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Hefen oder Hefepilze sind einzellige Pilze die sich durch Sprossung oder Teilung Spaltung vermehren Die Vermehrung durch Sprossung fuhrte zur synonymen Bezeichnung Sprosspilze obwohl nicht alle Hefen sich durch Sprossung vermehren und es andererseits auch hyphenbildende Pilze gibt deren Hyphen unter Sprossung wachsen beispielsweise Candida und Cryptococcus Die meisten Hefen gehoren der Abteilung der Schlauchpilze Ascomycota an Es werden aber auch Entwicklungsstadien anderer Pilze als Hefen bezeichnet 1 Beispiele fur Standerpilz Hefen Basidiomycota sind die Sprossstadien der verschiedenen Nacktbasidien Arten Exobasidium bestimmte Entwicklungsstadien vieler Brandpilze oder sogar fakultativ humanpathogene Pilze wie Malassezia furfur Schizosaccharomyces pombeeine Spalthefe Sekundarelektronenmikroskopie Saccharomyces cerevisiae BackhefeCandida albicans Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Bedeutung 2 Biologie 3 Arten 4 Biotechnische Verwendung 4 1 Industrielle Bedeutung 4 2 Vorteile von Hefen als Expressionsplattformen 4 2 1 Arxula adeninivorans Blastobotrys adeninivorans 4 2 2 Candida boidinii 4 2 3 Hansenula polymorpha Pichia angusta 4 2 4 Kluyveromyces lactis 4 2 5 Pichia pastoris 4 2 6 Saccharomyces cerevisiae 4 2 7 Yarrowia lipolytica 4 3 Vergleich der verschiedenen Hefen 4 4 Hefe in der Tierernahrung 4 5 Ausblick 5 Siehe auch 6 Quellen 7 Literatur 8 WeblinksGeschichte und Bedeutung BearbeitenHefen gehoren zu den wichtigsten Mikroorganismen mit kommerzieller Bedeutung die seit jeher im Dienste der Menschheit stehen Schon in den fruhen Hochkulturen des Nahen Ostens wurden die alkoholischen Getranke Wein und Bier sowie Brot mit Hilfe von Hefen hergestellt ohne dass man die Zusammenhange vollauf verstand Dass Hefe altgriechisch zymh zyme lateinisch fermentum fur die Bierherstellung nutzlich ist war aber bereits in der Antike bekannt 2 Ausserdem wurden Hefen als Backtriebmittel genutzt Plinius der Altere beschrieb die Herstellung beziehungsweise Zuchtung von Hefe fur diesen Zweck in seiner Naturalis historia 2 Louis Pasteur beschrieb 1876 in seiner Arbeit Etudes sur la biere dass die Hefe aus Mikroorganismen besteht und die Anwesenheit dieser Organismen von essentieller Bedeutung fur den Garungsprozess sei Pasteur meinte dass ohne Hefe keine Fermentation stattfinde und die Anwesenheit anderer Organismen Wildhefen oder Bakterien das Garverhalten mit dem Ergebnis verdorbener Biere oder Weine store Justus von Liebig der Hefezellen fur Nebenprodukte eines chemischen Vorgangs hielt widersprach den damals neuen mikrobiologischen Erkenntnissen wie etwa der um 1837 aufgestellten durch Theodor Schwann bestatigten Theorie von Cagniard de la Tours zur Bedeutung der Hefezellen als Ursache fur die Garung 3 4 Eduard Buchner erhielt 1907 den Nobelpreis fur Chemie fur seine Studien uber die alkoholische Garung ohne Hefezellen 5 und eine weitere Arbeit an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin zur zellfreien Garung 6 Hefen werden in der Produktion von Bier Wein Weinhefe Spirituosen Lebensmitteln sowie einer Vielzahl biochemischer und therapeutischer Substanzen angewendet Einige Hefen verursachen Verderbnis von Futter und Lebensmitteln andere haben medizinische Bedeutung Hefen spielen in der Biologie eine wichtige Rolle als Modellorganismen da sie sich leicht im Labor kultivieren genetisch verandern und untersuchen lassen Sie gehoren zu den kleinsten eukaryotischen Organismen Da es sich um Eukaryoten handelt ist ihre Ahnlichkeit mit hoheren Organismen deutlich grosser als die der Bakterien Biologie BearbeitenHefen vermehren sich asexuell durch Sprossung oder Teilung Auch sexuelle Fortpflanzung kommt vor bei Ascosporidae mit Ascus und Ascosporenbildung bei Basidiosporidae mit Basidiosporenbildung Als Eukaryoten sind