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Dieser Artikel erlautert den Begriff der Kraft in der Physik Zu anderen Bedeutungen siehe Kraft Begriffsklarung Physikalische GrosseName KraftFormelzeichen F F K KGrossen undEinheitensystem Einheit DimensionSI N kg m s 2 M L T 2cgs dyn g cm s 2 M L T 2Kraft ist ein grundlegender Begriff in der Physik In der klassischen Physik versteht man darunter eine Einwirkung auf einen Korper die ihn beschleunigt das heisst seine Geschwindigkeit vergrossert verringert deren Richtung andert oder die ihn verformt Krafte sind erforderlich um Arbeit zu verrichten wobei sich die Energie eines Korpers oder eines physikalischen Systems andert Krafte sind gerichtete physikalische Grossen die durch Vektoren dargestellt werden konnen Fur zwei Krafte die am gleichen Punkt angreifen gilt Wenn sie entgegengesetzt und gleich stark sind heben sie sich auf Kraftegleichgewicht Andernfalls gilt dass sie zu einer resultierenden Kraft zusammengefasst werden konnen die mithilfe eines Krafteparallelogramms ermittelt wird Krafte haben verschiedene Ursachen oder Wirkungen und werden teilweise nach ihnen benannt etwa die Reibungskraft die Zentripetalkraft und die Gewichtskraft Manche Arten von Kraften wurden auch nach Personen benannt die wesentlich an ihrer Erforschung mitgewirkt haben wie die Corioliskraft die Coulombkraft oder die Lorentzkraft Die SI Masseinheit der Kraft ist das Newton Das Formelzeichen der Kraft ist meist F F von lat fortitudo oder engl force 1 oder selten K K nach dem deutschen Wortanfang Der physikalische Kraftbegriff geht wesentlich auf Isaac Newton zuruck der im 17 Jahrhundert mit den drei newtonschen Gesetzen die Grundlagen der klassischen Mechanik schuf Dabei definierte er die Kraft als zeitliche Anderung des Impulses 2 und identifizierte sie als Ursache fur jede Veranderung des Bewegungszustandes eines Korpers Ausserdem erkannte er dass jeder Korper der auf einen anderen eine Kraft ausubt von diesem eine entgegen gerichtete gleich grosse Reaktionskraft erfahrt Die Bezeichnung Kraft wird in bestimmten Fallen auch im ubertragenen Sinn verwendet gleichbedeutend mit Wechselwirkung und losgelost von der Darstellung durch einen mechanischen Kraftvektor Die vier Fundamentalen Wechselwirkungen werden auch als Grundkrafte der Physik bezeichnet Sie sind Ursache nicht nur aller bekannten Erscheinungsformen der Krafte sondern aller in der Physik bekannten Prozesse Eine der vier Grundkrafte die Gravitation wird in der allgemeinen Relativitatstheorie durch die Krummung der Raumzeit beschrieben Die drei anderen Grundkrafte werden im Standardmodell der Teilchenphysik durch den Austausch von Eichbosonen erklart die haufig auch als Kraftteilchen bezeichnet werden Inhaltsverzeichnis 1 Wort und Begriffsgeschichte 1 1 Das Wort Kraft 1 2 Die Wurzeln des allgemeinen und des mechanischen Begriffs der Kraft 1 3 Der moderne Begriff der mechanischen Kraft 1 4 Kraft in der Naturlehre und Naturphilosophie 1 5 Kritik des Begriffs der mechanischen Kraft 1 6 Grundkrafte der Physik 2 Messung von Kraften 3 Kraft als vektorielle Grosse 3 1 Darstellung von Kraften 3 2 Angriffspunkt und Wirklinie 3 3 Superpositionsprinzip 4 Krafteinheiten 5 Kraft in der klassischen Mechanik 5 1 Kraft in den Newtonschen Gesetzen 5 2 Kraftegleichgewicht als Schlusselbegriff der Statik 5 3 Festigkeitslehre und Baustatik 5 4 Volumenkrafte und Oberflachenkrafte 5 4 1 Unterschiede beim Freischneiden 5 4 2 Schweben unter Wasser und Schwerelosigkeit im All 5 5 Krafte mit nichtmechanischer Ursache 5 6 Kraft und Determinismus 5 7 Zusammenhang von Kraft und Arbeit 5 8 Konservative und dissipative Krafte 5 9 Kraft im Kraftfeld 5 10 Zusammenhang von Kraft und Drehmoment 5 11 Zusammenhang von Kraft und Druck 5 12 Tragheitskrafte bzw Scheinkrafte 6 Kraft in der Relativitatstheorie 7 Kraft in der Quantenmechanik 8 Kraft in den Quantenfeldtheorien 9 Vereinheitlichung der Grundkrafte 10 Statische Kraft und dynamische Kraft 11 Siehe auch 12 Literatur 13 Weblinks 14 Einzelnachweise und FussnotenWort und Begriffsgeschichte BearbeitenDas Wort Kraft Bearbeiten Das Wort Kraft ist urgermanischen Ursprungs 3 und verband sich mit einer Muskelanspannung 4 In der physikalischen Fachsprache ist Kraft beziehungsweise force spatestens im 17 Jahrhundert mit dem lateinischen vis gleichgesetzt worden 5 Das altgriechische Wort fur Kraft dynamis lebt im Namen des physikalischen Teilgebiets Dynamik fort der Lehre von der Bewegung unter dem Einfluss von Kraften Es liegt auch der Krafteinheit dyn des CGS Einheitensystems zugrunde Ausserhalb der Physik bezeichnet Kraft eine korperliche oder geistige Eigenschaft die einem bestimmten Trager zukommt Dadurch dass er diese Kraft hat ist er zu bestimmten Handlungen befahigt und kann damit bestimmte Wirkungen erzielen Beispiele sind Geisteskraft politische Kraft kraftvolle Stimme kraftvolle Sprache etc Andere Formulierungen wie eine Kraft ausuben unter der Kraft zusammenbrechen richten sich mehr auf den Ablauf der Handlung und kommen damit dem physikalischen Fachbegriff naher Seit etwa dem Ende des 18 Jahrhunderts kann Kraft auch die Personen selbst meinen die die Trager der Kraft sind Streitkrafte Arbeitskrafte Lehrkrafte In der Rechtssprache bedeutet Kraft schon im Althochdeutschen 4 Gultigkeit bzw Wirksamkeit was sich nur noch in bestimmten Formeln ausdruckt in ausser Kraft bleiben treten setzen vgl Rechtskraft Durch Verkurzung entstand aus in durch Kraft die Praposition kraft stets mit dem Genitiv wie kraft seines Amtes oder in der Formulierung hat das deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt aus der Praambel zum Grundgesetz Die Wurzeln des allgemeinen und des mechanischen Begriffs der Kraft Bearbeiten AristotelesDer Ursprung des Kraftbegriffs liegt nach Max Jammer in der menschlichen Erfahrung dass eine einmal gefasste Absicht in die Tat umgesetzt werden kann Damit steht der Kraftbegriff von Anfang an in engster Verbindung zum Kausalprinzip Das Ausuben der Kraft ist Folge des Entschlusses die hervorgebrachte Wirkung ist Folge des Einwirkens der Kraft Ausgehend von den einfachsten Beispielen wie willentliches Bewegen der Teile des eigenen Korpers oder anderer Gegenstande werden dann verallgemeinernd alle Vorgange die einen unterstellten naturlichen Zustand oder Ablauf der Dinge verandern auf das Einwirken von Kraften zuruckgefuhrt Das schliesst auch den Fall der Verhinderung eines naturlich ablaufenden Vorgangs ein etwa wenn das naturliche Herabfallen eines Gegenstands durch Anwendung einer Kraft verhindert werden kann Fur unerklarbare Vorgange wurden wahrscheinlich schon seit prahistorischen Zeiten jeweils bestimmte Krafte verantwortlich gemacht Sie wurden herbeigesehnt oder gefurchtet und teils in Gestalt von Gottern der verschiedensten Rangstufen personifiziert angerufen und verehrt Physikalische Krafte im engeren mechanischen Sinne wurden seit der Antike im Zusammenhang mit Problemen von Ruhe und Bewegung der Korper diskutiert Die Statik behandelte die Frage welche Krafte anzuwenden sind um einen Korper in Ruhe oder im Gleichgewicht zu halten Schon in der Antike entdeckte Archimedes hierzu das Archimedische Prinzip als Gesetz des hydrostatischen Auftriebs und das Hebelgesetz Das Gleichgewicht von drei Kraften wurde erst im 16 Jahrhundert von Simon Stevin durch die Bedingung des geschlossenen Kraftedreiecks angegeben Dies ist zum allgemein bekannten Krafteparallelogramm aquivalent Stevin leitete auch als Erster die Gleichgewichtsbedingung auf der schiefen Ebene her 6 Damit wurden die vier einfachen Maschinen in den Universitatslehrbuchern der Physik bis ins 19 Jahrhundert hinein ausfuhrlich dargestellt Fur Bewegungen von Korpern war seit Aristoteles die Ansicht vorherrschend 7 dass eine Kraft nur notig sei um einen Korper von seiner naturlichen Form der Bewegung abzubringen sodass er eine erzwungene Bewegung