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Die Zirkulation ist das Umlaufintegral eines Vektorfeldes uber einen geschlossenen Weg Bei Stromungen ist sie ein Mass fur die Wirbelstarke in dem vom Weg umschlossenen Gebiet Der Begriff wird in der Vektoranalysis in der Stromungslehre und in der Elektrodynamik benutzt Die Zirkulation kommt insbesondere im Satz von Stokes vor der eine zentrale Rolle in der Elektrodynamik spielt Inhaltsverzeichnis 1 Mathematische Formulierung 2 Die komplexe Zirkulation 2 1 Definition 2 2 Real und Imaginarteil der komplexen Zirkulation 2 3 Zirkulation holomorpher Funktionen 3 Beispiel 3 1 Zirkulation des Magnetfeldes eines Stromfadens 3 2 Komplexe Zirkulation langs eines Kreises in einem Strudel 4 LiteraturMathematische Formulierung BearbeitenIst W displaystyle W nbsp ein stuckweise glatter geschlossener und orientierter Weg im R n displaystyle mathbb R n nbsp von besonderer Bedeutung ist hier der R 3 displaystyle mathbb R 3 nbsp und v displaystyle vec v nbsp ein langs dieses Weges integrierbares Vektorfeld so heisst W v r d r displaystyle oint W vec v vec r cdot mathrm d vec r nbsp Zirkulation von v displaystyle vec v nbsp langs W displaystyle W nbsp Ist ein Vektorfeld v displaystyle vec v nbsp auf einer orientierten und stuckweise glatt berandeten Flache A displaystyle A nbsp differenzierbar so ist nach dem Satz von Green die Zirkulation von v displaystyle vec v nbsp langs des zu A displaystyle A nbsp gehorigen orientierten Randes A displaystyle partial A nbsp gleich dem Flachenintegral der Rotation von v displaystyle vec v nbsp uber A displaystyle A nbsp A v d r A rot v d A displaystyle oint partial A vec v cdot mathrm d vec r int A operatorname rot vec v cdot mathrm d vec A nbsp Die komplexe Zirkulation BearbeitenWenn das Vektorfeld in einer Ebene liegt dann konnen die Eigenschaften komplexer Funktionen ausgenutzt werden Dazu wird das Vektorfeld als komplexe Funktion w z displaystyle w z nbsp aufgefasst deren Real und Imaginarteile die Komponenten des Vektorfeldes sind dessen Ebene als Gauss sche Zahlenebene modelliert wird in der die komplexe Zahl z displaystyle z nbsp einen Punkt markiert Die komplexe Zirkulation ist dann das komplexe Kurvenintegral der komplexen Funktion w z displaystyle w z nbsp langs einer Kurve W displaystyle W nbsp in der Ebene Der Realteil der komplexen Zirkulation ist die oben eingefuhrte reelle Zirkulation langs des Weges W displaystyle W nbsp also das Integral uber die Komponente des Vektorfeldes die tangential zur Kurve ist Der Imaginarteil ist hingegen das Integral uber die Komponente des Vektorfeldes die senkrecht zur Kurve ist Besondere Regeln gelten wenn die komplexe Funktion w z displaystyle w z nbsp eine holomorphe Funktion ist Wenn der Weg W displaystyle W nbsp ein Gebiet umfasst in dem die Funktion w z displaystyle w z nbsp uberall holomorph ist dann verschwindet die komplexe Zirkulation langs des Weges W displaystyle W nbsp identisch Wenn K displaystyle K nbsp eine weitere Kurve ist die den Weg W displaystyle W nbsp einschliesst und die Funktion w z displaystyle w z nbsp im Gebiet zwischen den Kurven K displaystyle K nbsp und W displaystyle W nbsp holomorph ist dann ist die Zirkulation der Funktion w z displaystyle w z nbsp langs der Kurve K displaystyle K nbsp gleich ihrer Zirkulation langs der Kurve W displaystyle W nbsp Diese Aussagen werden im Folgenden begrundet Definition Bearbeiten Sei w z v x x y i v y x y mit z x i y displaystyle w z v x x y mathrm i v y x y quad text mit quad z x mathrm i y nbsp die komplexe Funktion mit Komponenten v x y displaystyle v x y nbsp des Vektorfeldes bezuglich eines kartesischen x y Koordinatensystems in der Gauss schen Zahlenebene mit i displaystyle mathrm i nbsp als imaginarer Einheit Die komplexe Zirkulation der Funktion w displaystyle w nbsp langs des Weges W displaystyle W nbsp ist dann das komplexe Wegintegral G C W w z d z displaystyle Gamma C oint W w z mathrm d z nbsp Real und Imaginarteil der komplexen Zirkulation Bearbeiten nbsp Bogenlangendarstellung der Kurve W mit