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Ivy Mike ist die Kurzbezeichnung fur den US amerikanischen Kernwaffentest mit dem Codenamen Mike der am 1 November 1952 im Rahmen der Operation Ivy durchgefuhrt wurde Diese erste grosse Wasserstoffbombe setzte eine Energie Sprengkraft von 10 4 Megatonnen TNT Aquivalent frei ein Wert der in allen spateren oberirdischen Tests der USA nur dreimal uberschritten worden ist 1 Ort des Versuchs war die Insel Elugelab im Eniwetok Atoll im damaligen Treuhandgebiet Pazifische Inseln Die Insel wurde vollstandig zerstort und ist nicht mehr vorhanden KernwaffentestIvy MikePilzwolke der ExplosionInformationenNation Vereinigte Staaten Vereinigte StaatenTestserie Operation IvyTestort Insel ElugelabDatum 31 Oktober 195219 15 Uhr GMTTestart OberflachentestTesthohe 3 MeterWaffentyp WasserstoffbombeSprengkraft 10 4 MT Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Der Sprengsatz 3 Vorbereitungen 4 Explosion 5 Auswirkungen 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDer Gedanke ausser Kernspaltungs auch Kernfusionsvorgange als Energiequellen in Waffen einzusetzen war von Physikern in den USA schon seit 1942 diskutiert worden 2 S xii Der Befehl zur Entwicklung der Wasserstoffbombe wurde von Prasident Truman im Januar 1950 erteilt noch unter dem Eindruck des ersten sowjetischen Atomtests im August 1949 It is part of my responsibility as Commander in Chief of the Armed forces to see to it that our country is able to defend itself against any possible aggressor Accordingly I have directed the AEC to continue its work on all forms of atomic weapons including the so called hydrogen or Super bomb Es ist Teil meiner Verantwortung als Oberbefehlshaber der Streitkrafte dafur zu sorgen dass unser Land sich gegen jeden moglichen Aggressor verteidigen kann Ich habe daher die Atomic Energy Commission angewiesen die Arbeit an allen Arten von atomaren Waffen fortzusetzen einschliesslich der sogenannten Wasserstoff oder Superbombe Harry S Truman 31 Januar 1950 1 Die Entwicklungsarbeiten erfolgten im Los Alamos Laboratory teilweise mit theoretisch physikalischer Unterstutzung vom Project Matterhorn an der Princeton University 2 S 119ff Bei ersten Testexplosionen im Eniwetok Atoll 1951 siehe Operation Greenhouse wurde bestatigt dass das thermonukleare Brennen nicht nur eine theoretische Vorstellung sondern real erreichbar war Am 24 September 1951 testete die Sowjetunion ihre zweite Atombombe in den Vereinigten Staaten wurde dies durch die Bekanntgabe des Weissen Hauses am 3 Oktober publik Daraufhin sollte bis Ende 1952 eine erste amerikanische Wasserstoffbombe nach dem 1951 beschriebenen und als Durchbruch betrachteten Teller Ulam Design hergestellt werden Von mehreren moglichen Fusionsbrennstoffen wurde wegen seiner leichteren theoretischen Berechenbarkeit 2 S 111 tiefkaltes flussiges Deuterium gewahlt obwohl dies besonderen technischen Aufwand erforderte 3 Alle Berechnungen zum Bau des Sprengsatzes mussten von Hand durch Hilfskrafte mit mechanischen Tischrechnern durchgefuhrt werden denn der Digitalrechner MANIAC I des Los Alamos Laboratory war bis zum Fruhjahr 1952 nicht einsatzbereit Die Berechnungen fur Mike liessen eine Energiefreisetzung von 7 Megatonnen erwarten 2 S 177Der Sprengsatz Bearbeiten nbsp Die Sausage links im Bild senkrecht Das Entwicklungsergebnis war eine komplexe 62 Tonnen schwere Apparatur noch langst keine im Ganzen transportable Bombe die dem Prinzip der dreistufigen Wasserstoffbombe entsprach Die doppelt isolierten Dewargefasse fur Transport und Lagerung des flussigen Deuteriums fassten 2000 Liter Ihre Kuhlanlage arbeitete mit flussigem Helium Sie waren auf LKW Aufliegern montiert und stossgedampft gelagert Ein eigener Dieselgenerator an jedem Auflieger versorgte die Technik mit Strom Der Sprengsatz wegen seiner Form Sausage dt Wurst genannt war 6 19 Meter hoch und mass 2 03 Meter im Durchmesser Die zylindrische oben und unten abgerundete Ummantelung aus 25 bis 30 Zentimeter dickem Schmiedestahl war innen mit Blei und Polystyrolschaum ausgekleidet Im Inneren oberhalb des doppelt isolierten zylindrischen Dewargefasses mit dem Deuterium befand sich eine TX 5 Atombombe mit 50 kT