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Die Anorganische Chemie kurz AC oder Anorganik ist die Chemie aller kohlenstofffreien Verbindungen sowie einiger Ausnahmen siehe Anorganische Stoffe Ein Grenzgebiet zur organischen Chemie sind die Organometallverbindungen Wahrend die Organische Chemie diese nur als Hilfsmittel oder Reagenz benutzt betrachtet die anorganische Chemie die Koordinationschemie der Metalle Caesiumchlorid ist Vorbild fur andere KristallstrukturenHistorisch beschaftigte sich die anorganische Chemie mit Stoffen die nicht von organischem Leben durch Lebenskraft erzeugt werden Seit der Harnstoffsynthese 1828 von Friedrich Wohler bei der die organische Substanz Harnstoff aus der anorganischen Verbindung Ammoniumcyanat hergestellt wurde verwischen sich die Grenzen zwischen Stoffen aus der unbelebten den anorganischen Stoffen und der belebten Natur den organischen Stoffen So stellen Lebewesen eine Vielzahl anorganischer Stoffe her wahrend im Labor inzwischen fast alle organischen Stoffe hergestellt werden konnen Gleichwohl ist die moderne Unterscheidung nach wie vor sinnvoll da sich die Reaktionsmechanismen und Stoffstrukturen in der Anorganik und Organik vielfach unterscheiden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtliches zur anorganischen Chemie 2 Anorganische Stoffe 2 1 Metalle 2 2 Salze Mineralien 2 3 Sauren und Basen 2 4 Gase 2 5 Sonstiges 3 Anorganische Reaktionen 4 Teilgebiete der anorganischen Chemie 5 Technische Anwendungen 6 Anorganische Chemie in Schule und Studium 6 1 Schule 6 2 Studium 7 Literatur 8 Siehe auch 9 WeblinksGeschichtliches zur anorganischen Chemie Bearbeiten nbsp Briefmarke zum dreihundertjahrigen Jubilaum der Porzellanherstellung in DeutschlandViele anorganische Stoffe und einige anorganische Stoffumsetzungen waren bereits im Altertum bekannt etwa die Metallgewinnung aus Erzen wie Gold Silber Kupfer Zinn Blei Eisen und Quecksilber Andere Aspekte wie das Topfergewerbe die Glasbereitung in Agypten die Porzellanherstellung China die Mineralfarben Bleiweiss Mennige Grunspan Zinnober und Auripigment wurden ebenfalls angewandt Weiterhin war der Schwefel zum Rauchern der Kalk als Mortel fur Wohnbauten Salze wie Kochsalz zur Speisebereitung Soda zur Herstellung von Glas und Seifen Salpeter als Heilmittel und Alaun in Gerbereien bekannt Im alchemistischen Zeitalter im 13 Jahrhundert wurden Herstellungsmethoden zur Gewinnung von Schwefelsaure verdunnter Salzsaure Salpetersaure Scheidewasser zur Auflosung von Silber aus Gold Silberlegierungen und Konigswasser Salz und Salpetersaure zur Auflosung von Gold von arabischen Alchemisten Pseudo Geber Schriften bekannt Die Herstellungsverfahren von Sauren wurden spater durch Johann Rudolph Glauber um 1650 deutlich verbessert weiterhin entwickelte er ein Verfahren zur Gewinnung rauchender Salzsaure Robert Boyle beschrieb in seinem Hauptwerk The Sceptical Chemist in Abkehr von den aristotelischen Theorien der Alchemie eine Hinwendung zu experimenteller Forschung und Schlussfolgerungen auf Basis von Experimenten Bedeutsam war seine These dass die chemischen Elemente aus unzerteilbaren gleichen kleinen Atomen chemische Verbindungen aus einer Vielzahl von kleinen unterschiedlichen Elementen zusammengesetzt sind nbsp Lavoisiers Apparatur zur Zerlegung von rotem Quecksilberoxid Das beruhmte Phlogiston Experiment Zeichnung von Marie Lavoisier 1780 Georg Ernst Stahl und Johann Joachim Becher