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Die Millennium Simulation im englischen Sprachraum auch als Millennium Run bekannt ist ein Projekt des Virgo Konsortiums einer Gruppe von Kosmologen aus Deutschland Grossbritannien Kanada Japan und den USA unter Federfuhrung des Max Planck Instituts fur Astrophysik in Garching bei Munchen Ziel war die Erstellung einer Computersimulation zur Klarung der kosmologischen Frage wie sich aus dem direkt nach dem Urknall weitgehend strukturlosen Universum die heute beobachtbaren Grossstrukturen Galaxien und Sterne bilden konnten Im Sommer 2005 konnten Ergebnisse vorgestellt werden die die Entstehung von grossen Unregelmassigkeiten aus kleinen eingebrachten Inhomogenitaten zeigen Inhaltsverzeichnis 1 Die Simulation 2 Millennium II 3 Millennium XXL 4 Millennium Observatorium 5 Das Ergebnis 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseDie Simulation BearbeitenIm Zentrum der Simulation steht nicht gewohnliche Materie sondern Dunkle Materie die nach der gangigen Meinung etwa 80 Prozent der Masse des Universums ausmacht Diese Art der Materie konnte offensichtlich von der starken elektromagnetischen Strahlung des heissen fruhen Universums nicht auseinandergetrieben werden und verklumpte so fruher als die normale Materie Daher spielte Dunkle Materie fur die Strukturbildung des Universums wohl die wichtigste Rolle Selbst mit Supercomputern ist es nicht moglich die Vorgange im gesamten bekannten Universum zu modellieren Daher beschrankte man sich auf einen wurfelformigen Ausschnitt von 650 MPc bzw 2 Milliarden Lichtjahren Kantenlange In diesen Bereich wurde Dunkle Materie von 10 Trillionen Sonnenmassen eingebracht die auf 2160 10 Milliarden virtuelle Teilchen gleichmassig verteilt wurde Zum Start der Simulation wurden der Verteilung der dunklen Materie winzige Dichteschwankungen aufgepragt Auch in der Realitat mussen solche Unregelmassigkeiten vorhanden gewesen sein wie aus der Beobachtung der kosmischen Hintergrundstrahlung bekannt ist Die Starke der Unregelmassigkeiten entspricht etwa der im realen Universum 10 Millionen Jahre nach dem Urknall Das Programm berechnete nun die Bewegung eines jeden Teilchens aufgrund der Schwerkraft mit einer Schrittlange von etwa einer Million Jahren Wie dem realen Universum war auch der Simulation ein expandierender Raum zugrunde gelegt Die Simulation endete nach etwa 11 000 Zeitschritten was einer Zeitspanne von 14 Milliarden Jahren also dem Alter des heutigen Universums entspricht Die Simulation lief 28 Tage auf 512 Prozessoren Die Simulation beginnt 397 000 Jahre nach dem Urknall als die heute empfangbare kosmische Hintergrundstrahlung emittiert wurde Die kosmische Hintergrundstrahlung wird seit Jahren von astrophysikalischen Satelliten vermessen z B vom Satelliten Cobe Die dabei festgestellten Inhomogenitaten wurden als Ausgangspunkt fur die zu beobachtenden Strukturen der Materieverteilung angenommen Aus dieser Anfangsverteilung der Materie und unter Anwendung der physikalischen Gesetze deren Gultigkeit fur das aktuell beobachtbare Universum vorausgesetzt wird wurde die Entwicklung der raumlichen Verteilung der Materie am mathematischen Modell studiert Da sich im Ablauf der Simulation die heute beobachtbaren grossraumigen Strukturen schwammartige Verteilung von Galaxien Galaxienhaufen mit Filamenten Walls und Voids ergaben konnte man davon ausgehen dass die Grundannahmen der Simulation korrekt waren In einem zweiten Simulationsschritt wurde normale Materie in die Simulation entsprechend der Verteilung von dunkler Materie hineinmodelliert wodurch aufleuchtende Sterne und Galaxienformen visualisiert werden konnten Am 2 Juni 2005 wurden erste wissenschaftliche Ergebnisse veroffentlicht Nachdem der Sloan Digital Sky Survey aktuelle Annahmen der Kosmologie durch das Aufspuren von Schwarzen Lochern in sehr hellen Quasaren in grosser Entfernung und damit zugleich in einem unerwartet fruhen Stadium des Universums in Frage gestellt hatte konnte die Millennium Simulation durch die ebenfalls sehr fruhe Bildung von derartigen Quasaren in ihrem Modell nachweisen dass das nicht im Widerspruch zu gangigen Annahmen der Kosmologie steht Millennium II Bearbeiten2009 fuhrte dieselbe Gruppe von Astrophysikern die Millennium II Simulation MS II aus die einen kleineren Raumwurfel mit einer Kantenlange von 400 Millionen Lichtjahren untersuchte Dabei wurden ebenfalls 2160 Teilchen betrachtet wobei jedes allerdings nur 6 9 Millionen Sonnenmassen reprasentierte Diese Aufgabe war sogar noch aufwendiger zu programmieren als die ursprungliche Simulation weil das Verteilen der Rechenleistung zwischen den Prozessoren aufwendiger