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Physikalische GrosseName dynamische ViskositatFormelzeichen h displaystyle eta m displaystyle mu Grossen undEinheitensystem Einheit DimensionSI Pa s N s m 2 kg m 1 s 1 M L 1 T 1cgs P M L 1 T 1Physikalische GrosseName kinematische ViskositatFormelzeichen n displaystyle nu Grossen undEinheitensystem Einheit DimensionSI m2 s 1 L2 T 1cgs St L2 T 1Die Viskositat bezeichnet die Zahflussigkeit oder Zahigkeit von Flussigkeiten und Gasen Fluiden 1 Je hoher die Viskositat ist desto dickflussiger weniger fliessfahig ist das Fluid je niedriger die Viskositat desto dunnflussiger fliessfahiger ist es Ohne weitere Angaben ist der Widerstand des Fluids gegenuber Scherung gemeint 2 Sie wird daher als Scherviskositat bezeichnet zur Abgrenzung gegenuber der Dehnviskositat bei Dehnung sowie der Volumenviskositat bei gleichmassigem Druck Des Weiteren wird zwischen der dynamischen Viskositat und der kinematischen Viskositat unterschieden Die dynamische Viskositat ist das Verhaltnis von Schubspannung und Geschwindigkeitsgradient Der Kehrwert der dynamischen Viskositat ist die Fluiditat Die dynamische Viskositat h displaystyle eta und die kinematische Viskositat n displaystyle nu stehen uber die Dichte r displaystyle rho in direktem Zusammenhang h n r displaystyle eta nu cdot rho Teilchen zaher Flussigkeiten sind starker aneinander gebunden und somit weniger beweglich man spricht von der inneren Reibung Sie resultiert nicht nur aus den Anziehungskraften zwischen den Teilchen des Fluids Kohasion Bei dunnflussigeren Fluiden resultiert die Viskositat aus einem Impulsfluss im Fluid Die Viskositat von Feststoffen ist vergleichsweise hoch und damit schwer bestimmbar Statt Viskositat werden Begriffe wie Verlustfaktor Speicher und Verlustmodul verwendet Das Wort Viskositat geht auf den typisch zahflussigen Saft der Beeren in der Pflanzengattung Misteln Viscum zuruck Aus solchen Misteln wurde Vogelleim gewonnen Viskos bedeutet zah wie Vogelleim Die blaugrune Flussigkeit links ist niederviskos wie Wasser die orange rechts hochviskos wie Honig Die Viskositat taucht in der Berechnung des viskosen Spannungstensors auf Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Einheiten 3 Viskositat von Flussigkeiten 3 1 Newtonsche Fluide 3 2 Nicht Newtonsche Fluide 3 3 Temperaturabhangigkeit 3 4 Messung 3 5 Typische Werte 4 Viskositat von Gasen 4 1 Abschatzung 4 2 Kinetische Gastheorie 5 Physik des Reibungstensors 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDefinition Bearbeiten nbsp Abbildung 1 Definition der Viskositat Das Fluid blau wird zwischen ruhender Platte unten und bewegter Platte oben geschert Man stelle sich zwei im Abstand d displaystyle d nbsp parallel angeordnete Platten der Flache A displaystyle A nbsp vor Zwischen diesen Platten befindet sich eine Flussigkeit die an beiden Platten haftet In unserer Vorstellung soll der Raum mit der Flussigkeit in Schichten unterteilt sein Wird nun die obere Platte mit der Geschwindigkeit v displaystyle v nbsp bewegt so bewegt sich die Schicht in unmittelbarer Nachbarschaft auf Grund der Haftung ebenfalls mit der Geschwindigkeit v displaystyle v nbsp Da die untere Platte ruht ruht auch ihre Nachbarschicht Die innenliegenden Flussigkeitsschichten gleiten mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten aneinander vorbei Die Geschwindigkeit nimmt von der ruhenden Platte zur bewegten zu Von der obersten an der Platte haftenden Schicht geht eine Tangentialkraft auf die darunterliegende Schicht aus Diese bewegt sich folglich mit der Geschwindigkeit v 1 displaystyle v 1 nbsp Diese Schicht wirkt wiederum auf die darunterliegende Schicht