www.wikidata.de-de.nina.az
Die Komplexchemie lat complexum umgeben umarmt umklammert ist ein Bereich der Anorganischen Chemie Der Begriff Koordinationschemie wird im Allgemeinen synonym dazu verwendet Die Komplexchemie befasst sich mit Komplexen bzw Koordinationsverbindungen die aus einem oder mehreren Zentralteilchen und einem oder mehreren Liganden aufgebaut sind Die Zentralteilchen sind dabei meist Atome bzw Ionen von Ubergangsmetallen die ungeladen oder geladen sein konnen Grubbs Katalysatoren Nobelpreis fur Chemie 2005 Im Gegensatz zu herkommlichen kovalenten Bindungen steuern in Komplexen gewohnlicherweise die Liganden alle Elektronen zur Bindung bei anstatt dass jeder Reaktionspartner mit jeweils einem Elektron zu einer Elektronenpaarbindung beitragt koordinative Bindung trotzdem gibt es auch Komplexe eher kovalenter Natur 1 Die Bildung von Komplexen lasst sich somit als Saure Base Reaktion im Sinne der Lewis Definition verstehen in der die Liganden Basen als Elektronenpaardonatoren auftreten und das Zentralteilchen Saure durch Lucken in seiner Elektronenkonfiguration als Akzeptor Komplexverbindungen spielen in verschiedenen Bereichen eine wichtige Rolle In der Technik zum Beispiel als Katalysator siehe Abbildung des Grubbs Katalysators rechts in der Biologie Hamoglobin und Chlorophyll in der Medizin Chelat Therapie oder in der Analytischen Chemie Verbindungen mit organischen Liganden sind zudem Gegenstand der Metallorganischen Chemie Da Komplexe von Ubergangsmetallen mitunter sehr farbig sind werden diese ausserdem auch als Farbstoffe bzw Pigmente eingesetzt Berliner Blau Besonders intensive Farbungen zeigen die Charge Transfer Komplexe wie z B Permanganate Lange Zeit hatten Chemiker keine Vorstellung vom Aufbau koordinativer Verbindungen die man als Verbindungen hoherer Ordnung bezeichnete Zudem liessen sich viele Verhaltensweisen von Komplexen mit den damaligen Theorien nicht erklaren wie zum Beispiel die Stabilitat von Cobalt III chlorid in wassriger Losung bei Zugabe von Ammoniak Fur die richtige Deutung der Struktur und Bindungsverhaltnisse in Komplexen erhielt der Schweizer Alfred Werner im Jahre 1913 als erster und jahrzehntelang einziger Anorganiker den Nobelpreis fur Chemie Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Nomenklatur 2 1 Komplexformeln 2 2 Komplexnamen 3 Aufbau von Komplexen 3 1 Zentralteilchen 3 2 Liganden 3 2 1 Anionische Liganden 3 2 2 Neutrale Liganden 3 2 3 Kationische Liganden 3 2 4 Organische Liganden 4 Raumliche Gestalt von Komplexen Molekulgeometrie 4 1 Koordinationszahl und Koordinationspolyeder 4 2 Symmetrie 5 Isomerie 5 1 Bindungsisomerie 5 2 Konfigurationisomerie 5 2 1 cis trans Isomerie 5 2 2 fac und mer Anordnung 5 3 Enantiomerie 6 Bildung von Komplexen 7 Bindungsverhaltnisse 7 1 VB Theorie 7 2 Kristall und Ligandenfeldtheorie 7 2 1 Spektrochemische Reihe 7 3 MO Theorie 8 Stabilitat 8 1 HSAB Konzept 8 2 Hin und Ruckbindung 8 3 Anwendung des Massenwirkungsgesetzes 8 4 Komplexbildungskonstanten 9 Spezielle Komplexverbindungen 9 1 Sandwich Komplexe 9 2 Mehrkernige Komplexe 9 3 Makrocyclische Metallkomplexe 9 4 Gitterformige Metallkomplexe 10 Anwendung 10 1 Biologische Bedeutung 10 2 Technik 10 3 Forschung 11 Siehe auch 12 Literatur 13 Weblinks 14 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Beispiel fur einen typischen Komplex Das Hexacyanidoferrat II Ion Die Tatsache dass Cyanid in dieser Verbindung wesentlich ungiftiger ist als gewohnlich zeigt die besondere Art der BindungDie systematische Erforschung der Struktur von Komplexverbindungen begann im spaten 19 Jahrhundert und ist vor allem von den Namen Sophus Mads Jorgensen und Alfred Werner gepragt Jorgensen machte sich zwar mit der Synthese zahlreicher neuer Komplexe einen grossen Namen war aber ein Anhanger der von Christian W Blomstrand eingefuhrten Kettentheorie 2 Nach dieser Theorie reihen sich die Liganden hintereinander und bilden somit Ketten was heutzutage wenig sinnvoll wirkt aber dafur immerhin die Wertigkeit des Metalls berucksichtigte Werner der jahrzehntelang als Gegenspieler Jorgensens galt 3 formulierte 1892 hingegen eine Theorie die grundsatzlich heute noch gultig ist und im Folgejahr erstmals publiziert wurde 4 Die daraus ableitbaren Aussagen etwa uber mogliche Stereoisomerie konnten experimentell bestatigt werden und festigten die Theorie im Laufe der Jahre Wenige Jahre nach der Auszeichnung mit dem Chemienobelpreis starb Werner 1919 In den folgenden Jahrzehnten fuhrten die Entwicklungen neuer Theorien uber die chemische Bindung und neuer Technologien wie Rontgenstrukturanalyse zu grossen Fortschritten in der Koordinationschemie Zudem gab es seitdem weitere Chemienobelpreise auf dem Gebiet der Komplexchemie beispielsweise 1973 fur die Erforschung von sogenannten Sandwich Komplexen durch Ernst Otto Fischer und Geoffrey Wilkinson oder 2005 fur die Beschreibung der Olefinmetathese und der Entwicklung geeigneter komplexer Katalysatoren durch Yves Chauvin Robert Grubbs und Richard R Schrock Nomenklatur BearbeitenKomplexformeln Bearbeiten Die Oxidationszahl wird bestimmt indem man die ursprungliche Ladung des Zentralatoms betrachtet als ob alle Liganden unter Mitnahme der gemeinsamen Elektronenpaare entfernt werden wurden Die Summe der Ladungsbeitrage der Liganden und der Oxidationszahl des der Zentralteilchen muss