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Die Gruppentheorie als mathematische Disziplin untersucht die algebraische Struktur von Gruppen Anschaulich besteht eine Gruppe aus den Symmetrien eines Objekts oder einer Konfiguration zusammen mit jener Verknupfung die durch das Hintereinanderausfuhren dieser Symmetrien gegeben ist So bilden beispielsweise die Drehungen eines regelmassigen n displaystyle n Ecks in der Ebene mit denen die Figur auf sich selbst abgebildet werden kann eine Gruppe mit n displaystyle n Elementen Um dieses Konzept allgemein zu fassen hat sich eine knappe und machtige Definition herausgebildet Demnach ist eine Gruppe eine Menge zusammen mit einer zweistelligen inneren Verknupfung durch die jedem geordneten Paar von Elementen eindeutig ein Element dieser Menge als Resultat zugeordnet wird wenn diese Verknupfung assoziativ ist und es ein neutrales Element gibt sowie zu jedem Element ein Inverses So bildet zum Beispiel auch die Menge der ganzen Zahlen zusammen mit der Addition eine Gruppe Die systematische Untersuchung von Gruppen begann im 19 Jahrhundert und wurde durch konkrete Probleme ausgelost zunachst durch die Frage nach der Losbarkeit von algebraischen Gleichungen spater durch die Untersuchung geometrischer Symmetrien Dementsprechend stand zunachst die Untersuchung konkreter Gruppen im Vordergrund erst gegen Ende des 19 Jahrhunderts wurden verstarkt abstrakte Fragestellungen untersucht Wichtige Beitrage stammen unter anderem von Evariste Galois und Niels Henrik Abel in der Algebra sowie Felix Klein und Sophus Lie in der Geometrie Eine der herausragenden mathematischen Leistungen des 20 Jahrhunderts ist die Klassifikation aller endlichen einfachen Gruppen also der unzerlegbaren Bausteine aller endlichen Gruppen Die grosse Bedeutung der Gruppentheorie fur viele Gebiete der Mathematik und ihrer Anwendungen resultiert aus ihrer Allgemeinheit denn sie umfasst in einer einheitlichen Sprache sowohl geometrische Sachverhalte Bewegungen des Raumes Symmetrien etc als auch arithmetische Regeln Rechnen mit Zahlen Matrizen etc Vor allem in der Algebra ist der Begriff der Gruppe von grundlegender Bedeutung Ringe Korper Moduln und Vektorraume sind Gruppen mit zusatzlichen Strukturen und Eigenschaften Methoden und Sprechweise der Gruppentheorie durchziehen daher viele Gebiete der Mathematik In Physik und Chemie treten Gruppen uberall dort auf wo Symmetrien eine Rolle spielen z B Invarianz physikalischer Gesetze Symmetrie von Molekulen und Kristallen Zur Untersuchung solcher Phanomene liefern die Gruppentheorie und die eng verwandte Darstellungstheorie die theoretischen Grundlagen und eroffnen wichtige Anwendungen Inhaltsverzeichnis 1 Zugang ohne mathematische Voraussetzungen 2 Definition einer Gruppe 3 Beispiele 4 Grundkonzepte der Gruppentheorie 4 1 Ordnung einer Gruppe 4 2 Untergruppen 4 3 Zyklische Gruppen 4 4 Ordnung von Elementen 4 5 Unterschiedliche Schreibweisen fur das Verknupfungszeichen 4 6 Nebenklassen 4 6 1 Definition 4 6 2 Nebenklassen als Bahnen einer Gruppenoperation 4 7 Doppelnebenklassen 4 8 Normalteiler 4 9 Faktorgruppe 5 Klassifikation der endlichen einfachen Gruppen 6 Beispiel 7 Anwendungen 7 1 Chemie 7 1 1 Punktgruppen 7 1 2 Beispielanwendungen 7 2 Physik 8 Geschichte 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseZugang ohne mathematische Voraussetzungen BearbeitenGruppen werden in der Mathematik verwendet um das Rechnen mit Zahlen zu verallgemeinern Entsprechend besteht eine Gruppe aus einer Menge von Dingen z B Zahlen Symbolen Objekten Bewegungen und einer Rechenvorschrift eine Verknupfung in diesem Artikel als displaystyle nbsp dargestellt die angibt wie mit diesen Dingen umzugehen ist Diese Rechenvorschrift muss