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Der Energieerhaltungssatz auch Gesetz von der Erhaltung der Energie genannt druckt die Erfahrungstatsache aus dass die Energie eine Erhaltungsgrosse ist dass also die Gesamtenergie eines abgeschlossenen Systems sich nicht mit der Zeit andert Energie kann zwischen verschiedenen Energieformen umgewandelt werden beispielsweise von Bewegungsenergie in Warmeenergie Ausserdem kann sie aus einem System heraus oder in ein System hinein transportiert werden es ist jedoch nicht moglich Energie zu erzeugen oder zu vernichten Die Energieerhaltung gilt als wichtiges Prinzip aller Naturwissenschaften 1 Der Energieerhaltungssatz lasst sich theoretisch mit Hilfe des Noether Theorems aus der Annahme ableiten dass die fur das System gultigen Gesetze der Physik nicht von der Zeit abhangen Inhaltsverzeichnis 1 Umgangssprache 2 Geschichte 3 Anwendungsgebiete 3 1 Energieerhaltungssatz in der Newtonschen Mechanik 3 2 Energieerhaltungssatz in der Thermodynamik 3 3 Energieerhaltungssatz in der Elektrodynamik 3 4 Energieerhaltungssatz in der Relativitatstheorie 3 5 Energieerhaltungssatz in der Quantenmechanik 4 Energiebilanz 5 Noether Theorem 6 Literatur 7 EinzelnachweiseUmgangssprache BearbeitenIm physikalischen Sinne des Energieerhaltungssatzes ist ein Verlust von Energie nicht moglich Trotzdem wird umgangssprachlich von Energieverbrauch Energieverschwendung Energiesparen und Energieverlust gesprochen Dies ist vertretbar denn die Erde ist kein abgeschlossenes System und ausserdem konnen der Mensch und andere Lebewesen Energie nur in bestimmten Formen nutzen die genannten Begriffe beschreiben den Ubergang von Energie aus technisch leicht nutzbaren oder biologisch nutzbaren Energieformen Exergie in schlechter oder nicht nutzbare Formen Anergie Ebenso unmoglich ist es Energie zu erzeugen Mit der umgangssprachlichen Energieerzeugung ist vielmehr die Umwandlung vorhandener Energie in eine fur den Menschen nutzbare Form meist elektrische Energie gemeint Bei den meisten heute gebrauchlichen Arten von Energieumwandlung werden Energietrager mit einer geringen oder spezifischen Entropie in Formen mit hoherer Entropie umgewandelt Ein Kraftfahrzeug wandelt beispielsweise chemische Energie die ursprunglich aus Erdol oder Rapsol stammt in kinetische Energie und thermische Energie um Da Erdol nicht regenerierbar ist kann dies als Energieverlust in dem Sinne gesehen werden dass diese spezielle Form chemischer Energie mit niedriger Entropie fur zukunftige Generationen oder fur andere Zwecke verloren geht Bei jeder der Umwandlungsarten die heute gebrauchlich sind wird nur ein Teil der im Energietrager vorhandenen Energie in nutzbare Energie umgewandelt Von Energiesparen spricht man daher wenn sich der Wirkungsgrad des Energieumwandlungsprozesses oder eines Gerates durch technischen Fortschritt erhoht sodass weniger Rohstoff mehr nutzbare Energie liefert oder der jeweilige Zweck mit weniger Energie erzielt wird Geschichte BearbeitenDer Energieerhaltungssatz bzw das Gesetz von der Erhaltung der Energie wurde zuerst vom Heilbronner Arzt Robert Mayer 1814 1878 formuliert Im Jahr 1842 wies er durch entsprechende Versuche nach dass eine bestimmte Bewegungsenergie bei vollstandiger Umwandlung in Warme stets die gleiche Warmemenge ergibt Er bestimmte zudem den Wert dieses mechanischen Warmeaquivalents Unabhangig von Mayer taten dies auch 1843 James Prescott Joule dessen Arbeiten damals weit bekannter waren und weitere Physiker und Ingenieure wie Ludwig August Colding in Danemark ebenfalls 1843 Endgultig ausformuliert wurde der Energieerhaltungssatz 1847 von Hermann von Helmholtz Er berichtete in Berlin am 23 Juli 1847 uber die Konstanz der Kraft und untermauerte den Energieerhaltungssatz 2 Als