die Ladung des Komplexes ergeben Die Koordinationseinheit wird in eckigen Klammern dargestellt Eine eventuell vorhandene Ladung wird als Exponent hinter der eckigen Klammer geschrieben In diesem Fall wird die Koordinationseinheit auch als Komplex Ion bezeichnet 5 Das Zentralteilchen wird vor den Liganden genannt Liganden werden entsprechend der IUPAC Empfehlungen seit 2005 um Probleme mit sogenannten Non innocent Liganden zu vermeiden unabhangig von ihrer Ladung alphabetisch aufgefuhrt Abkurzungen fur mehratomige Liganden werden dabei ebenfalls in alphabetischer Reihenfolge angegeben wobei zu beachten ist dass das Donoratom moglichst zuerst genannt wird Wasser z B als OH2 nicht H2O alphabetisch nach NH3 6 Fur mehratomige Liganden sowie Abkurzungen fur Liganden werden runde Klammern verwendet Weiterhin ist das Donoratom moglichst zuerst zu nennen beispielsweise sind NCS und SCN Bindungsisomere 6 Die Oxidationszahl kann als Exponent romische Ziffer am Zentralatom angegeben werden das positive Vorzeichen wird vernachlassigt Diese Angabe ist fakultativ 6 In mehrkernigen Komplexen wird die Bindungsart von Bruckenliganden mit dem griechischen Buchstaben m bezeichnet Dabei gibt ein Index n die Anzahl der verknupften Zentralatome an Bei Liganden mit mehreren Donoratomen wird die Haptizitat mit dem griechischen Buchstaben h angegeben Dahinter steht hochgestellt die Anzahl der Donoratome Komplexnamen Bearbeiten Bei der systematischen Benennung von Komplexsalzen gibt man zuerst das Kation und dann das Anion an gleichgultig ob jeweils komplex oder nicht Die Nennung der Bestandteile einer Koordinationseinheit geschieht in folgender Reihenfolge Anzahl der Liganden Ein mehrfaches Auftreten von Liganden wird durch griechische Zahlworter mono di etc als Prafix angegeben Bei Liganden mit komplexeren Namen oder zur Vermeidung von Mehrdeutigkeiten z B dithiosulfat verwendet man deren Multiplikativa bis tris etc Der hierdurch vervielfachte Teil kommt in Klammern Art der Liganden Die verschiedenen Liganden werden ohne Berucksichtigung ihrer Anzahl und ihrer Ladung in alphabetischer Reihenfolge genannt Anionische Liganden erhalten die Endung o an ihren Anionennamen z B chlorido und Radikale die Endung yl z B nitrosyl Die Namen neutraler oder kationischer Liganden werden nicht verandert Ausnahmen von dieser Regel sind die Namen von Wasser aqua Ammoniak ammin CO carbonyl und NO nitrosyl 7 Koordinationseinheit Bei einer anionischen Koordinationseinheit erhalt das Zentralion die lateinische Schreibweise gefolgt von der Endung at z B Cuprat von lat cuprum Ist die Koordinationseinheit ein Kation oder neutral wird der unveranderte deutsche Name verwendet Ladung des Zentralions Die Oxidationszahl des Zentralions atoms wird durch eine in runden Klammern gesetzte romische Ziffer angegeben und dem Namen der Koordinationseinheit nachgestellt Ein Pluszeichen wird nicht geschrieben fur Null wird die arabische Ziffer benutzt Der vollstandige Name der Koordinationseinheit wird in einem Wort geschrieben Bis auf die Namen der Liganden aqua ammin und nitrosyl werden die Namen aller neutraler Liganden in Klammern gesetzt Die Namen anorganischer anionischer Liganden werden dann in runde Klammern gesetzt wenn sie bereits numerische Vorsilben enthalten oder wenn dadurch Mehrdeutigkeiten vermieden werden Im Namen von Komplexsalzen wird zwischen den Namen des Kations und des Anions ein Bindestrich geschrieben Aufbau von Komplexen BearbeitenZentralteilchen Bearbeiten Als Zentralteilchen kommen hauptsachlich Ubergangsmetalle in Betracht die uber entsprechend freie d Orbitale verfugen mit denen sich die Liganden verbinden konnen Ebenso haufig treten Komplexe auch bei Lanthanoiden und Actinoiden auf Die Anzahl der Valenzelektronen beeinflusst massgeblich Art Stabilitat und Aufbau der Komplexe die gebildet werden Erklarungen hierfur finden sich in entsprechenden Theorien auf die noch eingegangen wird Beispiele fur Zentralteilchen sind kationische Zentralionen Cu2 Mg2 Fe2 Fe3 Ni2 neutrale Zentralteilchen Fe0 Cr0 Ni0Normalerweise haben die Metallteilchen in einem Komplex eine positive Oxidationszahl allerdings konnen auch Verbindungen mit Metallatomen der Oxidationsstufe Null durch Reaktion von Metallen oder Metalldampfen mit den entsprechenden Liganden hergestellt werden Ein Beispiel ist die Reaktion von Nickel mit Kohlenstoffmonoxid zu Tetracarbonylnickel Mond Verfahren oder von Eisen zu Pentacarbonyleisen Derartige Reaktionen konnen auch zur Reinigung der entsprechenden Metalle genutzt werden Chemischer Transport Durch Reaktion von Metallen mit Liganden aus der Gasphase lassen sich beispielsweise Carbonyl Phosphin Olefin Aromat und Cyclopentadienylkomplexe herstellen wobei die Bildung gerade bei letzteren allerdings mit einer Redoxreaktion verbunden ist 8 Liganden Bearbeiten nbsp Ethylendiamin als Ligand an MKomplexe konnen aus gleichen oder verschiedenen Liganden bestehen Enthalt ein Komplex ausschliesslich gleichartige Liganden so nennt man ihn homoleptisch anderenfalls heteroleptisch Da in Komplexen die Zahl der Partner in einer Bindung mit dem Zentralteilchen oft unabhangig von der Oxidationsstufe des Zentralteilchens ist gibt es fur Komplexe auch noch den aus dem 19 Jahrhundert stammenden Begriff Verbindungen hoherer Ordnung Liganden konnen unterschiedliche Anzahlen an Elektronen