www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel behandelt das thermodynamische Potential die gleichnamige Pseudowissenschaft findet sich unter Freie Energie Pseudowissenschaft Physikalische GrosseName Freie Energie Helmholtz EnergieGrossenart EnergieFormelzeichen F A displaystyle F A Grossen undEinheitensystem Einheit DimensionSI J kg m2 s 2 L2 M T 2Die freie Energie auch Helmholtz Potential helmholtzsche freie Energie oder Helmholtz Energie nach Hermann von Helmholtz ist ein thermodynamisches Potential Sie hat die Dimension einer Energie Die freie Energie ist eine extensive Grosse Der Wert der freien Energie wird in der Einheit Joule angegeben Als Formelzeichen sind das F displaystyle F oder A displaystyle A ublich 1 Die freie Energie ist die Legendre Transformierte der inneren Energie bezuglich der Entropie Sie berechnet sich als innere Energie U displaystyle U des Systems abzuglich des Produkts aus der absoluten Temperatur T displaystyle T und der Entropie S displaystyle S des Systems 1 F U T S displaystyle F U T S Die molare freie Energie Einheit J mol ist die auf die Stoffmenge n displaystyle n bezogene freie Energie F m F n displaystyle F m frac F n Die spezifische freie Energie Einheit J kg ist die auf die Masse m displaystyle m bezogene freie Energie f F m displaystyle f frac F m Die molare und die spezifische freie Energie sind intensive Grossen Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung 2 Minimumsprinzip der freien Energie 3 Freie Energie und maximale Arbeit 4 Freie Energie als Fundamentalfunktion 5 Ableitungen der freien Energie 6 Thermodynamik mit elektromagnetischen Feldern 7 Geschichte 8 Siehe auch 9 Weblinks 10 Literatur 11 EinzelnachweiseBedeutung BearbeitenEin System dessen Temperatur und Volumen konstant gehalten werden nimmt von allen erreichbaren Zustanden mit dieser Temperatur und diesem Volumen denjenigen als Gleichgewichtszustand ein in dem die freie Energie den kleinstmoglichen Wert hat Geht ein System uber einen reversiblen Prozess in einen energiearmeren Zustand mit derselben Temperatur uber so gibt der Unterschied der freien Energien der beiden Zustande an welcher Anteil der abzufuhrenden Energie zur Arbeitsleistung genutzt werden kann In der theoretischen Thermodynamik ist die freie Energie eine Fundamentalfunktion aus ihr lasst sich die gesamte thermodynamische Information uber das System ableiten Voraussetzung ist jedoch dass sie als Funktion der Variablen Temperatur T displaystyle T nbsp Volumen V displaystyle V nbsp und Stoffmengen N i displaystyle N i nbsp der im System enthaltenen chemischen Komponenten gegeben ist Dies sind die naturlichen Variablen der freien Energie Sie lasst sich auch als Funktion anderer Variablen ansetzen enthalt dann aber nicht mehr die vollstandige thermodynamische Information Die freie Energie ist eine Legendre Transformierte der inneren Energie Die innere Energie ist ebenfalls eine Fundamentalfunktion wenn sie als Funktion ihrer naturlichen Variablen S displaystyle S nbsp V displaystyle V nbsp N i displaystyle N i nbsp gegeben ist Der Ubergang zu anderen Variablensatzen erfordert die Anwendung einer Legendre Transformation wenn er ohne Informationsverlust geschehen soll Die Transformation die aus der inneren Energie eine Fundamentalfunktion mit den naturlichen Variablen T displaystyle T nbsp V displaystyle V nbsp N i displaystyle N i nbsp erzeugt liefert den Ausdruck U T S displaystyle U T S nbsp also die freie Energie Der aus der Legendre Transformation folgende Term T S displaystyle T S nbsp kompensiert den Informationsverlust der sonst mit dem Variablenwechsel verbunden ware Die freie Energie ist nicht zu verwechseln mit der freien Enthalpie oder Gibbs Energie Minimumsprinzip der freien Energie BearbeitenGemass dem Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik nimmt ein