ausfuhrt Als naturliche Bewegung galt bei Himmelskorpern die Kreisbahn bei irdischen Korpern der freie Fall Eine erzwungene Bewegung wie der schiefe Wurf oder die Pendelschwingung endet automatisch sobald die bewegende Kraft aufhort zu wirken Die Einwirkung der bewegenden Kraft konnte nicht als Fernwirkung erfolgen sondern nur auf mechanische Weise d h durch Stoss Zug oder Reibung bei unmittelbarem Kontakt von zwei Korpern Beim geworfenen Stein wurde angenommen dass es die umgebende Luft ist die ihn weiter vorantreibt Die Kraft bestimmt auch die Geschwindigkeit des in Bewegung befindlichen Korpers in einer Weise die spater als eine Proportionalitat zur bewirkten Geschwindigkeit gedeutet wurde 8 Eine gleichmassig einwirkende Kraft wurde als eine rasche Folge unmerklich kleiner Stosse angesehen Im Mittelalter entstanden aus der aristotelischen Lehre unterschiedliche Bewegungslehren die schliesslich in der Impetustheorie aufgingen Demnach wird dem Korper durch einen Stoss oder Wurf zu Beginn der Bewegung ein Impetus mitgegeben der ihn vorantreibt Dieser dem Korper eingepragte und in ihm befindliche Impetus erschlafft mit der Zeit was durch den Widerstand des Mediums zum Beispiel Luft verstarkt wird So endet auch in der Impetustheorie jede Bewegung automatisch wenn der Impetus verbraucht ist und der Korper keine Kraft mehr hat Im Gegensatz zur Sicht von Aristoteles war nun kein fortdauerndes Einwirken des externen Bewegers mehr notig Beibehalten wurde aber beispielsweise die Proportionalitat von eingepragtem Impetus und Geschwindigkeit Der heutige physikalische Kraftbegriff loste sich davon ab als in der Renaissance im 16 17 Jahrhundert die Bewegungen von irdischen und himmlischen Korpern durch genauere und messende Beobachtungen erforscht wurden Dabei stellte sich heraus u a durch Nikolaus Kopernikus Galileo Galilei Johannes Kepler dass diese Bewegungen einfachen Regeln folgen die von Isaac Newton durch ein gemeinsames Bewegungsgesetz erklart werden konnten wenn man einen neuen Kraftbegriff zugrunde legt Newtons Kraftbegriff der zur Grundlage der klassischen Mechanik wurde 9 geht vollstandig von der Bewegung aus Er bestimmt als Mass der eingepragten Kraft die Abweichung von der reinen Tragheitsbewegung des Korpers die ihrerseits als geradlinig gleichformig vorausgesetzt wurde Damit verlor auch das Gewicht die Eigenschaft einer dem einzelnen Korper innewohnenden Eigenschaft und wurde zu einer eingepragten Kraft deren Starke uber die Fallbeschleunigung bestimmt werden konnte Allerdings benutzt Newton selbst wie auch seine Nachfolger noch bis ins 19 Jahrhundert das Wort Kraft an manchen Textstellen auch in anderem Sinn seine Tragheitskraft ahnelt z B zuweilen dem Impetus Der moderne Begriff der mechanischen Kraft Bearbeiten Galileo GalileiAuch Galilei war von der aristotelischen Tradition gepragt worden kam aber mit seinem Tragheitsgesetz ihrer Uberwindung schon sehr nahe 10 S 209 Er erkannte dass Ruhe und gleichformige horizontale Bewegung physikalisch nicht wesensverschieden sind siehe Galilei Invarianz Christiaan Huygens leitete mit dieser Erkenntnis anschliessend die Erhaltung des Impulses und damit die Gesetze des Stosses ab Diese Gesetze zeigten dass sich gleichformige Bewegung und Ruhe nicht dadurch unterscheiden dass fur die blosse Aufrechterhaltung der Bewegung eine eigene Kraft notig sei fur die Beibehaltung der Ruhe aber nicht Vielmehr macht erst die Veranderung des jeweiligen Bewegungszustandes eine aussere Einwirkung erforderlich Diese Einwirkung prazisierte wenig spater Isaac Newton in seinen Bewegungsgesetzen Zunachst legte er wie vor ihm Descartes den unbeeinflussten Bewegungszustand als geradlinig gleichformig fest und definierte in seinem neuen Begriff vis impressa lat fur eingepragte Kraft die Geschwindigkeit mit der dieser Bewegungszustand sich andert als Mass der Kraft Dieser Kraftbegriff gilt nach weiterer Prazisierung durch Leonhard Euler und Jean Baptiste le Rond d Alembert noch er gehort zu den Grundlagen der klassischen Mechanik Newton selbst verwendete den Begriff vis impressa allerdings nicht immer nur in diesem Sinne und benutzte das gleiche Wort vis unter anderem auch als vis inertiae fur das Bestreben der Korper ihren Bewegungszustand beizubehalten also ihre Tragheit 10 S 262 Daneben wurde das Wort Kraft bis weit ins 19 Jahrhundert auch in anderen physikalischen Bedeutungen benutzt die ebenfalls nicht durch die newtonsche Definition gedeckt waren z B in der Bedeutung der heutigen Begriffe von Impuls und Energie Bis sich der moderne Energiebegriff herausgebildet und durchgesetzt hatte wurde beispielsweise die kinetische Energie mit dem von Gottfried Wilhelm Leibniz gepragten Ausdruck der lebendigen Kraft vis viva bezeichnet der noch im 19 Jahrhundert von Hermann von Helmholtz und Anfang des 20 Jahrhunderts in der technischen Mechanik verwendet wurde Das setzt sich fort in Worten wie Kraftwerk und Kraftfahrzeug fur Maschinen die Energie bereitstellen 4 Kraft in der Naturlehre und Naturphilosophie Bearbeiten Kraft war neben dem in der newtonschen Mechanik prazisierten Begriff auch einer der allgemeinsten Grundbegriffe der Naturlehre Die Naturlehre bildete bis in die erste Halfte des 19 Jahrhunderts das Sammelbecken der beschreibenden Naturwissenschaften und damit auch die empirische Grundlage der Naturphilosophie Darin galten die Krafte die ein Ding besitzt als die Ursache jeder Veranderung oder Wirkung die es hervorbringen kann Die Krafte eines Dings wurden als Inbegriff seiner Natur gesehen wobei Natur nach der ursprunglichen Bedeutung des Wortes alles bezeichnete was nicht kunstlich also durch menschliche Kunst hervorgebracht sei 11 So musste in der Naturlehre auch fur die reine Ortsveranderung eines Korpers eine Ursache in Gestalt einer standig einwirkenden Kraft angegeben werden Im Falle der gleichformig geradlinigen Bewegung war das eine dem Korper eigene Tragheitskraft die nicht mit dem heutigen Begriff einer Tragheitskraft verwechselt werden darf Eine Beschleunigung oder Richtungsanderung war dann nur durch das gleichzeitige Einwirken einer zusatzlichen zweiten Kraft moglich Dieser letztlich aus der antiken Philosophie hervorgegangene Kraftbegriff passte zwar gut zu dem Alltagsverstandnis war aber mit der newtonschen Mechanik unvereinbar Dennoch findet er sich in Deutschland selbst in physikalischen Lehrbuchern bis spat ins 19 Jahrhundert zweihundert Jahre nach Newton und hundert Jahre nachdem die newtonsche Mechanik sich durch ihre unbestreitbaren Erfolge durchgesetzt und damit zur ersten allseits anerkannten exakten Naturwissenschaft entwickelt hatte 12 Kritik des Begriffs der mechanischen Kraft Bearbeiten Die newtonsche Mechanik und insbesondere ihr Kraftbegriff wurden von Anfang an mit verschiedenen Begrundungen kritisiert Zum einen konnte man damit die Erscheinungen nicht in solcher Weise aus ersten Prinzipien erklaren wie das damals von der Naturphilosophie und der Philosophie im Allgemeinen erwartet wurde Kraft erschien in der newtonschen Mechanik als ein nutzlicher aber lediglich mathematischer Hilfsbegriff zur Analyse und Beschreibung von Bewegungen der aber die wahren Ursachen eher im Verborgenen lasse Newton selber hatte dieser Kritik mit dem Satz Ich mache hierzu keine Hypothesen Hypotheses non fingo in seinem Hauptwerk Philosophiae Naturalis Principia Mathematica vorbeugen wollen Daneben wurden teils zu Recht Unklarheiten im Verhaltnis zwischen der beschleunigenden Kraft vis impressa und der Tragheitskraft vis inertiae kritisiert In der romantischen Naturphilosophie des deutschen Idealismus Friedrich Schelling Georg Friedrich Hegel mundete diese Kritik Anfang des 19 Jahrhunderts in eine anhaltende grundsatzliche Ablehnung der modernen Naturwissenschaft in der durch Newton begrundeten Art 13 14 Ein zweites Gegenargument bestand darin dass man mit Newtons Kraftbegriff die Gravitation