in die Bindung einbringen beispielsweise bringen Cl und PPh3 zwei Elektronen mit ein h5 Cp und h6 C6H6 sechs Elektronen unverbrucktes m1 CO siehe Brucke Chemie zwei Elektronen verbrucktes m2 CO ein Elektron siehe Haptizitat Liganden konnen aber nicht nur unterschiedlich viele Elektronen einbringen sondern bei entsprechender Grosse auch mit mehreren Stellen gleichzeitig an demselben Zentralteilchen koordinieren Die Anzahl der hierbei moglichen Bindungen wird Zahnigkeit genannt Die gangigen einfachen Liganden wie Aqua H2O Ammin NH3 Chlorido Cl oder Cyanido CN sind alle einzahnig bzw monodentat und binden z B H3N M Liganden die mehrere Koordinationsstellen fur dasselbe Metallteilchen besitzen bezeichnet man als Chelatliganden griech chele Krebsschere Die dabei gebildeten Chelatkomplexe besitzen sowohl thermodynamisch als auch kinetisch eine hohere Stabilitat Die hohe thermodynamische Stabilitat beruht auf der Erhohung der Entropie des Systems da zur Bildung eines beispielsweise oktaedrischen Komplexes mit einem zweizahnigen Liganden Ligand mit zwei Koordinationsstellen in wassriger Losung folgende Reaktion ablauft M H 2 O 6 3 X M X 3 6 H 2 O displaystyle mathrm M H 2 O 6 3 X longrightarrow MX 3 6 H 2 O nbsp Hier werden aus vier freien Teilchen auf der linken Seite sieben freie Teilchen auf der rechten Seite Die kinetische Stabilitat beruht darauf dass sich zur Bildung des Komplexes nach der kinetischen Gastheorie weniger Teilchen treffen mussen und bei der Dissoziation alle Bindungen eines Liganden zum Zentralteilchen gleichzeitig geoffnet werden mussen Gangige Chelatliganden sind unter anderem das zweizahnige Ethylendiamin en die vierzahnige Nitrilotriessigsaure NTA und das sechszahnige Ethylendiamintetraacetat EDTA Letzteres wird beispielsweise medizinisch dazu genutzt giftige Schwermetalle wie Blei oder Quecksilber im Korper zu binden und anschliessend auszuscheiden Chelat Therapie Anionische Liganden Bearbeiten Anionische Liganden werden aus dem Namen des Anions durch Anhangen der Endung o gebildet aus id wird ido aus it wird ito und aus at wird ato Einige traditionelle Namen wie Chloro Cyano oder Oxo waren bis zur Revision der IUPAC Nomenklatur im Jahr 2005 ebenfalls erlaubt 9 Diese Ausnahmen sind durch die Uberarbeitung nun weggefallen und nicht mehr zulassig 10 H hydrido F fluorido Cl chlorido Br bromido I iodido O2 oxido O22 peroxido OH hydroxido Oxalat ox Acetylacetonat acac S2 thio SO42 sulfato S2O32 thiosulfato SCN thiocyanato bzw isothiocyanato bei Koordination uber N CN cyanido isocyanido bei Koordination uber N bzw cyano C und cyano N NO2 nitrito nitro bei Koordination uber N bzw nitrito N und nitrito O NO3 nitrato Ethylendiamintetraacetat EDTA4 Ethylendiamintetraacetato Nitrilotriessigsaure NTA3 Nitrilotriacetato Porphin Porphyrine bedeutsam in der Biochemie Neutrale Liganden Bearbeiten NH3 ammin Ethylendiamin en H2O aqua veraltet aquo CO carbonyl NO nitrosyl Kationische Liganden Bearbeiten NO nitrosyl Organische Liganden Bearbeiten Cyclopentadienyl Anion Cp Raumliche Gestalt von Komplexen Molekulgeometrie BearbeitenKoordinationszahl und Koordinationspolyeder Bearbeiten nbsp Koordinationszahl 4 tetraedrischer Komplex nbsp Koordinationszahl 6 oktaedrischer KomplexDie Koordinationszahl KZ gibt an mit wie vielen Donoratomen der Liganden sich ein Zentralteilchen umgibt Abhangig von der Koordinationszahl ordnen sich die Liganden in bestimmten Anordnungen um das Zentrum die haufig aber nicht immer mit den Vorhersagen des VSEPR Modells ubereinstimmen Denkt man sich zwischen den Liganden verbindende Linien so erhalt man die Koordinationspolyeder mit denen die Struktur von Komplexen ublicherweise beschrieben wird Gangig sind dabei Koordinationszahlen von 2 bis 9 daruber hinausgehende Zahlen konnen nur bei besonders grossen Zentralteilchen und Chelatliganden erreicht werden Am haufigsten sind allerdings die Koordinationszahlen 4 und 6 Nach dem VSEPR Modell konnen folgende Polyeder angenommen werden KZ 2 ein linearer Komplex z B AuCl2 oder gewinkelter Komplex z B Au tBuXanthPhos AuBr2 KZ 3 eine trigonal planare oder eine trigonal aplanare Struktur das Zentralteilchen liegt nicht exakt in der Mitte des Dreiecks sondern leicht daruber KZ 4 ein Tetraeder oder eine quadratisch planare Struktur KZ 5 eine quadratisch pyramidale oder trigonal bipyramidale Struktur beide sind durch die Berry Pseudorotation ineinander uberfuhrbar und liegen bei entsprechender Temperatur im Gleichgewicht KZ 6 meist ein Oktaeder teilweise ein trigonales Antiprisma oder seltener ein trigonales Prisma KZ 7 sehr selten eine pentagonale Bipyramide ein einfach uberkapptes Oktaeder oder ein einfach uberkapptes trigonales Prisma KZ 8 ein quadratisches Antiprisma ein trigonales Dodekaeder ein zweifach uberkapptes trigonales Prisma oder seltener ein Hexaeder Wurfel KZ 9 ein dreifach uberkapptes trigonales Prisma z B ReH9 2 oder uberkapptes quadratisches Antiprisma z B Ln thf N CH2CH2OH 3 3 KZ 12 Ikosaeder oder ein Kuboktaeder ergibt z B Ce NO3 6 2 oder Zr h3 BH4 4 Symmetrie Bearbeiten Da die Zentralteilchen und Liganden eines stabilen Komplexes genau wie die Ionen innerhalb von Kristallgittern geometrisch geordnete Strukturen einnehmen werden sie bestimmten Punktgruppen zugewiesen Die Kennzeichnung erfolgt ublicherweise nach der Schoenflies Symbolik Isomerie BearbeitenWenn