dabei bestimmten Regeln genugen den sogenannten Gruppenaxiomen die im Folgenden erklart werden Von einer Gruppe spricht man falls fur eine Menge zusammen mit einer Verknupfung je zweier Elemente dieser Menge hier geschrieben als a b displaystyle a b nbsp die folgenden Anforderungen erfullt sind Die Verknupfung zweier Elemente der Menge ergibt wiederum ein Element derselben Menge Abgeschlossenheit Fur die Verknupfung ist die Klammerung unerheblich das heisst es gilt a b c a b c displaystyle a b c a b c nbsp fur alle a b c displaystyle a b c nbsp Assoziativgesetz Es gibt ein Element e displaystyle e nbsp in der Menge das bezuglich der Verknupfung nichts bewirkt also ein displaystyle nbsp neutrales Element a e e a a displaystyle a e e a a nbsp fur alle a displaystyle a nbsp Zu jedem Element a displaystyle a nbsp gibt es bezuglich der Verknupfung ein Umkehr Element also ein displaystyle nbsp inverses Element a displaystyle a nbsp Dieses hat die Eigenschaft beim Verknupfen mit a displaystyle a nbsp das neutrale Element zu ergeben a a a a e displaystyle a a a a e nbsp Man beachte Falls auf der Menge von mehreren Verknupfungen die Rede ist etwa displaystyle nbsp und displaystyle circ nbsp dann gibt es mehrere neutrale und inverse Elemente jeweils passend zur Verknupfung Wenn aus dem Kontext klar ist dass nur eine bestimmte Verknupfung gemeint ist dann spricht man kurz von dem neutralen Element e displaystyle e nbsp und dem inversen Element a displaystyle a nbsp zu a displaystyle a nbsp ohne die Verknupfung nochmals explizit zu erwahnen Wenn man zudem noch die Operanden vertauschen darf wenn also stets a b b a displaystyle a b b a nbsp gilt dann liegt eine abelsche Gruppe vor auch kommutative Gruppe genannt Kommutativgesetz Beispiele fur abelsche Gruppen sind die ganzen Zahlen Z displaystyle mathbb Z nbsp mit der Addition displaystyle nbsp als Verknupfung und der Null als neutralem Element die rationalen Zahlen Q displaystyle mathbb Q nbsp ohne Null mit der Multiplikation displaystyle cdot nbsp als Verknupfung und der Eins als neutralem Element Die Null muss hierbei ausgeschlossen werden da sie kein inverses Element besitzt 1 0 ist nicht definiert Die sehr allgemeine Definition von Gruppen ermoglicht es nicht nur Mengen von Zahlen mit entsprechenden Operationen als Gruppen aufzufassen sondern auch andere mathematische Objekte mit geeigneten Verknupfungen die die obigen Anforderungen erfullen Ein solches Beispiel ist die Menge der Drehungen und Spiegelungen Symmetrietransformationen durch die ein regelmassiges n Eck auf sich selbst abgebildet wird mit der Hintereinanderausfuhrung der Transformationen als Verknupfung Diedergruppe Definition einer Gruppe Bearbeiten Hauptartikel Gruppe Mathematik Eine Gruppe ist ein Paar G displaystyle G nbsp Dabei ist G displaystyle G nbsp eine Menge und displaystyle nbsp eine zweistellige Verknupfung bezuglich G displaystyle G nbsp Das heisst dadurch wird die Abbildung G G G a b a b displaystyle colon G times G to G a b mapsto a b nbsp beschrieben Zudem mussen die folgenden Axiome fur die Verknupfung erfullt sein damit G displaystyle G nbsp als Gruppe bezeichnet werden kann Assoziativitat Fur alle Gruppenelemente a displaystyle a nbsp b displaystyle b nbsp und c displaystyle c nbsp gilt a b c a b c displaystyle a b c a b c nbsp Es gibt ein neutrales Element e G displaystyle e in G nbsp mit dem fur alle Gruppenelemente a G displaystyle a in G nbsp gilt a e e a a displaystyle a e e a a nbsp Zu jedem Gruppenelement a G displaystyle a in G nbsp existiert ein inverses Element a 1 G displaystyle a 1 in G nbsp mit a a 1 a 1 a e displaystyle a a 1 a 1 a e nbsp Eine Gruppe G displaystyle G nbsp heisst abelsch oder kommutativ wenn zusatzlich das