als eine Fernwirkung aufzufassen hatte die den absolut leeren Raum durchdringen konnte Newton selbst verwahrte sich heftig gegen diese Schlussfolgerung denn sie stand im Gegensatz zur traditionellen Auffassung z B bei Descartes dass kein Korper dort etwas bewirken konne wo er sich nicht befinde Selbst noch bei Leonhard Euler 15 galt die Moglichkeit einer solchen Fernwirkung als eine absurde Annahme Weiter wurde im spaten 19 Jahrhundert eingewendet Ernst Mach Gustav Kirchhoff Heinrich Hertz dass der Ursprung des newtonschen Kraftbegriffs im Umfeld des Begriffspaars Ursache Wirkung liege das vollstandig von der menschlichen Auffassung des Geschehens gepragt sei Deshalb durfe der Begriff der Kraft in der Mechanik nicht zu den Grundbegriffen zahlen sondern solle nach Moglichkeit sogar ganz eliminiert werden Dass dies tatsachlich moglich ist hatte die Entwicklung der klassischen Mechanik durch u a Lagrange und Hamilton gezeigt wonach die Kenntnis der Formeln fur die kinetische und potentielle Energie eines mechanischen Systems ausreicht dessen Bewegungsgleichungen vollstandig zu ermitteln Diesem Weg ist die moderne Quantenmechanik und Quantenfeldtheorie gefolgt Hier sind Kraft wenn dieser Begriff im newtonschen Sinn uberhaupt noch auftaucht und selbst die potentielle Energie keine Grundbegriffe sondern werden unter gewissen fur die klassische Physik charakteristischen Bedingungen als effektive Grossen abgeleitet In der Technischen Mechanik hingegen blieb die zentrale Rolle der Kraft unangefochten Grundkrafte der Physik Bearbeiten Grundlegend fur die Herleitung der Kraft als effektive Grosse ist in der heutigen Quantenfeldtheorie die Erzeugung und Vernichtung eines Elementarteilchens durch ein anderes aufgrund einer der Fundamentalen Wechselwirkungen Zu den Bedingungen die dabei eingehalten werden mussen gehort in jedem Fall die Erhaltung von Gesamtimpuls und Gesamtenergie Insgesamt kommt das dem fruheren Bild mechanische Kraft sei eine Folge kleiner Stosse wieder recht nahe Im erweiterten Sinn des Worts Kraft werden diese fundamentalen Wechselwirkungen zusammen mit der Gravitation auch als Grundkrafte der Natur bezeichnet alle zwischen Korpern bekannten physikalischen Vorgange konnen auf sie zuruckgefuhrt werden Messung von Kraften Bearbeiten Hauptartikel Kraftmessung Kraftmessung mit dem hookeschen Gesetz hier in der Form F p D x displaystyle F mathrm p D cdot x Eine Kraft kann uber eine Weg Zeit Messung bestimmt werden wenn sie eine Beschleunigung verursacht Nach dem zweiten newtonschen Gesetz gilt fur Korper mit gleichbleibender Masse m m und konstanter Beschleunigung a a der Zusammenhang F m a displaystyle vec F m cdot vec a Dieser Zusammenhang kann auch aus der abgeleiteten Einheit Newton N k g m s 2 mathrm N kg cdot tfrac m s 2 abgelesen werden In der Praxis wird oft aus einem bekannten vorteilhafterweise linearen Zusammenhang zwischen der wirkenden Kraft und einer leicht zu messenden Grosse auf die Kraft geschlossen Beispiele hierfur sind die Verformung eines elastischen Materials oder die Anderung des elektrischen Widerstands eines Dehnungsmessstreifens Eine Kraft kann auf verschiedene Art durch die von ihr verursachte Verformung bestimmt werden Im Schulunterricht und in einigen einfachen Anwendungen werden Krafte mit sogenannten Federkraftmessern uber die Langenanderung von Schraubenfedern gemessen Dabei wird das hookesche Gesetz genutzt dem zufolge die Ausdehnung geeigneter Federn zur ausgeubten Kraft proportional ist Es gilt F D D l F D cdot Delta l wobei D l Delta l die Langenanderung der Feder und D D die Federkonstante bezeichnet 16 Nutzbar ist auch das Hebelgesetz Damit kann eine unbekannte Kraft durch den Vergleich mit einer bekannten Kraft zum Beispiel der Gewichtskraft eines Massestucks bestimmt werden Im einfachsten Fall wird eine Waage benutzt deren Anzeige mit Hilfe der bekannten Schwerebeschleunigung g g in die wirkende Kraft umgerechnet werden kann Mit dem Rasterkraftmikroskop sind Krafte auf eine kleine Blattfeder bis etwa 1 pN nachweisbar Dies lasst sich fur die Untersuchung von Oberflachen nutzen 17 Krafte bis in den Bereich von etwa 5 10 24 N 5 cdot 10 24 mathrm N sind mit Hilfe einzelner ultrakalter Magnesium Ionen in Paulfallen uber die Synchronisation mit einem externen Radiosignal gemessen worden 18 Siehe auch Grossenordnung von KraftenKraft als vektorielle Grosse BearbeitenDarstellung von Kraften Bearbeiten Fur die Beschreibung einer Kraft ist nicht nur ihr Betrag also ihre Starke sondern auch die Angabe der Richtung notwendig in der die Kraft wirkt Solche Grossen festgelegt durch die Angabe von Zahlenwert Einheit und Richtung nennt man vektorielle Grossen sie werden gekennzeichnet durch uber dem Symbol angebrachte Pfeile In einem dreidimensionalen kartesischen Koordinatensystem hat ein Kraftvektor drei Komponenten F F x F y F z vec F begin pmatrix F x F y F z end pmatrix Um beispielsweise die Gewichtskraft F G vec F mathrm G zu beschreiben mit der ein Korper der Masse m m von der Erde angezogen wird kann ein Koordinatensystem mit vertikaler z z Achse gewahlt werden F G 0 0 m g displaystyle vec F mathrm G begin pmatrix 0 0 mg end pmatrix Der Korper wird mit der Erdbeschleunigung g g nach unten beschleunigt deshalb ist die z Komponente negativ Krafte konnen grafisch durch Pfeile veranschaulicht werden die am Angriffspunkt der Kraft ansetzen und die Kraftrichtung anzeigen Die Lange des Pfeils vom Anfangspunkt bis zur Pfeilspitze steht massstablich fur den Betrag der Kraft Angriffspunkt und Wirklinie Bearbeiten Neben Betrag und Richtung des Kraftvektors bestimmt auch sein Angriffspunkt die Kraftwirkung Bei starren Korpern durfen Krafte entlang ihrer Wirklinie verschoben werden ohne dass sich ihre Wirkung verandert Seilkrafte wirken beispielsweise immer in Richtung des Seils und zwar in Zugrichtung und haben bei statischen Systemen oder genugend langsamen Vorgangen dieselbe Wirkung unabhangig davon wie lang das Seil ist Bei Oberflachen und Volumenkraften ist die Wirklinie und damit der Angriffspunkt oftmals nicht offensichtlich Beispielsweise greifen bei einem schwebenden Ballon vereinfacht gesagt die Gewichtskraft im Schwerpunkt an die Auftriebskraft jedoch im sogenannten Formschwerpunkt weswegen hier die Wirklinien der beiden Krafte im Allgemeinen nicht zusammenfallen Es wirkt so lange ein aufrichtendes Moment auf den Ballon bis sich sein Schwerpunkt senkrecht unter seinem Formschwerpunkt befindet Auch dann haben beide Krafte noch verschiedene Angriffspunkte liegen jedoch auf einer Wirklinie sodass sie sich gegenseitig kompensieren konnen Darauf beruht die stabile Fluglage von Ballons Superpositionsprinzip Bearbeiten Hauptartikel Superpositionsprinzip Zerlegung der Gewichtskraft G vec G in die Komponenten F 1 vec F 1 Hangabtriebskraft und F 2 vec F 2 Gegenkraft zur Normalkraft N vec N Das Superpositionsprinzip der Mechanik das in Newtons Werk auch als lex Quarta bezeichnet wird besagt Wirken auf einen Punkt oder einen starren Korper mehrere Krafte F 1 F 2 F n vec F 1 vec F 2 dotsc vec F n so addieren sich diese vektoriell zu einer resultierenden Kraft F r e s F 1 F 2 F n displaystyle vec F mathrm res vec F 1 vec F 2 dotsb vec F n Das heisst F r e s vec F mathrm res bewirkt dasselbe wie samtliche Krafte F 1 F 2 F n displaystyle vec F 1 vec F 2 dotsc vec F n gemeinsam Wenn zwei am selben Angriffspunkt angreifende Krafte F 1 vec F 1 und F 2 vec F 2 gleich gross aber entgegengesetzt gerichtet sind so ist die resultierende Kraft gleich Null Man spricht dann auch von einem Kraftegleichgewicht Zusammensetzung von Kraften die im selben Punkt angreifen Wirken zwei Krafte mit den Betragen F 1 F 1 und F 2 F 2 in die gleiche Richtung so addieren sich die Betrage zum Betrag F F der Gesamtkraft F F 1 F 2 F F 1 F 2 Wirken zwei Krafte mit den Betragen F 1 F 1 und F 2 F 2 in entgegengesetzter Richtung so resultiert