mehrere voneinander unterscheidbare Verbindungen fur ein und dieselbe Summenformel existieren spricht man wie auch bei organischen Verbindungen von Isomerie Fur Komplexverbindungen sind die Konfigurationsisomerie Enantiomerie Ionisations Isomerie und die Bindungs Isomerie relevant Bindungsisomerie Bearbeiten Die Bindungsisomerie kann auftreten wenn ein Ligand mit unterschiedlichen Atomen an das Metallzentrum koordinieren kann So kann etwa der Ligand SCN sowohl mit dem Schwefelatom anbinden thiocyanato als auch mit dem Stickstoffatom isothiocyanato Konfigurationisomerie Bearbeiten Je nach Koordinationszahl und Zusammensetzung einer Komplexverbindung treten cis trans Isomerie bzw faciale oder meridionale Anordnung auf cis trans Isomerie Bearbeiten nbsp cis trans Isomerie am KomplexDie cis trans Isomerie tritt bei quadratisch planaren Koordinationszahl KZ 4 und oktaedrischen KZ 6 Komplexen auf In der nebenstehenden Abbildung dargestellt sind das cis und das trans Isomer einer oktaedrisch koordinierten Verbindung der allgemeinen Formel MA4BL wobei L sowohl einen weiteren Liganden vom Typus B als auch einen Liganden der dritten Sorte C darstellen kann Fur die Bezeichnung ist nur von Bedeutung ob sich die beiden besonderen Liganden zweimal B bzw einmal B und einmal C zueinander cis oder voneinander weg trans anordnen Entsprechend bilden die vier Liganden des Typs A eine Wippe cis bzw eine quadratische Ebene trans Wenn man in der Skizze die beiden A Liganden die nicht auf der Aquatorialebene liegen gedanklich entfernt erhalt man einen quadratisch planaren Komplex mit der allgemeinen Formel MA2BL Wie beim oktaedrischen Komplex ist von Belang ob B und L zueinander cis oder voneinander weg trans weisen Sobald im quadratisch planaren Komplex vier verschiedene Sorten von Liganden vorliegen erhoht sich die Anzahl der moglichen Isomere auf drei fac und mer Anordnung Bearbeiten Die faciale fac oder die meridionale mer Anordnung tritt fur oktaedrische Komplexe der allgemeinen Formel MA3B3 auf Lassen sich die Liganden vom Typus A und die von Typus B durch eine Ebene die das Zentralteilchen M enthalt klar trennen weisen jeweils drei Liganden der fac Anordnung in eine Richtung wie zwei voneinander abgewandte Gesichter engl faces Wenn sich die Liganden der beiden Sorten nicht voneinander abtrennen sondern bloss auf orthogonale Ebenen der reinen Sorte A bzw B aufteilen lassen spricht man von der mer Anordnung da sich stets drei gleichartige Liganden auf dem Meridian der Kugel befinden mussen deren Oberflache alle sechs Liganden beinhaltet Enantiomerie Bearbeiten Die Voraussetzung fur Enantiomerie ist Chiralitat wobei ein Metallkomplex auch ein chirales Metallzentrum aufweisen kann ohne dass ein Ligand Molekul selbst chiral ist Je nach Art der Koordination bestehen verschiedene Anforderungen die erfullt sein mussen damit optische Isomerie auftritt tetraedrische KZ 4 Metallkomplexe sind chiral wenn vier verschiedene Liganden an das Metallzentrum gebunden sind quadratisch planare KZ 4 Metallkomplexe sind chiral sobald sich sterisch anspruchsvolle Liganden gegenseitig behindern und somit die Drehung um eine Ligand Metall Bindung verhindern oktaedrische KZ 6 Metallkomplexe weisen haufig chirale Zentren auf wenn sie Chelatliganden enthalten Bildung von Komplexen BearbeitenDie klassische Komplexbildungsreaktion ist eine Saure Base Reaktion nach der Theorie von Gilbert Newton Lewis Hierbei stellt das Zentralteilchen die Lewis Saure Elektronenpaar Akzeptor dar der Ligand ist die Lewis Base also ein Molekul oder ein Ion welches mindestens ein freies Elektronenpaar Elektronenpaar Donator zum Ausbilden einer Bindung zur Verfugung stellen kann Ein Beispiel fur eine typische Komplexbildung ist die Zugabe von Wasser zu Kupfer II sulfat Das farblose Salz reagiert mit dem Wasser zu einem blauen Komplex C u S O 4 6 H 2 O C u H 2 O 6 2 S O 4 2 displaystyle mathrm CuSO 4 6 H 2 O longrightarrow Cu H 2 O 6 2 SO 4 2 nbsp Dabei reagiert das Cu2 als Lewis Saure und das Wasser mit seinen freien Elektronenpaaren als Lewis Base und es entsteht ein Hexaaquakomplex Diese Reaktion wird aufgrund der gut sichtbaren Wirkung haufig im Chemieunterricht in der Schule als Nachweis fur Wasser verwendet nbsp Koordinative Bindung aus Ammoniak und BortrifluoridDie Art der chemischen Bindung die aus der Bildungsreaktion resultiert wird als koordinative Bindung auch veraltet 11 als dative Bindung oder Donator Akzeptor Bindung bezeichnet und somit von den anderen Formen der chemischen Bindung kovalente Bindung Ionenbindung Metallbindung unterschieden Diese umstrittene Unterscheidung wird damit gerechtfertigt dass das bindende Elektronenpaar ursprunglich meist allein vom Liganden stammt und nicht wie in einer kovalenten Bindung je ein Elektron von jedem Bindungspartner In alten Lehrbuchern wird die Bindung teilweise noch durch einen Pfeil in Richtung des Akzeptors gekennzeichnet allerdings sind diese Darstellungen veraltet Eine koordinative Bindung wird heutzutage in Analogie zur kovalenten Bindung als Linie gezeichnet siehe z B nebenstehende Skizze denn ein Komplex ist zwar in der Regel als Lewis Saure Base Adukt zu betrachten die Koordination kann jedoch wie etwa im Bereich der homogenen Katalyse auch durch oxidative Addition erfolgen wobei ein Teil der Bindungselektronen vom metallischen