www.wikidata.de-de.nina.az
UbergeordnetGarungGene OntologyQuickGO Bei der Propionsauregarung auch als Propionatgarung bezeichnet werden durch Bakterien Kohlenhydrate oder Milchsaure Lactat zu Propionsaure Propionat Essigsaure Acetat und Kohlenstoffdioxid CO2 vergoren Sie dient den Bakterien als Energiequelle Ist das Substrat Milchsaure die als Garprodukt von anderen Mikroorganismen gebildet wurde spricht man von einer sekundaren Garung Das Garprodukt einer ersten Garung wird dabei weitervergoren Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen 2 Biochemie 2 1 Methylmalonyl CoA Weg 2 2 Acrylyl CoA Weg 3 Bilanzen 4 Bedeutung der Propionsauregarung 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseVorkommen BearbeitenMikroorganismen die Propionsauregarung betreiben wurden ursprunglich im Schweizer Emmentaler Kase entdeckt Es sind Bakterien der Gattung Propionibacterium z B P freudenreichii grampositive Anaerobier Ausserdem wird diese Garung von einigen Vertretern der Gattungen Selenomonas Veillonella Clostridium und Peptostreptococcus betrieben Biochemie BearbeitenFur die Propionsauregarung dienen Glucose andere Hexosen oder Milchsaure als Ausgangsstoffe In jedem Fall wird aus diesen Stoffen Pyruvat gebildet entweder aus den Zuckern im Zuge der Glykolyse oder aus Milchsaure durch Oxidation mittels Lactatdehydrogenase In beiden Fallen wird je gebildetem Molekul Pyruvat ein Molekul NAD zu NADH reduziert Die Propionsauregarung ist in zwei Aste aufgeteilt Im oxidativen Ast der Garung wird Pyruvat unter Einbeziehung von Coenzym A CoA zu Acetyl CoA oxidiert wodurch ein weiteres Molekul NAD zu NADH reduziert wird Acetyl CoA wird mittels anorganischem Phosphat zu Acetylphosphat 1 umgeestert wobei CoA wieder frei wird diese Reaktion wird durch eine Phosphotransacetylase katalysiert Durch Substratkettenphosphorylierung mittels einer Acetatkinase wird schliesslich Acetat gebildet und dabei ein Molekul Adenosintriphosphat ATP gewonnen Ubertragung des Phosphatrests vom Acetylphosphat auf Adenosindiphosphat ADP P y r u v a t N A D A D P P i o x i d a t i v e r A s t A c e t a t C O 2 N A D H H A T P displaystyle mathrm Pyruvat NAD ADP P i xrightarrow oxidativerAst Acetat CO 2 NADH H ATP nbsp Im reduktiven Ast der Garung wird das als Hydridionenubertrager fungierende NADH das im oxidativen Ast durch Reduktion aus NAD gebildet wurde reoxidiert wobei Pyruvat zu Propionat reduziert wird Beim reduktiven Ast der Propionsauregarung sind zwei verschiedene Wege der chemischen Umsetzungen bekannt der Methylmalonyl Coenzym A Weg und der Acrylyl Coenzym A Weg Methylmalonyl CoA Weg Bearbeiten nbsp Propionsauregarung auf dem Methylmalonyl CoA Weg Abgebildet ist die Vergarung von drei Molekulen Lactat zu zwei Molekulen Propionat und einem Molekul Acetat Propionibakterien gehen bei der Propionsauregarung den Methylmalonyl CoA Weg Dabei wird aus der C3 Verbindung Pyruvat durch Carboxylierung die C4 Verbindung Oxalacetat gebildet was durch eine Transcarboxylase der Methylmalonyl Coenzym A Carboxyl Transferase katalysiert wird Dieses ist ein fur diesen Stoffwechselweg