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In einem Hubkolbenmotor fuhrt die Expansion eines Gases uber eine Schubkurbel dazu dass mechanische Energie abgegeben bzw Arbeit verrichtet wird Hubkolbenmotoren zahlen zu den Kolbenmaschinen Abb 1 Schemazeichnung einer Hubkolbenmaschine Inhaltsverzeichnis 1 Funktionsprinzip 2 Begriffe und Bezeichnungen 3 Massenkrafte 3 1 Massenkrafte 1 und 2 Ordnung 4 Massenausgleich 5 Tabelle 6 Ungleichformige Bewegungsablaufe 6 1 Drehungleichformigkeit 6 2 Kolbenhub und Verdichtung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseFunktionsprinzip BearbeitenDie Ausdehnung des Gases in einem Zylinder verrichtet Arbeit an einem Kolben die durch eine Pleuelstange auf die Kurbelwelle ubertragen wird So wird die oszillierende Bewegung des Kolbens in eine Drehbewegung umgesetzt und die Kolben konnen Arbeit uber die Pleuel an die Kurbelwelle abgeben Abb 1 Zwei Bauformen sind bekannt Beim Standmotor ist das Motorgehause mit den Zylindern fixiert und die Kurbelwelle dreht sich Diese Bauform ist heute die Regel Beim Umlaufmotor dreht sich das Motorgehause um die Kurbelwelle Sie kann stillstehen oder sich ebenfalls drehen wobei sie mit dem Motorgehause uber Zahnrader gekoppelt ist zum Beispiel beim Megola Motorrad Die Zylinder kreisen um die Kurbelwellenachse Die Hubzapfen sind exzentrisch angeordnet wodurch der Hub der einzelnen Kolben in den Zylindern zustande kommt genau wie beim Standmotor Fruhe Flugmotoren waren haufig Stern Umlaufmotoren Betrachtet man nur die Bewegung der Teile relativ zueinander unterscheiden sich die beiden Bauformen nicht Die Zylinder eines Sternmotors sind drehsymmetrisch um die Kurbelwelle angeordnet wodurch Unwucht vermieden wird Beispiele fur Hubkolbenmotoren sind Verbrennungsmotoren mit innerer Verbrennung speziell Dieselmotor und Ottomotor Verbrennungsmotoren mit ausserer Verbrennung und geschlossenem Kreislauf des Arbeitsfluids wie Stirlingmotoren oder Dampfmotoren offenem Kreislauf des Arbeitsfluids wie Dampfmaschinen GasexpansionsmotorenHubkolbenmotoren werden auch nach der Zahl und Anordnung der Kolben je Brennraum eingeteilt normaler Hubkolbenmotor mit einem Kolben je Brennraum bei weitem am haufigsten Doppelkolbenmotor mit zwei Kolben in parallelen Zylindern mit gemeinsamem Brennraum und gekoppelter Hubbewegung Gegenkolbenmotor mit zwei gegeneinander arbeitenden Kolben und gekoppelter Hubbewegung im gleichen ZylinderSie werden auch nach der Zahl und Anordnung der Zylinder eingeteilt Reihenmotor V Motor Boxermotor Sternmotor W Motor und weitere Begriffe und Bezeichnungen BearbeitenDer Kurbeltrieb 1 wandelt die Kraft der Gasexpansion und die oszillierende Bewegung des Kolbens in eine rotierende Bewegung der Kurbelwelle um und steuert den Ablauf des Gasaustauschprozesses sowie ggf weitere synchrone Vorgange Zum Kurbeltrieb gehoren der Kolben der Pleuel und die Kurbelwelle Im Zylinder gleitet der Kolben auf und ab Zwischen Kolben und Zylinder dichten die Kolbenringe den Expansionsraum so ab Der Kolben bildet im Expansionsraum eine bewegliche Wand Durch die Bewegung wird die Expansion des Gases in mechanische Arbeit umgewandelt Daneben kann der Kolben in manchen Bauformen speziell Zweitaktmotoren den Gaswechsel bei innerer Verbrennung auch als Ladungswechsel bezeichnet steuern In den Totpunkten kehrt der Kolben seine Bewegung