www.wikidata.de-de.nina.az
Das geologische stratigraphische Prinzip auch stratigraphisches Grundgesetz oder Lagerungsregel ist das grundlegende Prinzip der Stratigraphie in der Geologie Die stratigraphische Folge im Isfjorden auf der zu Spitzbergen gehorenden Insel Svalbard Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Stenos Gedankengang 3 Heutiger Stand 4 Siehe auch 5 LiteraturBeschreibung BearbeitenDas stratigraphische Prinzip besteht aus drei Teilen 1 das Prinzip der lateralen Ausdehnung von Gesteinsschichten oder Prinzip der Horizontbestandigkeit das heisst bei Gesteinen die an verschiedenen Orten auftreten aber genau die gleichen Eigenschaften aufweisen handelt es sich auch um dieselben Gesteinsschichten 2 das Prinzip der ursprunglichen Horizontalitat oder Prinzip der horizontalen Ablagerung von Sedimenten3 das Prinzip der Uberlagerung oder Prinzip der Lagerungsabfolge das heisst Sedimentschichten werden in einer zeitlichen Reihenfolge abgelagert vom alteren im Liegenden unten zum jungeren im Hangenden oben Diese Prinzipien wurde 1669 zum ersten Mal von dem danischen Naturforscher Nicolaus Steno 1638 1686 in seinem Werk De solido intra solidum Vom Festen im Festen formuliert nachdem er die Gesteine des Apennins in der Nahe von Florenz untersucht hatte Das stratigraphische Prinzip erlaubt Aussagen uber das relative Alter der Gesteine nicht aber uber ihr absolutes Alter Die jungere Schicht konnte sich prinzipiell schon wenige Tage nach der alteren gebildet haben oder aber auch erst Millionen von Jahren spater Stenos Gedankengang Bearbeiten nbsp Stenos Werk mit dem vollstandigen Titel De solido intra solidum naturaliter contento dissertationis prodromusNicolaus Steno ging davon aus dass alle Gesteine und Minerale einst flussig gewesen seien und dass sich Gesteinsschichten bilden indem Teilchen nach und nach aus einer Emulsion in Wasser ausfallen und auf den Grund absinken Dieser Vorgang wurde folglich waagerechte sohlige Lagen erzeugen wobei es sich bei den Schichten an der Basis um die altesten handelt und bei jenen weiter oben um die jungsten Steno war sich aber bereits bewusst dass andere geologische Prozesse zu scheinbaren Ausnahmen von seinen Ablagerungsgesetzen fuhren konnten Diese Abweichungen fuhrte er auf spatere Storungen des Gesteinsverbundes zuruck Er argumentierte dass unterirdische Flusse tief gelegene Schichten ausgehohlt haben konnten und dass dann der Einsturz der Hohle grosse Teile von hoher gelegenen Schichten in die Tiefe befordert habe Ebenso vermutete er dass Gesteine durch unterirdische Krafte in die Hohe gehoben werden konnten Wie seine Zeitgenossen fuhrte Steno die Bildung der meisten Gesteine auf die biblische Sintflut zuruck Dennoch bemerkte er dass die tiefer liegenden Schichten der zwei wichtigsten Gesteinsarten im Apennin keine Fossilien enthielten wahrend die hoher liegenden sehr fossilreich waren Er schlug deshalb vor dass sich die oberen Schichten wahrend der Flut nach Erschaffung des Lebens gebildet hatten wahrend die unteren entstanden seien noch bevor es Leben auf der Erde gab Dies stellt den ersten bekannten Versuch in der Geschichte der Geologie dar bestimmte Zeitabschnitte in der Erdgeschichte voneinander zu unterscheiden Heutiger Stand BearbeitenHeute ist bekannt dass es tatsachlich Ausnahmen vom Prinzip der horizontalen Ablagerung gibt Das bekannteste Beispiel sind Sanddunen Hier gibt es Hange mit bis zu 15 Gefalle bei denen die innere Reibung zwischen den einzelnen Kornern verhindert dass die Boschung zu einem flacheren Winkel abrutscht Auf ahnliche Weise konnen Sedimente eine bereits vorhandene geneigte Oberflache bedecken Ausserdem erstrecken sich Sedimentschichten nicht unendlich weit nach allen Seiten hin sondern keilen fruher oder spater aus was ebenfalls leichte Abweichungen von der Horizontalen wahrend der Ablagerung voraussetzt Gesteinsschmelze kann sich ihren Weg durch das umgebende Gestein bahnen und manchmal zwischen zwei altere Schichten eindringen womit sie ebenfalls eine Ausnahme vom stratigraphischen Prinzip darstellt Andererseits gilt das stratigraphische Prinzip grundsatzlich sogar fur Gesteine die nicht aus Wasser abgeschieden werden sondern aus magmatischen Eruptionen oder aus der Luft wie zum Beispiel vulkanische Ergussgesteine und Aschen und durch die Luft verfrachtete aolische Sedimente Verstellungen der Gesteine durch Faltung und Storungen konnen die Untersuchung einer stratigraphischen Abfolge jedoch erheblich erschweren Aufgrund von tektonischen Uberschiebungen kann es zum Beispiel vorkommen dass wider Erwarten doch altere Gesteine uber jungeren zu finden sind Dabei wird die Rekonstruktion der wirklichen Lagerungsverhaltnisse durch den Umstand erschwert dass Uberschiebungen oft nur einen kleinen Winkel zur Schichtung der uberschobenen Gesteine aufweisen oder gelegentlich sogar schichtparallel ausgebildet sind Tatsachlich werden gerade scheinbare Verletzungen des stratigraphischen Prinzips in Uberschiebungszonen von Kreationisten und Schopfungswissenschaftlern gerne als Belege angefuhrt um die allgemeinen Grundlagen der Geologie in Zweifel zu ziehen Trotz alledem hinterlassen solche Vorgange sichtbare Spuren die entschlusselt werden konnen Zum Beispiel sind die Gesteine entlang von Storungslinien meist rissig zerbrochen oder sogar mineralogisch umgewandelt Siehe auch BearbeitenKonkordanz Geologie Das Prinzip der Fossilfolge Biostratigraphie Literatur BearbeitenHermann Wieh Niels Stensen Sein Leben in Dokumenten und Bildern Wurzburg 1988 Alan Cutler Die Muschel auf dem Berg Uber Nicolaus Steno und die Anfange der Geologie Albrecht Knaus Verlag Munchen 2004 ISBN 3 8135 0188 4 W Kenneth Hamblin The Earth s Dynamic Systems A Textbook in Physical Geology Burgess Publishing Company Minneapolis Minnesota 1978 S 115 The Principle of Superposition and Original Horizontality Principles of Archaeological Stratigraphy London amp New York Academic Press ISBN 0 12 326650 5 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stratigraphisches Prinzip amp oldid 227286147