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Die Supersymmetrie SUSY ist eine hypothetische Symmetrie der Teilchenphysik die Bosonen Teilchen mit ganzzahligem Spin und Fermionen Teilchen mit halbzahligem Spin ineinander umwandelt Dabei werden Teilchen die sich unter einer SUSY Transformation ineinander umwandeln Superpartner genannt Aufgrund ihres Potenzials offene Fragen der Teilchen und Astrophysik zu beantworten sind supersymmetrische Theorien insbesondere in der theoretischen Physik sehr popular Die meisten Grossen vereinheitlichten Theorien und Superstringtheorien sind supersymmetrisch Die minimal mogliche mit bisherigen Erkenntnissen kompatible Erweiterung des Standardmodells der Teilchenphysik SM das Minimale supersymmetrische Standardmodell MSSM ist der experimentell meistuntersuchte Kandidat fur Physik jenseits des Standardmodells BSM Physik Allerdings konnte trotz vielversprechender theoretischer Argumente bisher kein experimenteller Nachweis erbracht werden dass Supersymmetrie tatsachlich in der Natur existiert insbesondere wurden noch keine Superpartner bekannter Teilchen beobachtet Das bedeutet dass diese Symmetrie wenn sie existiert gebrochen ist Der Brechungsmechanismus und die Energie ab der die Symmetrie gelten wurde sind unbekannt Inhaltsverzeichnis 1 Formulierungsgeschichte Wess Zumino Modell und MSSM 2 Generelle Eigenschaften 2 1 Supersymmetriealgebra 2 2 Schleifenkorrekturen 2 3 Dunkle Materie 3 Ausgewahlte Aspekte 3 1 MSSM Minimales Supersymmetrisches Standardmodell 3 2 Vereinheitlichte Theorien 3 3 Supergravitation 4 Supersymmetrie in anderen Bereichen der Physik 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseFormulierungsgeschichte Wess Zumino Modell und MSSM Bearbeiten1966 arbeitete erstmals Hironari Miyazawa an einer Baryon Meson Symmetrie doch wurde dies kaum beachtet Als eigentliche Begrunder der Supersymmetrie gelten 1971 Juri A Golfand und sein Student Jewgeni Lichtman Evgeni Likhtman in Moskau und unabhangig D V Volkov und Wladimir Akulow in Charkiw Charkow mit einer etwas spateren Veroffentlichung Beide behandelten Supersymmetrie in der vierdimensionalen Raumzeit Etwa um die gleiche Zeit wurde im Rahmen von Stringtheorien Supersymmetrie zunachst nur auf der zweidimensionalen String Weltflache von Jean Loup Gervais Bunji Sakita Andre Neveu John Schwarz und Pierre Ramond eingefuhrt Im Westen wurden die sowjetischen Beitrage kaum rezipiert und die Supersymmetrie erhielt im Rahmen eines Modells der Teilchenphysik erst 1974 grossere Aufmerksamkeit durch die unabhangige Arbeit von Julius Wess und Bruno Zumino 1 Dieses unter dem Namen Wess Zumino Modell bekannte Modell beschreibt zwei skalare Bosonen die mit sich selbst und mit einem chiralen Fermion wechselwirken Das Wess Zumino Modell ist zwar kein realistisches Modell fur die Teilchenphysik aber wegen seiner Einfachheit beliebt an dem sich Eigenschaften supersymmetrischer Feldtheorien untersuchen liessen Ein erstes realistisches supersymmetrisches Modell fur die Teilchenphysik schlugen 1981 Howard Georgi und Savas Dimopoulos vor das Minimale Supersymmetrische Standardmodell MSSM Es machte Vorhersagen fur die Massen der Superpartner der gewohnlichen Teilchen des Standardmodells im Bereich von 100 GeV c bis 1 TeV c Das lag im Energiebereich des 2009 in Betrieb gegangenen Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider LHC Die Hoffnungen erfullten sich allerdings nicht 2 diskutiert werden aber noch Erweiterungen des MSSM mit hoherer Komplexitat Generelle Eigenschaften BearbeitenSupersymmetriealgebra Bearbeiten Die Supersymmetrietransformationen die Fermionen und Bosonen ineinander umwandeln erweitern die Raumzeitsymmetrie die Poincare Gruppe Sidney Coleman und Jeffrey Mandula zeigten 1967 unter wie es schien allgemein gultigen Bedingungen dass ausser den Erzeugenden der Poincare Gruppe alle Erzeugenden von