztere war die Ausgangsbasis fur die auf der heutigen Erde bestehende nahezu unuberschaubare Vielfalt besonders auch an bilateralsymmetrisch gebauten Lebewesen Literatur BearbeitenPeter Ward Joe Kirschvink Eine neue Geschichte des Lebens Wie Katastrophen den Lauf der Evolution bestimmt haben Aus dem Englischen von Sebastian Vogel Deutsche Verlagsanstalt Munchen 2016 ISBN 978 3 421 04661 1 Inhaltsverzeichnis S 7 10 unter https d nb info 1098326903 04 Siehe auch BearbeitenGeologische Zeitskala Geochronologie Innovation Evolution Weblinks BearbeitenSchautafel der Evolution zusammen mit Palaogeographie und geologischer Zeitskala englisch auf timescalefoundation orgEinzelnachweise Bearbeiten Emil Kuhn Schnyder Hans Rieber Palaozoologie Morphologie und Systematik der ausgestorbenen Tiere Stuttgart 1984 Rudiger Wehner Walter Gehring Zoologie Stuttgart 1990 Neil A Campbell Jane B Reece Biologie Heidelberg Berlin 2003 Wolfgang Schad Hrsg Evolution als Verstandnisprinzip in Kosmos Mensch und Natur Verlag Freies Geistesleben Stuttgart 2009 S 223 251 Neil A Campbell Jane B Reece Biologie Spektrum Verlag Heidelberg Berlin 2003 ISBN 3 8274 1352 4 Alexandre Brongniart Georges Cuvier Essai sur la geographie mineralogique des environs de Paris In Journal des mines Band 23 Nr 138 1808 S 421 458 Georges Cuvier Recherches sur les ossemens fossiles ou l on retablit les caracteres de plusieurs animaux dont les revolutions du globe ont detruit les especes 4 Bande Dufour et d Ocagne Paris 1812 4 Auflage 12 Bande Paris 1835 1837 Jean Baptiste de Lamarck Philosophie zoologique ou Exposition des considerations relative a l histoire naturelle des animaux Paris 1809 deutsche Ubersetzung durch Arnold Lang Jena 1876 Christopher Scotese Atlas of Earth History Paleogeography Paleomap Project Arlington Texas 2001 www scotese com Vincent Courtillot Paul Renne On the ages of flood basalt eventsSur l age des trapps basaltiques In Comptes Rendus Geoscience Band 335 Nr 1 2003 S 113 140 Volltext als PDF Auf mantleplumes org J David Archibald Extinction and Radiation How the Fall of Dinosaurs Led to the Rise of Mammals Johns Hopkins University Press Baltimore MD 2011 ISBN 978 0 8018 9805 1 Eukaryoten Eine neue Zeittafel der Evolution Max Planck Gesellschaft 24 Mai 2015 www mpg de Manfred Schidlowski Early Evolution of Life on Earth Geological and Biogeochemical Evidence In Zeitschrift fur Geologische Wissenschaften Band 37 Nr 4 5 Berlin 2009 S 237 260 Volltext als PDF Auf zgw online de Armen Mulkidjanian Andrew Bychkov u a Origin of first cells at terrestrial anoxic geothermal fields In PNAS Published online 13 Februar 2012 Volltext als PDF Auf biophys ru Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evolutionsgeschichte amp oldid 233824909