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Die elektromotorische Kraft EMK engl Electromotive Force EMF und in gleicher Bedeutung die Urspannung sind historisch gewachsene Bezeichnungen fur die Quellenspannung einer elektrischen Spannungsquelle Auch die in den Wicklungen eines Elektromotors oder Generators durch Drehung induzierte Spannung wird EMK genannt Man versteht darunter die Spannung eines Systems die dieses theoretisch ohne eingespeisten oder gelieferten Strom und ohne Leckstrome erzeugt bzw erzeugen wurde Der Begriff wird vor allem bei galvanischen Zellen oder fur die Induktionsspannung bei elektrischen Maschinen verwendet Der Begriff beschreibt trotz seiner Bezeichnung keine Kraft im physikalischen Sinn sondern eine elektrische Spannung Der Begriff elektromotorische Kraft kommt in der Liste physikalischer Grossen sowie in Ubersichts Normen wie 1 2 nicht vor in 3 wird die EMK als abgelehnte und veraltete Bezeichnung aufgefuhrt und auf die Quellenspannung weitergeleitet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beispiele 2 1 Galvanische Zelle 2 1 1 Anwendungen 2 2 Elektromotoren und Generatoren 2 3 Galvanometer Antriebe und Lautsprecher 3 Feldtheoretische Einordnung 4 Einzelnachweise 5 LiteraturGeschichte BearbeitenDer grundsatzliche Zusammenhang von chemisch geleisteter Arbeit in galvanischen Elementen zu Stromenergie EMK und Kraft wurde durch Arbeiten von Hermann von Helmholtz und Josiah Willard Gibbs geleistet Max Le Blanc nutzte zur Standardisierung der elektromotorischen Kraft von galvanischen Elementen die Normallosungen Le Blanc fand weiter dass platinierte Platinelektroden reversible Elektroden sind und zur prazisen Messung von Normalpotentialen genutzt werden konnen er schlug die mit Wasserstoffgas umspulte Platinelektrode als Standardelektrode vor Walther Nernst stellte eine Theorie zur EMK Bestimmung bei verschiedenen Elektrolytkonzentrationen und Temperaturen auf Beispiele BearbeitenGalvanische Zelle Bearbeiten nbsp Galvanische ZelleDas Daniell Element ist ein historisches Beispiel fur eine elektrochemische Zelle Es wird aus einem Zinkstab gebildet der in die wassrige Losung eines Zinksalzes taucht und einem Kupferstab der in die wassrige Losung eines Kupfersalzes taucht Beide Halbzellen werden mit Hilfe eines Stromschlussels der die Losung eines Elektrolyten KCl Kaliumchlorid oder NH4NO3 Ammoniumnitrat enthalt oder durch ein Diaphragma zu einer galvanischen Zelle kombiniert Werden die beiden Metalle durch einen metallischen Leiter verbunden fliesst ein elektrischer Strom durch das System Dabei erwarmt sich der Draht Zink lost sich an der Zink Elektrode auf Kupferionen aus der Losung scheiden sich an der Kupfer Elektrode ab Zur Bestimmung der EMK zerteilt man den Draht und schaltet ein Spannungsmessgerat zwischen die Drahtenden Im Daniell Element findet an der Anode die Oxidation des Zinks statt Z n Z n 2 2 e displaystyle mathrm Zn longrightarrow Zn 2 2 e nbsp An der Kathode wird Kupfer reduziert C u 2 2 e C u displaystyle mathrm Cu 2 2 e longrightarrow Cu nbsp Fur jede Halbzelle berechnen sich die Halbzellenpotentiale nach der Nernst Gleichung E E 0 R T z F ln a M e z displaystyle E E 0 frac RT z cdot F cdot ln left a mathrm Me z right nbsp E displaystyle E nbsp Potentialdifferenz bzw elektrische Spannung gegen eine Referenzelektrode E displaystyle E nbsp VE 0 displaystyle E 0 nbsp Standard Potential nachzuschlagen unter Spannungsreihe E 0 displaystyle E 0 nbsp VT displaystyle T nbsp Temperatur T displaystyle