weitere Wissenschaftler die im 19 Jahrhundert mehr oder weniger allgemein einen Energieerhaltungssatz formulierten fuhrt Stephen Brush 3 auf Karl Friedrich Mohr Sadi Carnot Marc Seguin Karl Holtzmann Gustav Adolphe Hirn William Robert Grove Justus von Liebig Michael Faraday Der Energieerhaltungssatz ist in der Geschichte der Physik nicht immer unumstritten gewesen Das beruhmteste Beispiel ist Niels Bohr der bei mehreren Gelegenheiten nur eine statistische gemittelte Erhaltung der Energie bei Quantenprozessen befurwortete so in der sogenannten BKS Theorie 1924 mit John C Slater und Hendrik Anthony Kramers 4 Diese sollte die altere Quantentheorie mit der klassischen elektromagnetischen Feldvorstellung in Einklang bringen Wenig spater wurde diese Theorie durch Experimente von Compton und auch Hans Geiger und Walther Bothe widerlegt und die Gultigkeit des Energieerhaltungssatzes auch auf Quantenebene bestatigt Auch spater versuchte Bohr manche zunachst ratselhaften Quantenphanomene mit einer nur statistischen Gultigkeit des Energieerhaltungssatzes zu erklaren so beim Betazerfall die dort fehlende Energie der beobachteten Zerfallsprodukte wurde jedoch von Wolfgang Pauli durch das Postulat eines neuen nur schwach wechselwirkenden Teilchens des Neutrinos erklart Heute gilt der Energieerhaltungssatz als etabliert und wird sogar haufig zur Definition der Energie herangezogen Anwendungsgebiete BearbeitenEnergieerhaltungssatz in der Newtonschen Mechanik Bearbeiten Zwei beliebige Wege in einem konservativen KraftfeldBei der Bewegung einer Punktmasse in einem konservativen Kraftfeld bleibt die Summe von kinetischer Energie T T und potentieller Energie V V die Gesamtenergie E T V displaystyle E T V erhalten Dabei ist die Kraft der negative Gradient der potentiellen Energie oftmals im Jargon auch einfach als Potential bezeichnet F V displaystyle mathbf F nabla V Bewegt sich eine Punktmasse mit der Zeit t t in solch einem Kraftfeld auf beliebigen Wegen x t mathbf x t von einem Startpunkt zu einem Ziel so ist fur die Arbeit die dabei an der Punktmasse verrichtet wird der Weg unerheblich Unabhangig vom Weg ist die verrichtete Arbeit die Differenz der potentiellen Energien an Start und Ziel Fur eine Punktmasse m m in einem Potential V V gelten die Newtonschen Bewegungsgleichungen in der folgenden Form m x F V displaystyle m ddot mathbf x mathbf F nabla V Das Skalarprodukt mit der Geschwindigkeit x t displaystyle dot mathbf x t liefert auf der linken Seite der Gleichung m x x d d t m 2 x x d d t m 2 x 2 T displaystyle m ddot mathbf x cdot dot mathbf x frac mathrm d mathrm d t left frac m 2 dot mathbf x cdot dot mathbf x right frac mathrm d mathrm d t left frac m 2 dot mathbf x 2 right dot T Hier ist T displaystyle dot T die zeitlich abgeleitete kinetische Energie die durch die von der Kraft an der Punktmasse verrichtete Arbeit verandert wird Unter Heranziehung der Kettenregel ergibt sich auf der rechten Seite F x t V x x t i 1 3 V x x i d x i t d t d d t V x t V displaystyle begin aligned mathbf F cdot dot mathbf x t amp nabla V mathbf x cdot dot mathbf x t amp sum i 1 3 frac partial V mathbf x partial x i cdot frac mathrm d x i t mathrm d t amp frac mathrm d mathrm d t V mathbf x t dot V end aligned Eine Integration uber die Zeit liefert nun die benotigte Arbeit entlang einer beliebigen stuckweise stetig differenzierbaren physikalischen Bahn mit der jeweiligen potentiellen Energie V 1 V 1 am Start und V 2 V 2 am Ziel t 1 t 2 m x t x t d t t 1 t 2 T d t T 2 T 1 t 1 t 2 F x t d t t 1 t 2 V d t V 1 V 2 d V V 2 V 1 T 2 T 1 V 2 V 1 displaystyle begin aligned int t 1 t 2 m ddot mathbf x t cdot dot mathbf x t mathrm d t amp int t 1 t 2 dot T mathrm d t T 2 T 1 int t 1 t 2 mathbf F cdot dot mathbf x t mathrm d t amp int