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Dieser Artikel behandelt kernphysikalische Reaktionen Fur die Nutzung zur Stromerzeugung siehe Fusionsenergie Zur auch Kernverschmelzung genannten Verschmelzung von Keimzellen bei der geschlechtlichen Fortpflanzung siehe Befruchtung Als Kernfusion werden Kernreaktionen bezeichnet bei denen je zwei Atomkerne zu einem neuen Kern verschmelzen Kernfusionsreaktionen sind die Ursache dafur dass die Sonne und alle leuchtenden Sterne Energie abstrahlen Fusion eines Deuterium und eines Tritiumkernes zu einem Heliumkern unter Freisetzung eines Neutrons Die entstehende Energie von 17 59 MeV wird als kinetische Energie des Helium kernes und des Neutrons freigesetzt Bindungsenergie pro Nukleon in Abhangigkeit der Anzahl der Nukleonen source source source source source source source source source source source source source source Video Kernfusion in der SonneVon entscheidender Bedeutung fur das Zustandekommen einer Fusion ist der Wirkungsquerschnitt das Mass fur die Wahrscheinlichkeit dass zusammenstossende Kerne miteinander reagieren Ausreichend gross ist der Wirkungsquerschnitt meist nur dann wenn die beiden Kerne mit hoher Energie aufeinander prallen Diese ist notig um die Coulombbarriere die elektrische Abstossung zwischen den positiv geladenen Kernen zu uberwinden oder ihr schmales Maximum zu durchtunneln Jenseits der Barriere bei einem Abstand von nur noch etwa 10 15 m uberwiegt die Anziehung durch die starke Wechselwirkung und die Kerne verschmelzen miteinander Fusionsreaktionen konnen exotherm Energie abgebend oder endotherm Energie aufnehmend sein Exotherme Fusionsreaktionen konnen die hohen Temperaturen aufrechterhalten die notig sind damit die thermische Energie zu weiteren Fusionsreaktionen fuhren kann Solche thermonuklearen Prozesse laufen in Sternen und Fusionsbomben unter extremem Druck ab Im Gegensatz zur Kernspaltung ist eine Kettenreaktion mit Fusionsreaktionen nicht moglich Die oben abgebildete Fusionsreaktion als thermonuklearer Vorgang soll in Zukunft der Stromerzeugung in Kernfusionsreaktoren dienen Kerne von Deuterium 2H und Tritium 3H verschmelzen zu einem Heliumkern 4He unter Freisetzung eines Neutrons n sowie von Energie 3 5 MeV 14 1 MeV In der Abbildung darunter ist die Bindungsenergie pro Nukleon der Nuklide dargestellt Energie wird frei bei Reaktionen in aufsteigender Richtung der Kurve bzw wird benotigt bei abfallender Richtung Die Fusion von Wasserstoff H zu Helium 4 setzt besonders viel Energie frei Inhaltsverzeichnis 1 Erforschung der Kernfusion 1 1 Geschichte der Fusionsforschung aus der Kernwaffenentwicklung 2 Energiebilanz 3 Stellare Kernfusion 4 Kernfusionsreaktionen fur technische Energiegewinnung 4 1 Mogliche Einsatzstoffe und Reaktionen 4 2 Deuterium Tritium 4 3 Deuterium Deuterium 4 4 Deuterium Helium 3 und Helium 3 Helium 3 4 5 Weitere denkbare Brennstoffe 4 6 Kernfusion mit polarisierten Teilchen 4 7 Kalte Fusion 5 Technische Anwendungen 5 1 Stromerzeugung 5 2 Physikalische Forschung Neutronenquellen 5 3 Atomwaffen 6 Literatur 6 1 Berichte und Andere 6 2 Fachartikel 6 3 Fachbucher oder Monographien 6 4 Historisch und Klassiker 7 Weblinks 7 1 Videos 7 2 Fachseiten 8 EinzelnachweiseErforschung der KernfusionSchon die erste beobachtete Kernreaktion war eine endotherme Fusionsreaktion Sie wurde lange vor der Kernspaltung durch Ernest Rutherford im Jahre 1917 bei Experimenten mit Alphateilchen