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Dunkle Materie ist eine postulierte Form von Materie die nicht direkt sichtbar ist aber uber die Gravitation wechselwirkt Ihre Existenz wird im Standardmodell der Kosmologie dem Lambda CDM Modell postuliert weil innerhalb dieses Modells nur so die Bewegung der sichtbaren Materie erklart werden kann insbesondere die Geschwindigkeit mit der sichtbare Sterne das Zentrum ihrer Galaxie umkreisen In den Aussenbereichen ist diese Geschwindigkeit deutlich hoher als man es allein aufgrund der Gravitation der Sterne Gas und Staubwolken erwarten wurde Die beobachtete Umlaufgeschwindigkeit von Sternen ist in den Aussenbereichen von Galaxien hoher als auf Basis der sichtbaren Materie zu erwarten ist Auch fur die beobachtete Starke des Gravitationslinseneffekts wird Dunkle Materie postuliert Nach derzeitigen Erkenntnissen ist demnach nur etwa ein Sechstel der Materie sichtbar und im Standardmodell der Elementarteilchenphysik erfasst Die Natur der Dunklen Materie ist eine wichtige offene Frage der Kosmologie Zu alternativen Erklarungsmodellen fur die Beobachtungen siehe den Abschnitt Alternativen zu Dunkler Materie unten Inhaltsverzeichnis 1 Existenz und Bedeutung 2 Indizien fur die Existenz Dunkler Materie 2 1 Beobachtungsgeschichte 2 2 Modelle und Simulationen 2 3 Direkter Nachweis 2 3 1 Nachweis durch korrelierte Phonon Photon Detektierung 2 3 2 Rontgenstrahlung durch Paarvernichtung 3 Mogliche Formen Dunkler Materie 3 1 Baryonische Dunkle Materie 3 1 1 Kaltes Gas 3 1 2 Kalte Staubwolken 3 1 3 MACHOs 3 2 Nichtbaryonische Dunkle Materie 3 2 1 Anapole Majorana Fermionen 3 2 2 Heisse Dunkle Materie HDM 3 2 3 Kalte Dunkle Materie CDM 3 2 4 Selbstwechselwirkende Dunkle Materie SIDM 3 2 5 Axionen 3 3 Highly Interactive Particle Relics 4 Alternativen zu Dunkler Materie 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Dokumentation 8 Weblinks 9 Einzelnachweise und FussnotenExistenz und Bedeutung Bearbeiten nbsp Materie bzw Energieanteil des Universums zum jetzigen Zeitpunkt oben und zur Entkopplungszeit 380 000 Jahre nach dem Urknall unten Die Bezeichnung Atome steht hier fur normale Materie Auch uber die Natur der Dunklen Energie ist wenig bekannt Nach dem Dritten Keplerschen Gesetz und dem Gravitationsgesetz nimmt die Umlaufgeschwindigkeit der Sterne mit wachsendem Abstand vom Galaxiezentrum um das sie rotieren ab da die sichtbare Materie innen konzentriert ist Messungen der Doppler Verschiebung zeigen jedoch dass sie konstant bleibt oder sogar ansteigt siehe Rotationskurve Dies legt die Vermutung nahe dass es dort Masse gibt die nicht in Form von Sternen Staub oder Gas sichtbar ist eben Dunkle Materie 1 Ihre Existenz gilt bisher als nicht nachgewiesen wird aber durch weitere astronomische Beobachtungen wie die Dynamik von Galaxienhaufen und den Gravitationslinseneffekt nahegelegt die durch die sichtbare Materie allein nicht erklarbar sind wenn man die anerkannten Gravitationsgesetze zugrunde legt Der Dunklen Materie wird eine wichtige Rolle bei der Strukturbildung im Universum und bei der Galaxienbildung zugeschrieben Messungen im Rahmen des Standardmodells der Kosmologie legen nahe dass der Anteil der Dunklen Materie an der Masse Energie Dichte im Universum etwa funfmal so hoch ist wie derjenige der sichtbaren Materie Auch Photonen und Neutrinos tragen zur Energiedichte des Universums