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Als ideales Gas bezeichnet man in der Physik und physikalischen Chemie eine bestimmte idealisierte Modellvorstellung eines realen Gases Darin geht man von einer Vielzahl von Teilchen in ungeordneter Bewegung aus Obwohl dieses Modell eine starke Vereinfachung darstellt lassen sich mit ihm viele thermodynamische Prozesse von Gasen verstehen und mathematisch beschreiben In der Quantenmechanik unterscheidet man das ideale Bosegas und das ideale Fermigas Inhaltsverzeichnis 1 Modell des idealen Gases 2 Thermodynamik 2 1 Zustandsgleichungen 2 2 Eigenschaften idealer Gase 2 3 Molares Volumen bei Normbedingungen 2 4 Thermodynamische Grossen 3 Ideales Gasgemisch 3 1 Mischungsentropie eines idealen Gasgemischs 3 1 1 Reversible Mischung von Gasen 4 Statistische Beschreibung 4 1 Zustandssumme des idealen einatomigen Gases 4 2 Ableitung thermodynamischer Relationen fur das einatomige ideale Gas 4 2 1 Entropie 4 2 2 Thermische Zustandsgleichung 4 2 3 Chemisches Potential 4 2 4 Kalorische Zustandsgleichung 5 Gultigkeitsbereich 6 Erweiterungen 6 1 Ideales mehratomiges Gas 6 2 Relativistisches ideales Gas 6 3 Ideales Quantengas 6 4 Van der Waals Gas 6 5 Perfektes Gas 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseModell des idealen Gases BearbeitenIm Modell des idealen Gases der klassischen Physik werden alle Gasteilchen als ausdehnungslose Massenpunkte angenommen welche sich frei durch das ihnen zur Verfugung stehende Volumen bewegen konnen Im Wesentlichen gelten mehrere Idealisierungen von denen sich zahlreiche andere Eigenschaften ableiten Ideale Gasteilchen sind frei sie uben keine Anziehungs oder Abstossungskrafte aufeinander aus Es finden lediglich elastische Stosse zwischen Wand und Teilchen und zwischen Teilchen statt Ideale Gasteilchen selbst belegen in ihrem Raum kein Volumen Ideale Gasteilchen rotieren und vibrieren nicht Ihre Energie ist ausschliesslich die kinetische Energie der translatorischen Bewegung im Raum Reale Teilchen konnen Energie auch in Eigenrotation speichern in Molekulen konnen daruber hinaus Oszillationen der Atome gegeneinander angeregt sein In der Van der Waals Gleichung werden die beiden ersten Idealisierungen korrigiert um das Modell des idealen Gases besser an reale Gase anzupassen Mit frei ist gemeint dass die Teilchen keinerlei Krafte verspuren Allerdings durfen und mussen sich die Teilchen untereinander und an der Wand des Volumens stossen Ein Gasteilchen bewegt sich also geradlinig mit einer konstanten Geschwindigkeit bis ein Stoss es in eine andere Richtung lenkt und dabei beschleunigen oder abbremsen kann Die Annahme von Stossen ist fur das Modell notwendig Liesse man keine Stosse zu so konnte man das Gas zum einen nicht in ein Volumen einsperren da es die Wand nicht bemerkte und zum anderen behielte jedes Gasteilchen fur alle Zeiten seine Anfangsgeschwindigkeit Letzteres wurde z B verhindern dass sich eine zugefuhrte Energie im Gas im Mittel gleichmassig auf alle Freiheitsgrade verteilen konnte Ein solches System kann nicht zum thermodynamischen Gleichgewicht streben Durch die Stosse bewegen sich die Teilchen nur eine kurze Weglange frei Damit es zu Stossen kommt muss ein Stossquerschnitt angenommen werden Genauere Modelle zeigen dass der durchschnittliche Stossquerschnitt temperaturabhangig anzusetzen ist Sutherlandkonstante was durch die Abhangigkeit des Stossprozesses von der Energie der beiden Teilchen zu verstehen ist Siehe auch Kinetische GastheorieThermodynamik BearbeitenFormelzeichen BedeutungZustandsgrossenp displaystyle p nbsp DruckV displaystyle V nbsp VolumenT displaystyle T nbsp Absolute TemperaturN