entdeckt Es zeigten sich Protonen relativ hoher Energie die nur auftraten wenn das bestrahlte Gas Stickstoff enthielt 1 Diese Kernreaktion heisst in heutiger Schreibweise 14N a p 17O oder ausfuhrlich geschrieben 14 N 4 H e 17 O 1 H 1 2 M e V displaystyle 14 mathrm N 4 mathrm He rightarrow 17 mathrm O 1 mathrm H 1 2 mathrm MeV nbsp Diese Umwandlung von Stickstoff in Sauerstoff stand wie der Alphazerfall selbst im Widerspruch zur klassischen Theorie nach der die Coulombbarriere nur mit ausreichend Energie uberwunden werden kann Erst 1928 konnte George Gamow solche Vorgange auf der Basis der neuen Quantenmechanik mit dem Tunneleffekt erklaren Schon 1920 hatte Arthur Eddington aufgrund der genauen Messungen von Isotopenmassen durch Francis William Aston 1919 Fusionsreaktionen als mogliche Energiequelle von Sternen vorgeschlagen Da aus spektroskopischen Beobachtungen bekannt war dass Sterne zum Grossteil aus Wasserstoff bestehen kam hier dessen Verschmelzung zu Helium in Betracht 1939 veroffentlichte Hans Bethe verschiedene Mechanismen wie diese Reaktion in Sternen ablaufen konnte 2 Die erste im Labor gezielt durchgefuhrte Fusionsreaktion war der Beschuss von Deuterium mit Deuteriumkernen 1934 durch Mark Oliphant Assistent von Rutherford und Paul Harteck 3 4 Die Fusion dieses in Sternen allerdings seltenen Wasserstoffisotops verzweigt in zwei Produktkanale 2 H 2 H 3 H e 1 n 3 3 M e V displaystyle 2 mathrm H 2 mathrm H rightarrow 3 mathrm He 1 mathrm n 3 3 mathrm MeV nbsp 2 H 2 H 3 H 1 p 4 0 M e V displaystyle 2 mathrm H 2 mathrm H rightarrow 3 mathrm H 1 mathrm p 4 0 mathrm MeV nbsp Geschichte der Fusionsforschung aus der Kernwaffenentwicklung Die technische Nutzung der thermonuklearen Kernfusion wurde zunachst mit dem Ziel der militarischen Waffenentwicklung Projekt Matterhorn 5 heute das Princeton Plasma Physics Laboratory verfolgt Ebenfalls wurde die Forschung der kontrollierten Fusion Projekt Sherwood 6 1951 1958 in dem ersten Jahrzehnt nach dem Zweiten Weltkrieg Geheim gehalten Die USA waren seit 1945 die Sowjetunion seit 1949 im Besitz der auf der Kernspaltung basierenden Atombombe In der Folgezeit entwickelten Edward Teller und Stanislaw Ulam Leitung u a J Carson Mark in den USA ein Konzept zum Bau einer Wasserstoffbombe die auf der Kernfusion beruht und eine wesentlich hohere Sprengkraft versprach Am 1 November 1952 wurde die erste Wasserstoffbombe namens Ivy Mike im Eniwetok Atoll im Pazifik gezundet Damit war der Nachweis erbracht dass auch auf der Erde grosse Energiemengen durch Kernfusion freigesetzt werden konnen Im Jahr 1958 wurden die Forschungsergebnisse und das nicht kernwaffenspezifische Wissen zur Kernfusion aus der Geheimhaltung verabschiedet und veroffentlicht 7 EnergiebilanzIst die Masse der bei der Fusion entstandenen Kerne bzw Teilchen geringer als die Summe der Masse der Ausgangskerne wird die Massendifferenz D m displaystyle Delta m nbsp wie bei jeder Kernreaktion nach der von Einstein stammenden Masse Energie Aquivalenzformel E D m c 2 displaystyle E Delta mc 2 nbsp in Form von Energie freigesetzt als kinetische Energie der Reaktionsprodukte und u U als elektromagnetische Strahlung Exotherme also Energie freisetzende Fusionsreaktionen treten nur bei der Verschmelzung leichter Kerne auf da die Bindungsenergie pro Nukleon mit steigender Massenzahl nur bis zum Element Nickel Isotop 62Ni zunimmt Sehr gross ist sie jedoch bei Helium 4 erzeugenden