abgeschlossenes System unter den erreichbaren Zustanden denjenigen als Gleichgewichtszustand ein der bei der gegebenen inneren Energie die hochste Entropie besitzt Aus diesem Maximumsprinzip der Entropie lasst sich ein Minimumsprinzip der inneren Energie ableiten 2 Bei konstant gehaltener Entropie nimmt ein System denjenigen Zustand als Gleichgewichtszustand ein der die geringste innere Energie besitzt Ein ahnliches Minimumsprinzip existiert fur die freie Energie Ein System dessen Temperatur und Volumen konstant gehalten werden nimmt von allen erreichbaren Zustanden mit dieser Temperatur und diesem Volumen denjenigen als Gleichgewichtszustand ein in dem die freie Energie den kleinstmoglichen Wert hat Zum Beweis betrachte man ein System dessen Temperatur auf einem konstanten Wert gehalten wird Dies kann beispielsweise dadurch geschehen dass das betrachtete System uber eine warmedurchlassige Wand in Kontakt mit einem zweiten System steht das unveranderlich die gewunschte Temperatur aufweist in thermodynamischer Ausdrucksweise ein Warmereservoir Uber einen Warmestrom durch die Kontaktwand kann das betrachtete System bei Bedarf so lange Warme mit dem Warmereservoir austauschen bis es seine Temperatur wieder derjenigen des Reservoirs angeglichen hat Im Verlaufe eines beliebigen Prozesses andern sich in der Regel die Entropien des Systems und des Warmereservoirs Gemass dem Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik nimmt die Entropie des aus System und Warmereservoir gebildeten abgeschlossenen Gesamtsystems zu oder bleibt bestenfalls gleich d S S y s S R e s d S S y s d S R e s 0 displaystyle mathrm d S mathrm Sys S mathrm Res mathrm d S mathrm Sys mathrm d S mathrm Res geq 0 nbsp oder d S S y s d S R e s displaystyle mathrm d S mathrm Sys geq mathrm d S mathrm Res nbsp Das grosser Zeichen gilt fur Prozesse welche die Entropie des Gesamtsystems vermehren und daher freiwillig aus eigenem Antrieb ablaufen Das Gleichheitszeichen gilt wenn das Gesamtsystem die grosste unter den gegebenen Bedingungen erreichbare Entropie angenommen hat und sich im thermischen Gleichgewichtszustand befindet es gilt ausserdem fur reversible Prozesse die keine Entropie erzeugen Die Entropieanderung des Reservoirs d S R e s displaystyle mathrm d S mathrm Res nbsp steht mit der in das Reservoir fliessenden Warme d Q R e s displaystyle mathrm d Q mathrm Res nbsp und der Temperatur des Reservoirs T R e s displaystyle T mathrm Res nbsp definitionsgemass in der Beziehung d S R e s d Q R e s T R e s displaystyle mathrm d S mathrm Res mathrm d Q mathrm Res T mathrm Res nbsp Weil das Reservoir und das betrachtete System die Warme ausschliesslich untereinander austauschen ist d Q S y s d Q R e s displaystyle mathrm d Q mathrm Sys mathrm d Q mathrm Res nbsp und da das System und das Reservoir laut Voraussetzung dieselbe Temperatur aufweisen ist T S y s T R e s displaystyle T mathrm Sys T mathrm Res nbsp Daher folgt aus obiger Ungleichung d S S y s d Q S y s T S y s displaystyle mathrm d S mathrm Sys geq mathrm d Q mathrm Sys T mathrm Sys nbsp Damit ist es gelungen das Entropiekriterium das eigentlich die Entropien von System und Reservoir betrachtet ausschliesslich unter Verwendung von Grossen des betrachteten Systems zu formulieren was die Anwendung stark erleichtert Da keine Unterscheidung mehr notig ist werden die Indizes an den Grossen des Systems nun fortgelassen und die Ungleichung lautet d S d Q T displaystyle mathrm d S geq mathrm d Q T nbsp Clausiussche Ungleichung 3 Ferner sei nun vorausgesetzt dass das System keine Arbeit mit seiner Umgebung austauscht Volumenanderungsarbeit wird zu diesem Zweck unterdruckt indem das Volumen des Systems konstant gehalten wird isochorer Prozess d V 0 displaystyle mathrm d V 0 nbsp Das System sei ausserdem so beschaffen dass es auch keine anderen Arten von