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Die Mineralogie oder Mineralienkunde veraltet auch Oryktognosie 1 zu neugriech orykto Mineral aus altgriech orukton Ausgegrabenes sowie altgriech gnosis das Erkennen die Er Kenntnis Wissen Untersuchung Nachforschung beschaftigt sich mit der Entstehung und den Eigenschaften von Mineralen Heute umfasst der Begriff oft spezifiziert als Technische Mineralogie auch die materialwissenschaftliche Basis der Verwendung Verarbeitung und Bearbeitung von mineralischen Werkstoffen die man fruher unter dem veralteten Begriff Lithurgik beschrieb Minerale sind die uberwiegend anorganischen Bausteine der Gesteine sie sind durch eine charakteristische chemische Zusammensetzung und eine bestimmte geometrische Kristallstruktur gekennzeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Mineralogie 2 Untersuchungsgegenstand 3 Untersuchungsmethoden 4 Teildisziplinen 5 Studiengange 6 Berufsfelder 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte der Mineralogie BearbeitenDie Mineralogie entwickelte sich aus Erkenntnissen des Bergbaus und der Naturphilosophie der Griechen Bergbau begann im Jungpalaolithikum mit dem Abbau von Ton fur die Herstellung von Keramik Als Menschen mit der Metallherstellung begannen Bronzezeit Kupferzeit Eisenzeit beschaftigten sie sich mit Kupfererz und Zinkerz und spater mit Eisenerz Hauptartikel Geschichte des Bergbaus In der Antike wurde Mineralogie durch eine philosophische Herangehensweise oft von Universalgelehrten betrieben wobei durchaus exakte Naturbeobachtungen einflossen So leitete Thales von Milet um 600 v Chr aus Beobachtungen von Sedimentationsprozessen und von vulkanischen Aktivitaten Theorien zur Mineralbildung ab damit legte er einen Grundstein fur die Entwicklung der Mineralogie als Wissenschaft Plinius der Altere verfasste im Jahr 77 n Chr die Naturalis historia in der sich funf von insgesamt 37 Banden der Mineralogie widmeten 2 Im Mittelalter entwickelte sich die Mineralogie dann starker zu einer angewandten Wissenschaft die dem Bergbau diente So fuhrte Avicenna Abu Ali al Husayn ibn Abdullah ibn Sina um 1000 n Chr das erste Klassifikationssystem fur Minerale ein Salze Schwefel Metalle und Steine das von Albertus Magnus 1269 durch sein lagerstattenkundliches Werk De rebus metallicis et mineralibus libri V erganzt wurde Daneben war die mittelalterliche Mineralogie stark durch die Alchimie beeinflusst Die neuzeitliche Mineralogie fusst hingegen nur auf empirischen Beobachtungen Sie begann 1556 mit der Veroffentlichung von De re metallica libri XII durch Georgius Agricola 1494 1555 Vater der Mineralogie genannt und der Gemmarum et lapidum historia von 1609 durch Anselmus de Boodt 1550 1632 3 Bis um 1800 war Mineralogie ein Hobby meist wohlhabender Einzelgelehrter spater wurden mineralogische Institute an Universitaten eingerichtet an denen bedeutende Mineralogen dieser Zeit wie z B Abraham Gottlob Werner 1749 1817 und Friedrich Mohs 1773 1839 lehrten Im Zuge der Industrialisierung nahmen Metallproduktion und Bergbau stark zu Im 20 Jahrhundert wandelte sich die Mineralogie durch die Implementierung physikalischer und chemischer Methoden von einer qualitativen zu einer quantitativen Wissenschaft Experimente wurden im Vergleich zu Feldbeobachtungen immer wichtiger Zudem wurde die Anwendung von Mineralen und ihren synthetischen Analoga in der Technik immer bedeutsamer heute ist sie das Hauptarbeitsfeld fur Mineralogen Untersuchungsgegenstand Bearbeiten nbsp Stellung der Mineralogie zwischen Chemie Physik Geologie und WerkstoffwissenschaftenDie Mineralogie ist die Materialwissenschaft unter den Geowissenschaften Sie nimmt somit eine Bruckenstellung zwischen der Geologie der Chemie der Physik und der Werkstoffwissenschaft ein Die Mineralogie untersucht zu welchem Zeitpunkt mit welcher Geschwindigkeit unter welchem Druck und bei welcher Temperatur in welcher chemischen Umgebung und durch welche Prozesse Minerale entstanden sind Geothermobarometrie Diese Informationen sind wichtige Bausteine fur die Rekonstruktion der Entwicklung der Erde und des Universums aber auch fur die Synthese von Mineralen fur technische Zwecke z B von Diamant Mineralogen erforschen die mechanischen optischen thermischen elektrischen magnetischen und chemischen Eigenschaften der Minerale um neue Nutzungsmoglichkeiten zu erschliessen Die Harte als wichtigste mechanische