und bewegt sie mit der Geschwindigkeit v 2 displaystyle v 2 nbsp Im Experiment lasst sich zeigen dass im Idealfall die Kraft F displaystyle F nbsp die notig ist um die obere Platte zu bewegen proportional zur Flache A displaystyle A nbsp dem Geschwindigkeitsunterschied D v displaystyle Delta v nbsp und antiproportional zum Abstand der Platten D y displaystyle Delta y nbsp ist F A displaystyle F sim A nbsp und F D v displaystyle F sim Delta v nbsp und F 1 D y displaystyle F sim frac 1 Delta y nbsp Hieraus ergibt sich die Gleichung F h A D v D y displaystyle F eta A frac Delta v Delta y nbsp Die Proportionalitatskonstante h displaystyle eta nbsp ist die dynamische Viskositat Die Anderung der Geschwindigkeit senkrecht zur Bewegungsrichtung also der Geschwindigkeitsgradient g D v D y d v d y displaystyle dot gamma frac Delta v Delta y frac mathrm d v mathrm d y nbsp auch mit D displaystyle D nbsp oder G displaystyle G nbsp bezeichnet wird Verformungsgeschwindigkeit Schergeschwindigkeit oder Scherrate genannt Mit der Schubspannung t F A displaystyle tau frac F A nbsp ergibt sich der Zusammenhang t h g displaystyle tau eta cdot dot gamma nbsp Einheiten BearbeitenIm SI Einheitensystem gilt Ein Stoff der sich zwischen zwei Platten befindet hat die dynamische Viskositat 1 Ns m wenn bei einer Grosse der Platten von 1 m und einem Plattenabstand von 1 m eine Kraft von 1 N benotigt wird um die Platten mit einer Geschwindigkeit von 1 m s gegeneinander zu verschieben Fur die physikalische Einheit der dynamischen Viskositat gilt also 1 N h m 2 m m s h N s m 2 k g m s 1 P a s displaystyle mathrm 1 N eta cdot left frac m 2 cdot m m cdot s right Rightarrow eta frac N cdot s m 2 frac kg m cdot s 1 Pa cdot s nbsp Fur die SI Einheit der kinematischen Viskositat gilt n m 2 s displaystyle nu mathrm frac m 2 s nbsp In der Praxis wird fur die dynamische Viskositat neben der Pa s Pascalsekunde ausserdem der tausendste Teil der SI Einheit mPa s Millipascalsekunde fur Medien niedriger Viskositat verwendet Im CGS System wird die dynamische Viskositat in Poise P gemessen wobei 1 P 1 dyn s cm2 0 1 N s m2 1 dPa s Dezipascalsekunde und die kinematische Viskositat in Stokes St mit 1 St 1 cm2 s 10 4 m2 s Das Engler Grad ist eine veraltete Einheit fur die Viskositat Diese Einheit gibt die Viskositat im Vergleich zu Wasser an Viskositat von Flussigkeiten Bearbeiten nbsp Abbildung 2 Modellvorstellung zur Viskositat Links eine Veranschaulichung zum Geschwindigkeitsgradient 2 sowie die Form des Gradienten fur den Betrag der Geschwindigkeit gestrichelt Fur den genauen Verlauf siehe Korkenzieherstromung Rechts eine Veranschaulichung fur die verzahnten Molekulschichten 1 Den Effekt innerer Reibung kann man sich vereinfacht durch die Bewegung zweier ubereinander liegender verzahnter Molekulschichten vorstellen siehe Abb 2 Punkt 1 Beim Fliessen gleiten die Molekule aneinander vorbei und um die Verzahnung zu uberwinden benotigt man eine gewisse Kraft Den Zusammenhang zwischen dieser Kraft und den Eigenschaften des vorliegenden Fluids definiert die Viskositat Erkennbar wird dieser Zusammenhang besonders gut an der homologen Reihe der Alkane kettenformige Kohlenwasserstoffe hier steigt die Viskositat mit der Kettenlange und damit den zunehmenden intermolekular wirkenden Van der Waals Kraften kontinuierlich an Bei den mittleren Alkanen ab Nonan neun C Atome hat sie bereits einen Wert ahnlich dem von Wasser Sehr gut veranschaulichen kann man sich die Viskositat auch an folgendem Beispiel gleitet Wind uber das Wasser eines Ozeans erzeugt dies eine Bewegung der Wasserschicht an der Oberflache Je tiefer man nun taucht desto ruhiger wird das Wasser bis man