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Dieser Artikel beschaftigt sich mit der Geschichte der Wissenschaft Geologie Zur Entwicklungsgeschichte der Erde insbesondere der Erdkruste siehe Historische Geologie Die Geschichte der Geologie umfasst die Entwicklung der Wissenschaft Geologie sowie ihrer Vorlaufer von der Fruhgeschichte bis zur Gegenwart Sie hat Uberschneidungen mit der Geschichte anderer Geowissenschaften wie vor allem der Palaontologie der Mineralogie und der Petrographie Es war Thales von Milet der als einer der Ersten versucht hat rationale Erklarungen anstelle alter mythologischer Vorstellungen uber die Erde zu verwenden In der christlichen Spatantike gingen allerdings viele nicht mythologische Kenntnisse uber die Beschaffenheit der Erde wieder verloren im arabisch muslimischen Kulturraum wurden hingegen die antiken Vorstellungen uber die Entstehung der Erze und Gesteine weiterentwickelt Ibn Sina latinisiert Avicenna um 980 1037 griff hierbei besonders auf Aristoteles zuruck Daruber hinaus lieferte er eine modern anmutende Klassifizierung des Mineralreiches in Salze Schwefel Metalle und Steine In Europa setzte die Rezeption der antiken Vorstellungen in der Renaissance ein Daneben wurden die zeitgenossischen Techniken des Bergbaus und mineralogische Kenntnisse der Bergleute von Gelehrten wie Georgius Agricola 1494 1555 systematisiert Die ersten Schritte in die Richtung einer Erdgeschichte ging der danische Arzt und Naturforscher Nicolaus Steno 1638 1686 der im Jahre 1669 das erste geologische Profil das wirklich historisch gedacht war entwarf Die Entwicklung der Geologie zu einer modernen Naturwissenschaft ab dem 18 Jhdt erfolgte im Rahmen mehrerer teilweise ausserst heftiger Kontroversen uber das vorherrschende Paradigma Zuerst Neptunismus gegen Plutonismus dann Katastrophismus gegen Aktualismus bzw Gradualismus Die ersten mobilistischen Vorstellungen uber die Moglichkeit dass Festlandsmassen sich seitlich bewegen konnen finden sich in der Kontinentaldrift Hypothese Alfred Wegeners 1880 1930 aus dem Jahr 1915 konnten sich aber erst in der zweiten Halfte des 20 Jhs im Paradigma der Plattentektonik gegen den vorher vorherrschenden Fixismus durchsetzen Inhaltsverzeichnis 1 Antike 1 1 Minerale Fossilien und Gesteine in der ionischen Naturphilosophie 1 2 Metaphysische Spekulationen in der griechischen Philosophie 1 3 Die antiken Steinbucher 1 4 Die Grundlagen des christlichen Erdbildes 2 Mittelalter 3 Renaissance 3 1 Bergleute 3 2 und Alchemisten 4 Die Entdeckung der Erdgeschichte 5 Die Geologie als moderne Wissenschaft 5 1 Ein Paar wie Feuer und Wasser Plutonismus und Neptunismus 5 2 Eine ewig aktuelle Welt oder ein Universum der Katastrophen 5 3 Erste globale Hypothesen zur Gebirgsbildung 5 4 Die Suche nach dem fest verankerten Urkontinent 5 5 Die Entdeckung der treibenden Kontinente 5 6 Die Veranderung der Arbeitsmethoden im 20 Jahrhundert 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAntike Bearbeiten nbsp Der Turiner Papyrus zeigt die Lageskizze eines agyptischen Bergbaureviers um 1160 v Chr Wegen der Legende Die Berge in denen Gold gewaschen wird Sie sind in dieser roten Farbe gilt der Papyrus als die alteste erhaltene geologische Karte der Welt Die Ursprunge der Geologie speisen sich aus zwei recht unterschiedlichen Quellen einerseits aus den praktischen Kenntnissen der Erzsucher Bergleute und Metallurgen die die antiken Hochkulturen mit den benotigten Rohstoffen versorgten andererseits aus den allerersten Keimen der abendlandischen Philosophie Minerale Fossilien und Gesteine in der ionischen Naturphilosophie Bearbeiten Es war Thales von Milet um 624 bis um 546 v Chr der Begrunder der ionischen Naturphilosophie der als einer der Ersten nach rationalen Erklarungen suchte statt den alten mythologischen Vorstellungen uber die Erde zu folgen Nicht mehr den grollenden Erderschutterer Poseidon machte er fur die Entstehung der Erdbeben verantwortlich sondern die Bewegungen der auf dem Urwasser schwimmenden Erdscheibe Ebenso scheint Thales durch die Beobachtung der Sedimentation bei Sandbanken an der Mundung grosser Flusse oder der Ausfallung von Mineralen am Rand heisser Quellen zu seiner These gelangt zu sein alle Dinge seien aus dem Wasser entstanden Anaximandros um 610 bis um 546 v Chr zeichnete nicht nur die erste Karte der bewohnten Welt sondern dehnte Thales Vorstellungen auch auf die belebte Welt aus Er lehrte dass die Lebewesen aus der Feuchtigkeit entstanden seien die unter der Einwirkung der Sonne verdunste Als Folge habe sich aus fischartigen Lebewesen der Mensch entwickelt Naturlich ist es reiner Zufall dass heute wieder diskutiert wird ob sich die ersten Bausteine des Lebens Ursuppe im Meer gebildet haben oder ob sie sich nicht eher in heissen mineralgesattigten Wasserlochern konzentriert hatten Dennoch greift Anaximanders erstaunliche These der modernen Evolutionstheorie um mehr als 2400 Jahre voraus Schliesslich erwagt er als erster Denker einen naturlichen Entwicklungsprozess der Lebewesen Auf jeden Fall zeigt sie dass ihm das Phanomen der Ausfallung von Meersalz durch Sonneneinstrahlung Evaporation bekannt war Xenophanes von Kolophon um 570 bis um 470 v Chr deutete erstmals die Abdrucke von Muscheln und anderen Seetieren in meeresfernen Landstrichen als die Uberreste von versteinerten Lebewesen Fossilien Ihre Lage erklarte er damit dass sich die Gebirge einstmals aus dem Meer gehoben hatten Ebenso erkannte er die voranschreitende Erosion