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Leopold Gmelin 2 August 1788 in Gottingen 13 April 1853 in Heidelberg war ein deutscher Chemiker und Pionier der Biochemie Gmelin war Professor an der Universitat Heidelberg und arbeitete unter anderem uber Ferricyankalium rotes Blutlaugensalz Kaliumhexacyanidoferrat III Leopold GmelinPortraitbildnisse von Leopold Gmelin und seiner Gattin auf einem Olgemalde von Jakob Schlesinger 1820 entstandenDeutsche Briefmarke mit Gmelin Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Schriften Auswahl 4 Trivia 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGmelin war ein Sohn des Mediziners Botanikers und Chemikers Johann Friedrich Gmelin und dessen Ehefrau Rosine Schott Durch seine Familie kam er schon fruh mit Medizin und den Naturwissenschaften in Kontakt 1804 horte er die Chemievorlesungen seines Vaters Im selben Jahr ging Gmelin nach Tubingen um in der Familienapotheke zu arbeiten ausserdem studierte er an der Universitat Tubingen u a bei Ferdinand Gottlieb von Gmelin ein Cousin und Carl Friedrich Kielmeyer Ehemann einer Cousine Mit Unterstutzung Kielmeyers wechselte Gmelin 1805 an die Universitat Gottingen und wurde spater dort Assistent im Labor von Friedrich Stromeyer 1809 absolvierte er bei letzterem erfolgreich sein Examen Leopold Gmelin kehrte nach Tubingen zuruck und horte erneut Vorlesungen bei Ferdinand Gottlieb von Gmelin und Carl Friedrich Kielmeyer Im Februar 1811 geriet Gmelin mit dem Medizinstudenten Gutike in Streit nach einer Beleidigung forderte er diesen zum Duell mit glimpflichem Ausgang Da Duelle unter Studenten verboten waren hielt man den Vorfall geheim er kam jedoch trotzdem ans Licht Am 10 Marz floh Gmelin und ging zu Joseph Franz von Jacquin an die Universitat Wien Schwerpunkt von Gmelins Forschung war u a das Schwarze Pigment von Ochsen und Kalberaugen Ergebnis dieser Arbeiten war dann auch Thema seiner Dissertation 1812 wurde Gmelin in Gottingen in Abwesenheit promoviert Bis 1813 unternahm er eine ausgedehnte Studienreise nach und durch Italien Nach seiner Ruckkehr erhielt er die Erlaubnis als Privatdozent an der Universitat Heidelberg ab dem Wintersemester 1813 14 zu arbeiten zunachst fertigte er in Gottingen seine Habilitation an Am 26 September des darauffolgenden Jahres wurde er in Heidelberg zum ausserordentlichen Professor ernannt nbsp Im Herbst 1814 reiste er studienhalber nach Paris an die Sorbonne er blieb bis Fruhjahr 1815 Zusammen mit seinem Cousin Christian Gottlob Gmelin machte er die Bekanntschaft von Rene Just Hauy Joseph Louis Gay Lussac Louis Jacques Thenard und Louis Nicolas Vauquelin 1816 heiratete Gmelin in Kirchheim bei Heidelberg Luise eine Tochter des Kirchheimer Pastors Johann Conrad Maurer der Jurist Georg Ludwig von Maurer und der Theologe Johann Friedrich Abegg wurden seine Schwager Aus dieser Ehe entstammen drei Tochter und ein Sohn darunter Auguste die spatere Ehefrau des Mediziners Theodor von Dusch Als 1817 der Chemiker Martin Heinrich Klaproth in Berlin starb sollte eigentlich Gmelin seine Nachfolge antreten Allerdings lehnte er ab und wurde dafur Ordinarius fur Chemie an der Universitat Heidelberg Dort entwickelte sich mit der Zeit eine enge Zusammenarbeit mit dem Anatomen und Physiologen Friedrich Tiedemann mit dem Gmelin mehrere Schriften zur Blut und Verdauungsphysiologie herausgab Bereits 1827 vermuteten Tiedemann und Gmelin die eiweissauflosende Wirkung des Bauchspeicheldrusensaftes 1 Im Jahr 1843 hatte Tiedemann zudem die genauen