entwickelten um 1700 die Phlogistontheorie Mit dieser Theorie die sich 80 Jahre spater als unrichtig herausstellte konnten Verbrennungsvorgange Oxidationen und Reduktionen sowie die Garung chemisch gedeutet werden Ursache fur die Fehldeutungen der Phlogistontheorie war ein damals noch unbekannter Stoff Sauerstoff in der Luft Joseph Priestley machte Studien mit der Luft und erkannte dass in der Luft ein Stoff enthalten ist der Atmungsvorgange fordert und die Oxidation von Metallen zu Metalloxiden begunstigt Aus Erhitzen von Quecksilber II oxid konnte Priestley den Stoff der Atmungs und Verbrennungsvorgange fordert gasformig gewinnen und den Gehalt dieses Stoffes in der Luft bestimmen Erst Antoine Laurent de Lavoisier zog aus den Erkenntnissen von Priestley die Schlussfolgerung dass dieser neu entdeckte Stoff Sauerstoff ein Element sein musste Durch Lavoisiers Schlussfolgerungen wurde die Theorie der Elemente von Boyle bestatigt und die Elemente als eine Vielzahl gleicher unteilbarer Atome betrachtet Eine chemische Verbindung enthalt mehrere unterschiedliche Elemente Als reine Elemente wurden die Metalle Gold Silber Kupfer Zinn Blei Zink sowie die nichtmetallischen Elemente Phosphor Schwefel Kohlenstoff Sauerstoff Stickstoff eingeordnet Lavoisier erkannte ferner dass bei jeder Stoffumsetzung die Summe der Gewichte von Ausgangs und Endprodukten gleich bleibt Massenerhaltungsgesetz Die alten alchemistischen Bezeichnungen von anorganischen Stoffen wurden durch eine rationale Bezeichnung mit den jeweiligen elementaren Bausteinen des Stoffgemisches geandert Die Oxidationstheorie nach Lavoisier stellte eine bahnbrechende Neuerung in der Chemie dar die nachfolgenden Chemiker mussten die reinen Elemente auffinden Nahezu zeitgleich erfolgte die Entdeckung des Stroms durch Luigi Galvani und Alessandro Volta Durch diese Voltasche Saule liess sich das Wasser in die Elemente Sauerstoff und Wasserstoffgas zersetzen und die Zusammensetzung des Wassers durch Volumen und Gewichtsbestimmung der beiden Gase genau bestimmen Humphry Davy konnte mit der Voltaschen Saule Natrium und Kalium als neue Elemente abscheiden John Dalton stellte eine erste Atomgewichtstabelle fur Elemente zusammen Jons Jacob Berzelius erfand ein Verfahren zur Bestimmung von sehr exakten Atomgewichten von Metallen und anderen Elementen und entwickelte die Formelsprache mit den ein oder zwei lateinischen Buchstaben zur Kennzeichnung der Elemente und bezog die relativen Atomgewichte auf Sauerstoff als Bezugspunkt Amedeo Avogadro stellte die Hypothese auf dass in gleich grossen Raumen und bei gleicher Temperatur immer die gleiche Teilchenzahl eines Gases vorhanden sein muss In der Folgezeit gehorten die Suche nach neuen chemischen Elementen die Bestimmung ihrer exakten relativen Atomgewichte und ihre Charakterisierung durch Reaktionen mit anderen Stoffen zu den Aufgaben der anorganischen Chemiker Joseph Louis Gay Lussac entwickelte die Titration und konnte den quantitativen Gehalt einzelner Elemente in einer anorganischen Verbindung bestimmen Spater wurde die elektrogravimetrische Abscheidung zur Gehaltsbestimmung von Mineralproben genutzt Robert Bunsen verbesserte die Methode der Stromerzeugung durch die Entwicklung einer Zink Kohle Batterie In seinem Labor konnten die neuen Elemente Magnesium Chrom und Strontium gewonnen werden Die von Bunsen entwickelte Spektralanalyse fuhrte zur Entdeckung der Elemente Caesium und Rubidium