bei sind aber gleichmassig verteilt und an den beobachteten Gravitationseffekten nicht wesentlich beteiligt Indizien fur die Existenz Dunkler Materie BearbeitenEs gibt gut etablierte Indizien fur Dunkle Materie auf drei Grossenskalen Supergalaxienhaufen Galaxienhaufen und Galaxien Der Skalenbereich zwischen Galaxien und Galaxienhaufen insbesondere die kosmische Nachbarschaft der Milchstrasse ist erst in jungster Vergangenheit in den Fokus der Suche nach Dunkler Materie geruckt 2 Ein betrachtlicher Teil der grosseren Kugelsternhaufen uber 1 Mio Sonnenmassen der Galaxie Centaurus A NGC 5128 enthalt uberwiegend Dunkle Materie 3 Beobachtungsgeschichte Bearbeiten source source source source Links Animation einer Galaxie mit einer Rotationskurve wie sie ohne Dunkle Materie zu erwarten ware Rechts Galaxie mit einer flachen Rotationskurve ahnlich der Rotationskurve real beobachteter Galaxien Der niederlandische Astronom Jan Hendrik Oort vermutete 1932 die Existenz Dunkler Materie im Bereich der Scheibe der Milchstrasse aufgrund seiner Untersuchungen zur Anzahldichte und Geschwindigkeitsverteilung senkrecht zur Scheibe von verschiedenen Sternpopulationen und fur verschiedene Abstande zur Scheibe Er ermittelte daraus eine Massendichte in der Scheibe in der Umgebung der Sonne von 0 092 Sonnenmassen pro Kubikparsec was weit grosser war als die damals bekannte Dichte von 0 038 M p c 3 displaystyle M odot mathrm pc 3 nbsp in Form von Sternen 4 Der heutige Wert der mit ahnlichen Methoden erschlossenen Dichte betragt 0 1 bis 0 11 M p c 3 displaystyle M odot mathrm pc 3 nbsp allerdings wurde ein Grossteil der Diskrepanz als Gas und Staub identifiziert zusammen mit der stellaren Masse 0 095 M p c 3 displaystyle M odot mathrm pc 3 nbsp 5 Ungefahr gleichzeitig beobachtete der Schweizer Physiker und Astronom Fritz Zwicky 1933 dass der Coma Haufen ein Galaxienhaufen bestehend aus uber 1000 Einzelgalaxien mit grosser Streuung der Einzelgeschwindigkeiten und einer mittleren Entfernungsgeschwindigkeit von 7 500 km s nicht durch die Gravitationswirkung seiner sichtbaren Bestandteile im Wesentlichen die Sterne der Galaxien allein zusammengehalten wird Er stellte fest dass das 400 fache der sichtbaren Masse notwendig ist um den Haufen gravitativ zusammenzuhalten Seine Hypothese dass diese fehlende Masse in Form Dunkler Materie vorliege stiess seinerzeit in der Fachwelt auf breite Ablehnung Die Analyse der Umlaufgeschwindigkeiten von Sternen in Spiralgalaxien durch Vera Rubin seit 1960 zeigte erneut die Problematik auf Die Umlaufgeschwindigkeit der Sterne musste mit zunehmendem Abstand zum Galaxiezentrum viel niedriger sein als sie tatsachlich ist Seitdem wurde die Dunkle Materie ernstgenommen und aufgrund detaillierter Beobachtungen in fast allen grossen astronomischen Systemen vermutet Mit der Durchfuhrung grossraumiger Durchmusterungen von Galaxienhaufen und Galaxiensuperhaufen wurde zusatzlich deutlich dass diese Konzentration an Materie nicht allein durch die sichtbare Materie bewerkstelligt werden konnte Von der sichtbaren Materie ist zu wenig vorhanden um durch Gravitation die Dichtekontraste zu erzeugen Siehe dazu auch Sloan Digital Sky Survey und Struktur des Kosmos nbsp Gravitationslinse Die Verzerrung des Lichts einer entfernten Galaxie wird durch die Masse in einem Galaxienhaufen im Vordergrund erzeugt Aus der Verzerrung lasst sich die