der Betrag F F der Gesamtkraft dadurch dass sich der grossere Kraftbetrag um den kleineren verringert Die Richtung der Gesamtkraft stimmt mit der Richtung derjenigen Einzelkraft uberein die den grosseren Betrag hat F F 1 F 2 F F 1 F 2 Wirken zwei Krafte in unterschiedlicher Richtung so ergeben sich Richtung und Betrag der Resultierenden zeichnerisch durch ein Krafteparallelogramm Die Krafte F 1 vec F 1 und F 2 vec F 2 werden zu einem Parallelogramm erganzt die Parallelogramm Diagonale entspricht der resultierenden Kraft Die resultierende Kraft mehrerer Krafte unterschiedlicher Richtung kann zeichnerisch mit einem Kraftepolygon oder rechnerisch als Summe von Vektoren bestimmt werden Zerlegung von Kraften Wahrend sich bei einer horizontalen Ebene die Gewichtskraft G vec G und die Normalkraft N vec N kompensieren kann das im Fall der schiefen Ebene nicht geschehen Die Normalkraft wirkt senkrecht zur Ebene nach oben und ist damit der Gewichtskraft nicht genau entgegengerichtet Um angeben zu konnen welcher Teil der Gewichtskraft nicht von der Normalkraft kompensiert wird und somit als Hangabtriebskraft den Korper die schiefe Ebene hinab beschleunigt kann die Gewichtskraft in zwei Krafte zerlegt werden Die eine zeigt zweckmassigerweise in die Gegenrichtung der Normalkraft und wird von dieser kompensiert F 2 N displaystyle vec F 2 vec N die zweite in Richtung der Ebene diese stellt die Hangabtriebskraft F 1 vec F 1 dar Uber F 1 m a vec F 1 m vec a kann die Beschleunigung a vec a des Korpers berechnet werden Eine solche Zerlegung ist immer dann korrekt wenn die Vektorsumme der Teilkrafte die ursprungliche Kraft ergibt hier muss also F 1 F 2 G vec F 1 vec F 2 vec G gelten Krafteinheiten BearbeitenAbhangig vom verwendeten Einheitensystem wird jeweils eine andere Masseinheit fur die Kraft verwendet Statt solcher Einheiten wie Dyn Kilopond Pound force oder Poundal wird im internationalen Einheitensystem SI das Newton ˈnjuːtn verwendet Das Newton wurde im Jahre 1946 durch die Generalkonferenz fur Mass und Gewicht im heutigen Sinn festgelegt als abgeleitete Einheit der Basiseinheiten Kilogramm kg Meter m und Sekunde s 1 N 1 k g m s 2 1 mathrm N 1 frac mathrm kg cdot mathrm m mathrm s 2 und 1948 von ihr nach Isaac Newton benannt 19 Krafteinheiten und Umrechnungsfaktoren Newton Dyn Kilopond Pound force Poundal1 N 1 kg m s 105 dyn 0 102 kp 0 225 lbf 7 233 pdl1 dyn 10 5 N 1 g cm s 1 980665 kp 1 444822 lbf 1 13825 5 pdl1 kp 9 80665 N 980665 dyn gn 1 kg 2 205 lbf 70 932 pdl1 lbf 4 4482216152605 N 444822 dyn 0 45359237 kp gn 1 lb 32 174 pdl1 pdl 0 138254954376 N 13825 5 dyn 0 0141 kp 0 0311 lbf 1 lb ft s2Kraft in der klassischen Mechanik BearbeitenKraft in den Newtonschen Gesetzen Bearbeiten Hauptartikel Newtonsche Gesetze Sir Isaac NewtonDer newtonsche Kraftbegriff basiert auf folgendem Gedanken Alle Einwirkungen auf einen Korper die zu einer Anderung seines Bewegungszustands fuhren sind Krafte Die Kraft beschreibt die Intensitat und Richtung der Wechselwirkung zweier Korper keine Eigenschaft eines Korpers Bei einer kraftefreien Bewegung bzw wenn ein Kraftegleichgewicht vorliegt andert sich folglich der Bewegungszustand eines Korpers nicht er bewegt sich somit geradlinig mit konstanter Geschwindigkeit weiter oder er bleibt in Ruhe Das ist der Inhalt des Tragheitsprinzips wie es schon Galilei formulierte Das Aktionsprinzip verknupft die Kraft F vec F die auf einen freien Korper ausgeubt wird mit der Anderung seines Impulses p vec p In jedem infinitesimal kurzen Zeitraum d t mathrm d t andert sich der Impuls des Korpers um d p mathrm d vec p gemass d p F d t mathrm d vec p vec F mathrm d t Der Impuls eines Korpers ist das Produkt seiner Masse m m und der Geschwindigkeit v vec v es gilt p m v displaystyle vec p m vec v Da die Masse des Korpers in den meisten Fallen praktisch konstant bleibt Ausnahmen sind beispielsweise Raketen oder Korper bei relativistischen Geschwindigkeiten schreibt man das zweite newtonsche Axiom meistens in der Form F m d v d t m a vec F m tfrac mathrm d vec v mathrm d t m vec a wobei a vec a fur die Beschleunigung des Korpers steht Die Kraft auf den betrachteten Korper entspricht also dem Produkt aus seiner Masse und seiner Beschleunigung Als Konsequenz der Impulserhaltung folgt zudem das Reaktionsprinzip wonach stets mit einer Kraft actio vom Korper A auf Korper B also F A B vec F A to B eine gleich grosse aber genau entgegengesetzt gerichtete Kraft reactio von Korper B auf Korper A verbunden ist F A B F B A vec F A to B vec F B to A Die reactio ist dabei nicht nur eine Art passiver Widerstand sondern eine Kraft die aktiv am Wechselwirkungspartner angreift Sie ist vom Kraftegleichgewicht zu unterscheiden denn die Angriffspunkte von F A B vec F A to B und F B A vec F B to A sind verschieden die beiden Krafte konnen einander also nicht kompensieren In moderner Schreibweise wurde die der newtonschen Intention entsprechende Fassung eher D p F D t Delta vec p sim vec F cdot Delta t lauten Die Verwendung des Wortes Kraft in Newtons Schriften ist nicht immer eindeutig Kraft ist meist eher als Kraftstoss F D t vec F cdot Delta t zu deuten der einen Zusatzimpuls D p Delta vec p bewirkt 20 Kraftegleichgewicht als Schlusselbegriff der Statik Bearbeiten Wenn an einem Korper mehrere Krafte F i vec F i angreifen die sich gegenseitig aufheben d h wenn fur die Vektorsumme der Krafte i F i 0 displaystyle sum i vec F i vec 0 gilt dann spricht man vom Kraftegleichgewicht Der betrachtete Korper andert seinen Bewegungszustand nicht Fruher 21 wurde diese Tatsache erster Hauptsatz der Statik starrer Korper genannt Bei den Kraften F i vec F i handelt es sich sowohl um die eingepragten Krafte die durch Wechselwirkung mit anderen Korpern in der Umgebung entstehen als auch um die inneren Krafte die zwischen Teilen des Korpers aufscheinen Speziell Zwangskrafte treten auf wenn Teile des Korpers geometrischen Bindungen unterliegen die beispielsweise durch Stutz und Haltekrafte eine Beschleunigung des Korpers verhindern Die Betrachtung des Kraftegleichgewichts ist Inhalt der Statik Um hier oder allgemeiner in der Technischen Mechanik Systeme z B Tragwerke einer Berechnung zuganglich zu machen werden diese aus ihrer Umgebung frei geschnitten indem alle ihre Wechselwirkungen mit der Umgebung durch Krafte und Momente ersetzt werden Bindungen zwischen den Korpern des Systems und zwischen dem System und seiner Umwelt die nur geringe Formanderungen zulassen werden als starre Bindungen idealisiert Solche starren Bindungen sind in der Regel Gelenke zwischen den Korpern oder Lager Die durch diese Bindungen bedingte mechanische Wechselwirkung der Korper wird durch Zwangskrafte Lagerreaktionen reprasentiert Von ruhenden Starrkorpern ausgeubte Zwangskrafte verrichten am System keine Arbeit da keine resultierende Bewegung stattfindet Kraftesysteme konnen analytisch oder grafisch bearbeitet werden und erfullen im Gleichgewicht das oben angefuhrte Kraftegleichgewicht sowie das Momentengleichgewicht welches fruher zweiter Hauptsatz der Statik starrer Korper genannt wurde 21 Beispiele fur eingepragte Krafte mit vorgegebenem Verlauf Gewichtskraft Druck und Zugkraft z B Auflast und Windsog Federkraft Drehmoment Beispiele fur aus den eingepragten Kraften resultierende Zwangskrafte Auflagerkraft Haftkraft Reibungskraft Beispiel fur innere Krafte Gelenkkrafte wenn der Korper uber Gelenke verfugt SchnittreaktionenDas Prinzip der virtuellen Arbeit besagt dass in der Statik die Summe der virtuellen angenommenen Arbeiten aller Krafte null ergeben muss was der dritte Hauptsatz der Statik starrer Korper ist 21 Das d Alembertsche Prinzip erweitert dieses Prinzip auf Systeme der klassischen Dynamik die Zwangskraften unterworfen sind und wird zum Aufstellen von Bewegungsgleichungen verwendet Festigkeitslehre und Baustatik Bearbeiten In der Baustatik und Festigkeitslehre kann die