displaystyle N nbsp Anzahl der Teilchenn displaystyle n nbsp Stoffmengem displaystyle m nbsp Masse des GasesU displaystyle U nbsp Innere EnergieF displaystyle F nbsp Freie EnergieKonstantenk B displaystyle k mathrm B nbsp Boltzmann KonstanteR displaystyle R nbsp Universelle GaskonstanteR s displaystyle R s nbsp spezifische Gaskonstanteh displaystyle h nbsp Planck KonstanteZustandsgleichungen Bearbeiten Die thermische Zustandsgleichung zur Beschreibung eines idealen Gases heisst allgemeine Gasgleichung Sie wurde zuerst aus verschiedenen einzelnen empirischen Gasgesetzen hergeleitet Spater erlaubte die Boltzmann Statistik eine direkte Begrundung ausgehend von der mikroskopischen Beschreibung des Systems aus einzelnen Gaspartikeln Die allgemeine Gasgleichung beschreibt die Abhangigkeiten der Zustandsgrossen des idealen Gases voneinander In der Literatur wird sie ublicherweise in einer der folgenden Formen angegeben p V n R T p V N k B T p V m R s T displaystyle p cdot V n cdot R cdot T qquad p cdot V N cdot k mathrm B cdot T qquad p cdot V m cdot R s cdot T nbsp Formelzeichen siehe nebenstehende Tabelle Mithilfe dieser Gleichung und den Hauptsatzen der Thermodynamik lassen sich die thermodynamischen Prozesse von idealen Gasen mathematisch beschreiben Neben der thermischen gibt es in der Thermodynamik noch die kalorische Zustandsgleichung Diese lautet fur das ideale Gas ohne innere Freiheitsgrade U 3 2 n R T U 3 2 N k B T displaystyle U frac 3 2 cdot n cdot R cdot T qquad U frac 3 2 cdot N cdot k mathrm B cdot T nbsp Allerdings sind thermische und kalorische Zustandsgleichung voneinander abhangig was der zweite Hauptsatz der Thermodynamik nennt Eigenschaften idealer Gase Bearbeiten Ein ideales Gas hat eine Reihe besonderer Eigenschaften die alle aus der allgemeinen Gasgleichung und den Hauptsatzen der Thermodynamik gefolgert werden konnen Die allgemeine Gasgleichung ist die kompakte Zusammenfassung verschiedener Gesetzmassigkeiten Satz von Avogadro Gleiche Volumina idealer Gase enthalten bei gleichem Druck und gleicher Temperatur gleich viele Molekule Gesetz von Boyle Mariotte Bei konstanter Temperatur ist der Druck umgekehrt proportional zum Volumen p V 1 T k o n s t displaystyle p sim V 1 qquad T mathrm konst nbsp Gesetz von Amontons Bei konstantem Volumen steigt der Druck wie die absolute Temperatur p T V k o n s t displaystyle p sim T qquad V mathrm konst nbsp Dieses Gesetz ist die Grundlage fur das Gasthermometer von Jolly Gesetz von Gay Lussac Bei konstantem Druck steigt das Volumen wie die absolute Temperatur V T p k o n s t displaystyle V sim T qquad p mathrm konst nbsp Molares Volumen bei Normbedingungen Bearbeiten Das molare Volumen V m 0 displaystyle V mathrm m 0 nbsp unter Normbedingungen d h bei Normaldruck p0 101 325 kPa und Normaltemperatur T0 273 15 K hat fur alle idealen Gase denselben Wert Es errechnet sich uber die universelle Gaskonstante R als V m 0 R T 0 p 0 22 413 97 10 3 m 3 m o l 22 414 ℓ m o l displaystyle V mathrm m 0 frac R T 0 p 0 approx 22 413 97 cdot 10 3 frac mathrm m 3 mathrm mol approx mathrm 22 414 frac mathrm ell mathrm mol nbsp Da R displaystyle R nbsp aufgrund der Definition der Masseinheiten einen exakten Wert hat kann man auch V m 0 displaystyle V mathrm m 0 nbsp exakt angeben 1 Thermodynamische Grossen Bearbeiten Allgemein gilt fur ein ideales Gas Warmekapazitat einatomig C V 3 2 N k B C p 5 2 N k B displaystyle C V tfrac 3 2 Nk mathrm B quad C p tfrac 5 2 Nk mathrm B nbsp Adiabatenkoeffizient einatomig k 5 3 displaystyle kappa tfrac 5 3 nbsp Entropieanderung D S C V ln T 2 T 1 N k B ln V 2 V 1 displaystyle Delta S C V ln left frac T 2 T 1 right Nk mathrm B ln