Eigenschaft spielt bei der Entwicklung mineralischer Hartstoffe wie Bornitrid oder Sialon bei der Erforschung von Erdbeben und bei der Aufbereitung mineralischer Rohstoffe eine Rolle Optische Eigenschaften werden bei der Herstellung von Yttrium Aluminium Granat Lasern genutzt Thermische Eigenschaften sind fur die Entwicklung von Ceran Kochfeldern auf der Basis des Li Silikats Petalit von Bedeutung Die hohe Dielektrizitatskonstante von Glimmern wird z B in Bugeleisen als elektrische Isolierung genutzt die Piezoelektrizitat des Quarzes fur die Konstruktion von Uhren Der Ferrimagnetismus des Magnetits ermoglicht eine Rekonstruktion des Erdmagnetfeldes und damit der Bewegung der Kontinente fur vergangene Erdzeitalter Die chemische Zusammensetzung von so genannten Pfadfindermineralen hilft bei der Prospektion und Exploration von Lagerstatten Untersuchungsmethoden BearbeitenDie Gesteinsansprache im Feld mit Lupe und Salzsaure ist auch noch heute der erste Schritt vieler mineralogischer Untersuchungen Dabei steht die exakte Beschreibung des Gefuges der Textur und des Mineralbestandes im Vordergrund Teilweise werden auch Methoden der Spektroskopie z B die Mossbauer Spektroskopie im Zinnbergbau bereits im Gelande eingesetzt Im Labor erfolgt dann die Aufbereitung der Proben So werden Dunnschliffe oder Anschliffe fur die Polarisationsmikroskopie im Durchlicht bzw Auflicht hergestellt Dabei werden Gesteine im Durchlicht und Erze im Auflicht untersucht Das ubrige Probenmaterial wird auf Korngrossen kleiner als 63 µm aufgemahlen Fur die chemische Analyse der Gesamtprobe wird oft die Rontgenfluoreszenzanalyse verwendet fur Punktanalysen arbeitet man mit der Mikrosonde oder der Laser Ablations Massenspektrometrie Die Identifikation der einzelnen Minerale erfolgt mit Beugungsmethoden wie der Rontgendiffraktometrie oder der Neutronenbeugung Die Bindungsverhaltnisse im Mineral werden mit spektroskopischen Methoden wie der IR Spektroskopie der Raman Spektroskopie der Elektronenspinresonanz oder der Kernspinresonanz untersucht Die Morphologie der Minerale kann durch die Rasterelektronenmikroskopie genauer beschrieben werden Defekte im Kristallgitter lassen sich mit der Transmissionselektronenmikroskopie sichtbar machen In der technischen Mineralogie werden oft die Differentialthermoanalyse und die Thermogravimetrie eingesetzt um das Verhalten und die Reaktionen der Minerale wahrend eines Aufheizprozesses zu untersuchen Die technische Mineralogie und die experimentelle Petrologie bedienen sich oft der Kristallzuchtung um unter Verwendung naturlicher Vorbilder synthetische Werkstoffe herzustellen bzw um magmatische Prozesse zu simulieren Teildisziplinen BearbeitenAllgemeine Mineralogie Kristallographie Petrologie Petrographie Geochemie Kosmochemie Spezielle Mineralogie Gemmologie Tonmineralogie Angewandte Mineralogie Technische Mineralogie Lagerstattenkunde Umweltmineralogie ArchaometrieStudiengange BearbeitenZum Wintersemester 2008 09 stellte mit der Universitat Mainz die letzte deutsche Hochschule den eigenstandigen Diplomstudiengang Mineralogie ein Seitdem ist die Mineralogie entweder eine Vertiefungsrichtung des Master Studienganges Geowissenschaften zum Beispiel an der TU Bergakademie Freiberg bzw Friedrich Schiller Universitat Jena oder ein eigener Master Studiengang Materialwissenschaftliche Mineralogie Universitat Bremen Mineralogie und Materialwissenschaft Universitat Leipzig Geomaterialien und Geochemie Ludwig Maximilians Universitat Munchen und TU Munchen in Kooperation Dabei handelt es sich stets um konsekutive Studiengange die auf einem Bachelor in Geowissenschaften an der Universitat Leipzig in Chemie aufbauen In mineralogischen Studiengangen werden neben Kenntnissen des Faches selbst auch Grundlagen und mineralogisch relevante Spezialbereiche der Mathematik Gruppentheorie Statistik Chemie Thermodynamik Kinetik Atommodelle Physik Festkorperphysik Werkstoffwissenschaft Keramik Glas Zement Kristallzuchtung Informatik Programmiersprachen und Geologie Tektonik Sedimentologie Historische Geologie vermittelt In der deutschen Hochschulpolitik ist die Mineralogie als Kleines Fach eingestuft 4 Berufsfelder BearbeitenMineralogen arbeiten uberwiegend in der rohstoffverarbeitenden Industrie Glas Keramik Feuerfest Baustoffe Bindemittel Steine und Erden chemische Industrie Schleifmittel Elektronik Herstellung optischer Bauteile