www.wikidata.de-de.nina.az
UbergeordnetGarungMetabolismus der L MilchsaureGene OntologyQuickGO Die malolaktische Garung tritt bei vielen heterofermentativen Milchsaurebakterien und Hefen auf und spielt bei der Wein Fruchtsaft und Champagnerherstellung eine Rolle Sie wird auch als biologischer Saureabbau BSA oder Apfelsaure Milchsaure Garung bezeichnet Die malolaktische Garung ist eine sekundare Garung die als Folge den Abbau von Saure im Medium hat Sie folgt einer primaren Alkohol erzeugenden Garung Bei der malolaktischen Garung decarboxylieren bestimmte Milchsaurebakterien die Dicarbonsaure L Malat deprotonierte Form der L Apfelsaure unter Energiegewinnung zur schwacheren Monocarbonsaure L Lactat deprotonierte Form der L Milchsaure Durch die Backhefe Saccharomyces cerevisiae wird die Milchsaure weiter zu Ethanol abgebaut und vergoren Der durch diese Garung resultierende biologische Saureabbau fuhrt bei der Weinherstellung zu einem harmonischen und ausgewogeneren Geschmacksbild ein Effekt der sich qualitatssteigernd auswirkt der aber auch Risiken birgt Saurearme Weine sind weniger haltbar weniger spritzig und wirken nicht so frisch Eine zu weit getriebene malolaktische Garung kann zudem zu einem an Milch oder Kase erinnernden storenden Beigeschmack fuhren Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen 2 Biochemie 2 1 Prozess 2 2 Energiegewinnung 3 Geschichte 4 Literatur 5 EinzelnachweiseVorkommen BearbeitenDie malolaktische Garung findet in vielen Mikroorganismen statt die zur Energiegewinnung eine heterofermentative Garung betreiben Fur die Weinherstellung ist Oenococcus oeni alte Bezeichnung Leuconostoc oenos bedeutsam ferner Lactobacillus spp z B Lactobacillus plantarum und Pediococcus spp 1 Auch Hefen wie Saccharomyces cerevisiae konnen am Ende der alkoholischen Garung malolaktische Garung betreiben Biochemie BearbeitenProzess Bearbeiten Veranderung der Saurekonzentration vorher g l 1 nachher g l 1 Apfelsaure 3 2 0 5Milchsaure 0 12 1 8Saure gesamt 4 9 3 8Bei der malolaktischen Garung wird die Decarboxylierung von L Malat zu L Lactat katalysiert Abhangig vom pH Wert des Mediums kann Malat bzw Lactat auch protoniert vorliegen M a l a t H pH 6 L a c t a t C O 2 displaystyle mathrm Malat H xrightarrow text pH 6 Lactat CO 2 nbsp H M a l a t H pH 4 H L a c t a t C O 2 displaystyle mathrm HMalat H xrightarrow text pH 4 HLactat CO 2 nbsp Bei dieser Reaktion wird mit jedem Gramm abgebauter Apfelsaure der Gesamtanteil der Saure im Wein um 0 4 g LH2SO4 gesenkt S cerevisiae baut Malat uber ein NADH abhangiges Malatenzym zu Lactat ab Hierbei wird NADH erzeugt Lactat wird schliesslich zu Ethanal decarboxyliert das dann zu Ethanol reduziert wird Die Reduktion erfordert NADH Daher kann man strenggenommen nur beim Malatabbau in Hefen von einer Garung sprechen wahrend es Bakterien decarboxylieren Energiegewinnung Bearbeiten Unter Standardbedingungen wird bei der Decarboxylierungsreaktion Energie freigesetzt Dieser Wert ist vom pH Wert abhangig Bei pH 7 werden 26 5 kJ mol 1 bei einem pH Wert von 5 7 werden 33 9 kJ mol 1 freigesetzt 2 In Weinen kann der pH Wert durchaus bei 3 5 liegen dann werden unter Standardbedingungen 46 5 kJ mol 1 frei Es ist jedoch anzumerken dass unter physiologischen Bedingungen Malat Lactat und CO2 nicht in einer Konzentration von 1 mol l 1 vorliegen und wahrend des Prozesses standig Malat verbraucht und Lactat erzeugt wird Daher ist der Energiegewinn unter physiologischen Bedingungen geringer 3 nbsp Schema der Energiegewinnung bei der malolaktischen Garung Fur Einzelheiten bitte Text beachten Die bei der Decarboxylierung freigesetzte Energie wird in Form eines chemiosmotischen Mechanismus konserviert vgl Abbildung 4 Bei O oeni der bei einem pH Wert von etwa 4 wachst wird