left frac V 2 V 1 right nbsp isobarer Volumenausdehnungskoeffizient g 1 T displaystyle gamma frac 1 T nbsp unter Normbedingungen g 0 1 273 15 K 1 displaystyle gamma 0 frac 1 273 15 mathrm K 1 nbsp isotherme Kompressibilitat k T 1 p displaystyle kappa T frac 1 p nbsp unter Normbedingungen k 0 1 101325 P a 1 displaystyle kappa 0 frac 1 101325 mathrm Pa 1 nbsp isochorer Spannungskoeffizient b 1 T displaystyle beta frac 1 T nbsp Ideales Gasgemisch Bearbeiten nbsp Reversibler Kreisprozess Trennung eines Gasgemischs gelb mittels teildurchlassigen Membranen rote oder blaue Platte in eine Komponente A grun und eine Komponente B braun Die Entropie bleibt bei diesem Prozess konstant Nebenstehend die Zeitrafferdarstellung der reversiblen Entmischung eines idealen Gasgemischs mittels teildurchlassigen semipermeablen Membranen Die linke rote Membran ist durchlassig fur Komponente A displaystyle A nbsp grun und undurchlassig fur Komponente B displaystyle B nbsp braun wahrend umgekehrt die rechte blaue Membran fur Komponente A displaystyle A nbsp undurchlassig und fur Komponente B displaystyle B nbsp durchlassig ist Die Kolben haben gleiche Abmessungen und bewegen sich gleich schnell Die gesamte von den ausseren Kraften rote Pfeile auf den Zylindern geleistete Arbeit betragt Null Erfahrungsgemass tritt bei der Mischung von idealen Gasen keine Mischungswarme auf und dasselbe gilt fur die reversible Entmischung Es wird weder Arbeit noch Warme mit der Umgebung ausgetauscht Da der Vorgang reversibel ist bleibt die Entropie konstant 2 Bezeichnet V displaystyle V nbsp die Volumenanderung pro Hub p displaystyle p nbsp den Druck S displaystyle S nbsp die Entropie und T displaystyle T nbsp die Temperatur des Gemischs und V A displaystyle V A nbsp p A displaystyle p A nbsp S A displaystyle S A nbsp T A displaystyle T A nbsp und V B displaystyle V B nbsp p B displaystyle p B nbsp S B displaystyle S B nbsp T B displaystyle T B nbsp die entsprechenden Grossen der Komponente A displaystyle A nbsp oder B displaystyle B nbsp so gilt V V A V B displaystyle V V A V B nbsp p p A p B displaystyle p p A p B nbsp Dalton Gesetz S S A S B displaystyle S S A S B nbsp T T A T B displaystyle T T A T B nbsp Analog gilt fur ein mehrkomponentiges ideales Gasgemisch S T V i S i T V displaystyle S T V sum i S i T V nbsp wenn S T V displaystyle S T V nbsp die Entropie des Gemischs und S i T V displaystyle S i T V nbsp die Entropie der separaten i displaystyle i nbsp ten Komponente bei der Temperatur T displaystyle T nbsp und dem Volumen V displaystyle V nbsp bezeichnet Ideale Gase gleicher Temperatur uberlagern sich in einem gemeinsamen Volumen ohne gegenseitige Beeinflussung wobei sich der Druck Daltonsches Gesetz die thermodynamischen Potentiale Entropie innere Energie Enthalpie sowie die Warmekapazitaten der einzelnen Bestandteile zu den entsprechenden Grossen des Gemischs addieren Mischungsentropie eines idealen Gasgemischs Bearbeiten nbsp Diffusionsexperiment Durch Diffusion vermischen sich verschiedene Gase von selbst und die Entropie nimmt zu Die nebenstehende Abbildung zeigt wie durch Diffusion aus zwei ursprunglich getrennten Gasen ein einheitliches Gemisch entsteht Die Temperaturen T 1 T 2 displaystyle T 1 T 2 nbsp und Drucke p 1 p 2 displaystyle p 1 p 2 nbsp der anfangs getrennten Gase grun oder braun seien gleich Durch Drehung des oberen der beiden zylindrischen Behalter die mit ihren ebenen Dichtflachen aneinander liegen 1 werden die abgeschlossenen Volumina V 1 displaystyle V 1 nbsp und V 2 displaystyle V 2 nbsp zum abgeschlossenen Volumen V V 1 V 2 displaystyle V V 1 V 2 nbsp vereinigt Die darin enthaltenen Gase diffundieren