Massenverteilung bestimmen dabei tritt eine Diskrepanz zwischen beobachteter Materie und bestimmter Masse auf Vergleichende Beobachtungen des Gravitationslinseneffekts der Galaxienverteilung und der Rontgenemission im Bullet Cluster im Jahr 2006 stellen den bislang starksten Hinweis auf die Existenz Dunkler Materie dar 6 Modelle und Simulationen Bearbeiten Das Standardmodell der Kosmologie das Lambda CDM Modell ergibt in der Zusammenfassung verschiedener Ergebnisse der beobachtenden Kosmologie folgende Zusammensetzung des Universums nach Massenanteil Etwa 68 3 Prozent Dunkle Energie 26 8 Prozent Dunkle Materie rund 4 9 Prozent gewohnliche Materie beispielsweise Atome nach Planck Weltraumteleskop Die gewohnliche Materie unterteilt sich dabei etwa halftig in selbstleuchtende beispielsweise Sterne und nicht selbstleuchtende Komponenten wie Planeten und vor allem kaltes Gas Dieses Modell hat sich auch in grossraumigen kosmologischen Simulationen bewahrt beispielsweise in der Millennium Simulation da es zu einer Strukturentstehung fuhrt die der derzeitigen Beobachtungslage entspricht Darauf aufbauende lokale Simulationen einiger Dunkle Materie Halos die dem der Milchstrasse ahnlich sind machen statistische Vorhersagen daruber wie gross die Dichte der Dunklen Materie im Bereich des Orbits der Sonne um das galaktische Zentrum ist und welche Geschwindigkeitsverteilung diese Teilchen haben Diese Parameter beeinflussen Detektorexperimente auf der Erde die Dunkle Materie direkt nachweisen wollen und sind dadurch testbar Aufgrund der Feststellung dass Strukturen in der Verteilung der Dunklen Materie bevorzugt in den Halos der Galaxien konzentriert sind lassen sich grossraumige Netzstrukturen beobachteter Galaxie Verteilungen mit Computersimulationen von grossraumigen aber leider nicht beobachtbaren Netzen Dunkler Materie vergleichen wobei mathematische Theoreme uber die statistische Struktur solcher Netze nutzlich sind 7 Eine weitere Vorhersage dieser Simulationen ist das charakteristische Strahlungsmuster 8 das entsteht wenn Dunkle Materie durch Annihilationsprozesse Gammastrahlung aussendet Direkter Nachweis Bearbeiten Bis Ende 2022 ist der direkte Nachweis von Teilchen der Dunklen Materie nicht erfolgt Es werden verschiedene Ansatze zum Nachweis anhand von Interaktionen verfolgt Nachweis durch korrelierte Phonon Photon Detektierung Bearbeiten Zu den von einigen Theorien bevorzugten Kandidaten fur die Dunkle Materie zahlen sogenannte schwach wechselwirkende massereiche Teilchen WIMPs Diese suchen Forscher beispielsweise im italienischen Untergrundlabor Gran Sasso Dort ist man vom storenden Hintergrund der Kosmischen Strahlung abgeschirmt Man beobachtet Phonon Anregung d h das Anregen von Gitterschwingungen bzw einer Temperaturerhohung und das gleichzeitige Entstehen von Photonen Das 2016 begonnene COSINUS Akronym fur Cryogenic Observatory for SIgnatures seen in Next generation Underground Searches Experiment verwendet zum Beispiel gekuhlte Natriumjodid Einkristalle die als Szintillator dienen und gleichzeitig ein hochempfindliches Kalorimeter beinhalten Man verwendet supraleitende Wolfram Dunnschicht Phasenubergangs Sensoren Transition Edge Sensors kurz TES als Thermometer Man beobachtet Wechselwirkungen die sich durch eine Koinzidenz der Gitteranregung und der Photonenaussendung verbunden mit einem bestimmten Verhaltnis der beiden Energien