Arbeit leisten kann Dann kann sich die innere Energie des Systems nur durch Austausch von Warme mit dem Reservoir andern d U d Q displaystyle mathrm d U mathrm d Q nbsp und aus der Clausiusschen Ungleichung folgt d S d U T displaystyle mathrm d S geq mathrm d U T nbsp oder umgestellt d U T d S 0 displaystyle mathrm d U T mathrm d S leq 0 quad nbsp Andererseits ist die Anderung der freien Energie des Systems gemass ihrer Definition d F d U T S d U T d S S d T displaystyle mathrm d F mathrm d U T S mathrm d U T mathrm d S S mathrm d T nbsp was sich im vorliegenden Fall wegen der vorausgesetzten Konstanz der Temperatur d T 0 displaystyle mathrm d T 0 nbsp zu d F d U T d S displaystyle mathrm d F mathrm d U T mathrm d S quad nbsp vereinfacht Vergleich der markierten Gleichungen displaystyle nbsp liefert schliesslich die Aussage 4 d F 0 displaystyle mathrm d F leq 0 nbsp Das kleiner Zeichen gilt fur Prozesse die freiwillig ablaufen Das Gleichheitszeichen gilt sobald das System den Gleichgewichtszustand erreicht hat oder fur den Fall eines reversiblen Prozesses Das Maximumsprinzip fur die Entropie des Gesamtsystems fuhrt also dazu dass die freie Energie des betrachteten Systems auf der Untermenge der Zustande mit konstanter Temperatur und konstantem Volumen ein Minimum annimmt Ist das System noch nicht im Gleichgewicht bewegt es sich falls isotherme und isochore Bedingungen vorliegen und das System keine mechanische oder andere Arbeit leistet freiwillig in Zustande niedrigerer freier Energie Das Gleichgewicht ist mit dem Zustand erreicht in dem die freie Energie den unter den gegebenen Bedingungen kleinstmoglichen Wert besitzt Wollte man den Gleichgewichtszustand mit Hilfe des allgemein und stets gultigen Entropiekriteriums direkt bestimmen musste das Maximum der Gesamtentropie ermittelt werden also die Summe der Entropien des untersuchten Systems und seiner Umgebung Es musste daher nicht nur die Anderung der System Entropie bei einer Zustandsanderung betrachtet werden sondern auch die Entropie Anderung die das System durch Ruckwirkung auf die Umgebung dort erzeugt Das freie Energie Kriterium ist eine Umformulierung des Entropiekriteriums in welche ausschliesslich Eigenschaften des betrachteten Systems eingehen und welche die Ruckwirkung auf die Umgebung unter isothermen und isochoren Bedingungen durch den Term T S displaystyle T S nbsp automatisch berucksichtigt denn unter den gegebenen Bedingungen ist d T S d T R e s S R e s displaystyle mathrm d T S mathrm d T mathrm Res S mathrm Res nbsp 5 Bei Verwendung des freie Energie Kriteriums kann die Ermittlung des isothermen und isochoren Gleichgewichtszustands sich also auf die Betrachtung des Systems beschranken was die Untersuchungen merklich erleichtert 6 Fur einen realen physikalischen oder chemischen Prozess kann oft die Atmosphare als Warmereservoir dienen Wegen ihres grossen Volumens andert sich ihre Temperatur nicht nennenswert wenn ein System Warme auf sie ubertragt Die Voraussetzungen fur die Anwendbarkeit des Minimumsprinzips der freien Energie sind also erfullt wenn ein System sich in einem starren Gefass befindet damit das Volumen konstant gehalten wird und in thermischem Kontakt mit der Atmosphare steht damit die Temperatur konstant gehalten wird In der Laborpraxis kommen solche Systeme in starren Behaltern allerdings seltener vor als Systeme die dem Atmospharendruck ausgesetzt sind Die Atmosphare dient dann nicht nur als Warme sondern auch als Druckreservoir Sie halt Temperatur und Druck konstant Das thermodynamische Potential das unter diesen Bedingungen ein Minimum annimmt ist die Gibbs Energie G U p V T S displaystyle G U p V T S nbsp Freie Energie und maximale Arbeit BearbeitenGeht ein System von einem Zustand 1 displaystyle 1 nbsp in einen Zustand 2 displaystyle 2 nbsp mit geringerer innerer Energie uber so