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Selektivitat beschreibt in der Chemie das Phanomen dass bei einer Reaktion von mehreren moglichen Reaktionsprodukten bevorzugt eines gebildet wird 1 Die Selektivitat lasst sich uber die Reaktionsbedingungen Temperatur Druck Konzentrationen von Reaktanden und Hilfsstoffen etwa Katalysatoren Elektrolyte Ionenstarke Stochiometrie Losungsmittel Licht elektrochemisches Potential Reaktionsdauer beeinflussen Inhaltsverzeichnis 1 Formale Definition 2 Regioselektivitat 3 Chemoselektivitat 4 cis trans Selektivitat E Z Selektivitat 5 Stereoselektivitat 6 Thermodynamisches und kinetisches Produkt 7 Einzelnachweise 8 Siehe auchFormale Definition BearbeitenDie Selektivitat S gibt an welcher Anteil des insgesamt umgesetzten Ausgangsstoffes i unter Berucksichtigung der Stochiometrie in das gewunschte Zielprodukt k umgesetzt wurde Sie lasst sich auch als Quotient von Ausbeute Y und Umsatz X beschreiben S gebildete Menge k umgesetzte Menge i n k n k 0 n i n i 0 n i n k n k n k 0 n i 0 n i n i n k Y k X i displaystyle begin aligned S amp frac text gebildete Menge k text umgesetzte Menge i amp frac n k n k 0 n i n i 0 cdot frac nu i nu k amp frac n k n k 0 n i 0 n i cdot frac nu i nu k amp frac Y k X i end aligned nbsp Dabei sind n die stochiometrischen Zahlen der jeweiligen Stoffe wobei ni negativ ist Die Selektivitat ist eine Grundgrosse in der chemischen Reaktionstechnik und hat grossen Einfluss auf die Okonomie einer technischen Reaktion Regioselektivitat Bearbeiten Hauptartikel Regioselektivitat Bei einer regioselektiven Reaktion werden bestimmte Regionen eines Molekuls bevorzugt angegriffen Beispielsweise lauft die elektrophile Zweitsubstitution an Aromaten regioselektiv ab Elektronenspendende Erstsubstituenten bewirken eine bevorzugte Zweitsubstitution in ortho und para Stellung wahrend elektronenziehende Erstsubstituenten eine Zweitsubstitution in meta Stellung induzieren Chemoselektivitat Bearbeiten Hauptartikel Chemoselektivitat Umsetzungen bei denen das Reagenz im Substrat genau eine Art von mehreren moglichen Transformationen bewirkt werden als chemoselektiv bezeichnet Beispielsweise kann ein Reduktionsmittel in einem Edukt das mehrere Carbonylgruppen enthalt bevorzugt eine bestimmte Gruppe reduzieren wahrend die ubrigen Carbonylgruppen nicht reduziert werden So lasst sich mit Natriumborhydrid eine Ketogruppe chemoselektiv reduzieren ohne dass eine Estergruppe angegriffen wird nbsp Heterogene Katalyse Hydrierung eines Alkins verlauft cis Selektiv cis trans Selektivitat E Z Selektivitat BearbeitenWenn bei der Synthese eines Alkens das cis Alken bevorzugt gebildet wird spricht man von einer cis selektiven Reaktion Ein Beispiel fur eine solche Reaktion ist die heterogen katalysierte Hydrierung von 2 Butin zu cis 2 Buten Die homogene katalysierte Hydrierung von 2 Butin fuhrt selektiv zu trans 2 Buten Die Wittig Reaktion von Aldehyden oder unsymmetrischen Ketonen kann bevorzugt zu cis Alkenen fuhren Stereoselektivitat Bearbeiten Hauptartikel Stereoselektivitat Bei stereoselektiven Reaktionen wird von zwei oder mehr moglichen Stereoisomeren jeweils eines bevorzugt gegenuber den anderen gebildet oder umgesetzt DiastereoselektivitatBei diastereoselektiven Reaktionen wird ein Diastereomer von zwei oder mehr moglichen Diastereomeren bevorzugt gebildet Beispielsweise kann die Reduktion mit achiralen Reduktionsmitteln der Carbonylgruppe eines chiralen unsymmetrischen Ketons Edukt diastereoselektiv zu einem der beiden moglichen sekundaren Alkohole fuhren Wenn dabei das als Edukt eingesetzte chirale unsymmetrische Keton enantiomerenrein ist entsteht in der Regel bevorzugt ein enantiomerer sekundarer Alkohol Ist das Edukt jedoch ein Racemat entsteht unter den gleichen Reaktionsbedingungen mit der gleichen Diastereoselektivitat ein racemischer sekundarer Alkohol Die Diels Alder Reaktion lauft diastereoselektiv ab Meist ist die Bildung des endo Produktes gegenuber dem exo Produkt bevorzugt Auch bei der 4 2 Cycloaddition von zwei Molekulen Cyclopentadien ist die Bildung des endo Dicyclopentadiens bevorzugt EnantioselektivitatBei enantioselektiven Synthesen wird aus einem prochiralen Edukt eines der moglichen beiden Enantiomere bevorzugt gebildet Bei der Reduktion der Carbonylgruppe eines chiralen unsymmetrischen Ketons Edukt mit enantiomerenreinen Reduktionsmitteln oder in Gegenwart geeigneter enantiomerenreiner Katalysatoren kann enantioselektiv einer der beiden moglichen sekundaren Alkohole bevorzugt gebildet werden 2 Die beiden moglichen Reaktionsubergangszustande sind dabei diastereomer zueinander Thermodynamisches und kinetisches Produkt BearbeitenEin Sonderfall sind Gleichgewichtsreaktionen bei denen eines der Produkte kinetisch und das andere thermodynamisch bevorzugt ist Die Bildung des kinetischen Produktes erfordert dabei eine niedrigere Aktivierungsenergie und verlauft deshalb schneller wahrend das thermodynamische Produkt einen niedrigeren Energieinhalt aufweist und deshalb insgesamt stabiler ist In solchen Fallen lasst sich die Selektivitat haufig uber die Temperatur steuern Bei niedrigeren Temperaturen kann nur die Aktivierungsenergie des kinetischen Produktes aufgebracht werden sodass bevorzugt dieses entsteht Bei hoheren Temperaturen werden dagegen beide Aktivierungsenergien erreicht sodass die Stabilitat des Produktes selbst den Ausschlag gibt es wird bevorzugt das thermodynamische Produkt gebildet Einzelnachweise Bearbeiten Albert Gossauer Struktur und Reaktivitat der Biomolekule Verlag Helvetica Chimica Acta Zurich 2006 S 28 ISBN 978 3 906390 29 1 Sabine Wallbaum und Jurgen Martens Asymmetric Syntheses with Chiral Oxazaborolidines In Tetrahedron Asymmetry 3 1992 1475 1504 Siehe auch BearbeitenSelektivitat Analytische Chemie Isoinversionsprinzip Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Selektivitat Chemie amp oldid 238089744