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Dieser Artikel behandelt den physikalischen Begriff fur andere Bedeutungen siehe Materie und Materie Philosophie Unter Materie von lateinisch materia Stoff versteht man in der klassischen Physik und der Chemie alles was Platz braucht und Masse hat also etwa chemische Stoffe beziehungsweise Materialien sowie deren Bausteine 1 2 Demgegenuber stehen die Begriffe Vakuum und Kraftfeld die unabhangig von der Anwesenheit von Materie einen Zustand des Raums beschreiben der nicht mit einer Masse verbunden ist In der modernen Physik wird der Begriff Materie heute gegenuber den Begriffen Vakuum und Feld nicht mehr einheitlich abgegrenzt In den Lehrbuchern der Physik wird der Materiebegriff uberwiegend ohne eine genauere Definition vorausgesetzt In seiner engsten Bedeutung meint man mit dem Begriff Materie alle Elementarteilchen mit Spin 1 2 tfrac 1 2 also Quarks und Leptonen sowie alles daraus aufgebaute wie Atome Molekule feste flussige und gasformige Stoffe bis hin zu Sternen und Galaxien Inhaltsverzeichnis 1 Die Entwicklung des physikalischen Materiebegriffs 1 1 Herausbildung 1 2 Klassischer und alltaglicher Materiebegriff 1 3 Grenzen des klassischen Materiebegriffs 1 4 Die Frage der Einheitlichkeit der Materie 2 Makroskopische Materie 3 Weitere Bezeichnungen fur Formen der Materie 4 Vorkommen 5 Entstehung von Materie 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDie Entwicklung des physikalischen Materiebegriffs BearbeitenHerausbildung Bearbeiten Ein konkreter physikalischer Begriff der Materie festigte sich innerhalb des ausserst vielschichtigen philosophischen Begriffs von Materie als gegen 1600 die experimentellen Naturwissenschaften entstanden 3 4 In seiner allgemeinsten ontologischen Bedeutung bezeichnete der philosophische Begriff als Materie alles was im weitesten Sinn geformt werden kann und im Extremfall uberhaupt erst einer Formung bedarf damit etwas Bestimmtes das wir erkennen konnen entstehen kann In der engeren Bedeutung bezeichnete er die stoffliche Materie aus der die Korper bestehen Auf diese Materie konzentrierte sich die mit Galilei beginnende Entwicklung der Physik Zu den primaren Eigenschaften der stofflichen Materie also den allgemeinsten Eigenschaften der materiellen Korper wurden Ausdehnung Teilbarkeit Fahigkeit zur Ruhe oder Bewegung und Widerstand gegenuber Bewegung gezahlt Fur die Gesamtmenge der Materie wurde auch bereits ein Erhaltungssatz angenommen was unter anderem die Frage aufwarf wodurch die Menge zu bestimmen sei Das Gewicht eines Korpers schied als Mass fur die in ihm enthaltene Materiemenge zunachst aus denn nach der zu Galileis Zeiten noch stark von Aristoteles beeinflussten Lehre galt Schwere gar nicht als Eigenschaft aller materiellen Korper Johannes Kepler naherte sich dem gesuchten Mass uber die Tragheit der Korper gegenuber Bewegungen wahrend Rene Descartes die rein geometrische Eigenschaft der Raumerfullung fur das eigentliche Mass hielt Isaac Newton war Atomist und sah folglich materielle Korper zusammengesetzt aus unteilbaren Teilchen sowie dazwischen liegendem leerem Raum Die Menge der Teilchen lateinisch quantitas materiae bestimmte er mathematisch durch das Produkt aus Volumen und Dichte des Korpers wobei die Dichte offensichtlich als Teilchenmenge pro Volumeneinheit verstanden wurde 5 In seiner Mechanik gab er der Materiemenge unter dem Namen Korper oder Masse eine zentrale Rolle die Masse eines materiellen Objekts zieht sowohl seine Tragheit