Hefen im Allgemeinen wesentlich grosser als die weitaus meisten Bakterien und besitzen typische Zellstrukturen der Eukaryoten komplexe Membranstrukturen Chromosomen und eine Vielzahl von Organellen einschliesslich der Mitochondrien und des endoplasmatischen Retikulums Strukturen die bei Prokaryoten Bakterien und Archaeen nicht vorhanden sind Etwa 700 Hefearten sind heute mit uber 5 000 Stammen bekannt aber nur wenige wurden genau beschrieben Derzeit existiert keine verbindlich abgrenzende Definition fur Hefen denn die Eigenschaften einiger allgemein bekannter Hefen wie Vermehrung durch Zellteilung sind nicht allen Hefen gemein und nicht nur ihnen eigen Die meisten Hefen sind fakultativ anaerob also nicht auf Sauerstoff angewiesen Bei Verfugbarkeit von Sauerstoff konnen sie ihn fur einen oxidativen Energiestoffwechsel nutzen aerobe Atmung Sie konnen verschiedene Zucker zu Kohlenstoffdioxid und Wasser oxidieren In Abwesenheit von Sauerstoff aber konnen viele Hefen die Zucker nur zu niedermolekularen Stoffen beispielsweise zu Ethanol und Kohlenstoffdioxid z B in der alkoholischen Garung abbauen Die Zuckeroxidation unter aeroben Bedingungen liefert mehr Energie als die Vergarung Deshalb sind die Massenzuwachsrate und die Zellteilungsrate bei oxidativem Zuckerabbau sehr viel hoher als bei der Garung 7 8 Hefen nutzen ein breites Spektrum an Kohlenhydraten Jedoch wurde bisher keine Spezies beschrieben die alle in der Natur vorkommenden Zucker nutzen kann Einige Beispiele Die obergarigen Stamme der Hefe Saccharomyces cerevisiae konnen Glucose Fructose Mannose Galactose Saccharose Maltose Maltotriose und Raffinose nutzen Die nah verwandte Art Saccharomyces diastaticus und die untergarigen Stamme der Bierhefe S uvarum oder S carlsbergensis eigentlich Hybriden aus S cerevisiae und S eubayanus nutzen ausserdem Dextrine und Melibiose Saccharomyces cerevisiae und ihre Verwandten konnen jedoch nicht Pentosen wie Ribose Xylose und Arabinose und auch nicht Cellobiose Lactose Inulin und Cellulose nutzen Arten BearbeitenSchizosaccharomyces pombe eine SpalthefeSaccharomyces cerevisiae Backhefe Backerhefe Obergarige Bierhefe ist eine Knospungshefe und wurde erstmals 1888 von Emil Christian Hansen isoliert Sie wird als Reinzucht obergariger Stamme vorwiegend aerob in Nahrlosungen vermehrt und kommt als Trockenhefe oder Presshefe in den Handel Obergarige Stamme steigen beim Bierbrauen wahrend der Garung nach oben und schwimmen auf dem Substrat Untergarige Stamme sinken dagegen gegen Ende der Hauptgarung nach unten Saccharomyces carlsbergensis Saccharomyces uvarum und andere Untergarige Hefen fermentieren mehr Zuckerarten auch bei niedrigeren Temperaturen Sie werden zur Herstellung von Lagerbier verwendet Candida utilis spielt bei der Herstellung von Kefir eine Rolle Candida albicans besiedelt als Saprophyt Schleimhaute Haut sowie Verdauungstrakt und ist bei drei Vierteln aller Menschen zu finden Lost nur unter gewissen Umstanden Krankheiten aus Schwacheparasit Saccharomyces boulardii wird zur Behandlung von Durchfall genutztBrettanomyces bruxellensis Schadlingshefe in Most und Wein die das so genannte Pferdeschweiss Aroma verursacht Andererseits wird sie zur Herstellung des belgischen Biers Lambic genutzt Pichia pastoris Wird in biotechnischen Verfahren zur Produktion von Proteinen benutzt Malassezia furfur Ist unter anderem fur die vermehrte Schuppenbildung beim Menschen besonders auf der Kopfhaut verantwortlich Biotechnische Verwendung BearbeitenHefen werden fur eine Vielzahl biotechnischer Verfahren verwendet Die bekannteste ist die Herstellung Ethanol haltiger Getranke wie Bier oder Wein und weitere alkoholische Getranke sowie das Ethanol selbst Insbesondere Zuckerhefen Saccharomyces werden fur die Brot Weissbackerei Hefeteig und Bierproduktion verwendet Zur Herstellung von Hefen siehe den