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Die Bedeutung des Ausdrucks Garung hat sich mit dem Fortschritt der Wissenschaft gewandelt Die durch Ausgasung schaumende Oberflache eines garenden Stoffes UbergeordnetEnergiegewinnung durch Oxidation organischer StoffeUntergeordnetMilchsauregarungAlkoholische GarungPropionsauregarungButtersauregarungAmeisensauregarung2 3 Butandiol GarungAceton Butanol Ethanol GarungMalolaktische GarungNicht glykolytische GarungGarung stickstoffhaltiger VerbindungenGene OntologyQuickGO Altere Definition erkennbare Veranderung biotischer von Lebewesen gebildeter Stoffe ohne Entstehung von Faulnisgeruchen mit oder ohne Zutritt von Luft Neuere Definition mikrobieller Abbau organischer Stoffe zum Zweck der Energiegewinnung ohne Einbeziehung externer Elektronenakzeptoren wie Sauerstoff O2 oder Nitrat NO3 Inhaltsverzeichnis 1 Altere Definition 2 Forschungsgeschichte 3 Neuere Definition 4 Garungsarten 5 Bedeutung 5 1 Biologische Bedeutung 5 2 Technische Bedeutung 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseAltere Definition BearbeitenDie Bezeichnung Garung wurde ursprunglich angewendet auf erkennbare Veranderungen biotischer Stoffe Veranderungen der Masse verbunden beispielsweise mit Gasbildung Erwarmung und Zersetzung aber ohne Entstehung von Faulnisgeruch Der Einfluss von Luft wurde dabei nicht beachtet auch dann nicht als Sauerstoff entdeckt war Dementsprechend wurden die Vorgange bei der Umwandlung von Most in Wein von Bierwurze in Bier und von Wein in Essig als Garung bezeichnet In der Technik ist das auch gegenwartig noch ublich Forschungsgeschichte BearbeitenDen Unterschied zwischen Faulnis und Garung lehrte der deutsche Arzt und Chemiker Johann Joachim Becher bereits um 1650 Er unterschied dabei auch die alkoholische geistige von der mit Essig und Milchsaurebildung verbundenen sauren Garung 1 Um 1815 wurde die chemische Gleichung der alkoholischen Garung von Joseph Louis Gay Lussac aufgestellt Eilhard Mitscherlich vermutete biologische Katalysatoren Fermente die nur in Kontakt mit Zucker treten und sich selbst nicht verandern Auf Basis von Mitscherlichs Ideen konnte Charles Cagniard de la Tour bei mikroskopischen Untersuchungen lebende Organismen nachweisen 2 3 Seiner Theorie zur Bedeutung von Hefezellen bei der Garung wurde zunachst unter anderem von Justus von Liebig der diese Zellen als Nebenprodukt eines chemischen Vorgangs ansah widersprochen 4 Theodor Schwann fand dass ein Fleischextrakt nach Erhitzen auf 100 C in luftabgedichteten Behaltern langere Zeit unzersetzt erhalten bleibt Diese Versuche wiederholte er mit einer Zuckerlosung und konnte auch in diesem Fall die Garung vermeiden 5 6 Friedrich Traugott Kutzing fand heraus dass das Garen von zuckerhaltigen Flussigkeiten verbunden mit Ethanol und Kohlenstoffdioxidbildung alkoholische Garung ein biotischer Vorgang ist und Bierhefe aus Mikroorganismen besteht 7 Louis Pasteur erforschte 1857 die Milchsauregarung 8 und 1861 die Buttersauregarung 9 Er entdeckte dass die Mikroorganismen bei der Buttersauregarung ohne Sauerstoff leben stoffwechseln und wachsen konnen und dass Sauerstoff auf sie hemmend wirkt was damals uberraschend war Auch bei anderen Arten der Garung wurde nachgewiesen dass Garungsorganismen ohne Sauerstoff leben konnen Die Erkenntnis dass die untersuchten Garungen alkoholische Garung Milchsauregarung und Buttersauregarung ohne Sauerstoff ablaufen wurde zunachst fur alle Arten von Garung als zutreffend angenommen Spater erkannte man jedoch dass nicht alle Garungen ohne Einbeziehung von Sauerstoff ablaufen beispielsweise die Essigsauregarung 10 Man hat deshalb neue voneinander etwas abweichende Definitionen fur Garung formuliert die aber alle Sauerstoff O2 als Elektronenakzeptor ausschliessen Neuere Definition BearbeitenDie neue Definition fur Garung lautet Mikrobieller Abbau organischer Stoffe ohne Einbeziehung externer Elektronenakzeptoren wie beispielsweise Sauerstoff O2 zum Zweck der Energiegewinnung Ein Abbau organischer Stoffe kann grundsatzlich unter anaeroben oder aeroben Bedingungen stattfinden 11 Beispielsweise wird bei der sogenannten Essigsauregarung Sauerstoff verbraucht Dies entspricht aber nicht der neuen Definition Die Essigsauregarung ist demnach keine Garung im neuen naturwissenschaftlichen Sinn Eine zusatzliche Unsicherheit wird dadurch verursacht dass Garung im Englischen als fermentation bezeichnet wird Im Deutschen wird der Ausdruck