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Das beobachtbare Universum ist im Standardmodell der Kosmologie der Teil des Universums der im Prinzip von der Erde durch Beobachtung zuganglich ist Unter der Annahme dass das Universum isotrop ist besitzt das von der Erde aus beobachtbare Universum die Gestalt einer Kugel mit dem Beobachter auf der Erde im Mittelpunkt Dies ist unabhangig von der Form des Universums im Ganzen Es gibt verschiedene Ansatze den Radius dieser Kugel zu bestimmen Jeder Ort hat sein eigenes beobachtbares Universum das sich mit dem eines anderen uberlappen kann aber nicht muss Kunstlerische Darstellung des beobachtbaren Universums in logarithmischer Skalierung und Zentrierung auf das Sonnensystem Abgebildet sind die inneren und ausseren Planeten des Sonnensystems der Kuipergurtel die Oortsche Wolke Alpha Centauri der Perseusarm die Milchstrasse der Andromedanebel Nachbargalaxien Filamente und Voids die kosmische Hintergrundstrahlung und der Plasmazustand kurz nach dem Urknall source source source source source source source track track Video Welche Form hat das Universum Inhaltsverzeichnis 1 Beobachtungshorizont 1 1 Zusammenhang mit dem Skalenfaktor 1 2 Konforme Zeit 1 3 Kosmische Hintergrundstrahlung als Grenze 1 4 Rotverschiebung 2 Hubble Radius 3 Ereignishorizont 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBeobachtungshorizont BearbeitenDer Beobachtungshorizont oder auch Partikelhorizont begrenzt den Teil des Universums von dem die Erde seit dem Urknall Informationen erreicht haben konnen Die Entfernung bis zum Beobachtungshorizont ist jedoch nicht durch das Alter des Universums multipliziert mit der Lichtgeschwindigkeit gegeben Sie betragt also nicht 13 8 Milliarden Lichtjahre Mit Daten die der Planck Satellit bereitstellte wurde der Beobachtungshorizont auf 46 3 Milliarden Lichtjahre beziffert 1 Es ist namlich zu berucksichtigen dass sich das Universum weiter ausgedehnt hat wahrend sich das Licht vom Beobachtungshorizont zur Erde bewegte d h bereits zuruckgelegte Strecken sind nachtraglich langer geworden 2 Die entferntesten Objekte deren Licht wir heute wahrnehmen konnen befanden sich zu der Zeit als sie dieses Licht aussandten in einer Entfernung von gerade einmal 40 Millionen Lichtjahren zur Erde kaum naher als der damalige Ereignishorizont Heute trennen die Menschheit von diesen Objekten die besagten 46 3 Milliarden Lichtjahre Da sie aber schon seit langer Zeit den Ereignishorizont uberschritten haben gibt es keine Moglichkeit jemals etwas uber die derzeitigen Vorgange in dieser Entfernung zu erfahren Das Verhaltnis dieser Entfernungen ist der Faktor der Expansion des Universums uber diesen Zeitraum und zugleich die Rotverschiebung Oft wird auch die gleichwertige umgekehrte Betrachtung zur Definition benutzt Der Partikelhorizont ist dann die Kugeloberflache bis zu der lichtschnelle Strahlung vorgedrungen ware wenn sie am Standpunkt der Erde unmittelbar nach dem Urknall ausgesendet worden ware und sich ungehindert hatte ausbreiten konnen Zusammenhang mit dem Skalenfaktor Bearbeiten Die Entfernung zum heutigen Partikelhorizont r p displaystyle r p nbsp ergibt sich aus dem Integral uber den Kehrwert der Skalenfunktion 3 4 r p c 0 t 0 a 0 a t d t displaystyle r p c int 0 t 0 frac a 0 a t mathrm d t nbsp wobei c displaystyle c nbsp die Lichtgeschwindigkeit ist und t displaystyle t nbsp die Zeit die beim Urknall mit a 0 0 displaystyle a 0 0 nbsp zu Null festgelegt wird t 0 displaystyle t 0 nbsp ist gleich dem heutigen Weltalter Die Grosse a t displaystyle a t nbsp ist der Skalenfaktor der die jeweilige relative Ausdehnung des Universums angibt a 0 displaystyle a 0 nbsp ist der heutige Wert des Skalenfaktors bei t 0 displaystyle t 0 nbsp und ist konventionell auf 1 festgelegt Es gilt also a 0 a t 0 1 displaystyle a 0 a t 0 1 nbsp Wenn das Integral fur ein gegebenes a t displaystyle a t nbsp divergiert so besitzt das zugehorige Universum keinen Partikelhorizont Konforme Zeit Bearbeiten Das Integral wird konforme Zeit h displaystyle eta nbsp genannt Da a t displaystyle a t nbsp schwierig zu berechnen ist wandelt man das Integral so um dass uber die Rotverschiebung z displaystyle z nbsp oder den Skalenfaktor a displaystyle a nbsp integriert wird h 0 t 0 1 a t d t 0 a 