ineinander 2 bis schliesslich von selbst ohne aussere Einwirkung ein einheitliches homogenes Gemisch entstanden ist bei dem jeder Bestandteil gleichmassig uber das gesamte Volumen V displaystyle V nbsp verteilt ist 3 Verhalten sich die Gase wie ideale Gase so tritt bei diesem Diffusionsvorgang keine Mischungswarme auf und es gilt p 1 V 1 n 1 R T 1 p 2 V 2 n 2 R T 2 displaystyle p 1 V 1 n 1 RT 1 qquad qquad p 2 V 2 n 2 RT 2 nbsp p p 1 p 2 displaystyle p p 1 p 2 nbsp T T 1 T 2 displaystyle T T 1 T 2 nbsp V V 1 V 2 displaystyle V V 1 V 2 nbsp wobei n 1 displaystyle n 1 nbsp und n 2 displaystyle n 2 nbsp die Molzahlen der getrennten Gase bezeichnen Die Mischungsentropie entspricht der Entropieanderung bei Expansion der Gase von ihren ursprunglichen Volumina V 1 displaystyle V 1 nbsp oder V 2 displaystyle V 2 nbsp auf das gemeinsame Gemischvolumen V displaystyle V nbsp D S n 1 R ln V V 1 n 2 R ln V V 2 displaystyle Delta S n 1 cdot R cdot ln frac V V 1 n 2 cdot R cdot ln frac V V 2 nbsp oder mit n 1 displaystyle n 1 nbsp n 2 displaystyle n 2 nbsp und n n 1 n 2 displaystyle n n 1 n 2 nbsp D S R n 1 ln n n 1 n 2 ln n n 2 displaystyle Delta S R cdot left n 1 cdot ln frac n n 1 n 2 cdot ln frac n n 2 right nbsp Fur ein mehrkomponentiges ideales Gasgemisch gilt analog D S R i n i ln n n i m i t n i n i displaystyle Delta S R cdot sum i left n i cdot ln frac n n i right qquad rm mit qquad n sum i n i nbsp Diese Formel gilt wenn die getrennten Gase keine identischen Bestandteile enthalten und zwar auch fur chemisch sehr ahnliche Gase wie Ortho und Parawasserstoff Sie gilt naherungsweise auch fur die Mischungsentropie von realen Gasen und zwar umso genauer je besser diese die ideale Gasgleichung erfullen Wenn die beiden Teilvolumina V 1 displaystyle V 1 nbsp und V 2 displaystyle V 2 nbsp jedoch identische Gase enthalten so findet beim Zusammenbringen keine Diffusion statt und es entsteht auch keine Mischungsentropie Es ist also unzulassig quasi in einem kontinuierlichen Grenzubergang die Gase immer ahnlicher und schliesslich identisch werden zu lassen siehe Gibbssches Paradoxon Reversible Mischung von Gasen Bearbeiten nbsp Reversibles mischen und Entmischen eines Gases nach 2 Nicht jede Mischung von Gasen ist irreversibel Die Grafik zeigt ein Gedankenexperiment 2 bei dem ein Kolben links eine semipermeable halbdurchlassige Wand besitzt die nur Gas A durchlasst fur Gas B aber eine Barriere darstellt Die mittlere Wand des Zylinders ist ebenfalls semipermeabel aber diesmal fur Gas B Der rechte Teil ist evakuiert so dass keine Kraft von dieser Seite auf den Kolben wirkt Anordnung 1 Das Gemisch aus Gas A und Gas B fullt die Kammer aus Der Gesamtdruck setzt sich aus den Partialdrucken des Gases A und des Gases B zusammen Anordnung 2 Der Kolben wurde bewegt so dass Gas A durch die linke Wand des Kolbens in den entstehenden Raum eintreten kann Gas B wiederum tritt durch die semipermeable Wand in den rechten Raum ein In der mittleren Kammer bleibt ein Teil der Mischung die weiterhin mit der Summe der Partialdrucke von Gas A und B auf den Kolben wirkt Wie man durch das Kraftegleichgewicht am Kolben hier auch Druckgleichgewicht da die wirksame Kolbenflache in allen drei Teilraumen gleich ist sieht heben sich die Krafte durch die Gasdrucke auf Die beiden Partialdrucke der reinen Gase sind in jeder Kolbenstellung gleich dem Gesamtdruck der Mischung In der Praxis werden bei diesem Aufbau Reibung an Kolben und Dichtungen sowie Verluste beim Durchstromen der Gase durch die semipermeabelen Wande entstehen Es bestehen jedoch keine physikalischen Schranken so dass diese Verluste beliebig verkleinert und theoretisch auf Null reduziert