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Kernspaltung bezeichnet Prozesse der Kernphysik bei denen ein Atomkern unter Energiefreisetzung in zwei oder mehr kleinere Kerne zerlegt wird Seltener wird die Kernspaltung auch Kernfission lateinisch fissio Spaltung englisch nuclear fission genannt Fission darf nicht mit Kernfusion dem Verschmelzen zweier Atomkerne verwechselt werden Die durch die Spaltung neu entstandenen Stoffe heissen Spaltprodukte Animation einer neutroneninduzierten Kernspaltung nach dem Tropfchenmodell mit drei neu freiwerdenden NeutronenBeispiel fur eine neutroneninduzierte Kernspaltung von Uran 235 Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines zur Physik der Spaltung 2 Spontanspaltung 3 Neutroneninduzierte Spaltung 4 Spaltfragmente 5 Energiefreisetzung und Energiebilanz 5 1 Energiefreisetzung 5 2 Energiebilanz 6 Spaltbarkeit 6 1 Thermische Neutronen 6 2 Schnelle Neutronen 7 Kritische Masse 8 Technische Bedeutung 8 1 Kernreaktoren 8 2 Kernwaffen 9 Andere induzierte Kernspaltungen 10 Forschungsgeschichte 11 Literatur 11 1 Fachartikel 11 2 Fachbucher 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseAllgemeines zur Physik der SpaltungSpaltung wird nur bei genugend schweren Nukliden beobachtet von Thorium 232 aufwarts Nur bei ihnen ist die Zerlegung in leichtere Kerne leicht und mit Freisetzung von Bindungsenergie moglich Anschaulich lasst sich die Spaltung nach dem Tropfchenmodell durch Schwingung und Zerreissen des Kerns verstehen Die animierte Grossansicht des obigen Bildes zeigt wie der Kern rot von einem Neutron blau getroffen wird sich in die Lange dehnt und in der Mitte einschnurt Die lange Reichweite der gegenseitigen elektrischen Abstossung der Protonen uberwiegt dann die anziehende Kernkraft siehe Atomkern mit ihrer kurzen Reichweite und treibt die beiden Enden auseinander so dass der Kern in zwei oder selten in drei Bruchstucke hoch angeregte mittelschwere Kerne zerfallt Durch die Anderung der Bindungsenergie nimmt die Gesamtmasse entsprechend ab Massendefekt Ausser den Bruchstuck Kernen Spaltfragmenten werden meist einige einzelne Neutronen freigesetzt typischerweise zwei oder wie in der Animation drei Das Energiespektrum dieser Neutronen hat die Form einer Maxwell Verteilung ist also kontinuierlich und reicht bis etwa 15 MeV hinauf Die in der Boltzmann Statistik massgebliche absolute Temperatur hat hier allerdings kaum physikalische Bedeutung sondern wird als freier Parameter behandelt um die Kurve an die gemessene Form des Spektrums anzupassen Die mittlere Neutronenenergie liegt bei etwa 2 MeV Sie hangt etwas vom gespaltenen 1 Nuklid und im Fall der neutroneninduzierten Spaltung s unten auch von der der Energie des spaltenden Neutrons ab Wegen der Asymmetrie der Maxwell Verteilungskurve ist die mittlere Energie verschieden von der wahrscheinlichsten Energie dem Maximum der Kurve diese liegt bei etwa 0 7 MeV 2 Etwa 99 der Neutronen werden als prompte Neutronen direkt bei der Spaltung innerhalb etwa 10 14 Sekunden emittiert Der Rest die verzogerten Neutronen wird Millisekunden bis Minuten spater aus den Spaltfragmenten freigesetzt Spontanspaltung Hauptartikel Spontanspaltung Einige Atomkernarten Nuklide spalten sich ohne aussere Einwirkung Diese spontane Spaltung ist eine