einen Punkt erreicht wo keine Stromung herrscht Die einzelnen Flussigkeitsschichten bewegen sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit v displaystyle v nbsp es entsteht ein Geschwindigkeitsgradient siehe Abb 2 Punkt 2 Newtonsche Fluide Bearbeiten Handelt es sich um sehr dunne Fluidschichten 3 so ist der Geschwindigkeitsverlauf linear wie in obiger Herleitung Dieser Zusammenhang wurde bereits 1687 von Isaac Newton unterstellt The resistance which arises from the lack of slipperiness originating in a fluid other things being equal is proportional to the velocity by which the parts of the fluid are being separated from each other Der Widerstand der durch den Mangel an Gleitfahigkeit innerhalb einer Flussigkeit entsteht ist vorausgesetzt dass alle anderen Bedingungen gleich bleiben proportional zu der Geschwindigkeit mit der die Flussigkeitsteilchen voneinander getrennt werden Isaac Newton Philosophiae Naturalis Principia Mathematica 4 nbsp Abbildung 3 Schubspannungs Schergeschwindigkeits Diagramm 1 Scherverzahendes dilatantes Fluid2 Newtonsches Fluid3 Scherverdunnendes pseudoplastisches Fluid4 Bingham plastisches Fluid5 Casson plastisches FluidNach rechts ist die Schergeschwindigkeit und nach oben die daraus resultierende Schubspannung angetragen Flussigkeiten die diesem linearen Zusammenhang folgen werden deswegen als Newtonsche Fluide bezeichnet Ist h displaystyle eta nbsp von v displaystyle v nbsp abhangig so bezeichnet man die Flussigkeit als nicht newtonsch oder nichtnewtonsch Beim Newtonschen Viskositatsgesetz wird stets laminare Stromung sowie Temperatur und Druckunabhangigkeit der Flussigkeitseigenschaften angenommen Fur diese Stoffe stellt sich das im Schubspannungs Schergeschwindigkeits Diagramm gezeigte lineare Geschwindigkeitsprofil ein Abb 3 Kurve 2 Newtonsches Fluid In den rheologischen Modellen wird das Newtonsche Verhalten durch das Newton Element einem Dampfungszylinder ahnlich einem Stossdampfer dargestellt Nicht Newtonsche Fluide Bearbeiten Viele Substanzen folgen diesem Gesetz jedoch nicht sondern zeigen ein zeit oder schergeschwindigkeitsabhangiges Verhalten Dabei unterscheidet man verschiedene Arten der Abweichung Fliessgrenze es muss erst eine gewisse Mindestschubspannung vorhanden sein um ein Fliessen zu erreichen plastisches Fliessen Diese Art Fluid wird auch als Bingham Fluid bezeichnet Strukturviskositat Dilatanz dabei ist die Viskositat h displaystyle eta nbsp keine Konstante sondern andert sich mit dem Schergefalle g displaystyle dot gamma nbsp Thixotropie Rheopexie hierbei zeigen sich zeitabhangige Strukturveranderungen so dass je nach Zeitdauer seit der letzten Fliessbewegung andere Viskositatswerte zu finden sind Im allgemeinen Fall muss das Schergefalle g displaystyle dot gamma nbsp aus dem Scherwinkel in der Flussigkeit berechnet werden und nicht uber den Geschwindigkeitsgradienten Das Verhaltnis t g displaystyle frac tau dot gamma nbsp wird in diesem Fall auch scheinbare Viskositat genannt 5 Viskoelastische Materialien konnen mit der komplexen Viskositat bei der von einer sinusformigen Scherung ausgegangen wird beschrieben werden Typische Nicht Newtonsche Fluide sind zusammengesetzte Substanzen wie Blut und Ketchup Da Blut sowohl aus den festen Substanzen des Hamatokrits als auch des Blutplasmas besteht das Mischungsverhaltnis jedoch stark variiert verandert sich auch die Viskositat Bei hohem Anteil der festen Substanzen ist z B die Leistungsfahigkeit in Ausdauer Sportarten deutlich erhoht bei zu hohen durch Doping kann dies zum Tod fuhren 6 Temperaturabhangigkeit Bearbeiten Die dynamische Viskositat der meisten Flussigkeiten nimmt mit steigender Temperatur ab