wird wenn es um dichte Klumpen von Materie geht Zu dieser starkeren raumlichen Zusammenballung der Teilchen kommt es durch ihre geringere Masse Mit MS II waren auf dem Power 6 Computer in Garching bei Munchen 2048 Prozessoren ungefahr einen Monat lang beschaftigt Eine weitere Simulation wurde ausgefuhrt bei der mit weniger Teilchen bei gleichen Ausgangsbedingungen untersucht wurde ob die Ergebnisse der hochaufgelosten Simulation auch bei niedrigeren Auflosungen bestatigt werden konnen Millennium XXL Bearbeiten2010 wurde die bislang aufwendigste Simulation Millennium XXL MXXL ausgefuhrt Diesmal wurde ein Kubus mit 12 Milliarden Lichtjahren Kantenlange gewahlt in dem 6720 Teilchen mit jeweils 7 Milliarden Sonnenmassen untersucht wurden MXXL umfasste damit ein 216 fach grosseres Volumen als die ursprungliche Millennium Simulation Die Simulation wurde auf JUROPA einem der damaligen Top 15 Supercomputer ausgefuhrt Er verfugte uber 12 000 Cores 30 TiBytes Arbeitsspeicher und gab mehr als 100 Terabytes Daten aus 1 Kosmologen haben die Daten der MXXL Simulation genutzt um die Verteilung von Galaxien und Halos von Dunkler Materie in sehr grossen Dimensionen zu studieren und um weiter zu klaren wie die grossten Strukturen im Universum entstanden sind Millennium Observatorium BearbeitenDas Millennium Run Observatorium MROb etwa mit Millennium Daten gefuttertes Observatorium ist ein theoretisches virtuelles Observatorium das die Vorhersagen zur Verteilung von dunkler Materie und von Galaxien aus den Millennium Simulationen nutzt um mit einem virtuellen Teleskop simulierte Beobachtungen zu ermoglichen und diese dann mit den tatsachlichen Beobachtungen abzugleichen Astrophysiker planen damit reale Beobachtungssitzungen und konnen somit die Zeit reduzieren in denen sie knappe Teleskopzeit benotigen Durch den fortgesetzten Abgleich von simulierten Beobachtungen und tatsachlichen Beobachtungen lassen sich die Vorhersagen der Millennium Simulationen uberprufen und verfeinern Eine erste Tranche von virtuellen Beobachtungen durch MROb wurde den Astronomen weltweit zur Analyse auf der MROb Website zur Verfugung gestellt Das virtuelle MROb Universum kann mit einem Online Tool dem MROb Browser durchsucht werden Dem Benutzer ist es damit moglich mit der MROb Datenbank in der die Daten von Millionen von Dunkle Materie Halos und ihren Galaxien gespeichert sind zu interagieren Gegenwartig sind Aktualisierungen des MROb Netzwerks geplant Das Ergebnis BearbeitenDie Simulation zeigt eindrucksvoll wie sich eingebrachte Dichteschwankungen allmahlich verstarken sodass schliesslich eine klumpige Struktur entsteht wie sie das heutige Universum aufweist Am Ende der Simulation hatten sich Massenansammlungen in der Grosse von Galaxien und Galaxienhaufen gebildet Es ist eine schwammartige Struktur mit fraktalen Eigenschaften entstanden Die Simulationsergebnisse von Millennium stimmen sehr gut mit den Beobachtungen des Universums uberein sodass damit erstmals ein gultiges Modell des ganzen Universums erzeugt worden ist Allerdings haben neuere Simulationen wie Bolshoi auf der Grundlage neuer Daten teilweise abweichende Resultate geliefert Siehe auch BearbeitenDunkle Materie Bolshoi Simulation Illustris ProjektLiteratur BearbeitenDer Kosmos im Computer In Spektrum der Wissenschaft Nr 2005 11 S 12 ff Volker Springel et al Simulations of the formation evolution and clustering of galaxies and quasars In Nature 435 Jahrgang Nr 7042 2005 S 629 636 doi 10 1038 nature03597 PMID 15931216 arxiv astro ph 0504097 bibcode 2005Natur 435 629S Michael Boylan Kolchin et al Resolving Cosmic Structure Formation with the Millennium II Simulation In Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 398 Jahrgang Nr 3 2009 S 1150 116 doi 10 1111 j 1365 2966 2009 15191 x arxiv 0903 3041 bibcode 2009MNRAS 398 1150B Raul Angulo et al Scaling relations for galaxy clusters in the Millennium XXL simulation In 2012 arxiv 1203 3216 bibcode 2012arXiv1203 3216A Roderik Overzier et al The Millennium Run Observatory First Light In 2012 arxiv 1206 6923 bibcode 2012arXiv1206 6923O Gerard Lemson amp Virgo Consortium Halo and Galaxy Formation Histories from the Millennium Simulation Public release of a VO oriented and SQL queryable database for studying the evolution of galaxies in the LambdaCDM cosmogony In 2006 arxiv astro ph 0608019 bibcode 2006astro ph 8019L Weblinks BearbeitenInformationen des Max Planck Instituts fur AstrophysikEinzelnachweise Bearbeiten The Millennium XXL Project Simulating the Galaxy Population in Dark Energy Universes Abgerufen am 2 Juli 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Millennium Simulation amp oldid 231408005