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Die Stereochemie ist ein Teilgebiet der Chemie das im Wesentlichen zwei Aspekte behandelt die Lehre vom dreidimensionalen Aufbau der Molekule die die gleiche chemische Bindung und Zusammensetzung aber eine verschiedene Anordnung der Atome aufweisen wobei die Konstitution Konfiguration und Konformation den dreidimensionalen Aufbau des Molekuls bestimmen stereochemische Isomerie die Lehre vom raumlichen Ablauf chemischer Reaktionen stereoisomerer Molekule stereochemische Dynamik Spiegelbildisomerie bei Milchsaure Das Studium stereochemischer Phanomene erstreckt sich auf das gesamte Gebiet der organischen anorganischen physikalischen und supramolekularen Chemie sowie der Biochemie Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtliche Entwicklung 2 Isomerie 3 Stereochemische Begriffe 3 1 Symmetrieeigenschaften und operationen 3 2 Symmetrieachse Cn 3 3 Symmetrieebene s 3 4 Inversionszentrum i 3 5 Drehspiegelachse Sn 4 Siehe auch 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksGeschichtliche Entwicklung Bearbeiten nbsp Louis Pasteur vor 1879Nach Entwicklung der Atomtheorie von John Dalton gingen die Uberlegungen dahin wie die Atome raumlich angeordnet sein konnten Bereits 1808 postulierte William Hyde Wollaston fur Verbindungen des Typs AB4 eine tetraedrische Anordnung Ausfuhrlich beschaftigte sich auch Andre Marie Ampere 1814 mit der dreidimensionalen Anordnung von Atomen in Molekulen insbesondere in Kristallen wobei er unterschiedliche Formen durch das Ineinanderschieben von Tetraedern und Oktaedern erklarte Leopold Gmelin entwickelte in den 1840er Jahren eine Kerntheorie fur die Struktur von organischen Verbindungen Danach war Athen der Stammkern mit einem kubischen Aufbau von dem sich andere Verbindungen ableiteten Zumindest regte er mit seiner Theorie weitere ernsthafte Auseinandersetzungen mit der raumlichen Struktur organischer Verbindungen an Louis Pasteur gelang 1848 die erste Racematspaltung durch Sortierung enantiomerer Kristalle des Weinsteins Pasteur vermutete auch als Erster dass das Phanomen der optischen Drehung die von Jean Baptiste Biot 1813 entdeckt wurde auf das Vorliegen spiegelbildlicher Molekule zuruckzufuhren sei Sowohl Archibald Scott Couper als auch Friedrich August Kekule postulierten 1858 dass auch Kohlenstoffatome untereinander verknupft sein konnten und stellten entsprechende Formeln auf die den heutigen Konstitutionsformeln schon sehr ahnlich waren Die nach 1865 einsetzende Diskussion uber die Formel von Benzol war stereochemischer Natur weil hierbei auch dreidimensionale Strukturen Berucksichtigung fanden Johannes Wislicenus beschaftigte sich in den 1860er Jahren mit Milchsaureisomeren deren optischer Aktivitat und dreidimensionalen Aufbau 1 Die eigentliche Lehre von der raumlichen Anordnung der Atome wurde 1874 von van t Hoff und Joseph Le Bel angeregt und basiert auf drei im 19 Jahrhundert entwickelten Erkenntnissen der Atomtheorie und der tetraedischen Bindung des Kohlenstoffs der Strukturtheorie der chemischen Bindung und der optischen Drehung So knupfte van t Hoff an die von Emil Erlenmeyer und Johannes Wislicenus gefuhrte Diskussion uber die Konstitution von Milchsaure an Im Weiteren schlug er unterschiedliche Strukturformeln fur isomere Verbindungen Kohlenwasserstoffe Alkohole organische Sauren mit asymmetrischen Kohlenstoffatomen vor wobei das Tetraedermodell hierbei eine wichtige Grundlage bildete Er entwickelte auch eine Vorstellung der Doppelbindung zwischen Kohlenstoffatomen bei der zwei Tetraeder eine gemeinsame Kante aufweisen 2 Einen weiteren Meilenstein stellen die Arbeiten Emil Fischers zur Struktur der Kohlenhydrate und die Beschreibung deren Stereochemie