einfach protoniertes Malat HMal1 durch einen membranstandigen Carrier MleP in die Zelle gebracht 1 Dieses wird zu Lactat decarboxyliert welches bei pH 4 protoniert HLac vorliegt Der Ausstrom aus der Zelle bei HLac erfolgt ohne Carrier Lactococcus lactis wachst unter hoheren pH Werten und Malat Mal2 wird mit Lactat Lac1 durch einen Antiporter MleP ausgetauscht In beiden Fallen wird im Netto eine negative Ladung transportiert was zu einer Energetisierung der Membran fuhrt Daruber hinaus wird im Zuge der Decarboxylierung ein Proton verbraucht so dass auch ein Protonenkonzentrationsunterschied aufgebaut werden kann Beide Prozesse fuhren daher zu einem Aufbau eines elektrochemischen Gradienten proton motive force Er wird von den Bakterien zur Aufrechterhaltung des pH Wertes und zur Aufnahme von Nahrstoffen genutzt Jedoch reicht die bei der malolaktischen Garung freigesetzte Energie nicht als einzige Energiequelle aus so dass die heterofermentativen Milchsaurebakterien weiterhin auf die Vergarung von Pentosen bzw Hexosen angewiesen sind 4 Geschichte BearbeitenEnde des 19 Jahrhunderts wurde durch Alfred Koch der Beweis erbracht dass Bakterien fur die Saureverringerung in Weinen verantwortlich sind Diese Erkenntnisse wurden 1900 wahrend einer Konferenz des deutschen Weinbaukongresses in Colmar veroffentlicht 5 Weitere Erkenntnisse z B die negativen Auswirkungen des bakteriellen Saureabbaus fassten 1913 Hermann Muller Thurgau und Adolf Osterwalder in einer Veroffentlichung zusammen 6 Obwohl die chemische Reaktion seit Anfang der 1920er Jahre durch Arbeiten von Wenzel Seifert an der Hoheren Bundeslehranstalt und Bundesamt fur Wein und Obstbau in Klosterneuburg bekannt war brauchte es noch nahezu 40 Jahre zum tieferen Verstandnis des biologischen Saureabbaus Dass der Malatabbau auch von Hefen verursacht werden kann wurde von Paul Kulisch und Julius Wortmann vorgeschlagen J Schukow erbrachte hierfur in der Forschungsanstalt Geisenheim den Beweis Jedoch wurde erst viele Jahre spater dieser Tatsache Beachtung geschenkt und durch die Arbeiten von Radle in den 1990er Jahren wieder aufgegriffen 7 Literatur BearbeitenJancis Robinson Das Oxford Weinlexikon 1 Auflage Grafe und Unzer Verlag Munchen 2003 ISBN 3 7742 0914 6 Helmut H Dittrich Manfred Grossmann Mikrobiologie des Weines 3 neu bearb Auflage Ulmer Eugen Verlag Stuttgart 2005 ISBN 3 8001 4470 0 Einzelnachweise Bearbeiten a b T Zaunmuller u a Variations in the energy metabolism of biotechnologically relevant heterofermentative lactic acid bacteria during growth on sugars and organic acids In Appl Microbiol Biotechnol 72 3 2006 S 421 429 PMID 16826375 doi 10 1007 s00253 006 0514 3 S Kolb u a Energy conservation in malolactic fermentation by Lactobacillus plantarum and Lactobacillus sake In Arch Microbiol 157 5 1992 S 457 463 PMID 1510572 doi 10 1007 BF00249105 E B Olsen u a Electrogenic L malate transport by Lactobacillus plantarum a basis for energy derivation from malolactic fermentation In J Bacteriol 173 19 1991 S 6199 6206 PMID 1917854 PMC 208371 freier Volltext a b S Q Liu A review malolactic fermentation in wine beyond deacidification In J Appl Microbiol 92 4 2002 S 589 601 PMID 11966898 A Koch Ueber die Ursachen des Verschwindens der Saure bei Garung und Lagerung des Weines 1900 Hermann Muller Thurgau A Osterwalder Die Bakterien im Wein und Obstwein und die dadurch verursachten Veranderungen In Centralblatt fur Bakteriologie Parasitenkunde und Infektionskrankheiten Abt 2 Band 36 Jena 1913 S 129 338 L Alzinger R Eder Einfluss verschiedener Hefepraparate auf die Saurezusammensetzung von Weinen der Sorte Gruner Veltliner In Mitt Klosterneuburg 53 2003 S 52 60 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Malolaktische Garung amp oldid 201047512