als auch sein Gewicht nach sich Erst hierdurch wurde aus der Masse bzw der Menge an Materie eine naturwissenschaftlich definierte Grosse Fur die Erklarung der mechanischen Vorgange auf der Erde wie auch der Bewegungen der Himmelskorper hatte die so begrundete Newtonsche Mechanik einen uberragenden Erfolg der auch wesentlich zur Ausbreitung des naturwissenschaftlichen Weltbilds beigetragen hat Im Einklang mit dem alltaglichen Umgang mit materiellen Korpern und mit den Moglichkeiten damaliger Experimentierkunst hielt man deren Masse und Raumbedarf fur weitgehend unveranderlich jedenfalls im Hinblick auf mechanische Vorgange mit einem gegebenen Stuck fester Materie Erst als von Robert Boyle Edme Mariotte Blaise Pascal und anderen entdeckt wurde dass auch Luft wohlbestimmte mechanische Eigenschaften hat darunter sogar auch Gewicht wurden die Gase zu physikalischen Korpern die allerdings im Unterschied zu festen und flussigen Korpern nicht mehr das Kriterium eines bestimmten Raumbedarfs erfullten da sie bestrebt sind jeden zur Verfugung gestellten Raum einzunehmen Damit ruckten im 17 Jahrhundert auch chemische Vorgange wie Verdampfen Kondensieren und Sublimieren in den Bereich der Physik Boyle konnte diese Umwandlungen mit der Annahme einer atomistischen Struktur der Materie nach Pierre Gassendi Lukrez Demokrit in dem noch heute gultigen Bild als rein mechanische Vorgange deuten 6 Atome die wieder wie feste Korper als undurchdringlich angenommen wurden konnen sich verschieden anordnen und haben in Gasen einen grossen Abstand voneinander Boyle bereitete auch die Begriffe des chemischen Elements und des Molekuls und damit die Uberwindung der Alchemie vor Er vermutete dass jeder homogene Stoff aus kleinen gleichen Teilchen nach heutiger Bezeichnung eben den Molekulen bestunde und dass die Molekule ihrerseits aus Atomen aufgebaut seien Dabei seien die Molekule verschiedener Stoffe verschieden die Anordnung der Atome in den Molekulen aber je nach Stoff genau festgelegt Dann wurden wenige verschiedene Arten von Atomen ausreichen die grosse Vielfalt verschiedener Stoffe zu erklaren namlich durch die Vielfalt der moglichen Kombinationen und raumlichen Anordnungen der Atome in den Molekulen Nachdem gegen Ende des 18 Jahrhunderts Antoine de Lavoisier die Erhaltung der Masse bei chemischen Stoffumwandlungen vor allem auch bei Reaktionen mit Entstehung oder Verbrauch von Gasen nachgewiesen hatte machte John Dalton ab 1803 die Annahme unveranderlicher und unverganglicher Atome endgultig zur Grundlage einer neuen Chemie Diese konnte mit ausserordentlichem Erfolg die Vielzahl der Stoffe und ihr Verhalten detailliert erklaren und daher im Laufe des 19 Jahrhunderts die Alchemie aus der Wissenschaft verdrangen Klassischer und alltaglicher Materiebegriff Bearbeiten Der Begriff der Materie in der klassischen Physik stimmt weitgehend mit dem umgangssprachlichen Sinn von Materie oder materiell uberein sofern damit der Unterschied von korperlichen und nichtkorperlichen Dingen benannt werden soll Ein Stuck Materie hat dabei zwei allgemeine und grundlegende Eigenschaften In jedem Moment besitzt es eine bestimmte Masse und eine bestimmte Form mit der es ein gewisses Volumen ausfullt Um Materiemengen anzugeben werden die Grossen Masse umgangssprachlich meist ausgedruckt als Gewicht und Volumen verwendet Materie bildet damit in der klassischen Physik den Gegensatz zum leeren Raum oder absoluten Vakuum und zu den eventuell darin existierenden masselosen Kraftfeldern Zur