an den Kusten Aus diesen beiden Prozessen schloss er auf grosse Zyklen in denen sich Gebirgsbildung und Erosion abwechselten Bei der Zerstorung der Festlander werde dabei jedes Mal die jeweilige Menschheit vernichtet Metaphysische Spekulationen in der griechischen Philosophie Bearbeiten nbsp Griechische BergarbeiterAlle diese der Natur zugewandten Denkansatze galten schon im 4 vorchristlichen Jahrhundert wieder als uberholt Die griechische Philosophie widmete sich stattdessen vermehrt formallogischen und transzendenten Problemen Wahrend die Pythagoreer in Suditalien die Mathematik in eine geheime Mysterien Religion verwandelten beschrankten sich die Sophisten auf Ubungen in Grammatik Dialektik und Rhetorik Die Vorstellungen uber die Entstehung der Gesteine und Metalle bewegten sich bald nur noch im Bereich der reinen Spekulation die auf empirische Beobachtungen weitgehend verzichtete Als z B Anaxagoras von Klazomenai um 500 428 v Chr behauptete die steinige Beschaffenheit der Himmelskorper sei durch den Fall des Meteoriten von Aigospotamoi bewiesen worden brachte ihm das bereits eine Verurteilung wegen Gotteslasterung ein Platon 427 348 v Chr verband die Lehre von den vier Elementen des Empedokles mit den mathematischen Spekulationen der Pythagoreer uber die geometrische Gestalt der Atome Die Metalle und Minerale bestunden demnach nicht wie die Steine und Erden aus vermischten Elementen sondern aus besonders verdichtetem schmelzbarem Wasser sprich besonders hart gefrorenem Eis Aristoteles 384 322 v Chr vertrat in seinem Werk Meteorologia die folgenreiche Lehre von der Umwandlung Transmutation der Elemente Die Wandlung fuhrte er auf das tiefe Eindringen der Sonnenstrahlen in den Erdkorper zuruck Aus den resultierenden trockenen Ausdunstungen entstunden demnach die Gesteine und aus den feuchten Ausdunstungen die Metalle Seine Vorstellung uber die Bildung von Fossilien im Inneren von Gesteinen durch eine unbestimmte schopferische Kraft lateinisch vis plastica sollte ebenfalls bis weit in die Neuzeit Geltung behalten Die Hebungen und Senkungen der Erdoberflache die Anschwemmung und Abtragung bewirken waren ihm bekannt Seiner Meinung nach beruhten sie auf der langsamen aber unregelmassigen Alterung der Erde Als Ursache fur die Entwicklung und das Wachstum aller Dinge also auch der Minerale galt der Logos griechisch das Wort die vernunftige Rede die Begrundung ein allgemeines metaphysisches Ordnungsprinzip das den gesamten Kosmos durchdringt In der philosophischen Schule der Stoa entwickelte man daraus das Konzept der Logoi spermaticoi der samenartigen Grunde Diese enthalten so nahm man an die Ideen die die endgultige Gestalt der Einzeldinge festlegen Im Neuplatonismus der spater einen bedeutenden Einfluss auf die christliche Theologie haben sollte entsprangen diese Ideen dem gottlichen Geist Heute wurden wir hierbei wohl eher an die atomaren Bindungskrafte denken die die einzelnen Atome eines Minerals in ein Kristallgitter zwingen oder die Gene die die Entwicklung eines lebenden Organismus bestimmen Die antiken Steinbucher Bearbeiten nbsp Die Ruinen von Pompeji zu Fussen des Vesuvs um 1900Solche Ansichten wurden von Theophrast dem Schuler und Nachfolger Aristoteles in seiner Schrift Uber die Steine zusammengefasst Danach galten sie bis weit in die Neuzeit hinein als allgemein verbindlich In den spateren Steinbuchern wurden diese Theorien aber zunehmend mit Vorstellungen aus dem Orient vermengt uber die magisch astrologischen und medizinischen Eigenschaften der Metalle und Edelsteine aber auch mit praktischen Rezepten fur die Falschung von Gold sowie zur kunstlichen Herstellung von Glas und Farbstoffen Hierin darf man die Ursprunge der technischen Chemie sehen Die letzte grosse Zusammenfassung all dieses mittlerweile schon sehr umfangreichen und widerspruchlichen Materials unternahm Plinius der Altere in seiner enzyklopadischen Naturalis historia deren letzte funf Bucher sich mit dem Mineralreich befassten Bei dem Ausbruch des Vesuvs der die Stadt Pompeji vernichtete wagte sich Plinius aus Hilfsbereitschaft aber auch aus Neugier zu nah an den Vulkan heran und erstickte an den austretenden Gasen Auf Grund des sehr detaillierten Augenzeugenberichtes seines Neffen Plinius des Jungeren werden solche explosiven Ausbruche noch heute als plinianische Eruptionen bezeichnet Sonst wurden in der Antike nur noch wenige geologische Beobachtungen gemacht Das Desinteresse beruhte vor allem auf der allgemeinen Geringschatzung von schmutziger Handarbeit So blieb besonders das Gebiet der angewandten Geologie wie Bergbau und Lagerstattenkunde ausschliessliche Domane von Sklaven und Handwerkern die ihre praktischen Kenntnisse im besten Fall mundlich weitergaben Nur im biblischen Buch Ijob Hi 28 1 19 EU findet sich eine kurze Schilderung uber den letztendlich unbefriedigten Forscherdrang der Bergleute Die Grundlagen des christlichen Erdbildes Bearbeiten In der christlichen Spatantike gingen bereits viele alte Vorstellungen uber die Beschaffenheit der Erde verloren So verwarf schon Theophilus von Antiochia 115 181 die alten griechischen Vorstellungen uber die Ewigkeit der Welt oder uber vieltausendjahrige Zyklen der Erdentstehung und Erdvernichtung Stattdessen versuchte er nach judischem Vorbild das Alter der Erde aus den Angaben der Bibel zu errechnen wobei er fur ihre Erschaffung auf das Jahr 5529 v Chr kam Lactantius Firmianus ca 240 320 hingegen leugnete die Kugelgestalt der Erde und favorisierte