Papierindustrie Daneben gibt es auch Tatigkeitsfelder im Umweltschutz im Bergbau in der Dungemittel Pharma und Schmuckindustrie sowie in der Denkmalpflege Auch in ausseruniversitaren Instituten der angewandten Forschung zu anorganischen Werkstoffen wie beispielsweise bei der Fraunhofer Gesellschaft finden sich viele Mineralogen Ausserdem bietet der offentliche Dienst in Form von Universitaten Forschungsinstituten und Behorden Arbeitsmoglichkeiten 5 Siehe auch Bearbeiten nbsp Portal Minerale Ubersicht zu Wikipedia Inhalten zum Thema Minerale Liste chinesischer Mineralogen Liste mineralogischer MuseenLiteratur BearbeitenHermann Harder Hrsg Lexikon fur Mineralien und Gesteinsfreunde Luzern Frankfurt am Main 1977 Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Edition Dorfler in Nebel Verlag Eggolsheim 2002 Aus Niederlandisch ubersetzt von Werner Horwath ISBN 978 3 89555 076 8 Gregor Markl Minerale und Gesteine Eigenschaften Bildung Untersuchung 1 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2004 ISBN 978 3 8274 1495 3 Martin Okrusch Siegfried Matthes Mineralogie Eine Einfuhrung in die spezielle Mineralogie Petrologie und Lagerstattenkunde 1 Aufl ohne Martin Okrusch 1983 9 Auflage Springer Berlin Heidelberg 2014 ISBN 978 3 642 34659 0 Print ISBN 978 3 642 34660 6 E Book A Putnis An Introduction to Mineral Science Cambridge University Press Cambridge UK 1993 ISBN 978 0 521 41922 2 englisch Klockmann s Lehrbuch der Mineralogie Neu hrsg von Paul Ramdohr 13 Aufl Stuttgart 1948 Franz A Reuss Lehrbuch der Mineralogie nach des Herrn O B R Karsten mineralogischen Tabellen Jacobaer Leipzig 1801 Digitalisierte Ausgabe der Universitats und Landesbibliothek Dusseldorf Th 1 Welcher den praparativen Theil der Oryktognosie in sich begreift 1801 Th 2 Erster Band der Oryktognosie welcher die Zirkon und Kieselordnung in sich begreift 1801 Th 2 Bd 2 Welcher die ubrigen zur ersten Klasse gehorigen Ordnungen enthalt 1802 Th 2 Bd 3 Welcher die zweite dritte und der vierten Klasse erste funf Ordnungen enthalt 1803 Th 2 Bd 4 Welcher die ubrigen achtzehn Ordnungen der vierten Klasse enthalt 1803 Th 3 Lehrbuch der Geognosie Bd 2 1805 Th 4 Welcher Zusatze Abanderungen und Register enthalt 1806 H R Wenk A Bulakh Minerals Their Constitution and Origin Cambridge University Press Cambridge UK 2004 ISBN 978 0 521 52958 7 englisch Thomas K Henning Astromineralogy Springer Berlin u a 2003 ISBN 978 3 540 44323 0 Lecture Notes in Physics Vol 609 Max Bauer Lehrbuch der Mineralogie 2 Auflage 1904 6 Andreas Landmann Abenteuer Mineralogie Kristalle und Mineralien Bestimmung und Entstehung 1 Auflage Springer Spektrum Berlin Heidelberg 2014 ISBN 978 3 642 37742 6 Print ISBN 978 3 642 37743 3 E Book Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Mineralogie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Mineralogy Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien EuroMin Project Geschichte der Mineralogie GEO LEO Virtuelle Fachbibliothek Geowissenschaften Geographie Bergbau Thematische Karten De Natura Fossilium Textbook on Mineralogy Erste vielumfassende Arbeit der Mineralogie durch Georgius Agricola Informationen zum Mineralogie Studium Informationen der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft PDF 1 43 MB Virtual Museum of the History of Mineralogy Geschichte der Mineralogie Institut fur Mineralogie Kristallographie und Materialwissenschaft der Universitat Leipzig Liste mineralogischer Museen und Universitatssammlungen in der Bundesrepublik Deutschland Friedrich Pfaff Grundriss der Mineralogie 1860 Scan Bayerische Staatsbibliothek Einzelnachweise Bearbeiten Oryktognosie Mineralogie In Meyers Konversationslexikon siehe auch August Nies Zur Mineralogie des Plinius Buchdruckerei von H Prickarts 1884 Volltext auf Archive org Johannes Hiller Anselmus Boetius de Boodt als Wissenschaftler und Naturphilosoph Aus den Anfangen der mineralogischen Wissenschaft Archeion 1933 XV 3 4 S 348 368 Kleine Facher von A Z Standorte Mineralogie In kleinefaecher de Portal Kleine Facher abgerufen am 19 April 2019 Arbeitsfelder von Industriemineralogen JPEG Grafik 786 490 Pixel Nicht mehr online verfugbar Universitat Salzburg archiviert vom Original am 31 Januar 2012 abgerufen am 23 September 2019 Volltext Archive orgNormdaten Sachbegriff GND 4039457 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mineralogie amp oldid 236755184