Abschnitt 5 Herstellung im Artikel Backhefe Enthalt die zu vergarende Flussigkeit Pektin entsteht bei der Garung Methanol das im menschlichen Korper zu Methanal Formaldehyd und in der Folge zu Methansaure Ameisensaure abgebaut wird und zum Erblinden fuhren kann Obgleich die Taxonomie biologisch systematische Einordnung der Hefen Kontroversen bietet sind mindestens 1 000 separate Stamme von Saccharomyces definiert Die Industrie richtet ihr Augenmerk eher auf Eigenschaften einzelner Stamme als auf taxonomische Gesamtklassifikationen Fur die Taxonomie unbedeutende Unterschiede zwischen Stammen wie Ober oder Untergarigkeit sowie Temperaturoptima konnen in der technischen Anwendung von entscheidender Bedeutung sein Die klassische Hefezucht erscheint schwierig da die meisten industriell genutzten Stamme polyploid oder aneuploid sind und in der Konsequenz keinen haploid diploiden Lebenszyklus aufweisen Diese Stamme sind daher zwar genetisch stabiler bieten aber kaum geeignete Fortpflanzungsaktivitaten zur Nutzung klassischer Zuchtmethoden Techniken mit Spharoblastenbildung und rekombinanter DNA fuhren jedoch zur Erzeugung weiterer Hefestamme mit industriellem Potential Industrielle Bedeutung Bearbeiten Die Gesamtmasse der heute produzierten Hefen einschliesslich derer die durch Brauen Weinherstellung und Lebensmittelproduktion anfallen betragt Millionen Tonnen jahrlich Obwohl Hefen der Art Saccharomyces cerevisiae die wesentliche okonomisch bedeutsame Form darstellen gibt es zahlreiche exotische Hefearten mit weiterem potentiellem Nutzen fur technische Anwendungen Die meisten Saccharomyces Hefen gelten weltweit generell als sicher im Sinne des Lebensmittelrechts GRAS Generally Recognized As Safe und produzieren zwei sehr wichtige primare Stoffwechselprodukte Ethanol und Kohlendioxid Diese und andere Hefen werden uber teils staatlich teils privatwirtschaftlich organisierten Sammlungen fur Hefen zur Verfugung gestellt die Hefebanken Beispiele sind die Hefebank Weihenstephan in Deutschland oder die National Collection of Yeast Cultures in Grossbritannien Ethanol wird als Trinkalkohol als Kraftstoff sowie als Losungsmittel genutzt Die Anwendung von Kohlenstoffdioxid reicht vom Backteig Treiben Zusatz zu Getranken Produktion von Hopfenextrakt bis hin zur Anwendung in Gewachshauskulturen Hinzu kommen weitere wichtige Anwendungen der Hefen selbst Extrakte aus Hefen werden zum Wurzen von Lebensmitteln verwendet und bieten als Nukleotidquelle einen wichtigen Bestandteil von Muttermilchersatzprodukten Fur Menschen und Tiere dienen Hefen als Vitamin B Quelle Sterile Hefeextrakte dienen als Bestandteile von Nahrmedien fur die Kultivierung von Pilzen in der Enzymproduktion oder fur die Produktion von Bakterien fur Probiotika und Siliermittel Der Aufbau der Zellwand einiger Saccharomyces Arten ist uber das Aufzuchtmilieu Garfuhrung Ernahrung gezielt steuerbar was diese Organismen in der Biotechnologiebranche sehr beliebt macht Der gitterartigen Glucanfraktion der Zellwand einiger Stamme sind toxinbindende Eigenschaften nachgewiesen Definierte Mannanoproteine ermoglichen die Bekampfung pathogener Bakterien oder dienen als orale Promoter von Vakzinen und Medikationen Anwendungen die auch fur die Tierernahrung interessant werden konnten Die gut beschriebene Nahrstoffsynthese von Hefen erlaubt die Herstellung von Aminosauren und organisch gebundener Spurenelemente fur die Human und Tierernahrung Der Einsatz der Gentechnik fuhrte zu zahlreichen anderen wichtigen Anwendungen von Hefen einschliesslich Stammen die durch genetische Veranderungen nicht hefetypische Proteine und Peptide wie Interferon humanes Serumalbumin oder Insulin produzieren Vorteile von Hefen als Expressionsplattformen Bearbeiten Hefen bestehen aus einer Vielzahl hochst unterschiedlicher Organismen und nicht nur aus der allgemein vom