naheren Charakterisierung makroskopischer Materie gibt es zahlreiche spezielle physikalische und chemische Parameter und Materialeigenschaften Solche Materie kann unseren Sinnen als vollkommen homogenes Kontinuum erscheinen und sie wird in Teilen der Physik auch heute so behandelt Dennoch ist Materie stets aus diskreten Materieteilchen aufgebaut die die mikroskopische Struktur der Materie bilden Fur eine direkte Wahrnehmung mit unseren Sinnen oder auch mit dem Lichtmikroskop sind diese Teilchen um viele Grossenordnungen zu klein und blieben daher auch lange hypothetisch Die Angabe der Teilchenzahl ist die genaueste Moglichkeit eine Menge an Materie zu bestimmen Bei makroskopischer Menge wahlt man hierzu eine eigens definierte physikalische Grosse die Stoffmenge Die Angabe der Teilchenzahl muss stets mit der Information verbunden sein um welche Art oder Arten von Teilchen es sich handelt In der klassischen Physik und Chemie sind die Teilchen aus denen die Materie aufgebaut ist die Atome oder die aus bestimmten Atomarten in festgelegter Weise zusammengesetzten Molekule Dabei wurden die Atome als unteilbare Korperchen von bestimmter Masse und bestimmtem Volumen angenommen Sie sollten im Einklang mit der damals in allen chemischen und physikalischen Umwandlungen beobachteten Erhaltung der Masse auch absolut stabil sein und insbesondere weder erzeugt noch vernichtet werden konnen Zusammen mit dem naturwissenschaftlichen Nachweis dass es die Atome wirklich gibt wurde Anfang des 20 Jahrhunderts allerdings auch entdeckt dass diese Annahmen uber ihre Beschaffenheit nicht ganz zutreffen Grenzen des klassischen Materiebegriffs Bearbeiten In der modernen Physik wurden auch die Atome als zusammengesetzte physikalische Systeme erkannt Sie sind aus noch kleineren Materieteilchen aufgebaut den Elektronen die zu den oben erwahnten Leptonen gehoren und Quarks Diese haben zwar Masse aber kein nachweisbares Eigenvolumen Neben diesen Bausteinen der Atome gibt es zahlreiche weitere Arten Elementarteilchen teils mit teils ohne eigene Masse Ausnahmslos alle Elementarteilchen konnen unter bestimmten Bedingungen erzeugt und vernichtet werden und das gilt dementsprechend auch fur die Atome Damit zeigen die Bausteine aus denen die Materie aufgebaut ist selbst nicht alle grundlegenden Eigenschaften die in der klassischen Physik mit Materie verbunden waren Des Weiteren hat sich in der modernen Physik auch der Gegensatz zwischen massebehafteter Materie und masselosem Feld aufgelost und zwar von beiden Seiten her Zum einen folgt aus der Aquivalenz von Masse und Energie dass diese Felder wenn sie in einem Objekt eingeschlossen sind einen Beitrag zur Masse dieses Objekts liefern Zum anderen ist in der Quantenfeldtheorie jedes Elementarteilchen nichts anderes als eine im Vakuum existierende diskrete Anregung eines bestimmten Feldes Daher gibt es bei manchen quantenphysikalischen Objekten unterschiedliche Ansichten daruber ob sie zur Materie gezahlt werden sollen oder nicht Definiert man die Grenze z B durch das Kriterium einer nichtverschwindenden Masse dann zahlen auch Teilchen wie die W und Z Bosonen zur Materie Sie nehmen aber keinen bestimmten Raum ein und stehen auch deutlich im Widerspruch zu der Vorstellung dass Materie etwas Dauerhaftes sei Im Zusammenhang mit der schwachen Wechselwirkung werden diese Teilchen namlich als deren Austauschteilchen angesehen die also durch ihre fortwahrende virtuelle Erzeugung und Vernichtung in beliebiger Zahl diese Wechselwirkung uberhaupt