Zentralatom beigesteuert werden welche im Zuge einer reduktiven Eliminierung wieder an diesem verbleiben konnen Ein typisches Beispiel fur eine koordinative Bindung ist der in nebenstehender Skizze dargestellte Fall Ammoniak NH3 besitzt ein freies Elektronenpaar das fur eine koordinative Bindung zur Bildung des Molekuls H3N BF3 zur Verfugung steht Formal ubertragt das Stickstoffatom hierbei ein Elektron an das Boratom wodurch ersteres allgemein der Donor eine formale positive letzteres allgemein der Akzeptor eine formal negative Ladung erhalt Man beachte dass diese formalen Ladungen nichts mit der tatsachlichen Ladungsverteilung zu tun haben Da Stickstoff eine wesentlich hohere Elektronegativitat als Bor besitzt 3 0 gegenuber 2 0 ist die Bindung zum Stickstoff hin polarisiert und die Oxidationsstufen bleiben unverandert 12 Daruber hinaus gibt es Komplexe deren Bindungsverhaltnisse sich erst durch anspruchsvollere Konzepte etwa der Molekulorbitaltheorie wirklich adaquat beschreiben lassen wie etwa Metallcluster Sandwichkomplexe z B Bis benzol chrom Manganocen und Ferrocen die verwandten Halbsandwichverbindungen aber auch Olefinkomplexe wie das Zeise Salz Bindungsverhaltnisse Bearbeiten nbsp Die Formen der an der Komplexbildung beteiligten d OrbitaleDie Bindung zwischen Zentralteilchen und Liganden und die Stabilitat von Komplexen kann durch unterschiedliche Modelle genauer beschrieben werden die es ermoglichen auch Aussagen uber Eigenschaften wie Farbigkeit oder Magnetismus zu treffen VB Theorie Bearbeiten Hauptartikel Valenzstrukturtheorie Die fruheste Erklarung lieferte die Valenzstrukturtheorie valence bond theory VB Theorie Diese nimmt an dass besetzte Ligandenorbitale mit unbesetzten Orbitalen des Zentralteilchens uberlappen und somit eine Bindung ausbilden Um die raumliche Struktur von Komplexen zu erklaren wird von der Entstehung von Hybridorbitalen beim Metall ausgegangen Dadurch erklart die VB Theorie zwar die Geometrie und magnetische Eigenschaften nicht jedoch beispielsweise die Farbigkeit Mit der 18 Elektronen Regel kann zudem in bestimmten Fallen die Stabilitat von Ubergangsmetallkomplexen abgeschatzt werden wobei der Geltungsbereich der Regel allerdings stark beschrankt ist Kristall und Ligandenfeldtheorie Bearbeiten Hauptartikel Kristallfeld und Ligandenfeldtheorie Als Weiterentwicklung gilt die Kristallfeldtheorie die von reinen elektrostatischen Wechselwirkungen zwischen den Liganden und dem Zentralteilchen ausgeht und auch die Farbigkeit der Komplexe erklaren kann Das Modell wird im Sprachgebrauch haufig mit der Ligandenfeldtheorie vermischt die die Kristallfeldtheorie erweitert und den Einfluss der punktformigen Liganden auf die Energien der d Orbitale des Zentralmetalls untersucht Diese Betrachtungsweise ist aufgrund ihres Vermogens trotz ihrer Einfachheit viele Eigenschaften erklaren zu konnen heute noch sehr gangig nbsp Energieniveaudiagramm der d Orbitale eines Komplexzentrums im oktaedrischen FeldDie Energien der d Orbitale eines Metalls sind zunachst einmal entartet energiegleich Nahert sich nun ein kugelsymmetrisches Ligandenfeld an erhoht sich die Energie aller d Orbitale in gleichem Masse Die Ligandenfeldtheorie betrachtet nun die raumliche Gestalt dieser Orbitale und die Geometrie des Ligandenfelds in Form von Punktladungen Schaut man sich beispielsweise einen oktaedrischen Komplex an so stellt man fest dass in einem oktaedrischen Ligandenfeld aufgrund der Geometrie die dz2 und dx2 y2 Orbitale energetisch ungunstiger gelegen sind und die Orbitale dxy dyz und dxz wiederum gunstiger Die Summe dieser Energiedifferenzen wird Ligandenfeldstabilisierungsenergie LFSE genannt und in einem oktaedrischen Komplex mit DO bezeichnet Der absolute Wert dieser Aufspaltung lasst sich experimentell durch Spektroskopie bestimmen und ist sowohl vom Zentrum als auch von den Liganden abhangig wird aber grundsatzlich relativ als 10 Dq angegeben Der Einfluss der Zentren und Liganden auf die Aufspaltung kann an der spektrochemischen Reihe abgelesen werden Die Energieerhohung macht dabei 3 5 der LFSE aus und die Absenkung entsprechend 2 5 Werden alle Orbitale besetzt gelangt man in der Summe zu 0 Dq da sich der Energieschwerpunkt der d Orbitale nicht andern darf gestrichelte Linie in der Abbildung Die energetisch erhohten Orbitale werden als eg Orbitale bezeichnet e fur zweifach entartet und die abgesenkten Orbitale als t2 g Orbitale t fur tripel entartet 13 In einem Komplex werden diese Orbitale nun entsprechend der Hund Regel mit Elektronen besetzt In Abweichung dazu beobachtet man bei hohen Feldaufspaltungen auch die Bildung von Elektronenpaaren anstatt der Besetzung mit ungepaarten Elektronen sofern die LFSE hoher ist als die Spinpaarungsenergie Solche Komplexe werden low spin Komplexe genannt in Abgrenzung zu den ublichen high spin Komplexen Ahnliche Uberlegungen lassen sich auch fur andere Koordinationspolyeder als dem Oktaeder aufstellen Damit kann die Ligandenfeldtheorie einfache Erklarungen unter anderem fur das magnetische Verhalten von Komplexen liefern indem die Paarung von Elektronen betrachtet wird oder auch fur die Farbe die mit Elektronenubergangen zwischen den Orbitalen erklart werden kann Auch die geometrische Verzerrung durch den Jahn Teller Effekt kann hier anhand der Elektronenkonfiguration erklart werden