werden konnen Auch semipermeable Wande sind zumindest fur einige Gase bekannt beispielsweise gluhendes Platin das fur Wasserstoff durchlassig ist aber Sauerstoff sperrt Somit ist die Mischung und Entmischung der beiden Gase vollkommen reversibel da der Kolben in jeder Stellung im Gleichgewicht der Druckkrafte ist und im theoretischen Grenzfall verlustfrei und ohne Arbeit in jede Position verschoben werden kann Statistische Beschreibung BearbeitenWahrend in der Thermodynamik die Zustandsgleichungen als reine empirische Gleichungen eingefuhrt werden konnen diese mit den Mitteln der statistischen Physik direkt aus der mikroskopischen Beschreibung des Systems als Ansammlung einzelner Gaspartikel gewonnen werden Ausser den oben beschriebenen Annahmen des Modells selber wird dabei keine weitere Naherung benotigt Die Moglichkeit der exakten mathematischen Beschreibung ist mit der Hauptgrund warum das ideale Gas als einfachstes Gasmodell eine breite Anwendung findet und als Ausgangspunkt fur bessere Modelle dient Zustandssumme des idealen einatomigen Gases Bearbeiten Hier soll die statistische Beschreibung des idealen Gases mit Hilfe des kanonischen Ensembles erfolgen fur eine alternative Herleitung im mikrokanonischen Ensemble Sackur Tetrode Gleichung Dazu betrachtet man ein System aus N displaystyle N nbsp Teilchen in einem Volumen V displaystyle V nbsp bei konstanter Temperatur T displaystyle T nbsp Alle thermodynamischen Relationen lassen sich aus der kanonischen Zustandssumme berechnen welche wie folgt definiert ist Z T V N r e b E r b 1 k B T displaystyle Z T V N sum r e beta E r quad beta frac 1 k mathrm B T nbsp Dabei ist r r 1 r N p 1 p N r i V p i R 3 i 1 N displaystyle r in left mathbf r 1 ldots mathbf r N mathbf p 1 ldots mathbf p N mathbf r i in V mathbf p i in mathbb R 3 i 1 ldots N right nbsp ein Zustand des Systems und E r E r 1 r N p 1 p N displaystyle E r E mathbf r 1 ldots mathbf r N mathbf p 1 ldots mathbf p N nbsp die dazugehorige Energie ri ist der Ort und pi der Impuls des i displaystyle i nbsp ten Teilchens Fur freie nicht wechselwirkende Teilchen ist die Energie unabhangig vom Ort der Teilchen und ergibt sich als Summe aus den kinetischen Energien der Teilchen E r 1 r N p 1 p N E p 1 p N k 1 N p k 2 2 m displaystyle E mathbf r 1 ldots mathbf r N mathbf p 1 ldots mathbf p N E mathbf p 1 ldots mathbf p N sum k 1 N frac mathbf p k 2 2m nbsp Anstatt die Zustandssumme direkt auszuwerten kann sie einfacher durch ein Integral uber den Phasenraum berechnet werden Z T V N 1 N 1 h 3 N V d 3 r 1 V d 3 r N R 3 d 3 p 1 R 3 d 3 p N exp b k 1 N p k 2 2 m displaystyle Z T V N frac 1 N frac 1 h 3N int V mathrm d 3 mathbf r 1 cdots int V mathrm d 3 mathbf r N int mathbb R 3 mathrm d 3 mathbf p 1 cdots int mathbb R 3 mathrm d 3 mathbf p N exp left beta sum k 1 N frac p k 2 2m right nbsp Der zusatzliche Faktor 1 N displaystyle 1 N nbsp berucksichtigt die Ununterscheidbarkeit der Gasteilchen Die Ortsraumintegrationen lassen sich elementar ausfuhren da der Integrand nicht vom Ort abhangt daraus erhalt man das potenzierte Volumen V N displaystyle V N nbsp Weiterhin zerfallt die Exponentialfunktion in einzelne Faktoren fur jede Impulskomponente wobei sich die einzelnen Gauss schen Integrale analytisch auswerten lassen Z T V N 1 N V h 3 N d p e p 2 b 2 m 2 m p b h l 3 N displaystyle Z T V N frac 1 N left frac V h 3 right N Bigg underbrace int infty infty mathrm d p e p 2 beta 2m sqrt 2m pi beta h lambda Bigg 3N nbsp Letztlich erhalt man fur die kanonische Zustandssumme des idealen Gases Z T V N 1 N V h 3 N 2 p m b 3 N 2 1 N V l 3 N displaystyle Z T V N frac 1 N left frac V h 3 right N left frac 2 pi m