physikalisch relevanten Symmetrien unter Poincare Transformationen invariant sein mussen dass also jede grossere Symmetrie eines physikalischen Modells eine Produktgruppe der Poincare Gruppe mit einer Gruppe sein musse die nichts mit der Raumzeit zu tun hat Coleman Mandula Theorem 3 Nachdem aber Wess und Zumino 1974 gezeigt hatten dass es auch fermionische Erzeugende von Symmetrien geben kann die sich wie Teilchen mit Spin 1 2 bei Drehungen andern und die von Coleman und Mandula nicht bedacht worden waren klassifizierten 1975 Rudolf Haag Jan Lopuszanski und Martin Sohnius die moglichen Symmetriealgebren mit bosonischen und fermionischen Erzeugenden Haag Lopuszanski Sohnius Theorem 4 Die einfachste supersymmetrische Erweiterung der Poincaregruppe ist im Wess Zumino Modell realisiert und erweitert sie um zwei Weyl Spinoren Q Q displaystyle Q bar Q nbsp Die relevanten Kommutator und Antikommutatorrelationen sind Q a Q b 2 s m a b P m Q Q Q Q Q P Q P 0 displaystyle Q alpha bar Q dot beta 2 sigma m alpha dot beta P m Q Q bar Q bar Q Q P bar Q P 0 nbsp Dabei bezeichnen s m displaystyle sigma m nbsp die Pauli Matrizen und P m displaystyle P m nbsp den Viererimpuls Schleifenkorrekturen Bearbeiten nbsp Korrekturbeitrage zur Higgsmasse Die quadratische Divergenz der Fermionenschleife im oberen Diagramm wird durch das untere Diagramm eines skalaren Superpartners kompensiert Die Existenz zusatzlicher Elementarteilchen liefert zusatzliche Beitrage zu den Schleifenkorrekturen fur beobachtbare physikalische Parameter Besitzen Superpartner ausser dem Spin exakt gleiche Quantenzahlen so sind die Schleifenkorrekturen identisch im Betrag unterscheiden sich jedoch aufgrund des unterschiedlichen Spins im Vorzeichen die Korrekturen addieren sich zu Null In gebrochenen insbesondere spontan gebrochenen SUSY Modellen addieren sich die Korrekturen nicht notwendigerweise zu Null liefern aber oft vergleichsweise kleinere Effekte Die teilweise Kompensation der Schleifenkorrekturen durch Superpartner hat zwei Effekte die stark zur Attraktivitat supersymmetrischer Ansatze beigetragen haben Supersymmetrie bietet eine Moglichkeit zur Losung des Naturlichkeitsproblems engl Naturalness problem oder fine tuning problem Dieses Problem besteht darin dass mit der Energieskala quadratisch divergente Schleifendiagramme zu storend grossen Korrekturbeitragen zur renormierten Masse des Higgs Bosons fuhren Zu jedem quadratisch divergenten Korrekturterm konnte nun ein aquivalenter Term des jeweiligen Superpartners mit entgegengesetztem Vorzeichen existieren die problematischen Korrekturen wurden sich zu Null addieren In spontan oder nicht gebrochenen SUSY Theorien ist im Gegensatz zum Standardmodell der Erwartungswert der Energiedichte im feldfreien Raum endlich Somit scheint es einfacher die Gravitation fur deren Feld die Energiedichte die Quelle ist in ein quantentheoretisches Modell einzubeziehen s u Supergravitation Dunkle Materie Bearbeiten Hauptartikel Dunkle Materie Um nicht in Widerspruch zu experimentellen Ergebnissen zu geraten muss man annehmen dass Zerfallsprozesse von Superpartnern in Standardmodellteilchen ohne einen weiteren Superpartner als Zerfallsprodukt stark unterdruckt oder unmoglich sind R Paritatserhaltung Dadurch ist das leichteste supersymmetrische Partnerteilchen LSP praktisch stabil Da nach aktuellen kosmologischen Modellen in den Fruhphasen des Universums Teilchen beliebiger Masse erzeugt werden konnten stellt ein elektrisch neutrales LSP etwa das leichteste Neutralino einen Kandidaten fur die Erklarung Dunkler Materie dar 5 Ausgewahlte Aspekte BearbeitenMSSM Minimales Supersymmetrisches Standardmodell Bearbeiten Hauptartikel MSSM Das MSSM ist die im Sinne der Teilchenzahl kleinste Moglichkeit ein realistisches supersymmetrisches Teilchenphysikmodell aufzubauen Das MSSM erweitert das Standardmodell um ein zusatzliches Higgs Dublett