Spektrochemische Reihe Bearbeiten Hauptartikel Spektrochemische Reihe Die experimentell aufgestellte spektrochemische Reihe ordnet Liganden und Metallteilchen nach der Starke der von ihnen verursachten Ligandenfeldaufspaltung Bei den Liganden ergibt sich demnach die folgende Reihenfolge I lt Br lt Cl lt F lt OH lt H2O lt NC lt NH3 lt CN lt COIn dieser Reihe verursacht der Iodido Ligand die kleinste Aufspaltung und der Carbonyl Ligand die grosste Diese Aufstellung entspricht im Prinzip der Basenstarke nach dem Lewis Konzept Auf ahnliche Weise kann man auch die Metallteilchen sortieren Mn2 lt Ni2 lt Co2 lt Fe2 lt V2 lt Fe3 lt Cr3 lt V3 lt Co3 lt Mn4 lt Mo3 lt Rh3 lt Pd4 lt Ir3 lt Re4 lt Pt4 Hieraus wird die Faustregel deutlich dass hohere Ionenladungen auch eine hohere Aufspaltung bewirken Je weiter rechts ein Teilchen steht umso wahrscheinlicher wird daher auch eine low spin Konfiguration in einem entsprechenden Komplex MO Theorie Bearbeiten Hauptartikel Molekulorbitaltheorie Die besten Ergebnisse liefert jedoch die Molekulorbitaltheorie von der die Ligandenfeldtheorie nur ein Ausschnitt ist Sie behandelt sowohl das Zentralteilchen als auch die Liganden quantenmechanisch und ist damit am genauesten aber auch am anspruchsvollsten Stabilitat BearbeitenZur Abschatzung oder Erklarung der Stabilitat von Komplexverbindungen konnen mehrere Uberlegungen in Betracht gezogen werden HSAB Konzept Bearbeiten Hauptartikel HSAB Konzept Das Prinzip der harten und weichen Sauren und Basen nach Ralph G Pearson besagt dass harte Sauren bevorzugt mit harten Basen reagieren und weiche Sauren entsprechend mit weichen Basen Als hart werden Teilchen mit einer hohen Ladungsdichte bezeichnet und als weich solche mit geringer Ladungsdichte die leicht polarisierbar sind Dieses Konzept lasst sich auch auf die Stabilitat von Komplexverbindungen anwenden Hin und Ruckbindung Bearbeiten Hauptartikel Ruckbindung nbsp Hin und Ruckbindung bei CarbonylkomplexenDie MO Theorie gibt weitere Aufschlusse uber die Stabilitat beispielsweise von Metallcarbonylen Demnach dienen in Komplexen alle Liganden als s Donoren starke Liganden wie CO sind jedoch zusatzlich starke p Akzeptoren Die s Hinbindung geschieht uber das HOMO des CO das mit einem leeren d Orbital des Metalls uberlappt Zusatzlich kann aber das LUMO des CO mit einem besetzten d Orbital des Metalls geeigneter Symmetrie uberlappen und bewerkstelligt damit eine p Ruckbindung die dem Komplex zu besonderer Starke verhilft Zudem verstarkt diese Ruckbindung wiederum die s Hinbindung weshalb man hier von einer Synergie spricht Anwendung des Massenwirkungsgesetzes Bearbeiten Zur quantitativen Beschreibung der Stabilitat von Komplexen lassen sich Gleichgewichtskonstanten aufstellen da die Lewis Saure Base Reaktionen zur Komplexbildung Gleichgewichtsreaktionen sind fur die das Massenwirkungsgesetz aufgestellt werden kann Die Gesamtreaktion kann in einzelne Schritte unterteilt werden sog Elementarreaktionen d h jeweils fur die Anlagerung eines Liganden Das Produkt der Gleichgewichtskonstanten der einzelnen Elementarreaktionen zur Komplexbildung ergibt dann die Gleichgewichtskonstante fur die Gesamtreaktion N i 2 C N N i C N K 1 N i C N N i 2 C N N i C N C N N i C N 2 K 2 N i C N 2 N i C N C N N i C N 2 C N N i C N 3 K 3 N i C N 3 N i C N 2 C N N i C N 3 C N N i C N 4 2 K 4 N i C N 4 2 N i C N 3 C N N i 2 4 C N N i C N 4 2 K A K 1 K 2 K 3 K 4 N i C N 4 2 N i 2 C N 4 1 0 10 29 displaystyle begin aligned mathrm Ni 2 CN amp rightleftharpoons mathrm NiCN amp quad K 1 amp mathrm frac Ni CN Ni 2 cdot CN 1em mathrm Ni CN CN amp rightleftharpoons mathrm Ni CN 2 amp quad K 2 amp mathrm frac Ni CN 2 Ni CN cdot CN 1em mathrm Ni CN 2 CN amp rightleftharpoons mathrm Ni CN 3 amp quad K 3 amp mathrm frac Ni CN 3 Ni CN 2 cdot CN 1em mathrm Ni CN 3 CN amp rightleftharpoons mathrm Ni CN 4 2 amp quad K 4 amp mathrm frac Ni CN 4 2 Ni CN 3 cdot CN 1em mathrm Ni 2 4CN amp rightleftharpoons mathrm Ni CN 4 2 amp quad K A amp K 1 K 2 K 3 K 4 mathrm frac Ni CN 4 2 Ni 2 cdot CN 4 1 0 cdot 10 29 end aligned nbsp Die resultierende Konstante nennt man Komplexbildungskonstante Diese Konstante gibt auch an wie stabil der Komplex ist bzw ob er zur Dissoziation neigt Daher wird die Komplexbildungskonstante auch Komplexstabilitatskonstante oder Komplexassoziationskonstante KA genannt Ihr reziproker Wert wird als Komplexdissoziationskonstante KD bezeichnet also KD KA 1 Je hoher die Komplexbildungskonstante KA desto stabiler der Komplex je kleiner desto leichter ist die Dissoziation Komplexbildungskonstanten Bearbeiten Nach Martell amp Smith 1982 Hyvonen amp Aksela 2010 Vasilev et al 1996 Vasilev et al 1998 14 Komplexbildner Abkurzung Komplexbildungskonstante gegen Ca2 Diethylentriaminpentaessigsaure DTPA 10 8Ethylendiamintetraessigsaure EDTA 10 7b Alanindiessigsaure ADA 5 7Methylglycindiessigsaure MGDA 7Nitrilotriessigsaure NTA 6 4Nitrilotrimethylenphosphonat NTMP 5 75Tetranatriumiminodisuccinat IDS 5 2Tetranatrium N N bis carboxylatomethyl L glutamat GLDA 5 2Ethylendiamindibernsteinsaure EDDS 4 6Spezielle Komplexverbindungen BearbeitenSandwich Komplexe Bearbeiten nbsp Ferrocen Hauptartikel Sandwichkomplexe In Sandwichkomplexen sind die Metallzentren von zwei planaren und zyklischen organischen Liganden eingeschlossen wie von zwei Brotchenhalften weshalb man dieser Art von