zueinander auszeichnen und sich dadurch von Storereignissen zum Beispiel durch radioaktive Verunreinigungen unterscheiden 9 Rontgenstrahlung durch Paarvernichtung Bearbeiten Nach Untersuchungen der Beobachtungen die 2014 von mehreren unabhangigen Gruppen durchgefuhrt wurden wurde uber das Vorhandensein einer zuvor unentdeckten Spektrallinie mit einer Energie von 3 5 keV in der Rontgenstrahlung entfernter Galaxien und Galaxienhaufen berichtet Diese Linie konnte einen Hinweis auf die Natur der Dunklen Materie geben Es wurde bereits darauf hingewiesen dass Dunkle Materieteilchen zerfallen und dabei Rontgenstrahlen aussenden konnten In einer Durchmusterung des gesamten XMM Newton Datenarchivs bis 2018 nach Rontgenlinien aus dem Milchstrassenhalo wurde keine Emission gefunden Dies bestatigt ahnliche Untersuchungen mit Chandra und NuSTAR und setzt die bis 2021 besten Obergrenzen fur zerfallende Dunkle Materie 10 Das Team des Mainzer Exzellenzclusters fur Prazisionsphysik fundamentale Wechselwirkungen und Struktur der Materie PRISMA um Joachim Kopp verfolgt einen anderen Ansatz Die Forscher schlagen ein Szenario vor in dem zwei Teilchen der Dunklen Materie kollidieren und sich analog zur Annihilation gegenseitig vernichten Nach einer genaueren Uberprufung dieses Modells und dem Vergleich mit experimentellen Daten scheint es eine grossere Ubereinstimmung zu geben als bei alteren Modellen Demnach waren Dunkle Materieteilchen Fermionen mit einer Masse von nur wenigen Kiloelektronenvolt die haufig als sterile Neutrinos bezeichnet werden Eine solche leichte Dunkle Materie wird normalerweise als problematisch angesehen da es schwierig ist zu erklaren wie Galaxien entstanden sein konnten Das Modell von Joachim Kopp von der Universitat Mainz bietet einen Ausweg durch die Annahme dass die Vernichtung der Dunklen Materie als zweistufiger Prozess ablauft In der Anfangsphase wurde somit ein Zwischenzustand gebildet der sich spater in die beobachteten Rontgenphotonen auflost Die Ergebnisse der Berechnungen zeigen dass die resultierende Rontgensignatur eng mit den Beobachtungen korreliert und somit eine neue mogliche Erklarung dafur darstellt Dieses neue Modell ist selbst so allgemein dass es einen neuen Ansatz fur die Suche nach Dunkler Materie bietet auch wenn sich herausstellen sollte dass die 2014 entdeckte Spektrallinie einen anderen Ursprung hat 11 12 Mogliche Formen Dunkler Materie BearbeitenIn der Teilchenphysik werden verschiedene Kandidaten als Konstituenten der Dunklen Materie diskutiert Ein direkter Nachweis im Labor ist bislang nicht gegluckt damit gilt die Zusammensetzung der Dunklen Materie als unbekannt Baryonische Dunkle Materie Bearbeiten Gewohnliche Materie besteht aus Protonen Neutronen und Elektronen Dabei ist die Zahl der Elektronen gleich gross wie die der Protonen Elektronen haben eine um etwa den Faktor 1800 geringere Masse als Protonen und Neutronen die damit in guter Naherung die Masse gewohnlicher Materie bestimmen Da Protonen und Neutronen zu den Baryonen gehoren wird gewohnliche Materie auch baryonische Materie genannt Kaltes Gas Bearbeiten Da heisse Gase immer Strahlung emittieren bleibt als erste Moglichkeit fur Dunkle Materie nur kaltes Gas ubrig Gegen diese Hypothese spricht die Tatsache dass sich kaltes Gas unter bestimmten Umstanden durchaus erwarmen kann und selbst riesige Gasmengen nicht die benotigte Masse