zustande kommen lassen Nimmt man andererseits gerade die Stabilitat der Materie zum Ausgangspunkt so wahlt man die zur Materie zu zahlenden Teilchenarten danach aus dass fur die Teilchenzahl ein Erhaltungssatz gilt Dann konnen nur Quarks und Leptonen als die elementaren Materieteilchen gelten wie ihre Antiteilchen auch aber beides auch nur in dem Rahmen dass ihre gegenseitige Vernichtung oder paarweise Erzeugung unbeachtet bleibt Uberdies hatte dann bei allen Korpern die im Alltag und umgangssprachlich zur Materie gezahlt werden der Grossteil ihrer Masse nichts mit Materie zu tun Denn uber 99 der Masse dieser materiellen Korper wird von Protonen und Neutronen beigesteuert die ihrerseits ihre Masse nicht durch Massen der darin enthaltenen Quarks erhalten sondern zu fast 99 erst durch die Bindungsenergie zwischen den Quarks die von den masselosen Austauschteilchen der starken Wechselwirkung den Gluonen verursacht wird Die Frage der Einheitlichkeit der Materie Bearbeiten Die Vorstellung eines Urstoffs wie sie aus den Texten der Vorsokratiker herausgelesen worden war wurde unter dem Eindruck des christlichen Schopfungsglaubens dahingehend weiterentwickelt dass diesem Urstoff eine einheitliche Substanz entsprechen sollte 7 Umstritten blieb im Mittelalter aber die Frage ob auch die Himmelskorper aus derselben Art Substanz bestehen wie die irdischen Korper 8 Diese Frage wurde erst ab 1860 mit Hilfe der Spektralanalyse gelost mit der die in einem selbstleuchtenden Korper enthaltenen chemischen Elemente identifiziert werden konnen Es zeigte sich nach Klarung mancher Zweifelsfalle wie z B beim Helium dass die Elemente aus denen die Sonne und die anderen Sterne bestehen alle auch auf der Erde vorkommen Die Frage nach einer einheitlichen Ursubstanz aller Materie wurde dadurch aber kaum beruhrt denn es gehorte seit Dalton zu den Fundamenten der Chemie dass sich die Elemente nicht ineinander umwandeln liessen und ihre Atome nicht aus kleineren Bausteinen bestunden Zu jener Zeit waren bereits etwa 30 chemische Elemente bekannt und es wurden standig weitere entdeckt Es wurde als ein Mangel der Theorie empfunden dass man eine solch grosse Anzahl verschiedener Grundtypen von Materie annehmen sollte Deshalb unternahm schon 1815 William Prout den ersten Versuch der Vereinheitlichung Er deutete Daltons Ergebnisse fur die Verhaltnisse der Atommassen so dass alle Atome aus Wasserstoffatomen zusammengesetzt seien und man in Wasserstoff folglich den gesuchten Urstoff gefunden habe Aufgrund dieser Vermutung wurde fur Jahrzehnte versucht die relativen Atommassen der Elemente im Sinne ganzzahliger Verhaltnisse zum Wasserstoff zu interpretieren obwohl die genauer werdenden Messungen dem immer deutlicher widersprachen Ein Jahrhundert nach Prout zeigten Entdeckungen von Frederick Soddy und Joseph John Thomson dass die Elemente nicht notwendig aus einer einzigen Atomsorte sondern aus verschiedenen Isotopen bestehen und dass die Atommassen der einzelnen Isotope tatsachlich nahezu ganzzahlige Vielfache der Wasserstoffmasse sind Nachdem Ernest Rutherford um 1920 entdeckte dass grossere Atomkerne die Kerne des Wasserstoffatoms als Bausteine enthalten galt fur die nachsten 10 Jahre als erwiesen dass alle Materie aus nur zwei Bausteinen aufgebaut ist den Protonen Wasserstoffkernen und Elektronen Die ebenfalls benotigten Neutronen wurden als Proton Elektron Paare in besonders enger Bindung aufgefasst Dann machte Paul Dirac im Jahr 1930 auch den letzten Schritt Er bemerkte dass