Verbindung den besagten Namen gab Zu den Sandwichkomplexen zahlen unter anderem die Metallocene und die Klavierstuhl Komplexe Der gangigste Ligand ist dabei das Cyclopentadienyl Anion Cp das sechs p Elektronen besitzt und somit aromatisch ist siehe Huckel Regel Es sind aber auch entsprechende Komplexe mit Benzol als Ligand moglich beispielsweise Bis benzol chrom oder das Uranocen mit Cyclooctatetraenyl Liganden Der erste synthetisierte Sandwichkomplex war 1951 das Ferrocen dessen mogliche Struktur aber einige Zeit lang Ratsel aufwarf Ernst Otto Fischer Geoffrey Wilkinson und Robert B Woodward klarten die korrekte Struktur schliesslich unabhangig voneinander auf wofur die beiden ersteren 1973 den Chemienobelpreis erhielten Ferrocen war bei der Forschung an Katalysatoren zufallig entdeckt worden und fiel durch die ungewohnliche Stabilitat seiner orangefarbenen Kristalle auf Durch die Erfullung der 18 Elektronen Regel ist es stabiler als ahnliche Verbindungen mit anderen Metallen wie Cobaltocen oder Nickelocen Die organischen Liganden binden bei dieser Art von Verbindungen mit ihren p Elektronen an das Metallzentrum an Da dies nicht unbedingt mit dem gesamten Ring passieren muss sondern auch andere Bindungszustande moglich sind gibt es zur Beschreibung dieser Verhaltnisse den Begriff der Haptizitat Die Haptizitat h beim Ferrocen betragt beispielsweise 5 da jeder Ligand mit funf Atomen anbindet Dies schlagt sich auch in der Schreibweise Fe h5 C5H5 2 fur den Komplex nieder Mehrkernige Komplexe Bearbeiten nbsp Bis cyclooctadien di m dichlorido dirhodium ein Dimer mit ChloridobruckenligandenMehrkernige Komplexe enthalten mehr als ein Zentralteilchen Sie sind uber einen Bruckenliganden wie beispielsweise Sauerstoff O2 OH H2O OR oder Chlor verbunden Es gibt jedoch auch Komplexverbindungen mit z T nicht ganzzahligen Metall Metall Mehrfachbindungen z B Tc2X9 3 X Cl Br Makrocyclische Metallkomplexe Bearbeiten nbsp Kryptat mit einem Kaliumion und einem Azopolyether als Ligand nbsp Makro bicyclischer Kryptand Azopolyether Bestimmte naturliche Antibiotika die zum Typ der Cyclopeptide gehoren z B Valinomycin sind in der Lage selektiv Kaliumionen zu binden und zu transportieren 1967 synthetisierte Charles Pedersen erstmals Kronenether die zum Typ der makrocyclischen Polyether gehoren und die in der Lage sind insbesondere Alkali und Erdalkaliionen zu komplexieren und zu transportieren Ausgehend von diesen makrocyclischen Polyethern synthetisierte die Arbeitsgruppe von Jean Marie Lehn 1969 erstmals einen makrobicyclischen Liganden Azopolyether der als Kryptand bezeichnet wurde Dieser komplexierte ebenfalls in seinem Hohlraum Alkali und Erdalkaliionen die entsprechenden Komplexe wurden als Kryptate bezeichnet In der Folge wurden verschiedene Kryptande hergestellt die unterschiedlich grosse Hohlraume aufweisen und damit fur die Grosse von Alkali bzw Erdalkaliionen angepasst sind Die Stabilitatskonstanten der entsprechenden Kryptate sind relativ hoch die Komplexe weisen eine gute Selektivitat fur die Ionen auf und eignen sich daher zur selektiven Abtrennung der Ionen aus Losungen Ebenfalls gelang es in der Folge makrotricyclische Kryptande und solche mit anderen Heteroatomen herzustellen 15 Viele makrocyclische Metallkomplexe haben auch eine biologische Bedeutung Weitere Beispiele sind Komplexe mit Phthalocyanin als Ligand wie im Farbstoff Kupferphthalocyanin Gitterformige Metallkomplexe Bearbeiten Gitterformige Metallkomplexe sind supramolekulare Komplexverbindungen aus mehreren Metallatomen und koordinierenden Chelatliganden die ein gitterformiges Strukturmotiv ausbilden Die Strukturbildung entsteht dabei meist uber thermodynamische Selbstorganisation Sie weisen Eigenschaften auf die sie fur die Informationstechnologie als zukunftige Speichermaterialien interessant machen 16 Anwendung BearbeitenBiologische Bedeutung Bearbeiten In der Biologie spielen Komplexe eine wichtige Rolle Es kann sich dabei um katalytisch aktive Proteine Enzyme oder katalytisch nicht aktive Proteine handeln Zahlreiche Enzyme enthalten Komplexe in ihren aktiven Zentren Dieses Thema ist eines der Schwerpunktgebiete der bioanorganischen Chemie Im Allgemeinen liegt hierbei ein komplexierendes Metallatom vor welches nicht vollstandig durch Aminosaureseitenketten als Liganden komplexiert ist Eine Ligandenstelle fungiert als aktives Zentrum zur Umsetzung oder temporaren Bindung des Substrats Haufigste Komplexzentren sind dabei Eisen Kupfer Zink Calcium Magnesium und Mangan Es kommen aber auch ungewohnlichere Elemente wie Vanadium vor Insbesondere Calcium wie auch Zink Komplexe haben eine strukturelle Bedeutung z B Zinkfinger bei der DNA Sequenzerkennung Bei den katalytisch nicht aktiven Proteinen finden sich z B Porphyrinkomplexe wie das Ham im Hamoglobin und in Cytochromen oder das Chlorophyll jeweils Chelatkomplexe Koordinationsverbindungen sind somit dafur verantwortlich dass Blut rot erscheint und ein Blatt einer Pflanze grun Technik Bearbeiten nbsp Wilkinson KatalysatorKomplexe finden in vielen chemischen Reaktionen Anwendung als Katalysatoren Beispielsweise werden bei der bereits erwahnten Olefinmetathese fur die es 2005 einen Nobelpreis gab Carbenkomplexe mit Ruthenium oder Molybdan verwendet siehe Grubbs Katalysator Der Wilkinson Katalysator ist ein quadratisch planarer Rhodium I