beta right frac 3N 2 frac 1 N left frac V lambda 3 right N nbsp wobei im letzten Schritt die thermische Wellenlange l h b 2 p m h 2 p m k B T displaystyle lambda h sqrt frac beta 2 pi m frac h sqrt 2 pi mk mathrm B T nbsp eingefuhrt wurde Die Zustandssumme hat die Eigenschaft dass sie sich auch direkt aus der Zustandssumme eines einzelnen Teilchens berechnen lasst Z T V N 1 N Z T V 1 N displaystyle Z T V N frac 1 N left Z T V 1 right N nbsp Diese Besonderheit ist jedem idealen System in der statistischen Physik zu eigen und ist Ausdruck des Fehlens von Wechselwirkungen zwischen den Gasteilchen Ein besseres Gasmodell welches diese Wechselwirkungen berucksichtigen will muss demnach zusatzlich abhangig von mindestens der 2 Teilchen Zustandssumme sein Ableitung thermodynamischer Relationen fur das einatomige ideale Gas Bearbeiten Das der kanonischen Zustandssumme zugeordnete thermodynamische Potential ist die freie Energie F T V N k B T ln Z k B T ln N N ln V 3 N ln l displaystyle begin aligned F T V N amp k mathrm B T ln Z amp k mathrm B T left ln N N ln V 3N ln lambda right end aligned nbsp Fur grosse Teilchenzahlen lasst sich die Fakultat mit der Stirling Formel entwickeln ln N N ln N N N ln N e displaystyle ln N approx N ln N N N ln left tfrac N mathrm e right nbsp woraus sich ergibt F T V N N k B T ln V e N l 3 displaystyle F T V N approx Nk mathrm B T ln left frac V mathrm e N lambda 3 right nbsp Aus der freien Energie lassen sich nun alle thermodynamischen Relationen ableiten S p m T V N F T V N displaystyle begin pmatrix S p mu end pmatrix begin pmatrix partial T partial V partial N end pmatrix F T V N nbsp Ausserdem ist die Innere Energie U displaystyle U nbsp mit der freien Energie F displaystyle F nbsp verknupft uber U F T S displaystyle U F TS nbsp Entropie Bearbeiten Die Entropie des idealen Gases ist S T V N F T V N k B ln N N ln V 3 N ln l 3 N k B T T ln l 1 2 T k B ln N N ln V 3 N ln l 5 2 N k B N k B ln V N l 3 5 2 N k B N k B ln V N 3 2 ln T N s displaystyle begin aligned S T V N amp left frac partial F partial T right V N k mathrm B left ln N N ln V 3N ln lambda right 3Nk mathrm B T underbrace frac partial partial T ln lambda frac 1 2T amp k mathrm B left ln N N ln V 3N ln lambda right frac 5 2 Nk mathrm B amp approx Nk mathrm B ln left frac V N lambda 3 right frac 5 2 Nk mathrm B amp Nk mathrm B left ln frac V N frac 3 2 ln T right N sigma end aligned nbsp mit der Entropiekonstante s k B ln 2 p m k B 3 2 h 3 5 2 displaystyle sigma k mathrm B left ln frac 2 pi mk mathrm B 3 2 h 3 frac 5 2 right nbsp Thermische Zustandsgleichung Bearbeiten Die thermische Zustandsgleichung ergibt sich aus p T V N F V T N k B T N V displaystyle p T V N left frac partial F partial V right T N k mathrm B T frac N V nbsp was durch Umstellen in die bekannte Form der idealen Gasgleichung gebracht werden kann p V N k B T displaystyle left pV Nk mathrm B T right nbsp Chemisches Potential Bearbeiten Das chemische Potential des idealen Gases ist gegeben durch m T V N F N T V F T V N 1 F T V N 1 k B T ln V N 1 l 3 displaystyle mu T V N left frac partial F partial N right T V frac F T V N 1 F T V N 1 k mathrm B T ln left frac V N 1 lambda 3 right nbsp Kalorische Zustandsgleichung Bearbeiten Die kalorische Zustandsgleichung die innere Energie in Abhangigkeit von Temperatur Volumen und Teilchenzahl kann aus den Gleichungen F U T S displaystyle F U TS nbsp und S F T displaystyle S tfrac partial F partial T nbsp bestimmt werden U T V N F T S F T F T T 2 1 T 2 F 1 T F T T 2 T F T k B T 2 T F k B T k B T 2 ln Z T b ln Z b 3 N 2 ln b 3 N 2 b 3 2 N k B T displaystyle begin aligned U T V N amp F TS F T frac partial F partial