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Dieser Artikel handelt von Elektrochemie Fur das Faradaysche Induktionsgesetz siehe Elektromagnetische Induktion Die nach ihrem Entdecker Michael Faraday benannten Faradayschen Gesetze beschreiben den Zusammenhang zwischen elektrischer Ladung und Stoffumsatz bei elektrochemischen Reaktionen z B bei der Elektrolyse Sie sind daher Grundgesetze der Elektrochemie und der Elektrolyse Traditionell heissen die Gesetze Faradaysche Gesetze der Elektrolyse sie sind aber auch fur die Stoffumsatze in galvanischen Zellen d h Batterien Akkumulatoren und Brennstoffzellen gultig Davon zu trennen ist das Faradaysche Gesetz der Induktion welches sich auf die elektromagnetische Induktion bezieht siehe Begriffsklarungshinweis am Beginn des Artikels Inhaltsverzeichnis 1 Grundbegriffe der Elektrolyse 2 Faradays Gesetze 3 Heutige Formulierung 4 Anwendungen 5 Historisches 6 EinzelnachweiseGrundbegriffe der Elektrolyse BearbeitenDie Elektrolyse eine Methode der Elektrochemie erlaubte es im 19 Jahrhundert erstmals einige neu entdeckte Metalle in elementarer Form darzustellen Dabei wird ein elektrischer Strom durch eine Schmelze aus Verbindungen dieser Metalle geleitet Diese Methode nannte Faraday Elektrolyse nach einem griechischen Ausdruck fur mittels Elektrizitat befreien Faraday bezeichnete eine Flussigkeit oder eine Losung die elektrische Leitfahigkeit besass als Elektrolyt Die Metallstabe die in die Flussigkeit oder Losung eingetaucht wurden bezeichnete er als Elektroden nach dem griechischen Wort fur die Strasse der Elektrizitat Die Elektrode in die der externe Strom fliesst nannte er Anode ἄnodos Aufstieg Entsprechend bezeichnete er die Elektrode aus welcher der Strom herausfliesst als Kathode kaϑodos Hinabweg 1 Faraday verglich den Elektrizitatsfluss mit Wasser das von oben bei Elektrizitat also von der Anode nach unten zur Kathode fliesst Er folgte damit dem Beispiel Franklins der einen Elektrizitatsfluss von positiv nach negativ definiert hatte Das ist auch die Transportrichtung von positiv geladenen Ladungstragern die Definition der Stromrichtung sagt nichts uber das Vorzeichen der Ladung der Ladungstrager aus In Elektrolyten befinden sich positive und negative Ladungstrager die Ionen genannt werden wahrend in metallischen Leitern die Ladungstrager negativ geladene Elektronen sind Positiv geladene Ionen werden Kationen und negative geladene Anionen genannt Die Bezeichnung leitet sich aus dem Namen der Elektrode umgekehrten Vorzeichens ab an der diese Ionen abgeschieden werden Faradays Gesetze Bearbeiten nbsp Michael Faraday auf einem etwa 1841 42 entstandenen OlgemaldeIm Jahre 1834 1 veroffentlichte Faraday die Grundgesetze der Elektrolyse heute bekannt als Faradaysche Gesetze 1 Faradaysches Gesetz Die Stoffmenge die an einer Elektrode wahrend der Elektrolyse abgeschieden wird ist proportional zur elektrischen Ladung die durch den Elektrolyten geschickt wird n Q 2 Faradaysches Gesetz Die durch eine bestimmte Ladungsmenge abgeschiedene Masse eines Elements ist proportional zur Atommasse des abgeschiedenen Elements und umgekehrt proportional zu seiner Wertigkeit also zur Anzahl von einwertigen Atomen die sich mit diesem Element verbinden konnen Heutige Formulierung BearbeitenUm ein Mol eines einwertigen Ions elektrolytisch abzuscheiden wird die Ladungsmenge bzw Ladung Q1 benotigt Q 1 1 mol e N A F