Art des radioaktiven Zerfalls Sie lasst sich quantenmechanisch ahnlich dem Alpha Zerfall durch den Tunneleffekt erklaren Praktische Anwendung findet die Spontanspaltung als Quelle freier Neutronen Hierfur wird meist das Californium Isotop 252 C f displaystyle 252 mathrm Cf verwendet Neutroneninduzierte SpaltungGrosse technische Bedeutung hat die neutroneninduzierte Spaltung eine Kernreaktion Dabei kommt ein freies Neutron einem Atomkern so nahe dass es von ihm absorbiert werden kann Der Kern gewinnt dadurch die Bindungsenergie und eventuelle kinetische Energie dieses Neutrons befindet sich dadurch in einem angeregten Zustand und spaltet sich Statt der Spaltung sind auch andere Ablaufe moglich beispielsweise der Neutroneneinfang Dabei regt sich der angeregte Atomkern durch Emission eines oder mehrerer Gammaquanten ab und geht in seinen Grundzustand uber Die neutroneninduzierte Spaltung ist grundsatzlich mit kleinerem oder grosserem Wirkungsquerschnitt bei allen Elementen mit Ordnungszahlen Z ab 90 Thorium moglich und bei vielen ihrer Isotope beobachtet worden 3 Wegen ihrer Bedeutung fur die zivile Energiegewinnung und fur Kernwaffen wird im Folgenden hauptsachlich die neutroneninduzierte Spaltung behandelt SpaltfragmenteDie Gesamtzahl der Protonen und Neutronen bleibt bei jeder Kernspaltung erhalten Der bei weitem haufigste Fall ist die Spaltung in nur zwei neue Kerne Spaltfragmente nur in wenigen Promille aller Spaltungen entsteht noch ein drittes Fragment ternare Spaltung mit meist sehr kleiner Massenzahl bis maximal etwa 30 4 Bei zwei Spaltfragmenten sind viele verschiedene Nuklidpaare moglich Meist entsteht ein leichteres Massenzahl um 90 und ein schwereres Spaltfragment Massenzahl um 140 Die Haufigkeitsverteilung die Ausbeute aufgetragen als Funktion der Massenzahl des Spaltfragments hat deshalb zwei Maxima Als Beispiel seien zwei Moglichkeiten der Spaltung von Plutonium 239 nach Absorption eines Neutrons n genannt 94 239 P u 0 1 n 56 144 B a 38 94 S r 2 0 1 n displaystyle 94 239 mathrm Pu 0 1 mathrm n to 56 144 mathrm Ba 38 94 mathrm Sr 2 0 1 mathrm n 94 239 P u 0 1 n 51 130 S b 43 107 T c 3 0 1 n displaystyle 94 239 mathrm Pu 0 1 mathrm n to 51 130 mathrm Sb 43 107 mathrm Tc 3 0 1 mathrm n Spaltung durch thermische Neutronen Schematische Haufigkeit der Spaltfragmente Spaltausbeuten als Funktion der Spaltprodukt Massenzahl A waagerecht Da bei jeder Spaltung 2 Fragmente entstehen ist die Summe aller Spaltausbeuten 200 Die Spaltfragmente sind mittelschwere Nuklide mit einem relativ hohen Neutronenanteil Diesen Neutronenuberschuss haben sie vom Ursprungskern ubernommen Sie sind daher instabil und geben zunachst in einigen Fallen weitere Neutronen ab Auch diese verzogerten Neutronen konnen weitere Kernspaltungen auslosen sie sind fur die Regelbarkeit von Kernreaktoren bedeutsam Die danach noch immer instabilen Spaltprodukte bauen ihren Neutronenuberschuss durch aufeinander folgende Beta minus Zerfalle weiter ab Da beim Betazerfall die Massenzahl des Atomkerns unverandert bleibt bilden die Nuklide die so aus einem gegebenen Spaltfragmentkern nacheinander entstehen eine Isobarenkette sie sind also Atomkerne verschiedener chemischer Elemente aber gleichbleibender Massenzahl Diese Umwandlungskette endet wenn ein stabiles Nuklid