t 1 t 2 dot V mathrm d t int V 1 V 2 mathrm d V V 2 V 1 rightarrow quad T 2 T 1 amp V 2 V 1 end aligned Ordnet man die Terme um so erhalt man T 1 V 1 T 2 V 2 displaystyle T 1 V 1 T 2 V 2 Die Summe aus kinetischer und potentieller Energie ist nach einer Verschiebung der Punktmasse noch dieselbe Dies ist der Energieerhaltungssatz fur Punktmassen Kann beispielsweise bei einem Pendel die Reibung vernachlassigt werden so andert sich die Summe von potentieller und kinetischer Energie nicht mit der Zeit Lenkt man das Pendel aus so schwingt es zwischen zwei Umkehrpunkten und erreicht seine hochste Geschwindigkeit am Ort des Potentialminimums An den Umkehrpunkten ist die kinetische Energie null und die potentielle Energie maximal Unabhangig von der Position des Pendels hat die Summe aus kinetischer und potentieller Energie den durch die anfangliche Auslenkung vorgegebenen Wert Eine auf einen realen Korper wirkende Kraft fuhrt nicht nur zu einer Beschleunigung seines Schwerpunkts sondern auch zu einer mehr oder weniger ausgepragten Deformation In der Hyperelastizitat gibt es ein Potential die Formanderungsenergie W W deren Zeitableitung die Verformungsleistung L L ist L W displaystyle L dot W Verformungsarbeit wird also vollstandig und dissipationslos in Formanderungsenergie umgesetzt und das wegunabhangig Die geleistete Verformungsarbeit ist immer die Differenz der Formanderungsenergie am Start und Ziel Die Leistung der an einen hyperelastischen Korper von aussen angreifenden Krafte teilt sich auf in eine Beschleunigung auch eine Winkelbeschleunigung die ebenfalls zur kinetischen Energie beitragt und eine reversible Verformung t 1 t 2 V d t t 1 t 2 T d t t 1 t 2 W d t V 2 V 1 T 2 T 1 W 2 W 1 displaystyle begin aligned int t 1 t 2 dot V mathrm d t amp int t 1 t 2 dot T mathrm d t int t 1 t 2 dot W mathrm d t rightarrow quad V 2 V 1 amp T 2 T 1 W 2 W 1 end aligned In diesem System ist die Summe aus kinetischer potentieller und Formanderungsenergie uber die Zeit konstant T 1 V 1 W 1 T 2 V 2 W 2 displaystyle T 1 V 1 W 1 T 2 V 2 W 2 Das ist der Erhaltungssatz fur die mechanische Energie deformierbarer hyperelastischer Korper in einem konservativen Kraftfeld Energieerhaltungssatz in der Thermodynamik Bearbeiten Jedes thermodynamische System verfugt uber einen bestimmten Vorrat an Energie Dieser setzt sich aus einem ausseren Anteil E a E text a und einem inneren Anteil E i E text i innere Energie zusammen Die Summe aus beiden Anteilen ergibt die Gesamtenergie eines thermodynamischen Systems wobei man in der chemischen Thermodynamik die Anderung des ausseren Anteils gleich null setzt d E a 0 displaystyle mathrm d E mathrm a 0 Unter dieser Voraussetzung gelangt man zum ersten Hauptsatz der Thermodynamik Die innere Energie ist eine Eigenschaft der stofflichen Bestandteile eines Systems und kann nicht erzeugt oder vernichtet werden Die innere Energie ist eine Zustandsgrosse Fur abgeschlossene Systeme gilt daher dass die innere Energie konstant und demzufolge ihre Anderung gleich null ist Fur geschlossene Systeme lautet der erste Hauptsatz der Thermodynamik d U d Q d W displaystyle mathrm d U delta Q delta W mit der inneren Energie U U der Warme Q Q und der Arbeit W W Energieerhaltungssatz in der Elektrodynamik Bearbeiten Elektromagnetische Felder sind oft nur ein Teilsystem das an andere Systeme zum Beispiel geladene Teilchen mit einer gewissen Ladung Masse und Geschwindigkeit gekoppelt ist Die Energiebilanz in der Elektrodynamik also der Energiestrom in Feldern und der Austausch mit anderen Teilsystemen wird durch den Satz von Poynting beschrieben Energieerhaltungssatz in der Relativitatstheorie Bearbeiten Ein Korper der Masse m m der sich mit der Geschwindigkeit v v bewegt hat in der speziellen Relativitatstheorie