T T 2 left frac 1 T 2 F frac 1 T frac partial F partial T right T 2 frac partial partial T left frac F T right amp k mathrm B T 2 frac partial partial T left frac F k mathrm B T right k mathrm B T 2 frac partial ln Z partial T frac partial partial beta ln Z amp frac partial partial beta left frac 3N 2 ln beta right frac 3N 2 beta frac 3 2 Nk mathrm B T end aligned nbsp Dies ergibt schliesslich U 3 2 N k B T displaystyle U frac 3 2 Nk mathrm B T nbsp Das Bemerkenswerte an dieser Gleichung ist dass die innere Energie vom Volumen unabhangig ist Daraus folgt z B dass bei der isothermen Expansion eines idealen Gases die zugefuhrte Warme vollstandig in Arbeit umgesetzt wird Gultigkeitsbereich BearbeitenUnter den realen Gasen kommen die leichten Edelgase und Wasserstoff diesem Zustand am nachsten insbesondere bei niedrigem Druck und hoher Temperatur da sie im Vergleich zu ihrer mittleren freien Weglange eine verschwindend kleine Ausdehnung besitzen Die Geschwindigkeitsverteilung der Teilchen in einem idealen Gas wird durch die Maxwell Boltzmann Verteilung beschrieben Je niedriger der Druck und je hoher die Temperatur ist desto starker verhalt sich ein reales Gas wie ein ideales Ein praktisches Mass dafur ist der normierte Abstand der aktuellen Temperatur vom Siedepunkt Zum Beispiel liegt der Siedepunkt von Wasserstoff bei 20 K bei Zimmertemperatur ist das etwa das 15fache was ein nahezu ideales Verhalten bedeutet Dagegen betragt bei Wasserdampf von 300 C 573 K der Abstand vom Siedepunkt 373 K nur etwa das Anderthalbfache weit ab von idealem Verhalten Als quantitative Vergleichsgrosse muss hier der kritische Punkt herangezogen werden Ein reales Gas verhalt sich dann wie ein ideales wenn sein Druck klein gegenuber dem kritischen Druck oder seine Temperatur gross gegenuber der kritischen Temperatur ist Ideale Gase unterliegen nicht dem Joule Thomson Effekt woraus man folgern kann dass ihre innere Energie und ihre Enthalpie unabhangig von Druck und Volumen sind Der Joule Thomson Koeffizient betragt daher bei idealen Gasen immer Null und die Inversionstemperatur T i g 1 displaystyle T i gamma 1 nbsp hat keinen diskreten Wert erstreckt sich also uber den gesamten Temperaturbereich Erweiterungen BearbeitenIdeales mehratomiges Gas Bearbeiten Mochte man mit dem idealen Gasmodell mehratomige Gaspartikel also Molekule beschreiben so kann das durch eine Erweiterung der kalorischen Zustandsgleichung geschehen U f 2 N k B T displaystyle U frac f 2 Nk mathrm B T nbsp Dabei gibt f displaystyle f nbsp die Anzahl der Freiheitsgrade pro Teilchen an Molekule haben neben den drei Translationsfreiheitsgraden weitere Freiheitsgrade fur Rotationen und Schwingungen Jede Normalschwingung hat dabei zwei Freiheitsgrade weil der potentielle und der kinetische Freiheitsgrad einer Schwingung separate Freiheitsgrade sind Beispielsweise besitzt ein zweiatomiges Gas insgesamt 7 Freiheitsgrade namlich drei Translationsfreiheitsgrade zwei Rotationsfreiheitsgrade fur Rotationen um Achsen senkrecht zur Verbindungslinie der Molekulatome und zwei Schwingungsfreiheitsgrade fur die eine mogliche Schwingung der Molekulatome zueinander Da in der Natur die Rotations und Schwingungsfrequenzen von Molekulen gequantelt sind wird eine gewisse Mindestenergie benotigt um diese anzuregen Oft reicht unter Normalbedingungen die thermische Energie nur um in einem mehratomigen Molekul Rotationen anzuregen In diesem Fall sind die Schwingungsfreiheitsgrade eingefroren In zweiatomigen und in gestreckten mehratomigen Molekulen ist auch die Rotation um die Molekulachse eingefroren so dass diese effektiv nur funf Freiheitsgrade haben Bei noch tieferen Temperaturen