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Die Coulometrie ist eine Methode der Elektrochemie Die Coulometrie ist eine Methode um die quantitative Stoffmenge einer oxidierbaren oder reduzierbaren Verbindung zu ermitteln Sie wurde von den Ungarn Laszlo Szebelledy und Zoltan Somogyi im Jahre 1938 entwickelt Erst ab 1950 fand dann die Methode breitere Anwendung Die Coulometrie beruht auf der Messung der elektrischen Ladung bzw Elektrizitatsmenge die an einer Arbeitselektrode umgesetzt wird Die Coulometrie ist der Elektrogravimetrie sehr ahnlich jedoch werden hierbei die oxidierten oder reduzierten Stoffe nicht notwendigerweise an der Elektrode abgeschieden sondern konnen auch in Losung bleiben Die vollstandige Umsetzung kann uber einen indirekten Indikator z B Manganation angezeigt werden oder wird durch eine prazise Potentialkontrolle oder Messung eingehalten bzw uberwacht Gemass dem Faradayschen Gesetz ist die elektrische Ladung proportional zur umgesetzten Stoffmenge Bei vollstandigem elektrochemischen Umsatz des zu bestimmenden Stoffes des Analyten und fehlenden elektrochemischen Nebenreaktionen wird mittels der Faradaykonstante die Analytmenge ausgerechnet Da an der Gegenelektrode ebenfalls eine elektrochemische Reaktion ablaufen muss um den Stromkreis zu schliessen muss gewahrleistet werden dass die Reaktionsprodukte nicht in den Bereich der Arbeitselektrode gelangen konnen Das kann durch ein Diaphragma oder mittels chemischer Bindung z B Halogen mit Silber Gegenelektrode als schwer losliches Silberhalogenid geschehen Die Coulometrie findet z B Anwendung bei der Bestimmung des Wassergehaltes nach Karl Fischer im Spurenbereich oder bei der Quantifizierung der adsorbierbaren organisch gebundenen Halogenen AOX in Wasserproben Inhaltsverzeichnis 1 Potentiostatische Coulometrie 1 1 Beispiele 2 Galvanostatische Coulometrie 2 1 Indikationsmethoden 2 2 Beispiel 3 Chronocoulometrie 4 Coulometer 5 LiteraturPotentiostatische Coulometrie BearbeitenBei der potentiostatischen Variante der Coulometrie wird das Elektrodenpotential mit Hilfe eines Potentiostaten konstant gehalten Diese Potentialkontrolle ist sehr vorteilhaft um Nebenreaktionen auszuschliessen Von Nachteil ist dass die Stromstarke wegen der stetig sinkenden Analytkonzentration stark abfallt Dadurch kann das Experiment viel Zeit in Anspruch nehmen Das Ende der Reaktion wird angenommen wenn der Stromabfall 99 9 Prozent erreicht hat Die gesuchte Elektrizitatsmenge errechnet sich dann nach dem Integral des Stromes uber die Zeit Bei sehr kleiner Elektrodenoberflache grossen Konzentrationen und grossen Volumina kann die Analyse auch Tage in Anspruch nehmen Aus diesem Grund ist die Coulometrie im ausgesprochenen Masse eine spurenanalytische Methode Q 0 t I d t displaystyle Q int 0 t I mathrm d t nbsp Diese Auswertung ubernimmt meist eine integrierende analoge Schaltung Integratorschaltung oder ein Computerprogramm Die Berechnung der abgeschiedenen oder umgesetzten Masse ergibt sich aus folgenden Beziehungen Faraday Gesetz Q n z F displaystyle Q n cdot z cdot F nbsp Stoffmenge n m M displaystyle n frac m M nbsp Eingesetzt und aufgelost nach der Masse m gilt m M Q z F displaystyle m frac M cdot Q z cdot F nbsp Hierbei ist M die molare Masse in g mol Q die experimentell bestimmte Ladung in Coulomb z die Ladungszahl die bei Reduktion bzw Oxidation der Anderung der Oxidationszahl entspricht und F die Faraday Konstante in C mol Beispiele Bearbeiten Reduktion von Metallionen zu Metallen an Quecksilber oder Platinelektroden Ni 2 2 e Ni displaystyle ce Ni 2 2 e gt Ni nbsp Anderung der Oxidationsstufe Wertigkeitsstufe an Platinelektroden Eu 2 Eu 3 e displaystyle ce Eu 2 gt Eu 3 e