und kann oft mit der Arrhenius Andrade Beziehung beschrieben werden h h 0 exp E A R T displaystyle eta eta 0 cdot exp left frac E mathrm A R cdot T right nbsp mit h 0 displaystyle eta 0 nbsp eine Materialkonstante E A displaystyle E mathrm A nbsp die Aktivierungsenergie auch Platzwechselenergie R displaystyle R nbsp die allgemeine Gaskonstante T displaystyle T nbsp die absolute Temperatur Bei Flussigkeiten in der Nahe d h bis ca 100 K uber der Glasubergangstemperatur gilt meist die WLF Beziehung Hier dominiert namlich das sehr geringe freie Volumen das in der Nahe der Glasubergangstemperatur viel starker von der Temperatur abhangt als die Kettenbeweglichkeit die hinter der Arrhenius Andrade Beziehung steht Die Abhangigkeit der kinematischen Viskositat von der Temperatur wird bei Olen durch den Viskositatsindex beschrieben Speziell fur Wasser lasst sich die Viskositat im Temperaturbereich zwischen 0 C und 100 C mit nachfolgend angegebener Gebrauchsformel ermitteln 7 Dabei ist die Temperatur in der Einheit Kelvin einzusetzen Der damit berechnete Wert entspricht der dynamischen Viskositat in der Einheit Pa s h Wasser 1 0 1 T 2 34 335 T 2472 displaystyle eta text Wasser frac 1 0 1 cdot T 2 34 335 cdot T 2472 nbsp Messung Bearbeiten nbsp Messanordnungen von links nach rechts koaxiale Zylinder Platte Platte Kegel Platte bewegter Teil in Orange unbewegter Teil in blassem Violett Fluid in HellblauDie Viskositat von Flussigkeiten kann mit einem Viskosimeter z B gemass EN ISO 3219 gemessen werden Ein Rheometer ermoglicht es daruber hinaus noch weitere rheologische Eigenschaften auch von Festkorpern zu bestimmen Bei beiden Geratetypen wird entsprechend der Viskositatsdefinition die zu messende Probe im Spalt zwischen zwei Korpern z B zwei koaxialen Zylindern oder zwei parallelen Platten eingebracht Ein Teil der Anordnung rotiert oder oszilliert mit definierter Geschwindigkeit wahrend der andere ruht Aus der Geometrie der Messanordnung und der Geschwindigkeit des bewegten Teiles ergibt sich die Schergeschwindigkeit Das zur Aufrechterhaltung der Bewegung notwendige Drehmoment wird gemessen woraus sich dann die Schubspannung und damit die Viskositat ermitteln lasst Eine schnelle und einfache aber auch sehr ungenaue Methode der Viskositatsbestimmung ist der Auslaufbecher Typische Werte Bearbeiten nbsp Viskositat verschiedener Flussigkeiten in Abhangigkeit von der Temperatur nbsp Viskositat der Losungen von Glycerin oder Saccharose Rohrzucker in Wasser in Abhangigkeit vom Massenanteil fur die Glycerinlosungen auch bei unterschiedlichen Temperaturen nbsp Das Pechtropfenexperiment ein seit 1927 laufendes Langzeitexperiment zur Viskositat von Pech einem superzahen Material Substanz h in mPa s cP Anm 1 Wasser 5 C 1 52Wasser 10 C 1 297Wasser 20 C 1 00Wasser 25 C 0 891Blut 37 C 3 bis 4 in grossen Gefassen Anm 2 8 Traubensaft 2 bis 5Olivenol 102Honig 104Sirup 104 bis 105Kaffeesahne 10Ethylenglycol 20 C 20 81 9 Pentan 25 C 0 224Hexan 0 320Heptan 0 410Octan 0 538Nonan 0 711Decan 0 920Dodecan 1 52Paraffinol 102 bis 106Benzol 25 C 0 601Diethylether 0 240Diisopropylether 0 33 10 Ethanol 1 19Essigsaure 80 ige bei 25 C 2 31Glycerin rein 1480Chloroform 0 56Lack 102Polymerschmelzen 103 bis 1013 Anm 3 Anm 4 Petroleum 0 65Motorol 150 C 3Motorol 25 C 100Schwerol RMA 30 50 C 30Schwerol RMK 700 50 C 700Bitumen je nach Sorte 107 bis 1014 Anm 4 Asphalt je nach Rezeptur 1011 bis 1016 Anm 4 Quecksilber 1 55Aluminiumschmelze 700 C 2 11 12 Glas Verarbeitungstemperatur 106 bis 1012 Anm 4 Glas Raumtemperatur 1022 bis 1024 Anm 4 Silikatarme Schmelze Basaltlava bei 1400 C 100 bis 101 13 Silikatreiche Schmelze Rhyolithlava bei 1400 C 105 bis 107 Anm 4 