folgende Axiom erfullt ist Kommutativitat Fur alle Gruppenelemente a displaystyle a nbsp und b displaystyle b nbsp gilt a b b a displaystyle a b b a nbsp Andernfalls d h wenn es Gruppenelemente a b G displaystyle a b in G nbsp gibt fur die a b b a displaystyle a b neq b a nbsp ist heisst die Gruppe G displaystyle G nbsp nichtabelsch Beispiele BearbeitenBekannte Beispiele fur Gruppen sind Kleinsche Vierergruppe abelsch symmetrische Gruppe nicht abelsch fur n gt 2 alternierende Gruppe nicht abelsch fur n gt 3 Diedergruppe nicht abelsch fur n gt 2 Quaternionengruppe nicht abelsch Triviale Gruppe abelsch Besteht nur aus dem neutralen ElementEine ausfuhrlichere Aufzahlung befindet sich in der Liste kleiner Gruppen Grundkonzepte der Gruppentheorie BearbeitenOrdnung einer Gruppe Bearbeiten Die Machtigkeit Kardinalitat G displaystyle G nbsp der Tragermenge der Gruppe nennt man Ordnung der Gruppe oder kurz Gruppenordnung Fur endliche Mengen ist dies einfach die Anzahl der Elemente Untergruppen Bearbeiten Hauptartikel Untergruppe Ist H displaystyle H nbsp eine Teilmenge der Tragermenge G displaystyle G nbsp einer Gruppe G displaystyle G nbsp und ist H displaystyle H nbsp selbst eine Gruppe so nennt man H displaystyle H nbsp eine Untergruppe von G displaystyle G nbsp Bezeichnung H G displaystyle H leq G nbsp Hierzu ein wichtiger Satz Satz von Lagrange Die Ordnung jeder Untergruppe H displaystyle H nbsp einer endlichen Gruppe G displaystyle G nbsp ist ein Teiler der Ordnung der Gruppe G displaystyle G nbsp Ist speziell G displaystyle G nbsp eine Primzahl dann hat G displaystyle G nbsp nur die trivialen Untergruppen e displaystyle e nbsp bestehend aus dem neutralen Element und G displaystyle G nbsp selbst Zyklische Gruppen Bearbeiten Hauptartikel Zyklische Gruppe Gibt es in G displaystyle G nbsp ein Element a displaystyle a nbsp so dass man jedes Element als Potenz a n displaystyle a n nbsp mit einer ganzen Zahl n displaystyle n nbsp die auch negativ sein darf schreiben kann so nennt man G displaystyle G nbsp eine zyklische Gruppe und a displaystyle a nbsp erzeugendes Element Ordnung von Elementen Bearbeiten Hauptartikel Ordnung eines Gruppenelementes Ergibt ein Element a displaystyle a nbsp der Gruppe endlich viele Male n displaystyle n nbsp mal mit sich selbst verknupft das neutrale Element e displaystyle e nbsp d h gibt es ein n N displaystyle n in mathbb N nbsp mit a a a n mal e displaystyle underbrace a a ldots a n text mal e nbsp so nennt man das kleinste derartige n gt 0 displaystyle n gt 0 nbsp die Ordnung des Elements a displaystyle a nbsp In diesem Fall spricht man von einem Element endlicher Ordnung oder Torsionselement Falls kein solches n displaystyle n nbsp existiert sagt man dass a displaystyle a nbsp unendliche Ordnung hat In beiden Fallen entspricht die Ordnung des Elements der Ordnung der von ihm erzeugten Untergruppe Aus dem Satz von Lagrange folgt daher In einer endlichen Gruppe ist die Ordnung jedes Elements endlich und ein Teiler der Gruppenordnung Die kleinste positive Zahl n displaystyle n nbsp mit der a a a n mal e displaystyle underbrace a a ldots a n text mal e nbsp fur jedes Gruppenelement a displaystyle a nbsp gilt wird Gruppenexponent genannt Unterschiedliche Schreibweisen fur das Verknupfungszeichen Bearbeiten Steht das Zeichen fur das Mal Zeichen dann spricht man von einer multiplikativ geschriebenen Gruppe Diese kann kommutativ sein oder auch nicht und das Zeichen kann weggelassen d h die zwei Operanden direkt nebeneinander geschrieben werden Das neutrale Element ist dann e 1 displaystyle e 1 nbsp und das Inverse wird a 1 displaystyle a 1 nbsp oder im kommutativen Fall auch 1 a displaystyle 1 a nbsp geschrieben In Analogie zu den reellen Zahlen