entstanden ist Die Halbwertszeiten sind am Anfang der Kette kurz konnen aber fur die letzten Zerfalle viele Jahre betragen Genaue Zahlenwerte fur die Haufigkeit der verschiedenen Isobarenketten abhangig vom gespaltenen Nuklid und von der Energie des spaltenden Neutrons finden sich in der Literatur 5 Energiefreisetzung und EnergiebilanzEnergiefreisetzung Mittlere Atomkernbindungsenergie pro Nukleon in Abhangigkeit von der Anzahl der Nukleonen im Atomkern fur alle bekannten Nuklide nach AME2016Die beiden Spaltprodukte weisen zusammen einen hoheren Massendefekt auf als der schwere Ausgangskern Wegen der Aquivalenz von Masse und Energie wird diese Differenz der Massendefekte als Energie frei In der folgenden Erklarung wird zur Vereinfachung angenommen dass ein 235U Kern ein Neutron aufnimmt und dann in zwei gleiche Bruchstucke der Massenzahl 118 zerfallt bei tatsachlich ablaufenden Kernspaltungen sind die entstehenden Kerne meist verschieden schwer und es bleiben einige einzelne Neutronen ubrig Zur Berechnung werden mittlere Werte der Bindungsenergie pro Nukleon aus der Grafik verwendet Die Energie wird in der Einheit Megaelektronenvolt MeV angegeben Vereinfachend werden zunachst rechnerisch 235 einzelne Nukleonen 92 Protonen und 143 Neutronen sowie das eingefangene Neutron zu einem Kern zusammengesetzt Bei diesem Vorgang wurde 236 7 7 MeV 1817 MeV displaystyle 236 cdot 7 7 text MeV 1817 text MeV Energie freigesetzt werden Um umgekehrt einen 236U Kern vollstandig in seine Nukleonen aufzuteilen ist dieser Energiebetrag notig Wird ein Bruchstuck zusammengesetzt erhielte man 118 8 6 MeV 1015 MeV displaystyle 118 cdot 8 6 text MeV 1015 text MeV Bei der Spaltung eines 235U Kerns in zwei gleich grosse Teile muss also die Energiedifferenz 2 1015 MeV 1817 MeV 213 MeV displaystyle left 2 cdot 1015 right text MeV 1817 text MeV 213 text MeV frei werden Der grosste Teil dieser Energie wird durch die elektrostatische Abstossung in kinetische Energie der Fragmente umgewandelt Diese Bruchstucke und die frei gewordenen Neutronen fliegen mit sehr hoher Geschwindigkeit auseinander Im umliegenden Material werden die Bruchstucke abgebremst und erzeugen dabei Reibungswarme genauer sie ubertragen ihre Bewegungsenergie in einzelnen Stossen ungeordnet nach und nach auf viele Atome des umgebenden Materials bis sie auf die Geschwindigkeit abgebremst sind die der Materialtemperatur entspricht Energiebilanz Die bei der Kernspaltung freiwerdende Energie von rund 200 MeV pro Spaltung verteilt sich auf die Teilchen und Strahlungen die bei der Kernspaltung entstehen Die Tabelle zeigt Energiewerte eines typischen Spaltungsvorgangs 6 Der grosste Teil dieser Energie kann in einem Kernreaktor genutzt werden nur die Energie der entweichenden Antineutrinos und eines Teils der Gammastrahlung wird nicht in Warme umgesetzt Energieart Strahlungsart Durchschnittliche EnergieKinetische Energie der Spaltfragmente 167 MeVPrompte Gammastrahlung 00 6 MeVKinetische Energie der Neutronen 00 5 MeVElektronen aus Spaltfragment Betazerfall 00 8 MeVGammastrahlung aus Spaltfragmenten 00 6 MeVElektron Antineutrinos aus Spaltfragment Betazerfall 0 12 MeVGesamtenergie pro Spaltung 204 MeVSpaltbarkeit Einige Actinoide und ihre wichtigsten Spaltprodukte Die durch thermische Neutronen gut