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Als Elektrolyt Maskulinum 1 von altgriechisch ἤlektron elektron deutsch Bernstein im ubertragenen Sinne elektrisch und lytikos lytikos deutsch auflosbar bezeichnet man eine chemische Verbindung die im festen flussigen oder gelosten Zustand in Ionen dissoziiert ist und die sich unter dem Einfluss eines elektrischen Feldes gerichtet bewegt 2 Oft wird mit Elektrolyt auch das feste oder flussige Material bezeichnet das die beweglichen Ionen enthalt Die elektrische Leitfahigkeit solcher Ionenleiter ist geringer als es fur Metalle typisch ist Sie werden deshalb als Leiter 2 Klasse bezeichnet Leiter 1 Klasse mit Elektronen als Ladungstragern im Kontakt mit einem Ionenleiter heissen Elektroden An den Grenzflachen treten elektrochemische Reaktionen auf insbesondere bei Stromfluss Elektrolyte sind fur lebende Organismen einschliesslich dem menschlichen Organkomplex und deren Wasserhaushalt lebenswichtig Elektrolytmangel kann so zu teils lebensbedrohlichen Hitzeschaden fuhren und tritt oft zusammen mit Flussigkeitsmangel auf welcher wiederum haufig durch Durchfallerkrankungen induziert wird Inhaltsverzeichnis 1 Einteilung 2 Flussigkeiten 3 Festkorper 4 Biologische Elektrolyte 4 1 Physiologie 5 Elektrochemische Anwendungen 5 1 Galvanische Elektrolyte 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEinteilung BearbeitenElektrolyte sind im weitesten Sinne Stoffe die zumindest teilweise als Ionen vorliegen Man unterscheidet dabei in geloste Elektrolyte zur Leitfahigkeit von gelosten Elektrolyten siehe Elektrolytische Leitfahigkeit starke Elektrolyte die vollstandig in Ionen gespalten werden wenn sie gelost werden wie zum Beispiel Natriumchlorid schwache Elektrolyte die nur zum Teil in Losung dissoziieren wie zum Beispiel EssigsaureFestkorper Ein echter Elektrolyt ist ein Stoff der im festen Aggregatzustand aus Ionenkristallen besteht und in Schmelze oder Losung in besonderen Fallen auch als Feststoff siehe Abschnitt Festkorper den elektrischen Strom leitet Beispiele NaCl s Na aq Cl aq NaOH s Na aq OH aq In ungeloster Form bestehen potentielle Elektrolyte aus elektrisch neutralen Molekulen mit halbpolaren bis homoopolaren Bindungen mit hohem Dipolmoment Zu ihnen gehoren fast alle schwachen Elektrolyte und starken Sauren Potentielle Elektrolyte leiten aufgrund der geringen Eigendissoziation meist auch im geschmolzenen Zustand praktisch keinen Strom Die Ionen entstehen erst durch die Reaktion mit dem Losungsmittel weswegen erst in Losung eine erhohte Leitfahigkeit festgestellt werden kann Beispiele HCl g H2O Cl aq H3O aq CH3COOH H2O CH3COO H3O dd Die wichtigsten Elektrolyte sind demzufolge entweder Sauren Basen oder Salze Flussigkeiten BearbeitenElektrolyte im Sinne von Ionenleitern erfordern bewegliche Ionen Daher sind alle Flussigkeiten die Ionen enthalten Elektrolyte Flussige Elektrolyte sind sowohl die Salzschmelzen und die ionischen Flussigkeiten als auch alle flussigen Losungen von Ionen Salzschmelzen und ionische Flussigkeiten bestehen im Regelfall nur aus Ionen sie konnen aber geloste Molekule enthalten Bei wassrigen oder organischen Elektrolytlosungen ist es umgekehrt Hier besteht das Losungsmittel aus Molekulen und die Ionen sind darin aufgelost Die Herstellung einer Elektrolytlosung kann dabei im blossen Auflosen von schon vorhandenen Ionen bestehen oder in einer chemischen Reaktion bei der Ionen entstehen beispielsweise einer Saure Base Reaktion wie bei der Auflosung von Molekulen wie Chlorwasserstoff oder Ammoniak in Wasser Informationen uber die translatorische