13 Steinsalz 1018 bis 1021 Anm 4 Anm 5 Zahigkeit des Erdmantels beider postglazialen Landhebung 1024 14 Farblegende Wasser Lebensmittel Kohlenwasserstoffe Sauerstoff und Chlorkohlenwasserstoffe Erdol Produkte Metalle Mineralisches SonstigesAnmerkungen Sofern nicht anders vermerkt beziehen sich die Werte auf die Viskositat bei 20 C Millipascalsekunden mPa s sind identisch mit der fruher gebrauchlichen Einheit Centipoise cP Der Wert von 3 4 mPa s bezieht sich auf die Viskositat von Blut in grossen Gefassen bei schneller Stromung und bei normalem Hamatokrit Die Viskositat von Blut hangt ab von der Menge der Bestandteile bes Hamatokrit aber auch von Gefassdurchmesser und Stromungsgeschwindigkeit denn Blut ist eine Nicht Newtonsche Flussigkeit In engen Kapillaren konnen sich die sonst bikonkaven scheibchenformigen roten Blutkorperchen verformen wodurch die Viskositat wesentlich sinkt auch der Fahraeus Lindqvist Effekt tragt zu einer Abnahme bei In grosseren Gefassen und bei langsamem Fluss konnen sich rote Blutkorperchen zu Aggregaten zusammenlagern wodurch sich die Viskositat erhoht Weniger viskos ist Blutplasma mit einem Wert von 1 2 mPa s Bei Polymeren gibt es einen sehr breiten Bereich an Viskositaten der im Wesentlichen von der Kettenlange und deren Verzweigungsstruktur aber auch von der Schergeschwindigkeit abhangt da sie Strukturviskositat aufweisen Es ist deshalb nicht sinnvoll fur Polymere einen einzigen Viskositatswert anzugeben Die genannten Werte dienen nur als Grossenordnung Hergestellt werden z B Silikonole PDMS mit definierten Viskositaten zwischen 0 6 mPa s bei 25 C und 1000 Pa s bei 27 C Polymerschmelzen konnen aber auch noch sehr viel hohere Viskositaten aufweisen Bei einem UHMW HDPE fur Huftgelenksimplantate wurden bei 150 C Viskositaten jenseits der 1010 Pa s gemessen a b c d e f g Es muss betont werden dass die Angabe eines Viskositatswertes allein bei Substanzen mit Viskositaten uber 10000 Pa s nicht mehr sinnvoll ist Fur solche Substanzen sollte stattdessen der komplexe Schubmodul angegeben werden Thomas Mezger Das Rheologie Handbuch Vincentz Network GmbH 2007 Die hier angegebenen Werte dienen nur der groben Veranschaulichung der Grossenordnung Die Viskositat eines kristallinen Festkorpers ist prinzipiell unendlich gross Da auf lange Sicht durch die unvermeidlichen Fehlstellen im Kristallit dennoch eine irreversible Deformation auftreten kann erhalt man bei realen kristallinen Stoffen dennoch zwar sehr grosse aber endliche Werte Viskositat von Gasen BearbeitenBei Fluiden mit niedriger Viskositat entspricht das Bild der inneren Reibung nicht den physikalisch korrekten Vorstellungen uber molekulbedingte Transportvorgange in Fluiden 15 Stattdessen resultiert hier die Viskositat im Fluid aus einem Impulsfluss der mit dem folgenden Bild veranschaulicht werden kann Die Stromfaden in der Stromung werden durch Zuge versinnbildlicht die mit unterschiedlicher Geschwindigkeit parallel nebeneinanderher fahren und mit Sandsacken beladen sind Die Sandsacke entsprechen den Fluidelementen im Stromfaden Personen auf den Zugen werfen die Sandsacke auf den jeweils anderen Zug was der zufalligen thermischen Bewegung der Fluidelemente zwischen den Stromfaden gleichkommt Landet ein Sack des langsameren Zuges auf dem schnelleren dann nimmt der Sandsack Impuls auf den der schnellere Zug an ihn abgibt und so selbst langsamer wird Wenn umgekehrt ein Sack des schnelleren Zuges auf dem langsameren landet nimmt der Zug den Impuls des Sandsacks auf und wird so selbst schneller Durch diesen Impulsaustausch wird der schnellere Zug abgebremst und der langsamere beschleunigt Viskositat stellt demnach einen Impulsfluss