spaltbaren Actinoide sind fett geschrieben Die Isotope sind nach ihrer Zugehorigkeit zu Zerfallsreihen und oder ihrer Halbwertszeit sortiert Das Bild zeigt den Wirkungsquerschnitt fur die Spaltungsreaktion von U 233 U 235 U 238 und Pu 239 in Abhangigkeit von der Neutronenenergie Der linke Bereich entspricht thermischen der rechte schnellen Neutronen Thermische Neutronen Durch thermische Neutronen d h solche mit relativ geringer kinetischer Energie sind meistens nur Isotope mit ungerader Neutronenzahl gut spaltbar Nur diese Atomkerne gewinnen durch die Aufnahme eines Neutrons Paarenergie hinzu Gut spaltbar heisst dabei dass der Wirkungsquerschnitt des Kerns fur Spaltung durch ein thermisches Neutron hunderte bis tausende Barn betragt Schlecht spaltbar bedeutet entsprechend dass dieser Wirkungsquerschnitt nur von der Grossenordnung 1 Barn oder kleiner ist Beispiel Americium hat als Element 95 mit seiner ungeraden Protonenzahl bei ungeraden Nukleonenzahlen eine gerade Zahl von Neutronen wahrend Plutonium als 94 Element mit seiner geraden Protonenzahl bei ungeraden Nukleonenzahlen auch ungerade Neutronenzahlen hat Deshalb ist Americium 241Am mit thermischen Neutronen schlecht spaltbar 3 1 Barn im Gegensatz zu Plutonium 241Pu 1010 Barn Schnelle Neutronen Die bei der Spaltung neu freigesetzten Neutronen haben kinetische Energien im MeV Bereich Mit solchen schnellen Neutronen sind auch Nuklide mit gerader Neutronenzahl spaltbar die Paarenergie wirkt sich dann auf den Wirkungsquerschnitt kaum noch aus Allerdings erreichen die Wirkungsquerschnitte fur die schnelle Spaltung nicht die hohen Werte mancher thermischen Spaltungen Die schnelle Spaltung fuhrt bei einigen Spaltstoffen zu einer besonders hohen Ausbeute an neuen Neutronen pro gespaltenem Kern Dies wird in Brutreaktoren ausgenutzt In der Dreistufenbombe werden durch Kernfusion von Wasserstoffisotopen sehr schnelle Neutronen mit mehr als 14 MeV erzeugt Diese spalten in der aus abgereichertem Uran bestehenden Bombenhulle Uran 238 Kerne Die Sprengkraft der Bombe und auch der Fallout werden dadurch stark erhoht Kritische MasseDie kleinste Masse eines spaltbaren Materials in der eine Kettenreaktion aufrechterhalten werden kann heisst kritische Masse Sie hangt von der Anwesenheit und Menge einer Moderatorsubstanz und von der geometrischen Anordnung ab Ein dunnes Blech wurde fast alle Neutronen nach aussen verlieren wahrend innerhalb eines kompakten Objekts Neutronen eher auf weitere Atomkerne treffen Die kleinste kritische Masse wird bei kugelformiger Anordnung erreicht Durch Kompression des Materials kann diese noch verringert werden eine absolute untere Grenze existiert nicht Die Geometrieabhangigkeit der kritischen Masse wird ausgenutzt um beim Herstellen oder Bearbeiten von Kernbrennstoffen die zur Kettenreaktion fuhrende Kritikalitat zu vermeiden So werden etwa chemische Reaktionen in flachen Wannen durchgefuhrt in denen das Material uber weite Flachen verteilt ist Technische BedeutungKernreaktoren Hauptartikel Kernreaktor und Kernkraftwerk Wirtschaftliche Bedeutung hat die neutroneninduzierte Spaltung als Kettenreaktion in Kernreaktoren Hauptsachlich werden die Nuklide Uran 235 und Plutonium 239 verwendet In Planung bzw Erprobung waren auch Kernreaktoren auf Basis von Thorium 