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Als Coulombwall oder Coulombbarriere wird das Potential bezeichnet gegen das ein positiv geladenes Teilchen anlaufen muss um in den ebenfalls positiv geladenen Atomkern zu gelangen Dieses Potential beruht auf der Coulombkraft die zwischen zwei elektrischen Ladungen mit gleichem Vorzeichen abstossend wirkt Coulombwall in idealisierter DarstellungZur Uberwindung der Barriere benotigt das Teilchen nach der klassischen Mechanik eine Mindestenergie Nach der Quantenmechanik besteht dagegen auch bei geringerer Teilchenenergie eine gewisse Chance zur Durchtunnelung einer solchen Barriere Die endliche Hohe des Coulombwalls spielt bei vielen Kernreaktionen eine Rolle und erklart auch den Alphazerfall mancher Atomkerne denn ein geladenes Teilchen muss auch beim Verlassen des Kerns die Barriere entweder uberwinden oder durchtunneln 1 Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Hohe des Coulombwalls 3 Uberwindung des Coulombwalls 4 Tunneleffekt 5 Trivia 6 Siehe auch 7 EinzelnachweiseGrundlagen BearbeitenDas Potential um einen Atomkern und in seiner Nahe wird durch zwei grundverschiedene Wechselwirkungen Krafte bestimmt die elektromagnetische und die starke Wechselwirkung Kernkraft Die langreichweitige elektromagnetische Wechselwirkung bewirkt in Form der Coulombkraft benannt nach Charles Augustin de Coulomb eine Abstossung zwischen einem positiv geladenen Teilchen und dem ebenfalls positiv geladenen Atomkern Das Potential ist proportional zur elektrischen Ladung des Kerns und nimmt mit kleinerem Abstand r proportional zu 1 r zu Auf ungeladene Teilchen zum Beispiel Neutronen wirkt die Coulombkraft nicht Die starke Wechselwirkung ist generell sehr viel starker als die Coulombkraft hat aber nur eine kurze Reichweite in der Grossenordnung des Durchmessers von Proton und Neutron Dadurch bildet sich ein anziehendes Kernpotential das man naherungsweise als Topf mit scharfem Rand darstellen kann der in etwa die raumliche Ausdehnung des Atomkerns hat Die Tiefe des Potentialtopfes ist fur alle Atomkerne ungefahr gleich nimmt also im Gegensatz zum Coulombpotential nicht mit der Zahl der Protonen zu 2 Die Summierung beider Effekte ergibt ein bindendes oder quasibindendes Potential Die Potentialbarriere mit ihrer endlichen Hohe wird als Coulomb wall bezeichnet obwohl sie erst durch das Zusammenwirken der beiden verschiedenen Grundkrafte zustande kommt Ihre effektive Hohe hangt neben der Ladung des Atomkerns und der Ladung des einlaufenden Teilchens auch vom Drehimpuls des einlaufenden Teilchens ab Hohe des Coulombwalls BearbeitenWenn ein Projektil der Ladungszahl Z2 auf einen Atomkern mit der Ladungszahl Z1 als Target trifft und wenn man vereinfachend annimmt dass der Atomkern einen scharfe Begrenzung beim Radius R hat und die raumliche Ausdehnung des Projektils vernachlassigbar ist so betragt die Hohe des Coulombwalls V C 1 4 p e 0 Z 1 Z 2 e 2 R a ℏ c Z 1 Z 2 R displaystyle V mathrm C frac 1 4 pi varepsilon 0 frac Z 1 Z 2 e 2 R alpha hbar c frac Z 1 Z 2 R nbsp In grober Naherung lasst sie sich in der Einheit MeV mit folgender Faustformel bestimmen V C Z 1 Z 2 A 3 M e V displaystyle V mathrm C approx frac Z 1 Z 2 sqrt 3 A mathrm MeV nbsp wobei A die Massenzahl des Targetkerns ist Generell ist der Coulombwall bei grosseren Kernen hoher Die hohere Ladungszahl Z1 wirkt sich starker aus als der vergrosserte Kernradius der mit A 3 textstyle sqrt 3 A nbsp zunimmt Uberwindung des Coulombwalls BearbeitenDamit Kernreaktionen stattfinden konnen muss das Projektil eine hohe Energie haben mit der es den Coulombwall uberwinden kann Fur kernphysikalische Experimente erreicht man dies mit Hilfe von Teilchenbeschleunigern Bei leichten Kernen kann auch die Energie naturlicher Alphastrahlung ausreichend sein wie bei der ersten nachgewiesenen Kernreaktion 14N a 17O p Die erforderliche Energie kann auch thermisch erreicht werden aber erst bei Temperaturen von vielen Millionen Kelvin etwa im Inneren der Sonne oder bei der Zundung von Wasserstoffbomben Tunneleffekt BearbeitenDer Coulombwall ist auch zu berucksichtigen wenn Teilchen einen Atomkern verlassen Dies betrifft vor allem den Alpha Zerfall Ein System aus zwei Protonen und zwei Neutronen a Teilchen ist besonders stark gebunden Daher ist es bei vielen insbesondere bei schweren Atomkernen energetisch moglich dass der Kern ein a Teilchen emittiert und ein etwas leichterer Restkern ubrig bleibt Dieser so genannte a Zerfall wurde augenblicklich geschehen wenn die Energie des a Teilchens hoher ware als der Coulombwall In der Regel ist aber nicht genugend Energie verfugbar um diese Barriere zu uberwinden Die Quantenmechanik erlaubt jedoch dass das a Teilchen genauer seine Wellenfunktion auch bei geringerer Energie zu einem kleinen Anteil in die Potentialbarriere eindringt und sie durchquert Tunneleffekt Die Wahrscheinlichkeit das a Teilchen jenseits der Barriere zu finden hangt sehr stark von der Hohe und der Breite der Barriere ab Daher konnen Halbwertszeiten fur den a Zerfall je nach Atomkern von Sekundenbruchteilen und bis weit uber das Alter des Universums variieren Ahnliches gilt auch fur Spontane Kernspaltung Siehe auch Gamow FaktorTrivia BearbeitenDie Strasse Am Coulombwall in Garching bei Munchen wurde nach dem Coulombwall benannt Im Film Marvel s The Avengers vermutet Bruce Banner Hulk Comic dass 120 Millionen Kelvin ausreichen die Coulombbarriere zu durchbrechen und ein Wurmloch zu erzeugen Siehe auch BearbeitenPotentialtopfEinzelnachweise Bearbeiten K Bethge G Walter B Wiedemann Kernphysik 2 Auflage Springer 2001 S 228 B Povh K Rith Ch Scholz F Zetsche W Rodejohann Teilchen und Kerne Eine Einfuhrung in die physikalischen Konzepte 9 Auflage SpringerSpectrum Berlin 2013 ISBN 978 3 642 37821 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Coulombwall amp oldid 228805604