von einem schneller fliessenden Stromfaden auf einen langsamer fliessenden dar In einer Kontinuumsstromung tauschen die Fluidelemente Impulse uber die zwischen ihnen wirkenden Spannungen aus Zwischen den unterschiedlich schnell nebeneinanderher fliessenden Stromfaden kommt es zu Schubspannungen die sich makroskopisch als Viskositat bemerkbar machen Abschatzung Bearbeiten nbsp Viskositat verschiedener Gase bei Normaldruck nbsp Viskositat von Stickstoff in Abhangigkeit vom Druck fur verschiedene Temperaturen nbsp Viskositat von Stickstoff in Abhangigkeit von der Temperatur fur verschiedene DruckeFur Gase lasst sich die Viskositat anhand einer mikroskopischen Betrachtung des Impulsflusses abschatzen h 1 3 n m v l displaystyle eta frac 1 3 n m v lambda nbsp mit der freien Weglange l displaystyle lambda nbsp fur die Gasteilchen der Masse der Gasteilchen m displaystyle m nbsp der mittleren Teilchengeschwindigkeit v displaystyle v nbsp und der Teilchenzahldichte n displaystyle n nbsp Die Viskositat von Gasen ist bei niedrigen Drucken 0 1 bis 10 bar unabhangig vom Druck Dies gilt solange wie die freie Weglange klein gegenuber den Gefassabmessungen und gross gegenuber den Molekulabmessungen ist Mit anderen Worten Fur ein sehr dunnes oder ein sehr dichtes Gas wird die Viskositat doch wieder vom Druck beziehungsweise der Dichte des Gases abhangig Grundsatzlich abhangig ist die Viskositat aber von der Temperatur Mit zunehmender Temperatur steigt die Viskositat da die mittlere Teilchengeschwindigkeit v displaystyle v nbsp proportional zu T 0 5 displaystyle T 0 5 nbsp wachst siehe unten Dieses Verhalten ist bei den meisten Flussigkeiten genau entgegengesetzt Die folgende Tabelle listet zu einigen Gasen die Viskositaten und freien Weglangen auf Gasunter Normalbedingungen h in µPa s l in nmLuft 18 2 0 59 8Sauerstoff O2 19 2 0 63 3Kohlendioxid CO2 13 8 0 39 0Stickstoff N2 16 6 0 58 8Argon 21 0 0 62 6Neon 29 7 124 0Helium 18 6 174 0Wasserstoff H2 0 8 4 111 0Kinetische Gastheorie Bearbeiten Nach Hirschfelder kann die Viskositat reiner Gase mit Hilfe der kinetischen Gastheorie in einem grossen Temperaturbereich etwa von 200 bis 3000 Kelvin berechnet werden h 5 p m k B T 16 p s 2 W 2 2 displaystyle eta frac 5 cdot sqrt pi cdot m cdot k mathrm B cdot T 16 cdot pi cdot sigma 2 cdot Omega 2 2 star nbsp Hierbei ist m displaystyle m nbsp die Molekulmasse k B displaystyle k mathrm B nbsp die Boltzmann Konstante T displaystyle T nbsp die Temperatur s displaystyle sigma nbsp der Lennard Jones Stossdurchmesser und W 2 2 displaystyle Omega 2 2 star nbsp das reduzierte Stossintegral das von der reduzierten Temperatur T k B T ϵ displaystyle T star k mathrm B T epsilon nbsp abhangt ϵ displaystyle epsilon nbsp ist die Energie des Lennard Jones Potentials Werte fur die Lennard Jones Parameter und das reduzierte Stossintegral sind in Lienhards Lehrbuch zur Warmeubertragung in Kapitel 11 aufgefuhrt Das reduzierte Stossintegral W 2 2 displaystyle Omega 2 2 star nbsp ist so definiert dass fur ein ideales Gas bei dem Teilchenwechselwirkungen wie Stosse harter Kugeln betrachtet werden W 2 2 1 displaystyle Omega 2 2 star 1 nbsp gilt Physik des Reibungstensors BearbeitenDie Viskositat begrundet sich aus dem Experiment nach dem zur Aufrechterhaltung einer Scherstromung eine Kraft erforderlich ist Diese Kraft bewirkt einen Impulsaustausch innerhalb der Stromung bzw mit dem Rand weshalb sie zur Kategorie der Oberflachenkrafte zahlt Kontinuumsstromungen tauschen Impuls uber mechanische Spannungen aus wobei ein Spannungsanstieg eine Beschleunigung bewirkt Im Kontinuum lasst sich die beschleunigende Kraft in der allgemeinsten Form als Divergenz eines Tensors