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Die Beweglichkeit b displaystyle textstyle b bzw Mobilitat m displaystyle mu als physikalischer Begriff ist definiert uber die konstante stationare Geschwindigkeit v s displaystyle vec v mathrm s welche ein Korper asymptotisch erreicht wenn an ihm eine konstante Kraft F displaystyle vec F angreift v s m F displaystyle vec v mathrm s mu cdot vec F Man spricht in diesem Zusammenhang von der Driftgeschwindigkeit v s displaystyle vec v mathrm s In der Elektrodynamik wird die Beweglichkeit in leicht abgewandelter Form und damit mit anderer Einheit definiert Die Ladungstragerbeweglichkeit b displaystyle textstyle b bezeichnet den Zusammenhang zwischen der Driftgeschwindigkeit von Ladungstragern und einem angelegten elektrischen Feld v s b E displaystyle vec v mathrm s b cdot vec E Grundsatzlich ist es nur in dissipativen Systemen sinnvoll eine Mobilitat einzufuhren also dort wo es Reibung und somit eine inelastische Streuung gibt Ab einer bestimmten Geschwindigkeit gibt es ein Gleichgewicht zwischen ausserer Kraft und entgegengesetzt wirkender Reibungskraft sodass die Bewegung stationar ist allgemeiner die mittlere Geschwindigkeit ist stationar Inhaltsverzeichnis 1 Beweglichkeit in der Mechanik 1 1 Mobilitat bei Stokes scher Reibung 1 1 1 Mobilitatsdurchmesser 2 Beweglichkeit in der Elektrodynamik 2 1 Zusammenhang mit Leitfahigkeit 2 2 Mikroskopische Betrachtung 2 3 Mobilitat in Festkorpern 2 4 Ladungstragermobilitat einiger Stoffe 3 Mobilitat in der Gasphase 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBeweglichkeit in der Mechanik BearbeitenEine konstante an einem Korper angreifende Kraft F displaystyle vec F nbsp bewirkt solange dessen Beschleunigung bis die entgegengesetzte Reibungskraft z B Luft oder Gleitreibung den gleichen Betrag hat Dann ist die stationare Geschwindigkeit v s displaystyle vec v mathrm s nbsp erreicht und die effektive Beschleunigung betragt null Dies ist z B der Grund warum ein in der Atmosphare fallender Korper nicht beliebig schnell wird Eine Ursache dieser Gesetzmassigkeit ist die Abhangigkeit der Reibung von der Geschwindigkeit des Korpers Die mechanische Beweglichkeit m displaystyle mu nbsp ist daher definiert als m v s F displaystyle mu frac vec v mathrm s vec F nbsp In der Mechanik hat die Beweglichkeit somit die Einheit s kg Historisch interessant ist dass Aristoteles dieses Gesetz als grundlegend fur seine Mechanik angenommen hat Die heutige Mechanik hingegen beruht auf den Newtonschen Axiomen aus denen das Gesetz hervorgeht Mobilitat bei Stokes scher Reibung Bearbeiten Ein Korper werde durch eine externe Kraft F e x t displaystyle vec F mathrm ext nbsp beschleunigt und durch Stokes sche Reibung gebremst Die Stokes sche Reibungskraft ist F R g v displaystyle vec F mathrm R gamma vec v nbsp fur die Bewegung eines kugelformigen Teilchens in einem Fluid gilt g 6 p r h C displaystyle gamma 6 pi r eta C nbsp wobei r displaystyle r nbsp der Teilchenradius h displaystyle eta nbsp die dynamische Viskositat des Fluids und C 1 displaystyle C approx 1 nbsp der Cunningham Korrekturfaktor ist Die resultierende Kraft setzt sich aus diesen beiden Beitragen zusammen F r e s F R F e x t m v g v F e x t displaystyle begin aligned vec F mathrm res amp vec F mathrm R vec F mathrm ext m dot vec v amp gamma vec v vec F mathrm ext end aligned nbsp Im Gleichgewicht ist die resultierende Kraft und somit die Beschleunigung gleich Null und die stationare Geschwindigkeit ist erreicht v 0 v s 1 g F e x t displaystyle dot vec v 0 quad Rightarrow quad vec v mathrm s frac 1 gamma vec F mathrm ext nbsp Die