die Vorstellung einer flachen Erde wie sie durch seine Auslegung des Alten Testaments nahegelegt wurde Mittelalter BearbeitenWahrend in Westeuropa nach dem Zusammenbruch des romischen Imperiums auch im Bergbau eine lange Zeit der Stagnation einsetzte wurden im arabisch muslimischen Kulturraum die antiken Vorstellungen uber die Entstehung der Erze und Gesteine weiterentwickelt Ibn Sina latinisiert Avicenna um 980 1037 griff hierbei besonders auf Aristoteles zuruck dessen Lehre von der Umwandlung der Metalle er hingegen ablehnte Daruber hinaus lieferte er eine modern anmutende Klassifizierung des Mineralreiches in Salze Schwefel Metalle und Steine Aus der geschichteten Form von Gesteinen schloss er auf ihre Entstehung durch Sedimentation und die Bildung der Gebirge fuhrte er auf die Wirkung von Erdbeben zuruck In seinen Vorstellungen von der Wirkung des Wassers stand Ibn Sina ubrigens einem Orden Tariqa von Sufi Mystikern nahe die sich die Bruder der Reinheit nannten Diese lehrten dass sich die Ozeane im Laufe langer Zeitraume mit Sedimenten aus den Bergen und Flussen fullten Schliesslich flossen die Meere uber und neues Material lagere sich auf den Festlandern ab Solche antiken und arabischen Vorstellungen gelangten im 12 und 13 Jahrhundert nach Westeuropa wo sie die abendlandischen Alchemisten inspirierten Diese erklarten die Bildung der Metalle durch die konzentrierte Strahlung aller Planeten auf das Zentrum der Erde das man sich wie einen riesigen feurigen Schmelzofen vorstellte Albertus Magnus 1200 1280 beschrieb die Bildung von Erzadern wie einen Destillations Vorgang Durch die Hitze des Erdinneren werden die feineren Bestandteile der feuchten Ausdunstungen in die naturlichen Poren und Risse der Erdkruste getrieben Dort werden sie ganz ahnlich wie im Hals einer Retorte abgekuhlt ausgeschieden und konzentriert Dies entspricht im Wesentlichen der modernen Theorie von hydrothermalen Ganglagerstatten nbsp Darstellung der Erde und des umgebenden Wassers unter den Spharen der Elemente Luft und Feuer rot sowie der Planeten und Sternenspharen 15 Jahrhundert Ansonsten richtete der mittelalterliche Mensch wenn er sich Fragen uber den Zustand der Welt machte seinen Blick eher zum Himmel als auf den Boden unter seinen Fussen Im Himmel vermutete er je nach Bildungsstand entweder einen allwaltenden Herrgott oder die Anziehungskrafte und Strahlungen der Planeten die die Berge empor hoben die Meere zuruckzogen oder das Wachstum von Mineralen Pflanzen und Tieren bewirkten Im Spatmittelalter kamen besonders durch die Eingliederung der aristotelischen Philosophie in die christliche Theologie die ersten Zweifel an der kurzen biblischen Chronologie auf so bei Jean Buridan ca 1328 1358 der eine ewige Welt mit Zyklen von vielleicht hunderttausend Millionen Jahren postulierte selbst wenn dies mit dem christlichen Glauben unvereinbar schien Die Reformation mit ihrer programmatischen Ruckbesinnung auf den Wortlaut der Bibel unterstutzte jedoch die biblische Chronologie erneut Renaissance BearbeitenDieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst nbsp Darstellung von Bergleuten und Erzsuchern z T mit Wunschelrute in Agricolas De re metallica 1556Leonardo da Vinci 1452 1519 entdeckte die organische Natur der Fossilien erneut und beschrieb sie im Codex Leicester wobei er die Bedeutung der biblischen Sintflut fur den Prozess klar verneinte 1 Ebenso verwarf er das aus der Bibel errechnete kurze Alter der Erde und beobachtete die unterschiedliche Sedimentation von Sandkornern in stromendem Wasser Da Leonardo seine Notizbucher aber nie veroffentlichte blieben seine Erkenntnisse praktisch wirkungslos Bergleute Bearbeiten Als Beginn der neuzeitlichen Geologie gilt deshalb das Werk des Georgius Agricola 1494 1555 Der Hauptteil seiner Schrift De re metallica libri XII besteht aus detaillierten Beschreibungen der damaligen Bergbau und Ingenieurskunst uber den Bau von Schmelzofen die Herstellung von Soda Salpeter Schwefel und Alaun den Transport der Erze uber Wind und Wasserkraft aber auch rechtliche und administrative Belange In den ersten Kapiteln gibt er viele praktische Hinweise fur die Auffindung von Lagerstatten Exploration anhand naturlicher Kennzeichen Sein De natura fossilium gilt als das erste Handbuch der Mineralogie da die Klassifizierung der Minerale auf ausseren Merkmalen wie Farbe Glanz und Geschmack basiert In seinem Werk De ortu et causis subterraneorum 1546 beschreibt Agricola seine Ansichten uber die Bildung von Mineralen Hierbei nahm er die Wirkung eines versteinernden Saftes succus lapidescens an der durch die gemeinsame Erhitzung und Eindickung von trockenen und feuchten Substanzen in unterirdischen Wassern entsteht und die umgebenden Gesteine zersetzt wortlich ableckt In diesem Konzept kann man einen fruhen Vorlaufer der mineralhaltigen Losungen Fluide in der modernen Lagerstattenkunde sehen obwohl Agricola die vielfaltigen unterschiedlichen Mineralbildungen nach dem Vorbild Aristoteles aber etwas unbefriedigend auf die blosse Wirkung von Hitze und Kalte zuruckfuhrte Agricola verwarf dabei nicht nur die biblische These dass sich alle Minerale im Moment der gottlichen Schopfung geformt hatten sondern auch die alchemistische Theorie uber die Umwandlung der Metalle Trotzdem sollten sich diese noch lange halten Ein wichtiger Antrieb fur die europaischen Entdeckungsreisen nach Ubersee war z B die Vorstellung dass sich das Sonnen Metall Gold besonders in den heissen tropischen Regionen