Kraft nicht immer vereinfacht als Punktlast Einzellast behandelt werden Man berucksichtigt z B bei der Ermittlung der Durchbiegung eines an seinen Enden gelagerten Balkens das Eigengewicht als uber dessen Lange Strecke verteilte Kraft also als Streckenkraft bzw Streckenlast Wurde man die Gewichtskraft als Punktlast im Balken Schwerpunkt angreifen lassen ergabe sich eine deutlich zu grosse Durchbiegung Beispiel fur den allgemeineren Fall Flachenkraft bzw Flachenlast ist die Verkehrslast einer zweispurigen Brucke Bei ungleichmassiger Auslastung der Spuren ist die Kraftverteilung auch uber die Bruckenbreite unterschiedlich 22 Volumenkrafte und Oberflachenkrafte Bearbeiten Vor allem in der technischen Mechanik unterscheidet man bei den ausseren Kraftgrossen zwischen Volumenkraften und Oberflachenkraften die auf einen Korper wirken Unterschiede beim Freischneiden Bearbeiten Hauptartikel Schnittprinzip Beim Schnittprinzip werden an der Schnittflache Schnittkrafte frei Behandelt man ein komplexes Problem wie die mechanischen Wechselwirkungen mehrerer Korper untereinander oder die mechanischen Wirkungen in miteinander verbundenen Korpern z B starre oder deformierbare Korper so schneidet man ein relevantes Untersystem gedanklich von seiner Umgebung frei Schnitt in Verbindungen oder in Korpern selbst Nun ordnet man den einzelnen Stucken der Oberflache des freigeschnittenen Teilsystems die Krafte zu mit denen an dieser Stelle das ubrige System auf das Teilsystem einwirkt Mit der entgegengesetzt gleichen Kraft wirkt dann auch das freigeschnittene Teilsystem auf das ubrige System Diese Krafte heissen Oberflachenkrafte Sie gehoren zu den Kontaktkraften In ihrer Starke und Richtung sind sie abhangig von den vorher festgelegten Schnitten Volumenkrafte sind Nichtkontaktkrafte Wie die Gravitationskraft oder der Magnetismus greifen sie am ganzen Volumen an d h auch im Innern eines freigeschnittenen Korpers Befindet sich beispielsweise ein homogener Klotz in einem homogenen Schwerefeld naherungsweise ein kleiner Klotz nahe der Erdoberflache so wirkt die Volumenkraft F g displaystyle F mathrm g auf ihn Zerschneidet man diesen Klotz gedanklich in seiner Mitte so wirkt dagegen auf jeden Teilklotz nur noch die Volumenkraft F g 2 displaystyle F mathrm g 2 Bei der Ermittlung der Durchbiegung eines an seinen Enden gelagerten Balkens s o wird dieser quer in differentiell kleine Stucke mit je auf sie wirkendem differentiell kleinem Anteil an der gesamten Volumenkraft zerschnitten Schweben unter Wasser und Schwerelosigkeit im All Bearbeiten Hauptartikel Schwerelosigkeit Beim Tauchen lasst sich ahnlich wie im Weltall ein Gefuhl der Schwerelosigkeit erleben wenn der Taucher sein Gewicht mit Ausgleichsgewichten an die Dichte des Wassers angepasst hat Auf den Taucher wirkt auch unter Wasser die Schwerkraft als Volumenkraft Das der Schwerelosigkeit ahnliche Gefuhl stellt sich unter Wasser durch den Auftrieb ein der hydrostatische Druck der als Oberflachenkraft auf die Unterseite des Korpers wirkt ist hoher als der auf die Oberseite des Korpers wirkende Druck Da nur die Volumenkraft nicht aber die Oberflachenkraft auf das Gleichgewichtsorgan wirkt kann man auch unter Wasser oben von unten unterscheiden Die Schwerelosigkeit im All wo der Astronaut ebenfalls ohne Gewicht ist kann man betrachten als Zustand bei dem ausser der Gravitation keine weitere Kraft wirkt insbesondere also auch nicht die sonst von einer Unterlage ausgeubte Stutzkraft In diesem Fall funktioniert das Gleichgewichtsorgan nicht die Folge ist haufig die sogenannte Raumkrankheit der Raumfahrer kann sich bei geschlossenen Augen nicht orientieren Krafte mit nichtmechanischer Ursache Bearbeiten Einige zur Zeit Newtons noch als verschieden angesehene Krafte entpuppten sich als Ausdrucksformen von elektromagnetischen Kraften im Inneren von Materie Diese Krafte machen sich bemerkbar als elektromotorische Kraft die Elektronen durch einen Leiter treibt in der Kompressibilitat und Viskositat von Fluiden bei der Reibung zwischen den Oberflachen verschiedener Korper beim Widerstand den ein Korper einer Verformung entgegensetzt Federkraft Kompressibilitat Schubmodul Kraft und Determinismus Bearbeiten Quadratische Abhangigkeit der Fallstrecke von der Fallzeit Man sieht einen frei fallenden Ball im Licht von elf Stroboskopblitzen die ihn im Abstand von je 0 05 Sekunden beleuchtet haben Wahrend der ersten 0 05 Sekunden durchfallt der Ball eine Langeneinheit hier ungefahr 12 mm innerhalb von 0 10 Sekunden vier Langeneinheiten innerhalb von 0 15 Sekunden dann neun Langeneinheiten und so weiter bis er nach 0 50 Sekunden hundert Langeneinheiten zuruckgelegt hat Hauptartikel Determinismus Mit Hilfe der newtonschen Gesetze ist es moglich aus einer gegebenen Ausgangssituation und den wirkenden Kraften die zeitliche Entwicklung eines physikalischen Systems vorherzusagen Dies trifft nicht nur fur einzelne Versuche im Labor zu sondern im Prinzip auch auf das Universum als Ganzes Diese Folgerung trug im 18 Jahrhundert zur Verbreitung eines deterministischen Weltbildes bei Demnach waren alle Ereignisse grundsatzlich vorbestimmt wenn auch die fur eine Vorhersage erforderlichen Rechnungen in der Regel nicht praktisch durchfuhrbar sind Anfang des 20 Jahrhunderts stellte sich jedoch heraus dass die Formeln der klassischen Physik auf der Ebene der Atome nicht anwendbar sind Das aus den Formeln gefolgerte deterministische Weltbild musste daher in seiner ursprunglichen Form verworfen werden 23 Zusammenhang von Kraft und Arbeit Bearbeiten Hauptartikel Arbeit Durch das Wirken einer Kraft kann sich die Energie eines Korpers verandern Ein Beispiel ist die Spannenergie beim Expander Die beim Verschieben des Angriffspunktes einer Kraft um eine gewisse Wegstrecke ubertragene Energie nennt man auch Arbeit und bezeichnet sie dann oft mit W W Will man eine bestimmte Arbeit mit geringerer Kraft leisten so ist dies mit einem Kraftwandler moglich Beispiele fur Kraftwandler sind Flaschenzuge Hebel oder Gangschaltungen Jedoch verlangert sich der Weg langs dem die Kraft ausgeubt werden muss Wird beispielsweise durch Verwendung eines Kraftwandlers nur ein Viertel der ohne ihn erforderlichen Kraft benotigt so ist dies mindestens mit einer Vervierfachung des Weges verbunden Diese Konsequenz des Energieerhaltungssatzes ist in der Goldenen Regel der Mechanik beschrieben Wenn die Kraft konstant ist und in Richtung eines geradlinigen Weges der Lange s s wirkt dann wird die aufzuwendende Arbeit durch die Beziehung W F s W F s bestimmt Falls die Kraft im Winkel a alpha schrag zur Strecke wirkt lasst sich die Arbeit durch folgende Formel berechnen W F s F s cos a W vec F cdot vec s vec F vec s cos alpha In obiger Gleichung ist s vec s der Vektor vom Startpunkt zum Endpunkt der Strecke Insbesondere wird keine Arbeit geleistet wenn die Kraft mit dem Weg einen rechten Winkel bildet Das Tragen einer Last in der Ebene kann zwar muhsam sein aber die Last nimmt dabei keine Energie auf Ganz allgemein ist die geleistete Arbeit das Kurvenintegral der Kraft entlang des zuruckgelegten Wegs W s 1 s 2 F s d s W int vec s 1 vec s 2 vec F vec s cdot mathrm d vec s Dabei sind s 1 vec s 1 und s 2 vec s 2 die Ortsvektoren des Start und des Endpunkts des Wegs Konservative und dissipative Krafte Bearbeiten Hauptartikel Konservative Kraft Reibung und Dissipation Wird der Expander um beim obigen Beispiel zu bleiben einseitig fixiert und das andere Ende im Raum bewegt so andern sich von Punkt zu Punkt systematisch Richtung und Betrag der Kraft Sofern die Bewegungen langsam ausgefuhrt werden sodass keine Schwingungen des Expanders angeregt werden und unter Vernachlassigung innerer Reibung ist die Kraft lediglich eine Funktion des Ortes ein statisches Vektorfeld Dabei entspricht jedem Ort ein bestimmter Spannungszustand des Expanders Es kommt nicht darauf an auf welchem Weg