Reaktionen Die Umsetzung von einem Gramm Deuterium Tritium Gemisch in einem Kernfusionsreaktor wurde eine thermische Energie von rund 100 Megawattstunden MWh oder 12 3 t SKE liefern Die bisherigen Experimente zur kontrollierten thermonuklearen Fusion weisen noch keine positive Energiebilanz auf Am erfolgreichsten war bisher die britische Anlage JET Joint European Torus die eine Spitzenleistung von 16 MW fur weniger als eine Sekunde erreichen konnte Dabei konnten 65 Prozent der hineingesteckten Energie als Fusionsenergie zuruckgewonnen werden 8 Stellare Kernfusion Hauptartikel Sternentwicklung nbsp Proton Proton Reaktion und Fortsetzung bis zur Bildung von He 4In vielen Sternen wie unserer Sonne steht eine lange Phase des Wasserstoffbrennens am Beginn der Entwicklung In dieser Zeit als Hauptreihenstern verschmelzen Protonen die Atomkerne des Wasserstoffs unter Energiefreisetzung zu Helium Dies geschieht in massig grossen Sternen hauptsachlich uber eine als Proton Proton Reaktion bekannte Reaktionskette bei hoheren Temperaturen gewinnt der Bethe Weizsacker Zyklus an Bedeutung In diesen Reaktionsketten werden Neutrinos mit charakteristischen Energieverteilungen gebildet deren Messung Aufschluss uber das Sonneninnere liefert 9 Wenn im Kern eines Hauptreihensterns der Wasserstoff knapp geworden ist beginnt die Fusion von Helium Grossere Sterne erzeugen infolge ihrer Masse auch einen starkeren Gravitationsdruck wodurch Dichte und Temperatur hohere Werte erreichen und am Ende auch schwerere Elemente durch Fusion entstehen Dieser Prozess fuhrt bis zu Kernen im Bereich des Maximums der Bindungsenergie pro Nukleon Massenzahlen um 60 mit Auslaufern bis etwa 70 Elemente mit noch grosseren Massenzahlen konnen hingegen nicht mehr auf diese Weise entstehen da solche Fusionen zunehmend endotherm sind d h weniger Energie liefern als sie fur ihre eigene Erhaltung benotigen Sie werden durch Neutronen s und r Prozess und Protonenanlagerung p Prozess gebildet siehe Supernova Kernkollaps Fusionsreaktionen mit verschiedenen Ausgangsstoffen benotigen verschieden hohe Temperaturen In Sternen laufen unterschiedliche Reaktionen nacheinander ab Ist der Brennstoff fur eine Reaktion aufgebraucht so kontrahiert der Stern wodurch seine Zentraltemperatur steigt Eine neue Reaktion die diese hohere Temperatur benotigt kann dann einsetzen Kernfusionsreaktionen fur technische EnergiegewinnungSiehe auch Kernfusionsreaktor Mogliche Einsatzstoffe und Reaktionen Die p p Reaktion ist fur eine technische thermonukleare Nutzung viel zu langsam Selbst im Kern der Sonne liegt die mittlere Lebensdauer eines Protons bis zur Reaktion in der Grossenordnung von zehn Milliarden Jahren Aber auch alle fur die technische Nutzung in Frage kommenden Fusionsreaktionen erfolgen zwischen sehr leichten Atomkernen und ihr Energiegewinn erklart sich aus der Erzeugung von Helium 4 Kernen mit ihrer hohen Bindungsenergie pro Nukleon Eine der betrachteten Reaktionen die Proton Bor 11 Reaktion letzte Zeile der folgenden Tabelle ist gar keine Fusion im Sinne der obigen Definition es entsteht kein Kern der schwerer ist als die Ausgangskerne aber sie erzeugt pro reagierendem Kernpaar gleich drei Helium 4 Kerne Ublicherweise wird diese Reaktion mit zur Kernfusion gezahlt Die Konzepte fur Kernfusionsreaktoren basieren auf der Fusion von Deuterium und Tritium im Folgenden kurz DT Andere Fusionsreaktionen hatten zum Teil Vorteile