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Dieser Artikel behandelt den Begriff Zustandsgrosse in der Thermodynamik Zur Bedeutung in der Regelungstechnik siehe Zustandsgrosse Systemtheorie zur Zustandsgrosse von Sternen siehe Zustandsgrosse Astrophysik Eine Zustandsgrosse ist eine makroskopische physikalische Grosse die ggf zusammen mit anderen Zustandsgrossen den Zustand eines physikalischen Systems beschreibt aber im Rahmen der Betrachtung als Variable angesehen wird Bleiben alle Zustandsgrossen eines Systems zeitlich konstant befindet sich das System im thermodynamischen Gleichgewicht oder in einem stationaren Fliessgleichgewicht Die Zustandsgrossen beschreiben den aktuellen Zustand eines Systems und sind unabhangig davon auf welchem Weg es zu diesem Zustand gekommen ist Ihnen gegenuber stehen Prozessgrossen wie Arbeit und Warme die den Verlauf einer Zustandsanderung beschreiben In der Thermodynamik betrachtet man intensive Zustandsgrossen wie Druck und absolute Temperatur extensive Zustandsgrossen wie Volumen Teilchenzahl bzw Stoffmenge und Entropie die thermodynamischen Potentiale innere Energie freie Energie Enthalpie Gibbs Energie und das grosskanonische Potential die ebenfalls extensive Zustandsgrossen sind Weitere Zustandsgrossen werden daraus abgeleitet Einige Zusammenhange zwischen den Zustandsgrossen werden beschrieben durch die Maxwell Beziehungen und das Guggenheim Quadrat Inhaltsverzeichnis 1 Klassifizierung 1 1 Extensive Zustandsgrossen 1 1 1 Zustandsfunktionen oder Thermodynamische Potentiale 1 1 2 Extensive Zustandsvariablen 1 2 Intensive Zustandsgrossen 1 3 Kombinationen 2 Zusammenhange 2 1 Zustandsgleichungen 2 2 Maxwell Beziehungen 2 3 Guggenheim Quadrat 2 3 1 Merkhilfen fur drei Freiheitsgrade 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseKlassifizierung BearbeitenInnerhalb der Zustandsgrossen gibt es zwei grundsatzliche Unterteilungen zum einen in aussere und innere und zum anderen in intensive und extensive Zustandsgrossen Unter letzteren zeichnen sich die thermodynamischen Potentiale aus Hauptartikel Aussere Zustandsgrosse und Innere Zustandsgrosse Extensive Zustandsgrossen sind Zustandsgrossen deren Mass mit der Grosse des Systems skaliert Intensive Zustandsgrossen sind Zustandsvariablen deren Mass nicht von der Grosse des Systems abhangt Teilt man bspw ein System in zwei in jeder Hinsicht gleiche Teile auf nimmt jede extensive Zustandsgrosse den halben Wert an wenn man zwei in Bezug auf die Zustandsgrosse gleichartige Systeme miteinander vereinigt nimmt sie den doppelten Wert an Intensive Zustandsgrossen andern dadurch ihren Wert nicht 1 Beispiel Die Menge Flussigkeit in einem Glas ist eine extensive Grosse da zwei Glaser die doppelte Menge Flussigkeit enthalten Die Temperatur der Flussigkeit hingegen ist eine intensive Grosse da zwei Glaser davon nicht doppelt so warm sind wie ein einzelnes Extensive Zustandsgrossen Bearbeiten Zustandsfunktionen oder Thermodynamische Potentiale Bearbeiten Darstellung einer Zustandsgrosse z die bei einem homogenen Einphasensystem z B ideales Gas durch zwei andere voneinander unabhangige Zustandsgrossen hier x und y eindeutig beschrieben werden kann Die Grosse z ist immer dann eine Zustandsgrosse wenn sie ein vollstandiges Differential besitzt mit anderen Worten sie lasst sich als Punkt auf einer stetig verlaufenden Flache im Raum darstellen Die Thermodynamischen Potentiale innere Energie freie Energie Enthalpie und Gibbs Energie sowie das Grosskanonische Potential sind extensive Zustandsgrossen Sie beschreiben von ihrem Informationsgehalt das thermodynamische System vollstandig Die thermodynamischen Potentiale misst man gegenuber einem willkurlich festgesetzten Nullpunkt wie z B dem Anfangszustand Dann entspricht die Anderung der inneren Energie U textstyle U mit den naturlichen Variablen Entropie S textstyle S und Volumen V textstyle V der zugefuhrten Warme Q textstyle Q und Arbeit W textstyle W D U S V Q W textstyle Delta U S V Q W bzw als vollstandiges Differential ausgedruckt d U S V T d S p d V displaystyle textstyle mathrm d U S V T mathrm d S p mathrm d V Sie unterscheiden sich in ihren naturlichen Variablen die ihrerseits Zustandsgrossen sind und lassen sich mit Hilfe der Legendre Transformation ineinander uberfuhren Daraus ergibt sich z B die Enthalpie H textstyle H mit deren naturlichen Variablen Entropie S textstyle S und Druck p textstyle p als H S p U p V textstyle H S p U pV und ihr vollstandiges Differential lautet d H S p T d S V d p displaystyle textstyle mathrm d H S p T mathrm d S V mathrm d p Extensive Zustandsvariablen Bearbeiten Bei der Betrachtung der thermodynamischen Potentiale fliessen folgende extensive Zustandsgrossen als naturliche Variablen ein Volumen Entropie und Teilchenzahl bzw Stoffmenge In dynamischen oder