aufbringen konnten Kalte Staubwolken Bearbeiten Eine ahnliche Losung stellt die mogliche Existenz kalter Staubwolken dar die auf Grund ihrer niedrigen Temperatur nicht strahlen und somit unsichtbar waren Allerdings wurden sie das Licht von Sternen reemittieren und somit im Infrarotbereich sichtbar sein Ausserdem waren so grosse Mengen an Staub notig dass sie die Entstehung der Sterne massgeblich beeinflusst hatten MACHOs Bearbeiten Ernstzunehmende Kandidaten waren Braune Zwerge die zu den MACHOs Massive astrophysical compact halo objects gezahlt werden Es handelt sich dabei um Himmelskorper in denen der Druck so gering ist dass statt Wasserstoff nur Deuteriumfusion stattfinden kann wodurch sie nicht im sichtbaren Spektrum leuchten Steht ein MACHO allerdings genau vor einem Stern so verstarkt er als Gravitationslinse dessen Strahlung In der Tat wurde dies zwischen Erde und der Grossen Magellanschen Wolke vereinzelt beobachtet Man nimmt heute jedoch an dass MACHOs nur einen kleinen Teil der Dunklen Materie ausmachen Nichtbaryonische Dunkle Materie Bearbeiten Anapole Majorana Fermionen Bearbeiten Im Mai 2013 schlugen die theoretischen Physiker Robert Scherrer und Chiu Man Ho anapole nichtpolige Majorana Fermionen als Trager der Dunklen Materie des Weltalls vor Anapole Teilchen weisen ein toroidales reifenformiges Feld auf das bewirkt dass ein elektrisches Feld in diesem Torus Reifen kreisformig eingeschlossen bleibt und sich dadurch nicht ausserlich bemerkbar macht 13 14 Dies steht im Gegensatz zu den bekannten elektrischen Monopolen und magnetischen Dipolen deren Felder mit abnehmender Intensitat Coulombsches Gesetz in die Umgebung ausstrahlen Im Standardmodell der Teilchenphysik ist keines der Elementarteilchen ein Majorana Fermion Stattdessen werden hier alle Fermionen durch Dirac Spinoren beschrieben auch die Neutrinos die damit von Antineutrinos unterscheidbar waren Allerdings sind die Neutrinos im Standardmodell im Widerspruch zu experimentellen Ergebnissen masselos Eine populare Erklarung fur die beobachteten Neutrinomassen der Seesaw Mechanismus erfordert dagegen die Beschreibung der Neutrinos durch Majorana Spinoren und damit die Gleichheit von Neutrinos und Antineutrinos Dies wurde wiederum eine Verletzung der Leptonenzahlerhaltung implizieren da Teilchen und Antiteilchen dieselbe Leptonenzahl zugewiesen wird Ob zwischen Neutrinos und Antineutrinos unterschieden werden kann ist derzeit noch offen Eine Moglichkeit zur experimentellen Klarung bietet der neutrinolose Doppel Betazerfall der nur moglich ist falls Neutrinos Majorana Teilchen sind Nach diesem Zerfallsmodus wird in Experimenten wie GERDA 15 oder EXO 16 gesucht Heisse Dunkle Materie HDM Bearbeiten Neutrinos galten lange Zeit als naheliegende Kandidaten fur heisse Dunkle Materie da ihre Existenz bereits gesichert ist im Gegensatz zu anderen Kandidaten fur Dunkle Materie Allerdings ist die maximale Masse der Neutrinos nach neueren Erkenntnissen nicht ausreichend um das Phanomen zu erklaren Bestunde die Dunkle Materie aber zum Grossteil aus schnellen leichten Teilchen d h heisser Dunkler Materie hatte dies fur den Strukturierungsprozess im Universum ein Top down Szenario zur Folge Dichteschwankungen waren zuerst auf grossen Skalen kollabiert es hatten sich erst Galaxienhaufen dann Galaxien Sterne usw gebildet Beobachtungen lehren jedoch das Gegenteil Altersbestimmungen