T nbsp Ka M e z displaystyle a mathrm Me z nbsp Aktivitat der Metallionen in der LosungF displaystyle F nbsp Faraday Konstante F displaystyle F nbsp 96485 33 C molR displaystyle R nbsp Universelle oder molare Gaskonstante R displaystyle R nbsp 8 314460 J mol K z displaystyle z nbsp Anzahl der bei dem Potentialausgleich ubertragenen Elektronen pro Atom oder IonZur Berechnung der EMK fur die Gesamtreaktion bildet man die Differenz der beiden Halbzellenpotentiale nach D E E K a t h o d e E A n o d e displaystyle Delta E E mathrm Kathode E mathrm Anode nbsp Fur das Daniell Element erhalt man fur Metallionenkonzentrationen von jeweils 1 mol l D E E K a t h o d e E A n o d e E K u p f e r E Z i n k 1 10 V displaystyle Delta E E mathrm Kathode E mathrm Anode E mathrm Kupfer E mathrm Zink 1 10 mathrm V nbsp da unter Standardbedingungen Temperatur 25 C Konzentration 1 mol l Druck 1013 mbar das Halbzellenpotential dem Standard Potential entspricht Jede Halbzelle ist dabei getrennt zu betrachten Man kann auch eine Halbzelle aus Zinkblech in Zinklosung nutzen um auf elektrochemische Weise Wasserstoff herzustellen Das Zinkblech wird mit einem Draht verbunden und in Kontakt mit einer Platinelektrode gebracht Nun taucht man die Platinelektrode in Salzsaure Es bildet sich Wasserstoffgas Zur Kalibrierung bzw zur richtigen Einstellung von genau 1 000 V wurde in fruherer Zeit das Clarkelement Zink Zinkpaste Quecksilbersulfat Quecksilber oder das Westonelement benutzt Anwendungen Bearbeiten Aus der EMK lasst sich die molare freie Enthalpie einer Redox Reaktion berechnen D G m z F D E displaystyle Delta G mathrm m z cdot F cdot Delta E nbsp Hat man die EMK unter Standard Bedingungen bestimmt lasst sich so die freie Standard Reaktionsenthalpie berechnen Weiterhin kann mit einer Referenz Wasserstoffelektrode der pH Wert bestimmt werden indem die EMK dazu entwickelter Sonden gemessen wird wenn sie in die zu messende Flussigkeit eintauchen Siehe hierzu zum Beispiel pH Elektrode Die EMK andert sich dabei um 59 16 mV je pH Anderung um 1 d h je Zehnerpotenz der Wasserstoff Ionenkonzentration wenn die Messtemperatur von 25 C eingehalten wird Nernst Neigung 4 Andere Elektrodensysteme umgehen die schwierige Handhabung der Wasserstoffelektrode zur pH Wert Messung 5 Elektromotoren und Generatoren Bearbeiten Bewegt sich ein elektrischer Leiter quer durch ein Magnetfeld wird in ihm eine elektrische Spannung induziert sie ist umso hoher je schneller die Bewegung ist Dementsprechend induziert der sich im Stator Magnetfeld drehende Laufer eines Elektromotors oder der magnetische Laufer eines Generators in seinen Wicklungen eine Spannung Diese induzierte Spannung wird bei Motoren Gegen EMK genannt Dabei ist es unerheblich welche Spannung tatsachlich am Motor bzw Generator anliegt die Differenz der beiden Spannungen fallt am ohmschen Widerstand der Wicklungen ab oder wird durch Leckstrome verursacht Steigt die Drehzahl eines Gleichstrommotors so weit an dass die EMK sich der anliegenden Spannung nahert sinkt die Stromaufnahme und die Drehzahl erhoht sich nicht weiter Mit Kenntnis der Gegen EMK eines Gleichstrommotors kann man somit dessen Grenzdrehzahl fur eine bestimmte Spannung errechnen Die Gegen EMK eines Gleichstrommotors und auch anderer Motoren kann zu deren Steuerung und Geschwindigkeitsregelung herangezogen werden Davon wird zum Beispiel bei kleinen permanenterregten Motoren zum Antrieb von Kassetten Tonbandgeraten Gebrauch gemacht aber auch bei elektronisch kommutierten