gegenuber DT insbesondere hinsichtlich durch Aktivierung der Wandmaterialien entstehender Radioaktivitat oder leichterer Nutzbarmachung der Reaktionsenergie Sie stellen jedoch wegen kleineren Energiegewinns pro Einzelreaktion der Notwendigkeit wesentlich hoherer Plasmatemperaturen oder mangelnder Verfugbarkeit der Einsatzstoffe bis auf Weiteres nur theoretische Moglichkeiten der Energiegewinnung dar In der nachfolgenden Tabelle sind die moglichen Brennstoffe die Reaktionsprodukte und die freiwerdende Energie aufgefuhrt Bei Reaktionen mit verschiedenen moglichen Endprodukten sind die prozentualen Anteile der Reaktionskanale angegeben Gibt es nur zwei Produktteilchen haben diese bei vernachlassigter Stossenergie im Eingangskanal nach der Kinematik die angegebenen wohlbestimmten kinetischen Energien Bei Reaktionen mit mehr als zwei Produktteilchen lasst sich dagegen nur die freigesetzte Gesamtenergie angeben Nr Ausgangsstoffe Produkte 1 2D 3T 4He 3 5 MeV n0 14 1 MeV 2a 2D 2D 3T 1 01 MeV p 3 02 MeV zu 50 2b 2D 2D 3He 0 82 MeV n0 2 45 MeV zu 50 3 2D 3He 4He 3 6 MeV p 14 7 MeV 4 3T 3T 4He 2 n 11 3 MeV 5 3He 3He 4He 2 p 12 9 MeV 6a 3He 3T 4He p n 12 1 MeV zu 57 6b 3He 3T 4He 4 8 MeV 2D 9 5 MeV zu 43 7a 2D 6Li 2 4He je 11 2 MeV 7b 3He 4He n 1 8 MeV 7c 7Li 0 6 MeV p 4 4 MeV 7d 7Be 0 4 MeV n 3 0 MeV 8 p 6Li 4He 1 7 MeV 3He 2 3 MeV 9 3He 6Li 2 4He p 16 9 MeV 10 p 11B 3 4He 8 7 MeVDeuterium Tritium Fur irdische Kernfusionsreaktoren ist ein Gemisch aus gleichen Teilen der Wasserstoff Isotope Deuterium D und Tritium T der bei weitem aussichtsreichste Brennstoff Damit diese Fusionsreaktion Reaktion 1 in der obigen Tabelle selbststandig ablauft muss das Lawson Kriterium ein Mindestwert fur das Produkt aus Temperatur Teilchendichte und Energieeinschlusszeit erfullt sein Daraus ergibt sich eine benotigte Temperatur von ca 150 Mio K zehnmal hoher als im Kern der Sonne und ein Druck von einigen Bar mehrere Grossenordnungen geringer als im Kern der Sonne Bei diesen technisch erreichbaren Werten ist der Wirkungsquerschnitt der DT Reaktion weit grosser als der fur den ersten Schritt der Proton Proton Reaktion Zur Nutzung der DT Reaktion als Energiequelle auf der Erde werden in internationaler Zusammenarbeit Fusionsreaktoren mit magnetischem Einschluss des Plasmas entwickelt wobei es bisher 2020 vor allem darum geht ein stabiles Plasma zu erzeugen Dafur werden fast ausschliesslich Wasserstoff Deuterium oder Gemische daraus verwendet nur in seltenen Fallen auch das radioaktive Tritium Die meisten plasmaphysikalischen und technischen Probleme bezuglich Heizung Stabilisierung und Diagnostik konnen mit Wasserstoff und Deuterium untersucht werden Die fur das Erfullen des Lawson Kriteriums erforderliche Energieeinschlusszeit ist noch nicht erreicht die bisherigen Stand 2016 Versuchsanlagen sind dafur zu klein Die DT Fusion ist mit JET fur kurze Zeit demonstriert worden Ein physikalischer Energiegewinn d h eine Energiefreisetzung die die zur Plasmaaufheizung aufgewandte Energie ubersteigt soll mit ITER erreicht werden Die erste Stromproduktion ist mit DEMO vorgesehen Deuterium Deuterium Zwei Reaktionskanale sind etwa gleich haufig D D p T 4 0 M e V displaystyle mathrm D mathrm D rightarrow mathrm p mathrm T 4 0 mathrm MeV nbsp D D n 3 H e 3 3 M e V displaystyle mathrm D mathrm D rightarrow mathrm n 3 mathrm He 3 3 mathrm MeV nbsp Fur eine Kraftwerksnutzung sind die Nachteile gegenuber DT der viel