es im Rahmen seiner Theorie zu Teilchen wie den Elektronen auch Antiteilchen geben musste und schlug vor das Proton als Antiteilchen des Elektrons aufzufassen 9 Damit sei das alte Ziel ein einheitliches Konzept der Materie zu finden erreicht Dies Bild hielt jedoch weder der theoretischen Ausarbeitung noch den neueren experimentellen Befunden stand Zum einen hatten sich Proton und Elektron also z B ein ganzes Wasserstoffatom in kurzester Zeit miteinander zerstrahlen mussen im eklatanten Gegensatz zur Stabilitat der Materie Zum anderen wurden zahlreiche weitere Teilchenarten entdeckt die auch als Materieteilchen fungieren konnten wenn sie nicht so kurzlebig waren dass sie in der normalen Materie praktisch nicht vorkommen Alle diese Teilchenarten deren Anzahl schon auf mehrere Hundert anstieg und die leicht ironisch als Teilchenzoo bezeichnet wurden wurden ab etwa 1970 im Standardmodell in ein Schema gebracht in dem nach heutiger Kenntnis alle Eigenschaften der Materie sowohl ihr Aufbau als auch alle ablaufenden physikalischen Prozesse gedeutet werden konnen allerdings mit Ausnahme der Gravitation Demnach besteht die Materie soweit man im ursprunglichen Sinn damit den Stoff aller mit den Sinnen fuhlbaren Korper meint aus drei Arten Teilchen Elektron up Quark down Quark Zusammen mit den ubrigen Leptonen und Quarks des Standardmodells die im engeren Sinn wegen Spin 1 2 tfrac 1 2 auch als Materieteilchen bezeichnet werden sind es inklusive der Antiteilchen aber schon 48 Arten Wenn man schliesslich die Kraftteilchen fur das Zustandekommen aller Arten von Prozessen hinzu zahlt sowie das Higgs Boson fur das Zustandekommen der Teilchenmassen sind es 61 10 Die Suche nach einer einheitlichen Grundsubstanz wird aktuell fortgesetzt Ansatze liefern hierbei die String Theorie oder auch Modelle denen zufolge die Elementarteilchen aus tatsachlich fundamentalen Teilchen den Praonen aufgebaut seien Diese Ansatze sind aber noch nicht experimentell uberprufbar und daher vollkommen hypothetisch Makroskopische Materie BearbeitenEine Sorte von Materie die durch ihre Zusammensetzung und ihre Eigenschaften charakterisiert ist wird Stoff genannt Chemische Elemente bestehen nur aus Atomen gleicher Ordnungszahl Das sind Atome deren Kerne dieselbe Zahl von Protonen enthalten Chemische Verbindungen enthalten Atome verschiedener Elemente die sich in bestimmten Zahlenverhaltnissen zusammenschliessen sei es als jeweils einheitlich aufgebaute Molekule oder als regelmassig strukturierte Kristalle Die Eigenschaften einer Verbindung sind vollig verschieden von den Eigenschaften der Elemente aus denen sie aufgebaut ist So sind beispielsweise das chemische Element Sauerstoff ein farbloses Gas und Silicium ein Halbmetall wahrend die Verbindung aus beiden SiO2 ein transparentes kristallines Mineral ist namlich Quarz Stoffe die nur aus einem Element oder einer Verbindung bestehen heissen Reinstoffe Besteht ein Stoff aus mehreren Elementen bzw Verbindungen so handelt es sich um ein Stoffgemisch Hierbei werden homogene Stoffgemische z B Losungen und heterogene Stoffgemische z B Emulsionen Dispersionen oder Aerosole unterschieden So ist beispielsweise Granit ein Konglomerat also ein heterogenes Gemisch der Reinstoffe Quarz Glimmer und Feldspat Die makroskopischen Eigenschaften eines Stoffes werden durch zahlreiche spezielle Materialeigenschaften beschrieben z B Dichte Elastizitat Farbe Bruchfestigkeit Warmeleitfahigkeit magnetische Eigenschaften elektrische Leitfahigkeit und viele andere