Motoren sowie bei modernen Frequenzumrichtern fur Asynchronmotoren Fremderregte Gleichstrommotoren konnen durch Feldschwachung in ihrer Drehzahl erhoht werden die Gegen EMK erfordert nun eine hohere Drehzahl um den Wert der Betriebsspannung zu erreichen Auch Asynchronmotoren induzieren eine Gegen EMK hier induziert das mit dem Kurzschlusslaufer umlaufende Magnetfeld in den Statorwicklungen eine Wechselspannung die der Stromaufnahme entgegenwirkt wenn der Laufer die Nenndrehzahl erreicht hat Die EMK von Schrittmotoren begrenzt deren Dynamik bzw das Drehmoment bei grossen Drehzahlen 6 Die elektromotorische Kraft ist bei Generatoren nahezu gleich der Leerlaufspannung Die erzeugte Spannung beziehungsweise die EMK von Generatoren kann durch Verandern der Drehzahl oder des Erregerfeldes verandert werden Galvanometer Antriebe und Lautsprecher Bearbeiten Bei Galvanometer Antrieben und elektrodynamischen Lautsprechern spielt die Gegen EMK ebenfalls eine Rolle sie wirken durch die Massentragheit ihrer Spulen auf die speisende Spannungsquelle zuruck Ihre EMK wird in der Regel durch den geringen Innenwiderstand der sie treibenden Spannungsquellen kurzgeschlossen dadurch werden sie bedampft ein Nachschwingen oder Uberschwinger werden verringert Feldtheoretische Einordnung Bearbeiten nbsp Elektrochemische Zelle im EntladebetriebDie stromtreibende elektromotorische Kraft EMK eingeprage Spannung Urspannung V displaystyle V nbsp ist nach ihrer Entstehung nichtelektrischer Natur z B in elektrochemischen Zellen in Photozellen in Thermoelementen bei Diffusionsvorgangen in magnetfeldbasierten elektrischen Generatoren oder Motoren Sie kann formal auf eine eingepragte innere nichtelektrische Feldstarke e E displaystyle e vec E nbsp zuruckgefuhrt werden die nur innerhalb der Quelle existiert e E displaystyle e vec E nbsp ist unabhangig von der Belastung der Quelle so dass auch die EMK 7 8 9 V S e E d s displaystyle V int mathcal S e vec E mathrm d vec s nbsp wie die Quellenspannung U Q displaystyle U Q nbsp unabhangig von der Belastung ist Der Integrationsweg S displaystyle mathcal S nbsp verlauft ganz innerhalb der Quelle von einem Pol zum anderen V displaystyle V nbsp ergibt sich positiv wenn der Weg vom Minus zum Pluspol fuhrt S S displaystyle mathcal S mathcal S nbsp Im Gebiet elektromotorischer Krafte gilt das erweiterte Ohmsche Gesetz J e E E r displaystyle vec J e vec E vec E rho nbsp Die eine Ladung q displaystyle q nbsp verschiebende Kraft ist dort gleich q e E E displaystyle q e vec E vec E nbsp In der Akkumulatorzelle rechts dargestellt ist der Entladefall kompensieren sich im Leerlauf J 0 displaystyle vec J 0 nbsp die eingepragte elektrische Feldstarke e E displaystyle e vec E nbsp und die von den Polladungen erregte elektrische Feldstarke E displaystyle vec E nbsp gemass E e E displaystyle vec E e vec E nbsp so dass keine Ladung in der Zelle transportiert wird Die EMK V S e E d s S E d s S E d s U Q displaystyle V int mathcal S e vec E mathrm d vec s int mathcal S vec E mathrm d vec s int mathcal S vec E mathrm d vec s U Q nbsp ist dann an den Anschlussen als Quellenspannung messbar In der zusammenfassenden Gleichungskette fur die rechts skizzierte elektrochemische Zelle I R I r A d s r J d s e E E d s e E d s V displaystyle I stackrel circ R I oint frac rho A mathrm d s oint rho vec J mathrm d vec s oint e vec E vec E mathrm d vec s oint e vec E mathrm d vec s V nbsp bedeutet R displaystyle stackrel circ R nbsp den Umlaufwiderstand des Stromkreises also