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Die Titration Titrimetrie Volumetrie oder auch Massanalyse ist ein Verfahren der quantitativen Analyse in der Chemie Ein bekannter Stoff dessen Konzentration unbekannt ist Probelosung wird in einer gezielten chemischen Reaktion mit einer Masslosung umgesetzt deren Konzentration genau bekannt ist Das Volumen der verbrauchten Masslosung wird dabei gemessen und anhand der Stochiometrie die unbekannte Konzentration der Probelosung berechnet 1 Allgemeiner Versuchsaufbau oben Burette mit Masslosung unten Erlenmeyerkolben besser Titrierkolben mit ProbelosungDas Verfahren ist auch mit geringem apparativen Aufwand moglich und wird daher schon fruh in der Grundausbildung eingesetzt Da die Messergebnisse bei optimierten Titrationsverfahren sehr genau sind und sich die Titration gut automatisieren lasst findet es breite Anwendung in der analytischen Chemie In der Medizin sowie Pharmakologie wird unter Titration der Prozess der Dosisanpassung verstanden allmahlich die Dosis eines Arzneimittels durch Auf oder Abdosierung zu regulieren bis optimale Ergebnisse erreicht werden Dosistitration engl dose titration 2 Zu den Begrundern der Titration zahlen Joseph Louis Gay Lussac Francois Antoine Henri Descroizilles Claude Louis Berthollet sowie Louis Nicolas Vauquelin in Frankreich Ende des 18 und Anfang des 19 Jahrhunderts Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines Verfahren 2 Reaktionstypen 2 1 Saure Base Titration 2 2 Fallungstitration 2 3 Komplexometrische Bestimmung 2 4 Redox Titration 2 5 Phasentransfer 2 6 Polyelektrolyttitration 3 Auswertung 4 Endpunkterkennung 5 Titrationsarten 5 1 Direkte Titration 5 2 Indirekte Titration 6 Spezielle Titrationen 7 Automatisierte Titration 8 Volumetrie ohne Titration 9 Siehe auch 10 Einzelnachweise 11 Literatur 12 WeblinksAllgemeines Verfahren BearbeitenMit einer Burette wird zu einer Probelosung Titrand ein Reagenz bekannter Konzentration die Masslosung auch Titrator Titrant oder Titrans genannt 3 hinzugetropft bis die Aquivalentstoffmenge erreicht ist auch Aquivalenzpunkt oder Endpunkt genannt Die Endpunkterkennung kann hierbei vielfaltig mit chemischen und physikalischen Methoden erfolgen und unterscheidet auch die verschiedenen Titrationsarten An der Burette kann das verbrauchte Volumen abgelesen werden Vor Beginn der eigentlichen Titration wird der Gehalt Stoffmengenkonzentration c in mol l der Masslosung genau bestimmt und ein Korrekturfaktor der sogenannte Titer ermittelt um die Genauigkeit der Messung zu erhohen Reaktionstypen BearbeitenTitrationen lassen sich nach Typ der chemischen Reaktion unterscheiden Saure Base Titration Bearbeiten Hauptartikel Saure Base Titration Bei der Titration kommt es zur Saure Base Reaktion Die Endpunkterkennung kann durch Zusatz von pH Indikatoren und einen Farbumschlag erfolgen Es ist auch moglich den pH Wert mit Elektroden zu messen und den Endpunkt durch Auftragung von pH Wert und verbrauchter Masslosung zu ermitteln Fallungstitration Bearbeiten Es werden Fallungsreaktionen zur Bestimmung genutzt Die Reaktion von Silberionen Ag mit Chloridionen Cl Argentometrie zeigen den Endpunkt manchmal durch Zusammenballen des milchigen Niederschlages an Methoden nach Gay Lussac und Liebig manchmal unterstutzt durch die Zugabe eines Farbstoffes wie Eosin oder Fluorescein Titration nach Fajans oder durch Entstehen eines farbigen Produktes wie Eisenrhodanid nach Titration nach Volhard oder Silberchromat Titration nach Mohr Ein Sonderfall ist die hydrolytische Fallungstitration bei der mit einem Alkalisalz einer schwachen Saure titriert