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Als Graviton bezeichnet man das hypothetische Eichboson einer Quantentheorie der Gravitation Dieser Annahme zufolge ist es der Trager der Gravitationskraft Graviton G KlassifikationElementarteilchenBosonEichbosonEigenschaftenelektrische Ladung neutralMasse masselosSpin 2mittlere Lebensdauer stabilWechselwirkungen Gravitation Inhaltsverzeichnis 1 Benennung 2 Eigenschaften 2 1 Supersymmetrische Eigenschaften 3 Quantengravitation 4 Experimentelle Beobachtungen 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBenennung BearbeitenDer Name Graviton wurde in Anlehnung an das Photon der elektromagnetischen Wechselwirkung gewahlt Er tauchte zum ersten Mal 1934 in einem Aufsatz von Dmitri Iwanowitsch Blochinzew und F M Galperin auf doch burgerte er sich erst mit dem Benennungsvorschlag von Paul Dirac 1959 ein der von dem Aufsatz von Blochinzew wahrscheinlich keine Kenntnis hatte 1 Eigenschaften BearbeitenAuch einige der Eigenschaften des Gravitons Ausbreitungsgeschwindigkeit Masselosigkeit entsprechen denen eines Photons Der Spin des Gravitons wird postuliert zu s G 2 displaystyle s G 2 nbsp Dies geschieht aufgrund folgender Uberlegungen aus der Quantenfeldtheorie In der Quantenelektrodynamik QED wirken Bosonen mit geradzahligem Spin zwischen gleichen Ladungen anziehend wahrend Bosonen mit ungeradzahligem Spin zwischen gleichen Ladungen abstossend wirken So wirkt z B das Photon mit Spin 1 zwischen zwei Elektronen die jeweils eine Ladung von e tragen abstossend In Analogie dazu geht man im Fall der Gravitation davon aus dass es nur Teilchen gleicher Ladung gibt in Ubereinstimmung mit der Erfahrung dass die Gravitation immer anziehend wirkt und postuliert deshalb das Graviton als Spin 2 Teilchen Formal ergibt sich das daraus dass die Quelle des Gravitationsfeldes ein symmetrischer Tensor 2 Stufe ist Energie Impuls Tensor mit Spin 2 wahrend die Quelle z B beim Elektromagnetismus ein Vektor ist Spin 1 Das wurde schon von Wolfgang Pauli und Markus Fierz in den 1930er Jahren festgestellt So wie die elektromagnetische Strahlung durch die maxwellschen Gleichungen der klassischen Elektrodynamik beschrieben wird ergibt sich die Gravitationsstrahlung aus den einsteinschen Feldgleichungen der allgemeinen Relativitatstheorie Gravitonen sind ihre eigenen Antiteilchen Ein Anti Graviton ware also dasselbe wie ein Graviton und hat nichts mit einer hypothetischen Antigravitation zu tun Supersymmetrische Eigenschaften Bearbeiten In supersymmetrischen Modellen der Quantengravitation erhalt das gewohnliche Graviton massive bosonische Partner mit Spin 0 Graviskalar und Spin 1 Gravivektor oder Graviphoton Abhangig von ihren Massen und damit von ihren Reichweiten konnten diese neuen Teilchen eine Anderung des normalen 1 r2 Kraftgesetzes der Gravitation zur Folge haben Fermionische Partner sind in diesen Modellen das Gravitino Superpartner des Gravitons mit Spin 1 und das Goldstino mit Spin dessen Superpartner ist mit Spin 0 das Sgoldstino 2 3 Quantengravitation BearbeitenAnalog zur Quantisierung der elektromagnetischen Strahlung in der QED durch Photonen wurde schon fruh spekuliert dass eine entsprechende Quantisierung der Gravitationsstrahlung durch Gravitonen in einer bislang unbekannten Theorie der Quantengravitation existiert Diese Quantisierung wird jedoch erschwert durch den Umstand dass die Gravitation im Gegensatz zu allen anderen bekannten Strahlungen nicht abschirmbar ist und auf alle Massen wirkt egal wo sie sich im Universum befinden Dies ist eine zwingende Konsequenz der Interpretation der Gravitation als Krummung der Raumzeit So ziehen sich weit voneinander entfernte Objekte auch