232 und Uran 233 Die freigesetzte Energie der Kernspaltung liegt mit rund 200 MeV pro Atomkern um ein Vielfaches hoher als bei chemischen Reaktionen typischerweise etwa 20 eV pro Molekul Die Energie tritt hauptsachlich als kinetische Energie der Spaltfragmente auf zu einem kleineren Teil auch in der Strahlung aus deren radioaktiven Zerfallen Auch die fur die Regelbarkeit von Kernreaktoren entscheidend wichtigen verzogerten Neutronen werden nach der eigentlichen Spaltungsreaktion aus den Spaltfragmenten freigesetzt In Reaktoren werden die Bewegungsenergie der Spaltprodukte und die Energie der entstehenden Strahlung durch Stosse mit dem Material der Umgebung in Warme gewandelt Nur die entstehenden Elektron Antineutrinos ein Teil der Gammastrahlung und ein Teil der freien Neutronen entweichen aus der Reaktionszone dem Reaktorkern Kernwaffen Atombombentest auf der Nevada Test Site 1951 Hauptartikel Kernwaffe Die exponentiell anwachsende Kernspaltungs Kettenreaktion einer prompt uberkritischen Spaltstoffanordnung dient als Energiequelle fur normale Kernwaffen Die zerstorende Energie wird primar als Lichtstrahlung Hitze und Radioaktivitat sowie sekundar in Form einer Druckwelle freigesetzt Bei Wasserstoffbomben dient eine Kernspaltung als Zunder fur eine Kernfusion also das Verschmelzen von leichten Atomkernen Andere induzierte KernspaltungenDer Stoss eines energiereichen Gammaquants im MeV Energiebereich kann zur Spaltung eines schweren Kerns fuhren Photospaltung 7 Diese ist vom Kernphotoeffekt zu unterscheiden bei dem sich nur ein Neutron ein Proton oder ein Alphateilchen aus dem Kern lost dieser aber nicht gespalten wird Auch der Stoss eines geladenen Teilchens kann zur Kernspaltung fuhren wenn er eine genugend hohe Energie auf den Kern ubertragt Beispielsweise wurden Proton und Myon induzierte Spaltvorgange beobachtet 8 Auch ein Compoundkern mit sehr grossem Kernspin wie er in Schwerionen Reaktionen entstehen kann kann seine Anregungsenergie durch Spaltung abbauen Technische Anwendungen haben diese Spaltvorgange nicht Forschungsgeschichte Hauptartikel Entdeckung der Kernspaltung Versuchsaufbau im Deutschen Museum mit dem Otto Hahn und Fritz Strassmann 1938 die Kernspaltung entdecktenSeit den Arbeiten von Ernest Rutherford war bekannt dass Atomkerne durch den Beschuss mit schnellen Teilchen verandert werden konnen Rutherford selbst verwandelte 1917 einen Stickstoffkern durch Beschuss mit Alphateilchen in Sauerstoff plus Proton Solche Kernreaktionen und Kern Umwandlungen wurden in den 1920er Jahren Atomzertrummerung genannt Mit Entdeckung des Neutrons im Jahre 1932 durch James Chadwick wurde klar dass es viele Moglichkeiten der Umwandlung von Atomkernen geben musste Unter anderem versuchte man durch Einbringen von Neutronen in schwere Kerne neue noch schwerere Nuklide herzustellen Briefmarke der Deutschen Bundespost 1964 25 Jahre Entdeckung der Kernspaltung durch Otto Hahn und Fritz StrassmannNach Vermutungen von Enrico Fermi 9 der in Rom bereits Spaltprodukte des Urans sah aber falsch interpretierte vertrat u a Ida Noddack Tacke 10 die zutreffende Annahme der Spaltung des neugebildeten Kerns 11 Allerdings galten diese spekulativen Vermutungen 1934 noch als unserios und kein Physiker uberprufte diese experimentell auch Ida Noddack