spater durch William Ramsay auch des Heliums nbsp MendelejewLothar Meyer und Dimitri Mendelejew sortierten die chemischen Elemente nach Atomgewicht und Bindungsfahigkeit in einem Periodensystem So konnten leichter Voraussagen zum chemischen Verhalten von Elementen getroffen werden und noch unbekannte Elemente im System aufgesucht werden Svante Arrhenius Jacobus Henricus van t Hoff und Wilhelm Ostwald erkannten dass die Molekule von Sauren Basen und Salzen in wassrigen Losungen als Ionen vorliegen Die Entdeckung der Dissoziation von Salzen und Sauren war die Basis fur wichtige neue Erkenntnisse z B Reaktionsmechanismen Kinetik und Messmethoden z B pH Messung Konduktometrie in der Chemie Anorganische Stoffe BearbeitenSiehe auch Liste der anorganischen Verbindungen Zu den anorganischen Stoffen werden traditionell die Elemente und alle Verbindungen gezahlt die keinen Kohlenstoff enthalten Dazu kommen einige Ausnahmen von Kohlenstoffverbindungen die genau wie typische anorganische Stoffe aufgebaut sind oder historisch der Anorganik zugeordnet werden Hierzu gehoren die wasserstofffreien Chalkogenide des Kohlenstoffs Kohlenstoffmonoxid Kohlenstoffdioxid Schwefelkohlenstoff die Kohlensaure und Carbonate die Carbide sowie die ionischen Cyanide Cyanate und Thiocyanate Die Blausaure gilt als Grenzfall und wird sowohl in der Organik als auch Anorganik behandelt Obwohl sie traditionell zur anorganischen Chemie gezahlt wurden wird sie als Nitril organische Stoffgruppe der Ameisensaure aufgefasst Lehrbucher der anorganischen Chemie sind nach den chemischen Elementen des Periodensystems geordnet In den Lehrbuchern werden das Vorkommen und die Gewinnung der Elemente oder Elementverbindungen aus Mineralien Salzen wassrigen Losungen oder Gasen behandelt Ferner werden wichtige Umwandlungen dieser Elemente mit anderen Elementen beschrieben Metalle Bearbeiten nbsp Kupferscheibe durch Stranggiessen hergestellt geatzt nbsp Quecksilber bei ZimmertemperaturVon den etwa hundert Elementen des Periodensystems sind 76 Metalle Schon um 3000 bis 2000 v Chr gewannen Menschen aus Erzen Metalle wie Zinn Kupfer Silber und Eisen Metalle wurden durch das hohe Erhitzen von mineralischen Erzen gewonnen Bis auf Quecksilber sind alle Metalle bei Raumtemperatur fest und konnen durch Erwarmung verflussigt werden Die gute Formbarkeit von verflussigten Metallen zur Herstellung von Gebrauchsgegenstanden wird bis heute in grossem Umfang genutzt Metalleigenschaften sind die Leitfahigkeit fur Warme und Strom Seit dem 19 Jahrhundert konnen Metalle durch den elektrischen Strom Elektrolyse und elektrolytische Raffination gewonnen werden Neue Metalle wie das Aluminium und die Alkali und Erdalkalimetalle wurden dabei entdeckt Fur viele Anwendungsbereiche werden leichte Metalle wie das Aluminium oder das Titan benotigt damit Flugzeuge Automobile Schienenfahrzeuge Maschinen keinen ubermassigen Energieverbrauch aufweisen Eisen ist aufgrund der hohen Harte und Temperaturbestandigkeit das meist verwendete Metall im Automobilbau Die Oberflache des Eisens neigt unter Feuchtigkeitseinfluss zur Rostbildung Noch Anfang der 1980er Jahre wiesen viele Fahrzeuge eine deutliche Rostbildung auf Zehn Jahre spater hatten viele Fahrzeuge bereits eine rostschutzende Verzinkung Metalle werden als Batterien und Akkumulatoren zur Stromgewinnung eingesetzt In den preisgunstigen Zink Kohle Batterien wird wahrend der Stromabgabe das Zink zum Zinksalz