von Galaxien haben ergeben dass diese vorwiegend alt sind wahrend manche Galaxienhaufen sich gerade im Entstehungsprozess befinden Ein Bottom up Szenario eine hierarchische Strukturentstehung gilt als erwiesen Daher kann heisse Dunkle Materie allenfalls einen kleinen Teil der gesamten Dunklen Materie ausmachen Ein weiterer Kandidat aus dem Neutrino Sektor ist ein schweres steriles Neutrino dessen Existenz aber ungeklart ist Aufgrund der Sterilitat konnte es sehr viel massiver sein als die Standardmodell Neutrinos Kalte Dunkle Materie CDM Bearbeiten nbsp Dreidimensionale Karte einer Verteilung Dunkler Materie anhand von Messergebnissen mittels Gravitationslinseneffekts des Hubble WeltraumteleskopsDiese Variante umfasst noch unbeobachtete Elementarteilchen die nur der Gravitation und der schwachen Wechselwirkung unterliegen die sogenannten WIMPs englisch Weakly Interacting Massive Particles deutsch schwach wechselwirkende massive Teilchen WIMPs lassen sich mit einer hierarchischen Entstehung des Universums vereinbaren Kandidaten ergeben sich aus der Theorie der Supersymmetrie die die Anzahl der Elementarteilchen gegenuber dem Standardmodell verdoppelt Die hypothetischen Teilchen sind meist instabil und zerfallen in das leichteste unter ihnen LSP leichtestes supersymmetrisches Teilchen Beim LSP konnte es sich um das leichteste der vier Neutralinos handeln Erhebliche Abweichungen der astronomischen Beobachtungen von den Vorhersagen des CDM Modells ergab eine 2010 veroffentlichte internationale Studie unter Federfuhrung von Pavel Kroupa So entsprechen etwa Leuchtkraft und Verteilung von Satellitengalaxien der Lokalen Gruppe nicht den Erwartungen Kroupa sieht in den erhobenen Daten eine so starke Kollision mit der CDM Theorie dass diese nicht mehr zu halten scheint 17 18 19 Andererseits wollen Forscher mit tiefgekuhlten Halbleiterdetektoren CDMS Cryogenic Dark Matter Search im Soudan Underground Laboratory drei Stossereignisse von WIMPs mit Atomkernen beobachtet haben bei geschatzt 0 7 Hintergrundereignissen 20 21 Ein weiterer Hinweis kommt von der Zusammensetzung der Kosmischen Strahlung Fur Teilchenenergien jenseits 10 GeV werden unerwartet viele Positronen gefunden Antiteilchen des Elektrons Erste solche Messungen kamen vom Experiment PAMELA 22 23 auf dem russischen Satelliten Resurs DK1 und vom Fermi Gamma ray Space Telescope 24 Genauere Daten insbesondere eine niedrigere obere Grenze fur die Anisotropie 25 liefert seit Mai 2011 das Alpha Magnet Spektrometer an Bord der ISS Eine Erklarung fur den Uberschuss an Positronen ware die Paarvernichtung kollidierender Dunkle Materie Teilchen Die gemessene Positronenverteilung ist allerdings auch vereinbar mit Pulsaren als Positronenquelle oder mit speziellen Effekten wahrend der Ausbreitung der Teilchen Es wird erhofft dass nach langerer Messzeit genugend Daten vorhanden sind sodass Klarheit uber die Ursache des Positronenuberschusses gewonnen werden kann Selbstwechselwirkende Dunkle Materie SIDM Bearbeiten Im Gegensatz zu CDM handelt es sich bei SIDM englisch self interacting dark matter um eine Klasse von Teilchenmodellen die eine starkere Wechselwirkung zwischen den DM Teilchen erlaubt sodass die raumliche Verteilung von DM auf kleinen Skalen Galaxien durch die Selbstwechselwirkung erheblich beeinflusst werden kann David N Spergel und Paul J Steinhardt waren es die solche DM