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Physikalische GrosseName Absolute Temperatur Thermodynamische Temperatur Formelzeichen T displaystyle T Grossen undEinheitensystem Einheit DimensionSI K 8Planck Planck Temperatur ħ1 2 c1 2 G 1 2 k 1 2Absolute Temperatur auch thermodynamische Temperatur ist eine Temperaturskala die sich auf den physikalisch begrundeten absoluten Nullpunkt bezieht Er ist ein Grundbegriff der Thermodynamik und der Physikalischen Chemie Im Rahmen des Internationalen Einheitensystems wird sie in der Einheit Kelvin gemessen in den USA wird auch die Rankine Skala verwendet Da der absolute Nullpunkt die tiefst mogliche Temperatur darstellt die nur theoretisch erreicht werden kann siehe dritter Hauptsatz der Thermodynamik stellt die Kelvin Skala eine Verhaltnisskala dar Manche anderen Temperaturskalen hingegen beziehen sich auf einen willkurlich festgelegten Nullpunkt wie die Celsius Skala deren Nullpunkt ursprunglich der Gefrierpunkt von Wasser war der nach der Kelvin Skala bei 273 15 K liegt Inhaltsverzeichnis 1 Thermodynamische Definition der Temperatur 1 1 Herleitung aus dem allgemeinen Gasgesetz 1 2 Logische Konsistenz der Temperaturdefinition 1 3 Statistische Definition und Entropie 2 Die Temperatur in der statistischen Mechanik 3 Scheinbar negative Werte 4 Logarithmische Skala 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseThermodynamische Definition der Temperatur BearbeitenDie thermodynamische Temperatur eines physikalischen Systems im Zustand des thermischen Gleichgewichts wird mit Hilfe des Wirkungsgrades einer idealen Warmekraftmaschine definiert Die folgenden zwei Forderungen definieren die thermodynamische Temperatur Zunachst definiert man den Quotienten von Temperaturen wie folgt Man betrachtet eine reversibel und periodisch arbeitende Warmekraftmaschine die in einer Periode einem Reservoir A eine infinitesimal kleine Warmemenge Q A displaystyle Q A nbsp entnimmt einen Teil davon in mechanische Arbeit W displaystyle W nbsp umwandelt und den Rest Q B Q A W displaystyle Q B Q A W nbsp als Abwarme an ein Reservoir B abgibt Die beiden Reservoirs A und B sollen sich dabei jeweils in unterschiedlichen thermischen Gleichgewichtszustanden befinden Dabei sind sowohl negative als auch positive Vorzeichen fur W displaystyle W nbsp zugelassen je nachdem ob A kalter oder warmer als B ist Das Verhaltnis der Temperaturen T A displaystyle T A nbsp und T B displaystyle T B nbsp von A bzw B wird dann so definiert T A T B Q A Q B displaystyle frac T A T B frac Q A Q B nbsp dd Durch die Festlegung eines weiteren Temperaturwerts wird dann die thermodynamische Temperatur vollstandig definiert Die Kelvin Skala wurde beispielsweise im SI Einheitensystem dadurch festgelegt dass dem Tripelpunkt von Wasser definitionsgemass die thermodynamische Temperatur 273 16 K zugeordnet wurde Seit 2019 gilt eine neue Definition uber die Boltzmann Konstante Die hinter dieser Temperaturdefinition stehende empirische Beobachtung ist dass zwei Warmekraftmaschinen die im Wettbewerb um den besten Wirkungsgrad zwischen zwei gegebenen Warmebadern jeweils konstanter Temperatur arbeiten einen ahnlichen Wirkungsgrad aufweisen Je mehr sich beide Parteien bemuhen Energieverluste ihrer Maschine zu minimieren desto geringer fallen die noch moglichen Steigerungen des Wirkungsgrades aus und desto geringer die Unterschiede zwischen den Konkurrenten Bemerkenswert daran ist dass das auch gilt wenn die Arbeitsweise der konkurrierenden Maschinen so verschieden sind wie Dampfturbine Stirlingmotor und Peltier Element