der Welt findet Der Schweizer Naturkundler Conrad Gessner 1516 1565 sammelte in seinem Werk De rerum fossilium lapidum et gemmarum 1565 ganz im Geiste der antiken Steinbucher eine Fulle von oft unzutreffenden Angaben uber Fossilien Mineralien und Edelsteine und Alchemisten Bearbeiten Ein weiteres Beispiel fur die ziemlich freie Ruckbesinnung auf die antike Tradition stellen die Spekulationen des humanistischen Gelehrten Paracelsus 1493 1541 dar Seiner Meinung nach hatte sich der gottliche immaterielle Geist Iliaster in die vier Elemente Feuer Wasser Luft und Erde geteilt die jeweils als Matrix fur die Bildung verschiedener Stoffe dienen konnten Die Minerale wuchsen demnach auf Grund eines metaphysischen Ordnungsprinzips genannt Archeus in der Erde ganz ahnlich wie Pflanzensamen Ihre Matrix sei das Wasser das sich in einem Geflecht von unterirdischen Wasserlaufen durch den ganzen Erdkorper zieht Daneben unterteilte er angelehnt an die christliche Trinitat die Natur auch in die eigenschaftsverleihenden Grundelemente Salz Schwefel und Quecksilber Hierbei griff er aber eher auf arabische Traditionen zuruck als auf griechische Die Vorstellung von Mineralen als Samen die in der Erde wachsen bis sie sich schliesslich in reife Metalle verwandeln finden sich ubrigens nicht nur bei Alchemisten sondern auch in der Folklore der Bergleute und Metallurgen vieler Volker In den Schriften des deutschen Alchemisten und Bergwerksingenieurs Johann Joachim Becher 1635 1682 entwickelten sich Paracelsus Prinzipien Salz Schwefel und Quecksilber in die glasige Erde die Mutter der Steine die fette Erde Mutter der gewohnlichen Erde und quecksilbrige Erde Mutter der Metalle Wahrend die quecksilbrige Erde in der spateren Entwicklung der Theorie bald wieder verschwand wurde die glasige Erde mit dem Mineral Quarz in Verbindung gebracht das tatsachlich ein Hauptbestandteil der Gesteine darstellt und oft die Matrix fur andere Minerale bildet Die fette Erde wandelte sich in der Theorie in das Phlogiston eine hypothetische Substanz die die Stoffe entflammbar machen sollte Die Ubertragung von Phlogiston von einem Stoff zum anderen wurde lange Zeit zur Erklarung von Verbrennungsreaktionen und metallurgischen Prozessen herangezogen die wir heute als Reduktion und Oxidation bezeichnen wurden Im Laufe des 18 Jahrhunderts entwickelten sich aus solchen Konzepten die Vorstellungen uber spezielle Erden wie Kalk Kieselerde Magnesia und Alaun die man als quasi chemische Bestandteile von Mineralen anzusehen begann Die Entdeckung der Erdgeschichte BearbeitenDieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Was die Geologie von den meisten anderen Naturwissenschaften unterscheidet ist vor allem der historische Ansatz Die Minerale konnten ohne Weiteres von einem Chemiker klassifiziert werden die Fossilien von einem Biologen Die Eigenschaften des Erdkorpers konnte ein Physiker beschreiben seine Gestalt ein Geograf Der Geologe stellt aber nicht nur die Frage Was ist das sondern vor allem Wie wurde es was es ist nbsp Eine Zusammenfassung wie sich ein gebildeter Mensch des 17 Jahrhunderts das Innere der Erde vorstellte lieferte Athanasius Kircher der Erdkorper ist nicht nur von Feuerherden durchzogen sondern auch von unterirdischen Flussen und SeenDie ersten Schritte in die Richtung einer Erdgeschichte ging der danische Arzt und Naturforscher Niels Stensen latinisiert Nicolaus Steno 1638 1686 Im Jahre 1669 entwarf er in der Toskana das erste geologische Profil das wirklich historisch gedacht war Mit der grundlegenden Erkenntnis dass die unteren Gesteinsschichten auch die alteren sind und die daruber lagernden sukzessive immer junger entdeckte Stensen das stratigraphische Prinzip Die Anordnung im Raum entspricht also in Wirklichkeit einer Abfolge in der Zeit Ausserdem postulierte Stensen dass alle Schichten ursprunglich horizontal abgelagert wurden und dass die Schichten nur nachtraglich durch erdinnere Krafte verstellt zerbrochen und gefaltet werden konnen Ebenso begriff Stensen erneut die organische Natur der Fossilien Hatten sich die Fossilien erst nachtraglich innerhalb des Gesteins gebildet so wie Aristoteles glaubte dann waren sie durch das umgebende Gestein verformt worden so wie Baumwurzeln die in einen Erdspalt hineinwachsen Tatsachlich passte sich jedoch das umgebende Gestein an die Fossilien an wodurch klar war dass sie alter als das umgebende Gestein sein mussten Als erster Kristallograph erkannte Stensen am Quarz das Gesetz der Winkelkonstanz Stensens Zeitgenossen beschaftigte weiterhin das Problem warum die Fossilien tief in die Gesteine eingebettet waren anstatt auf der Oberflache zu liegen Ein Ausweg bestand darin den organischen Ursprung der Fossilien einfach zu leugnen und sie als spontane Bildungen und kuriose Naturspiele abzutun wie dies z B Martin Lister 1638 1711 tat Robert Hookes 1638 1703 Geistesblitz dass man aus dem Fossilinhalt der Gesteine eine zeitliche Abfolge der sich verandernden Umweltbedingungen rekonstruieren konnte wurde vorerst nicht weiter verfolgt Solche erdgeschichtlichen Ansatze wurden aber noch lange durch das Festhalten an der biblischen Zeitskala behindert Das bekannteste Beispiel ist die Berechnung des Erzbischofes von Armagh Irland James Usher 1580 1656 der die Entstehung der Welt auf Montag den 23 Oktober 4004 v Chr datierte Als einziges Ereignis das die Gestalt der Erde nach der Schopfung noch wesentlich verandert haben konnte galt die Sintflut Sie wurde nicht nur fur die Existenz