dann gegenseitig an wenn sich etwas zwischen ihnen befindet Auch ist keine kleinste Menge Gravitation nachzuweisen sie nimmt anscheinend beliebig kleine Werte an und sogar sehr leichte Elementarteilchen unterliegen ihr Das muss allerdings nicht heissen dass es keine kleinste Menge Gravitation gibt Alle bisherigen Versuche einer renormierbaren Quantenfeldtheorie der Gravitation sind gescheitert Die Ultraviolettdivergenzen der Theorien liessen sich nicht beseitigen auch nicht durch Ubergang auf die supersymmetrische Formulierung der Supergravitation bei der zusatzlich das Gravitino eingefuhrt wurde oder durch Zulassen von mehr als drei Raumdimensionen Stanley Deser brachte diese negativen Ergebnisse 1999 zu einem gewissen Abschluss durch Hinweise auf die storungstheoretische Nichtrenormierbarkeit der Supergravitation in den maximal erlaubten 11 Dimensionen die Theorie wies bereits bei zwei Schleifen Divergenzen auf 4 Die Ursache der Nicht Renormierbarkeit liegt letzten Endes daran dass die Kopplungskonstante dimensionsbehaftet ist worauf schon Werner Heisenberg 1938 aufmerksam machte Bei den zwei bislang rein hypothetischen Kandidaten einer Theorie der Quantengravitation der Stringtheorie und der Schleifenquantengravitation ergibt sich die Existenz eines Gravitons im Falle der Stringtheorie zwangslaufig die Lage in der Schleifenquantengravitation ist weniger klar Beide Theorien sind bislang nicht so weit entwickelt dass sie experimentell getestet und eventuell widerlegt werden konnten So ist die Frage nach der Existenz eines Teilchens das die Gravitationskraft tragt weiter offen Experimentelle Beobachtungen BearbeitenDie Moglichkeit der Detektion von Gravitonen wurde kontrovers diskutiert Freeman Dyson unterschied mehrere Aspekte dieser Frage darunter die Frage der Detektierbarkeit unter den Bedingungen Storeffekte im gegenwartigen Universum die Abgrenzung zu Theorien in denen die Gravitation nur ein statistischer emergenter Effekt ahnlich der Entropie ist und die Abgrenzung von Vorhersagen aus Berechnungen in denen die Gravitation als klassisches Feld eingeht Verschiedentlich wurden zwar idealisierte Gedankenexperimente zur Detektion von Gravitonen vorgeschlagen jedoch gibt es dafur keinen physikalisch vernunftigen Detektor 5 Der Grund liegt in dem extrem kleinen Wirkungsquerschnitt fur die Interaktion von Gravitonen mit Materie Wurde beispielsweise ein Detektor mit einer Masse des Jupiters und einer Effizienz von 100 in einem nahen Orbit eines Neutronensterns platziert so ware nur alle 10 Jahre ein Graviton zu detektieren 5 Die LIGO und Virgo Observatorien haben zwar Gravitationswellen direkt beobachtet 6 7 8 konnen aber Gravitonen prinzipiell nicht nachweisen Dyson Andere haben postuliert dass Graviton Streuung Gravitationswellen liefert da Teilchen Wechselwirkungen zu koharenten Zustanden fuhren 9 Obwohl diese Experimente einzelne Gravitonen nicht nachweisen konnen konnen sie Informationen uber bestimmte Eigenschaften des Gravitons liefern 10 Wurden beispielsweise Gravitationswellen langsamer als c die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum beobachtet so wurde es bedeuten dass Gravitonen eine Masse haben jedoch mussen sich Gravitationswellen in einer Region mit einer Massendichte grosser als null langsamer als c ausbreiten damit sie uberhaupt zu detektieren sind 11 Neuere Beobachtungen von Gravitationswellen haben eine obere Grenze von 7 7 10 23 e V c 2 displaystyle 7 7 cdot 10 23 mathrm eV c 2 nbsp fur die Gravitonmasse m G displaystyle m G nbsp ermittelt entsprechend einer Schranke fur die Compton Wellenlange des Gravitons von l G gt 10 13 k m displaystyle lambda G gt 10 13 mathrm km nbsp 1 Lichtjahr 