der Ort und der zugehorige Spannungszustand erreicht wurde In solchen Fallen spricht man von einer konservativen Kraft Arbeit die gegen eine konservative Kraft verrichtet wurde ist vom Weg unabhangig sie hangt nur vom Anfangs und Endpunkt ab Insbesondere erhalt man verrichtete Arbeit zuruck wenn man auf demselben oder einem anderen Weg den Ausgangspunkt wieder erreicht Der Wert des Wegintegrals einer konservativen Kraft von einem festen Bezugspunkt aus heisst potentielle Energie E p o t displaystyle E mathrm pot meist auch Potential zur Unterscheidung siehe aber Potentiale und Potentialfelder im Hauptartikel Oft ist es einfacher von der potentiellen Energie ausgehend in obigem Beispiel also von der im Expander gespeicherten Spannenergie die Kraft F vec F als ihren negativen Gradienten F r E p o t r displaystyle vec F vec r nabla E mathrm pot vec r zu bestimmen denn das Feld der potentiellen Energie ist nur ein Skalarfeld Dass an einem System geleistete Arbeit vollstandig in potentielle Energie umgesetzt wird ist in praktisch auftretenden Fallen nie erfullt Reibungskrafte mussen zusatzlich uberwunden werden Die gegen sie geleistete Arbeit wird in Warme umgesetzt Manchmal ist solche Dissipation erwunscht Fallschirm Fitnessgerate Motorbremse Kraft im Kraftfeld Bearbeiten Hauptartikel Kraftfeld Gegen den Expander im obigen Beispiel muss das schmachtige Kerlchen dieselbe Kraft aufwenden wie der Schwergewichtler In der Disziplin Treppensteigen arbeiten beide gegen ihre jeweilige Gewichtskraft F G F mathrm G und in der Erdumlaufbahn wurden beide eintrachtig nebeneinander schweben Bei der Beschreibung von Bewegungen in Kraftfeldern wie hier dem Erdschwerefeld ist es oft nutzlich von jener Eigenschaft des Korpers zu der die Kraft proportional ist zu abstrahieren Diese Eigenschaft hier die Masse m m des Sportlers wird allgemein Ladung genannt Die Abstraktion geschieht indem das Vektorfeld der Kraft durch die Ladung geteilt wird Das Resultat F G r m g r displaystyle frac vec F mathrm G vec r m vec g vec r wird Feldstarke genannt und beschreibt das Kraftfeld unabhangig von der Ladung des Probekorpers Die Feldstarke g des Schwerefeldes wird auch Fallbeschleunigung genannt Das fur konservative Kraftfelder existierende Skalarfeld der potentiellen Energie geteilt durch die Ladung ergibt das Potential des Kraftfeldes Zusammenhang von Kraft und Drehmoment Bearbeiten Hebelgesetz Hauptartikel Drehmoment und Hebel Das Drehmoment M vec M kann als Drehwirkung der Kraft F vec F aufgefasst werden Es ist das Kreuzprodukt von Kraftarm und Kraft M r F vec M vec r times vec F Dabei ist der Kraftarm r vec r der Ortsvektor vom Drehpunkt zum Punkt an dem die Kraft angreift Angriffspunkt Das bedeutet je grosser der Abstand zwischen Drehpunkt und Angriffspunkt ist desto grosser ist das Drehmoment Ausserdem tragt nur die Komponente der Kraft zum Drehmoment bei die senkrecht zur Strecke zwischen Drehpunkt und Angriffspunkt ist Drehmomente treten unter anderem bei der Zu oder Abnahme der Drehzahl von drehbaren Korpern auf Sie spielen dabei eine vergleichbare Rolle wie Krafte bei der geradlinigen Bewegung Analog zum Kraftegleichgewicht ist das Drehmomentengleichgewicht ein wichtiger Spezialfall Zusammenhang von Kraft und Druck Bearbeiten Hauptartikel Druck Wenn eine Kraft auf eine Flache wirkt so ist der dadurch erzeugte Druck p p der Betrag die Vektorlange der auf dieser Flache senkrechtstehenden Kraftkomponente F vec F perp pro Flacheninhalt A A p F A p frac vec F perp A Der Druck ist eine intensive Zustandsgrosse thermodynamischer Systeme und zudem eine lineare Feldgrosse Dieses Konzept ist eine Vereinfachung des allgemeinen Spannungstensors Die Druckspannung ist im Gegensatz zum Druck keine skalare Zustandsgrosse Tragheitskrafte bzw Scheinkrafte Bearbeiten Hauptartikel Tragheitskraft Der Wechsel zwischen aristotelischer und newtonscher Auffassung der Kraft macht sich auch in der Bezeichnung Scheinkraft synonym dazu verwendet Tragheitskraft bemerkbar Der Name Scheinkraft kann irrefuhrend sein diese Krafte sind durchaus messbar und rufen reale Wirkungen hervor Die Bezeichnung ruhrt daher dass sie nur in beschleunigten Koordinatensystemen auftreten und von einem Inertialsystem aus betrachtet nicht existieren Ein geeigneter aussenstehender Beobachter erklart die Wirkungen einfach durch die Anwendung des Tragheitsprinzips ohne weitere Krafte Ein anderer Zugang zum Begriff der Tragheitskraft ist mit dem d Alembertschen Prinzip verbunden Es wandelt vereinfacht gesagt das dynamische Problem des sich bewegenden Korpers durch die Einfuhrung einer d Alembertschen Tragheitskraft F T m a displaystyle vec F T m vec a in ein statisches Problem um Die technische Mechanik in der das Prinzip sehr erfolgreich angewendet wird spricht von einem dynamischen Gleichgewicht Wahrend manche Fachbucher diese d Alembertsche Tragheitskraft als Gegenkraft im Sinne des Wechselwirkungsprinzips bezeichnen 24 sehen andere Fachbuchautoren sie in Widerspruch zum Wechselwirkungsprinzip da zu ihr keine Gegenkraft existiert 25 26 Die Bezeichnung Scheinkraft wird auch damit begrundet dass die Tragheitskraft der Definition von Newton was unter einer wirkenden Kraft zu verstehen ist 27 nicht genuge 28 Wenn ein Auto durch eine Kraft F vec F abgebremst wird Extremfall Frontalaufprall so wirkt diese Kraft nicht direkt auf den Fahrer Gemass dem Tragheitsprinzip wird sich der Fahrer also mit gleichbleibender Geschwindigkeit geradeaus bewegen wahrend das Auto sich verlangsamt Aus seiner Sicht wirkt nun eine nach vorn gerichtete Tragheitskraft die ihn in Richtung der Windschutzscheibe befordert Erst durch die Ruckhaltesysteme Sicherheitsgurt und Airbag werden Zwangskrafte auf den Fahrer ausgeubt die ihn ebenfalls verlangsamen Der Sitz eines Kettenkarussells wurde sich ohne Kraftwirkung durch die Kette geradeaus fortbewegen nur durch die zum Mittelpunkt der durchlaufenen Kreisbahn gerichtete Zentripetalkraft kommt die Kreisbewegung zustande Ein Mensch auf dem Sitz verspurt die Zentrifugalkraft Fliehkraft als Tragheitskraft Weitere Beispiele fur Tragheitskrafte sind die Corioliskraft die Massenkrafte im Motorenbau die Gravitation betrachtet im Rahmen der allgemeinen Relativitatstheorie siehe Gravitationskraft als TragheitskraftKraft in der Relativitatstheorie Bearbeiten Hauptartikel Spezielle Relativitatstheorie und Allgemeine Relativitatstheorie Die spezielle Relativitatstheorie tritt an die Stelle der dynamischen Gesetze der klassischen Mechanik wenn die betrachteten Geschwindigkeiten gegenuber der Lichtgeschwindigkeit nicht mehr vernachlassigbar sind In der speziellen Relativitatstheorie muss der Impuls zum relativistischen Impuls verallgemeinert werden die Kraft bleibt dann weiter aus F d p d t vec F tfrac mathrm d vec p mathrm d t berechenbar aber der Impuls lasst sich nicht mehr durch die Beziehung p m v vec p m cdot vec v berechnen An die Stelle der newtonschen Beziehung Kraft Masse mal Beschleunigung F m a vec F m cdot vec a tritt die Gleichung F d d t m v 1 v 2 c 2 vec F frac mathrm d mathrm d t frac m cdot vec v sqrt 1 frac v 2 c 2 Die Kraft wird ferner zur Minkowskikraft Viererkraft erweitert die meist als K m K mu geschrieben wird und aus dem Viererimpuls berechnet werden kann uber K m d p m d t g d p m d t K mu tfrac mathrm d p mu mathrm d tau gamma tfrac mathrm d p mu mathrm d t mit der Eigenzeit t tau und dem Lorentzfaktor g 1 1 v 2 c 2 gamma frac 1 sqrt 1 frac v 2 c 2 Diese Gleichung die Bewegungsgleichung der speziellen Relativitatstheorie fur den Viererimpuls beschreibt beschleunigte Bewegungen in einem Inertialsystem Zwischen F vec F und K vec K besteht der Zusammenhang F 1 v 2 c 2 K vec F sqrt 1 frac vec v 2 c 2 vec K wobei K K 1 K 2 K 3 vec K K 1 K 2 K 3 der raumliche Teil der Viererkraft K m K mu ist der neu hinzukommende zeitliche Teil beschreibt eine Energieanderung genauer d E c d t