muss die Energiedifferenz abgefuhrt werden Dies kann durch das Abfuhren von Warme oder das Verrichten von mechanischer oder chemischer elektrischer magnetischer Arbeit erfolgen Der abzufuhrende gesamte Energiebetrag ist durch den Anfangs und den Endwert der Zustandsgrosse innere Energie eindeutig festgelegt er kann aber je nach Prozessfuhrung unterschiedlich in Warme und Arbeit aufgeteilt sein Warme und Arbeit sind keine Zustandsgrossen sondern Prozessgrossen In der Regel ist jedoch nicht jede beliebige Aufteilung moglich Mit der Zustandsanderung kann auch eine Anderung der Entropie des Systems verbunden sein Ist beispielsweise die Entropie des Endzustands kleiner als die Entropie des Anfangszustands so muss neben der Energie auch Entropie abgefuhrt werden Da Warme Entropie transportiert Arbeit jedoch nicht muss die abgefuhrte Energie aus mindestens soviel Warme bestehen wie zur Abfuhr der Entropiedifferenz benotigt wird Nur die restliche Energie steht zur Verfugung in Form nutzbarer Arbeit abgefuhrt zu werden Falls die Temperatur des Systems bei der Zustandsanderung unverandert bleibt isotherme Zustandsanderung ist die maximal mogliche Arbeit die vom System beim Ubergang von 1 displaystyle 1 nbsp nach 2 displaystyle 2 nbsp geleistet werden kann identisch mit der negativen Differenz der freien Energien der Zustande 1 displaystyle 1 nbsp und 2 displaystyle 2 nbsp Zum Beweis 7 betrachte man eine positive oder negative Anderung der inneren Energie d U displaystyle mathrm d U nbsp eines Systems die gemass der vom Ersten Hauptsatz der Thermodynamik verlangten Energieerhaltung identisch ist mit der Summe der positiven oder negativen zugefuhrten Warme d Q displaystyle mathrm d Q nbsp und der positiven oder negativen am System geleisteten Arbeit d W displaystyle mathrm d W nbsp d U d Q d W displaystyle mathrm d U mathrm d Q mathrm d W nbsp Gemass dem Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik gilt fur den Zusammenhang zwischen der positiven oder negativen Entropieanderung d S displaystyle mathrm d S nbsp des Systems und der zu oder abgefuhrten Warme d Q displaystyle mathrm d Q nbsp die im vorherigen Abschnitt hergeleitete Clausiussche Ungleichung d S d Q T displaystyle mathrm d S geq frac mathrm d Q T nbsp Dabei gilt das Gleichheitszeichen fur einen reversiblen Prozess in dem keine Entropie erzeugt wird Setzt man die Ungleichung in der Form T d S d Q displaystyle T mathrm d S geq mathrm d Q nbsp in die Energieerhaltungsgleichung ein ergibt sich d U T d S d W displaystyle mathrm d U leq T mathrm d S mathrm d W nbsp und umgestellt die am System geleistete Arbeit d W d U T d S displaystyle mathrm d W leq mathrm d U T mathrm d S nbsp Betrachtet man die geleistete Arbeit vom Standpunkt des Systems aus ist ihr Vorzeichen umzukehren und die vom System geleistete Arbeit d W d W displaystyle mathrm d W mathrm d W nbsp ist d W d U T d S displaystyle mathrm d W leq mathrm d U T mathrm d S nbsp Die vom System geleistete Arbeit ist also kleiner oder hochstens gleich dem Ausdruck auf der rechten Seite der Gleichung Die grosstmogliche Arbeit die das System leisten kann ergibt sich bei Gultigkeit des Gleichheitszeichens also bei reversibler Prozessfuhrung d W r e v d U T d S displaystyle mathrm d W mathrm rev mathrm d U T mathrm d S nbsp Es bleibt der Zusammenhang zwischen dieser maximalen Arbeit und der freien Energie zu zeigen Die Anderung der freien Energie d F d U T S d U S d T T d S displaystyle mathrm d F mathrm d U T S mathrm d U S mathrm d T T mathrm d S nbsp vereinfacht sich bei isothermer Prozessfuhrung d T 0 displaystyle mathrm d T 0 nbsp zu d F d U T d S displaystyle mathrm d F mathrm d U T mathrm d S nbsp so dass im isothermen Fall d W r e v d U T d S d F displaystyle mathrm d W mathrm rev mathrm d U T mathrm d S mathrm d F nbsp was zu beweisen war Aus der letzten