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Ogataea angusta meist noch unter den Synonymen Pichia angusta oder auch Hansenula polymorpha bekannt ist eine methylotrophe Hefeart mit ungewohnlichen Eigenschaften Sie wird als Proteinfabrik fur pharmazeutische Produkte genutzt und gehort zu einer begrenzten Anzahl methylotropher Hefen Hefen die auf Methanol fruher auch Methylalkohol genannt wachsen konnen Ogataea angustaSystematikUnterabteilung SaccharomycotinaKlasse SaccharomycetesOrdnung Echte Hefen Saccharomycetales Familie SaccharomycetaceaeGattung OgataeaArt Ogataea angustaWissenschaftlicher NameOgataea angusta Teun H H Hall amp Wick Suh amp Zhou Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Anwendung 3 HPWN Hansenula polymorpha worldwide network 4 Einzelnachweise 5 LiteraturGrundlagen BearbeitenAndere Hefearten mit dieser Fahigkeit sind Candida boidinii Pichia methanolica und Komagataella phaffii P angusta gehort taxonomisch zur Familie der Saccharomycetaceae In neueren Taxonomiebuchern wurden die Genera Pichia and Hansenula miteinander vereint und H polymorpha wurde in Pichia angusta umbenannt Nach dem Wunsch vieler Wissenschaftler soll der populare Name H polymorpha jedoch beibehalten werden Nachdem aber festgestellt wurde dass Pichia polyphyletisch ist wurde die Art in die Gattung Ogataea gestellt und heisst daher gultig Ogataea angusta 1 Es existieren drei unterschiedliche Stamme dieser Art von ungeklarter Verwandtschaft und unabhangiger Herkunft Sie wurden seit dem Beginn der funfziger Jahre des letzten Jahrhunderts in Bodenproben im Darm von Insekten und in verdorbenem Orangensaft entdeckt Sie weisen unterschiedliche Eigenschaften auf und sind entweder beliebte Objekte der wissenschaftlichen Grundlagenforschung oder werden nach gentechnischer Veranderung fur die Produktion von Proteinen Eiweissen genutzt Stamm CBS4732 CCY38 22 2 ATCC34438 NRRL Y 5445 Stamm DL 1 NRRL Y 7560 ATCC26012 Stamm NCYC495 CBS1976 ATAA14754 NRLL Y 1798 Die Stamme CBS4732 und NCYY495 konnen miteinander gekreuzt werden Stamm DL 1 ist mit den anderen beiden nicht kreuzbar Die Stamme CBS4732 und DL 1 werden fur die gentechnische Produktion von Proteinen eingesetzt Stamm NCYC495 wird hauptsachlich fur Untersuchungen der Nitratassimilation genutzt Das Genom von CBS4732 wurde vollstandig sequenziert nbsp Abb 1 A Elektronenmikroskopische Abbildung einer knospenden H polymorpha Zelle die im Chemostaten mit Methanol als Kohlenstoffquelle kultiviert wurde Sie enthalt grosse Peroxisomen die das Zellinnere ausfullen modifiziert nach Gellissen et al 2005 Aufnahme von Prof Veenhuis Groningen H polymorpha ist ein thermo toleranter Mikroorganismus einige Stamme konnen noch bei Temperaturen uber 50 C wachsen Ausserdem kann die Hefe Nitrat assimilieren dies ist sehr ungewohnlich fur eine Hefe und auf unterschiedlichen Zuckern Glycerin oder auch Methanol wachsen die besser bekannte Backerhefe wachst nur auf Traubenzucker und macht daraus Alkohol Zellen die bei erhohter Temperatur wachsen reichern Trehalose an einen Zucker der bei Insekten zu finden ist und nutzen ihn zum Hitzeschutz Trehalose ist zwar nicht fur das Wachstum aber fur den Erwerb der Thermo Toleranz notwendig Die fur die Synthese von Trehalose notwendigen Schritte wurden fur diese Hefeart aufgeklart und TPS1 das Gen fur das Schlusselenzym des Syntheseweges isoliert und charakterisiert Alle methylotrophen Hefearten weisen einen identischen Stoffwechselweg fur die Nutzung von Methanol auf Das Wachstum auf Methanol wird von einer massiven Zunahme