wird Ein Beispiel hierzu ist die Bestimmung der Gesamtharte mit Kaliumpalmitatlosung bei der das Palmitation nach Uberschreiten des Aquivalenzpunktes mit Wasser hydrolytisch zu Hydroxidionen reagiert Komplexometrische Bestimmung Bearbeiten Hauptartikel Chelatometrie Die Bestimmung beruht auf Komplexbildungsreaktionen Dabei konnen Farbstoffe zugesetzt werden oder die Farbanderung durch Bildung eines Komplexes photometrisch verfolgt werden und somit auch instrumentell bestimmt werden Weit verbreitet ist die Titration mit EDTA Redox Titration Bearbeiten Hauptartikel Redox Titration In manchen Fallen kann man Redox Reaktionen zur Bestimmung ausnutzen Bekannte Verfahren sind die Manganometrie Iodatometrie Bromatometrie oder die Cerimetrie die jeweils nach verwendeter Masslosung benannt sind Phasentransfer Bearbeiten Die 2 Phasen Titration nach Epton dient zur Bestimmung von ionischen Tensiden in wassriger Losung Der Endpunkt ist der Farbumschlag einer Farbstoffmischung in der organisch chlorierten Phase Polyelektrolyttitration Bearbeiten Sie dient der Bestimmung des kationischen Bedarfs von Polyelektrolyten Als Titrant wird bei anionischen Suspensionen PolyDADMAC und bei kationischen Kaliumpolyvinylsulfat verwendet Auswertung BearbeitenUm die Titration auszuwerten wird in der Regel zunachst die Stoffmenge nM des in der Masslosung vorhandenen Stoffes aus dem verbrauchten Volumen VT an Masslosung bis zum Aquivalenzpunkt mit Hilfe der Formel n M c V T displaystyle n text M c cdot V text T nbsp bestimmt Fur die Rechnung muss bei der Konzentration der sog Titer fT falls angegeben berucksichtigt werden c Ist c Soll f T displaystyle c text Ist c text Soll cdot f text T nbsp Um die Stoffmenge nP des zu bestimmenden Stoffes in der Probelosung zu bestimmen mussen die Aquivalentzahlen der Masslosung zM und der Probelosung zP mit einbezogen werden n P z M z P n M displaystyle n text P dfrac z text M z text P cdot n text M nbsp Fur die Umrechnung Masse zu Stoffmenge bzw andersherum kann folgende Formel verwendet werden n m M m M n displaystyle n dfrac m M Leftrightarrow m M cdot n nbsp Endpunkterkennung Bearbeitenchemische Indikatoren visuell Farbumschlag von Indikatoren Niederschlage Fallungsreaktionen physikalische Indikatoren instrumentell potentiometrische Titration beruht auf der sprunghaften Veranderung des elektrochemischen Potentials pH Wert Messung mittels Glaselektrode Biamperometrie Konduktometrische Endpunktbestimmungen beruhen auf Messungen der elektrischen Leitfahigkeit Thermometrische bzw enthalpische EndpunktsbestimmungenTitrationsarten BearbeitenDirekte Titration Bearbeiten Bei der direkten Titration werden Probelosung und Reagenzlosung unmittelbar miteinander umgesetzt Dabei wird die Probelosung vorgelegt und mit der Reagenzlosung direkt titriert Bei der inversen Titration wird hingegen eine abgemessene Menge an Reagenzlosung mit der Probelosung titriert Indirekte Titration Bearbeiten Bei der indirekten Titration wird der zu untersuchende Stoff vor der Titration in einer chemischen Reaktion umgesetzt Der zu bestimmende Stoff wird in einer chemischen Reaktion zu einem genau festgelegten anderen Stoff umgesetzt der dann titrimetrisch bestimmt wird Man unterscheidet weiterhin in Rucktitration bei der die Probelosung mit einem bestimmten Volumen an Reagenzlosung vollstandig umgesetzt wird und anschliessend der unverbrauchte Teil der Reagenzlosung durch eine Titration bestimmt wird sowie Substitutionstitration bei der ein zu bestimmender Stoff zunachst einen anderen Stoff z B Ersatzkation freisetzt substituiert der dann rucktitriert werden kann Spezielle