Diese Definition hat also den Vorteil der Universalitat Zu jedem gegebenen Temperaturbereich kann ein physikalischer Prozess mit dort hohem Wirkungsgrad ausgewahlt werden bei tiefen Temperaturen etwa magnetische Effekte siehe Magnetische Kuhlung Herleitung aus dem allgemeinen Gasgesetz Bearbeiten Auch aus der Zustandsgleichung p v R T displaystyle p cdot v R cdot T qquad nbsp des idealen Gases kann auf die absolute Temperatur geschlossen werden wenn Druck p displaystyle p nbsp und molares Volumen v displaystyle v nbsp bekannt sind R displaystyle R nbsp bezeichnet die Gaskonstante Auch fur reale Gase gilt dass beim Grenzwert p 0 displaystyle p to 0 nbsp fur das molare Volumen v displaystyle v to infty nbsp gilt so dass die Abstande zwischen den Gasteilchen beliebig gross werden und zwischen ihnen keine Wechselwirkung mehr zu berucksichtigen ist Daher nahern sich reale Gase dem idealen Gas an so dass die absolute Temperatur auch als Grenzwert der fur reale Gase gemessenen Grossen dargestellt werden kann T lim p 0 p v R displaystyle T lim p to 0 frac p cdot v R nbsp Dies ist seit 2019 die im Internationalen Einheitensystem vereinbarte Definition der absoluten Temperatur Logische Konsistenz der Temperaturdefinition Bearbeiten Die logische Konsistenz dieser Temperaturdefinition ist eine Folge des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik Es gilt namlich Zwei reversibel und periodisch arbeitende Warmekraftmaschinen zwischen den gleichen Reservoirs A und B haben genau den gleichen Wirkungsgrad Andernfalls konnte man namlich die Warmekraftmaschine mit dem geringeren Wirkungsgrad ruckwarts als Warmepumpe betreiben die Maschine mit dem hoheren Wirkungsgrad jedoch vorwarts und zwar so dass in der Bilanz dem Reservoir B gleich viel Warme zugefuhrt wie entnommen wird Dann hatte man insgesamt eine periodisch arbeitende Maschine die nur dem Reservoir A Warme entnimmt daraus mechanische Arbeit gewinnt jedoch Reservoir B unverandert lasst Das ware ein Perpetuum mobile zweiter Art das nach dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik nicht existiert Betrachten wir drei Reservoirs A B und C jedes fur sich im thermischen Gleichgewicht Obige Definition liefert dann drei Temperaturquotienten T A T B displaystyle T A T B nbsp T B T C displaystyle T B T C nbsp und T A T C displaystyle T A T C nbsp Damit die Temperaturdefinition widerspruchsfrei ist muss die folgende Konsistenzbedingung gelten T A T B T B T C T A T C displaystyle frac T A T B cdot frac T B T C frac T A T C nbsp dd Lassen wir nun eine erste Warmekraftmaschine zwischen A und B und eine zweite Warmekraftmaschine zwischen B und C operieren Die erste Maschine entnehme dem Reservoir A eine Warmemenge Q A displaystyle Q A nbsp und fuhre dem Reservoir B die Abwarme Q B displaystyle Q B nbsp zu Die zweite Maschine entnehme dem Reservoir B genau die gleiche Warmemenge Q B displaystyle Q B nbsp und fuhre dem Reservoir C die Abwarme Q C displaystyle Q C nbsp zu In der Bilanz wird also dem Reservoir B gleich viel Warme zugefuhrt wie entnommen Das System aus beiden Maschinen kann damit als eine Warmekraftmaschine zwischen A und C aufgefasst werden Aus der GleichungQ A Q B Q B Q C Q A Q C displaystyle frac Q A Q B cdot frac Q B Q C frac Q A Q C nbsp dd folgt mit Hilfe der Definition der Temperaturquotienten die obige Konsistenzbedingung Statistische Definition und Entropie Bearbeiten Die statistische Definition der Temperatur nach Boltzmann setzt die absolute Temperatur in einen Zusammenhang mit der Entropie S displaystyle S nbsp die ein logarithmisches