charakteristisches Biotin enthaltendes Enzym und ubertragt eine CO2 Gruppe von Methylmalonyl CoA was im spateren Reaktionsverlauf gebildet wird auf Pyruvat Oxalacetat wird in weiteren Reaktionsschritten wie im reduktiven Citratzyklus uber Malat und Fumarat zu Succinat umgesetzt Hierbei werden zwei Molekule NADH zu NAD oxidiert Bei der Reduktion von Fumarat wird zudem ein Protonengradient aufgebaut Succinat wird durch eine Coenzym A Transferase zu Succinyl CoA umgesetzt Dieses Enzym ubertragt das Coenzym A von Propionyl CoA was im spateren Reaktionsverlauf gebildet wird auf Succinat Methylmalonyl Coenzym A Mutase ein Adenosylcobalamin enthaltendes Enzym isomerisiert Succinyl CoA zu Methylmalonyl CoA das dann durch die oben erwahnte Transcarboxylase decarboxyliert wird wodurch Propionyl CoA entsteht Propionyl CoA schliesslich wird im letzten Schritt zu Propionat umgesetzt wobei die Coenzym A Transferase das Coenzym A auf Succinat ubertragt Der Stoffwechselweg ermoglicht ein Recycling von Coenzym A und CO2 Dadurch muss bei der Carboxylierung von Pyruvat und der Bindung von Succinat an CoA die ohne dieses Recycling Energie verbrauchen wurden keine Energie aufgewendet werden Die Bilanz fur die Umsetzung lautet P y r u v a t M e t h y l m a l o n y l C o A W e g r e d u k t i v e r A s t P r o p i o n a t H 2 O D PS H displaystyle mathrm Pyruvat xrightarrow Methylmalonyl CoA Weg reduktiverAst Propionat H 2 O Delta Psi H nbsp Acrylyl CoA Weg Bearbeiten Die Bakterien Clostridium propionicum und Megasphaera elsdenii gehen in der Propionsauregarung einen einfacheren Weg Dieser wird als Acrylyl CoA Weg bezeichnet Dabei wird Lactat zu Lactyl CoA aktiviert was eine CoA Transferase A siehe unteres Bild katalysiert Lactyl CoA wird nach Wasserabspaltung zum namensgebenden Acrylyl CoA durch eine Lactyl CoA Dehydratase B umgesetzt Acrylyl CoA wird zu Propionyl CoA unter Oxidation von NADH reduziert was eine Acrylyl CoA Reduktase C katalysiert Das an Propionat gebundene Coenzym A wird durch eine CoA Transferase A auf Lactat ubertragen Propionyl CoA dient dadurch als CoA Donor fur ein weiteres Molekul Lactat L a c t a t N A D H H A c r y l y l C o A W e g r e d u k t i v e r A s t P r o p i o n a t N A D displaystyle mathrm Lactat NADH H xrightarrow Acrylyl CoA Weg reduktiverAst Propionat NAD nbsp nbsp Propionsauregarung auf dem Acrylyl CoA Weg Im unteren Teil der Abbildung ist der reduktive Ast der Garung dargestellt Der oxidative Ast entspricht dem in der oben stehenden Abbildung Bilanzen BearbeitenGeht die Propionsauregarung von drei Molekulen Lactat aus werden ein Drittel des Lactats zu Acetat und Kohlenstoffdioxid umgesetzt unter Reduktion von NAD zu NADH und zwei Drittel zu Propionat auf dem Methylmalonyl CoA Weg unter Reoxidation des NADH Insgesamt kann damit 1 mol ATP gebildet werden Daruber hinaus wird ein Protonengradient aufgebaut aus dem zusatzlich ATP generiert wird Propionsaurebakterien gewinnen also mit Hilfe der dargestellten Reaktionsfolgen aus dem Abfallprodukt der Milchsauregarung Energie Die Anderung der Freien Enthalpie unter