Beweglichkeit ist also m v s F e x t 1 g C 6 p r h C 3 p d h displaystyle mu frac vec v mathrm s vec F mathrm ext frac 1 gamma frac C 6 pi r eta frac C 3 pi d eta nbsp Mobilitatsdurchmesser Bearbeiten Die Beweglichkeit eines sich in einer Flussigkeit bewegenden Korpers kann auch durch den mobilitatsaquivalenten Durchmesser bzw Mobilitatsdurchmesser ausgedruckt werden Dies ist der Durchmesser d displaystyle d nbsp einer Kugel welche diese Mobilitat besitzt Sein Wert ist nach dem stokesschen Gesetz m C d 3 p h d displaystyle mu tfrac C d 3 pi eta d nbsp wobei der Cunningham Korrekturfaktor C displaystyle C nbsp angibt ob das den Korper umgebende Fluid als Kontinuum aufgefasst werden kann als freimolekular oder dazwischen Ausschlaggebend ist dabei die mittlere Freie Weglange der Fluidmolekule l displaystyle lambda nbsp und der Mobilitatsdurchmesser des Korpers d displaystyle d nbsp C 1 2 l d a b exp g d 2 l displaystyle C 1 frac 2 lambda d left alpha beta exp left gamma frac d 2 lambda right right nbsp Die Konstanten a displaystyle alpha nbsp b displaystyle beta nbsp und g displaystyle gamma nbsp wurden empirisch ermittelt und werden i d R als allgemeingultig betrachtet Anwendung findet diese Grosse vor allem in der Aerosoltechnik besonders fur ultrafeine Partikel Beweglichkeit in der Elektrodynamik BearbeitenIn der Elektrodynamik wird die Beweglichkeit in leicht abgewandelter Form definiert Die Ladungstragermobilitat oder einfach Mobilitat speziell fur Elektronen Elektronenmobilitat bezeichnet den Zusammenhang zwischen einem angelegten elektrischen Feld und der Driftgeschwindigkeit von Ladungstragern Festkorper Defekt Elektronen Plasma Elektronen Ionen m v D E displaystyle mu frac vec v mathrm D vec E nbsp wobei m displaystyle mu nbsp die Einheit m 2 V s A s 2 k g C s k g displaystyle frac mathrm m 2 mathrm Vs frac mathrm As 2 mathrm kg frac mathrm Cs mathrm kg nbsp hat Gewohnlich wird die Mobilitat in cm2 V s angegeben Bei kleinen Feldstarken ist m displaystyle mu nbsp unabhangig von der Feldstarke bei hohen Feldstarken allerdings nicht mehr Das genaue Verhalten wird dabei wesentlich durch das Material beeinflusst also z B dadurch ob ein elektrischer Strom durch einen Festkorper oder ein Plasma fliesst Bei sehr grossen Feldstarken erhoht sich in Festkorpern die mittlere Elektronengeschwindigkeit nicht mehr und erreicht die Sattigungsgeschwindigkeit v s a t displaystyle v mathrm sat nbsp Fur die Beweglichkeit von Ionen siehe Ionenbeweglichkeit Zusammenhang mit Leitfahigkeit Bearbeiten Die elektrische Leitfahigkeit lasst sich mit der Beweglichkeit in Verbindung bringen Fur leitfahige Stoffe lautet die Materialgleichung die die elektrische Stromdichte mit dem angelegten elektrischen Feld uber die elektrische Leitfahigkeit s displaystyle sigma nbsp verknupft j s E s v D m displaystyle vec j sigma vec E sigma frac vec v mathrm D mu nbsp Das zweite Gleichheitszeichen gilt unter Verwendung der obigen Definition der Beweglichkeit Allgemein ist die Stromdichte als Ladungsdichte mal Geschwindigkeit definiert r q n displaystyle rho qn nbsp ist die Ladungsdichte Ladung mal Ladungstragerdichte j r v D q n v D displaystyle vec j rho vec v mathrm D qn vec v mathrm D nbsp Somit kommt man durch Gleichsetzen auf den Zusammenhang zwischen Leitfahigkeit und Beweglichkeit s q n m displaystyle sigma qn mu nbsp wobei q displaystyle q nbsp die elektrische Ladung nicht notwendigerweise die Elementarladung eines Ladungstragers z B Elektron Loch Ion geladenes Molekul etc und n displaystyle n nbsp die Ladungstragerdichte darstellen In Metallen andert sich die Ladungstragerdichte mit der