Untersuchungen Gmelins zur Zusammensetzung der Verknocherungen bzw Verkalkungen durch Calciumsalze bei Arteriosklerose veroffentlicht 2 Die beiden veroffentlichten 1826 Die Verdauung nach Versuchen und legten damit den Grundstein der physiologischen Chemie Auf dem Gebiet der Verdauungschemie entdeckte Gmelin spater mehrere Bestandteile der Galle und fuhrte einen nach ihm benannten Gallenfarbstofftest ein Als Friedrich Wohler 1822 an komplexen Cyanverbindungen arbeitete assistierte ihm Gmelin und entdeckte dabei das rote Blutlaugensalz 1819 wurde er zum korrespondierenden und 1845 zum auswartigen Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewahlt 3 Im Jahr 1823 wurde Gmelin zum Mitglied der Leopoldina 4 1827 zum korrespondierenden Mitglied der Preussischen Akademie der Wissenschaften und 1830 zum korrespondierenden Mitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften gewahlt 5 Von 1833 bis 1838 war Gmelin Besitzer einer Papiermuhle im nordlich von Heidelberg gelegenen Schriesheim er hatte sie in der Hoffnung auf Gewinn ubernommen Die Arbeit in der Muhle war jedoch sehr zeit und geldintensiv und ging zu Lasten seiner akademischen Tatigkeit 1817 konnte Gmelin den ersten Band seines Handbuchs der Chemie veroffentlichen 1843 war das Werk in der vierten Auflage auf neun Bande angewachsen In dieser Auflage nahm Gmelin die Atomtheorie auf und widmete wesentlich mehr Raum der an Bedeutung gewinnenden organischen Chemie Die Begriffe Ester und Ketone wurden von Gmelin eingefuhrt Bis zu seinem Tod arbeitete Gmelin an der funften Auflage des Handbuches womit er sich auch um die chemische Dokumentation und Information verdient gemacht hat Zudem legte er den Grundstein fur das spater nach ihm benannte Gmelin System zur eindeutigen Einordnung anorganischer Substanzen Im Alter von 60 Jahren erlitt Gmelin einen ersten Schlaganfall einen weiteren im August 1850 Bei beiden Schlaganfallen wurde seine rechte Korperhalfte getroffen er konnte sich von den Lahmungserscheinungen erholen blieb aber geschwacht Gmelin bat im Fruhjahr 1851 um seine Versetzung in den Ruhestand was ihm auch gewahrt wurde In den zwei folgenden Jahren litt er immer starker unter den Folgen eines Hirnleidens mit beinahe 65 Jahren starb Leopold Gmelin am 13 April 1853 in Heidelberg und fand dort auf dem Bergfriedhof seine letzte Ruhestatte Die Grabanlage befindet sich in der Abt E Hier ruhen auch seine Frau Luise und weitere Anverwandte nbsp Grabanlage Leopold Gmelin auf dem Heidelberger Bergfriedhof in der Abt EWerk BearbeitenLeopold Gmelin befasste sich in seinen Arbeiten mit der Physiologie der Mineralogie und der Chemie Seine experimentellen Arbeiten werden gepragt von Gmelins sehr grundlicher und umfassender Arbeitsweise auch wird ihm ein gewisses schriftstellerisches Talent zugeschrieben Gmelins erste physiologische Arbeit war seine Dissertation uber das schwarze Pigment von Ochsen und Kalberaugen deren farbendes Prinzip er zu ergrunden versuchte Trotz einfachster chemischer Mittel konnte er die Eigenschaften des Pigments treffend beschreiben und erkannte den Kohlenstoff richtig als Ursache der Farbung Gmelins wichtigste physiologische Arbeit ist die 1826 erschienene Verdauung nach Versuchen die er zusammen mit Friedrich Tiedemann anfertigte Das Werk das auch viele neue Arbeitstechniken beschrieb enthielt wegweisende Erkenntnisse uber den Magensaft in dem sie Salzsaure fanden und die Gallenflussigkeit in der Gmelin und Tiedemann unter anderem das Cholesterin und das Taurin