oxidiert Weitere wichtige Batterien sind Nickel Metallhydrid Batterien wiederaufladbar Lithiumbatterien sehr leichte Batterie oder die preisgunstigen Blei Bleioxid Akkumulatoren wiederaufladbar Legierungen von Metallen konnen mitunter bessere Eigenschaften als die reinen Elemente aufweisen Das Duraluminium ist eine Mischung aus Magnesium Kupfer und Aluminium es weist eine hohere Harte als das reine Aluminium auf Das Woodsche Metall ist eine Legierung aus Bismut Blei Cadmium und Zinn mit einem sehr geringen Schmelzpunkt es wird fur schmelzbare Formen genutzt Weitere bedeutende Metalllegierungen sind Bronze aus Kupfer und Zinn Messing aus Kupfer und Zink und Stahl eine Eisenlegierungen mit unterschiedlichen Beimischungen Manche Metalle konnen sich mit Nichtmetallen zu Kristallstruktur mit neuen Eigenschaften verbinden Das Silicium verbindet sich mit Germanium Indium oder Arsen Derartige Kristalle werden als Halbleiter Dioden und Leuchtdioden in der Elektronik genutzt Andere Metalle wie das Tantal finden als Kondensatoren ein Anwendungsgebiet in der Elektronik Metalle oder Metallionen wirken bei Reaktionen in der Gasphase oder in einer Flussigkeit als Katalysatoren beispielsweise Eisen bei der Ammoniak oder Aluminiumionen bei der Polyethylensynthese Salze Mineralien Bearbeiten nbsp WassermolekulDas Wasser ist ein bedeutender Stoff der anorganischen Chemie es hat kovalente polarisierte Bindungen zwischen den Atomen und kann viele anorganische Salze gut losen Der Temperaturbereich zwischen Gefrier und Siedepunkt des Wassers ermoglicht das Leben auf unserem Planeten durch die Loslichkeit von anorganischen und organischen Stoffen in flussigem Wasser Anorganische Salze unterscheiden sich in ihrer Loslichkeit in Wasser Aufgrund der unterschiedlichen Loslichkeit in Wasser lassen sich Salze durch Filtration vielfach trennen Die Mischung von zwei Salzen die in Wasser loslich sind z B Bariumchlorid und Natriumsulfat kann zur Bildung eines schwerloslichen Salzes fuhren Bariumsulfat Ist das Loslichkeitsprodukt eines Salzes gering fallt es aus Viele Metallkationen bilden mit Sulfidanionen in einer Losung schwer losliche Sulfide Durch eine richtige Wahl von Sauren und Basen konnen bestimmte Gruppen von chemischen Elementen als Sulfidniederschlage angereichert und bestimmt werden In der analytischen Chemie ist die Sulfidfallung ein wichtiger Trennungsgang von Metallkationen nbsp Tetraedrisches SilicatanionAuch in Gesteinen und Mineralien sind Metallkationen enthalten Die Metalle in Gesteinen liegen haufig als Silicate vor und diese sind in Wasser gar nicht loslich Neben sehr starken Sauren nutzen Anorganiker den Sodaufschluss um die Inhaltsstoffe der Gesteine zu losen Beton Silicate haben eine sehr grosse Bedeutung beispielsweise die Aluminiumsilikate die als Tonminerale bekannt sind Durch vermischen diesen Tons mit Kalk entsteht Zement Bei Vermischung von Kies Steinschotter mit Zementmortel entsteht Beton Nahezu alle Wohngebaude in Deutschland enthalten zum Teil Beton nbsp Als solche Gerolle Kieselsteine kommt Quarz in der Natur vor Porzellan Eine weitere Tonart ist das Kaolin Mit Quarz und Feldspat wird der Ton durch Brennen zu Porzellan umgewandelt Glas Wird Quarzsand durch Zusatz des Salzes Soda bei 1000 C erhitzt so entsteht Glas Schlecht losliche Salze wurden und werden als Pigmente zur Farbung von Lacken genutzt Anorganische Salze haben eine grosse Bedeutung als Dungemittel Diese Salze sind