formulieren F S div S displaystyle vec F nabla cdot mathbf S operatorname div mathbf S nbsp wobei S displaystyle mathbf S nbsp die Komponente des Spannungstensors auf Grund der Viskositat ist und zaher Spannungstensor oder Reibungstensor heisst Der Nabla Operator displaystyle nabla nbsp bildet hier die Divergenz div des Reibungstensors Aus dem Experiment folgt unmittelbar dass der Reibungstensor eine Funktion der raumlichen Anderung der Stromungsgeschwindigkeit ist S S grad v displaystyle mathbf S mathbf S operatorname grad vec v nbsp Der Operator grad bildet aus der Geschwindigkeit v displaystyle vec v nbsp den Geschwindigkeitsgradient Da kein Impulsfluss bei homogener Stromung v const displaystyle vec v text const nbsp oder grad v 0 displaystyle operatorname grad vec v mathbf 0 nbsp enthalt der Reibungstensor keine Komponenten die unabhangig vom Geschwindigkeitsgefalle sind In Newtonschen Fluiden sind die Spannungen linear in den Geschwindigkeitsgradienten eine Annahme die gerechtfertigt ist wenn der Geschwindigkeitsgradient im Sinne der Hydrodynamik klein ist Weiterhin tritt keine Viskositat auf wenn sich die Stromung in starrer Rotation v W r displaystyle vec v vec Omega times vec r nbsp mit dem Abstandsvektor r displaystyle vec r nbsp von der Drehachse befindet wobei W displaystyle vec Omega nbsp die Winkelgeschwindigkeit ist die aus dem schiefsymmetrischen Anteil des Geschwindigkeitsgradienten resultiert siehe Kinematik in der Stromungsmechanik Dieser schiefsymmetrische Anteil hat mithin keinen Einfluss auf die Spannungen weswegen allein der symmetrische Anteil D des Geschwindigkeitsgradienten D 1 2 grad v grad v 1 2 2 v x x v x y v y x v x z v z x 2 v y y v y z v z y sym 2 v z z displaystyle mathbf D frac 1 2 operatorname grad vec v operatorname grad vec v top frac 1 2 begin pmatrix 2 frac partial v x partial x amp frac partial v x partial y frac partial v y partial x amp frac partial v x partial z frac partial v z partial x amp 2 frac partial v y partial y amp frac partial v y partial z frac partial v z partial y text sym amp amp 2 frac partial v z partial z end pmatrix nbsp Spannungen verursacht Das hochgestellte T bildet die Transposition Mit der weiteren Annahme einer isotropen Flussigkeit werden die unmittelbaren Stoffeigenschaften durch skalare Grossen beschrieben Damit wird der Reibungstensor 16 S 2 h D 1 3 Sp D 1 z Sp D 1 bzw S i j h v i x j v j x i 2 3 d i j k 1 3 v k x k z d i j k 1 3 v k x k displaystyle mathbf S 2 eta left mathbf D frac 1 3 operatorname Sp mathbf D mathbf 1 right zeta operatorname Sp mathbf D mathbf 1 quad text bzw quad S ij eta left frac partial v i partial x j frac partial v j partial x i frac 2 3 delta ij sum k 1 3 frac partial v k partial x k right zeta delta ij sum k 1 3 frac partial v k partial x k nbsp Darin ist d displaystyle delta nbsp das Kronecker Delta z l 2 3 h displaystyle zeta lambda tfrac 2 3 eta nbsp die Volumenviskositat l displaystyle lambda nbsp die erste Lame Konstante Sp displaystyle operatorname Sp nbsp der Spur Operator und 1 displaystyle mathbf 1 nbsp ist der Einheitstensor Der erste Term beschreibt die Viskositat durch volumentreue Deformation der Tensor in den eckigen Klammern ist spurfrei oder deviatorisch Der zweite Term stellt die Viskositat durch Volumenanderung dar Dieser Term wird bei Inkompressibilitat verschwinden denn dann ist Sp D div v 0 displaystyle operatorname Sp mathbf D operatorname div vec v 0 nbsp Literatur BearbeitenJoseph O Hirschfelder Charles F Curtiss Robert Byron Bird Molecular Theory of Gases and Liquids Wiley 1964 ISBN 0 471 40065 3 John H Lienhard IV und John H Lienhard V A Heat Transfer Textbook 3 Auflage Phlogiston