12 Astronomische Beobachtungen der Galaxiebewegungen speziell die Rotationskurve und die Modifizierte Newtonsche Dynamik konnten darauf hinweisen dass Gravitonen eine Masse grosser als Null haben 13 Eine von Null verschiedene Masse des Gravitons kann nicht durch den Higgs Mechanismus erklart werden 14 In der Entwicklung befindliche nanotechnologische Messaufbauten konnen zukunftig eventuell verwendet werden um Quantengravitationseffekte direkt zu messen 15 16 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Graviton Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Nonrenormalizability of Last Hope D 11 Supergravity with a Terse Survey of Divergences in Quantum Gravities arxiv hep th 9905017 Wirkungsgeschwindigkeit der Gravitation gleicht der LichtgeschwindigkeitEinzelnachweise Bearbeiten Helge Kragh Quantum Generations Princeton University Press 1999 S 411 Chris C King Dual Time Supercausality In Physics Essays 2 2 1989 S 128 151 math auckland ac nz PDF Andrea Brignole Ferruccio Feruglio und Fabio Zwirner Four fermion interactions and sgoldstino masses in models with a superlight gravitino In CERN TH 98 149 DFPD 98 TH 20 31 August 1998 S 9 arxiv hep ph 9805282v2 Deser Infinities in Quantum Gravities Annalen der Physik Band 9 2000 S 299 307 Arxiv a b T Rothman S Boughn Can Gravitons be Detected In Foundations of Physics 36 Jahrgang Nr 12 2006 S 1801 1825 doi 10 1007 s10701 006 9081 9 arxiv gr qc 0601043 bibcode 2006FoPh 36 1801R B P Abbott et al LIGO Scientific Collaboration and Virgo Collaboration Observation of Gravitational Waves from a Binary Black Hole Merger In Physical Review Letters 116 Jahrgang Nr 6 2016 doi 10 1103 PhysRevLett 116 061102 arxiv 1602 03837 bibcode 2016PhRvL 116f1102A aps org Davide Castelvecchi Witze Witze Einstein s gravitational waves found at last In Nature News 11 Februar 2016 doi 10 1038 nature 2016 19361 nature com abgerufen am 11 Februar 2016 Gravitational waves detected 100 years after Einstein s prediction NSF National Science Foundation In www nsf gov Abgerufen am 11 Februar 2016 Senatore L Silverstein E amp Zaldarriaga M 2014 New sources of gravitational waves during inflation Journal of Cosmology and Astroparticle Physics 2014 08 016 Freeman Dyson Is a graviton detectable In International Journal of Modern Physics A 28 Jahrgang Nr 25 8 Oktober 2013 S 1330041 1 1330035 14 doi 10 1142 S0217751X1330041X bibcode 2013IJMPA 2830041D worldscientific com C M Will Bounding the mass of the graviton using gravitational wave observations of inspiralling compact binaries In Physical Review D 57 Jahrgang Nr 4 1998 S 2061 2068 doi 10 1103 PhysRevD 57 2061 arxiv gr qc 9709011 bibcode 1998PhRvD 57 2061W B P Abbott et al LIGO Scientific Collaboration and Virgo Collaboration GW170104 Observation of a 50 Solar Mass Binary Black Hole Coalescence at Redshift 0 2 In Physical Review Letters 118 Jahrgang Nr 22 2017 doi 10 1103 PhysRevLett 118 221101 aps org Trippe S 2013 A Simplified Treatment of Gravitational Interaction on Galactic Scales J Kor Astron Soc 46 41 arxiv 1211 4692 Nima Arkani Hamed et al Scattering Amplitudes For All Masses and Spins 2017 arxiv 1709 04891 Jonas Schmole Mathias Dragosits Hans Hepach Markus Aspelmeyer A micromechanical proof of principle experiment for measuring the gravitational force of milligram masses In Instrumention and Detectors 2 Jahrgang Nr 2 2016 S 20 doi 10 1088 0264 9381 33 12 125031 arxiv 1602 07539v2 Researchers propose experiment to measure the gravitational force of milli gram objects reaching almost into the quantum realm In backreaction blogspot de Abgerufen am 1 November 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Graviton amp oldid 229391032