frieren auch die ubrigen zwei Rotationsfreiheitsgrade ein so dass nur die drei Translationsfreiheitsgrade verbleiben wie bei den einatomige Gasen Bei nicht stabformigen Molekulen aus mehr als zwei Atomen tritt der dritte Rotationsfreiheitsgrad nebst weiteren Schwingungsfreiheitsgraden aber in der Regel auf Relativistisches ideales Gas Bearbeiten Wenn die Temperaturen so gross werden dass die mittleren Geschwindigkeiten der Gaspartikel mit der Lichtgeschwindigkeit vergleichbar werden so muss die relativistische Massenzunahme der Teilchen berucksichtigt werden Dieses Modell lasst sich ebenfalls gut theoretisch beschreiben allerdings ist ein reales Gas im Regelfall bei sehr hohen Temperaturen bereits ein Plasma d h die vorher elektrisch neutralen Gaspartikel liegen getrennt als Elektronen und Ionen vor Da die Wechselwirkung zwischen Elektronen und Ionen aber wesentlich starker als zwischen neutralen Teilchen ist kann die Modellvorstellung eines idealen Gases nur begrenzten Aufschluss uber die Physik von heissen Plasmen liefern Ideales Quantengas Bearbeiten Jede Art von Materie besteht letztendlich aus Elementarteilchen die entweder Fermionen oder Bosonen sind Bei Fermionen und Bosonen muss immer die sogenannte Austauschsymmetrie berucksichtigt werden was die statistische Beschreibung des Systems andert Ein reines ideales Gas ist im Grunde genommen also immer entweder ein ideales Fermigas oder ein ideales Bosegas Die Quantennatur eines Gases wird jedoch erst spurbar wenn die mittlere freie Weglange der Gaspartikel vergleichbar oder kleiner als ihre thermische Wellenlange wird Dieser Fall gewinnt folglich bei tiefen Temperaturen oder sehr hohen Drucken an Bedeutung Ideale Quantengase haben ein sehr breites Anwendungsspektrum gefunden Beispielsweise konnen die Leitungselektronen in Metallen hervorragend durch das ideale Fermigas beschrieben werden Die Hohlraumstrahlung und das Plancksche Strahlungsgesetz eines schwarzen Korpers konnen durch das ideale Photonengas welches ein besonderes masseloses ideales Bosegas ist ausgezeichnet erklart werden Ideale Bosegase konnen zudem bei sehr tiefer Temperatur einen Phasenubergang zu Bose Einstein Kondensaten zeigen Van der Waals Gas Bearbeiten Reale Gase werden besser durch das sogenannte Van der Waals Gas beschrieben welches die immer vorhandenen Van der Waals Krafte zwischen den Gaspartikeln und zusatzlich deren Eigenvolumen berucksichtigt Die Van der Waals Gleichung modifiziert die ideale Gasgleichung um zwei entsprechende Zusatzterme In der statistischen Beschreibung kann diese Gleichung durch die sogenannte Virialentwicklung gewonnen werden Perfektes Gas Bearbeiten Siehe auch Thermisch und kalorisch perfektes Gas Als perfektes Gas werden ideale Gase bezeichnet welche eine konstante Warmekapazitat haben die nicht von Druck und Temperatur abhangig ist Weblinks BearbeitenBernd Gluck Reversible Zustandsanderungen des idealen Gases Algorithmen und Rechenprogramm mit grafischer Darstellung der Zustandsverlaufe Video Ideale Gasgesetze von BOYLE GAY LUSSAC AVOGADRO und DALTON wie beschreibt man ein Gas makroskopisch Jakob Gunter Lauth SciFox 2013 zur Verfugung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek TIB doi 10 5446 15649 Einzelnachweise Bearbeiten Gunter Cerbe Gernot Wilhelms Technische Thermodynamik Theoretische Grundlagen und praktische Anwendungen Munchen 2021 ISBN 978 3 446 46519 0 S 44 45 a b c Fran Bosnjakovic Karl Friedrich Knoche Technische Thermodynamik Teil 1 8 Auflage Steinkopff Verlag Darmstadt 1998 ISBN 978 3 642 63818 3 7 6 Entropie idealer Gasgemische Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ideales Gas amp oldid 235273908