die Energie E v m c 2 1 v c 2 displaystyle E v frac m c 2 sqrt 1 left frac v c right 2 wobei c c die Lichtgeschwindigkeit ist In Ruhe hat er die Ruheenergie E Ruhe m c 2 displaystyle E text Ruhe m c 2 Fur kleine Geschwindigkeiten v c v ll c Taylorentwicklung in v c 2 displaystyle left frac v c right 2 ist die Energie naherungsweise gleich der Summe aus der Ruheenergie und der kinetischen Energie nach der Newtonschen Mechanik E m c 2 1 2 m v 2 displaystyle E approx m c 2 frac 1 2 m v 2 Bei hochenergetischen Teilchen ist diese Naherung messbar falsch Nur die Summe der relativistischen Energien bleibt in Teilchenreaktionen erhalten Die Betrachtung des Universums mit Mitteln der allgemeinen Relativitatstheorie zeigt dass der Energieerhaltungssatz auf das Universum als Ganzes nicht anwendbar ist Insbesondere kann die Gravitationsenergie nicht immer eindeutig in einer Weise definiert werden die fur das Universum als Ganzes gilt Die Gesamtenergie des Weltalls bleibt demnach weder erhalten noch geht sie verloren sie ist nicht definierbar 5 Energieerhaltungssatz in der Quantenmechanik Bearbeiten Die Energie eines quantenmechanischen Zustands bleibt erhalten wenn der Hamiltonoperator nicht von der Zeit abhangt Quantenmechanische Zustande die sich mit der Zeit messbar andern sind keine Energieeigenzustande in ihnen bleibt aber zumindest der Erwartungswert der Energie erhalten Energiebilanz BearbeitenKann ein System Energie mit einem anderen System austauschen beispielsweise durch Strahlung oder Warmeleitung dann spricht man von einem energetisch offenen System Statt Energieerhaltung gilt dann die Energiebilanz Die Energie die in ein System hineinfliesst minus der Energie die es verlasst ist die Anderung der Energie des Systems und muss durch die Umgebung bereitgestellt oder von ihr aufgenommen werden Durch Betrachtung der Energiestrome im System oder zwischen dem System und seiner Umgebung kann man auf Ablaufe innerhalb des Systems schliessen auch wenn sie selbst nicht beobachtet werden konnen Die Energie eines Systems lasst sich nicht direkt messen Wenn man von der Aquivalenz von Masse und Energie absieht so wirken sich nur Energieunterschiede messbar aus Die Energiebilanz besagt genauer Um die Energie eines offenen Systems zu andern muss von dessen Umgebung Arbeit am System verrichtet oder Warme ubertragen werden Bezogen auf ein Zeitintervall heisst das Die zeitliche Anderung der Gesamtenergie eines offenen Systems ist gleich der Leistung einschliesslich Warmeleistung die von seiner Umgebung in das System eingebracht oder entnommen wird Der Energieerhaltungssatz ist der Spezialfall der Energiebilanz bei dem diese Arbeiten oder Leistungen der Umgebung verschwinden und damit der Energieinhalt des nun abgeschlossenen Systems unverandert bleibt Als Wechselwirkungen mit der Umgebung kommen unter anderem in Frage In der Mechanik Krafte wie die Reib und Normalkraft bei Kontakt oder Fernkrafte wie die Gravitations und Lorentzkraft In der Thermodynamik Warmeubertragung beispielsweise durch Strahlung oder Warmeleitung In der Elektrodynamik siehe Elektrische Arbeit und Elektrische Leistung Noether Theorem Bearbeiten Hauptartikel Noether Theorem In der Lagrangeschen Mechanik ergibt sich Energieerhaltung aus dem Noether Theorem wenn die Wirkung unter zeitlichen Verschiebungen invariant ist Literatur BearbeitenMax Planck Das Princip der Erhaltung der Energie B G Teubner Leipzig 1887 S 1 247 archive org PDF 14 0 MB Einzelnachweise Bearbeiten Siehe z B Feynman Vorlesungen uber Physik 2 Band Elektromagnetismus und Struktur der Materie 3 Auflage 2001 S 147 162 198 Hermann von Helmholtz Memento des Originals vom 21 Januar 2012 imInternet Archive Info Der Archivlink wurde 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