Gleichung lasst sich auch ablesen 8 Ist der Prozess mit keiner Entropieanderung verbunden d S 0 displaystyle mathrm d S 0 nbsp kann die gesamte abzufuhrende Energie in Form von Arbeit gewonnen werden d W r e v d U displaystyle mathrm d W mathrm rev mathrm d U nbsp Ist der Prozess mit einer Entropieabnahme im System verbunden d S lt 0 displaystyle mathrm d S lt 0 nbsp wird der Term T d S displaystyle T mathrm d S nbsp negativ und die maximal gewinnbare Arbeit wird kleiner als d U displaystyle mathrm d U nbsp Ein Teil der abzufuhrenden Energie muss als Warmestrom die abzufuhrende Entropie transportieren Ist der Prozess mit einer Entropiezunahme im System verbunden d S gt 0 displaystyle mathrm d S gt 0 nbsp wird T d S displaystyle T mathrm d S nbsp positiv und die maximal gewinnbare Arbeit wird grosser als die Abnahme an innerer Energie d U displaystyle mathrm d U nbsp Dieser Fall ist moglich wenn dem System wahrend des Prozesses Warme von aussen zugefuhrt wird Die zugefuhrte Entropie oder ein Teil davon verbleibt im System und es steht zusatzliche Energie zur Verfugung um als entropiefreie Arbeit abgefuhrt zu werden Die Entropie des Systems konnte auch aufgrund irreversibler Prozesse zunehmen aber die obigen Betrachtungen beschranken sich auf den reversiblen Fall der den maximalen Arbeitsgewinn erlaubt Die Art der verrichteten Arbeit ist nicht naher spezifiziert Es kann sich beispielsweise um Hubarbeit oder um Volumenanderungsarbeit handeln Soll Volumenanderungsarbeit ausgeschlossen werden weil sie auf Kosten anderer Arbeitsformen geht die genutzt werden sollen muss neben der Temperatur des Systems auch sein Volumen konstant gehalten werden Es ist nicht notwendig dass der gesamte Prozess isotherm verlauft Es genugt wenn Anfangs und Endtemperatur des Prozesses gleich sind 9 Der Zusammenhang mit der maximal verfugbaren Arbeit erklart den Namen dieses thermodynamischen Potentials Der Unterschied F 2 F 1 displaystyle F 2 F 1 nbsp fur zwei Zustande gleicher Temperatur ist derjenige Anteil der Energieanderung U 2 U 1 displaystyle U 2 U 1 nbsp der bei einem reversiblen von 1 displaystyle 1 nbsp nach 2 displaystyle 2 nbsp fuhrenden Prozess fur die aussere Arbeitsleistung zur Verfugung steht 10 also frei genutzt werden kann siehe auch Abschnitt Geschichte Freie Energie als Fundamentalfunktion BearbeitenBetrachtet man ein System dessen Eigenschaften durch die Zustandsgrossen Entropie S displaystyle S nbsp Volumen V displaystyle V nbsp und Stoffmengen N 1 N r displaystyle N 1 dots N r nbsp der r displaystyle r nbsp chemischen Komponenten gegeben sind dann ist die innere Energie U displaystyle U nbsp des Systems ausgedruckt als Funktion der genannten Zustandsgrossen namlich aller extensiven Variablen des Systems U U S V N 1 N r displaystyle U U S V N 1 dots N r nbsp eine Fundamentalfunktion des Systems Sie beschreibt das System vollstandig es lassen sich alle thermodynamischen Eigenschaften des Systems aus ihr ableiten 11 Oft sind diese Variablen jedoch fur die praktische Arbeit ungunstig und man wurde vorziehen etwa die Temperatur oder den Druck in der Variablenliste zu haben Im Gegensatz zur sonst ublichen Vorgehensweise darf ein Variablenwechsel im vorliegenden Fall jedoch nicht durch eine einfache Substitution geschehen da sonst Information verloren geht Soll beispielsweise die Entropie durch die Temperatur T displaystyle T nbsp ersetzt werden konnte S displaystyle S nbsp aus den Funktionen U S V N i displaystyle U S V N i nbsp und T S V N i displaystyle T S V N i nbsp eliminiert werden um eine Funktion der Form U T V N i displaystyle U T V N i nbsp zu erhalten Da jedoch die Temperatur thermodynamisch als partielle Ableitung der inneren Energie nach der Entropie definiert ist T U S V N 1 N r displaystyle T left frac partial U partial S right V N 1 dots N r nbsp ware diese Formulierung