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Warmeleitung auch Warmediffusion oder Konduktion genannt ist ein Mechanismus zum Transport von thermischer Energie Warme fliesst dabei gemass dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik immer nur in Richtung geringerer Temperatur Dabei geht keine Warmeenergie verloren es gilt der Energieerhaltungssatz Aufgrund der unterschiedlichen Warmeleitfahigkeit und der unterschiedlichen Warmekapazitat von Pflastersteinen und Gras kann durch diesen schmelzenden Schnee der Pflastersteinumriss gesehen werden In der Physik wird unter Warmeleitung der Warmefluss in oder zwischen einem Feststoff einem Fluid oder einem Gas infolge eines Temperaturunterschiedes verstanden Ein Mass fur die Warmeleitung in einem bestimmten Stoff ist die Warmeleitfahigkeit Zur Berechnung von Warmeleitung kann oft die Analogie zum elektrischen Strom verwendet werden siehe Warmewiderstand Dann sind Warmeleitfahigkeits und Temperaturberechnungen mit den Methoden der Elektrotechnik moglich Weitere Mechanismen zum Transport von thermischer Energie sind Konvektion und Warmestrahlung Inhaltsverzeichnis 1 Warmestrom Fouriersches Gesetz 2 Warmeleitungsgleichung 3 Berechnungsverfahren von stationaren Warmeleitvorgangen mittels Formkoeffizienten 4 Mechanismen 4 1 Dielektrische Festkorper 4 2 Elektrisch leitfahige Festkorper 4 3 Flussigkeiten und Gase 4 4 Suprafluide 5 Beispiele 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseWarmestrom Fouriersches Gesetz Bearbeiten Hauptartikel Warmestrom nbsp Wandstuck der Flache A displaystyle A nbsp und der Dicke d displaystyle d nbsp T 1 displaystyle T 1 nbsp ist die Temperatur der warmeren Wandoberflache T 2 displaystyle T 2 nbsp ist die Temperatur der kalteren WandoberflacheDie durch Warmeleitung ubertragene Warmeleistung Q displaystyle dot Q nbsp wird durch das Fouriersche Gesetz 1822 nach Jean Baptiste Joseph Fourier beschrieben das fur den vereinfachten Fall eines festen Korpers mit zwei parallelen Wandflachen lautet Q l A T W 1 T W 2 d displaystyle dot Q lambda cdot A cdot frac T W 1 T W 2 d nbsp Einheit fur Q displaystyle dot Q nbsp ist Watt W Hierbei stehen die einzelnen Formelzeichen fur folgende Grossen T W 1 displaystyle T W 1 nbsp Temperatur der warmeren Wandoberflache T W 2 displaystyle T W 2 nbsp Temperatur der kalteren Wandoberflache A displaystyle A nbsp Flache durch die die Warme stromt l displaystyle lambda nbsp Warmeleitfahigkeit temperaturabhangige Stoffgrosse d displaystyle d nbsp Dicke des Korpers gemessen von Wand zu WandDie ubertragene Warmeleistung ist also proportional zu Flache Warmeleitfahigkeit und Temperaturdifferenz sowie umgekehrt proportional zur MaterialdickeAus heutiger Sicht wird der Warmetransport durch den scharferen Begriff der Warmestromdichte q displaystyle vec q nbsp beschrieben Die Ansatze dazu gehen wieder auf Fourier und Newton zuruck Es gilt folgender Zusammenhang mit dem Temperaturgradienten q l grad T displaystyle vec dot q lambda operatorname grad T nbsp Warmeleitungsgleichung Bearbeiten Hauptartikel Warmeleitungsgleichung Mathematisch wird das Phanomen Warmeleitung durch eine partielle Differentialgleichung beschrieben Sie hat eine parabolische Charakteristik In ihrer allgemeinen Form kann diese partielle Differentialgleichung in folgender Form angegeben werden u r t t a D u r t displaystyle frac partial u vec r t partial t a Delta u vec r t nbsp wobei u r t displaystyle u vec r t nbsp die Temperatur an der Stelle r displaystyle vec r nbsp zum Zeitpunkt t displaystyle t nbsp D displaystyle Delta nbsp der Laplace Operator bezuglich r displaystyle vec r nbsp und die Konstante a gt 0 displaystyle a gt 0 