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Als Mutarotation von lateinisch mutare dt andern bezeichnet man die spontane Anderung des Drehwinkels einer Losung eines optisch aktiven Stoffes vom Zeitpunkt des Ansetzens der Losung bis zum Erreichen eines festen Wertes 1 An diesem Punkt ist das thermodynamische Gleichgewicht erreicht Ursache fur die Mutarotation kann Epimerisierung oder eine sonstige asymmetrische Umwandlung sein Mutarotation bei Kohlenhydraten Bearbeiten nbsp Mutarotation D Glucose Molekule liegen als cyclische Halbacetale vor die zueinander epimer diastereomer sind Das Epimerenverhaltnis a b betragt 36 64 In der a D Glucopyranose links steht die blau markierte Hydroxygruppe am anomeren Zentrum in axialer Position in der b D Glucopyranose rechts hingegen steht die blau markierte Hydroxygruppe am anomeren Zentrum in aquatorialer Position Die offenkettige Form der Aldose mit der freien Aldehydgruppe steht in der Mitte Nur 0 02 der D Glucose Molekule liegen so vor Viele Kohlenhydrate sind optisch aktiv d h sie drehen linear polarisiertes Licht um einen fur jede Struktur spezifischen Drehwinkel Lost man z B kristalline D Glucose in Wasser so beobachtet man im Polarimeter bei der frisch zubereiteten Losung eine kontinuierliche Anderung des Drehwinkels bis schliesslich ein konstanter Wert erreicht ist Die Geschwindigkeit der Gleichgewichtseinstellung ist temperatur und pH abhangig Ursache ist dass Aldopentosen Aldohexosen und langerkettige Kohlenhydrate Zuckermolekule mit einer Aldehydgruppe und funf sechs bzw mehr Kohlenstoffatomen in wassriger Losung im Wesentlichen nicht offenkettig sondern ringformig als Halbacetal vorliegen d h die Aldehydgruppe geht eine Bindung mit der vorletzten Hydroxygruppe ein Hier entsteht ein neues Chiralitatszentrum und zwei mogliche Isomere genauer Diastereomere das a oder b Anomer die sich entsprechend auch in ihrem optischen Drehwinkel unterscheiden Nun liegt die offenkettige Form mit der Ringform in einem dynamischen Gleichgewicht das allerdings sehr auf Seiten der Ringform liegt Weil bei jeder Ringbildung die a oder b Form entstehen kann liegen also auch diese beiden in einem Gleichgewicht mit einer ganz bestimmten Konstante Eine solche chemische Umwandlung bei der die Konfiguration nur eines stereogenen Zentrums eines Diastereomers geandert wird bezeichnet man als Epimerisierung Findet im Falle von Kohlenhydraten eine Epimerisierung am anomeren Zentrum statt spricht man auch von Anomerisierung Zum Beispiel liegt die Glucose im Gleichgewicht ihrer offenkettigen Form 0 02 in neutraler Losung der a D Glucopyranose und der b D Glucopyranose vor 2 Eine Losung von a D Glucopyranose Drehwinkel 109 wird also durch kontinuierliche Ringspaltung zu einem Gemisch mit der b D Glucopyranose Drehwinkel 20 und der Drehwinkel der Losung erreicht nach einiger Zeit wenn das Gleichgewicht herrscht den Wert von 52 3 Es liegt offensichtlich kein 1 1 Gemisch vor das Epimerenverhaltnis a b ist vielmehr 36 64 nbsp Reaktionsmechanismus fur die Mutarotation von a und b Anomere Andere Beispiele BearbeitenD Gluconsaure a 20D 6 72 liegt im Gleichgewicht mit g Glucono 1 5 lacton a 20D 67 8 und d Glucono 1 6 lacton vor a 20D 63 5 4 Im Gleichgewicht liegt die optische Drehung bei 12 5 Die Gleichgewichtseinstellung erfolgt in diesem Fall uber eine Lakton Bildung Einzelnachweise Bearbeiten S Ebel H J Roth Herausgeber Lexikon der Pharmazie Georg Thieme Verlag 1987 ISBN 3 13 672201 9 S 450 Albert Gossauer Struktur und Reaktivitat der Biomolekule Verlag Helvetica Chimica Acta Zurich 2006 ISBN 978 3 906390 29 1 S 322 324 Reinhard Matissek Gabriele Steiner Markus Fischer Lebensmittelanalytik 4 Auflage Springer Berlin 2010 ISBN 978 3 540 92205 6 S 400 401 K Rehorst Zur Kenntnis einiger Oxy sauren der Zuckergruppe I d Zuckersaure und d Glykonsaure In Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft A and B Series Band 61 Nr 1 1928 S 163 171 doi 10 1002 cber 19280610126 W Bahr H Theobald Organische Stereochemie Springer Verlag 1973 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mutarotation amp oldid 227381457