gleichbedeutend mit einer partiellen Differentialgleichung fur U displaystyle U nbsp welche U displaystyle U nbsp nur bis auf unbestimmte Funktionen festlegen wurde Dieses U displaystyle U nbsp ware nach wie vor eine Beschreibung des betrachteten Systems aber es ware keine vollstandige Beschreibung und damit keine Fundamentalfunktion mehr 12 13 Zum Variablenwechsel unter Erhaltung der vollstandigen Information muss eine Legendre Transformation durchgefuhrt werden Soll beispielsweise zur Variablenliste T V N 1 N r displaystyle T V N 1 dots N r nbsp ubergegangen werden lautet die Transformation 14 F T V N 1 N r U S V N 1 N r U S V N 1 N r S U T S displaystyle F T V N 1 dots N r U S V N 1 dots N r left frac partial U partial S right V N 1 dots N r cdot S U T S nbsp Die Legendre Transformierte F U T S displaystyle F U T S nbsp wird freie Energie genannt Sie ist wiederum eine Fundamentalfunktion 14 15 wenn sie als Funktion der Variablen T V N 1 N r displaystyle T V N 1 dots N r nbsp dies sind die naturlichen Variablen der freien Energie gegeben ist Sie kann auch in Abhangigkeit von anderen Variablen ausgedruckt werden ist dann aber keine Fundamentalfunktion mehr Die Herkunft der freien Energie aus einer Legendre Transformation erklart den additiven Term T S displaystyle T S nbsp Er kompensiert den Informationsverlust der sonst mit dem Variablenwechsel verbunden ware Fundamentalfunktionen welche die Dimension Energie besitzen heissen auch thermodynamische Potentiale Die freie Energie ist also ein thermodynamisches Potential 15 Ableitungen der freien Energie BearbeitenGeht man von der inneren Energie als Funktion ihrer naturlichen Variablen aus und bildet ihr totales Differential erhalt man d U S V N 1 N r U S V N 1 N r d S U V S N 1 N r d V i 1 r U N i S V N j i d N i displaystyle mathrm d U S V N 1 dots N r left frac partial U partial S right V N 1 dots N r mathrm d S left frac partial U partial V right S N 1 dots N r mathrm d V sum i 1 r left frac partial U partial N i right S V N j neq i mathrm d N i nbsp Die hierbei auftretenden partiellen Ableitungen werden in der Thermodynamik als die Definitionen von Temperatur T displaystyle T nbsp Druck p displaystyle p nbsp und chemischem Potential der i displaystyle i nbsp ten Substanz m i displaystyle mu i nbsp interpretiert 16 T U S V N 1 N r S V N 1 N r p U S V N 1 N r V S N 1 N r m i U S V N 1 N r N i S V N j i displaystyle begin aligned T amp left frac partial U S V N 1 dots N r partial S right V N 1 dots N r p amp left frac partial U S V N 1 dots N r partial V right S N 1 dots N r mu i amp left frac partial U S V N 1 dots N r partial N i right S V N j neq i end aligned nbsp so dass sich das Differential auch schreiben lasst als d U S V N 1 N r T d S p d V i 1 r m i d N i displaystyle mathrm d U S V N 1 dots N r T mathrm d S p mathrm d V sum i 1 r mu i mathrm d N i nbsp Das totale Differential der freien Energie als Funktion ihrer naturlichen Variablen ist einerseits formal d F T V N 1 N r F T V N 1 N r d T F V T N 1 N r d V i 1 r F N i T V N j i d N i displaystyle mathrm d F T V N 1 dots N r left frac partial F partial T right V N 1 dots N r mathrm d T left frac partial F partial V right T N 1 dots N r mathrm d V sum i 1 r left frac partial F partial N i right T V N j neq i mathrm d N i quad nbsp und andererseits unter Benutzung ihrer Definition d F d U T S d U d T S T d S p d V m i d N i d T S T d S p d V m i d N i T d S S d T S d T p d V m i d N i displaystyle begin aligned mathrm d F amp mathrm d U TS amp mathrm d U mathrm d TS amp T mathrm d S p mathrm d V sum mu i mathrm d N i mathrm d TS amp T mathrm d S p mathrm d V sum mu i mathrm d N i T mathrm d S S mathrm d T amp S mathrm d T p mathrm d V sum mu i mathrm d N i quad end aligned nbsp so dass aus dem Vergleich der Koeffizienten in den markierten Gleichungen folgt 