Standardbedingungen pH 7 DG0 betragt fur die Vergarung ausgehend von Lactat 162 kJ mol 3 L a c t a t A D P P i 2 P r o p i o n a t A c e t a t C O 2 H 2 O A T P D PS H displaystyle mathrm 3 Lactat ADP P i longrightarrow 2 Propionat Acetat CO 2 H 2 O ATP Delta Psi H nbsp Bei der Vergarung von Glucose in der Propionsauregarung auf dem Methylmalonyl CoA Weg konnen die Bakterien aus je 1 5 Mol Glucose drei C3 Molekulen 4 mol ATP durch Phosphorylierung von ADP als kurzfristigen Energiespeicher und Energieubertrager bilden In direkten Vergleich zur homofermentativen Milchsauregarung wird damit etwas mehr ATP gebildet 1 5 G l u c o s e 4 A D P 4 P i 2 P r o p i o n a t A c e t a t C O 2 H 2 O 4 A T P D PS H displaystyle mathrm 1 5 Glucose 4 ADP 4 P i longrightarrow 2 Propionat Acetat CO 2 H 2 O 4 ATP Delta Psi H nbsp Bedeutung der Propionsauregarung BearbeitenDie Propionsauregarung wird unter anderem bei der Reifung von Hartkase genutzt insbesondere bei Emmentaler Hierbei werden Propionsaurebakterien mit einer Mischung aus homofermentativen Streptokokken und Milchsaurebakterien eingesetzt Letztere fermentieren Lactose zu Milchsaure es bildet sich Quark Dieser wird abgegossen woraufhin die Propionsaurebakterien die Milchsaure weiter zu Essigsaure und Propionsaure umsetzen die wichtige Komponenten des Kasearomas sind Das ebenfalls dabei gebildete CO2 fuhrt unter anderem zur Lochbildung im Kase Bei Propionibakterien ist also ein Cobalaminenzym am Energiestoffwechsel beteiligt in den Organismen also in grosserer Konzentration enthalten als bei anderen Organismen bei denen Cobalaminenzyme nur fur bestimmte Reaktionen im Baustoffwechsel benotigt werden Aus Propionibakterien z B aus Propionibacterium shermanii 2 werden deshalb Cobalamine Vitamin B12 gewonnen Die Biotin CO2 Verbindung ist labil und zerfallt bei geringen CO2 Konzentrationen wodurch die Propionsauregarung und damit die Energiegewinnung der Propionibakterien zum Erliegen kommt Deshalb sind Propionibakterien auf eine hohere CO2 Konzentration angewiesen was bei ihrer Kultur berucksichtigt werden muss Diese CO2 Abhangigkeit fuhrte zur Entdeckung der anaplerotischen Carboxylierungsreaktionen durch Harland G Wood und Chester Werkman Siehe auch BearbeitenGarungLiteratur BearbeitenGeorg Fuchs Hrsg Hans Gunter Schlegel Autor Allgemeine Mikrobiologie 8 Auflage Thieme Verlag Stuttgart 2007 ISBN 3 13 444608 1 S 372 f Wolfgang Fritsche Mikrobiologie 3 Auflage Spektrum Akademischer Verlag 2001 ISBN 3 8274 1107 6 S 240 ff Katharina Munk Hrsg Taschenlehrbuch Biologie Mikrobiologie Thieme Verlag Stuttgart 2008 ISBN 978 3 13 144861 3 S 381 ff Michael T Madigan John M Martinko Jack Parker Thomas D Brock Mikrobiologie Spektrum Akademischer Verlag ISBN 3 8274 0566 1 S 573 f Einzelnachweise Bearbeiten Acetylphosphat Lexikon der Biologie Acetylphosphat Lexikon der Chemie spektrum de Katharina Munk Hrsg Taschenlehrbuch Biologie Mikrobiologie Thieme Verlag Stuttgart 2008 ISBN 978 3 13 144861 3 S 568 Normdaten Sachbegriff GND 4429695 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Propionsauregarung amp oldid 225991862