von Fossilien fern dem Meer verantwortlich gemacht sondern auch fur die weit verbreiteten Geschiebelehme Diese in weiten Teilen Nord und Mitteleuropas auftretenden Sedimente wurden erst im 19 Jahrhundert als Zeugnisse der letzten Kaltzeiten erkannt Wegen der Ahnlichkeit der Kustenlinien von Afrika und Sudamerika machte ein Theologe namens Lilienthal im Jahr 1736 die Sintflut sogar fur das Auseinanderbrechen dieser Kontinente verantwortlich Die Geologie als moderne Wissenschaft Bearbeiten nbsp Ein Profilschnitt durch die Gesteinsschichten Thuringens von Johann Gottlob Lehmann 1759 Im Laufe der Aufklarung setzte sich die Wissenschaft nach und nach gegen den Glauben an die biblische Zeitskala durch Einer der ersten Naturwissenschaftler der sich von dem biblischen Alter der Erde abwand war Georges Louis Leclerc de Buffon der das Alter der Erde auf 75 000 Jahre schatzte er wurde allerdings noch von der Veroffentlichung seiner Schriften preuves de la theorie de la terre abgehalten Man versuchte eine Brucke zu schlagen zwischen den althergebrachten praktischen Kenntnissen der Bergleute und Metallurgen und den rein theoretischen Spekulationen eines Descartes Leibniz oder Kant uber die Entstehung der Erde Damit vollzog die Geologie den Wandel von einer beschreibenden zu einer erklarenden Wissenschaft Das Sammeln von Fossilien und Mineralen wurde in burgerlichen Kreisen zu einer regelrechten Modeerscheinung und Kenntnisse uber geologische Merkwurdigkeiten galten als ein wichtiger Bestandteil der Allgemeinbildung Die ersten die sich anschickten Hookes Idee uber eine mogliche Erdgeschichte in die Tat umzusetzen waren der preussische Bergrat Johann Gottlob Lehmann 1719 1767 und der furstliche Leibarzt Georg Christian Fuchsel 1722 1773 Dabei zogen sie aber eher die unterschiedliche Ausbildung der Gesteine Lithologie zu Rate als den Fossilinhalt In der Mitte des 18 Jahrhunderts fertigten sie die ersten Profilschnitte und geologische Karten an die die Gesteinsschichten in den Bergbaurevieren von Thuringen darstellten Auch der toskanische Bergwerksdirektor Giovanni Arduino 1735 1795 fertigte ein Profil des italienischen Alpenvorlands an Dabei unterteilte er die Gesteine der Erdkruste in Primar Sekundar Tertiar und Quartar Die letzten beiden Begriff sind noch heute gebrauchlich die ersten beiden entsprechen etwa dem heutigen Palaozoikum und Mesozoikum Ausserdem erkannte er dass die Fossilien in den jungeren Schichten den heute lebenden Organismen immer ahnlicher werden Den Durchbruch in der grundlegenden Arbeitsmethode der geologischen Kartierung gelang jedoch dem Vermessungsingenieur und Kanalbauer William Smith 1769 1839 Im Jahre 1815 veroffentlichte er seine monumentale farbige Karte der Geologie von England und Wales die sowohl den Fossilinhalt als auch die Lithologie in Betracht zog Smith hatte dabei erkannt dass bestimmte Gesteinsfolgen auch durch eine ganz bestimmte unverwechselbare Faunenfolge charakterisiert werden 1827 pragte Leopold von Buch 1774 1853 fur solche Fossilien die eine relative Datierung erlauben den Begriff Leitfossil Smiths Karte wurde richtungsweisend fur alle spateren Projekte der jeweiligen nationalen Landesamter Mit Hilfe solcher Karten ist es dem Geologen nicht nur moglich die Verbreitung bestimmter Gesteine an der Oberflache darzustellen sondern auch ihre Lage im Untergrund vorherzusagen Je mehr man sich bewusst wurde dass es sich bei den Gesteinsschichten auch um zeitliche Einheiten handelt desto mehr wurde die geologische Karte zu einer komplexen Darstellung von vier Dimensionen die drei des Raumes und die Zeit in zwei Dimensionen Die Entwicklung der Geologie vollzog sich im Folgenden in einer Reihe von teilweise ausserst heftigen wissenschaftlichen Kontroversen Ein Paar wie Feuer und Wasser Plutonismus und Neptunismus Bearbeiten Die erste dieser Kontroversen war der sogenannte Basaltstreit zwischen Plutonisten und Neptunisten Vordergrundig wissenschaftlich gefuhrt war der Basaltstreit auch eine Grundsatzdiskussion verschiedener religioser Anschauungen bezuglich der biblischen Schopfungsgeschichte Der Neptunismus hat Wurzeln die bis zu Thales von Milet zuruckreichen Demnach bilden sich die Gesteine ausschliesslich durch Sedimentation aus wassrigen Losungen Sein Hauptvertreter war der Leiter der neu gegrundeten Bergakademie in Freiberg Abraham Gottlob Werner 1749 1817 Vulkanische Phanomene erklarte er als unbedeutende lokale Erdbrande und die resultierenden Gesteine seien lediglich aufgeschmolzene Sedimente Einer der Kontrahenten Werners war der schottische Gentleman Farmer James Hutton 1726 1797 Der Plutonismus vertritt die Ansicht dass der Ursprung aller Gesteine in magmatischen und vulkanischen Prozessen zu suchen ist Alle diese Vorstellungen beruhen letztendlich auf den trockenen und feuchten Ausdunstungen des Aristoteles Geschmolzene Massen aus dem Erdinneren bahnen sich demnach von Zeit zu Zeit ihren Weg nach oben und konnen sogar zur Oberflache durchbrechen Durch die Erosion werden diese Gesteine frei gelegt und wieder abgetragen um auf den Festlandern als Boden und in den Ozeanen als Sedimente abgelagert zu werden Durch das Gewicht immer neuer Sedimentlagen werden die alteren Schichten immer starker verfestigt und schliesslich unter dem enormen Druck wieder erhitzt und umgewandelt bis sie schliesslich wieder aufschmelzen Diese Idee vom Kreislauf der Gesteine wird heute allgemein akzeptiert nbsp Abraham Gottlob Werner nbsp James HuttonVerschiedene uberspitzte