meist gut wasserloslich Mitunter ist bei der Dungung eine zu hohe Loslichkeit nicht immer wunschenswert Ammoniumsulfat Kaliumchlorid und Phosphatdunger weniger gut wasserloslich erhohen die Fruchtbarkeit der Boden erheblich Sauren und Basen Bearbeiten Sehr wichtige anorganische Sauren sind SchwefelsaureSalzsaureSalpetersaurePhosphorsaureWichtige anorganische Basen sind Natronlauge AmmoniakDie anorganischen Sauren und Basen werden zur Gewinnung von anorganischen Salzen und organischen Stoffen benotigt Schwefelsaure ist mengenmassig eine bedeutende Verbindung der gesamten Chemieindustrie Durch anorganische Sauren werden Metalle in Salze zerlegt und es bildet sich Wasserstoff Das Wissen uber Sauren und Basen hat sich durch die Dissoziations Theorie erheblich erweitert Gase Bearbeiten nbsp Zusammensetzung der LuftViele anorganische Stoffumsetzungen sind mit der Entwicklung von Gasen verbunden Bei der Wasserelektrolyse entwickeln sich Wasserstoff und Sauerstoffgas Bei der Chloralkali Elektrolyse entstehen die Gase Wasserstoff und Chlor Diese Gase konnen zum Chlorwasserstoffgas reagieren und es bildet sich mit Wasser die Salzsaure Durch das Verbrennen von Schwefel in der Luft entwickelt sich das Schwefeldioxidgas Durch einen Katalysator Kontaktverfahren mit Vanadiumoxid konnen zwei Schwefeldioxidmolekule mit einem weiteren Sauerstoffatom zum Schwefeltrioxid reagieren In Wasser lost sich das Schwefeltrioxidgas zu Schwefelsaure Schwefelwasserstoff kann aus Pyrit FeS2 und Salzsaure erzeugt werden Kohlendioxid entsteht durch das Erhitzen von Calciumcarbonat beim Kalkbrennen zur Herstellung von Zement Bei Erharten nimmt der Zement wieder Kohlendioxid aus der Luft auf Aus dem Luftstickstoff und Wasserstoffgas kann unter hohem Druck und bei 500 C das Ammoniakgas nach dem Haber Bosch Verfahren hergestellt werden Das Ammoniak lasst sich nach dem Ostwaldverfahren mit Sauerstoff zu Stickstoffmonoxid verbinden das mit weiterem Sauerstoff zu Stickstoffdioxid reagiert Gelost in Wasser bildet sich dann die Salpetersaure Sauerstoff Stickstoff und Argon lassen sich aus der Luft nach dem Lindeverfahren gewinnen Wachsendes wirtschaftliches Interesse zur Trennung einzelner Gase gewinnen auch Verfahren zu Gastrennung mittels sehr feinporiger Membranen Gasmembran Ein wichtiges Feld der Untersuchung von Gasen in der Luft ist die Atmospharenchemie Sonstiges Bearbeiten Anorganische Kationen konnen in unterschiedlichen Oxidationsstufen als feste Salze oder in Losung vorliegen Dies hat zur Folge dass sie unterschiedlich viele Anionen als Gegenionen besitzen konnen In einer Losung konnen Teilchen Liganden mit z B Chlorid Thiocyanat oder ohne negative Ladung beispielsweise Ammoniak oder Wasser durch freie Elektronenpaare sich an Kationen anlagern und farbige Komplexe bilden Es bilden sich Komplexe mit mehr aus sterischen Grunden haufig vier bis sechs Liganden am Kation als die Oxidationszahl vorgibt Die Ionen der Ubergangsmetalle Titan Vanadium Chrom Mangan Eisen Kobalt Nickel Kupfer die Elektronen auf der d Schale besitzen bilden mit Liganden vielfach farbige Komplexe Das Kupfer II ion bildet mit Ammoniak den blau gefarbten Kupfertetraminkomplex Im Berliner Blau dem Eisen III hexacyanoferrat wird jedes Eisenion von sechs Cyanidionen als Liganden umgeben nbsp Schematische Darstellung des Hexacyanidoanion Komplexes in BlutlaugensalzenDie Ligandenfeldtheorie beschreibt die raumliche Koordination Mit der