nbsp Oxidative Abscheidung von Halogeniden an Silberelektroden 2 Br Br 2 2 e displaystyle ce 2 Br gt Br2 2 e nbsp Galvanostatische Coulometrie BearbeitenBei der galvanostatischen Variante der Coulometrie wird die Elektrolyse Stromstarke mit Hilfe eines Galvanostaten konstant gehalten Dieser besteht im einfachsten Falle aus einer Batterie einem Widerstand von etlichen Kiloohm und einem Potentiometer in Reihenschaltung mit der elektrochemischen Zelle Der Kiloohm Widerstand begrenzt den elektrischen Strom da er den weitaus hochsten Widerstandswert im Stromkreis besitzt Von Vorteil sind die einfache Geratetechnik und die schnelle Durchfuhrung Nachteilig wirkt sich aus dass das Elektrodenpotential sich wahrend der Reaktion verandert und somit Nebenreaktionen durch andere Massnahmen z B Reinigungsschritte bei der Probevorbereitung ausgeschlossen werden mussen Das Ende der Reaktion muss durch eine Indikationsmethode angezeigt werden beispielsweise durch eine pH Wert Messung Diese Methode kann daher auch als eine Titration mit Elektronen angesehen werden Da die Stromstarke konstant gehalten wird gilt fur die umgesetzte Ladung folgende Beziehung Q I t displaystyle Q I cdot t nbsp Indikationsmethoden Bearbeiten Die untenstehenden Methoden konnen zur Endpunktsindizierung genutzt werden Dabei ist zu beachten dass die Gute der Methode oftmals von der Analytmenge abhangig ist und von der Hintergrundmatrix wie z B pH Puffer etc pH Indikation Die pH Indikation ist bei pH 7 am besten je weiter man zu pH 0 oder pH 14 wandert desto schlechter wird die Indikation Bei sehr geringer Analytkonzentration ist die Anderung des pH Werts nicht gross genug um eine pH Wert Anderung festzustellen da Wasser auch Puffereigenschaften besitzt Konduktometrische Indikation Bei Reaktionen die nicht zwischen pH 6 und pH 8 verlaufen ist die Leitfahigkeit der Protonen oder der Hydroxidionen zu gross Ausserdem wird immer Leitsalz im Uberschuss zugegeben um Migration des Analyten im elektrischen Feld zu verhindern Daher ist die Leitfahigkeit der Losung generell hoch Bei geringer Analytkonzentrationen wird die Leitfahigkeit nicht signifikant geandert Somit ist eine Indikation schwierig bis unmoglich solange die Analytkonzentration gering ist Photometrische Indikation Bei sehr geringen Ausgangskonzentration ist der Extinktionskoeffizient der meisten Analyten zu gering um eine signifikante Anderung der Extinktion wahrzunehmen Durch die hohe Konzentration an Leitsalz und Hilfsreagenz konnen matrixbedingte Storungen auftreten Biamperometre Indikation mittels einer Indikatorelektrode Man legt an einer Indikatorelektrode ein sehr kleines Potential oder einen sehr kleinen Strom an und gibt ein Hilfsreagenz in die Losung das umgesetzt wird anstelle vom Analyten Da man fur den ungehinderten Stromfluss eine Reaktion an der Kathode und an der Anode zulassen muss und das geloste Salz nur in einer Oxidationsstufe vorliegt oxidiert oder reduziert fliesst nur ein kleiner Reststrom Sobald man mit der Coulometrie beginnt wird das Hilfsreagenz umgesetzt das danach den Analyten umsetzt und zuruckreagiert Die fur die Oxidation Reduktion wichtige Spezies wird wieder umgesetzt der Stromfluss bleibt also sehr klein Nach dem Umsatz des Analyten wird die oxidierte und die reduzierte Form in der Losung durch die Reaktion vorliegen Dadurch kann an der Indikatorelektrode die meist aus zwei Pt Stiften besteht der Strom fliessen da jetzt an der Anode und an der Kathode die elektrochemischen Prozesse ablaufen konnen Legt man einen definierten Strom an fallt das Potential ab legt man ein festes Potential an steigt der Strom nach der vollstandigen Umsetzung des Analyten Da bei der Galvanostatischen