Ansichten der Neptunisten konnten in der Folge widerlegt werden wie z B die Entstehung der Granite und Basalte als chemische Ausfallungen aus den Wassern eines heissen Urozeans Deshalb wird besonders in der angelsachsischen Literatur gerne behauptet die Plutonisten hatten die Kontroverse gewonnen Man darf aber nicht vergessen dass auch verschiedene Grundannahmen Huttons nicht gehalten werden konnten wie die totale Leugnung der Existenz von chemisch ausgefallten Sedimenten die Erklarung der Salzstocke als magmatische Intrusionen und besonders die Annahme der Wasserunloslichkeit der Silikate Ganz im Gegenteil spielt Wasser in allen magmatischen und metamorphen Prozessen eine unverzichtbare Rolle An dieser Stelle sind Werners uberhitzte mineralgesattigte Losungen Solen unter dem Namen Fluide wieder in die Theorie zuruckgekehrt Werners Verdienst war ausserdem dass an den Bergakademien nicht nur geforscht sondern auch systematisch gelehrt wurde Viele bedeutende Zeitgenossen wie Alexander von Humboldt Novalis oder Goethe der wichtige Experimente uber die Loslichkeit und Ausfallung von Kieselgel unternahm besuchten die Vorlesungen und verbreiteten das Interesse an geologischen Problemen in der ganzen Welt Anfang des 19 Jahrhunderts begannen sich die verschiedenen losen Enden zusammenzufugen Die Schuler Werners machten auf ihren ausgedehnten Reisen Bekanntschaft mit unzweifelhaft vulkanischen Bildungen wie der Auvergne in Frankreich oder der Eifel und modifizierten ihre Ansichten entsprechend Andererseits versuchte man die verschiedenen Gebirgs Formationen mit den benachbarten stratigraphischen Abfolgen wie sie in Thuringen im Pariser Becken oder in England zu beobachten waren nach der Art Werners zu korrelieren Mit den Methoden William Smiths liessen sich diese anschaulich in geologischen Karten und Profilen darstellen Dabei machte man zunehmend Gebrauch von Leitfossilien Eine ewig aktuelle Welt oder ein Universum der Katastrophen Bearbeiten nbsp Georges de CuvierGerade das Studium der Leitfossilien fuhrte zu einer anderen lang anhaltenden Kontroverse uber die Rolle die man katastrophalen Ereignissen in der Geschichte der Erde zuschreiben darf Als Hauptvertreter der Kataklysmentheorie gilt Georges de Cuvier 1769 1832 Aus den oft dramatischen Unterschieden im Fossilbestand der einzelnen Formationen schloss er dass im Laufe der Erdgeschichte riesige Umwalzungen stattgefunden haben mussen die in bestimmten Gebieten alle Lebewesen ausgeloscht hatten Danach seien diese durch neue entweder von aussen zugewanderte oder ganzlich neu erschaffene Organismen ersetzt worden Die biblische Sintflut sei dabei nur die allerletzte dieser Katastrophen gewesen nbsp Charles LyellDas Konzept des Aktualismus wurde von Sir Charles Lyell 1797 1875 entwickelt Sein Hauptwerk Principles of Geology erschien 1830 Ausgehend von den Uberlegungen James Huttons kam Lyell zu dem Schluss dass die geologische Zeitskala im Vergleich zur menschlichen Geschichte sehr lang ist Ausserdem ging er davon aus dass die Prozesse die zur Bildung von bestimmten Gesteinen fuhrten im Wesentlichen identisch sind zu den Vorgangen die man noch heute beobachten kann Die Gegenwart ist der Schlussel zur Vergangenheit Die Veranderungen im Fossilbestand erklarte Lyell durch standige langsame Hebungen und Senkungen der Erdkruste wie sie sich bereits Aristoteles vorgestellt hatte Die Schichtgrenzen an denen sich die Lebewesen anscheinend sprunghaft veranderten entsprachen einfach den Zeiten in denen sich auf den herausgehobenen Festlandern keine Sedimente abgelagert hatten Es war Charles Darwin 1809 1882 der dem Aktualismus weitgehend zum Durchbruch verhalf In seiner Jugend hatte er eine formale wenn auch kurze Ausbildung als Geologe erhalten und seine Erklarung der Entstehung der Atolle wird noch heute akzeptiert Seine grosste Leistung jedoch die Evolutionstheorie basiert wesentlich auf Lyells aktualistischem Prinzip Erst durch das vergleichende Studium heute lebender Organismen stellte er die Palaontologie auf eine solide theoretische Grundlage Darwin lieferte mit seiner Theorie von der naturlichen Zuchtwahl das Werkzeug mit dem man die langsame Veranderung der Organismen im Laufe der Erdgeschichte erklaren kann ohne dafur vollig unbekannte willkurliche wenn nicht sogar ubernaturliche Krafte postulieren zu mussen Einer der letzten Palaontologen der als Anhanger des Katastrophismus die Artenvielfalt metaphysisch deutete und auf einen schopferischen Gott zuruckfuhrte war Louis Agassiz Trotzdem war es verfruht den endgultigen Sieg der Aktualisten zu verkunden In der Tat fiel es ausgerechnet Lyell sehr schwer Darwins Evolutionstheorie zu akzeptieren Lyells Vorhersage dass man auch Reste von Wirbeltieren in den altesten Schichten finden musste erfullte sich jedoch nie Auch das spate Erscheinen des Menschen sowie die sich damals mehrenden Anzeichen fur eine globale Eiszeit widersprachen seiner Ansicht dass sich die Erde in ihrer Geschichte niemals wesentlich verandert hatte In neuerer Zeit erlebte der schon totgeglaubte Katastrophismus eine Renaissance Die Vorstellung von langen stabilen geologischen Epochen in denen sich praktisch nichts verandert schliesst die Moglichkeit von einmaligen plotzlichen katastrophalen Umwalzungen wie z B Meteoriten Einschlage letztendlich nicht aus Erste globale Hypothesen zur Gebirgsbildung Bearbeiten nbsp Carl Spitzweg Der Geologe um 1860Im Verlauf des 19 Jahrhunderts wurden weltweit immer mehr Einzelinformationen