kleinere Energiegewinn und der viel kleinere Wirkungsquerschnitt was die erforderliche Einschlusszeit erhoht Bei nennenswertem Umsatz der DD Reaktion insbesondere in Bomben tritt als Folgereaktion die DT Reaktion auf sowie zusatzlich die Reaktionen p T 4 H e g 19 8 M e V displaystyle mathrm p mathrm T rightarrow 4 mathrm He gamma 19 8 mathrm MeV nbsp D 3 H e p 4 H e 18 3 M e V displaystyle mathrm D 3 mathrm He rightarrow mathrm p 4 mathrm He 18 3 mathrm MeV nbsp T T 2 n 4 H e 11 3 M e V displaystyle mathrm T mathrm T rightarrow 2 mathrm n 4 mathrm He 11 3 mathrm MeV nbsp Deuterium Helium 3 und Helium 3 Helium 3 Der Helium 3 Kern ist der Spiegelkern zum Tritiumkern er enthalt 2 Protonen und 1 Neutron statt 1 Proton und 2 Neutronen Die D 3He Reaktion Nr 3 der Tabelle oben bereits als Folgereaktion der Deuterium Deuterium Fusion aufgefuhrt liefert dementsprechend einen Helium 4 Kern und ein Proton von 15 MeV Energie Allerdings muss die hohere Abstossung des doppelt geladenen Helium 3 Kerns uberwunden werden Die Umsetzung der kinetischen Energie des Protons in nutzbare Form ware einfacher als beim Neutron Gleichzeitig wurden auch Deuteriumionen untereinander zu Protonen und Tritium oder zu Neutronen und Helium 3 reagieren Dadurch wurden sich ebenfalls Neutronen bilden Wird das Tritium nicht aus dem Reaktionsgas entfernt kommt es auch durch D T Reaktionen zur Neutronenfreisetzung In einem allein mit 3He betriebenen Fusionsreaktor Reaktion 5 gabe es noch viel weniger Radioaktivitat da nur ein He 4 Kern und Protonen entstehen Allerdings mussten fur die Reaktion 3 H e 3 H e 4 H e 2 p 12 9 M e V displaystyle mathrm 3 He 3 He rightarrow 4 He 2 p 12 9 MeV nbsp noch grossere Abstossungskrafte uberwunden werden Bei den hohen Temperaturen des Plasmas wurde mit einer gewissen Reaktionsrate durch inversen Beta Zerfall aus He 3 und Elektronen Tritium entstehen Eine grundsatzliche Schwierigkeit liegt in der Verfugbarkeit von He 3 das auf der Erde nur in geringer Menge vorhanden ist Grossere Mengen He 3 sind in Mondgestein nachgewiesen worden Fur eine mogliche Gewinnung auf dem Mond und Transport zur Erde mussten die technische Machbarkeit nachgewiesen und das Kosten Nutzen Verhaltnis abgewogen werden Weitere denkbare Brennstoffe Der He 4 Atomkern weist im Vergleich zu seinen Nachbarnukliden eine besonders hohe Bindungsenergie pro Nukleon auf dies erklart den grossen Energiegewinn der DT Reaktion siehe oben und deshalb sind auch andere Reaktionen leichter Nuklide soweit sie He 4 erzeugen als Energiequelle denkbar 10 Die Schaffung der erforderlichen Bedingungen bereitet jedoch noch viel grossere Schwierigkeiten denn die Abstossung zwischen den mehrfach geladenen Atomkernen ist starker als zwischen den Wasserstoffkernen Ein Beispiel ist die Bor Proton Reaktion Nr 10 11 B p 3 4 H e 8 7 M e V displaystyle mathrm 11 B p rightarrow 3 4 He 8 7 MeV nbsp Sie hatte ebenso wie die 3He 3He Reaktion den Vorteil keine Neutronen freizusetzen Fur sie mussten im Vergleich zur DT Reaktion die Temperatur etwa zehnmal hoher und die Einschlusszeit 500 mal langer sein Die Energieverluste des Fusionsplasmas durch Bremsstrahlung stellen aufgrund der notigen hohen Temperaturen und der Kernladung des Bors eine bisher unuberwindbare physikalische Grenze dar Kernfusion mit polarisierten Teilchen Die Reaktionsraten der Fusionsreaktionen sind von einer eventuellen Spinpolarisation der beteiligten Ionen abhangig So