Backen oder Brauen bekannten Backer oder Bierhefe Saccharomyces cerevisiae Hefen sind ideale Systeme fur die Produktion von Fremdproteinen Als Eukaryoten sind sie in der Lage Proteine zu glykosylieren sie sind also in der Lage Zuckerketten an die Proteine anzuheften viele Proteine sind Glykoproteine Ferner sind sie in der Lage diese Glykoproteine in das sie umgebende Nahrmedium zu sezernieren das Darmbakterium E coli kann dies zum Beispiel nicht Die in Hefen hergestellten Proteine sind damit identisch oder sehr ahnlich den Proteinen der Tiere oder des Menschen Die erste auf einer Hefeart beruhende Expressionsplattform Proteinfabrik nutzte die bereits erwahnte Backerhefe Es gibt jedoch mehr als 800 verschiedene Hefearten mit hochst unterschiedlichen Eigenschaften Einige davon sind fur ihr Wachstum im Unterschied zur Backerhefe nicht auf Traubenzucker als Kohlenstoffquelle beschrankt sondern konnen eine Vielzahl unterschiedlicher Substrate nutzen Verschiedene dieser Hefen werden wie die Backerhefe fur die gentechnische Herstellung von Proteinen genutzt Arxula adeninivorans Blastobotrys adeninivorans Bearbeiten Arxula adeninivorans ist eine dimorphe Hefeart sie wachst in Hefeform unterhalb einer Temperatur von 42 C oberhalb dieser Temperatur in filamentoser Form Sie kann auf hochst unterschiedlichen Energie und Kohlenstoffquellen wachsen und Nitrat assimilieren Sie wurde fur die Produktion unterschiedlicher Proteine eingesetzt Mit gentechnisch veranderten Stammen wurde biologisch abbaubares Plastik hergestellt oder Biosensoren fur die Messung von Ostrogenen in Umweltproben Candida boidinii Bearbeiten Candida boidinii ist eine methylotrophe Hefeart d h sie ist zum Wachstum mit Methanol Oxidation als Energiequelle und Methanol als Kohlenstoffquelle fahig Wie andere methylotrophe Hefearten siehe nachfolgend Hansenula polymorpha und Pichia pastoris bietet sie eine exzellente Plattform fur die Produktion von Fremdproteinen Fur sie wurden Produktivitaten von vielen Gramm pro Liter Kultur beschrieben Hansenula polymorpha Pichia angusta Bearbeiten Hansenula polymorpha ist eine methylotrophe Hefeart siehe Candida boidinii Sie kann ausserdem auf einer Vielzahl anderer Substrate wachsen ist ein thermo toleranter Mikroorganismus und kann Nitrat assimilieren Sie wurde unter anderem fur die Produktion von Hepatitis B Impfstoffen von Insulin und Interferon alpha2a fur die Behandlung von Hepatitis C genutzt daruber hinaus fur die Herstellung verschiedener technischer Enzyme Kluyveromyces lactis Bearbeiten Kluyveromyces lactis zuvor Saccharomyces lactis Nebenfruchtform Candida sphaerica ist eine mit der bekannteren Hefe Kluyveromyces marxianus Candida kefyr verwandte Hefeart die unter anderem fur die Produktion von Kefir eingesetzt wird Sie kann mithilfe verschiedener Zucker wie insbesondere Glucose wachsen Als Besonderheit kann sie die in Milch und Molke enthaltene Laktose zu Milchsaure fermentieren 9 Sie wurde unter anderem nach gentechnischer Veranderung fur die Produktion von Chymosin dem Labferment und fur die Dicklegung der Milch bei der Kaseherstellung eingesetzt Die Produktion des Chymosins findet in grossen Fermentern im Massstab von mehreren zehntausend Litern statt Pichia pastoris Bearbeiten Pichia pastoris Komagataella phaffii ist eine weitere methylotrophe Hefeart vergl Candida boidinii und Hansenula polymorpha Fur diese Plattform sind verschiedene Elemente als Kit erhaltlich sie wird weltweit in Universitaten und akademischen Einrichtungen fur die Proteinproduktion eingesetzt In jungerer Zeit wurden Stamme entwickelt die die komplexen Zuckerketten von menschlichen Proteinen vollig authentisch herstellen Hefezuckerketten in Hefeproteinen sind normalerweise ahnlich aber nicht vollig identisch Saccharomyces cerevisiae Bearbeiten Der Ausdruck Hefe bezeichnet einen Sammelbegriff wird aber