zusammengetragen Nach und nach bildete sich eine allgemein akzeptierte relative geologische Zeitskala heraus Die verschiedenen Staaten grundeten ihre jeweiligen geologischen Institute die sich besonders mit der Herstellung nationaler Kartenwerke und der Erforschung von Lagerstatten beschaftigten Der Katastrophist Leonce Elie de Beaumont 1798 1874 entwickelte die erste umfassende Theorie zur Gebirgsbildung Orogenese Demnach entstunden die weltweiten Gebirgsgurtel durch die von kataklysmischen Vulkanausbruchen begleitete Abkuhlung des Erdkorpers ahnlich wie die schrumpfende Haut eines erkaltenden Bratapfels Im Schweizer Jura und besonders in den Kohlefeldern der Appalachen in Nordamerika wurden tatsachlich immer mehr Indizien entdeckt die auf bedeutende seitliche Einengung von Gesteinsschichten hinwiesen Diese Bewegungen hatten dort anscheinend zur Bildung von ausgedehnten Falten und tektonischen Uberschiebungen gefuhrt Im Jahre 1873 fasste der amerikanische Aktualist James Dwight Dana 1813 1895 solche Beobachtungen zu seiner Geosynklinal Theorie zusammen Diese blieb bis weit ins 20 Jahrhundert hinein das massgebliche tektonische Erklarungsmodell In Europa verhalf Eduard Suess 1831 1914 mit seinen Arbeiten uber die Alpen solchen Vorstellungen zum Durchbruch Auf Suess geht auch die Unterscheidung der weltweiten Gebirgsbildungsphasen zuruck Am bekanntesten sind die kaledonische variszische und alpidische Gebirgsbildungsara Hans Stille 1876 1966 vertrat noch bis in die zwanziger Jahre des 20 Jahrhunderts sehr erfolgreich die Kontraktions Hypothese nach der die Gebirgsbildung vor allem durch die Schrumpfung des Erdkorpers hervorgerufen wird Stille Zyklus Das Problem dieser Hypothese besteht darin dass sie bestimmte expansive Phanomene wie die Einsenkung von Grabenbruchen oder Spaltenvulkanismus nicht befriedigend zu erklaren vermag Ausserdem bleibt unklar wie ein kontinuierlicher Abkuhlungsprozess zu zyklisch wiederkehrenden Phasen der Gebirgsbildung fuhren soll die durch lange Zeiten tektonischer Ruhe voneinander getrennt sind Erst die Entdeckung der naturlichen Radioaktivitat lieferte eine plausible Energiequelle die dem bis dahin angenommenen unaufhaltsamen Abkuhlungs und Schrumpfungsprozess des Erdkorpers entgegenwirken konnte Doch selbst dann blieb das Phanomen der Gebirgsbildungs Zyklen noch ratselhaft Die Suche nach dem fest verankerten Urkontinent Bearbeiten In der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts wurden immer mehr Ahnlichkeiten zwischen den Ablagerungen und Fossilien auf verschiedenen Kontinenten entdeckt besonders in Sudamerika Afrika und Indien Man postulierte daher die Existenz von Landbrucken die die Kontinente fruher miteinander verbunden hatten so wie heute der Isthmus von Panama Nord und Sudamerika verbindet Suess hingegen nahm an dass grosse Teile des ursprunglich zusammenhangenden Gondwanalands abgesunken seien und sich in Ozeanboden verwandelt hatten Gerade diese Vorstellung fand ubrigens grossen Anklang in okkultistischen und esoterischen Zirkeln um Madame Helena Blavatsky Nicht nur der Untergang von Atlantis sondern auch von Lemuria die vermutete Urheimat der Lemuren im Indischen Ozean und von Mu im Pazifik wurde in der Folge von Medien phantasievoll ausgemalt und mit der Theorie von der Ozeanisierung von kontinentaler Kruste erklart Bis in die Mitte des 20 Jahrhunderts hinein wurden die verschiedensten geotektonischen Hypothesen vorgeschlagen wie die Pulsationshypothese die von abwechselnden Phasen von Kontraktion und Expansion der Erde ausgeht oder die Oszillations Hypothese die verstarkt auf vertikale isostatische Ausgleichsbewegungen in der Erdkruste zuruckgreift Wie ihren Vorgangern so ist allen diesen Hypothesen gemeinsam dass sie von einer festen Fixierung der Erdkruste auf ihrer Unterlage ausgehen Besonders italienische und spater deutsche Geophysiker begannen mit der Konstruktion von Seismografen mit denen die Ausbreitungswellen von Erdbeben im Erdkorper aufgezeichnet werden konnten Um das Jahr 1900 schloss Emil Wiechert 1861 1928 aus seismischen Daten auf die Schalenstruktur der Erde mit Erdkern Erdmantel und Erdkruste Die Entdeckung der treibenden Kontinente Bearbeiten Ab etwa 1930 setzten sich statt der Modelle des Fixismus zunehmend solche des Mobilismus und einer beweglichen Erdkruste durch Es entstanden die Kontraktionstheorie sowie ihr Gegenteil die Expansionstheorie der Erde Beide hatten zahlreiche Argumente fur sich konnten aber nicht alle Phanomene erklaren Der endgultige Paradigmenwechsel kam mit Erkenntnissen von Tiefbohrungen und durch Forschungsschiffe der Ozeanografie Beim Verlegen der ersten untermeerischen Fernsprechkabel von den Britischen Inseln nach Nordamerika zum Ende des 19 Jahrhunderts entdeckte man den Mittelatlantischen Rucken Jedoch zog man lange Zeit keine Schlusse aus der Tatsache dass er sich kustenparallel von Norden nach Suden durch den ganzen Ozean zieht anstatt wie eigentlich zu erwarten gewesen ware die Festlander zu beiden Seiten des Atlantiks in Ost West Richtung zu verbinden nbsp Alfred Wegeners Vorstellungen uber das Auseinanderdriften der KontinenteDie ersten mobilistischen Vorstellungen uber die Moglichkeit bedeutender seitlicher Bewegungen von Festlandsmassen finden sich in der Kontinentaldrift Hypothese Alfred Wegeners 1880 1930 aus dem Jahr 1915 Wegener nahm an dass die verhaltnismassig leichten granitischen Gesteine der kontinentalen Kruste Sial auf dem dichteren aber zahflussigen Untergrund