Tangenten und NormalenvektorEinsetzen der komplexen Funktion ergibt den Real und den Imaginarteil G C W w z d z W v x i v y d x i d y W v x d x v y d y i W v x d y v y d x G i Q displaystyle begin aligned Gamma C amp oint W w z mathrm d z oint W v x mathrm i v y mathrm d x mathrm i mathrm d y amp oint W v x mathrm d x v y mathrm d y mathrm i oint W v x mathrm d y v y mathrm d x Gamma mathrm i Q end aligned nbsp Der Realteil G W v x d x v y d y W v d x x d s 0 l v x d s displaystyle Gamma oint W v x mathrm d x v y mathrm d y oint W vec v cdot underbrace mathrm d vec x vec x mathrm d s int 0 l vec v cdot vec x mathrm d s nbsp ist die oben eingefuhrte reelle Zirkulation langs des Weges W displaystyle W nbsp in der Ebene Die senkrecht zur Ebene zahlenden Komponenten der hier vorkommenden Vektoren verschwinden nach Voraussetzung v v x v y 0 d x d x d y 0 displaystyle vec v v x v y 0 mathrm d vec x mathrm d x mathrm d y 0 ldots nbsp Die Kurve W displaystyle W nbsp wurde oben gemass W s 0 l x s displaystyle W colon s in 0 l mapsto vec x s nbsp mit der Bogenlange s displaystyle s nbsp parametrisiert so dass l displaystyle l nbsp die Lange der Kurve ist und der Betrag des Tangentenvektors x displaystyle vec x nbsp gleich eins ist worin der Strich fur die Ableitung nach der Bogenlange steht Der Imaginarteil der komplexen Zirkulation ist gemass Q W v x d y v y d x W v e d x 0 l v x e d s 0 l v n d s displaystyle Q oint W v x mathrm d y v y mathrm d x oint W vec v cdot hat e times mathrm d vec x int 0 l vec v cdot vec x times hat e mathrm d s int 0 l vec v cdot hat n mathrm d s nbsp das Integral uber die Komponenten des Vektorfeldes normal zur Kurve Der Vektor e 0 0 1 displaystyle hat e 0 0 1 nbsp hat den Betrag eins und steht senkrecht auf der Ebene so dass x e n displaystyle vec x times hat e hat n nbsp die Normale an der Kurve ist siehe Bild Das Rechenzeichen displaystyle times nbsp bildet das Kreuzprodukt Wenn die Funktion w z displaystyle w z nbsp eine komplexe Stromungsgeschwindigkeit ist und der Weg W displaystyle W nbsp eine umstromte Wand darstellt dann wird sie nicht durchflossen und die komplexe Zirkulation der komplexen Geschwindigkeit w z displaystyle w z nbsp langs der Kontur W displaystyle W nbsp ist reell Zirkulation holomorpher Funktionen Bearbeiten Der Integralsatz von Cauchy besagt dass das Kurvenintegral einer komplexen Funktion zwischen zwei Punkten wegunabhangig ist wenn die Funktion holomorph also komplex differenzierbar ist Das Kurvenintegral verschwindet demnach entlang einer geschlossenen Linie immer wenn die Funktion in dem von der Linie umschlossenen Gebiet holomorph ist Die Zirkulation einer Funktion entlang einer Linie kann also nur dann von null verschieden sein wenn die Funktion irgendwo innerhalb der Linie nicht komplex differenzierbar ist nbsp Integrationsweg der die Kurven W und K einschliesstFur die Berechnung der Zirkulation macht es keinen Unterschied ob sie entlang eines Weges W displaystyle W nbsp oder entlang eines anderen Weges K displaystyle K nbsp der den Weg W displaystyle W nbsp umschliesst berechnet wird sofern die Funktion im Gebiet zwischen den Wegen K displaystyle K nbsp und W displaystyle W nbsp holomorph ist siehe Bild Wenn die Funktion w z displaystyle w z nbsp im gelb gezeichneten Gebiet holomorph ist dann gilt nach dem Integralsatz von Cauchy W w z d z A w z d z K w z d z B w z d z 0 displaystyle int W w z mathrm d z int A w z mathrm d z int K w z mathrm d z int B w z mathrm d z 0 nbsp Die Beitrage der Wege K displaystyle K nbsp und B displaystyle B nbsp gehen mit umgekehrtem Vorzeichen ein weil bei ihnen der Integrationsweg gegenuber den Wegen W displaystyle W nbsp und A displaystyle A nbsp wie im Bild angedeutet gegensinnig durchlaufen wird Geht die Linie A displaystyle A nbsp in B displaystyle B nbsp uber dann heben sich ihre beiden Beitrage auf die Wege W displaystyle W nbsp und K displaystyle K nbsp werden geschlossen und es ergibt sich dass die Zirkulation der Funktion w z displaystyle w z nbsp langs des Weges W displaystyle W nbsp gleich der