Diese Werte hangen auch von Parametern wie Temperatur Druck etc ab Es handelt sich dabei durchweg um intensive Grossen also um Eigenschaften die nicht von der Grosse des betrachteten Systems abhangen Ein zusammenhangendes Gebilde von Materie wird als Korper bezeichnet Neben den eben genannten intensiven Stoffeigenschaften der Materialien aus denen er besteht wird sein Verhalten auch massgeblich von extensiven Grossen beispielsweise seiner Masse raumlichen Ausdehnung oder ausseren Form bestimmt Materie die als Reinstoff in makroskopischer Menge vorliegt hat einen der drei Aggregatzustande fest flussig und gasformig oder ist ein Plasma d h ein Gemisch aus ionisierten Atomen und freien Elektronen Feste und flussige Stoffe werden zusammenfassend als kondensierte Materie bezeichnet Kondensierte Materie ist im Unterschied zu den Gasen nur sehr wenig kompressibel Flussigkeiten und Gase heissen zusammenfassend Fluide Fluide haben im Unterschied zur festen Materie keine dauerhafte raumliche Gestalt sondern passen sich z B den Behalterwanden an Im Teilchenmodell hat die Verschiedenheit der Aggregatzustande eine einfache Erklarung Man braucht dazu lediglich verschiedene Arten der raumlichen Anordnung und Bindung zwischen den Teilchen zu betrachten Im Gas fliegen die Molekule bei Edelgasen die Atome einzeln und ungeordnet umher Die anziehenden oder abstossenden Krafte zwischen ihnen spielen nur bei ihren zufalligen Zusammenstossen eine Rolle und sind sonst aufgrund des durchschnittlich grossen Abstandes der Teilchen schwach und weitgehend vernachlassigbar Ein Gas wird zu einem Plasma wenn die kinetische Energie der Teilchen so weit erhoht wird dass in ihren Zusammenstossen einzelne Elektronen abgerissen werden Im Festkorper hingegen haben die Atome oder Molekule sehr viel geringere Energie liegen viel naher beieinander und halten eine weitgehend feste Anordnung ein Die Abstande zu ihren nachsten Nachbarn sind durch das Kraftegleichgewicht einer starken Anziehung und Abstossung bestimmt und konnen durch ausseren Druck oder Zug nur noch wenig verandert werden In einer Flussigkeit befinden sich die Teilchen bei ahnlichen Abstanden wie im Festkorper weshalb auch die Flussigkeit nur wenig kompressibel ist Die Teilchen haben aber eine grossere kinetische Energie im Durchschnitt zwar nicht genug um einzeln davon zu fliegen und ein Gas zu bilden jedoch genug um leicht zu einem anderen benachbarten Teilchen zu wechseln Deshalb besitzt die Flussigkeitsmenge als ganze keine feste Form Weitere Bezeichnungen fur Formen der Materie BearbeitenZwischen makroskopischer und mikroskopischer Materie ist in den letzten Jahrzehnten der Forschungsbereich der Cluster und Nanopartikel entstanden die als mesoskopische Materie bezeichnet werden Es sind Materiekorner die aus bis zu einigen zehntausend Atomen oder Molekulen bestehen und daher schon mit den fur die makroskopischen Korper typischen Begriffen beschrieben werden Sie sind weniger als etwa 100 nm gross und bleiben daher einzeln fur das Auge unsichtbar Sowohl einzeln als auch in grosseren Mengen zeigen diese Teilchen allein aufgrund ihrer geringen Ausdehnung teilweise ein ganz anderes Verhalten als derselbe Stoff in homogener makroskopischer Menge In der Kernphysik und der Elementarteilchenphysik unterscheidet man Materie anhand der vorkommenden Teilchenarten z B Kernmaterie Seltsame Materie Quark Gluon Plasma Antimaterie Antimaterie ist eine Form der Materie die aus den Antiteilchen derjenigen Elementarteilchen aufgebaut