konnte der Wirkungsquerschnitt der DT oder der D 3He Fusionsreaktion um bis zu 50 erhoht werden wenn die Spins der beteiligten Teilchen parallel ausgerichtet ware 11 Ausserdem konnten die bevorzugten Emissionsrichtungen der Reaktionsprodukte beeinflusst werden Damit liesse sich im Prinzip die Energieauskopplung etwas vereinfachen und die Lebensdauer der Blanketteile erhohen Allerdings ist offen wie die fur einen Reaktorbetrieb erforderlichen Mengen polarisierten Brennstoffs hergestellt in das Plasmagefass gebracht und dort gegen Depolarisationseffekte geschutzt werden konnen Kalte Fusion Kalte Fusion ist die Bezeichnung fur Kernfusionsreaktionen ohne heisses Plasma Damit sollte der Aufwand zur Energiegewinnung mittels Kernfusion uberschaubar bleiben Die meisten Verfahren entpuppten sich nach einem kurzen Hype in den 1980er Jahren als pathologische Wissenschaft ohne eigentliche Funktion oder praktischen Nutzen Eine Ausnahme ist die Pyrofusion die zwar prinzipiell funktioniert aber nur als Neutronenquelle jedoch nicht zur Energiegewinnung nutzbar ist Technische AnwendungenStromerzeugung Hauptartikel Fusionsenergie In internationaler Kooperation wird erforscht ob und wie sich Fusionsenergie zur Stromerzeugung nutzen lasst Der erste wirtschaftlich nutzbare Reaktor wird falls sich die technologischen Hindernisse uberwinden lassen und die politische Entscheidung zugunsten der neuen Technologie fallen sollte aus heutiger Sicht nicht vor 2050 erwartet 12 Unter der Voraussetzung dass fossile Brennstoffe wegen ihrer Klimaschadlichkeit zuruckgedrangt werden und die Kernfusion somit wirtschaftlich konkurrenzfahig ware konnte ein grosstechnischer Einsatz der neuen Technologie nach heutigem Erkenntnisstand im letzten Viertel des 21 Jahrhunderts erfolgen 13 14 15 Physikalische Forschung Neutronenquellen Fusionsreaktionen lassen sich wie andere Kernreaktionen mittels Teilchenbeschleunigern im Labor zu physikalischen Forschungszwecken durchfuhren Die oben genannte Deuterium Tritium Reaktion wird so zur Erzeugung schneller freier Neutronen verwendet Auch der Farnsworth Hirsch Fusor ist eine Quelle freier Neutronen fur Forschungs und technische Zwecke Atomwaffen In Wasserstoffbomben lauft die Deuterium Tritium Reaktion unkontrolliert ab wobei das Tritium meist erst wahrend der Explosion aus Lithium gewonnen wird Die grosste je getestete Wasserstoffbombe die Zar Bombe erreichte eine Sprengkraft von 57 Megatonnen TNT Aber auch viele Atombomben enthalten einige Gramm eines Deuterium Tritium Gemischs im Inneren der Hohlkugel aus Nuklearsprengstoff Nach Beginn der Kettenreaktion wird diese ausreichend aufgeheizt um die Kernfusion zu starten Die dabei in grosser Zahl freigesetzten Neutronen intensivieren die Kettenreaktion im Nuklearsprengstoff 16 Seit Einstellung der Kernwaffen Testexplosionen Kernwaffenteststopp Vertrag werden Fragen der Funktionssicherheit und der Weiterentwicklung von Atomwaffen unter anderem ausschliesslich mit Computersimulationen und Hochenergie Anlagen z B NIF untersucht Die dafur notigen genauen Materialparameter werden unter anderem durch Experimente zur lasergetriebenen Tragheitsfusion ermittelt Die Anlagen bzw Erkenntnisse aus den Experimenten erweisen sich als mogliche Vorreiter fur Fusionsreaktoren 17 LiteraturBerichte und Andere A Grunwald R Grunwald D Oertel H Paschen Kernfusion Sachstandsbericht Buro fur Technikfolgen Abschatzung beim Deutschen Bundestag