die Summe aus Innen und Aussenwiderstand A displaystyle A nbsp den ortsabhangigen Querschnittsflacheninhalt und r displaystyle rho nbsp den ortsabhangigen spezifischen elektrischen Widerstand Der Umlaufsinn der Integrale ist wie der Weg vom Minus zum Pluspol in der Quelle orientiert Wenn sich der Leiterkreis in einem Magnetfeld bewegt v 0 displaystyle vec v neq 0 nbsp z B in elektrischen Maschinen ist die Feldstarke v B displaystyle vec v times vec B nbsp der Lorentzkraft als eingepragte elektrische Feldstarke e E displaystyle e vec E nbsp zu rechnen Der Leiterkreis wird dadurch insgesamt zur Quelle Wenn das Magnetfeld zeitveranderlich ist B t 0 displaystyle partial vec B partial t neq 0 nbsp ist die Zirkulation der elektrischen Feldstarke nicht mehr gleich null wie in der Gleichungskette oben vorausgesetzt Es gilt vielmehr E d s B t d A displaystyle oint vec E cdot mathrm d vec s int frac partial vec B partial t mathrm d vec A nbsp nach dem Induktionsgesetz Die induzierte Spannung U i A t B t d A A t v B d s displaystyle U i int limits mathcal A t frac partial vec B partial t text d vec A oint partial mathcal A t vec v times vec B text d vec s nbsp bildet einen Teil der elektromotorischen Kraft Wenn man die stromtreibende Wirkung der Quellen nicht durch ihre Quellenspannung sondern durch ihre EMK berucksichtigt nimmt der Kirchhoffsche Maschensatz statt U 0 displaystyle sum U 0 nbsp die Form V U displaystyle sum V sum U nbsp an Die anschaulichere Form mit V displaystyle V nbsp die Motor und Fahrwerk unterscheidet ist weniger ublich Die Aussage EMK sei eine veraltete Bezeichnung fur Quellenspannung suggeriert es handele sich um Synonyme fur dieselbe physikalische Grosse Das ist nur soweit richtig als EMK und Quellenspannung betragsgleich sind Ihre Richtungen sind entgegengesetzt und ihre Definitionen fussen wie oben dargestellt auf verschiedenen Feldgrossen In einer hydraulischen Analogie entspricht die EMK der Druckerzeugung einer Pumpe und die Quellenspannung dem vermeintlichen Druckabfall den man an der Pumpe von der Druck zur Saugseite misst Die EMK treibt einen elektrischen Strom in ihrer Richtung an die Quellenspannung entgegen ihrer Richtung Einzelnachweise Bearbeiten DIN 1304 1 1994 Formelzeichen Allgemeine Formelzeichen Kap 3 4 EN 80000 6 2008 Grossen und Einheiten Teil 6 Elektromagnetismus Eintrag 6 11 3 IEC 60050 siehe DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE Internationales Elektrotechnisches Worterbuch Suchwort Elektromotorische Kraft http www orbisphere com index php hachultra content download 1396 10505 file HUA 208362 al i 20A5 pdf pH Messung physik uni greifswald de http www goetz automation de Schrittmotor SchrittmotorEMK htm EMK bei Schrittmotoren Richard Becker Fritz Sauter Theorie der Elektrizitat Band 1 21 vollig neubearb Auflage B G Teubner Stuttgart 1973 ISBN 3 519 23006 2 Abschn 4 3 Eingepragte Krafte Adalbert Prechtl Vorlesungen uber die Grundlagen der Elektrotechnik Band 1 2 Auflage Springer Wien New York 1994 ISBN 3 211 82553 3 S 113 Abb 8 11 Horst Clausert Gunther Wiesemann Grundgebiete der Elektrotechnik Band 1 9 Auflage Oldenbourg Verlag Munchen Wien 2002 ISBN 3 486 27220 9 S 33 Abb 2 8 Literatur BearbeitenPaul B Arthur Linker Elektrotechnische Messkunde 3 vollig umgearbeitete und erweiterte Auflage Julius Springer Berlin 1920 Max Le Blanc Lehrbuch der Elektrochemie 9 und 10 Auflage Oskar Leiner Leipzig 1922 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elektromotorische Kraft amp oldid 234650606