und um SUSY Partnerteilchen fur alle Teilchen des Modells Dabei wird kein expliziter Mechanismus angegeben der begrundet warum die neuen Teilchen andere Massen besitzen als ihre Standardmodellpartner Stattdessen werden alle supersymmetriebrechenden Terme die renormierbar eichinvariant und R paritatserhaltend sind explizit mit zunachst unbekannten Kopplungskonstanten in das Modell aufgenommen Vereinheitlichte Theorien Bearbeiten Hauptartikel Grosse Vereinheitlichte Theorie nbsp Kopplungskonstanten a displaystyle alpha nbsp der Grundkrafte s starke w schwache em elektromagnetische Wechselwirkung als Funktion der Energie E displaystyle E nbsp sie treffen im Standardmodell nur fast zusammen Die Gravitation ist mit g bezeichnet Die Existenz der neuen Teilchen ab einer Masse von 100 bis 1000 GeV beeinflusst das Running d h die Energieabhangigkeit der Parameter Kopplungskonstanten die die Starke der drei im Standardmodell vorkommenden Wechselwirkungen charakterisieren so dass sie sich bei extrem hohen Energien von 1016 GeV einem gemeinsamen Wert nahern Im Standardmodell treffen sie nur fast an einem Punkt zusammen wahrend supersymmetrische Theorien einen sehr viel genaueren Vereinigungspunkt liefern 6 Dies wird manchmal als ein Hinweis auf vereinheitlichte Theorien interpretiert in denen die drei Wechselwirkungen des Standardmodells nur verschiedene Effekte einer einzigen ubergeordneten Wechselwirkung sind analog der elektrischen und der magnetischen Wechselwirkung Supergravitation Bearbeiten Hauptartikel Supergravitation Die um die SUSY Generatoren erweiterten Raumzeitsymmetrien sind zunachst wie auch im Standardmodell globale Symmetrien Deklariert man SUSY jedoch als lokale Symmetrie so erzwingt dies zwei neue Teilchen das Graviton mit Spin 2 von dem erwartet wird das Wechselwirkungsteilchen der Gravitation zu sein 7 und das Gravitino mit Spin 3 2 Daher werden lokale SUSY Theorien auch Supergravitation SUGRA genannt Diese besitzt gegenuber lokaler Raumzeitsymmetrie innerhalb des Standardmodells die nicht renormierbar ist zwei potentielle Vorteile die insbesondere in der Anfangsphase supersymmetrischer Ansatze die Hoffnung nahrten dass SUSY einen moglichen Mechanismus fur eine Theorie der Quantengravitation liefert Der unterschiedliche Spin von Graviton und Gravitino konnte dazu fuhren dass sich nicht renormierbare Terme kompensieren und die Theorie insgesamt renormierbar wird Die Vakuumenergiedichte des Raumes nach der Relativitatstheorie ein Quellterm fur Gravitation ist fur SUGRA endlich im Fall der ungebrochenen Supersymmetrie sogar exakt Null Dagegen ist im Standardmodell der Erwartungswert der Energiedichte bereits im Vakuum unendlich s o Schleifenkorrekturen Bisher ist es jedoch mit potentieller Ausnahme von Superstringansatzen die uber einfache Supersymmetrie hinausgehen nicht gelungen eine realistische Theorie der Supergravitation aufzustellen weshalb sie im Lauf der 1980er Jahre zugunsten von Superstringtheorien aufgegeben wurde SUGRA konnte allerdings eine effektive Theorie unterhalb der Planck Skala sein sie ist ein moglicher Mechanismus fur spontane Brechung der Supersymmetrie Erneutes Interesse entstand nach der zweiten Superstring Revolution Dabei erwies sich dass die elfdimensionale Supergravitation das heisst die Supergravitation von maximaler moglicher Dimension die Niedrigenergienaherung der hypothetischen noch nicht vollstandig formulierten und von Edward Witten eingefuhrten M Theorie ist die die verschiedenen Superstring Theorien vereinigt In manchen Modellen ist der Nachweis des Gravitinos an Beschleunigerexperimenten wie dem LHC denkbar 8 Supersymmetrie in anderen Bereichen der Physik BearbeitenAls Dynamische Symmetrie fand die Supersymmetrie Anwendung zum Beispiel in der Kernphysik Interacting Boson Model und in der Festkorperphysik und bei ungeordneten Systemen zum Beispiel durch Konstantin