tfrac mathrm d tfrac E c mathrm d tau siehe Viererimpuls sodass man auch vom Kraft Leistung Vierervektor spricht Die allgemeine Relativitatstheorie stellt eine Erweiterung der newtonschen Gravitationstheorie dar sie enthalt diese als Grenzfall fur hinreichend kleine Massendichten und Geschwindigkeiten Ihre Grundlagen wurden massgeblich von Albert Einstein zu Beginn des 20 Jahrhunderts entwickelt sie beschreibt allgemein die Wechselwirkung zwischen Materie einschliesslich Feldern einerseits und Raum und Zeit andererseits Die Gravitationskraft wird in der allgemeinen Relativitatstheorie als geometrische Eigenschaft der gekrummten vierdimensionalen Raumzeit verstanden Energie Impuls und Druck der Materie beeinflussen die Geometrie der Raumzeit in der sie sich befinden Dieser Einfluss lasst sich durch den Begriff der Raumzeitkrummung beschreiben Die raumlichen und zeitlichen Koordinaten werden als gleichberechtigt betrachtet alle Anderungen werden nur mehr als geometrisches Problem behandelt Materie auf die eine Gravitationskraft ausgeubt wird bewegt sich in der Raumzeit entlang einer Geodate also so wie es im naiven Sinn mit geradeaus gemeint ist Die Gerade als Modell fur die Geradeausbewegung des freien Korpers gibt es nur in ungekrummten also gravitationsfreien Raumen Physikalisch entspricht die Bewegung entlang einer Geodate dem freien Fall Ein Grossteil der Schwerkraft wird somit darauf zuruckgefuhrt dass der Erdboden durch die gegenseitige Abstossung der Atome aus denen die Erde besteht relativ zu einem frei fallenden Gegenstand nach oben beschleunigt wird Das entspricht in etwa der Erfahrung beim Abbremsen eines nach unten fahrenden Fahrstuhls Abgesehen von Gezeitenkraften verspurt ein Mensch auf dem Erdboden also fast die gleiche Kraft als wurde er in einer gleichmassig beschleunigten Rakete stehen Diese Gezeitenkrafte die in jedem Gravitationsfeld herrschen zeigen sich bei einem ausgedehnten Objekt als Verformungskrafte Im Gravitationsfeld eines kugelformigen Korpers wie der Erde ziehen die Gezeitenkrafte das Objekt in Fallrichtung in die Lange und schieben es senkrecht zur Fallrichtung zusammen Gezeitenkrafte folgen direkt aus der Raumzeitkrummung und sind besonders stark bei sehr massereichen Objekten wie einem Schwarzen Loch 29 Kraft in der Quantenmechanik Bearbeiten Hauptartikel Quantenmechanik und Austauschwechselwirkung Bei der Wechselwirkung kleinster Teilchen liefern Experimente Ergebnisse die der klassischen Mechanik widersprechen Insbesondere sind bestimmte Grossen quantisiert das heisst sie treten nur in bestimmten Portionen auf den sogenannten Quanten Wahrend die Kraft selbst nicht quantisiert ist konnen Krafte eine Quantelung der moglichen Teilchenenergien bewirken In der Quantenmechanik werden in der Regel Krafte nicht explizit betrachtet Die von Kraften verursachten Phanomene werden analog zur klassischen Mechanik durch das Potential beschrieben Es gibt quantenmechanische Effekte die sich wie eine Kraft bemerkbar machen aber nicht auf eine der Grundkrafte zuruckzufuhren sind Beispiele sind das Pauli Prinzip und die Austauschwechselwirkung Kraft in den Quantenfeldtheorien Bearbeiten Hauptartikel Quantenfeldtheorie und Eichboson Ab 1927 wurde versucht die Quantisierung nicht nur auf die ursprunglichen Objekte der Quantenmechanik die Partikel sondern auch auf Felder z B das elektrische Feld anzuwenden woraus die Quantenfeldtheorien entstanden man spricht auch von der zweiten Quantisierung Die Quantisierung der Felder wird auch im Bereich der Festkorperphysik und in anderen Vielteilchentheorien angewandt In der Quantenfeldtheorie werden alle Krafte auf den Austausch von virtuellen Bosonen zuruckgefuhrt diese Wechselwirkungsteilchen zu jeder Grundkraft sind sozusagen einzelne Kraftteilchen oder auch Krafttrager Konkrete Quantenfeldtheorien sind die Quantenelektrodynamik diese beschreibt Elektronen Positronen und das elektromagnetische Feld und die Quantenchromodynamik diese beschreibt die starke Kernkraft also unter anderem den inneren Aufbau der Protonen und Neutronen Ausserdem wurde die schwache Kernkraft mit der Quantenelektrodynamik zur Theorie der elektroschwachen Wechselwirkung zusammengefuhrt Das elektroschwache Modell bildet mit der Quantenchromodynamik das sogenannte Standardmodell der Elementarteilchenphysik Es enthalt alle bekannten Teilchen und kann die meisten bekannten Vorgange erklaren Im Standardmodell fungieren Eichbosonen als Kraftteilchen zur Vermittlung von Wechselwirkungen die Gravitationskraft ist jedoch nicht enthalten Auch hier werden solche Wechselwirkungsteilchen angenommen genannt Gravitonen Vereinheitlichung der Grundkrafte Bearbeiten Hauptartikel Grundkrafte der Physik Kopplungskonstanten a als Funktion der Energie E starke schwache elektromagnetische Wechselwirkung Gravitation In der heutigen Physik werden meist vier Grundkrafte bzw Wechselwirkungen unterschieden Sortiert nach zunehmender relativer Starke als Mass dafur dient ublicherweise die Kopplungskonstante sind das Gravitationskraft Schwache Kernkraft Elektromagnetische Kraft Starke KernkraftEines der Ziele der Physik ist es in einer grossen vereinheitlichten Theorie alle Grundkrafte oder Wechselwirkungen in einem vereinheitlichten Gesamtkonzept zu beschreiben wie in der Tabelle dargestellt Dazu nimmt man an dass diese Grundkrafte zum Zeitpunkt des Urknalls eine einzige Kraft waren die sich infolge der Abkuhlung in die einzelnen Krafte aufspaltete Fundamentale Wechselwirkungen und ihre Beschreibungen Theorien in fruhem Stadium der Entwicklung sind grau hinterlegt Starke Wechselwirkung Elektromagnetische Wechselwirkung Schwache Wechselwirkung Gravitationklassisch Elektrostatik Magnetostatik Newtonsches GravitationsgesetzElektrodynamik Allgemeine Relativitatstheoriequanten theoretisch Quanten chromodynamik Standardmodell Quanten elektrodynamik Fermi Theorie Quanten gravitation Elektroschwache Wechselwirkung Standardmodell Grosse vereinheitlichte Theorie Weltformel Theorie von Allem Auf diesem Weg gab es bereits Erfolge zunachst bei der Zusammenfassung der elektrischen Wechselwirkung und der magnetischen Wechselwirkung zur elektromagnetischen Wechselwirkung durch die Elektrodynamik von James Clerk Maxwell Die Wechselwirkungen zwischen elektrischen und magnetischen Feldern lassen sich auf andere Weise auch relativistisch erklaren Ebenso ist es bereits gelungen die elektromagnetische Wechselwirkung und die schwache Wechselwirkung in der Quantenfeldtheorie der elektroschwachen Wechselwirkung vereinheitlicht zu beschreiben Statische Kraft und dynamische Kraft BearbeitenIn der Technischen Mechanik unterscheidet man zwischen statischen 30 und dynamischen bzw harmonischen 30 31 Kraften Statische Krafte sind diejenigen die zeitlich unverandert wirken dynamische Krafte sind zeitlich veranderliche Krafte Bei sehr langsamer zeitlicher Veranderung spricht man von quasistatischen Kraften In Biomechanik und Sportmedizin ist die statische Kraft diejenige Kraft die ein Muskel oder eine Muskelgruppe willkurlich gegen einen fixierten Widerstand ausuben kann 32 33 Die dynamische Kraft ist die willkurlich ausgeubte Bewegung einer Masse innerhalb eines programmierten Vorgangs 33 ein Beispiel ist die Schnellkraft Siehe auch BearbeitenListe von Grossenordnungen der KraftLiteratur BearbeitenWolfgang Nolting Klassische Mechanik In Grundkurs Theoretische Physik Bd 1 8 Auflage Springer Berlin 2008 ISBN 978 3 540 34832 0 Richard P Feynman Feynman Vorlesungen uber Physik Mechanik Strahlung Warme 5 verbesserte Auflage definitive Edition Oldenbourg Munchen Wien 2007 ISBN 978 3 486 58444 8 The Feynman Lectures on Physics Band 1 Paul A Tipler Physik 3 korrigierter Nachdruck der 1 Auflage 1994 Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin 2000 ISBN 3 86025 122 8 Ludwig Bergmann Clemens Schaefer Mechanik Akustik Warme In Lehrbuch der Experimentalphysik