displaystyle frac Q 1 text 1 mol e cdot N mathrm A F nbsp Dabei ist e die Elementarladung und NA ist die Avogadro Konstante die besagt wie viele Teilchen ein Mol enthalt F ist die Faraday Konstante von 96485 C mol und sie ist gleich der Ladung die zur Abscheidung eines Mols eines einwertigen Stoffes benotigt wird Sie ist auch gleich dem Betrag der Ladung eines Mols Elektronen der zur Abscheidung benotigt bzw abgegeben wird Um eine beliebige Stoffmenge eines z wertigen Ions elektrolytisch abzuscheiden braucht es die Ladung Q n z F displaystyle Q n cdot z cdot F nbsp mit der Ladungszahl z des verwendeten Ions der Stoffmenge n und der Faraday Konstante F Wegen der Definition der molaren Masse M kann fur die Masse m eines Stoffes geschrieben werden m M n displaystyle m M cdot n nbsp mit Masse m des Stoffes der molaren Masse M und der Stoffmenge n des Stoffes Wird nun die zweite Gleichung nach n umgestellt und in die Gleichung der Masse m eingesetzt so folgt m M Q z F displaystyle m M cdot Q over z cdot F nbsp Dabei ist hier die Masse m die Masse des durch Elektrolyse abgeschiedenen Stoffes Diese Gleichung fasst die beiden Faradaygesetze in einer Beziehung zusammen Daher konnen solche Gleichungen auch mit dem Singularbegriff das Faradaygesetz bezeichnet werden 2 3 Definiert man das elektrochemische Aquivalent Ae A e M z F displaystyle ddot A e frac M z cdot F nbsp so erhalt man die Gleichung m A e Q displaystyle m ddot A e Q nbsp Diese Gleichung folgt aus dem ersten Faradayschen Gesetz allerdings ist in ihr die Proportionalitat der Ladung zur Masse des Stoffes ausgedruckt Durch Umstellen der Gleichung weiter oben erhalt man die Ladung Q die notwendig ist eine bestimmte Masse m des Stoffes durch Elektrolyse abzuscheiden Q m z F M displaystyle Q m cdot z cdot F over M nbsp Bei konstanter Stromstarke I ist die Ladung Q der Elektrolysezeit t proportional Q I t displaystyle Q I cdot t nbsp Wird dies in die Gleichung uber die Masse m des elektrolytisch abgeschiedenen Stoffes eingesetzt so folgt m M I t z F displaystyle m M cdot I cdot t over z cdot F nbsp Diese Gleichung sagt aus wie gross die abgeschiedene Masse m des Stoffes in Abhangigkeit von der konstanten Stromstarke und der Elektrolysezeit ist Dabei sind M und F Konstanten Durch Umstellen dieser Gleichung erhalt man fur die Elektrolysezeit t t m z F M I displaystyle t m cdot z cdot F over M cdot I nbsp Diese Gleichung besagt wie lange die Elektrolysezeit sein muss um eine bestimmte Masse eines abgeschiedenen Stoffes bei einer gegebenen konstanten Stromstarke elektrolytisch abzuscheiden Anwendungen BearbeitenDie Faradayschen Gesetze dienten als Stutze der Atomtheorie also als starker Hinweis dass es Atome und Ionen gibt Wie aufgrund des Millikan Versuchs bekannt ist ist die elektrische Ladung gequantelt d h es gibt eine kleinste elektrische Ladung die Elementarladung Da gemass den Faradayschen Gesetzen die Stoffmenge proportional zur Ladung ist folgt sofort dass bei der Elektrolyse die Stoffe in kleinsten Portionen umgesetzt werden eben den Atomen oder den Ionen die eine Ladung tragen die entweder der Elementarladung oder einem vielfachen davon entspricht Weitere historisch wichtige Anwendungen sind die Bestimmung relativer Molmassen M und von Ladungszahlen z Dazu wurden zum Beispiel zwei hintereinander geschaltete Elektrolysezellen benutzt wobei etwa in der einen zwei Silberelektroden in