17 F T V N 1 N r S displaystyle left frac partial F partial T right V N 1 dots N r S nbsp sowie F V T N 1 N r p displaystyle left frac partial F partial V right T N 1 dots N r p nbsp und F N i T V N j i m i displaystyle left frac partial F partial N i right T V N j neq i mu i nbsp Die Herleitung zeigt gleichzeitig wie die Subtraktion des Terms T S displaystyle T S nbsp die Liste der unabhangigen Variablen von S V displaystyle S V dots nbsp in T V displaystyle T V dots nbsp andert 17 indem dadurch im totalen Differential der von d S displaystyle mathrm d S nbsp abhangige Term entfernt und ein von d T displaystyle mathrm d T nbsp abhangiger Term hinzugefugt wird Die zweite der markierten Gleichungen ist eine differentielle Fundamentalfunktion 18 namlich die differentielle freie Energie als Funktion ihrer naturlichen Variablen d F T V N 1 N r S d T p d V i 1 r m i d N i displaystyle mathrm d F T V N 1 dots N r S mathrm d T p mathrm d V sum i 1 r mu i mathrm d N i nbsp Daneben kann es notig sein fur die Beschreibung des Systems weitere Produkte aus Arbeitskoeffizienten und Arbeitskoordinaten einzufuhren 19 z B fur elektromagnetische Felder siehe den nachsten Abschnitt Thermodynamik mit elektromagnetischen Feldern BearbeitenUnter Einbeziehung elektrischer und magnetischer Felder ist die innere Energie gegeben durch d U T d S p d V m d N E d D H d B displaystyle mathrm d U T mathrm d S p mathrm d V mu mathrm d N E mathrm d D H mathrm d B nbsp mit E displaystyle E nbsp elektrische Feldstarke D displaystyle D nbsp elektrische Flussdichte mal Volumen H displaystyle H nbsp magnetische Feldstarke B displaystyle B nbsp magnetische Flussdichte mal VolumenDie freie Energie wird nun definiert uber F T V N D B U S V N D B T S displaystyle F T V N D B U S V N D B T S nbsp wobei die elektromagnetischen Felder im betrachteten Volumen als homogen angenommen werden Das totale Differential lautet d F S d T p d V m d N E d D H d B displaystyle mathrm d F S mathrm d T p mathrm d V mu mathrm d N E mathrm d D H mathrm d B nbsp Fur konstantes Volumen Teilchenzahl und elektrisches Feld wird daraus d F V N E const S d T E d D H d B displaystyle mathrm d F V N E text const S mathrm d T E mathrm d D H mathrm d B nbsp Je nach Erfordernis kann man auch die elektromagnetischen Grossen einer weiteren Legendre Transformation unterwerfen also F T V N E H F T V N D B E D H B displaystyle tilde F T V N E H F T V N D B E D H B nbsp mit dem Differential d F S d T p d V m d N D d E B d H displaystyle mathrm d tilde F S mathrm d T p mathrm d V mu mathrm d N D mathrm d E B mathrm d H nbsp Geschichte BearbeitenDie Eigenschaft dieses thermodynamischen Potentials die von einem System maximal verrichtbare Arbeit zu beschreiben wurde bereits von James Clerk Maxwell in seinem Werk Theory of Heat 1871 erlautert Josiah Willard Gibbs pragte 1873 die englische Bezeichnung available energy zur Verfugung stehende Energie fur das Potential 20 Die deutsche Bezeichnung freie Energie wurde von Hermann von Helmholtz in dem 1882 der Koniglich Preussischen Akademie der Wissenschaften vorgelegten ersten Teil seiner Arbeit uber die Thermodynamik chemischer Vorgange eingefuhrt Wenn wir nun bedenken dass die chemischen Krafte nicht blos Warme sondern auch andere Formen der Energie hervorbringen konnen letzteres sogar ohne dass irgendeine der Grosse der Leistung entsprechende Aenderung der Temperatur in den zusammenwirkenden Korpern einzutreten braucht wie z B bei den Arbeitsleistungen der galvanischen Batterien so scheint es mir nicht fraglich dass auch bei den chemischen Vorgangen die Scheidung zwischen dem freier Verwandlung in andere Arbeitsformen fahigen Theile ihrer Verwandtschaftskrafte und dem nur als Warme erzeugbaren Theile vorgenommen werden muss Ich werde mir erlauben diese beiden Theile der Energie im Folgenden kurzweg als