Beweglichkeit von Ionen in der Elektrolytlosung wie deren Diffusionskoeffizient oder deren Beweglichkeit m displaystyle mu nbsp im elektrischen Feld kann man uber Feldgradienten NMR Methoden erhalten Die Messung von m displaystyle mu nbsp kann aber auch mit der klassischen Methode der Bewegten Grenzflache moving interface erfolgen 2 Festkorper Bearbeiten Hauptartikel Festelektrolyt Auch Festkorper konnen bewegliche Ionen enthalten Gerade bei hohen Temperaturen werden beispielsweise in aus Ionen bestehenden Festkorpern Ionen beweglich Es gibt aber auch feste Elektrolyte die bei Raumtemperatur verwendet werden konnen oder bei nur wenig erhohten Temperaturen Dazu gehoren auch die in manchen Brennstoffzellen verwendeten Polymerelektrolyt Membranen Sie bestehen aus einem Kunststoffgerust das ionische Seitengruppen enthalt Wichtige Ionenleiter sind beispielsweise manche Natriumaluminate Neben der Anwendung in Brennstoffzellen sind Festelektrolyte auch in Sensoren wichtig etwa der Lambdasonde die ein Elektrolyt enthalt das Sauerstoffionen leitet z B YSZ yttria stabilized zirconia eine Mischung von Zirkoniumdioxid ZrO2 und Yttriumoxid Y2O3 Auch die um 1900 als Gluhlampe gebrauchliche Nernstlampe verwendete solche Festelektrolyte Biologische Elektrolyte BearbeitenDie wichtigsten Ionen biologischer Elektrolyte sind Natrium Kalium Calcium Magnesium Chlorid Phosphat und Hydrogencarbonat bei Pflanzen zusatzlich noch Nitrate 3 4 Sie sind im Zytosol enthalten und fur die Funktion der Zellen und Reizleitung aber auch fur das Membranpotential unentbehrlich Noch weitere Ionen sind als Spurenelemente fur die Zelle notwendig doch sind die genannten Ionen besonders bedeutend im Hinblick auf das Elektrolytgleichgewicht der Zelle da sie bei der Regulierung des osmotischen Drucks eine herausragende Rolle spielen Physiologie Bearbeiten Siehe auch Wasserhaushalt Lebewesen und Osmoregulation Kation Funktion Konzentration mmol l 5 intraz interst PlasmaNatrium extrazellulare Osmolaritat Aktionspotential 15 143 141Kalium intrazellulare Osmolaritat Ruhemembranpotential 140 4 4Calcium second Messenger Knochenumbau 0 0001 A 1 1 3 2 5 A 2 Magnesium zellulare Erregbarkeit 15 0 7 1Anion Funktion Konzentration mmol l 5 intraz interst PlasmaChlorid 8 115 103Hydrogencarbonat Saure Basen Haushalt 15 28 25Phosphat intrazellularer Puffer 60 A 3 1 1Sulfat 10 0 5 0 5organische Sauren 2 5 4 frei geloster Anteil etwa 1 3 mmol l frei gelost Rest komplexiert etwa 1 mmol l frei gelost Rest organisch gebunden Schon die fruhesten Einzeller liessen reines Wasser recht ungehindert uber ihre Zellmembranen fliessen wahrend sie ihren Gehalt an Elektrolyten streng regulierten und dabei die konstante Konzentrationen im Meerwasser ihrem ausseren Milieu nutzten Die Zellen der spater entstandenen landlebenden Mehrzeller inklusive des Menschen arbeiten weiterhin nach diesem Prinzip Allerdings steht ihnen kein Meereswasser mehr zur Verfugung Vielmehr muss der Organismus nun auch die Konzentrationen in der extrazellularen Flussigkeit dem inneren Milieu durch Regulierung der Aufnahme Essverhalten und Resorption im Darm und Ausscheidung Ruckresorption in der Niere konstant halten Aus der freien Passage von Wasser folgt dass seine Verteilung durch die Verteilung osmotisch aktiver Substanzen der grosste Teil davon sind Elektrolyte bestimmt wird denn unterschiedliche osmotische Konzentrationen erzeugen unterschiedliche osmotische Drucke die das Wasser in Richtung der hoheren Osmolaritat treiben Die Osmolaritat betragt im menschlichen Korper intrazellular wie extrazellular