Bd 1 12 Auflage Walter de Gruyter Berlin 2008 ISBN 978 3 11 019311 4 Max Jammer Concepts of Force A Study in the Foundations of Dynamics Cambridge Mass Harvard U P 1957 New York Harper 1962 New York Dover 1999 ISBN 0 486 40689 X Weblinks Bearbeiten Wikiquote Kraft Zitate Wiktionary Kraft Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Kraftmessung mit Hilfe des Gesetzes von Hooke LEIFI auf Schulerniveau Flash Animation zur Krafteaddition dwu Unterrichtsmaterialien auf Schulerniveau Cornelis Harm Glimmerveen The force of dialectics on the logical and ontological structures concerning the concepts of force in Leibniz Kant and Hegel Diss Groningen 1992 zum Kraftbegriff bei Leibniz Kant und Hegel Einzelnachweise und Fussnoten Bearbeiten Ludwig Bergmann Clemens Schaefer u a Lehrbuch der Experimentalphysik Bd 1 Mechanik Relativitat Warme 11 Auflage de Gruyter 1998 ISBN 978 3 11 012870 3 Abschnitt 4 1 Masse und Kraft Richard P Feynman Robert B Leighton Matthew Sands Mechanik Walter de Gruyter GmbH amp Co KG Berlin Boston 2015 ISBN 978 3 11 044460 5 S 133 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Gunther Drosdowski Paul Grebe Das Herkunftsworterbuch Die Etymologie der deutschen Sprache Bd 7 Dudenverlag Mannheim 1963 ISBN 978 3 411 00907 7 S 364 a b c Wolfgang Pfeifer Leitung Etymologisches Worterbuch des Deutschen Ungekurzte durchgesehene Ausgabe Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1995 ISBN 3 05 000626 9 7 Aufl 2004 ISBN 3 423 32511 9 Eine digitale Fassung dieses Worterbuchs ist im lexikalischen Informationssystem abrufbar dwds de Philosophiae Naturalis Principia Mathematica 1687 deutsche Ausgabe Mathematische Prinzipien der Naturlehre Ubersetzt und erlautert von Jacob Philip Wolfers Oppenheim Berlin 1872 Unveranderter Nachdruck Minerva 1992 ISBN 3 8102 0939 2 Moritz Ruhlmann Vortrage uber die Geschichte der technischen Mechanik und theoretischen Maschinenlehre und der damit im Zusammenhang stehenden mathematischen Wissenschaften Baumgartner Leipzig 1885 Nachdruck Documenta technica Reihe 1 Darstellungen zur Technikgeschichte Verlag Olms Hildesheim 1979 Hans Peter Sang Geschichte der Physik Klett Stuttgart 1999 ISBN 3 12 770230 2 S 7 Karoly Simonyi Kulturgeschichte der Physik Harri Deutsch Thun Frankfurt a M 1995 ISBN 3 8171 1379 X S 77 Richard S Westfall Force in Newton s Physics The Science of Dynamics in the Seventeenth Century American Elsevier New York 1971 a b Karoly Simonyi Kulturgeschichte der Physik Harri Deutsch Thun Frankfurt a M 1995 ISBN 3 8171 1379 X Friedrich Albert Carl Gren Grundriss der Naturlehre 3 Auflage Hemmerde amp Schwetschke Halle 1797 S 1 ff 1 Natur heisst der Inbegriff der Krafte eines Dinges 2 Kraft nennen wir jede Ursache der Veranderung des Zustands eines Dinges oder der Dinge 3 Kraft ist was Bewegung hervorbringt oder hemmt Gunter Lind Physik im Lehrbuch 1700 1850 Springer Berlin 1992 ISBN 3 540 55138 7 Erhard Scheibe Die Philosophie der Physiker 2 Auflage C H Beck Munchen 2012 S 22 ff Hegel beklagt Enzyklopadie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse 270 die Uberschwemmung der physischen Mechanik mit einer unsaglichen Metaphysik die gegen Erfahrung und Begriff jene mathematischen Bestimmungen allein zu ihrer Quelle hat Siehe auch Enzyklopadie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse 137 Andreas Kleinert Aufklarung durch Physik In Walter Schmitz Carsten Zelle Hrsg Innovation und Transfer Eckard Richter Dresden 2004 ISBN 3 933592 37 2 S 11 20 Wenn Fernwirkungen moglich seien so Euler dann musse man befurchten Verdauungsprobleme von den Krautern zu bekommen die auf dem Saturn wachsen auch ohne sie gegessen zu haben In diesem Zusammenhang wurde zeitweise nicht die Masse sondern die Kraft als Grundgrosse benutzt und die jeweils andere Grosse als abgeleitete Grosse bezeichnet Man verwendete damals als Grundgrosse die Krafteinheit 1 Kilopond statt der vorher und nachher ublichen Masseneinheit 1 Kilogramm indem man fur die entsprechenden Gewichtskrafte per Gesetz Messverfahren zur Eichung vorschrieb Christian Meier Grenzflachenphysik Kleinster Abschleppdienst der Welt Auf wissenschaft online de 21 Februar 2008 abgerufen am 2 Marz 2015 S Knunz M Herrmann V Batteiger G Saathoff T W Hansch K Vahala Th Udem Injection locking of a trapped ion phonon laser In Physical Review Letters 105 2010 013004 International Bureau of Weights and Measures Hrsg The international system of units U S Dept of Commerce National Bureau of Standards 1977 ISBN 0 7456 4974 2 S 17 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche H Schrecker Der Weg zum physikalischen Kraftbegriff von Aristoteles bis Newton In Naturwissenschaften im Unterricht Physik Chemie 36 Nr 34 1988 Gekurzte Fassung Memento vom 20 Januar 2012 im Internet Archive a b c H Egerer Ingenieur Mechanik Lehrbuch der technischen Mechanik in vorwiegend graphischer Behandlung Band 1 Springer Berlin Heidelberg 1919 ISBN 978 3 662 32061 7 S 124 google de abgerufen am 3 Januar 2017 Karl Eugen Kurrer The History of the Theory of Structures Searching for Equilibrium Berlin Ernst amp Sohn S 27ff ISBN 978 3 433 03229 9 Carl Hoefer Causal Determinism Artikel in der Stanford Encyclopedia of Philosophy englisch Hans J Paus Physik in Experimenten und Beispielen S 33 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Dietmar Gross Werner Hauger Jarg Schrader Wolfgang A Wall Technische Mechanik Band 3 Kinetik 10 Auflage Gabler Wissenschaftsverlage 2008 S 191 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Wir schreiben nun F ma 0 und fassen das negative Produkt aus der Masse m und der Beschleunigung a formal als eine Kraft auf die wir D alembertsche Tragheitskraft FT nennen FT ma Diese Kraft ist keine Kraft im Newtonschen Sinne da zu ihr keine Gegenkraft existiert sie verletzt das Axiom actio reactio wir bezeichnen sie daher als Scheinkraft Rolf Isermann Mechatronische Systeme Grundlagen 2 Auflage Gabler Wissenschaftsverlage 2004 ISBN 3 540 32336 8 S 124 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Bruno Assmann Peter Selke Technische Mechanik Band 3 Kinematik und Kinetik 15 Auflage Oldenbourg Verlag 2010 ISBN 3 486 59751 5 S 246 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Newton hat als erster versucht die Physik systematisch aufzubauen An den Anfang seines Hauptwerkes stellt er vier Definitionen Definition 4 Eine wirkende Kraft ist das gegen einen Korper ausgeubte Bestreben seinen Bewegungszustand zu andern entweder den der Ruhe oder den der gleichformigen geradlinigen Bewegung Bruno Assmann Peter Selke Technische Mechanik Band 3 Kinematik und Kinetik 15 Auflage Oldenbourg Verlag 2010 ISBN 3 486 59751 5 S 246 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Norbert Dragon Geometrie der Relativitatstheorie Memento vom 19 April 2009 im Internet Archive Vorlesungsskript PDF 2 4 MB abgerufen am 15 Juli 2014 a b Jurgen Grabe Klaus Peter Mahutka Finite Elemente Analyse zur Vibrationsrammung von Pfahlen In Bautechnik Band 82 Nr 9 Wiley Online Library 2005 S 632 640 doi 10 1002 bate 200590192 Markus Waltering Daniele Waldmann Stefan Maas Arno Zurbes Untersuchung nichtlinearer Schwingungseigenschaften zur zerstorungsfreien Zustandsprufung am Beispiel von Stahlbetonbalken In Beton und Stahlbetonbau Band 102 Nr 9 Wiley Online Library 2007 S 615 621 doi 10 1002 best 200700572 Wildor Hollmann Heiko K Struder Sportmedizin Grundlagen fur korperliche Aktivitat Training und Praventivmedizin 5 Auflage Schattauer Verlag 2009 ISBN 978 3 7945 2546 1 google at a b Freerk T Baumann 6 Krafttraining mit Krebspatienten In Bewegungstherapie und Sport bei Krebs Leitfaden fur die Praxis mit 22 Tabellen Deutscher Arzteverlag 2008 ISBN 978 3 7691 0564 3 S 57 f 274 S eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Dieser Artikel wurde am 11 August 2009 in dieser 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