Fermentation aber in mindestens drei verschiedenen Bedeutungen verwendet Garung in der neueren Bedeutung biotischer Energiestoffwechsel ohne Einbeziehung von Sauerstoff Veranderungen biotischen Rohmaterials eingeleitet zur Herstellung bestimmter Produkte beispielsweise Fermentation von Tabakblattern bei der Herstellung von Rauchtabak und Fermentation des Inhalts von Kakaofruchten einschliesslich ihrer Samen im Lauf der Herstellung von Kakaopulver und Schokolade Dabei wird Sauerstoff nicht oder nur unvollstandig ausgeschlossen In der Biotechnik die gesteuerte Produktion von biotischen Stoffwechselprodukten mit oder ohne Einbeziehung von Sauerstoff Garungsarten Bearbeiten2 3 Butandiol Garung Alkoholische Garung Ameisensauregarung Buttersauregarung Gemischte Sauregarung Homoacetatgarung Milchsauregarung Propionsauregarung Aceton Butanol Ethanol GarungBedeutung BearbeitenBiologische Bedeutung Bearbeiten Im Vergleich zur Atmung wird bei Garungen nur eine geringe Menge Energie gewonnen da hierbei statt Citratzyklus und anschliessender Atmungskette nur die Substratkettenphosphorylierung genutzt wird Die Garung ist jedoch ein Weg um durch Substratkettenphosphorylierung schnell Adenosintriphosphat ATP zu bilden Dies ist auch bei anaerob wachsenden Organismen vorteilhaft da sie nicht auf den externen Elektronenakzeptor Sauerstoff angewiesen sind In manchen Fallen sind auch die Habitate hoherentwickelter aerob lebender Organismen sauerstoffarm Quastenflosser und andere Meereswirbeltiere betreiben Garung zur Deckung ihres Energiebedarfes da sie in Tiefen leben in denen die Konzentration gelosten Sauerstoffes gering ist Auch Tintenfische beziehen einen Teil ihrer Energie aus der Vergarung von Pyruvat dabei entsteht Octopin Organismen die eine Garung betreiben nennt man auch primare Garer Manche Mikroorganismen sind dagegen so genannte sekundare Garer Sie nehmen die Garprodukte primarer Garer auf und vergaren sie weiter zu Kohlenstoffdioxid CO2 Acetat oder Wasserstoff H2 12 Technische Bedeutung Bearbeiten Garungen werden vielfaltig zur Herstellung Veredelung und Konservierung von Lebensmitteln und Futtermitteln genutzt vor allem die alkoholische Garung und die Milchsauregarung Siehe auch BearbeitenFermentation Institut fur Garungsgewerbe Garrohrchen Pasteur Effekt SauerteigLiteratur BearbeitenKatharina Munk Hrsg Taschenlehrbuch Biologie Mikrobiologie Thieme Stuttgart 2008 ISBN 978 3 13 144861 3 Reinhard Renneberg Biotechnologie fur Einsteiger 2 Auflage Elsevier Spektrum Akademischer Verlag Munchen 2007 ISBN 3 827 41847 X Weblinks Bearbeiten Commons Fermentation Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Otto Westphal Theodor Wieland Heinrich Huebschmann Lebensregler Von Hormonen Vitaminen Fermenten und anderen Wirkstoffen Societats Verlag Frankfurt am Main 1941 Frankfurter Bucher Forschung und Leben Band 1 S 58 f In Comptes rendus de l Academie des Sciences Band 4 1847 S 903 Charles Cagniard Latour Memoire sur la fermentation vineuse In Annales de chimie et de physique Band 68 1838 S 206 222 Friedrich Wilhelm Gierhake Asepsis In Franz Xaver Sailer Friedrich Wilhelm Gierhake Hrsg Chirurgie historisch gesehen Anfang Entwicklung Differenzierung Dustri Verlag Deisenhofen bei Munchen 1973 ISBN 3 87185 021 7 S 33 42 hier S 39 Pogg Ann d Ph 41 184 1837 Theodor Schwann Vorlaufige Mitteilung betreffend Versuche uber die Weingahrung und Faulnis In Annalen der Physik und Chemie Band 41 1837 S 184 193 F T Kutzing Microscopische Untersuchungen uber die Hefe und Essigmutter nebst mehreren andern dazu gehorigen vegetabilischen Gebilden In Journ prakt Chem Band 11 1837 S 385 409 Louis Pasteur Memoire sur la fermentation appelee lactique Extrait des l auteur In Comptes rendus de l Academie des Sciences Bd 45 1857 S 913 916 Louis Pasteur Animalcules infusoires vivant sans gaz oxygene libre et determinant des fermentation In Comptes rendus de l Academie des Sciences Bd 52 1861 S 344 347 Franz Lafar Die Essigsaure Garung In Franz Lafar Hrsg Handbuch der Technischen Mykologie Bd V Kap 19 Gustav Fischer Jena 1913 Alfred Puhler Manfred Regitz und Rolf D Schmid Rompp Kompakt Lexikon Biochemie und Molekularbiologie Thieme Stuttgart 2000 ISBN 3 13 116681 9 S 200 Katharina Munk Hrsg Taschenlehrbuch Biologie Mikrobiologie Thieme Verlag Stuttgart New York 2008 ISBN 978 3 13 144861 3 S 376 Normdaten Sachbegriff GND 4155803 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Garung amp oldid 228583590