Komplex der fur diverse Anwendungen wie die Hydrierung von Olefinen geeignet ist Erwahnenswert ist auch die industrielle Herstellung von Essigsaure aus Methanol und Kohlenstoffmonoxid mit einem Rhodium Katalysator im Monsanto Prozess Diverse Komplexbildner dienen als Lebensmittelzusatzstoffe als Additiv in der Wasch und Reinigungsmittelindustrie in der Galvano und Leiterplattenindustrie sowie in der chemischen Analytik Phthalocyanin Komplexe werden in CDs als Speichermedium verwendet In der analogen Fotografie wird nach der Entwicklung das verbliebene unbelichtete in Wasser kaum losliche Silberbromid mit Fixiersalz Losung Ammonium oder Natriumthiosulfat aus der Schicht gelost siehe Fixieren Fotografie Forschung Bearbeiten Es ist grundsatzlich ein Problem kurzlebige und instabile Molekule die bei Reaktionen als Zwischenprodukte auftreten zu fixieren Eine Methode ist die Fixierung durch Komplexbildung Die fixierten Molekule haben dabei allerdings andere chemische Eigenschaften auf diese Art lassen sich aber Bindungs und Strukturverhaltnisse untersuchen Beispiele hierfur sind Komplexe mit Carbenen Cyclobutadien Diiminen und carbenanalogen Silylenen Nach Freisetzung aus den Komplexen sind die Molekule wieder hoch reaktiv Verwendet werden Metallkomplexe mit Chrom Nickel Eisen und Mangan Als Ausgangskomplex wird oftmals ein Metallcarbonylkomplex verwendet Beispiele Tricarbonyl cyclobutadieneisen Methoxyphenyl carben pentacarbonylchrom Tetrachlor bis tetramethylcyclobutadien nickel 17 Siehe auch BearbeitenMetallorganische Chemie Schwach koordinierende Ionen Oberflachenkoordinationschemie Liste der Liganden AbkurzungenLiteratur BearbeitenLutz H Gade Koordinationschemie 1 Aufl Wiley VCH Weinheim 1998 ISBN 978 3 527 29503 6 Christoph Janiak Komplex Koordinationschemie in Erwin Riedel Hrsg Moderne Anorganische Chemie 3 Aufl de Gruyter Berlin 2007 S 381 579 ISBN 978 3 11 019060 1 Birgit Weber Koordinationschemie Grundlagen und aktuelle Trends 2 Aufl Springer Spektrum 2021 ISBN 978 3 662 63818 7 Lothar Beyer Jorge Angulo Cornejo Koordinationschemie Grundlagen Synthesen Anwendungen Studienbucher Chemie Vieweg Teubner Verlag 2012 ISBN 978 3 8348 1800 3 Friedhelm Kober Grundlagen der Komplexchemie 1979 Salle Sauerlander ISBN 3 7935 5482 1 Joan Ribas Gispert Coordination Chemistry 1 Aufl Wiley VCH Weinheim 2008 ISBN 978 3 527 31802 5 A F Holleman E Wiberg N Wiberg Lehrbuch der Anorganischen Chemie 102 Auflage Walter de Gruyter Berlin 2007 ISBN 978 3 11 017770 1 S 1315 1400 Henry Taube Elektronenubertragung zwischen Metallkomplexen ein Ruckblick Nobel Vortrag in Angewandte Chemie 1984 96 S 315 326 doi 10 1002 ange 19840960504 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikibooks Allgemeine und Anorganische Chemie Komplexe Lern und Lehrmaterialien Lerneinheiten zu Komplexen bei Chemgapedia Lerneinheiten fur Schuler zu Komplexen bei Prof Blumes Bildungsserver fur Chemie Sehr umfangreiche interaktiv sortierbare Liste mit Komplexbildungskonstanten Cambridge Structural DatabaseEinzelnachweise Bearbeiten A F Holleman E Wiberg N Wiberg Lehrbuch der Anorganischen Chemie 102 Auflage Walter de Gruyter Berlin 2007 ISBN 978 3 11 017770 1 S 1316 William H Brock Viewegs Geschichte der Chemie Vieweg Braunschweig 1997 S 364 Lutz H Gade Koordinationschemie 1 Aufl Wiley VCH Weinheim 1998 S 6 Alfred Werner Beitrag zur Konstitution anorganischer Verbindungen in Zeitschrift fur Anorganische Chemie 1893 3 S 267 330 doi 10 1002 zaac 18930030136 Christoph Janiak Komplex Koordinationschemie in Erwin Riedel Hrsg Moderne Anorganische Chemie 3 Aufl de Gruyter Berlin 2007 a b c Nomenclature of Inorganic Chemistry IUPAC Recommendations 2005 RSC Publishing Cambridge UK IUPAC Red Book 2005 s Section IR 9 2 2 3 fur Komplexe PDF Datei 4 1 MB Max Herberhold Komplexchemie mit nackten Metallatomen In Chemie in unserer Zeit Band 10 Nr 4 1976 S 120 129 doi 10 1002 ciuz 19760100405 Wolfgang Liebscher Ekkehard Fluck Die systematische Nomenklatur der anorganischen Chemie Springer Verlag 1998 ISBN 978 3 540 63097 5 S 127 150 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Karl Heinz Hellwich Mehr Systematik Nomenclature of Inorganic Chemistry Hrsg von der International Union of Pure and Applied Chemistry RSC Publishing Cambridge UK 2005 XII 366 S geb 49 95 ISBN 0 85404 438 8 In Nachrichten aus der Chemie 54 2006 S 807 808 doi 10 1002 nadc 20060540725 Eintrag zu coordination In IUPAC Hrsg Compendium of Chemical Terminology The Gold Book doi 10 1351 goldbook C01329 Erwin Riedel Allgemeine und Anorganische Chemie Walter de Gruyter Verlag 1999 Abschnitt 2 2 3 ISBN 3 11 016415 9 Charles E Mortimer und Ulrich Muller Chemie 10 Aufl Thieme Stuttgart 2010 S 523 Dorota Kolodynska Chelating Agents of a New Generation as an Alternative to Conventional Chelators for Heavy Metal Ions Removal from Different Waste Waters S 341 345 doi 10 5772 21180 Bernard Dietrich Jean Marie Lehn Jean Marie Sauvage Kryptate makrocyclische Metallkomplexe In Chemie in unserer Zeit Band 7 Nr 4 1973 S 120 128 doi 10 1002 ciuz 19730070405 J M Lehn et al Angew Chem 2004 116 S 3728 3747 Gunter Schmid Die Fixierung kurzlebiger Molekule durch Komplexbildung In Chemie in unserer Zeit Band 8 Nr 1 1974 S 26 30 doi 10 1002 ciuz 19740080105 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Komplexchemie amp oldid 237237155