von Peroxisomen bestimmten Zellorganellen begleitet Abb 1 In ihnen finden die ersten Schritte des Methanolstoffwechsels statt H polymorpha ist ein Modellorganismus um die Funktionen von Peroxisomen und die den Funktionen zugrundeliegende Molekularbiologie zu studieren Wahrend des Wachstums auf Methanol werden bestimmte Enzyme des Stoffwechselweges in grossen Mengen produziert darunter MOX Methanol Oxidase FMDH Formiat Dehydrogenase und DHAS Dihydroxyaceton Synthase Ihre Anwesenheit wird durch Steuerung der Transkription Bildung von mRNA der entsprechenden Gene reguliert In den bereits erwahnten verwandten Hefearten C boidinii P methanolica und K phaffii Pichia pastoris ist diese Genexpression strikt von der Anwesenheit von Methanol abhangig wahrend in H polymorpha dies auch durch geeignete Mengen Glycerin oder unter Zuckerhungerbedingungen Glucose Starvation hervorgerufen wird nbsp Abb 2 B Methanolmetabolismus in H polymorpha modifiziert nach Gellissen et al 2005 1 Alkohol Oxidase 2 Katalase 3 Dihydroxyaceton Synthase 4 Formaldehyd Dehydrogenase 5 Formiat Dehydrogenase 6 Dihydroxyaceton Kinase 7 GSH glutathion Xu5P Xylulose 5 phosphat FBP Fructose 1 6 bisphosphat Pichia angusta produziert Glycoproteine Proteine an die Zuckermolekule kettenformig angeheftet sind es gibt N und O verknupfte Zuckerketten Die endstandigen Zucker Mannose werden in N Ketten mit alpha 1 2 Bindungen verknupft und nicht mit potenziell allergenen alpha 1 3 Bindungen wie z B in der Backerhefe Saccharomyces cerevisiae Pichia angusta bietet eine exzellente Plattform fur die gentechnische Produktion von Proteinen insbesondere von Pharmazeutika wie Insulin fur Diabetiker fur Hepatitis B Impfstoffe oder fur IFN alpha 2a zur Behandlung von Hepatitis C Die zuvor beschriebenen ungewohnlichen Eigenschaften machen H polymorpha zu einer attraktiven Plattform fur die gentechnische Produktion von Proteinen Basierend auf gentechnisch veranderten H polymorpha Hefen gibt es bereits zahlreiche Produkte und Produktionsverfahren in der Uberschrift sind einige wichtige Beispiele genannt Abkommlinge der Stamme CBS4732 und DL 1 werden dafur eingesetzt Weitere Hefearten fur diese Anwendung sind unter anderem K phaffii Pichia pastoris Arxula adeninivorans Saccharomyces cerevisiae und andere Hefen sind Mikroorganismen die sich in grossen Fermentern in kurzer Zeit zu grossen Zelldichten kultivieren lassen H polymorpha ist ein sicherer Organismus da er keine pyrogenen oder pathogenen Substanzen enthalt Hefen konnen Proteine ins Medium entlassen sezernieren da sie die dazu notwendigen Strukturen hoherer Zellen wie die des Menschen aufweisen Das Darmbakterium kann dies zum Beispiel nicht H polymorpha stellt attraktive genetische Elemente fur die effiziente Produktion von Proteinen zur Verfugung In Abb 3 ist das generelle Schema eines Vektors dargestellt ein ringformiges DNA Molekul fur Verwandlung eines Hefestammes in einen genetisch veranderten Proteinproduzenten Ein solcher Vektor oder auch als Plasmid bezeichnet muss verschiedene genetische Elemente enthalten Einen Selektionsmarker der notwendig ist um einen transformierten Stamm von einem nicht transformierten Hintergrund zu erkennen und zu selektionieren dies kann z B erreicht werden wenn ein derartiges genetische Element einen ursprunglich defizienten Stamm in die Lage zuruckversetzt unter Kulturbedingungen zu wachsen in dem eine uberlebensnotwendige Substanz wie eine bestimmte Aminosaure fehlt die dieser Stamm aber selbst nicht mehr produzieren kann Bestimmte genetische Elemente