um Der obere Totpunkt OT ist erreicht wenn das Kompressionsvolumen VC das kleinste Volumen hat Der untere Totpunkt UT ist erreicht wenn der Expansionsraum sein grosstes Volumen hat Der Hubraum VH ist die Differenz zwischen dem Zylindervolumen im UT und im OT Das geometrische Verdichtungsverhaltnis e ist nach DIN 1940 das Verhaltnis vom maximalen Brennraumvolumen zum minimalen Kompressionsvolumen e 1 VH VC e ist stets grosser als 1 und umso grosser je starker verdichtet wird Ausserhalb von Fachliteratur wird oft der Kehrwert 1 e angegeben Die Bauform beschreibt die Anordnung der Zylinder bei Motoren mit mehr als einem Zylinder Haufig verwendete Bauformen sind Reihenmotor V Motor und Boxermotor H Motor W Motor Stern Doppelkolben und Gegenkolbenmotoren sind nur selten anzutreffen Massenkrafte entstehen durch die Bewegung des Kurbeltriebs an jedem Zylinder Ursache ist die oszillierende Bewegung des Kolbens die rotierende Bewegung der Hubzapfen an der Kurbelwelle und die Uberlagerung beider Anteile beim Pleuel Durch den Ausgleich von Massenkraften konnen die Vibrationen des Motors reduziert werden Dazu werden Ausgleichswellen verwendet Sie drehen mit gleicher oder doppelter Drehzahl der Kurbelwelle Beispiel Lanchester Ausgleich 2 Es gibt auch Systeme mit Ausgleichsmassen die uber Pleuel und Hebel von der Kurbelwelle angetrieben werden 3 beispielsweise BMW F800 Massenmomente entstehen auch um den Schwerpunkt des gesamten Motors Durch geeignete Anzahl und Anordnung der Zylinder konnen Massenmomente eliminiert werden Der Kurbelwinkel wird am Hubzapfen der Kurbelwelle gemessen und in Richtung der Kurbelwellendrehung gezahlt Beim Ottomotor wird der Zundzeitpunkt Zundwinkel auf den Kurbelwinkel bezogen negative Winkel werden haufig als f Grad vor OT angegeben Die Zahlung wird beim Viertakt Motor gelegentlich uber alle Arbeitstakte 2 Kurbelwellenumdrehungen fortgesetzt so dass der Kurbelwinkel zwischen 0 und 720 liegen kann Drehschwingungen entstehen durch die ungleichmassige Geschwindigkeit der Kolben und die periodische Anregung durch die Gaskrafte Sie erzeugen eine ungleichformige Geschwindigkeit und ein ungleichmassiges Drehmoment an der Kurbelwelle Die Zundfolge eines Verbrennungsmotors auch bei Dieselmotoren so bezeichnet gibt die Reihenfolge der Verbrennungen bei Mehrzylindermotoren an In der Regel wird darauf geachtet dass die Zundungen bezogen auf den Drehwinkel der Kurbelwelle in gleichen Abstanden erfolgen um Drehschwingungen zu reduzieren Das Schwungrad in Form einer Kupplung und Dampfung dient ebenfalls zur Begrenzung der Drehschwingungen und als Zwischenspeicher fur die Energie zum Gaswechsel Ausstossen und Ansaugen und zum Verdichten vor der Verbrennung Der Gaswechsel wird durch Ventile Viertakt und einige Zweitakt Grossmotoren Drehschieber 4 Zweitakter selten Viertakter Lamellen oder Schnuffelventile 5 Zweitakter oder Schlitze vor allem Zweitakt und Wankelmotoren gesteuert Massenkrafte BearbeitenInfolge der Hubbewegung der Kolben und Pleuel sowie infolge des ungleichformigen Ubertragungsverhaltens des Kurbeltriebs treten Massenkrafte auf die sich in den Motorlagern abstutzen und benachbarte Strukturen zu Schwingungen anregen Die Massenkrafte der linear bewegten Teile des Kurbeltriebes oszillierende Massen lassen sich durch folgende Formel naherungsweise berechnen F o s z m o s z r