entdeckten Der von Gmelin eingefuhrte Gallenfarbstofftest ermoglichte das Auffinden von Gallenbestandteilen im Urin von Gelbsuchtigen Des Weiteren lieferten Gmelin und Tiedemann ein neues verfeinertes Bild der Resorption von Nahrstoffen durch den Magen Darm Trakt sie wurden so zu den Begrundern der modernen Physiologie Die mineralogischen Werke Gmelins sind Analysen verschiedener Mineralien etwa die des Hauyn mit der er sich in Gottingen habilitiert hat oder des Laumontits und des Cordierits Ausserdem analysierte Gmelin auch Mineralwasser und veroffentlichte 1825 die Arbeit Versuch eines neuen chemischen Mineralsystems da er wusste dass die damals ubliche Einteilung nach ausseren oder physikalischen Kennzeichen unzureichend war Leopold Gmelins Mineralsystem wurde von der Fachwelt uberwiegend kritisch aufgenommen die Grundidee der Ordnung nach chemischer Zusammensetzung erwies sich aber als sinnvoll Gmelin gab das Handbuch der theoretischen Chemie heraus das als Gmelins Handbuch der anorganischen Chemie bis 1997 in ca 800 Banden produziert vom Gmelin Institut erschien und von der Gesellschaft Deutscher Chemiker mit der Datenbank Reaxys fortgefuhrt wird Das Handbuch schon zu Lebzeiten sein bedeutendstes Werk war zunachst als Lehrbuch gedacht welche das gesamte damalige chemische Wissen vereinen sollte Aufgrund des enormen Wissenszuwachses und der damit verbundenen Entwicklung des Handbuches zu einem Nachschlagewerk veroffentlichte Gmelin 1844 ein kompaktes Lehrbuch der Chemie Zu seinen chemischen Errungenschaften zahlen auch die Entdeckung der Krokonsaure er hatte somit die erste cyclische organische Verbindung synthetisiert und die bereits erwahnte Entdeckung des roten Blutlaugensalzes Daneben verbesserte er chemische Apparaturen und entwickelte 1843 Handbuch der anorganischen Chemie auch einen Vorlaufer des Periodensystems in Weiterentwicklung des Triaden Systems von Johann Wolfgang Dobereiner Der Name Triade fur das System von Dobereiner stammt von ihm Er verbesserte die Triaden von Dobereiner aufgrund neuer Werte der Atommassen die Dobereiner noch nicht zur Verfugung standen Er konnte so 55 Elemente in Triaden anordnen Es zeigte aber noch keine Periodizitat chemischer Eigenschaften und die Elemente in den Triaden waren noch nicht explizit nach aufsteigender Atommasse geordnet Nach Scerri der den Beitrag von Gmelin fur stark unterschatzt hielt zeigt sich das aber in der Gesamtanordnung 6 Schriften Auswahl BearbeitenChemische Untersuchung des schwarzen Pigments der Ochsen und Kalberaugen nebst einigen physiologischen Bemerkungen uber dasselbe Dissertation Gottingen 1812 in Latein In Schweiggers Journ 10 1814 S 507 547 Oryktognostische und chemische Beobachtungen uber den Hauyn und einige mit ihm vorkommende Fossilien nebst geognostischen Bemerkungen uber die Berge des alten Latiums In Schweiggers Journ 15 1815 S 1 41 1815 auch in Ann Phil Thomson 4 1814 S 115 122 und 193 199 mit Friedrich Wohler Neue Cyanverbindungen In Schweiggers Journ 36 1822 S 230 235 Versuch eines neuen chemischen Mineralsystems Taschenbuch gesammte Mineralog Band 19 1825 Teil I S 322 334 418 474 und 490 507 Teil II S 33 77 und 97 148 mit Friedrich Tiedemann Die Verdauung nach Versuchen 2 Bande Heidelberg Leipzig 1826 Lehrbuch der Chemie zum Gebrauche bei Vorlesungen auf Universitaten in Militarschulen polytechnischen Anstalten Realschulen etc sowie zum Selbstunterrichte Universitatsbuchhandlung Karl Winter Heidelberg 1844 Gmelins Handbuch der anorganischen Chemie Hrsg vom Gmelin