nbsp die Temperaturleitfahigkeit des Mediums ist Spezialisiert man diese Gleichung auf die sogenannte Warmeleitungsgleichung muss einschrankend bemerkt werden dass diese Form der Warmeleitungsgleichung nur fur homogene isotrope Medien gilt Also nur fur Medien die uberall gleiche Zusammensetzung haben und die keine Vorzugsorientierung aufweisen zu Vorzugsorientierungen kommt es zum Beispiel durch Fasern in Verbundmaterialien aber auch durch sogenannte Kornstreckungen in gewalzten Blechen etc Fur diese Falle und nur fur diese konnen die Materialeigenschaften des betrachteten Mediums als ausschliesslich von der Temperatur abhangige Grossen angenommen werden Streng genommen gilt die so formulierte Gleichung auch nur dann wenn keine Warme durch Fremdeffekte in den betrachteten Korper eingebracht oder aus ihm entfernt wird Ist das der Fall musste ein sogenannter Quellterm hinzugefugt werden Unter diesen Einschrankungen gilt dann folgende Form der Warmeleitungsgleichung T r t t a T D T r t displaystyle frac partial T vec r t partial t a T cdot Delta T vec r t nbsp Die Differentialgleichung beschreibt generell Transportprozesse wie zum Beispiel Diffusionsprozesse worunter man einen Materialtransport auf Grund eines Konzentrationsunterschiedes versteht oder im Fall der Warmeleitungsgleichung eben ein Wandern der Temperaturverteilung in einem Korper auf Grund eines Temperaturgefalles Die analytische Losung dieser Gleichung ist in vielen Fallen nicht moglich Heute berechnet man technisch relevante Warmeleitaufgaben mit Hilfe der Finite Elemente Methode Als Resultat kennt man die zeitliche wie raumliche Temperaturverteilung Temperaturfeld Damit kann man zum Beispiel auf das raumliche Ausdehnungsverhalten der Bauteile schliessen das seinerseits wieder den ortlichen Spannungszustand mitbestimmt So wird die Temperaturfeldrechnung zu einer wichtigen Grundlage fur alle technischen Auslegungsaufgaben bei denen die thermische Bauteilbelastung nicht vernachlassigt werden kann In inhomogenen Medien mit Warmequellen lautet die Warmeleitungsgleichung 1 r r c r T r t t l r T r t q r displaystyle rho vec r cdot c vec r cdot frac partial T vec r t partial t nabla cdot left lambda vec r cdot nabla T vec r t right q vec r nbsp wobei displaystyle nabla nbsp der Nabla Operator r displaystyle rho nbsp die Massendichte c displaystyle c nbsp die spezifische Warmekapazitat l displaystyle lambda nbsp die Warmeleitfahigkeit und q displaystyle q nbsp der pro Volumen durch externe oder interne Quellen eingebrachte Warmestrom ist Berechnungsverfahren von stationaren Warmeleitvorgangen mittels Formkoeffizienten BearbeitenIn Korpern an deren Oberflachen konstante thermische Bedingungen 1 Art Oberflachentemperatur 2 Art Warmestromdichte oder 3 Art Fluidtemperatur und Warmeubergangskoeffizient vorliegen bilden sich in der Regel sehr komplizierte Temperaturfelder aus In Sonderfallen lassen sich diese analytisch durch Losen der Laplaceschen Differenzialgleichung berechnen In der Regel werden jedoch numerisch arbeitende Simulationsmodelle verwendet Mit Kenntnis des Temperaturfeldes sind auch die Warmestrome bestimmbar In zahlreichen Fallen interessieren den Anwender ohnehin nur die sich an den Korperoberflachen einstellenden Warmestrome und oder die Temperaturen an bestimmten Orten innerhalb des Festkorpers Ist ein solcher Korper mit den angrenzenden thermischen Bedingungen fur solche Zustande die untereinander keine Linearkombinationen darstellen untersucht worden so lasst sich daraus eine Formkoeffizientenmatrix ermitteln Mit dieser einmalig bestimmten Matrix von Formkoeffizienten konnen dann beispielsweise fur veranderliche Oberflachen oder angrenzende