aus basaltischem Material Sima schwimmen wie Eisberge auf dem Wasser Ein ursprunglicher Superkontinent Pangaea hatte so durch relativ schwache Krafte in Stucke brechen und auseinandertreiben konnen Dies wurde nicht nur den parallelen Verlauf der ostlichen und westlichen Kusten des Atlantiks erklaren sondern auch die Ahnlichkeiten der Fossilien und Klimazeugen sowie bestimmter alter Gebirgszuge in Gondwana Wegeners Theorie stiess zu seinen Lebzeiten aber auf breite Ablehnung da er die wirkenden Krafte nicht plausibel erklaren konnte Erst Arthur Holmes 1890 1965 schlug 1930 einen Mechanismus vor der die Bewegung von Kontinentalplatten erklaren konnte Konvektionsstromungen heisser Magmen im Erdmantel Der Durchbruch mobilistischer Theorien erfolgte aber erst drei Jahrzehnte spater in den 1960er Jahren Man erkannte dass das weltumspannende System der mittelozeanischen Rucken seismisch aktiv ist und dass dort entlang von vulkanischen Spalten kontinuierlich neues Material aus dem Erdmantel an die Oberflache tritt Bei Island das genau auf dem Mittelatlantischen Rucken liegt wurde mit Hilfe palaomagnetischer Messungen der Gesteine auf dem Meeresgrund nachgewiesen dass sich die beiden symmetrischen Seiten des Ozeanbodens jedes Jahr einige Zentimeter auseinander bewegen Dieses Phanomen wird heute mit einer nicht ganz glucklichen Ubersetzung aus dem Englischen als Ozeanbodenspreizung bezeichnet siehe Sea Floor Spreading Ozeanbodenausbreitung ware wohl treffender Aus einer Fulle von geophysikalischen ozeanografischen palaontologischen und petrografischen Beobachtungen entwickelte sich daraufhin die heute allgemein akzeptierte Theorie der Plattentektonik Der zyklische Wechsel von Phasen des Auseinanderbrechens von Kontinenten und der erneuten Kollision dieser Platten liefert eine plausible Erklarung fur die wiederkehrenden globalen Gebirgsbildungsphasen Wilson Zyklus sowie fur eine Reihe anderer geologischer Phanomene Die Veranderung der Arbeitsmethoden im 20 Jahrhundert Bearbeiten Bereits im 18 und 19 Jahrhundert begannen Geologen chemische und physikalische Verfahren zur Untersuchung von Gesteinen und Mineralen heranzuziehen Hier sind vor allem die auf Axel Frederic Cronstedt zuruckgehende Lotrohrprobierkunde und die im 19 Jahrhundert an Bedeutung gewinnende nasschemische Analyse zu nennen Doch bis zum Beginn des 20 Jahrhunderts dominierten in der Geologie beschreibende Forschungsmethoden Im 20 Jahrhundert wandelte sich die Geologie zu einer analytischen Naturwissenschaft Erst mit der Entdeckung der Uran Blei Datierung dann mit der Entdeckung der Rontgenbeugung konnte man sowohl das absolute Alter als auch die mineralogische Zusammensetzung von Gesteinen bestimmen mit der Entwicklung der Geophysik gewann man erstmals Erkenntnisse uber das Innere der Erde Mit Hilfe von Modellierungen am Computer konnen geologische Prozesse besser verstanden werden Ein immer grosserer Anteil geologischer Forschung wanderte vom Gelande an den Schreibtisch und ins Labor Dieser Wandel der Methoden machte aus der zuvor rein qualitativen Geologie eine quantitative Wissenschaft und stellt damit nach der Abkehr von metaphysischen Vorstellungen in der fruhen Neuzeit den zweiten Quantensprung der Wissenschaftsgeschichte der Geologie dar Im Laufe des 20 Jahrhunderts kamen weitere Methoden wie z B die Isotopengeochemie aber auch verschiedene Methoden der Geoseismik hinzu die zusammen mit den wissenschaftlich motivierten Tiefenbohrungen z B das Kontinentale Tiefbohrprogramm der Bundesrepublik Deutschland einen immer besseren Einblick in die Geologie unseres Planeten erlaubten Literatur BearbeitenFrancois Ellenberger History of Geology 2 Bande Balkema 1996 1999 Helmut Holder Kurze Geschichte der Geologie und Palaontologie Springer Verlag 1989 ISBN 3 540 50659 4 David R Oldroyd Thinking about the Earth Harvard Press 1996 ISBN 0 674 88382 9 dt Die Biographie der Erde Zur Wissenschaftsgeschichte der Geologie Frankfurt am Main 1998 Alan Cutler Die Muschel auf dem Berg Uber Nicolaus Steno und die Anfange der Geologie Albrecht Knaus Verlag Munchen 2004 ISBN 3 8135 0188 4 Gabriel Gohau A history of Geology Rutgers University Press 1990 franzosisches Original Edition La Decouverte 1987 Martin Rudwick Bursting the Limits of Time The Reconstruction of Geohistory in the Age of Revolution University of Chicago Press 2005 Martin Rudwick Worlds Before Adam The Reconstruction of Geohistory in the Age of Reform University of Chicago Press 2008 Anthony Hallam Great Geological Controversies Oxford University Press 1983 2 Auflage 1989 Bernhard Hubmann Die grossen Geologen Marix Verlag 2009 Karl Alfred von Zittel Geschichte der Geologie und Palaontologie bis Ende des 19 Jahrhunderts Munchen Oldenbourg 1899 Archive Max Pfannenstiel Wie trieb man vor hundert Jahren Geologie Mitteilungen des Alpenlandischen Geologischen Vereins Band 34 1941 Wien 1942Weblinks BearbeitenOlaf Otto Dillmann Personen und Daten zur Geschichte der Geologie und Palaontologie In Geowissenschaftlicher Dienst 21 Februar 2017 abgerufen am 17 November 2020 Gottfried Zirnstein Naturforscher fur und wider die Sintflut das Inlandeis und die Kontinentalverschiebung PDF Wie das Werden der Erdoberflache aufgeklart wurde Abgerufen am 17 November 2020 Einzelnachweise Bearbeiten Martin Kemp Leonardo C H Beck Munchen 2005 S 186 ff ISBN 978 3 406 53462 1 nbsp Dieser Artikel wurde am 26 August 2005 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der Geologie amp oldid 238105417