w 2 cos a l cos 2 a displaystyle F mathrm osz m mathrm osz cdot r cdot omega 2 cdot cos alpha lambda cdot cos 2 alpha mit l r l lambda tfrac r l F o s z displaystyle F mathrm osz Oszillierende Massenkraft m o s z displaystyle m mathrm osz Oszillierende Masse r r Kurbelradius w omega Winkelgeschwindigkeit der Kurbelwelle a alpha Kurbelwinkel l l Pleuellange t t Zeit seit Durchlaufen des oberen TotpunktesMassenkrafte 1 und 2 Ordnung Bearbeiten Da es sich bei dem Ausdruck in der Klammer um die ersten zwei Glieder einer Reihenentwicklung handelt bezeichnet man cos a displaystyle cos alpha als Massenkraft 1 Ordnung l cos 2 a displaystyle lambda cdot cos 2 alpha als Massenkraft 2 Ordnung Theoretisch treten nicht nur 1 und 2 Ordnung auf sondern unendlich viele ganzzahlige Ordnungen die jedoch ab der 4 Ordnung aufgrund ihrer geringen Grosse meistens vernachlassigbar sind Massenausgleich Bearbeiten Abb 2 Lanchester AusgleichDie rotierenden Massen des Kurbeltriebs konnen durch Gegengewichte an der Kurbelwelle ausgeglichen werden Oszillierende Massenkrafte 1 und 2 Ordnung konnen bei Mehrzylindermotoren durch eine geschickte Anordnung der Zylinder vermieden oder vermindert werden Um diese Massenkrafte vollig auszugleichen benotigt man mindestens sechs Zylinder beim Viertakt Reihenmotor oder acht Zylinder beim V Motor Bei Motoren mit weniger Zylindern kommen oft Ausgleichswellen zum Einsatz auf denen entsprechende Ausgleichsunwuchten mit einfacher oder doppelter Kurbelwellen Drehzahl umlaufen zum Beispiel Lanchester Ausgleich Abb 2 Eine andere Moglichkeit einen perfekten Massenausgleich zu erreichen und zwar nicht nur naherungsweise besteht in der Verwendung von zwei gegenlaufig rotierenden Kurbelwellen wie zum Beispiel beim H Motor Tabelle BearbeitenZylinderzahl Freie Krafte 1 Ordnung Freie Krafte 2 Ordnung Freie Momente 1 Ordnung Freie Momente 2 Ordnung Zundabstande bei Viertaktmotoren1 2 3 720 2 Reihe 6 180 0 2 2 0 180 540 2 Twin 360 2 3 0 0 360 2 V 90 1 3 270 450 2 V 60 2 3 300 420 2 Boxer 0 0 2 3 360 3 Reihe 120 0 0 2 3 240 4 Reihe 0 3 0 0 180 180 oder 270 90 4 V 90 1 0 3 2 0 90 270 4 Boxer 180 0 0 0 2 180 180 5 Reihe 0 0 2 2 144 144 6 Reihe 0 0 0 0 120 120 6 V 90 1 0 0 3 3 150 90 oder 120 120 um 30 versetzte Hubzapfen 6 V 60 6 1 0 0 3 3 120 120 um 60 versetzte Hubzapfen 6 Boxer 120 0 0 1 2 120 120 8 V 90 0 0 1 0 90 90 12 V 60 0 0 0 0 60 60 Legende 0 voll ausgeglichen 1 voll auszuwuchten 2 teilweise auszuwuchten 3 nicht auszuwuchten 7 8 1 Vier und Sechszylinder V Motoren ausser Rennmotoren werden in der Regel mit versetzten Kurbelzapfen ausgefuhrt damit sich gleiche Zundabstande ergeben Ungleichformige Bewegungsablaufe BearbeitenDrehungleichformigkeit Bearbeiten Da Hubkolbenmotoren nicht wie etwa Turbinen kontinuierlich laufen sondern einen in verschiedene Takte aufgeteilten Prozess durchlaufen kommt es an der Kurbelwelle zu einer Drehzahl und Momentenpulsation die um einen stationaren Mittelwert schwankt Abb 3 Abb 3 Momentenpulsation und DrehungleichformigkeitDie Form der Drehunformigkeit wird bestimmt durch die Anzahl der Zylinder den Druckverlauf im Zylinder die Geometrie und die Massen der Motorbauteile sowie das Arbeitsverfahren z B Zweitakt bzw Viertaktverfahren sowie den Betriebspunkt Last Drehzahl des Motors Der Nebenantrieb z B einer Nockenwelle und der Sekundarantrieb von Nebenaggregaten