Institut fur anorganische Chemie und Grenzgebiete in der Max Planck Gesellschaft zur Forderung der Wissenschaften 8 Auflage hrsg von R J Meyer und E H Pietsch Band 1 ff Leipzig Weinheim an der Bergstrasse 1924 ff Trivia Bearbeiten1822 wurde Gmelin vom Maler Jakob Roux portratiert Carl Barth schuf davon einen Kupferstich der dann auch grossere Verbreitung fand 1957 schuf der Bildhauer Rudolf Daudert 1903 1988 eine Buste von Leopold Gmelin fur das nach diesem benannten Gmelin Institut Gmelin war auch als Gelegenheitsdichter aktiv er schrieb Sonette fur seine Frau und fur familiare Feierlichkeiten Zum 200 Geburtstag von Leopold Gmelin gab die Deutsche Bundespost eine Sonderbriefmarke heraus 1988 80 Pf Michel Nr Bund 1377 Literatur BearbeitenClaude K Deischer Gmelin Leopold In Complete Dictionary of Scientific Biography Band 5 Charles Scribner s Sons Detroit 2008 S 429 432 online August Hirsch Gmelin Leopold In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 9 Duncker amp Humblot Leipzig 1879 S 272 f Erich Pietsch Gmelin Leopold In Neue Deutsche Biographie NDB Band 6 Duncker amp Humblot Berlin 1964 ISBN 3 428 00187 7 S 480 f Digitalisat Friedrich Rosmasler Gallerie der vorzuglichsten Arzte und Naturforscher Deutschlands Perthes Gotha 1831 2 Bde darin Dauderts Gemalde Bernd Wobke Das Portrait Leopold Gmelin 1788 1853 In Chemie in unserer Zeit Vol 22 Nr 6 1988 S 208 216 doi 10 1002 ciuz 19880220605 Petra Stumm Leopold Gmelin 1788 1853 Leben und Werk eines Heidelberger Chemikers Universitat Heidelberg Dissertation 2011 online Petra Stumm Leopold Gmelin 1788 1853 Leben und Werk eines Heidelberger Chemikers Neuere Medizin und Wissenschaftsgeschichte Centaurus Verlag amp Media Quellen und Studien Bd 33 2012 ISBN 978 3 86226 179 6 Erich Pietsch Leopold Gmelin der Mensch sein Werk und seine Zeit In Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft A and B Series Vol 72 Nr 2 1939 S A5 A33 doi 10 1002 cber 19390720242 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Leopold Gmelin Album mit Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Leopold Gmelin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Leopold Gmelin in der Deutschen Digitalen Bibliothek Informationen zu und akademischer Stammbaum von Leopold Gmelin bei academictree orgEinzelnachweise Bearbeiten K Zimmermann Bauchspeicheldruse In Franz Xaver Sailer Friedrich Wilhelm Gierhake Hrsg Chirurgie historisch gesehen Anfang Entwicklung Differenzierung Dustri Verlag Deisenhofen bei Munchen 1973 ISBN 3 87185 021 7 S 89 106 hier S 90 und 105 Hans H Lauer Geschichtliches zur Koronarsklerose BYK Gulden Konstanz 1971 S 15 17 Aus dem Institut fur Geschichte der Medizin der Universitat Heidelberg Mitgliedseintrag von Prof Dr Leopold Gmelin mit Bild bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften abgerufen am 7 Februar 2016 Mitgliedseintrag von Leopold Gmelin bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 8 Februar 2016 Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Bd 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Bd 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 93 Scerri The periodic table Oxford UP 2007 S 44ffNormdaten Person GND 118852655 lobid OGND AKS LCCN n89667939 VIAF 64046278 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gmelin LeopoldKURZBESCHREIBUNG deutscher ChemikerGEBURTSDATUM 2 August 1788GEBURTSORT GottingenSTERBEDATUM 13 April 1853STERBEORT Heidelberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leopold Gmelin amp oldid 235889916