Magnetochemie und uber die Farbe der Losung konnen Anorganiker Aussagen uber die Koordination solcher Komplexe machen Im Permanganatanion besitzt das Mangan VII ion vier Sauerstoffatome als Liganden Der gut gefarbte Komplex des Kaliumpermanganats dient zur quantitativen Gehaltsbestimmung in der Titrimetrie Auch organische Sauren wie EDTA quantitative Bestimmung von Erdalkaliionen oder Weinsaure oder Citronensaure mit Kupfer II als Fehlingsche Losung oder Benedicts Reagenz zur Bestimmung von oxidierbaren Zuckern sowie Dioxime Diacetyldioxim zur Nickelbestimmung eignen sich als haufig farbgebende Liganden genauer Chelate fur Kationen Anorganische Reaktionen BearbeitenIn der anorganischen Chemie spielt eine Vielzahl von Reaktionen eine Rolle Die bedeutenden darunter sind die Redox Reaktionen und die Saure Base Reaktionen Diese Reaktionen sind immer Gleichgewichtsreaktionen allerdings liegt das Gleichgewicht bei diesen Reaktionen haufig sehr stark auf einer Seite und es gibt eine hohe Reaktionsenthalpie Dadurch sind viele Reaktionen in der Anorganik schnell und erreichen eine hohe Ausbeute Im Gegensatz dazu sind in der organischen Chemie viele Reaktionen langsame Gleichgewichtsreaktionen die nicht immer hohe Ausbeuten erreichen Bei Redox Reaktionen werden Elektronen von einem Reaktionspartner auf den anderen ubertragen Typische Redoxreaktionen sind Reaktionen von Elementen zu Verbindungen Die bekanntesten Redoxreaktionen sind die Knallgasreaktion von Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser und die Korrosion bei der unedle Metalle beispielsweise Eisen mit Sauerstoff zu Oxiden reagiert Saure Base Reaktionen sind Reaktionen bei denen Protonen ubertragen werden Die Saure gibt dabei an die Base auch Lauge ein Proton ab Bei Saure Base Reaktionen bilden sich meist Wasser und ein Salz das bekannteste Beispiel ist die Reaktion von Salzsaure mit Natronlauge zu Natriumchlorid und Wasser Da diese Reaktionen sehr schnell ablaufen und mit Indikatoren genau uberpruft werden konnen spielen sie eine grosse Rolle in der Analytischen Chemie In der anorganischen Chemie ist die Bildung unloslicher Salze oder gasformiger Verbindungen eine wichtige Triebkraft fur Reaktionen weil dabei Reaktionsprodukte das Gleichgewicht verlassen und somit die Reaktion vollstandig in nur eine Richtung geht So wird beim Zusammengiessen einer Bariumchloridlosung und reichlich Natriumsulfatlosung in einer Fallungsreaktion sehr schwerlosliches Bariumsulfat ausgefallt und zwar so vollstandig dass nach Abfiltrieren des Bariumsulfates keine Bariumionen mehr in der verbleibenden Natriumchloridlosung nachgewiesen werden konnen B a C l 2 N a 2 S O 4 B a S O 4 2 N a C l displaystyle mathrm BaCl 2 Na 2 SO 4 longrightarrow BaSO 4 2 NaCl nbsp Als Beispiel fur eine gerichtete Gleichgewichtsreaktion aufgrund entweichender Gase ist die Umsetzung von Ammoniumchlorid mit Natronlauge zu fluchtigem Ammoniak N H 4 C l N a O H N H 3 H 2 O N a C l displaystyle mathrm NH 4 Cl NaOH longrightarrow NH 3 H 2 O NaCl nbsp Solche Reaktionen spielen in der analytischen Chemie ebenfalls eine wichtige Rolle Verschiedene anorganische Verbindungen konnen bei hoheren Temperaturen zerfallen indem Gase entweichen Ein Beispiel ist das Kalkbrennen bei dem aus Calciumcarbonat Kohlendioxid entweicht und Calciumoxid zuruckbleibt Teilgebiete der anorganischen Chemie Bearbeiten nbsp Ferrocen ein klassischer Vertreter der metallorganischen ChemieChemie der