von energiespeichernden Feldern beeinflussten Systemen sind auch die strome oder flusse extensive Zustandsgrossen Intensive Zustandsgrossen Bearbeiten Bei der Betrachtung der thermodynamischen Potentiale fliessen folgende intensive Zustandsvariablen als naturliche Variablen ein Druck absolute Temperatur und chemisches Potential Die Anderung einer intensiven Grosse hat immer die Anderung des thermodynamischen Gleichgewichts zur Folge In dynamischen oder von energiespeichernden Feldern beeinflussten Systemen sind auch die Geschwindigkeiten und Feldstarken intensive Zustandsgrossen Kombinationen Bearbeiten Kombinationen aus intensiven Zustandsgrossen desselben Zustands sind wiederum intensive Zustandsgrossen Solche aus einer extensiven und einer intensiven Grosse sind extensiv Solche Kombinationen treten als Differenz der thermodynamischen Potentiale auf In diesem Zusammenhang wird immer eine Grosse mit ihrer jeweils konjugierten Grosse multipliziert Ein Beispiel hierfur ist die Verschiebearbeit H U p V textstyle H U p V Sie stellt die Differenz zwischen der Enthalpie und der inneren Energie dar Sie tragt zwar den Namen einer arbeit ist aber im Gegensatz zu anderen arbeiten keine Prozessgrosse Zusammenhange BearbeitenZustandsgleichungen Bearbeiten Experimentelle Befunde zeigen dass die genannten Grossen nicht unabhangig voneinander geandert werden konnen was auch in der Gibbssche Phasenregel bzw in der Festlegung des Zustands eines Systems auf eine bestimmte Anzahl Freiheitsgrade zum Ausdruck kommt Die entsprechenden Zusammenhange zwischen den Zustandsgrossen eines Systems beschreiben Zustandsgleichungen Gase unter normalen Bedingungen lassen sich durch Ideales Gas annahernd beschreiben Es gilt die Allgemeine Gasgleichung p V n R T displaystyle pV nRT mit der allgemeinen Gaskonstante R 8 314 5 J m o l K textstyle R 8 3145 mathrm frac J mol K Eine bessere Naherung fur reale Gase bringt die Van der Waals Gleichung p a n 2 V 2 V b n n R T left p a frac n 2 V 2 right V bn nRT Maxwell Beziehungen Bearbeiten Hauptartikel Maxwell Beziehungen Die Maxwell Beziehungen oder Maxwell Relationen der Thermodynamik nach dem Physiker James Clerk Maxwell beschreiben die Zusammenhange zwischen Anderungen der verschiedenen Zustandsgrossen so lasst sich z B die Anderung der Temperatur T textstyle T oder Entropie S textstyle S mit Hilfe der Anderungen anderer Zustandsgrossen z B Druck p textstyle p oder Volumen V textstyle V ausdrucken T V S p S V T p S V S p left frac partial T partial V right S left frac partial p partial S right V qquad left frac partial T partial p right S left frac partial V partial S right p V T p S p T p T V S V T left frac partial V partial T right p left frac partial S partial p right T qquad left frac partial p partial T right V left frac partial S partial V right T Guggenheim Quadrat Bearbeiten Guggenheim Quadrat Hauptartikel Guggenheim Quadrat Das Guggenheim Quadrat oder Guggenheim Schema ist ein Hilfsmittel um einige einfache aber grundlegende Beziehungen der Thermodynamik aus dem Gedachtnis heraus aufzustellen Sie lassen sich sowohl auf die Maxwell Beziehungen als auch auf die charakteristischen Funktionen anwenden Verknupft werden die Entropie S die innere Energie U das Volumen V die freie Energie F auch Helmholtz Energie A die Temperatur T die Gibbs Energie G der Druck p und die Enthalpie H Es ist nach Edward Guggenheim benannt Merkhilfen fur drei Freiheitsgrade Bearbeiten Thermodynamisches OktaederDas Guggenheim Quadrat beschreibt Systeme mit zwei Freiheitsgraden Fur drei Freiheitsgrade wurden Merkhilfen in Form der geometrischen Figuren Oktaeder 2 3 und Kuboktaeder 4 beschrieben Bei diesen sind im Gegensatz zum Quadrat die thermodynamischen Potentiale G U H A etc keine Kanten sondern Flachen Literatur BearbeitenLiteratur zur Technischen Thermodynamik Jibamitra Ganguly Thermodynamics in earth and planetary sciences 2008 Thermodynamic Square A Mnemonic Tool S 59 60 Google Books abgerufen am 15 September 2011 Wedler Gerd Lehrbuch der Physikalischen Chemie 2 Auflage Wiley VCH 1985 ISBN 978 3 527 29481 7 2 3 2 Charakteristische thermodynamische Funktionen S 252 256 Weblinks BearbeitenThe Guggenheim scheme Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 24 Juli 2007 abgerufen am 15 September 2011 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Gunter Cerbe Gernot Wilhelms Technische Thermodynamik Theoretische Grundlagen und praktische Anwendungen Munchen 2021 ISBN 978 3 446 46519 0 S 56 L T Klauder In American Journal of Physics Band 36 Nr 6 1968 S 556 557 doi 10 1119 1 1974977 James M Phillips In J Chem Educ 64 8 1987 S 674 675 doi 10 1021 ed064p674 Ronald F Fox In J Chem Educ 53 7 1976 S 441 442 doi 10 1021 ed053p441 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zustandsgrosse amp oldid 226988765