wird fur das multiplikativ Iterierte die Potenzschreibweise a n a a a n mal displaystyle a n underbrace a cdot a cdot ldots cdot a n text mal nbsp verwendet Wird andererseits das Plus Zeichen als Zeichen fur die Verknupfung verwendet dann spricht man von einer additiv geschriebenen Gruppe die dann auch allermeist kommutativ ist und e 0 displaystyle e 0 nbsp als neutrales Element hat Das Vielfache wird n a n a a a a n mal displaystyle na n cdot a underbrace a a ldots a n text mal nbsp und das Inverse 1 a a displaystyle 1 cdot a a nbsp geschrieben Es gibt aber ausser Multiplikation und Addition noch weitere Operationen die eine Gruppenstruktur definieren So gilt fur die Hintereinanderausfuhrung von Funktionen stets das Assoziativgesetz Werden dabei nur Funktionen betrachtet die invertierbar sind und zwar Bijektionen einer Menge auf sich selbst dann definieren sie eine Gruppe die im Allgemeinen nicht kommutativ ist Haufig wird displaystyle circ nbsp als Zeichen fur die Hintereinanderausfuhrung und id displaystyle operatorname id nbsp fur das entsprechende neutrale Element verwendet Ist bei Inversenbildung und Iteration gegenuber der Potenzschreibweise ein Unterschied zu machen dann wird der Exponent auch in spitze Klammern gesetzt z B a 1 a id displaystyle a langle 1 rangle circ a operatorname id nbsp und a n a a a n mal displaystyle a langle n rangle underbrace a circ a circ ldots circ a n text mal nbsp Nebenklassen Bearbeiten Definition Bearbeiten Definiert man auf der Gruppe G displaystyle G nbsp mit einer Untergruppe H displaystyle H nbsp die Relation displaystyle sim nbsp durch b a h H b a h displaystyle b sim a Longleftrightarrow exists h in H colon b a h nbsp erhalt man eine Aquivalenzrelation 1 auf G displaystyle G nbsp deren Quotientenmenge die Menge G displaystyle G nbsp partitioniert Die Nebenklasse englisch coset zu einem Element a G displaystyle a in G nbsp ist die Menge b G b a a h h H displaystyle b in G mid b sim a a h mid h in H nbsp Dies ist die Menge aller Elemente b displaystyle b nbsp die zu a displaystyle a nbsp in der Relation b a displaystyle b sim a nbsp stehen und damit eine Aquivalenzklasse Die Nebenklasse die man fur ein zu a displaystyle a nbsp aquivalentes Element b displaystyle b nbsp durch Linksverknupfung aller h H displaystyle h in H nbsp erhalt ist daher die Gleiche 2 Fur die Nebenklasse bezuglich a displaystyle a nbsp schreibt man a H displaystyle a H nbsp a H displaystyle aH nbsp oder auch kurz a displaystyle bar a nbsp wenn klar ist durch welchen Vorgang die Nebenklassen gebildet werden Da diese Menge alle Elemente von G displaystyle G nbsp enthalt die dadurch entstehen dass die Elemente aus H displaystyle H nbsp links mit dem Element a displaystyle a nbsp verknupft werden heisst sie genauer die Linksnebenklasse 3 Alternativbezeichnung Linksrestklasse 4 von H displaystyle H nbsp nach dem Element a displaystyle a nbsp Wenn man andererseits eine Relation displaystyle backsim nbsp durch b a h H b h a displaystyle b backsim a Longleftrightarrow exists h in H colon b h a nbsp definiert dann ist dies im Allgemeinen eine andere Aquivalenzrelation und die Menge der zu a displaystyle a nbsp aquivalenten Elemente in G displaystyle G nbsp jetzt H a h a h H displaystyle Ha h a mid h in H nbsp die durch Rechtsverknupfung der Elemente aus H displaystyle H nbsp mit dem Element a displaystyle a nbsp entsteht Sie wird mit H a displaystyle H a nbsp oder H a displaystyle Ha nbsp bezeichnet und Rechtsnebenklasse Alternativbezeichnung Rechtsrestklasse von H displaystyle H nbsp nach dem Element a displaystyle a nbsp genannt Fur die Faktor oder Quotientenmenge aller Links bzw Rechtsnebenklassen wird die Notation G H g H g G displaystyle G H gH mid g in