Metalle Chemie der Nichtmetalle Komplexchemie einschliesslich der Bioanorganischen Chemie Festkorperchemie Kristallographie Strukturchemie Metallorganische Chemie steht zwischen anorganischer und organischer Chemie Kolloidchemie Atmospharenchemie MineralsaurenTechnische Anwendungen Bearbeiten nbsp Aus Zement Wasser Sand und anderen Stoffen gemischter MortelDie anorganische Chemie ist Basis vielfaltiger technischer Anwendungen beispielsweise Halbleiterchemie Mineralogie Metallurgie Herstellung von Eisen und Stahlen Herstellung von Zement Abbinden von Mortel und Beton Herstellung von KeramikenAnorganische Chemie in Schule und Studium BearbeitenSchule Bearbeiten nbsp Beispiel einer Elektrolyse mit einer Zinkiodid Losung Elektrodenmaterial beliebig Im Schulunterricht bekommt der Schuler im Bereich der anorganischen Chemie Grundlagen der Atomtheorie des chemischen Verhaltens von Elementen die Oxidationszahlen der Elemente die Eigenschaften von anorganischen Salzen Farbreaktionen Loslichkeiten Fallungsreaktionen die Ionentheorie Saure Base Reaktionen Gehaltsbestimmung durch Titration Redox Reaktionen Elektrolysen und wichtige technische Verfahren geboten Studium Bearbeiten Im Studium wird das selbststandige wissenschaftliche Arbeiten in der anorganischen Chemie gelehrt Der Chemiestudent lernt die Nachweisreaktionen fur Kationen und Anionen aus unbekannten Proben kennen Das Praktikum der anorganisch analytischen Chemie teilt sich in die qualitative und quantitative Analyse von anorganischen Stoffen Weiterhin wird die praparative Darstellung von anorganischen Stoffen gelehrt Der Student lernt dabei die Beobachtungsgabe zu scharfen sorgfaltig zu arbeiten und methodisch kombinatorisch zu denken Literatur Bearbeiten nbsp 102 Auflage des Holleman Wiberg gilt als Klassiker unter den Lehrbuchern der ChemieHeinrich Biltz Experimentelle Einfuhrung in die unorganische Chemie Veit amp Comp Leipzig spater Walter de Gruyter amp Co Berlin 1898 20 Auflage ebenda 1938 spater 27 bis 29 Auflage 1941 fortgefuhrt von Wilhelm Klemm und Werner Fischer A F Holleman E Wiberg N Wiberg Lehrbuch der Anorganischen Chemie 102 Auflage Walter de Gruyter Berlin 2007 ISBN 978 3 11 017770 1 Begrundet 1898 von Arnold F Holleman D F Shriver P W Atkins C H Langford Anorganische Chemie 2 Auflage Wiley VCH Weinheim 1997 ISBN 978 3 527 29250 9 J Huheey E Keiter R Keiter Anorganische Chemie Prinzipien von Struktur und Reaktivitat 3 Auflage Walter de Gruyter Berlin New York 2003 ISBN 3 11 017903 2 Lothar Kolditz Hrsg Anorganikum Lehr und Praktikumsbuch der anorganischen Chemie mit einer Einfuhrung in die physikalische Chemie Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1967 12 Auflage 1989 Johann Ambrosius Barth Verlag Leipzig Berlin Heidelberg 13 Auflage 1993 Russische Ubersetzung Mir Verlag Moskva 1984 Comments on Inorganic Chemistry Zeitschrift Ehrhard Uhlemann Gerhard Robisch Fragen und Aufgaben zur Chemie 3 Auflage VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1988 ISBN 3 326 00275 0Siehe auch BearbeitenListe von anorganischen VerbindungenWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary anorganische Chemie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wikibooks Anorganische Chemie fur Schuler Lern und Lehrmaterialien nbsp Wikibooks Allgemeine und Anorganische Chemie Lern und Lehrmaterialien nbsp Wikibooks Praktikum Anorganische Chemie 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