ist die die normale Materie bilden Nach den Gesetzen der Elementarteilchenphysik zeigen Antimaterie und normale Materie jeweils exakt das gleiche Verhalten Allerdings vernichten sie sich gegenseitig sobald sie zusammentreffen wobei Vernichtungsstrahlung entsteht In der Astronomie und Kosmologie wird die dunkle Materie betrachtet Die dunkle Materie ist durch ihre Gravitationswirkung belegt bisher aber bei allen anderen Versuchen der Beobachtung unsichtbar geblieben Ausser ihrer Masse ist uber ihre Natur nichts naheres bekannt Zur Unterscheidung von der dunklen Materie wird die normale Materie zusammenfassend als baryonische Materie bezeichnet Teilchenstrahlung besteht aus schnell bewegten Materieteilchen Diese Form der Materie gehort zu keinem bestimmten Aggregatzustand und befindet sich weit ausserhalb des thermischen Gleichgewichts Teilchenstrahlung kann elektrisch geladen z B Kathodenstrahlung Ionenstrahlung Alphastrahlung Betastrahlung oder elektrisch neutral sein z B Neutronenstrahlung Molekulstrahlung Unter Bedingungen die weit vom Alltaglichen entfernt sind kann Materie sich so ungewohnt verhalten dass sie eine eigene Bezeichnung erhalt Als warme dichte Materie wird ein Zustand makroskopischer Materie bezeichnet der ebenso sehr einem extrem verdichteten Plasma wie einem extrem heissen Festkorper entspricht Von entarteter Materie spricht man wenn spezielle quantenmechanische Effekte die Eigenschaften einer Materiemenge stark vom normalen Verhalten gemass der klassischen Physik abweichen lassen Beispiele findet man bei sehr tiefer Temperatur im Bose Einstein Kondensat und in der Suprafluiditat bei normalen Bedingungen auch im Fermi Gas der metallischen Leitungselektronen Vorkommen Bearbeiten Sterne und die Milchstrasse am Nachthimmel Im Universum gibt es etwa 1022 bis 1023 Sterne Die Gesamtmasse der baryonischen Materie im beobachtbaren Universum die sich in einem kugelformigen Volumen mit einem Radius von ca 46 Milliarden Lichtjahren verteilt wird auf 1 5 1053 kg geschatzt inklusive Dunkler Materie waren es ziemlich genau 1054 kg 11 Gemass dem Lambda CDM Modell dem aktuellen Standardmodell der Kosmologie liegen etwa 17 12 der gesamten Masse in Form von baryonischer Materie vor also Materie bei der Protonen und Neutronen den grossten Teil der Masse ausmachen Ein Teil der baryonischen Materie befindet sich in den insgesamt zirka 1022 bis 1023 Sternen die in Form von Galaxien Galaxienhaufen und Superhaufen die Struktur des Kosmos bilden Ein kleiner Teil der Materie befindet sich nach dem Gravitationskollaps des vorher existierenden Sterns in einem der zahlreichen Schwarzen Locher und macht sich nur noch durch Gravitation bemerkbar Den restlichen Teil der baryonischen Materie bezeichnet man als Interstellare Materie oder als Intergalaktische Materie je nachdem ob sie sich innerhalb einer Galaxie oder zwischen den Galaxien befindet Es handelt sich um Gas Staub und grossere Klumpen wie z B Planeten Das Gas zum grossten Teil Wasserstoff liegt atomar oder ionisiert vor Den Grossteil der Masse des Universums stellt die nicht baryonische Dunkle Materie die nicht leuchtet und bisher nur aus ihren Gravitationseffekten erschlossen wird Ihre grossraumige Verteilung scheint demnach stark der Verteilung der leuchtenden Materie zu ahneln Das wird nach dem kosmologischen Standardmodell so verstanden dass sich zuerst die Dunkle Materie ansammeln konnte und Halos bildete in deren Gravitationsfeld sich dann die baryonische Materie konzentrierte und Sterne