Fluidtemperaturen oder aber fur aufgepragte Warmestromdichten mit einfachen Kalkulationsprogrammen die Warmestrome an den Oberflachen und ausgewahlte Ortstemperaturen innerhalb des Festkorpers bestimmt werden 2 Mechanismen BearbeitenWarmeleitfahigkeit ausgewahlter Materialien Material Warmeleitfahigkeit bei20 C in W m K Silber rein 430Kupfer rein 403 3 Eisen rein 83 5 4 Glas 0 76Wasser 0 58Ol 0 145Luft 0 0261Xenon 0 0051Helium 0 151 5 Dielektrische Festkorper Bearbeiten In dielektrischen Festkorpern Isolatoren geschieht die Warmeleitung nur durch Gitterschwingungen die Phononen Die Bewegung der Atome wird dabei von Nachbar zu Nachbar weitergeleitet Alle Elektronen sind an Atome gebunden und konnen deshalb keinen Beitrag zur Warmeleitung liefern Bei sehr tiefen Temperaturen wird die Warmeleitfahigkeit von nichtmetallischen kristallinen Festkorpern durch Grenzflachenstreuung begrenzt Bestimmte kristalline Stoffe konnen wegen der Phononenresonanz in bestimmten Temperaturbereichen vergleichsweise sehr hohe Warmeleitfahigkeit aufweisen Beispiele sind bei Raumtemperatur Berylliumoxid Keramik um 300 W m K etwa wie Kupfer oder Diamant gt 1000 W m K oder bei 200 K auch Saphir mit 10000 W m K Elektrisch leitfahige Festkorper Bearbeiten In elektrisch leitfahigen Korpern wie zum Beispiel Metallen konnen die Elektronen auch Warme transportieren und somit zur Warmeleitung beitragen In Metallen uberwiegt sogar die Warmeleitung durch die Elektronen Dieser Zusammenhang fuhrt zum Wiedemann Franzschen Gesetz Bessere elektrische Leiter wie Kupfer ubertragen die Warme deshalb besser als schlechtere elektrische Leiter wie Eisen Im supraleitenden Zustand tragen die Elektronen nicht mehr zur Warmeleitung bei Supraleiter sind also keine guten Warmeleiter Flussigkeiten und Gase Bearbeiten Nach der kinetischen Gastheorie wird die Warmeleitung von Gasen durch die Energieubertragung durch Stosse zwischen den Wanden und den Gasteilchen beschrieben Die Warmeleitfahigkeit berechnet sich demnach zu 6 7 8 9 l 1 3 c v r v l displaystyle lambda frac 1 3 cdot c v cdot rho cdot v cdot l nbsp l T m displaystyle lambda propto sqrt frac T m nbsp Hierbei stehen die einzelnen Formelzeichen fur folgende Grossen l displaystyle lambda nbsp Warmeleitfahigkeit temperaturabhangige Stoffgrosse c v displaystyle c v nbsp spezifische Warmekapazitat bei konstantem Volumen r displaystyle rho nbsp Dichte des Gases temperaturabhangig v displaystyle v nbsp mittlere Geschwindigkeit der Gasmolekule temperaturabhangig l displaystyle l nbsp mittlere freie Weglange der Gasmolekule T displaystyle T nbsp Temperatur des Gases m displaystyle m nbsp Masse eines GasmolekulsEine Erhohung des Druckes verkleinert die freie Weglange im gleichen Masse wie sich die Dichte erhoht so dass die Warmeleitfahigkeit gleich bleibt Mit zunehmender Temperatur steigt die Warmeleitfahigkeit Leichte Atome bzw Molekule leiten die Warme besser als schwere da sie sich bei gleichem Energiegehalt schneller bewegen Im Gegensatz zur Konvektion bilden sich bei reiner Warmediffusion in Flussigkeiten und Gasen keine Wirbel Im Allgemeinen gelten Gase als schlechte Warmeleiter Die Warmeleitfahigkeit von Flussigkeiten liegt im Allgemeinen ungefahr eine Zehnerpotenz uber der von Gasen Als Beispiel zeigt die Tabelle die Warmeleitfahigkeit verschiedener Stoffe bei einer Temperatur von 20 C in W m K eine ausfuhrliche Tabelle befindet sich im Artikel zur Warmeleitfahigkeit Bei sehr kleinen Drucken verliert der Begriff der mittleren freien Weglange seinen Sinn und obige Formeln sind nicht mehr anwendbar Die ubertragende Energie ist proportional zur Stosszahl der Gasteilchen mit der Wandung und wird dann um so kleiner je