TAB 2002 doi 10 5445 IR 1000102229 Gov uk Towards Fusion Energy The UK Government s Fusion Strategy Department for Business Energy amp Industrial Strategy 2021 englisch gov uk BMBF Positionspapier Fusionsforschung Auf dem Weg zur Energieversorgung von morgen Bundesministerium fur Bildung und Forschung BMBF 2023 bmbf de BMBF Memorandum Laser Inertial Fusion Energy Bundesministerium fur Bildung und Forschung BMBF 2023 bmbf de Fachartikel Alexander M Bradshaw Thomas Hamacher Kernfusion Eine nachhaltige Energiequelle der Zukunft Naturwissenschaftliche Rundschau 58 12 S 629 637 2005 ISSN 0028 1050Fachbucher oder Monographien Kyoji Nishikawa Masahiro Wakatani Plasma Physics Springer Berlin Heidelberg Berlin Heidelberg 2000 ISBN 978 3 642 08465 2 doi 10 1007 978 3 662 04078 2 Mitsuru Kikuchi Karl Lackner Minh Quang Tran Hrsg Fusion Physics Publication Division of Scientific and Technical Information International Atomic Energy Agency Band 1562 International Atomic Energy Agency Vienna 2012 ISBN 978 92 0 130410 0 iaea org PDF Francis F Chen Introduction to Plasma Physics and Controlled Fusion Springer International Publishing Cham 2016 ISBN 978 3 319 22308 7 doi 10 1007 978 3 319 22309 4 englisch Alexander Piel Plasma Physics Graduate Texts in Physics Springer International Publishing Cham 2017 ISBN 978 3 319 63425 8 doi 10 1007 978 3 319 63427 2 englisch Historisch und Klassiker Albert Simon An Introduction to Thermonuclear Research R A Charpie J V Dunworth Hrsg International Series of Monographs in Nuclear Energy XIV Plasma Physics and Thermonuclear Research Pergamon Press London New York Paris Los Angeles 1959 englisch Subrahmanyan Chandrasekhar Plasma Physics Phoenix Books University of Chicago Press 1962 englisch archive org Lyman Spitzer Physics of Fully Ionized Gases 2nd rev ed Dover ed Dover Publications Mineola N Y 2006 ISBN 978 0 486 44982 1 englisch archive org Originaltitel idem 1962 Samuel Glasstone Ralph H Lovberg Controlled Thermonuclear Reactions Robert E Krieger Publishing Company 1975 englisch archive org Weblinks nbsp Commons Kernfusion Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Kernfusion Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Videos Der Traum von der Kernfusion aus der Fernseh Sendereihe Hitec 23 Marz 2009 Brauchen wir die Kernfusion aus der Fernseh Sendereihe alpha Centauri ca 15 Minuten Erstmals ausgestrahlt am 2 Feb 2003 Thomas Klinger Was leistet die Kernfusion und wie sicher ist sie Interviewerin Susanne Pach hyperraum tv 2012 Fachseiten Princeton Plasma Physics Laboratory PPPL Fusion Basics Abgerufen am 24 September 2013 englisch Max Planck Institut fur Plasmaphysik Was ist Kernfusion In MPG IPP Abgerufen am 28 Juni 2023 Constantin Hafner Energiesouveranitat langfristig durch Kernfusion In Fraunhofer Gesellschaft Abgerufen am 28 Juni 2023 Einzelnachweise Ernest Rutherford Collision of a particles with light atoms IV An anomalous effect in nitrogen Philosophical Magazine 37 1919 S 581 587 Veroffentlichungstext Hans Bethe Energy Production in Stars Phys Rev 55 1939 S 434 456 Rutherford Oliphant Paul Harteck Transmutation effects observed with heavy hydrogen Proc Roy Soc A Band 144 1934 S 692 703 und unter dem gleichen Titel Nature Band 133 1934 S 413 The discovery of D D fusion EuroFusion 2010 Project Matterhorn Princeton University abgerufen am 28 Juni 2023 englisch Albert 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