Selbstwechselwirkungen vorgeschlagen haben um Problem von CDM auf kleinen Skalen wie das core cusp Problem oder das missing satellites Problem zu losen 26 Axionen Bearbeiten Ein weiterer Kandidat das Axion ist ein hypothetisches Elementarteilchen zur Erklarung des in der Quantenchromodynamik problematischen verschwindenden elektrischen Dipolmoments des Neutrons Highly Interactive Particle Relics Bearbeiten Highly Interactive Particle Relics HYPER sind hypothetische Teilchen der Dunklen Materie die in einem neuen Modell postuliert werden 27 28 In diesem Modell geht man davon aus dass es im fruhen Universum einen Phasenubergang gab der die Wechselwirkung zwischen Dunkler Materie und normaler Materie verstarkt hat 27 28 Diese Dunklen Materie Teilchen konnen demnach sehr leicht sein aber trotzdem einen grossen Schwerkrafteinfluss ausuben 27 28 Entsprechende Untersuchungen haben gezeigt dass ein solches leichtes intensiv wechselwirkendes Teilchen mit weniger als 1 Gev Masse mit astrophysikalischen Beobachtungen und kosmologischen Modellen vereinbar ware 27 28 Das Modell konnte auch erklaren warum bisherige Experimente und Detektoren diese Teilchen noch nicht gefunden haben 27 28 Es wird erwartet dass kommende Detektoren diesen Massebereich erfassen konnen 27 28 Alternativen zu Dunkler Materie BearbeitenAlle obigen Erklarungsansatze sowie die Existenz der Dunklen Materie selbst setzen implizit voraus dass die Gravitation dem Newtonschen Gravitationsgesetz bzw der Allgemeinen Relativitatstheorie folgt Es gibt aber auch Uberlegungen die Beobachtungen anstatt durch die Einfuhrung einer zusatzlichen Materiekomponente durch eine Modifikation des Gravitationsgesetzes zu erklaren Namhafte Astrophysiker wie Jacob Bekenstein und John Moffat haben die umstrittene MOND Hypothese Modifizierte Newtonsche Dynamik weiterentwickelt nach der die Aquivalenz von trager und schwerer Masse bei extrem kleinen Beschleunigungen nicht mehr gilt Die TeVeS Tensor Vektor Skalar Gravitationstheorie wurde 2004 erstmals von Jacob Bekenstein formuliert Der Hauptunterschied zur allgemeinen Relativitatstheorie liegt in der Formulierung der Abhangigkeit der Gravitationsstarke von der Entfernung zur Masse welche die Gravitation verursacht Diese wird bei der TeVeS mittels eines Skalar eines Tensor und eines Vektorfeldes definiert wahrend die allgemeine Relativitatstheorie die Raumgeometrie mittels eines einzigen Tensorfeldes darstellt Die Skalar Tensor Vektor Gravitationstheorie STVG wurde 2014 von John Moffat entwickelt nicht zu verwechseln mit der TeVeS Die STVG wurde erfolgreich fur die Berechnung der Rotation von Galaxien der Masseverteilung von Galaxienhaufen und des Gravitationslinseneffekts des Bullet Cluster herangezogen ohne die Notwendigkeit Dunkle Materie zu postulieren Die Theorie bietet daruber hinaus eine Erklarung fur den Ursprung des Tragheitsprinzips Eine weitere Alternative zur Dunklen Materie stellt das vom niederlandischen Physiker Erik Verlinde entwickelte Modell der Entropischen Gravitation dar Darin wird Gravitation nicht als Wechselwirkung von Materie mit Dunkler Materie verstanden sondern als Emergenz von Materie und Information beschrieben Siehe auch BearbeitenSilk DampfungLiteratur BearbeitenBucher Sibylle Anderl Dunkle Materie Das grosse Ratsel der Kosmologie Beck Munchen 2022 ISBN 978 3 406 78360 9 Thomas Buhrke Was ist Dunkle Materie Franckh