bilden konnte Uber die Natur der Dunklen Materie gibt es bisher keine gesicherten Erkenntnisse In den hierzu vorgeschlagenen Deutungen spielen unter anderem die noch spekulativen Supersymmetrischen Partner der bekannten Teilchen eine Rolle Entstehung von Materie Bearbeiten Hauptartikel Urknall Primordiale Nukleosynthese und Nukleosynthese Den Urknall stellt man sich im kosmologischen Standardmodell als den heissen energiereichen Beginn der Raumzeit vor und durch den Energieinhalt auch als den Beginn der Materie Da die bisherigen physikalischen Theorien von der Existenz der Raumzeit abhangen lasst sich der Zustand des Universums erst ab Ende der Planck Ara nach dem Urknall beschreiben Die Temperatur wird auf ca 1030 K geschatzt und das Universum dehnt sich seither aus und kuhlt sich ab Schrittweise frieren in aufeinanderfolgenden Symmetriebrechungen die Elementarteilchen aus reagieren und rekombinieren bis nach der Baryogenese und der weitgehenden gegenseitigen Vernichtung von Teilchen mit Antiteilchen das heutige Ubergewicht von Materie uber Antimaterie herrscht Im Anschluss entstehen die Kerne der schweren Wasserstoffisotope Deuterium und Tritium sowie der Isotope des Heliums und Lithiums Nach weiterer Abkuhlung konnen sich die so entstandenen Kerne mit Elektronen zu neutralen Atomen verbinden Die Materie liegt dann in Gas bzw Staubform vor bis sich durch ihre Gravitation die ersten Sterne bilden Bei genugenden Werten von Druck und Dichte in ihrem Inneren zundet die Kernfusion und fuhrt zur Bildung der Elemente bis etwa zum Eisen Schwerere Elemente werden durch Neutroneneinfange und anschliessende Betazerfalle erzeugt teils in AGB Sternen teils in Supernovae Literatur BearbeitenStephen G Brush Statistical Physics and the Atomic Theory of Matter From Boyle and Newton to Landau and Onsager Princeton University Press Princeton N J 1983 Max Jammer Der Begriff der Masse in der Physik 3 Aufl Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1981 ISBN 3 534 01501 0 Erwin Schrodinger What is matter In Scientific American 189 1953 S 52 57 PDF Klaus Stierstadt Physik der Materie VCH Verlagsgesellschaft Weinheim 1989 online Hermann Weyl Was ist Materie zwei Aufsatze zur Naturphilosophie Springer Berlin 1924 Hermann Weyl Raum Zeit Materie Vorlesungen uber Allgemeine Relativitatstheorie 8 Auflage Springer 1993 zuerst 1918 5 Auflage 1922 Online Roberto Toretti The Philosophy of Physics insb Kap 1 3 Modern Matter Cambridge University Press 1999Weblinks Bearbeiten Wikiquote Materie Zitate Wiktionary Materie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wie ist Materie entstanden Film des Karlsruher Institut fur Technologie KIT zur Entstehung der MaterieEinzelnachweise Bearbeiten Roger Penrose The mass of the classical vacuum In Simon Saunders Harvey R Brown Hrsg The Philosophy of Vacuum Clarendon Press Oxford 1991 ISBN 0 19 824449 5 S 21 26 englisch Dudley Shapere Matter In AccessScience McGraw Hill 2021 abgerufen am 27 Mai 2023 englisch P Hucklenbroich Der physikalische Begriff der Materie In Artikel Materie in Historisches Worterbuch der Philosophie Band 5 1980 S 922 Max Jammer Der Begriff der Masse in der Physik Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1964 Concepts of Mass in Classical and Modern Physics Harvard 1961 Isaac Newton Philosophiae Naturalis Principia Mathematica Vorrede zur 3 Auflage Erklarungen Deutsche Ubersetzung Marie Boas Hall Robert Boyle and Seventeenth Century 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