Mass fur die Anzahl der einem isolierten System zuganglichen Mikrozustande W displaystyle Omega nbsp also das Phasenraumvolumen bei vorgegebenem Makrozustand angibt S k B ln W displaystyle S k mathrm B ln Omega nbsp wobei der Proportionalitatsfaktor k B displaystyle k mathrm B nbsp die Boltzmann Konstante bezeichnet Die absolute Temperatur ist dann der Kehrwert der partiellen Ableitung der Entropie S displaystyle S nbsp nach der inneren Energie U displaystyle U nbsp 1 T S U displaystyle frac 1 T frac partial S partial U nbsp Fur alle reversiblen Wechselwirkungen bei denen nur Warme ausgetauscht wird gilt dann d S S U d U d U T displaystyle dS frac partial S partial U dU frac dU T nbsp woraus d U d Q r e v T d S displaystyle dU delta Q mathrm rev TdS nbsp sowie die Formulierung durch Clausius folgt d S d Q r e v T displaystyle dS frac delta Q mathrm rev T nbsp Das d displaystyle delta nbsp Symbol kennzeichnet dabei ein unvollstandiges Differential Die Temperatur in der statistischen Mechanik BearbeitenEng verwandt mit diesem Begriff der thermodynamischen Temperatur ist die Temperatur in der statistischen Mechanik Ein System der statistischen Mechanik im thermischen Gleichgewicht bei der Temperatur T displaystyle T nbsp wird durch eine Wahrscheinlichkeitsdichte e H k B T Z displaystyle e frac H k mathrm B T Z nbsp beschrieben Dabei bezeichnet H displaystyle H nbsp die Energiefunktion also in der klassischen Physik die Hamilton Funktion in der Quantenphysik den Hamilton Operator Weiter bezeichnet k B displaystyle k mathrm B nbsp die Boltzmann Konstante Die Normierungskonstante Z displaystyle Z nbsp wird Zustandssumme genannt Der Term e H k B T displaystyle e frac H k mathrm B T nbsp heisst Boltzmann Faktor Scheinbar negative Werte BearbeitenAls rechnerisches Hilfsmittel finden negative absolute Temperaturen durchaus Anwendung So kann man zum Beispiel den Zustand einer Besetzungsinversion mit diesem Hilfsmittel recht einfach beschreiben Dies ist allerdings nur moglich weil es sich hier um keinen Zustand im thermodynamischen Gleichgewicht handelt Ideen dazu wurden schon in den 1950er Jahren von Edward Mills Purcell und Robert Pound sowie von Norman Ramsey verfolgt Logarithmische Skala BearbeitenRudolf Plank schlagt im Handbuch der Kaltetechnik alternativ eine logarithmische Temperaturskala vor bei der keine tiefst mogliche Temperatur auftritt Der Nullpunkt entspricht dem Schmelzpunkt des Eises Darunter erstrecken sich die Minusgrade bis minus unendlich Wenn man jetzt das Magnetfeld plotzlich entfernt so tritt der thermomagnetische Abkuhlungseffekt ein Auf diese Weise wurde mit Kaliumchromalaun eine Temperatur von 0 05 K erzielt Im Jahre 1935 ist man sogar bereits zu 0 005 K vorgedrungen Um den erreichten Fortschritt richtig zu beurteilen musste man eigentlich die logarithmische Temperaturskala wie sie von Lord Kelvin vorgeschlagen worden ist anwenden Demnach wurde eine Senkung von 100 K auf 10 K dieselbe Bedeutung zukommen wie von 1 K auf 0 1 K 1 Literatur BearbeitenRudolf Plank Handbuch der Kaltetechnik Band 2 Thermodynamische Grundlagen Springer Berlin 1953 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary absolute Temperatur Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten H Greinacker Physik in Streifzugen Verlag von Julius Springer Berlin 1939 Die SI Basisgrossen und ihre Einheiten Zeit Sekunde Lange Meter Masse Kilogramm Stromstarke Ampere Temperatur Kelvin Stoffmenge Mol Lichtstarke Candela Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Absolute Temperatur amp oldid 234984248