langs des Weges K displaystyle K nbsp ist W w z d z K w z d z displaystyle int W w z mathrm d z int K w z mathrm d z nbsp Fur den Weg K displaystyle K nbsp kann beispielsweise wie im Bild ein Kreis genommen werden wenn dieser fur die Berechnung geeigneter ist Beispiel BearbeitenZirkulation des Magnetfeldes eines Stromfadens Bearbeiten Ein auf der z displaystyle z nbsp Achse liegender Stromfaden der in positiver z displaystyle z nbsp Richtung mit dem Strom I displaystyle I nbsp durchflossen ist wird von dem Magnetfeld H r f z e f I 2 p r displaystyle vec H r varphi z vec e varphi frac I 2 pi r nbsp umgeben Die Zirkulation dieses Vektorfeldes entlang eines Kreises r f r e r f displaystyle vec r varphi r vec e r varphi nbsp mit f 0 2 p displaystyle varphi in 0 2 pi nbsp und beliebigem positiven Radius r displaystyle r nbsp ist gleich dem Strom I displaystyle I nbsp W H r d r f 0 2 p e f I 2 p r r e f d f I displaystyle oint W vec H vec r cdot mathrm d vec r int varphi 0 2 pi vec e varphi frac I 2 pi r cdot r vec e varphi mathrm d varphi I nbsp Dieses Beispiel demonstriert dass fur die Anwendbarkeit des Stokes schen Integralsatzes das betreffende Vektorfeld auf einer von der geschlossenen Kurve berandeten Flache differenzierbar sein muss Das Vektorfeld H displaystyle vec H nbsp aus diesem Beispiel ist auf der z displaystyle z nbsp Achse nicht definiert Die Zirkulation wird jedoch entlang eines Kreises gebildet der die z displaystyle z nbsp Achse umschliesst Der Stokes sche Integralsatz ist also in diesem Fall nicht anwendbar Das bestatigt sich dadurch dass die Zirkulation von H displaystyle vec H nbsp entlang des Kreises den von null verschiedenen Wert I displaystyle I nbsp hat obwohl das Vektorfeld H displaystyle vec H nbsp auf seinem gesamten Definitionsgebiet rotationsfrei ist rot H r f z 0 displaystyle operatorname rot vec H r varphi z vec 0 nbsp fur r gt 0 displaystyle r gt 0 nbsp Komplexe Zirkulation langs eines Kreises in einem Strudel Bearbeiten nbsp Stromlinien blau eines StrudelsSei w z Q i G 2 p z displaystyle w z frac Q mathrm i Gamma 2 pi z nbsp das komplexe Geschwindigkeitsfeld eines Strudels mit Zentrum bei z 0 displaystyle z 0 nbsp siehe das Bild und Potentialstromung Die komplexe Zirkulation der Geschwindigkeit w z displaystyle w z nbsp langs eines Kreises mit Radius R displaystyle R nbsp um den Ursprung verschwindet nicht weil die Geschwindigkeit bei z 0 displaystyle z 0 nbsp nicht komplex differenzierbar ist und der Kreis diesen Punkt umschliesst Die komplexe Zirkulation der Geschwindigkeit langs des Weges W f 0 2 p z f R e i f displaystyle W colon varphi in 0 2 pi mapsto z varphi Re mathrm i varphi nbsp berechnet sich mit dem Differential d z i R e i f d f displaystyle mathrm d z mathrm i Re mathrm i varphi mathrm d varphi nbsp zu G C W w z d z 0 2 p Q i G 2 p R e i f i R e i f d f i Q i G 2 p 0 2 p d f G i Q displaystyle Gamma C oint W w z mathrm d z oint 0 2 pi frac Q mathrm i Gamma 2 pi Re mathrm i varphi mathrm i Re mathrm i varphi mathrm d varphi mathrm i frac Q mathrm i Gamma 2 pi oint 0 2 pi mathrm d varphi Gamma mathrm i Q nbsp Langs des Kreises hat die Geschwindigkeit also unabhangig vom gewahlten Radius R displaystyle R nbsp immer die Zirkulation G displaystyle Gamma nbsp und die Quellstarke Q displaystyle Q nbsp die angibt wie gross der uber den Kreis tretende Volumenstrom ist Die komplexe Zirkulation der Geschwindigkeit langs der Kreise ist fur alle Kreise gleich weil die Geschwindigkeit im Kreisring zwischen zwei beliebigen Kreisen immer komplex differenzierbar ist Auch hier ist das Geschwindigkeitsfeld ausserhalb des Ursprungs rotationsfrei weil der Strudel eine Potentialstromung ist Literatur BearbeitenKonigsberger Analysis 2 Springer Verlag Berlin 1993 ISBN 3 540 54723 1 Theodore Frankel The Geometry of Physics An Introduction Cambridge University Press 1997 ISBN 0 521 38753 1 Michael Bestehorn Hydrodynamik und Strukturbildung Springer Berlin u a 2006 ISBN 3 540 33796 2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zirkulation Feldtheorie amp oldid 230048708