Cambridge 2005 Peter W Atkins Physikalische Chemie A Hopfner Ubers 3 korr Auflage Wiley VCH Weinheim 2002 ISBN 3 527 30236 0 J M Dealy Structure and Rheology of Molten Polymers Hanser Fachbuchverlag Munchen 2006 C Gabriel Einfluss der molekularen Struktur auf das viskoelastische Verhalten von Polyethylenschmelzen Lehrstuhl fur Polymerwerkstoffe Friedrich Alexander Universitat Erlangen Nurnberg Erlangen 2001 C Piel F J Stadler J Kaschta S Rulhoff H Munstedt W Kaminsky Structure property relationships of linear and long chain branched metallocene high density polyethylenes and SEC MALLS In Macromolecular Chemistry and Physics Band 207 Nr 1 2006 S 26 38 Lothar Gehm RHEOLOGIE Praxisorientierte Grundlagen und Glossar Vincentz 1998 ISBN 3 87870 449 6 F R Schwarzl Polymermechanik Springer Heidelberg Berlin New York 1993 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Viscosity Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Viskositat Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wikibooks Tabellenwerte zur dynamischen Viskositat gasformiger Stoffe Lern und Lehrmaterialien Viskositat Memento vom 29 September 2007 im Internet Archive PDF Datei 157 kB Video Viskositat und NEWTONscher Impulstransport Warum braucht man mehr Kraft wenn man schneller umruhrt Jakob Gunter Lauth SciFox 2013 zur Verfugung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek TIB doi 10 5446 15655 Einzelnachweise Bearbeiten Bedeutungsubersicht Viskositat Duden online abgerufen am 26 Marz 2017 Viskositat In Lexikon der Physik Spektrum Akademischer Verlag abgerufen am 16 November 2017 Valentin Schroder Prufungstrainer Stromungsmechanik Vieweg amp Teubner 2011 S 1 doi 10 1007 978 3 8348 8274 5 1 Deepak Doraiswamy The Origins of Rheology A Short Historical Excursion In The Society of Rheology Hrsg Rheology Bulletin Band 71 Nr 2 Januar 2002 S 2 englisch rheology org PDF The Origins of Rheology A Short Historical Excursion Memento des Originals vom 19 August 2019 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www rheology org Alexander Y Malkin Avraam I Isayev Rheology Concepts Methods and Application 2 Auflage Toronto 2012 Arnd Kruger 50 Prozent Hamatokrit eine willkurliche Grenze NZZ 11 Juni 1999 in LimmatsharksZurich online Memento vom 6 Oktober 2014 im Internet Archive tec science Viskositat von Flussigkeiten und Gasen In tec science 25 Marz 2020 abgerufen am 7 Mai 2020 deutsch Ralf Brandes Rudi Busse Kreislauf In Schmidt Lang Heckmann Hrsg Physiologie des Menschen 31 Auflage Springer Heidelberg 2010 ISBN 978 3 642 01650 9 S 576f Nikos G Tsierkezos Ioanna E Molinou Thermodynamic Properties of Water Ethylene Glycol at 283 15 293 15 303 15 and 313 15 K In Journal of Chemical amp Engineering Data Band 43 Nr 6 1 November 1998 ISSN 0021 9568 S 989 993 doi 10 1021 je9800914 R Stenutz diisopropyl ether Nikolaj I Koskin Michail G Sirkevic Elementarphysik griffbereit Definitionen Gesetze Tabellen 2013 ISBN 978 3 322 84038 7 S 41 Walter Blanke Thermophysikalische Stoffgrossen Warme und Stoffubertragung 2013 ISBN 978 3 662 10545 0 S 146 a b H G Scharbert Einfuhrung in die Petrologie und Geochemie der Magmatite 1 Ausgabe Wien 1984 S 60 G Kaufmann K Lambeck Glacial isostatic adjustment and the radial viscosity profile from inverse modeling In Journal of Geophysical Research 107 Jahrgang B11 2002 S 2280 doi 10 1029 2001JB000941 bibcode 2002JGRB 107 2280K englisch PDF F Durst Grundlagen der Stromungsmechanik Springer 2006 ISBN 3 540 31323 0 S 62 f L D Landau E M Lifschitz Lehrbuch der theoretischen Physik Band VI Hydrodynamik Akademie Verlag 1991 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Viskositat amp oldid 235344568