G nbsp bzw H G H g g G displaystyle H backslash G Hg mid g in G nbsp verwendet Nebenklassen werden benutzt um den Satz von Lagrange zu beweisen um die Begriffe Normalteiler und Faktorgruppe zu erklaren und um Gruppenoperationen zu studieren Nebenklassen als Bahnen einer Gruppenoperation Bearbeiten Man kann Nebenklassen auch als Bahnen einer Gruppenoperation verstehen Die Untergruppe H displaystyle H nbsp operiert namlich auf der Gruppe G displaystyle G nbsp von links H G G h g h g displaystyle H times G to G quad h g mapsto h g nbsp bzw von rechts G H G g h g h displaystyle G times H to G quad g h mapsto g h nbsp durch Multiplikation Fur ein gegebenes g G displaystyle g in G nbsp ist dann die Rechtsnebenklasse H g h g h H displaystyle Hg h g mid h in H nbsp gerade die Bahn von g displaystyle g nbsp der Linksoperation entsprechend die Linksnebenklasse g H g h h H displaystyle gH g h mid h in H nbsp die Bahn von g displaystyle g nbsp der Rechtsoperation Die Notation G H displaystyle G H nbsp fur die Menge der Linksnebenklassen bzw H G displaystyle H backslash G nbsp fur die Menge der Rechtsnebenklassen deckt sich mit der fur Bahnen ublichen Notation fur den Orbitraum Doppelnebenklassen Bearbeiten Sind zwei Untergruppen K displaystyle K nbsp und H displaystyle H nbsp gegeben so erhalt man eine Aquivalenzrelation durch a b k K h H b k a h displaystyle a sim b Longleftrightarrow exists k in K h in H colon b k a h nbsp Die Aquivalenzklasse zu a G displaystyle a in G nbsp ist k a h k K h H displaystyle k a h mid k in K h in H nbsp Fur diese Menge schreibt man K a H displaystyle K a H nbsp oder K a H displaystyle KaH nbsp und nennt sie die K H displaystyle K H nbsp Doppelnebenklasse zu a displaystyle a nbsp Normalteiler Bearbeiten Hauptartikel Normalteiler Ist fur jedes Element a G displaystyle a in G nbsp die linke Nebenklasse von H displaystyle H nbsp gleich der rechten d h a H H a displaystyle aH Ha nbsp so nennt man H displaystyle H nbsp einen Normalteiler von G displaystyle G nbsp Bezeichnung H G displaystyle H trianglelefteq G nbsp In einer abelschen Gruppe ist jede Untergruppe ein Normalteiler Der Kern jedes Gruppenhomomorphismus ist ein Normalteiler Faktorgruppe Bearbeiten Hauptartikel Faktorgruppe Die Linksnebenklassen oder auch die Rechtsnebenklassen bezuglich einer Untergruppe teilen die Gruppe als Menge angesehen in disjunkte Teilmengen auf Ist die Untergruppe sogar ein Normalteiler so ist jede Linksnebenklasse zugleich eine Rechtsnebenklasse und wird ab jetzt nur Nebenklasse genannt Ist H displaystyle H nbsp ein Normalteiler von G displaystyle G nbsp dann kann man auf der Menge G H displaystyle G H nbsp der Nebenklassen eine Verknupfung definieren a 1 H a 2 H a 1 a 2 H displaystyle a 1 H a 2 H left a 1 a 2 right H nbsp Die Verknupfung ist wohldefiniert d h sie ist nicht abhangig von der Wahl der Reprasentanten a 1 displaystyle a 1 nbsp und a 2 displaystyle a 2 nbsp in ihrer Nebenklasse Ist H displaystyle H nbsp kein Normalteiler dann gibt es Nebenklassen mit Reprasentanten die verschiedene Ergebnisse produzieren Zusammen mit dieser induzierten Verknupfung bildet die Menge der Nebenklassen eine Gruppe die Faktorgruppe G H displaystyle G H nbsp Die Faktorgruppe ist eine Art vergrobertes Abbild der originalen Gruppe Klassifikation der endlichen einfachen Gruppen BearbeitenEine nicht triviale Gruppe heisst einfach wenn sie keine Normalteiler ausser der trivialen Gruppe und sich selbst hat Beispielsweise sind alle Gruppen von Primzahlordnung einfach Die einfachen Gruppen spielen eine wichtige Rolle als Grundbausteine von Gruppen Seit 1982 sind die endlichen einfachen Gruppen vollstandig klassifiziert Jede gehort entweder zu einer der 18 Familien endlicher einfacher