etwa 300 mosmol l sie wird durch Steuerung der Aufnahme und Ausscheidung von Wasser konstant gehalten Der Natriumbestand bestimmt dabei das Volumen der extrazellularen Flussigkeit und damit auch das Blutvolumen dessen Konstanthaltung fur die Kreislaufstabilitat von grosster Bedeutung ist Verliert man durch starkes Schwitzen oder Durchfall viel Salz und Wasser genugt es nicht nur das Wasser wieder zuzufuhren denn Wasser ohne Salz senkt die Osmolaritat sodass das Wasser zur Wahrung der Osmohomoostase wieder ausgeschieden wird Zur Behandlung eines Volumenmangels werden klinisch Vollelektrolytlosungen infundiert Sportgetranke die mit Isotonie werben sind meist nicht geeignet einen echten Volumenmangel zu beheben weil sie die Osmolaritat des Korpers im Wesentlichen durch Zucker erreichen der aber durch die Blutzuckerregulation schnell aus dem Blut entfernt wird sodass hypotone Losung zuruckbleibt allerdings ist auch gar kein isotones Getrank notwendig da uber den Schweiss mehr Wasser als Salz verloren geht Storungen der an den Elektrolythomoostasen beteiligten Hormone oder Organe aussern sich in charakteristischen Elektrolytstorungen Wenn eine kausale Therapie nicht moglich ist konnen sie durch Infusion geeigneter Losungen Diuretika Nahrungserganzungsmittel oder auch Meidung bestimmter Lebensmittel behandelt werden machtigste Therapie ist die Dialyse Elektrochemische Anwendungen BearbeitenEine wichtige Anwendung von Elektrolyten ist der Gebrauch bei der Elektrolyse einschliesslich der Galvanik Elektrolyte sind auch notwendige Bestandteile von Batterien Akkumulatoren und Elektrolytkondensatoren Zur Herkunft des von Michael Faraday gepragten Begriffes Elektrolyt siehe auch Faradaysche Gesetze zur Bedeutung der Elektrolytkonzentration siehe auch Nernst Gleichung Galvanische Elektrolyte Bearbeiten In der Galvanik werden folgende Elektrolyte verwendet Aluminiumelektrolyte Antimonelektrolyte Bleielektrolyte Bronzeelektrolyte Cadmiumelektrolyte Cobaltelektrolyte Chromelektrolyte Eisenelektrolyte Goldelektrolyte Indiumelektrolyte Kupferelektrolyt Manganelektrolyte Messingelektrolyte Nickelelektrolyte Nickel Eisen Elektrolyte Palladiumelektrolyte Platinelektrolyte Rheniumelektrolyte Rhodiumelektrolyte Rutheniumelektrolyte Silberelektrolyte Wismutelektrolyte Wolframelektrolyte Zinkelektrolyte ZinnelektrolyteSiehe auch BearbeitenGalvanische Zelle Elektrolytdatenbank Regensburg Tyrode Losung Molare LeitfahigkeitLiteratur BearbeitenCarl H Hamann Wolf Vielstich Elektrochemie I Elektrolytische Leitfahigkeit Potentiale Phasengrenzen 2 Auflage VCH Verlagsgesellschaft mbH Oldenburg Bonn 1985 ISBN 3 527 21100 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Elektrolyt Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Duden Elektrolyt a b Carl H Hamann Wolf Vielstich Elektrochemie I Elektrolytische Leitfahigkeit Potentiale Phasengrenzen 2 Auflage VCH Verlagsgesellschaft mbH Oldenburg Bonn 1985 ISBN 3 527 21100 4 S 4 Joachim W Kadereit Christian Korner Benedikt Kost Uwe Sonnewald Strasburger Lehrbuch der Pflanzenwissenschaften Springer Verlag 2014 ISBN 978 3 642 54435 4 S 39 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 24 Mai 2016 Erregung und Erregungsleitung in Biologie Schulerlexikon Lernhelfer In www lernhelfer de Abgerufen am 24 Mai 2016 a b Robert Franz Schmidt Florian Lang Manfred Heckmann Hrsg Physiologie des Menschen 31 Auflage Springer Medizin Verlag Heidelberg 2010 ISBN 978 3 642 01650 9 S 669 Normdaten Sachbegriff GND 4151826 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elektrolyt amp oldid 226914698