Kosmos Stuttgart 2022 ISBN 978 3 440 17421 0 Wolfgang Kapferer Das Ratsel Dunkle Materie Springer Verlag Berlin 2018 ISBN 978 3 662 54939 1 Lisa Randall Dunkle Materie und Dinosaurier Die erstaunlichen Zusammenhange des Universums S Fischer Frankfurt am Main 2016 ISBN 978 3 10 002194 6 Adalbert W A Pauldrach Das Dunkle Universum Der Wettstreit Dunkler Materie und Dunkler Energie Ist das Universum zum Sterben geboren Springer Spektrum Berlin 2015 ISBN 978 3 642 55372 1 Robert H Sanders The Dark Matter Problem A Historical Perspective Cambridge University Press Cambridge u a 2010 ISBN 978 0 521 11301 4 Dan Hooper Dunkle Materie Die kosmische Energielucke Spektrum Akademischer Verlag Sachbuch Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2009 ISBN 978 3 8274 2030 5 Ken Freeman Geoff McNamara In search of dark matter Springer Praxis books in popular astronomy Springer Berlin u a 2006 ISBN 0 387 27616 5 H V Klapdor Kleingrothaus R Arnowitt Hrsg Dark matter in astro and particle physics Springer Berlin u a 2005 ISBN 3 540 26372 1 David B Cline Hrsg Sources and detection of dark matter and dark energy in the universe Physics and astronomy online library Springer Berlin u a 2001 ISBN 3 540 41216 6 James Trefil Funf Grunde warum es die Welt nicht geben kann Rowohlt Reinbek 1997 ISBN 3 499 19313 2 Aufsatze Wolfgang Rau Auf der Suche nach der Dunklen Materie In Sterne und Weltraum Band 44 Nr 1 2005 ISSN 0039 1263 S 32 42 David B Cline Die Suche nach Dunkler Materie In Spektrum der Wissenschaft Band 10 Nr 5 Oktober 2003 ISSN 0170 2971 S 44 51 Dokumentation BearbeitenDas Ratsel der dunklen Materie Originaltitel Le Mystere de la Matiere noire TV Dokumentation in HD Regie Cecile Denjean ARTE France 2011 deutsche Synchronisation arte 2012 permanent abrufbar auf youtube com Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dunkle Materie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Dunkle Materie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur zum Thema Dunkle Materie im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Was ist Dunkle Materie aus der Fernseh Sendereihe alpha Centauri ca 15 Minuten Erstmals ausgestrahlt am 28 Feb 1999 Wie sucht man nach Dunkler Materie aus der Fernseh Sendereihe alpha Centauri ca 15 Minuten Erstmals ausgestrahlt am 23 Apr 2000 Das kosmologische Standardmodell auf dem Prufstand Spektrum der Wissenschaft August 2010 PDF 10 Seiten 314 KiB The DAMA Project Artikelsammlung zu Dunkler Materie In WeltDerPhysik de In Search of the Dark Matter in the Universe ISSI Publikation englisch PDF 695 KiB Dark Matter Memento vom 12 Februar 2013 im Webarchiv archive today Lecture Astroparticle Physics Videoaufzeichnungen einer Vorlesung zum Thema Dunkle Materie Auf TIMMS dem Tubinger Internet Multimedia Server der Eberhard Karls Universitat Tubingen Das Universum Eine Reise durch Raum und Zeit Dunkle Materie Dokumentation ZDFinfo Das Universum Eine Reise durch Raum und Zeit abgerufen am 1 Februar 2022 Synchronfassung ZDF 2021 Ein Film von Stephen Marsh und Kirstie McLure Unter Mitwirkung von Philip Plait Lawrence M Krauss Hakeem Oluseyi Moogega Cooper James Bullock Max Tegmark Michelle Thaller Katherine Freese und Michael Rampino Themen Dunkle Sterne Dunkle Materie Halo Filamente Dunkles Universum Regie Cecile Denjean Das Ratsel der dunklen Materie ARTE 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