Coulometrie eine Potentialerhohung mit der Zeit auftritt muss sowieso ein Hilfsreagenz im Uberschuss eingesetzt werden die die Potentialerhohung vernachlassigbar klein werden lasst Dieses Hilfsreagenz kann dann leicht zur Endpunktsbestimmung herangezogen werden Glucklicherweise ist der Spannungsabfall bzw die Stromerhohung in der Losung nicht von der Analytkonzentration abhangig sondern von der Indikatorelektrodenoberflache moglichst klein halten und der Konzentration des Hilfsreagenz Beispiel Bearbeiten Es sollen Cer IV ionen bestimmt werden Hierbei werden diese Ionen bei der Bestimmung reduziert Ce 4 e Ce 3 displaystyle ce Ce 4 e gt Ce 3 nbsp Die eigentliche Reduktion erfolgt dadurch dass ein im Uberschuss zugegebenes Hilfsreagenz z B ein Eisen III salz bei der Elektrolyse kathodisch reduziert wird und die reduzierte Form dann bei der Oxidation die Elektronen liefert Fe 3 e Fe 2 displaystyle ce Fe 3 e gt Fe 2 nbsp Fe 2 Fe 3 e displaystyle ce Fe 2 gt Fe 3 e nbsp Solange nicht alle Cer IV ionen reduziert worden sind bleibt die Konzentration der Eisen III ionen konstant und es fliesst ein konstanter Strom Der Endpunkt der coulometrischen Bestimmung ist dann erreicht wenn die Stromstarke sich verringert Chronocoulometrie BearbeitenBei der Chronocoulometrie handelt es sich im Grunde um eine Chronoamperometrie d h es wird ein Potentialsprungexperiment durchgefuhrt und die Anderung des Elektrolysestroms mit hoher zeitlicher Auflosung Mikrosekunden verfolgt Allerdings wird uber die Zeit integriert um die umgesetzte elektrische Ladung zu erhalten Das Ziel besteht in der Bestimmung oberflachlich an der Arbeitselektrode befindlicher Stoffe Diese werden in kurzester Zeit umgesetzt wahrend im Elektrolyten geloste Substanzen erst zur Elektrodenoberflache diffundieren mussen Der elektrische Strom der durch letzteren Vorgang verursacht wird fallt gemass der Cottrellgleichung mit t displaystyle sqrt t nbsp ab Daher kann rechnerisch zwischen der Umsetzung geloster und abgeschiedener Stoffe unterschieden werden Coulometer BearbeitenEs gibt zwei verschiedene Type von Coulometern Coulometer als Gerate mit denen die analytische Methode Coulometrie ausgefuhrt wird Beispielsweise gibt es solche Coulometer zur Wasserbestimmung im Spurenbereich oder zur Bestimmung von CO2 in Gasen Coulometer die zur Bestimmung von elektrischen Grossen im Gleichstromkreis dienen namlich der Gesamtladung oder einer konstanten Stromstarke Im 19 Jahrhundert und der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts wurden diese Gerate die von Michael Faraday erfunden worden waren in Wissenschaft und Technik haufig verwendet Coulometer wurden im 19 Jahrhundert Voltameter genannt Naheres wie die Erlauterung der verschiedenen Typen siehe dort Diese Coulometer fuhren keine quantitative Analyse aus wie im vorliegenden Artikel beschrieben und gehoren heute nicht mehr zur analytischen Coulometrie Literatur BearbeitenKarl Abresch Ingeborg Claassen Die coulometrische Analyse Verlag Chemie Weinheim 1961 Monographien zu Angewandte Chemie und Chemie Ingenieur Technik 71 Karl Abresch Karl Heinz Buchel Die coulometrische Analyse In Angewandte Chemie Jg 74 1962 Nr 17 S 685 ISSN 1433 7851 Gustav Kortum Lehrbuch der Elektrochemie 5 Aufl Verlag Chemie Weinheim 1972 ISBN 3 527 25393 9 EA Weinheim 1952 Mathias Wunsche Simultan gefuhrte Untersuchungen zum elektrochemischen Wachstum von Kupferfilmen mittels Coulometrie Mikrogravimetrie und Lichtreflexion Dissertation Freie Universitat Berlin 1994 Georg Schwedt Analytische Chemie 2 Aufl Wiley VCH Verlagsgesellschaft Weinheim 2008 S 175 ff ISBN 978 3 527 31206 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Coulometrie amp oldid 230468404