0 d t a d a d a 0 1 1 a 2 H a d a 0 1 H z d z displaystyle eta int 0 t 0 frac 1 a t mathrm d t int 0 a 0 frac mathrm d t a cdot mathrm d a mathrm d a int 0 1 frac 1 a 2 H a mathrm d a int 0 infty frac 1 H z mathrm d z nbsp Mit dem Expansionsfaktor E H H 0 displaystyle E H H 0 nbsp ergibt dies h 1 H 0 0 1 E z d z 1 H 0 0 1 1 a 2 E a d a displaystyle eta frac 1 H 0 int 0 infty frac 1 E z mathrm d z frac 1 H 0 int 0 1 frac 1 a 2 E a mathrm d a nbsp wobei H 0 displaystyle H 0 nbsp die Hubble Konstante ist Die konforme Zeit fur ein anderes Weltalter t displaystyle t nbsp bzw Rotverschiebung z t displaystyle z t nbsp oder Skalenfaktor a t displaystyle a t nbsp ergibt sich durch Einsetzen des jeweiligen Wertes in die entsprechende Grenze des Integrals h t 1 H 0 z t 1 E z d z 1 H 0 0 a t 1 a 2 E a d a displaystyle eta t frac 1 H 0 int z t infty frac 1 E z mathrm d z frac 1 H 0 int 0 a t frac 1 a 2 E a mathrm d a nbsp Kosmische Hintergrundstrahlung als Grenze Bearbeiten nbsp Vereinfachte Darstellung des beobachtbaren Universums Zeitachse nach oben Raumdimensionen waagerecht nach aussen theoretischer Beobachtungshorizont als ausserer und kosmische Hintergrundstrahlung bzw tatsachlicher Beobachtungshorizont als innerer Kegel zwischen beiden hellgrau dargestellt das undurchsichtige Plasma Die uber die Zeit ungleichmassige Expansion des Universums ist nicht dargestellt nbsp Darstellung des beobachtbaren Universums und seiner Horizonte mit Berucksichtigung der uber die Zeit ungleichmassigen Expansion des Universums 5 Die grau gestrichelten Linien zeigen den Hubblefluss In der Praxis ist fur elektromagnetische Strahlung bei den meisten Wellenlangen der Beobachtungshorizont geringfugig naher weil das fruhe Universum fur Licht undurchlassig war Die am weitesten zuruckliegende Information und damit die Information uber die am weitesten entfernten Bereiche die man uber elektromagnetische Wellen erhalt stammt aus der Zeit von etwa 380 000 Jahren nach dem Urknall als das Universum durchsichtig wurde Diese als kosmische Hintergrundstrahlung bekannte Strahlung stammt also vom Rand des heute beobachtbaren Universums Rotverschiebung Bearbeiten Die Strahlung die wir von einem Objekt beobachten ist umso starker rotverschoben je naher es dem Beobachtungshorizont ist Fur Objekte direkt am Beobachtungshorizont ist die Rotverschiebung unendlich Allerdings ist die Annahme falsch dass sich Objekte am Beobachtungshorizont heute mit Lichtgeschwindigkeit von der Erde weg bewegen wie man das bei einer Interpretation der kosmologischen Rotverschiebung als Dopplereffekt meinen konnte Objekte am Beobachtungshorizont entfernen sich scheinbar mit mehr als 3 facher Lichtgeschwindigkeit von der Erde Das steht nicht im Widerspruch zur Relativitatstheorie weil die Expansion des Universums keine Bewegung im Raum sondern eine Expansion des Raumes selbst ist Heute ist wie gesagt auch keine Informationsubertragung von einem Objekt am Beobachtungshorizont zur Erde oder umgekehrt mehr moglich Hubble Radius BearbeitenDer Hubble Radius bezeichnet diejenige Entfernung bei der die Geschwindigkeit einer entfernten Galaxie aufgrund der Expansion des Universums gerade der Lichtgeschwindigkeit c displaystyle c nbsp entspricht Die zugehorige Sphare wird dementsprechend auch Hubble Sphare genannt Die Geschwindigkeit aufgrund der Expansion des Universums wird Flucht oder Rezessionsgeschwindigkeit oder Hubble Flow genannt 6 Der Hubble Flow bestimmt sich nach dem Hubble Gesetz innerhalb derselben Foliation gleichen Alters kann also nicht unmittelbar beobachtet werden v r e z H t D t displaystyle v rez H t D t nbsp Der Hubble Radius ist umgekehrt proportional zum Hubble Parameter und berechnet sich gemass r H c H t displaystyle r H frac c H t nbsp Mitbewegte Objekte innerhalb der Hubble Sphare entfernen sich von der Erde mit einer Geschwindigkeit kleiner als c displaystyle c nbsp Objekte ausserhalb mit Uberlichtgeschwindigkeit Liegt zusatzlich zum Hubble Flow eine Pekuliargeschwindigkeit vor kann diese dazu addiert werden Ein ausgehendes Photon am Hubble Radius wurde sich beispielsweise mit 2 c displaystyle 2 c nbsp von der Erde entfernen und ein eingehendes mit 0 c displaystyle 0 c nbsp Der Hubble Radius vergrossert sich mit dem Akzelerationsparameter oder auch