eine Silbersalzlosung tauchen Da die Zellen in Reihe geschaltet sind fliesst durch beide Zellen dieselbe Ladung und wenn in der einen ein Mol Silber umgesetzt wird wird in der anderen 1 mol z umgesetzt Die Faradayschen Gesetze werden auch in der Galvanik angewandt wo sie z B bei bekannter geometrischer Oberflache A eines Werkstucks die Abschatzung der Schichtdicke d erlauben Nach der Definition der Dichte ϱ displaystyle varrho nbsp gilt ϱ m V m d A displaystyle varrho m over V m over d cdot A nbsp Damit erhalt man d M Q z A ϱ F M I t z A ϱ F displaystyle d M cdot Q over z cdot A cdot varrho cdot F M cdot I cdot t over z cdot A cdot varrho cdot F nbsp Historisches Bearbeiten1833 berichtete Michael Faraday dass die umgesetzte Stoffmenge nicht der Stromstarke sondern der Ladung proportional sei When electro chemical decomposition takes place there is great reason to believe that the quantity of matter decomposed is not proportionate to the intensity but to the quantity of electricity passed 4 5 In seiner zusammenfassenden Arbeit von 1834 1 stellte er die Gesetze klar heraus Obwohl einige Wissenschaftler die Bedeutung und die Richtigkeit der Faradaygesetze bald erkannten wurden sie zwischen 1834 und 1880 weitgehend missachtet vor allem da der anerkannte Chemiker Jons Jakob Berzelius sie fur falsch hielt weil er Stromstarke und Ladung nicht korrekt unterschieden hatte 5 Die Faradaygesetze wurden moglicherweise unabhangig von Carlo Matteucci entdeckt 5 Matteucci selbst schrieb 1839 er habe sie selbstandig entdeckt 5 Da seine Arbeiten jedoch im Oktober 1834 bzw 1835 6 veroffentlicht wurden so dass nicht ausgeschlossen werden kann dass er Faradays davor veroffentlichte Ergebnisse kannte gilt Faraday als Entdecker so dass die Gesetze ausschliesslich seinen Namen tragen Ab 1881 wurden die Faradayschen Gesetze in Wissenschaft und Technik haufig benutzt insbesondere wurde die Elektrolyse auch zur Bestimmung von Ladungen und Stromstarken im Gleichstromkreis benutzt Die dazu verwendeten Gerate hiessen im 19 Jahrhundert Voltameter spater Coulometer Ab 1938 wurde umgekehrt die Ladungsmessung zur quantitativen Analyse benutzt die Methode heisst Coulometrie Einzelnachweise Bearbeiten a b c Michael Faraday Experimental Researches in Electricity Seventh Series In Philosophical Transactions of the Royal Society of London Band 124 Januar 1834 S 77 122 doi 10 1098 rstl 1834 0008 Frederick C Strong Faraday s laws in one equation In Journal of Chemical Education Band 38 Nr 2 1961 S 98 doi 10 1021 ed038p98 William B Jensen Faraday s Laws or Faraday s Law In Journal of Chemical Education Band 89 Nr 9 Mai 2012 S 1208 1209 doi 10 1021 ed101193q Michael Faraday Experimental Researches in Electricity Third Series In Philosophical Transactions of the Royal Society of London Band 123 Januar 1833 7 Identity of Electricities derived from different sources II Ordinary Electricity 329 S 23 54 doi 10 1098 rstl 1833 0006 a b c d Rosemary Gene Ehl Aaron J Ihde Faraday s Electrochemical Laws and the Determination of Equivalent Weights In Journal of Chemical Education Band 31 Nr 5 Mai 1954 S 226 232 doi 10 1021 ed031p226 Charles Matteucci Sur la Force electro chimique de la pile In Annales de chimie et de physique Band 58 1835 S 75 88 Eigentumerin der Vorlage Bayerische Staatsbibliothek Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Faradaysche Gesetze amp oldid 231566309