Titrationen BearbeitenAminzahl Boehm Titration Bromzahl Chemischer Sauerstoffbedarf CSB Epton Titration Esterzahl EZ Menge von KOH in mg erforderlich fur die Verseifung von Estern in 1 g Fett 4 Halbtitration zur Bestimmung der Saurekonstante pKS einer Saure Iodzahl 4 Karl Fischer Verfahren zur Bestimmung des Wassergehaltes Leitfahigkeitstitration Neutralisationszahl NZ Menge von KOH in mg erforderlich fur die Neutralisation aller freien Sauren in 1 g Fett Olbedarf Peroxidzahl POZ Menge des als Peroxid gebundenen Sauerstoffs in mval O2 pro kg der sich leicht als aktiver Sauerstoff abspalten lasst Saurezahl SZ Menge von KOH in mg erforderlich fur die Neutralisation der freien organischen Sauren in 1 g Fett 4 Verseifungszahl 4 wasserfreie TitrationAutomatisierte Titration Bearbeiten nbsp Automatischer TitratorDie verschiedenen Reaktionstypen und Titrationsarten konnen im automatisierten Laborreaktorsystem realisiert werden Ein Laborautomatisierungssystem erfasst mit Hilfe einer geeigneten Sonde pH Glaselektrode Leitfahigkeitssonde Trubungssonde Farbsonde den Zustand und steuert uber eine Dosierpumpe die Zugabe der Reagenzlosung Die zugegebene Menge wird meist durch automatische Messung der Gewichtsabnahme des Reagenz Vorlagbehalters ermittelt Volumetrie ohne Titration BearbeitenEine besonders einfache Art der Volumetrie dient zur Volumenbestimmung eines Gases indem dieses ein entsprechendes Flussigkeitsvolumen verdrangt Zu beachten ist dass die Flussigkeit passend zum zu bestimmenden Gas gewahlt werden muss Die Stickstoffbestimmung per Azotometer etwa nutzt dies indem als Flussigkeit eine Kaliumhydroxidlosung eingesetzt wird diese absorbiert bei der Bestimmung ebenfalls entstehendes Kohlenstoffdioxid und Wasser und erlaubt es das Stickstoffvolumen direkt an einer Massskala der Azotometerburette abzulesen Siehe auch BearbeitenHagg DiagrammeEinzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu titration In IUPAC Hrsg Compendium of Chemical Terminology The Gold Book doi 10 1351 goldbook T06387 Vgl Dosistitration eines Arzneimittels und die Patientenfreundlichkeit Hanseatisches Oberlandesgericht Hamburg Urteil vom 11 Februar 2010 3 U 122 09 Rechtslupe de abgerufen am 8 Januar 2013 Gerhard Schulze Jurgen Simon Jander Jahr Massanalyse 17 Auflage de Gruyter Berlin 2009 S 2 a b c d Otto Albrecht Neumuller Hrsg Rompps Chemie Lexikon Band 2 Cm G 8 neubearbeitete und erweiterte Auflage Franckh sche Verlagshandlung Stuttgart 1981 ISBN 3 440 04512 9 S 1265 1270 Literatur BearbeitenGerhart Jander Karl Friedrich Jahr Massanalyse 17 Auflage de Gruyter Berlin 2009 ISBN 978 3 11 019447 0 Leo Gros Peter A Bruttel Marcus von Kloeden Praktikum der Titration Metrohm AG Christian Haider Elektroden in der Potentiometrie Metrohm AG Peter A Bruttel Nicht wassrige Titrationen von Sauren und Basen mit potentiometrischer Endpunktbestimmung Metrohm AG Wolfgang Richter Ursula Tinner Practical aspects of modern Titration Metrohm AG Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Titration Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Commons Titration Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikibooks Praktikum Anorganische Chemie Grundlagen der Titrimetrie Lern und Lehrmaterialien Virtuelle Titration Potentiometrische Titrationen in Theorie und Praxis von Alfons Reichert PDF 860 KiB Video Titration Institut fur den Wissenschaftlichen Film IWF 1985 zur Verfugung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek TIB doi 10 3203 IWF C 1587 Normdaten Sachbegriff GND 4117227 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Titration amp oldid 238181254