oft nur fur diese Hefeart die traditionelle Backer oder Bierhefe Saccharomyces cerevisiae benutzt weil dies die ursprungliche Bedeutung des Wortes Hefe ist Saccharomyces cerevisiae wurde und wird unter anderem fur die Herstellung von technischen Enzymen aber auch von pharmazeutischen Wirkstoffen wie Insulin und Hepatitis B Impfstoffen genutzt Yarrowia lipolytica Bearbeiten Yarrowia lipolytica ist eine dimorphe Hefeart vergl Arxula adeninivorans die wie andere bereits beschriebene Arten auf unterschiedlichen Substraten wachsen kann Ihr Potenzial Lipide als Kohlenstoff und Energiequelle zu nutzen hat zu ihrer Namensgebung beigetragen Ausserdem ist Y lipolytica ein Modelorganismus fur oleaginous yeast ein Begriff der Arten umfasst die mindestens 20 ihrer Biomasse als Fett speichern 10 Diese Fahigkeit macht sie besonders fur industrielle Anwendungen von Fettderivaten interessant z B wird die Omega 3 Fettsaure Eicosatriensaure EPA kommerziell in einem genetisch optimiertem Stamm hergestellt und als Nahrungserganzungsmittel verkauft 11 Bestimmte Stamme von Yarrowia lipolytica wurden auch fur die biotechnische Produktion von Erythrit und Mannitol aus Glyzerin erprobt 12 Vergleich der verschiedenen Hefen Bearbeiten Die diversen Hefe Arten unterscheiden sich bei bestimmten Produktentwicklungen erheblich Zudem mussen aus den so genannten Wildtypen zunachst gentechnische Proteinfabriken werden Geeignete Hefestamme mussen dazu mit Hilfe eines Vektors konkret mit Hilfe eines Plasmids transformiert werden Ein solches Plasmid enthalt alle notwendigen genetischen Elemente fur das Erkennen eines transformierten Stammes und die genetische Anleitung fur die Produktion des gewunschten Proteins Diese Elemente werden im Folgenden kurz zusammengefasst Ein Selektionsmarker der notwendig ist um einen transformierten Stamm von nicht transformierten Stammen zu unterscheiden dies kann zum Beispiel durch ein genetisches Element erreicht werden das einen defekten Stamm in die Lage zuruckversetzt in Medien zu wachsen in denen ein unverzichtbarer Stoff fehlt die der Stamm aufgrund seines Defektes selbst nicht mehr produzieren kann etwa eine bestimmte Aminosaure Bestimmte Elemente um die Plasmide nach Aufnahme zu vermehren oder in eine bestimmte Stelle des Hefechromosoms zielgerichtet einzubauen ARS und oder rDNA Sequenz Ein DNA Segment das fur die Synthese des erwunschten Proteins verantwortlich ist eine so genannte Expressionskassette nbsp Grundstruktur eines Vektors Dieser Basisvektor enthalt alle Elemente fur die Vermehrung im E coli System und eine Multicloning Site MCS fur die Integration von Modulen fur ARS rDNA Selektionsmarker und Expressionskassetten Dazu wurden die ARS Fragmente mit den Restriktionsorten fur SacII und BcuI die rDNA Region mit BcuI und Eco47III die Selektionsmarker mit Eco47III und SalI und die Promotor Elemente mit SalI und ApaI flankiert 13 Eine Expressionskassette besteht aus einer Abfolge regulatorischer Abschnitte zunachst enthalt sie einen Promotor durch den kontrolliert wird in welchem Umfang und unter welchen Umstanden eine nachfolgende Sequenz abgelesen Transkription der mRNA und damit wie viel und unter welchen Umstanden Protein hergestellt wird Dies bedeutet dass die nachfolgende Sequenz variabel entsprechend dem zu produzierenden Stoff ist Sie kann zum Beispiel die Aminosauresequenz fur Insulin Hepatitis B Oberflachenantigene oder Interferon festlegen Die Expressionskassette wird durch eine nachfolgende Terminatorsequenz begrenzt durch die eine korrekte Beendigung der Transkription erfolgt Die Promotorelemente fur die Kontrolle der Transkription stammen von sehr aktiven Genen der einzelnen Hefearten bei Hansenula polymorpha etwa von Genen des Methanolstoffwechsels Sie sind stark und konnen daruber hinaus durch Zugabe bestimmter Kohlenstoffquellen in ein Kulturmedium