durch die Fischer Projektion dar Die Arbeiten Fischers wurden 1902 mit dem Nobelpreis fur Chemie ausgezeichnet Alfred Werners Studien zur Stereochemie von Koordinationsverbindungen des Kobalts die 1913 ebenfalls mit dem Nobelpreis fur Chemie ausgezeichnet wurden konnen zugleich auch als Beginn der Komplexchemie angesehen werden Auch Vladimir Prelogs Forschungen uber die Stereochemie organischer Molekule und Reaktionen wurden 1975 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet 3 Die von ihm mitentwickelte Cahn Ingold Prelog Konvention dient zur stereochemischen Beschreibung von organischen Molekulen Isomerie Bearbeiten nbsp Einteilung verschiedener Arten von Isomerie Hauptartikel Isomerie Isomerie liegt vor wenn Molekule bei gleicher Summenformel verschiedene raumliche Strukturen aufweisen konnen Die Konformationsisomerie beruht auf der Drehung um eine Einfachbindung eines Molekuls so dass die Substituenten der uber die Einfachbindung verknupften Atome zueinander verschiedene Positionen einnehmen konnen Molekule die sich nur in dieser spezifischen Anordnung der Atome unterscheiden werden als Konformere bezeichnet Spiegelbildisomerie tritt bei chemischen Verbindungen auf die sich zu einem Gegenstuck verhalten wie dessen Spiegelbild Die entsprechenden chemischen Verbindungen werden Enantiomere oder optische Antipoden genannt Diese Art der Isomerie kann auf einem Stereozentrum einer chiralen Achse oder auf planarer oder helicaler Chiralitat beruhen Aus der Gruppentheorie ergibt sich dass die Abwesenheit einer Drehspiegelachse die notwendige und ausreichende Bedingung fur das Auftreten von Enantiomeren ist Diastereomerie liegt vor wenn bei Molekulen mit mehreren Stereozentren diese zum Teil in der gleichen und teilweise in verschiedenen Konfigurationen vorliegen Funktionsisomerie liegt vor wenn Molekule bei gleicher Summenformel unterschiedliche funktionelle Gruppen aufweisen Als Skelettisomerie bezeichnet man das Vorliegen von verschiedenen Gerusten Stellungsisomerie tritt bei Molekulen auf bei denen gleiche funktionelle Gruppe an verschiedenen Positionen im Gerust auftreten Die cis trans Isomerie oder Z E Isomerie ist eine Sonderform der Stellungsisomerie Sie tritt auf bei Verbindungen bei denen zwei oder mehr hinsichtlich der Stellung von Substituenten bezuglich einer Referenzebene unterscheiden Als Bindungsisomerie oder Valenzisomerie bezeichnet man das Vorkommen von verschiedener Anzahl s und p Bindungen in Molekulen Stereochemische Begriffe BearbeitenSymmetrieeigenschaften und operationen Bearbeiten Die Stereochemie behandelt die Symmetrieeigenschaften von Molekulen Die Molekulsymmetrie kann Symmetrieachsen aufweisen ein Symmetriezentrum oder eine Symmetrieebene Es gibt vier fundamentale Symmetrieoperationen die Spiegelung die Rotation und die Inversion sowie bei Festkorpern die Translation Symmetrieachse Cn Bearbeiten Die Symmetrie oder Drehachse 4 beschreibt eine Achse im Molekul bei der durch Rotation des Molekuls um den Drehwinkel 360 n die neue Anordnung der Atome im Molekul mit der vorherigen deckungsgleich ist Ein Beispiel fur ein Molekul der Punktgruppe C2 ist das Wasser ein Beispiel fur die Punktgruppe C3 ist das Ammoniak Das Benzol weist sowohl eine C2 Achse als auch eine C6 Achse auf Symmetrieebene s Bearbeiten Die Symmetrie oder Spiegelebene 5 beschreibt eine Ebene im Molekul welches das Molekul in zwei symmetrisch ubereinstimmende Halften teilt Je nachdem wo die Symmetrieebene im Molekul liegt unterscheidet man Ebenen entlang der Hauptachse des Molekuls bezeichnet als sv von vertikal Verlauft die Ebene senkrecht zur Hauptachse des Molekuls wird diese als sh bezeichnet von horizontal Ebenen die diagonal verlaufen werden sd genannt Inversionszentrum