Temperatur wenig und die Leitfahigkeit ist von der temperaturabhangigen Mobilitat bestimmtDie Leitfahigkeit eines Halbleiters setzt sich zusammen aus der Elektronendichte n displaystyle n nbsp und deren Beweglichkeit m n displaystyle mu n nbsp sowie der Lochdichte p displaystyle p nbsp und deren Beweglichkeit m p displaystyle mu p nbsp s e n m n p m p displaystyle sigma e n mu n p mu p nbsp Bei Halbleitern andert sich mit der Temperatur die Ladungstragerdichte stark exponentiell dagegen ist die Temperaturabhangigkeit der Mobilitat klein Mikroskopische Betrachtung Bearbeiten Ladungstrager bewegen sich in einem Gas oder Festkorper ohne ein elektrisches Feld in der Regel zufallig d h die Driftgeschwindigkeit ist null Bei Anwesenheit eines elektrischen Feldes bewegen sich die Ladungen dagegen mit einer effektiven Geschwindigkeit entlang des Feldes die deutlich geringer als die mittlere Geschwindigkeit der einzelnen Ladungen ist Nach dem Drude Modell ist die Driftgeschwindigkeit gleich v D q t m E displaystyle v mathrm D frac q tau m E nbsp Daraus kann man die Mobilitat direkt ablesen m q t m displaystyle mu frac q tau m nbsp wobei q displaystyle q nbsp Ladung m displaystyle m nbsp Masse t displaystyle tau nbsp mittlere Stosszeit Zeit zwischen zwei Stossen Die mittlere Stosszeit lasst sich als Quotient aus mittlerer freier Weglange und mittlerer Geschwindigkeit schreiben t l v t h v D l v t h mit v t h 3 k T m displaystyle tau frac lambda v mathrm th v mathrm D approx frac lambda v mathrm th quad text mit quad v mathrm th sqrt frac 3kT m nbsp Die mittlere Geschwindigkeit setzt sich aus mittlerer thermischer Geschwindigkeit v t h displaystyle v th nbsp und Driftgeschwindigkeit v D displaystyle v D nbsp zusammen Die Driftgeschwindigkeit ist bei nicht zu grossen elektrischen Feldstarken viel kleiner als die thermische Geschwindigkeit weswegen man sie vernachlassigen kann Eine quantenmechanische Betrachtung nach Sommerfeld liefert ein ahnliches Ergebnis Dort muss allerdings die Masse durch die effektive Masse kann sich um mehrere Grossenordnungen von der Elektronenmasse unterscheiden ersetzt werden Zudem muss die mittlere Stosszeit fur die Elektronen mit der Fermienergie eingesetzt werden Zur Leitfahigkeit in entarteten Systemen wie Metallen und hochdotierten Halbleitern tragen namlich nur die Elektronen mit Energie im Bereich k T displaystyle kT nbsp um die Fermienergie bei m q l E F m v E F displaystyle mu frac q lambda E mathrm F m v E mathrm F nbsp Mobilitat in Festkorpern Bearbeiten Bei Festkorpern hangt die Mobilitat stark von der Anzahl von Storstellen und der Temperatur ab sodass es schwierig ist Werte anzugeben Es ist zu beachten dass im Gegensatz zu einem einzigen Korper die Geschwindigkeit der vielen vorhandenen Ladungstrager statistisch verteilt ist Die notwendige Reibungskraft die eine konstante Beschleunigung verhindert ist durch die Streuung an Fehlstellen im Kristall und an Phononen gegeben Die mittlere freie Weglange wird von diesen beiden Streumechanismen begrenzt Die Elektronen untereinander streuen nur sehr selten und an den Gitteratomen eigentlich gar nicht Naherungsweise lasst sich die Mobilitat als Kombination von Effekten von Gitterschwingungen Phononen und von Storstellen durch die folgende Gleichung ausdrucken Matthiessensche Regel m 1 1 m Gitter 1 m Storstellen displaystyle mu frac 1 frac 1 mu text Gitter frac 1 mu text Storstellen nbsp Die Mobilitat ist abhangig vom Material der Storstellendichte der Temperatur und der Feldstarke Bei niedrigen Temperaturen streuen die Elektronen hauptsachlich mit Storstellen bei hoheren verstarkt mit Phononen je