reguliert werden Die meisten der Promotoren sind wie die soeben benannten nur in einem einzigen System namlich dem aus dem sie stammen funktionstuchtig Es hat sich herausgestellt dass die verschiedenen Hefearten hochst unterschiedlich in ihrer Fahigkeit sind bestimmte Proteine zu produzieren Es gibt dabei Unterschiede in der Prozessierung und Modifikation und generell in der Produktivitat Da sie sich unterscheiden kann nicht ausgeschlossen werden dass eine zu Beginn einer Prozess und Produktentwicklung festgelegte Hefe uberhaupt nicht oder nur unvollkommen in der Lage ist den angestrebten Stoff zu produzieren Dies wiederum kann kostentrachtige und zeitraubende Folgen haben Es ist daher sinnvoll zu Beginn einer Entwicklung mehrere Hefearten gleichzeitig auf ihre Fahigkeit zu uberprufen ein bestimmtes Protein herzustellen Zu diesem Zweck wurde ein Vektorsystem entwickelt das in allen bisher untersuchten Hefen funktionstuchtig ist Es ist modular aufgebaut enthalt eine universelle Zielsequenz die in allen Hefen in identischer Sequenz vorhanden ist die rDNA Innerhalb der Expressionskassette enthalt es einen Promotor der in allen Hefen aktiv ist Hefe in der Tierernahrung Bearbeiten Neben dem Einsatz von Bier oder Brauhefe in abgetoteter Form als hoch verfugbarer Proteinquelle kommen seit etwa 20 Jahren spezifische Stamme von Saccharomyces cerevisiae in der Tierernahrung als Probiotika zum Einsatz Der Siegeszug dieser Anwendungsform insbesondere im Wiederkauerbereich geht auf eine wesentliche Beobachtung aus dem Brauwesen zuruck Zur Stabilisierung des fertigen Jungbieres nutzen Brauer in dem Verfahren des Krausens eine kleine Hefegabe die Restsauerstoff verbraucht In diesem Zusammenhang beschrieb der britische Brauwissenschaftler James Hough 1965 bei dem Stamm S cerevisiae NCYC 1026 ungewohnlich hohe sauerstoffzehrende Aktivitat Sein Student der irische Brauingenieur Pearse Lyons nutzte 1980 diese Beobachtung erstmals kommerziell zur Stabilisierung des anaeroben Zustandes im Pansen von Kuhen Heute gehort der Einsatz lebender Hefekulturen in der Futterung von Wiederkauern und Pferden weltweit zum Standard Weitere fur die Tierleistung und Gesundheit relevante Effekte gehen auf milieupragende und bakterienstimulierende Eigenschaften der noch lebenden Hefen zuruck Verschiedene faserabbauende sowie laktatabbauende Bakterien reagieren auf die Anwesenheit der Hefen durch Erhohung ihres Stoffwechsels und ihrer Fortpflanzungsaktivitaten Die genutzten Eigenschaften sind wiederum fur einzelne Saccharomyces Stamme spezifisch Ebenfalls bekannt sind Stamme mit gegenlaufiger Wirkung wie der Stimulation von Laktatbildnern Ausblick Bearbeiten Die Suche nach kunftigen Anwendungen fur Hefen in der Tierernahrung konzentriert sich auf die Erzeugung naturlicher Hemicellulasen und Cellulasen fur die Herstellung hoherwertiger Proteine und einzelner Aminosauren aus gunstiger Rohware wie Reisschalen oder Nebenprodukten aus der Alkoholindustrie Weitere Bereiche sind die Erzeugung von Peptiden fur die balancierte Jungtierfutterung im Sinne idealer Proteine und die Nutzung von Hefeprotein als Basis zur Chelatierung von Medikamenten und Spurenelementen Die Zucht und Herstellung von Hefen vom gewunschten Typ erfordert viel Know how aber sie ist sehr vielseitig und vor allem sehr sicher Saccharomyces cerevisiae und ihre Verwandten werden die Menschheit demnach noch lange begleiten Siehe auch BearbeitenReinzuchthefe Hefeproduktion Hefebank Hefe Zwei Hybrid System Homothallismus Arxula adeninivorans NahrhefeQuellen Bearbeiten Zdena Palkova Libuse Vachova Communication and Differentiation in the Development of Yeast Colonies In Guenther Witzany Hrsg Biocommunication of Fungi Springer Dordrecht 2012 ISBN 978 94 007 4263 5 S 141 154 a b Max Nelson Beer in Greco Roman 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