die freie und die gebundene Energie zu bezeichnen Wir werden spater sehen dass die aus dem Ruhezustande und bei constant gehaltener gleichmassiger Temperatur des Systems von selbst eintretenden und ohne Hilfe einer ausseren Arbeitskraft fortgehenden Processe nur in solcher Richtung vor sich gehen konnen dass die freie Energie abnimmt 21 Siehe auch BearbeitenGibbs Energie Kanonisches Ensemble Grosskanonisches PotentialWeblinks BearbeitenDer 2 Hauptsatz der Thermodynamik Anschauliche Erklarung der thermodynamischen Zusammenhange der Uni Kiel Literatur BearbeitenCallen Thermodynamics and an Introduction to Thermostatistics Wiley amp Sons ISBN 978 0 471 86256 7 Ulrich Nickel Lehrbuch der Thermodynamik Eine anschauliche Einfuhrung 3 uberarbeitete Auflage PhysChem Erlangen 2019 ISBN 978 3 937744 07 0 Schwabl Statistische Mechanik Springer ISBN 978 3 540 31095 2 C Chipot A Pohorille Free energy calculations theory and applications in chemistry and biology Springer Berlin 2007 ISBN 978 3 540 73617 2 Huang Kerson Statistical Mechanics Wiley ISBN 978 81 265 1849 4Einzelnachweise Bearbeiten a b E R Cohen P Giacomo Symbols Units Nomenclature and Fundamental Constants in Physics IUPAP Document I U P A P 25 SUNAMCO 87 1 1987 Revision 2010 Reprint S 31 PDF Memento vom 18 Marz 2015 im Internet Archive 438 kB H B Callen Thermodynamics and an Introduction to Thermostatistics 2nd ed John Wiley amp Sons New York 1985 ISBN 0 471 86256 8 S 132ff P W Atkins Physikalische Chemie VCH Weinheim 1990 2 Nachdr d 1 Aufl ISBN 3 527 25913 9 S 107 P W Atkins Physikalische Chemie VCH Weinheim 1990 2 Nachdr d 1 Aufl ISBN 3 527 25913 9 S 115 H B Callen Thermodynamics and an Introduction to Thermostatistics 2nd ed John Wiley amp Sons New York 1985 ISBN 0 471 86256 8 S 156 P W Atkins Physikalische Chemie VCH Weinheim 1990 2 Nachdr d 1 Aufl ISBN 3 527 25913 9 S 114 P W Atkins Physikalische Chemie VCH Weinheim 1990 2 Nachdr d 1 Aufl ISBN 3 527 25913 9 S 116 P W Atkins Physikalische Chemie VCH Weinheim 1990 2 Nachdr d 1 Aufl ISBN 3 527 25913 9 S 117 A Sommerfeld Vorlesungen uber Theoretische Physik Band V Thermodynamik und Statistik Harri Deutsch Thun Frankfurt M 1988 ISBN 3 87144 378 6 S 43f A Sommerfeld Vorlesungen uber Theoretische Physik Band V Thermodynamik und Statistik Harri Deutsch Thun Frankfurt M 1988 ISBN 3 87144 378 6 S 44 H B Callen Thermodynamics and an Introduction to Thermostatistics 2nd ed John Wiley amp Sons New York 1985 ISBN 0 471 86256 8 S 13 H B Callen Thermodynamics and an Introduction to Thermostatistics 2nd ed John Wiley amp Sons New York 1985 ISBN 0 471 86256 8 S 63f H B Callen Thermodynamics and an Introduction to Thermostatistics 2nd ed John Wiley amp Sons New York 1985 ISBN 0 471 86256 8 S 137ff a b H B Callen Thermodynamics and an Introduction to Thermostatistics 2nd ed John Wiley amp Sons New York 1985 ISBN 0 471 86256 8 S 146 a b J K Fink Physical Chemistry in Depth Springer Berlin Heidelberg 2009 ISBN 978 3 642 01013 2 S 84 H B Callen Thermodynamics and an Introduction to Thermostatistics 2nd ed John Wiley amp Sons New York 1985 ISBN 0 471 86256 8 S 35 a b H J Lange Die Physik des Wetters und des Klimas Dietrich Reimer Verlag Berlin 2002 ISBN 3 496 02747 9 S 28f E Keszei Chemical Thermodynamics Springer Berlin Heidelberg 2012 ISBN 978 3 642 19863 2 S 13 48 Thermodynamik der Mischphasen Mit Einer Einfuhrung in die Grundlagen der Thermodynamik Rudolf Haase ISBN 3 662 22546 8 S 55 Google Books P Duhem Thermodynamics and Chemistry John Wiley amp Sons New York 1903 S 93f archive org H Helmholtz Die Thermodynamik chemischer Vorgange Sitzungsberichte der Koniglich Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1882 Erster Halbband Berlin Verl d Kgl Akad d Wiss 1882 S 22 Digitalisat Zitat S 23 Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Freie Energie amp oldid 238359113