Gruppen oder ist eine der 26 Ausnahmegruppen die auch als sporadische Gruppen bezeichnet werden Beispiel Bearbeiten nbsp Rubiks Zauberwurfel als Beispiel einer endlichen nicht abelschen GruppeManche Eigenschaften endlicher Gruppen lassen sich mit dem Zauberwurfel veranschaulichen der seit seiner Erfindung vielfach im akademischen Unterricht eingesetzt wurde weil die Permutationen der Ecken und Kantenelemente des Wurfels ein sichtbares und handgreifliches Beispiel einer Gruppe darstellen Anwendungen BearbeitenChemie Bearbeiten Punktgruppen Bearbeiten Die Menge der moglichen Positionen der Atome der Molekule in ihrer Gleichgewichtskonformation lasst sich mit Hilfe von Symmetrieoperationen Einheitselement Spiegelung Drehung Inversion Drehspiegelung auf sich selbst abbilden Die Symmetrieoperationen lassen sich zu Gruppen den sogenannten Punktgruppen zusammenfassen Beispielanwendungen Bearbeiten Quantenchemie Der Rechenaufwand von quantenchemischen Rechnungen kann unter Benutzung der Gruppentheorie erheblich verringert werden z B hat ein Hamiltonoperator die gleiche Symmetrie wie sein System Weiterhin ist sie hilfreich zur Beschreibung von SALKs symmetrieadaptierten Linearkombinationen aus Atomorbitalen auch Liganden Gruppen Orbitale was in der MO Theorie und Ligandenfeldtheorie Anwendung findet Weiterhin findet die Gruppentheorie Anwendung bei der Theorie der Erhaltung der Orbitalsymmetrie siehe Woodward Hoffmann Regeln Spektroskopie Die Gruppentheorie ist auch fur die Infrarotspektroskopie von Bedeutung IR Raman Eigenschaften Vorhandensein von Quadrupol und Octopolmoment konnen direkt aus der Charaktertafel eines Molekuls abgelesen werden In der NMR Spektroskopie sind Protonen die sich durch Spiegelung aufeinander abbilden lassen chemisch aquivalent und ergeben daher im Spektrum die gleiche chemische Verschiebung Physikalische Eigenschaften Ein permanentes elektrisches Dipolmoment konnen nur Molekule ohne jegliche Symmetrie oder Symmetrien der Punktgruppen C n v displaystyle C nv nbsp und C n displaystyle C n nbsp und C s displaystyle C s nbsp haben 5 Chiralitat optische Aktivitat Molekule die keine Drehspiegelachse S n displaystyle S n nbsp aufweisen sind chiral und daher optisch aktiv z B Bromchloriodmethan Molekule die eine Spiegelachse haben sind nicht optisch aktiv auch wenn sie chirale Zentren enthalten z B Meso Verbindungen Chirale Katalysatoren in der enantioselektiven Synthese enthalten oft Liganden mit C 2 displaystyle C 2 nbsp Symmetrie damit sich definierte Komplexe bilden Kristallographie In der Kristallographie kommt die Gruppentheorie durch die Einordnung von Kristallstrukturen in die 230 moglichen Raumgruppen vor Physik Bearbeiten In der Quantenmechanik sind Symmetriegruppen als Gruppen von unitaren oder antiunitaren Operatoren realisiert Die Eigenvektoren einer maximalen abelschen Untergruppe dieser Operatoren zeichnet eine physikalisch wichtige Basis aus die zu Zustanden mit wohldefinierter Energie oder Impuls oder Drehimpuls oder Ladung gehort Beispielsweise bilden in der Festkorperphysik die Zustande in einem Kristall mit einer fest gewahlten Energie einen Darstellungsraum der Symmetriegruppe des Kristalls Geschichte BearbeitenDie Entdeckung der Gruppentheorie wird Evariste Galois zugeschrieben der die Losbarkeit algebraischer Gleichungen durch Radikale in heutiger Terminologie auf die Auflosbarkeit ihrer Galois Gruppe zuruckfuhrte Galois Arbeit wurde erst 1846 postum veroffentlicht Implizit spielte das Konzept einer Gruppe aber bereits bei Lagrange Reflexions sur la resolution algebrique 1771 und Gauss Disquisitiones Arithmeticae 1801 eine Rolle Im letzten Viertel des 19 Jahrhunderts wurde die Gruppentheorie vor allem durch Felix Kleins Erlanger