i Bearbeiten Ein Inversions oder Symmetriezentrum uberfuhrt alle Atome durch Spiegelung an einem zentralen Punkt in symmetrieaquivalente Atome Molekule mit einem Inversionszentrum sind unpolar Bei geradzahligen Molekulen liegt das Inversionszentrum nicht auf einem Atom des Molekuls zum Beispiel beim Benzol bei ungeradzahligen Molekulen fallt das Inversionszentrum auf ein Atom zum Beispiel das Kohlenstoffatom bei Kohlenstoffdioxid Drehspiegelachse Sn Bearbeiten Eine Drehspiegelachse uberfuhrt die Atome in einem Molekul durch eine Drehung um einen Winkel von 360 n und anschliessende Spiegelung in symmetrieaquivalente Atome Die Spiegelebene steht dabei senkrecht zur Drehachse Das Symmetrieelement S1 entspricht einer Symmetrieebene s das Symmetrieelement S2 entspricht einem Inversionszentrum i Siehe auch BearbeitenAbsolute Konfiguration Axiale Chiralitat Baeyer Spannung Chiralitat Cis trans Isomerie Diastereomere Diederwinkel Enantioselektive Synthese Helicale Chiralitat In Out Isomerie Konfiguration Chemie Konformere Konstitution Chemie Mutarotation Optische Aktivitat Planare Chiralitat Punktgruppe Primarstruktur Racemat Selektivitat Chemie Regioselektivitat Stereoselektive Synthese Valenzisomere Walden UmkehrEinzelnachweise Bearbeiten Kurt Hermann Stereochemie vor van t Hoff und Le Bel In Chemie in unserer Zeit Band 8 Nr 5 1974 S 129 134 doi 10 1002 ciuz 19740080502 Otto Kratz Das Portrat Jacobus Henricus van t Hoff 1852 1911 In Chemie in unserer Zeit Band 8 Nr 5 1974 S 135 142 doi 10 1002 ciuz 19740080503 Nobelpreisvortrag von Prelog PDF 663 kB Drehachsen Cn Karl Heinz Hellwich Stereochemie Grundbegriffe S 96 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Literatur BearbeitenKurt Mislow Einfuhrung in die Stereochemie Verlag Chemie Weinheim 1972 Nachdruck der 1 Auflage von 1967 ISBN 3 527 25196 0 Ernest L Eliel Die Entwicklung der Stereochemie seit Le Bel und van t Hoff In Chemie in unserer Zeit Band 8 Nr 5 1974 S 148 158 doi 10 1002 ciuz 19740080505 Hermann J Roth Christa E Muller Gerd Folkers Stereochemie amp Arzneistoffe Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 1998 ISBN 3 8047 1485 4 Bernhard Testa Grundlagen der Organischen Stereochemie Verlag Chemie Weinheim 1983 ISBN 3 527 25935 X Jost Weyer Hundert Jahre Stereochemie Ein Ruckblick auf die wichtigsten Entwicklungsphasen In Angewandte Chemie Band 86 Nr 17 1974 S 604 611 doi 10 1002 ange 19740861702 Ernest L Eliel S H Wilen Organische Stereochemie Verlag Wiley VCH Weinheim 1998 ISBN 3 527 29349 3 Adam Sobanski Roland Schmider Fritz Vogtle Topologische Stereochemie und Chiralitat In Chemie in unserer Zeit Band 34 Nr 3 2000 S 160 169 doi 10 1002 1521 3781 200006 34 33 0 CO 2 6 Weblinks BearbeitenVorlesung Stereochemie der Universitat MarburgTeilbereiche der Chemie Allgemeine Chemie Anorganische Chemie Biochemie Organische Chemie Physikalische Chemie Technische Chemie Theoretische Chemie Agrochemie Analytische Chemie Atmospharenchemie Bauchemie Bioanorganische Chemie Biogeochemie Bioorganische Chemie Biophysikalische Chemie Chemoinformatik Chemometrik Elektrochemie Femtochemie Festkorperchemie Geochemie Kernchemie Klinische Chemie Kohlechemie Kolloidchemie Kombinatorische Chemie Kosmochemie Lebensmittelchemie Magnetochemie Medizinische Chemie Meereschemie Metallorganische Chemie Naturstoffchemie Oberflachenchemie Oleochemie Petrochemie Pharmazeutische Chemie Photochemie Physikalische Organische Chemie Polymerchemie Quantenchemie Radiochemie Supramolekulare Chemie Stereochemie Strahlenchemie Strukturchemie Textilchemie Thermochemie Umweltchemie Normdaten Sachbegriff GND 4129569 9 lobid OGND AKS LCCN sh85128002 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stereochemie amp oldid 229049400