fur die Propagierung der DNA und fur das zielgerichtete Einschleusen der fremden DNA an eine bestimmte Stelle der Chromosomen der aufnehmenden Hefezelle ARS und oder rDNA Sequenz Ein Segment das fur die Produktion des erwunschten Proteins notwendig ist eine Expressionskassette Eine solche Kassette besteht aus einer Abfolge regulatorischer Elemente zunachst enthalt sie einen Promotor der kontrolliert wie viel und unter welchen Umstanden eine nachfolgende Sequenz transkribiert eine mRNA Kopie produziert wird und damit letztlich wie viel und unter welchen Umstanden ein erwunschtes Protein hergestellt wird Das nachfolgende Segment ist variabel in Abhangigkeit von dem zu produzierenden Protein es kann eine Gensequenz mit der Festlegung der Aminosaureabfolge fur Insulin Hepatitis B Antigene oder Interferon sein Die Expressionskassette wird durch einen Terminator abgeschlossen der einen korrekten Abschluss des Transkriptionsvorganges bewirkt Die Promoterelemente des H polymorpha Systems stammen von Genen die stark exprimiert werden z B von den bereits erwahnten MOX FMD oder TPS1 Genen Die Eigenschaften dieser Promotoren wie Starke und Regulierbarkeit durch bestimmte Kohlenstoffquellen bleiben erhalten nbsp Abb 3 Grundstruktur eines Vektors Dieser Basisvektor enthalt alle Elemente fur die Vermehrung des Plasmids im E coli System und eine Multicloning Site MCS fur die Integration von Modulen fur ARS rDNA Selektionsmarker und Expressionskassetten Dazu wurden die ARS Fragmente mit den Restriktionsorten fur SacII und BcuI die rDNA Region mit BcuI und Eco47III die Selektionsmarker mit Eco47III und SalI und die Promotor Elemente mit SalI und ApaI flankiert 2 Anwendung BearbeitenDie Plattform Pichia angusta wird von verschiedenen Biotechnologiefirmen genutzt um Produktionsverfahren fur wichtige Proteine zu entwickeln unter anderem von den Unternehmen ARTES Biotechnology GmbH in Langenfeld PharmedArtis in Aachen und dem Leibniz Institut fur Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung IPK 3 HPWN Hansenula polymorpha worldwide network BearbeitenViele akademische Forschungsgruppen weltweit studieren diesen Organismus Im Jahr 2000 wurde eine wissenschaftliche Gesellschaft unter dem Namen HPWN Hansenula polymorpha worldwide network von Prof Dr Marten Veenhuis Groningen und Prof Dr Gerd Gellissen Dusseldorf gegrundet Alle zwei Jahre werden wissenschaftliche Treffen organisiert 4 Einzelnachweise Bearbeiten Cletus Kurtzman J W Fell Teun Boekhout Hrsg The Yeasts A Taxonomic Study Volumen 1 Elsevier B V 2010 S 685 ff ISBN 978 0 444 52149 1 Gerhard Steinborn Erik Boer Anja Scholz Kristina Tag Gotthard Kunze Gerd Gellissen Application of a wide range yeast vector CoMed system to recombinant protein production in dimorphic Arxula adeninivorans methylotrophic Hansenula polymorpha and other yeasts In Microbial Cell Factories Band 5 2006 ISSN 1475 2859 S 33 doi 10 1186 1475 2859 5 33 Arbeitsgruppe Hefegenetik IPK archiviert vom Original am 24 Februar 2015 abgerufen am 22 Mai 2013 Im Herbst 2008 ist dieses Treffen in Estland Informationen zu dieser Gesellschaft und den Konferenzen konnen ab Sommer 2007 unter www hansenula network com abgerufen werden Literatur BearbeitenGellissen G Ed 2002 Hansenula polymorpha biology and applications Wiley VCH Weinheim ISBN 978 3 527 60235 3 Gellissen G Ed 2005 Production of recombinant proteins novel microbial and eukaryotic expression systems Wiley VCH Weinheim ISBN 978 3 527 31036 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ogataea angusta amp oldid 236383954