Sprengkraft zum Zunden der Kernfusion Die Mittelachse des Deuteriumbehalters bildete eine Zundkerze aus Plutonium 239 die in ihrem Inneren wiederum eine kleine Menge Deuterium Tritium Gemisch enthielt Das Dewargefass war umhullt mit einem Mantel aus funf Tonnen Natururan An der Aussenhulle des Ganzen waren sechs Rohre angeschweisst durch die die Strahlungen der beginnenden Reaktion zu Messgeraten gefuhrt werden konnten Vorbereitungen Bearbeiten nbsp Karte des Eniwetok AtollsAls Ort des Tests war das Eniwetok Atoll gewahlt worden auf dem schon 1948 wahrend der Operation Sandstone und 1951 wahrend der Operation Greenhouse amerikanische Nuklearwaffen getestet worden waren Die Joint Task Force 132 eine Sondereinheit aus Heeres Marine und Luftwaffenoffizieren sowie zivilen Wissenschaftlern der United States Atomic Energy Commission sorgte 1952 fur den Ausbau der Stutzpunkte auf den Inseln Eniwetok und Parry Auf Parry wurde eine Anlage zur Produktion von flussigem Wasserstoff und zur Destillation von Deuterium errichtet die schon vorhandenen Anlagen zur Produktion flussigen Stickstoffs wurden vergrossert Die Produktion wurde von der Ohio State University geleitet Der Test selbst sollte auf Elugelab stattfinden einer weniger als 1 Quadratkilometer grossen Insel im Norden des Atolls etwa 40 Kilometer von den Stutzpunkten entfernt Elugelab und drei Nachbarinseln wurden durch Damme verbunden Die Inseln selbst wurden von Vegetation befreit und eingeebnet Auf Elugelab wurde eine sechs Stockwerke hohe Halle fur den Sprengsatz gebaut daneben ein 114 Meter hoher Gitterfunkmast mit dem Messdaten der Bombe zu den Kontrollstellen ubertragen werden sollten In der direkten Umgebung des shot cabs auf Flossen in der Lagune und auf 30 benachbarten Inseln wurden insgesamt 500 verschiedene Sensoren zur Druck und Temperaturmessung installiert Durch eine 2 4 auf 2 4 Meter grosse und 2 7 Kilometer lange quadratische Rohre aus Multiplex Platten in der sich heliumgefullte Ballons befanden sollte die Rontgen Gamma und Neutronenstrahlung der beginnenden Reaktion zu einem Messbunker auf der Nachbarinsel Bogon gefuhrt werden Rund um den Sprengsatz wurden zudem verschiedene Metallteile an langen Ketten angebracht um ihr Verhalten nach der zu erwartenden Bestrahlung mit Neutronen zu untersuchen nbsp Testgebaude im Hintergrund der FunkmastAlle Einzelteile sowie die auf LKW Anhanger montierten Dewargefasse wurden per Landungsboot durch die Lagune nach Elugelab befordert und in der shot cab zusammengebaut 3 Die TX 5 Zundbombe wurde kurz vor dem Test noch modifiziert Sie erhielt einen neuen Kern mit geringerem Plutoniumgehalt um einer Fruhzundung und dem damit moglichen Scheitern des Tests vorzubeugen 2 S 175In den letzten Oktobertagen wurde nach der endgultigen Zustimmung des Prasidenten und des National Security Council der Aufbau fertiggestellt Nach Abschluss aller Funktionsprufungen verliessen die letzten Techniker Elugelab kurz nach Mitternacht am 1 November Der Test wurde dann von dem Landungstruppen Kommandoschiff USS Estes aus uberwacht das dazu auf einer Position etwa 15 Kilometer sudlich des Atolls lag Zum Testgebaude auf Elugelab gab es drei getrennte Funkverbindungen die unter anderem ein Livefernsehbild der Uberwachungsinstrumente zur Estes ubertrugen Von Stutzpunkten auf den Nachbaratollen starteten Uberwachungsflugzeuge zumeist mit Foto und Filmkameras ausgestattete B 29 und C 54 Eine B 36 und eine B 47 sollten die Auswirkung einer thermonuklearen Explosion auf ein Tragerflugzeug uberprufen Einige F 84 Jagdflugzeuge sollten Luftproben aus der Pilzwolke und der Umgebung sammeln Explosion Bearbeiten nbsp Feuerball der ExplosionNach der Zundung des Sprengsatzes liefen die Kernspaltungs und Fusionsreaktionen innerhalb weniger Nanosekunden ab Der Feuerball der Explosion wuchs in wenigen Sekunden auf fast 5 Kilometer Durchmesser an zum Vergleich der Feuerball der Hiroshima Bombe Little Boy hatte einen Durchmesser von 160 Metern Im Feuerball bildeten sich unter anderem neue bis dahin unentdeckte Elemente wie Einsteinium Ordnungszahl 99 und Fermium 100 4 Die Insel Elugelab und alles was sich auf ihr befand verschwand vollstandig Die umliegenden Inseln wurden durch die