geringer die Dichte des Gases ist Das ist die Grundlage der Thermosflaschen 6 8 Im Artikel Vakuum findet sich eine Tabelle mit typischen mittleren freien Weglangen fur verschiedene Druckbereiche Suprafluide Bearbeiten In Suprafluiden erfolgt der Warmetransport nicht wie ublich durch Diffusion sondern durch Temperatur Pulse mit Wellencharakter Dieser Effekt wird zweiter Schall genannt Beispiele BearbeitenBei einem Heizkorper Warmerohr oder Tauchsieder gelangt die Warmeenergie aus dem heissen Innenraum mittels Warmeleitung durch das Gehause nach aussen Bei einem Lotkolben muss zwischen Heizelement und Spitze ein gut leitendes Metall wie Kupfer zur Ubertragung der Warmeenergie eingebaut werden Andere Metalle wie Eisen leiten die Warme nicht gut genug Beim Stirlingmotor bzw Heissgasmotor muss im Gegensatz zum Ottomotor die gesamte Antriebsenergie von der ausseren Warmequelle mittels Warmeleitung auf das Arbeitsgas im Zylinderraum ubertragen werden Die Warmeleitfahigkeit der verwendeten Materialien begrenzt die maximal erzielbare Leistung des Stirlingmotors Kuhlschranke werden mit Glaswolle oder geschaumtem Polystyrol ummantelt um den Warmestrom von aussen nach innen moglichst gering zu halten In einer Thermoskanne oder einem Vakuumrohrenkollektor fur Solaranlagen wird u a Vakuum eingesetzt um Konvektion und Warmeleitung zu verhindern Bei Fenstern verwendet man Mehrscheiben Isolierglas mit sehr geringem Warmedurchgangskoeffizient um mit dem Warmeverlust die Heizkosten gering zu halten siehe auch Energieeinsparverordnung In dem Fall wird der Abstand so gewahlt dass die Luft Gasschicht ausreichend dick ist Gase sind schlechte Warmeleiter jedoch dunn genug dass keine nennenswerte Konvektion stattfindet Siehe auch BearbeitenTemperaturleitfahigkeit WarmeubertragungLiteratur BearbeitenJochen Fricke Walter L Borst Energie Ein Lehrbuch der Physikalischen Grundlagen Oldenbourg Verlag Munchen Wien 1984 Charles Kittel Einfuhrung in die Festkorperphysik Verschiedene Auflagen Oldenbourg Munchen Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Warmeleitung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Video Allgemeine Konduktionsgleichung und FOURIERsches Gesetz Wie schnell geht Warmetransport ohne Stromung Jakob Gunter Lauth SciFox 2013 zur Verfugung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek TIB doi 10 5446 15653 Einzelnachweise Bearbeiten John H Lienhard IV John H Lienhard V A Heat Transfer Textbook 3 Auflage 2001 S 55 Gl 2 10 Ausfuhrliche Hinweise und Algorithmen Bernd Gluck Formfaktoren fur stationare Warmeleitung in Korpern mit n Oberflachen Nutzen der Formfaktoren Ermittlung der Formkoeffizientenmatrix und Beispiele Leitfahigkeit fur Kupfer 99 999 bei 20 C CRC Handbook 71 Auflage 1991 ISBN 0 8493 0471 7 S 12 108 Leitfahigkeit fur Eisen 99 998 bei 20 C CRC Handbook 71 Auflage 1991 ISBN 0 8493 0471 7 S 12 108 https www physik uni konstanz de en vs themen waermelehre waermeenergie waermetransport waermeleitung von helium a b Dieter Meschede Hrsg Gerthsen Physik 23 Auflage Springer Berlin 2006 ISBN 978 3 540 25421 8 5 4 6 Transportphanomene S 241 Richard P Feynman Robert B Leigthon Matthew Sands The Feynman Lectures on Physics 2 Auflage Band 1 Addison Wesley Reading Massachusetts 1966 43 6 Thermal conductivity englisch caltech edu a b R W Pohl Mechanik Akustik und Warmelehre 16 Auflage Springer Berlin 1964 187 Die Transportphanomene in Gasen und ihre Unabhangigkeit vom Druck S 310 312 tec science Warmeleitfahigkeit von Gasen In tec science 11 Januar 2020 abgerufen am 2 Februar 2022 deutsch Normdaten Sachbegriff GND 4064192 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Warmeleitung amp oldid 237043212