Programm und die von Sophus Lie entwickelte Theorie der kontinuierlichen Transformationsgruppen sowie auch Poincares und Kleins Arbeiten uber automorphe Funktionen zu einem zentralen Bestandteil der Mathematik Aus dem Jahr 1881 stammt Poincares bekanntes Zitat Les mathematiques ne sont qu une histoire des groupes Die Mathematik ist nur eine Geschichte der Gruppen Eine abstrakte Definition von Gruppen findet sich erstmals 1854 bei Arthur Cayley A set of symbols 1 a b displaystyle 1 alpha beta ldots nbsp all of them different and such that the product of any two of them no matter in what order or the product of any one of them into itself belongs to the set is said to be a group These symbols are not in general convertible commutative but associative it follows that if the entire group is multiplied by any one of the symbols either as further or nearer factor left or right the effect is simply to reproduce the group Erst ab 1878 erschienen die ersten Arbeiten zur abstrakten Gruppentheorie Cayley bewies dass jede endliche Gruppe isomorph zu einer Gruppe von Permutationen ist und bemerkte in derselben Arbeit dass es einfacher sei Gruppen als abstrakte Gruppen statt als Gruppen von Permutationen zu betrachten 1882 definierte Dyck erstmals Gruppen mittels Erzeugern und Relationen Literatur BearbeitenPavel S Alexandroff Einfuhrung in die Gruppentheorie Deutsch Frankfurt 2007 ISBN 978 3 8171 1801 4 Hans Kurzweil Bernd Stellmacher Theorie der endlichen Gruppen Eine Einfuhrung Springer Berlin 1998 ISBN 3 540 60331 X Thorsten Camps u a Einfuhrung in die kombinatorische und die geometrische Gruppentheorie Heldermann Lemgo 2008 ISBN 978 3 88538 119 8 Oleg Bogopolski Introduction to group theory European Mathematical Society Publishing House Zurich 2008 ISBN 978 3 03719 041 8 Stephan Rosebrock Anschauliche Gruppentheorie Eine computerorientierte geometrische Einfuhrung Springer Spektrum 2020 ISBN 978 3 662 60786 2 Serge Lang Algebra In Graduate Texts in Mathematics Dritte uberarbeitete Auflage Band 211 Springer New York 2002 ISBN 978 0 387 95385 4 Yvette Kosmann Schwarzbach Groups and Symmetries From Finite Groups to Lie Groups In Universitext Zweite uberarbeitete Auflage Springer Cham 2022 ISBN 978 3 030 94359 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Gruppentheorie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Gruppenzwang Eine Einfuhrung in die Gruppentheorie auf Matroids Matheplanet Online Werkzeug zur Erstellung von Gruppentafeln englisch Israel Kleiner The Evolution of Group Theory A Brief Survey Mathematics Magazine Vol 59 No 4 Oktober 1986 S 195 215 Einzelnachweise Bearbeiten Fur a b c G displaystyle a b c in G nbsp und h h H displaystyle h h prime in H nbsp gilt Reflexivitat a a e displaystyle a a e nbsp a a displaystyle Longrightarrow a sim a nbsp da e H displaystyle e in H nbsp Symmetrie b a h displaystyle b a h nbsp a b h 1 displaystyle Longrightarrow a b h 1 nbsp a b displaystyle Longrightarrow a sim b nbsp da h 1 H displaystyle h 1 in H nbsp Transitivitat b a h c b h displaystyle b a h land c b h prime nbsp c a h h displaystyle Longrightarrow c a h h prime nbsp c a displaystyle Longrightarrow c sim a nbsp da h h H displaystyle h h prime in H nbsp Serge Lang Algebra In Graduate Texts in Mathematics 3 Auflage Band 211 Springer New York ISBN 978 0 387 95385 4 S 12 I 2 Siegfried Bosch Algebra Springer Berlin ISBN 978 3 642 39566 6 S 15 Jurgen Wolfart Einfuhrung in die Zahlentheorie und Algebra Vieweg Teubner Wiesbaden ISBN 978 3 8348 1461 6 S 36 Siehe Atkins de Paula Physikalische Chemie Wiley VCH 2006 S 462 Google Lesevorschau Normdaten Sachbegriff GND 4072157 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gruppentheorie amp oldid 228085863