Bremsparameter q displaystyle q nbsp mit einer Geschwindigkeit von derzeit 0 472 5 c displaystyle 0 4725 c nbsp v r H c 1 q c 1 a a a 2 displaystyle v rH c 1 q c left 1 frac a ddot a dot a 2 right nbsp Der momentane Hubble Radius betragt etwa 14 4 Milliarden Lichtjahre Eine Rotverschiebung z displaystyle z nbsp lasst sich nicht sinnvoll zuordnen da Licht die Erde noch nicht erreicht hat Ein Objekt das wir heute sehen und das eine mitbewegte Entfernung des Hubble Radius aufweist hat eine Rotverschiebung von z 1 465 displaystyle z 1 465 nbsp Der Hubble Radius startet gemass Standardmodell der Kosmologie beim Urknall mit dem Wert Null steigt anschliessend stark bis zum heutigen Wert an und wird in 113 Milliarden Jahren bei einem Wert von 17 55 Milliarden Lichtjahren stagnieren Der Hubble Parameter ist entsprechend seit dem Urknall stark gefallen und fallt auch heute noch weiter bis zum Wert c L 3 displaystyle textstyle c sqrt Lambda 3 nbsp 55 708 km s Mpc in einem leeren Universum L displaystyle Lambda nbsp ist die Kosmologische Konstante Ereignishorizont BearbeitenDer Ereignishorizont gibt an wie weit ein Objekt heute maximal von der Erde entfernt sein darf sodass sein Licht die Erde in einem theoretischen Grenzwert in der unendlichen Zukunft gerade noch prinzipiell erreichen kann 4 Es scheint zunachst dass diese Entfernung deckungsgleich mit dem Hubble Radius sein musste da Lichtstrahlen die Erde gerade dann nie erreichen konnen wenn sie in einem Bereich ausgesendet werden der sich mit Uberlichtgeschwindigkeit von der Erde entfernt Tatsachlich liegt der Ereignishorizont etwas weiter entfernt da sich der Hubble Radius noch vergrossert Im Standardmodell liegt der Ereignishorizont bei 3 L 17 55 displaystyle sqrt 3 Lambda 17 55 nbsp Mrd Lichtjahren 7 Durch die Dynamik der Ausdehnung des Universums wachst der Hubble Radius mit der Zeit an Daher werden in Zukunft manche Objekte beobachtbar werden die heute bzw zur Zeit der Emission des Lichtes noch hinter dem damaligen Hubble Radius waren Andererseits werden Objekte die hinter dem endgultigen Hubble Radius verschwinden fur immer unsichtbar bleiben Ereignisse und Objekte hinter dem kosmologischen Ereignishorizont stehen in keinem kausalen Zusammenhang mit der Menschheit Es kann von dort keinerlei Information zur Menschheit gelangen Dies schliesst nicht aus dass derartige Objekte beim Blick in die Vergangenheit sichtbar sind selbst wenn sie selbst nie innerhalb des Hubble Radius waren So stammt z B die Hintergrundstrahlung von Regionen die damals uber 41 Millionen Lichtjahre entfernt waren was dem 62 fachen des damaligen Hubble Radius von 660 000 Lichtjahren entspricht und heute sind sie 45 Milliarden Lichtjahre entfernt was gut dem dreifachen heutigen Hubble Radius entspricht Dies ist durch die Verlangsamung der absoluten Expansion und die Vergrosserung des Hubble Radius moglich Weblinks BearbeitenThe Distance Scale of the Universe Bei AtlasOfTheUniverse com David W Hogg Distance measures in cosmology Dez 2000 arxiv astroph 9905116 Millennium Simulation of structure forming Max Planck Institut fur Astrophysik Garching Deutschland Jolene Creighton The Inevitable Abyss Each Year We Lose Yet Another Section of The Universe auf sciencealert vom 29 Mai 2020Einzelnachweise Bearbeiten Paul Halpern Nick Tomasello Size of the Observable Universe Advances in Astrophysics 3 November 2016 abgerufen am 6 Juni 2023 englisch Frequently Asked Questions in Cosmology Englisch Auf Astro ucla edu Abgerufen am 20 April 2013 Torsten Fliessbach Allgemeine Relativitatstheorie 4 Auflage ISBN 3 8274 1356 7 S 321 a b Tamara M Davis Charles H Lineweaver Expanding Confusion common misconceptions of cosmological horizons and the superluminal expansion of the universe In Publications of the Astronomical Society of Australia 21 Jahrgang Nr 1 2004 S 97 doi 10 1071 AS03040 arxiv astro ph 0310808 bibcode 2004PASA 21 97D englisch Tamara Davis Charles Lineweaver Expanding Confusion S 3 arxiv astro ph 0310808 Tamara Davis Charles Lineweaver Expanding Confusion S 18 arxiv astro ph 0310808 Charles Lineweaver Tamara M Davis Misconceptions about the Big Bang Scientific American 2005 abgerufen am 6 November 2008 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Beobachtbares Universum amp oldid 235750590