Efetov Die integrierte Optik wurde 2013 9 als neues Anwendungsfeld supersymmetrischer Konzepte erschlossen So wird es moglich mit Hilfe optischer Modellsysteme ausgewahlte Eigenschaften supersymmetrischer Konfigurationen in leicht zuganglichen Laboranordnungen zu erforschen Bei diesem Ansatz bedient man sich der analogen mathematischen Struktur der quantenmechanischen Schrodinger Gleichung und der Wellengleichung die die Propagation von Licht in eindimensionalen Systemen beschreibt Die raumliche Verteilung des Brechungsindex entspricht dabei einer Potentiallandschaft in der sich optische Wellenpakete ausbreiten Neben Aspekten der Grundlagenforschung sind supersymmetrische optische Systeme fur Anwendungen in den Bereichen Phasenanpassung Modenkonversion 10 und raumlichem Multiplexing von Interesse Siehe auch BearbeitenHierarchieproblemLiteratur BearbeitenIan J Aitchison Supersymmetry in particle physics an elementary introduction Cambridge Univ Pr Cambridge 2007 ISBN 978 0 521 88023 7 Harald J W Muller Kirsten Armin Wiedemann Introduction to Supersymmetry 2nd ed World Scientific Singapore 2010 ISBN 978 981 4293 41 9 revised ed of 1st ed of 1987 Sergio Ferrara Rudolf M Mossbauer Searching for the superworld World Scientific Singapore 2007 ISBN 978 981 270 018 6 Michael Dine Supersymmetry and string theory beyond the standard model Cambridge Univ Press Cambridge 2007 ISBN 0 521 85841 0 John Terning Modern supersymmetry dynamics and duality Clarendon Press Oxford 2007 ISBN 978 0 19 856763 9 Jonathan A Bagger Supersymmetry supergravity and supercolliders World Scientific Singapore 1999 ISBN 981 02 3816 9 Luisa Cifarelli et al Properties of SUSY particles World Scientific Singapore 1993 ISBN 981 02 1424 3Weblinks BearbeitenS P Martin A Supersymmetry Primer PDF 1 6 MB Sehr beliebte englischsprachige Quelle zum Thema Ausgehend von bekannter Quantenfeldtheorie wird uber das Wess Zumino Modell das MSSM motiviert und begrundet Phanomenologische Aspekte des MSSM und mogliche Erweiterungen werden kurz behandelt Einzelnachweise Bearbeiten J Wess B Zumino Supergauge transformations in four dimensions in Nuclear physics B Amsterdam 70 1974 39 50 ISSN 0550 3213 https home cern news news physics highlights 2019 moriond conference electroweak physics Highlights from the 2019 Moriond conference electroweak physics The latest experimental data provide more stringent tests of the Standard Model and of rare phenomena of the microworld 29 March 2019 abgerufen am 28 April 2019 Sidney Coleman Jeffrey Mandula All possible symmetries of the S matrix Physical Review Bd 159 1967 S 1251 1256 ISSN 0031 899X Haag Lopuszanki Sohnius All possible generators of supersymmetries of the S matrix in Nuclear physics B Amsterdam 88 1975 257 ISSN 0550 3213 Siehe z B D Hooper T Plehn Supersymmetric Dark Matter How light can the LSP be in Physics letters B Amsterdam 562 2003 18 27 ISSN 0031 9163 U Amaldi W de Boer H Furstenau Comparison of Grand Unified Theories with electroweak and strong coupling constants measured at LEP Physics Letters Bd 260 1991 S 447 Takeo Moroi Effects of the Gravitino on the Inflationary Universe Nanopoulos u a Light Gravitino Production at Hadron Colliders In Physical review D Melville 57 1998 S 373 382 ISSN 0556 2821 Mohammad Ali Miri Matthias Heinrich Ramy El Ganainy Demetrios N Christodoulides Supersymmetric optical structures In Physical Review Letters 110 Jahrgang Nr 23 APS 6 Juni 2013 S 233902 doi 10 1103 PhysRevLett 110 233902 aps org abgerufen am 26 Oktober 2022 Matthias Heinrich Mohammad Ali Miri Simon Stutzer Ramy El Ganainy Stefan Nolte Alexander Szameit Demetrios N Christodoulides Supersymmetric mode converters In Nature Communications 5 Jahrgang NPG 16 April 2014 S 3698 doi 10 1038 ncomms4698 nature com abgerufen am 26 Oktober 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Supersymmetrie amp oldid 234736597