hoher die Temperatur desto mehr Phononen sind angeregt Wie die quantenmechanische Betrachtung nach Sommerfeld zeigt ist die Mobilitat von der effektiven Masse abhangig Dabei ist zu beachten dass die effektive Masse im Allgemeinen ein Tensor also richtungsabhangig ist Somit ist bei einkristallinen Materialien die Beweglichkeit von der Kristallorientierung abhangig In Halbleitern ist die Mobilitat zudem unterschiedlich fur Elektronen im Leitungsband und Defektelektronen Locher im Valenzband Elektronen haben meist kleinere effektive Massen als Locher und somit eine hohere Mobilitat Falls einer der beiden Ladungstrager durch Dotierung dominiert so ist die Leitfahigkeit des Halbleiters proportional zur Mobilitat der Majoritatsladungstrager Durch Dotierung eines hochreinen Halbleitermaterials typischerweise Silizium durch Fremdatome geeigneter Natur werden gezielt eine bestimmte Menge von beweglichen Ladungstragern eingebracht deren Mobilitat jedoch verringert wird da die Dotierungsatome Storstellen sind Je nach Dotierungsmaterial entstehen Uberschuss Elektronen n Dotierung oder Elektronenfehlstellen p Dotierung Ladungstragermobilitat einiger Stoffe Bearbeiten Abhangig von der Materialstruktur kann die Beweglichkeit stark variieren Beispielsweise erreicht sie im Standardmaterial der Elektronik dem Silicium Si nur mittlere Werte Im Galliumarsenid GaAs dagegen ist sie wesentlich hoher mit der Folge dass dieses Material weit hohere Arbeitsfrequenzen aus ihm erstellter Bauteile zulasst als Silicium das aber zu ebenfalls hoheren Materialkosten Elektronen und Lochermobilitat verschiedener Materialien in cm2 V 1 s 1 bei 300 KMaterial Elektronen Locher Anmerkungenorganische Halbleiter 10Rubren 40 hochste Beweglichkeit unter den organischen Halbleiternubliche Metalle 50Silicium kristallin undotiert 1 400 450Germanium 3 900 1 900Galliumarsenid 9 200 400Indiumantimonid 77 000Kohlenstoff Nanorohrchen 100 000Graphen 10 000 auf SiO2 TragerGraphen 350 000 bei 1 6 K bisheriger Maximalwert 1 Zweidimensionales Elektronengas 35 000 000 nahe dem absoluten Nullpunkt 2 Mobilitat in der Gasphase BearbeitenMobilitat wird fur jeden Bestandteil der Gasphase einzeln definiert Dies ist von besonderem Interesse in der Plasmaphysik Die Definition lautet m q m n m displaystyle mu frac q m nu m nbsp wobei q displaystyle q nbsp Ladung des Bestandteils n m displaystyle nu m nbsp Stossfrequenz m displaystyle m nbsp Masse Der Zusammenhang zwischen der Mobilitat und dem Diffusionskoeffizienten ist als Einstein Gleichung bekannt m q k B T D displaystyle mu frac q k mathrm B T D nbsp wobei D p 8 l 2 n m displaystyle D frac pi 8 lambda 2 nu m nbsp die Diffusionskonstante l displaystyle lambda nbsp die mittlere freie Weglange k B displaystyle k mathrm B nbsp die Boltzmannkonstante und T displaystyle T nbsp die Temperatur bezeichnen Siehe auch BearbeitenLeiter Physik ReibungWeblinks Bearbeitensemiconductor glossary Bart Van Zeghbroeck s Online Book Principles of Semiconductor DevicesEinzelnachweise Bearbeiten Luca Banszerus Michael Schmitz Stephan Engels Jan Dauber Martin Oellers Federica Haupt Kenji Watanabe Takashi Taniguchi Bernd Beschoten and Christoph Stampfer Ultrahigh mobility graphene devices from chemical vapor deposition on reusable copper In Science Advances Nr 6 2015 doi 10 1126 sciadv 1500222 V Umansky M Heiblum Y Levinson J Smet J Nubler M Dolev MBE growth of ultra low disorder 2DEG with mobility exceeding 35 106 cm2 V s In Journal of Crystal Growth Nr 311 2009 S 1658 1661 doi 10 1016 j jcrysgro 2008 09 151 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Beweglichkeit Physik amp oldid 208814376