konnen ebenfalls einen Einfluss haben Diese sogenannte Drehungleichformigkeit ist die Ursache fur Torsions Schwingungen im nachgeschalteten Antriebsstrang die haufig auch zu unangenehmen Motorgerauschen fuhren Um diese zu reduzieren kommen Zweimassenschwungrader oder Torsionsschwingungs Tilger beziehungsweise Dampfer zum Einsatz Auch ein Wandlergetriebe dampft die Stosse Kolbenhub und Verdichtung Bearbeiten Durch die Knickpleueltechnik und andere Methoden einen variablen Kurbeltrieb zu erreichen sollen unter anderem Verdichtungsverhaltnis und verlauf gesteuert werden Literatur BearbeitenRichard van Basshuysen Fred Schafer Hrsg Handbuch Verbrennungsmotor Grundlagen Komponenten Systeme Perspektiven ATZ MTZ Fachbuch 3 vollstandig uberarbeitete und erweiterte Auflage Vieweg Wiesbaden 2005 ISBN 3 528 23933 6 Eduard Kohler Verbrennungsmotoren Motormechanik Berechnung und Auslegung des Hubkolbenmotors 3 Auflage Vieweg Wiesbaden 2002 ISBN 3 528 23108 4 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hubkolbenmotor im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Massenausgleich und Laufruhe von Hubkolbenmotoren animiert 2009 Archivlink April 2013 Einzelnachweise Bearbeiten Richard van Basshuysen Fred Schafer Hrsg Handbuch Verbrennungsmotor Abschnitt 6 1 Kurbeltrieb 8 Auflage 2017 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH ISBN 978 3 658 10901 1 Eduard Kohler Rudolf Flierl Verbrennungsmotoren Abschnitt 5 2 1 3 1 Ausgleich von Massenkraften durch Ausgleichswellen Moglichkeiten und Anwendungen 6 Auflage 2011 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011 ISBN 978 3 8348 1486 9 Richard van Basshuysen Fred Schafer Hrsg Handbuch Verbrennungsmotor Abschnitt 8 3 1 2 Zweizylindermotoren 8 Auflage 2017 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH ISBN 978 3 658 10901 1 Richard van Basshuysen Fred Schafer Hrsg Handbuch Verbrennungsmotor Abschnitt 10 1 Gaswechseleinrichtungen beim Viertaktmotor 8 Auflage 2017 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH ISBN 978 3 658 10901 1 Richard van Basshuysen Fred Schafer Hrsg Handbuch Verbrennungsmotor Abschnitt 10 3 2 Gaswechselorgane 8 Auflage 2017 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH ISBN 978 3 658 10901 1 a b Braess Seiffert Hrsg Vieweg Handbuch Kraftfahrzeugtechnik 6 Auflage Vieweg Teubner Wiesbaden 2012 ISBN 9783834882981 S 165 ff Helmut Werner Bonsch Einfuhrung in die Motorradtechnik 3 Auflage Motorbuch Verlag Stuttgart 1981 ISBN 3 87943 571 5 S 191 Bosch Kraftfahrtechnisches Taschenbuch 28 Auflage Mai 2014 ISBN 978 3 658 03800 7 S 452 Bauweisen von Verbrennungsmotoren Einzylindermotor Reihenmotor Boxermotor V Motor U Motor W Motor Y Motor VR Motor X Motor H Motor D MotorSternmotor Reihensternmotor Mehrfachsternmotor Umlaufmotor TaumelscheibenmotorDoppelkolbenmotor Gegenkolbenmotor Freikolbenmotor Rotationskolbenmotor Kugelmotor Schiebermotor Wankelmotor Gluhkopfmotor Direkteinspritzender GluhkopfmotorBauarten von Hubkolbenmotoren Einzylindermotor Zweizylindermotor Dreizylindermotor Vierzylindermotor Funfzylindermotor Sechszylindermotor Siebenzylindermotor Achtzylindermotor Neunzylindermotor Zehnzylindermotor Zwolfzylindermotor Sechzehnzylindermotor Zwanzigzylindermotor Normdaten Sachbegriff GND 4133462 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hubkolbenmotor amp oldid 234439887