Druckwellen bis in 10 Kilometer Entfernung leergefegt Anstelle der Insel Elugelab klaffte ein Krater im Riff uber 3 Kilometer im Durchmesser und 60 Meter tief Der Messbunker auf Bogon uberstand die Explosion schwer beschadigt Insgesamt wurden etwa 80 Millionen Tonnen Erdreich aufgeschleudert nbsp PilzwolkeDie Pilzwolke der Explosion hatte nach 90 Sekunden eine Hohe von uber 17 Kilometern nach zweieinhalb Minuten als die Schockwelle der Explosion die Flotte sudlich des Atolls erreichte war die Wolke bereits 30 Kilometer hoch Ihre hochste Ausdehnung betrug uber 43 Kilometer bei einem Durchmesser von 150 Kilometern 5 Die kreisenden B 47 und B 36 Bomber massen die Auswirkung der Druck und Hitzewelle auf mogliche Tragerflugzeuge kurz nach der Explosion flogen mehrere F 84 in die Pilzwolke um Luftproben zu sammeln Hierbei wurde eine sehr hohe Radioaktivitat gemessen weitaus hoher als von allen Wissenschaftlern erwartet worden war 3 Edward Teller der nicht zum Test nach Eniwetok gereist war beobachtete die Auswirkungen der Explosion auf einem Seismometer im Keller eines geophysikalischen Instituts der Universitat Berkeley 2 S 82 Noch bevor die Wissenschaftler im Los Alamos Laboratory eine Erfolgsbestatigung uber sichere Kanale erhalten hatten schickte Teller ihnen ein Telegramm mit den Worten It s a boy englisch fur Es ist ein Junge 6 7 Auswirkungen Bearbeiten nbsp Die Inseln vor der Explosion nbsp Die Inseln nach der ExplosionMit einer aus den Messdaten ermittelten Sprengkraft von 10 4 Megatonnen TNT Aquivalent war Mike wesentlich starker als erwartet 77 der Sprengkraft 8 Megatonnen stammten dabei aus der Spaltung des Uran Mantels durch die schnellen Neutronen aus der Kernfusion 2 S 158 Der dadurch bedingte sehr starke Fallout wurde durch gunstige Winde zum grossen Teil auf den offenen Ozean nordostlich des Atolls hinausgetragen In der Umgebung der Explosionsstelle bis in uber 20 Kilometer Entfernung fanden Untersuchungsteams Seevogel mit angesengten und verbrannten Federn Viele Vogel zeigten Strahlenkrankheit Nahezu alle Pflanzen und Baume auf den Inseln waren auf der der Explosion zugewandten Seite durch die starke Hitze angesengt auf den naher liegenden Inseln verbrannt Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Operation Ivy Album mit Bildern Videos und Audiodateien archive org Video Stream zur Operation Ivy englisch nuclearweaponarchive org Ivy Mike englisch youtube com 1000 x Hiroshima Dokumentation von NZZ Format 1996 Einzelnachweise Bearbeiten a b nuclearweaponarchive org Stand 4 Juli 2007 a b c d e f g Kenneth W Ford Building the H Bomb A Personal History World Scientific Singapur 2015 ISBN 978 981 4632 07 2 a b c Richard Rhodes Dark Sun The Making of the Hydrogen Bomb Simon and Schuster New York 1995 ISBN 0 684 80400 X S 482 ff P R Fields M H Studier H Diamond J F Mech M G Inghram G L Pyle C M Stevens S Fried W M Manning Argonne National Laboratory Lemont Illinois A Ghiorso S G Thompson G H Higgins G T Seaborg University of California Berkeley California Transplutonium Elements in Thermonuclear Test Debris In Physical Review 102 1 1956 S 180 182 doi 10 1103 PhysRev 102 180 Michael Light 100 Suns 2003 Dr Teller s Very Large Bomb Dokumentation 2006 gwu eduVKernwaffentests der Vereinigten StaatenOperationen Anvil Aqueduct Arbor Argus Bedrock Bowline Buster Jangle Castle Chariot Charioteer Cornerstone Cresset Crossroads Crosstie Dominic Frigate Bird Starfish Prime Emery Flintlock Fulcrum Fusileer Greenhouse Grenadier Grommet Guardian Hardtack Ivy Ivy Mike Julin Latchkey Mandrel Musketeer Niblick Nougat Phalanx Plowshare Plumbbob Praetorian Project 56 Project 57 Project 58 Quicksilver Ranger Redwing Roller Coaster Sandstone Sculpin Storax Sedan Sunbeam Teapot Tinderbox Toggle Touchstone Trinity Tumbler Snapper Upshot Knothole Whetstone WigwamTestorte Sperrgebiete Nellis Air Force Range Nevada National Security Site Tonopah Test Range White Sands Missile RangeSonstige Amchitka Carlsbad Farmington Pacific Proving Grounds Salmon Site Sand Springs Range SudatlantikListe von Kernwaffentests 11 666666666667 162 18694444444 Koordinaten 11 40 N 162 11 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ivy Mike amp oldid 236530167