selbst nicht Otto Hahn und seinem Assistenten Fritz Strassmann gelang dann am 17 Dezember 1938 am Berliner Kaiser Wilhelm Institut fur Chemie der Beweis einer neutroneninduzierten Kernspaltung von Uran durch den radiochemischen Nachweis des Spaltprodukts Barium Sie veroffentlichten ihre Entdeckung am 6 Januar 1939 in der Zeitschrift Die Naturwissenschaften 12 Lise Meitner befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits seit einigen Monaten in Schweden wohin sie mit Hahns Hilfe emigriert war da sie als Judin aus Deutschland fliehen musste Gemeinsam mit ihrem ebenfalls emigrierten Neffen Otto Frisch konnte sie am 10 Februar 1939 eine erste physikalische Deutung des Spaltungsprozesses in der englischen Wissenschaftszeitschrift Nature veroffentlichen da Hahn sie als erste uber die radiochemischen Ergebnisse brieflich unterrichtet hatte Otto Hahn und Fritz Strassmann gelten daher als die Entdecker der Kernspaltung und Lise Meitner und Otto Frisch als die ersten die eine korrekte theoretische Erklarung des Vorgangs publizierten Von Frisch stammt auch der Ausdruck nuclear fission also Kernspaltung der dann international ubernommen wurde wahrend Hahn ursprunglich die Bezeichnung Uranspaltung verwendet hatte Am 16 Januar 1939 reiste Niels Bohr in die USA um einige Monate mit Albert Einstein physikalische Probleme zu erortern Kurz vor seiner Abreise aus Danemark berichteten ihm Frisch und Meitner von ihrer Deutung der Hahn Strassmannschen Versuchsergebnisse Bohr teilte dies nach seiner Ankunft in den USA seinem fruheren Schuler John Archibald Wheeler sowie anderen Interessierten mit Durch sie verbreitete sich die Neuigkeit unter anderen Physikern unter ihnen auch Enrico Fermi von der Columbia Universitat Fermi erkannte die Moglichkeit einer kontrollierten Spaltungs Kettenreaktion und fuhrte mit seinem Team 1942 in Chicago das erste erfolgreiche Reaktorexperiment im Chicago Pile durch LiteraturSiehe auch Kernphysik und Kerntechnik Fachartikel H Halban F Joliot L Kowarski F Perrin Mise en evidence d une reaction nucleaire en chaine au sein d une masse uranifere In Journal de Physique et le Radium Band 10 Nr 10 1939 S 428 429 doi 10 1051 jphysrad 019390010010042800 franzosisch O Hahn F Strassmann Uber den Nachweis und das Verhalten der bei der Bestrahlung des Urans mittels Neutronen entstehenden Erdalkalimetalle In Die Naturwissenschaften Band 27 Nr 1 Januar 1939 S 11 15 doi 10 1007 BF01488241 Otto Hahn Fritz Strassmann Nachweis der Entstehung aktiver Bariumisotope aus Uran und Thorium durch Neutronenbestrahlung Nachweis weiterer aktiver Bruchstucke bei der Uranspaltung In Die Naturwissenschaften Band 27 Nr 6 Februar 1939 S 89 95 doi 10 1007 BF01488988 Lise Meitner O R Frisch Disintegration of Uranium by Neutrons a New Type of Nuclear Reaction In Nature Band 143 Nr 3615 11 Februar 1939 S 239 240 doi 10 1038 143239a0 englisch Niels Bohr John Archibald Wheeler The Mechanism of Nuclear Fission In Physical Review Band 56 Nr 5 1 September 1939 S 426 450 doi 10 1103 PhysRev 56 426 englisch Andreas Aste Die kontrollierte Kettenreaktion 2012 doi 10 48550 ARXIV 1202 5461 Fachbucher Robert Vandenbosch John R Huizenga Nuclear Fission Elsevier 1973 ISBN 978 0 12 710850 6 doi 10 1016 B978 0 12 710850 6 X5001 1 englisch Horst Wohlfahrt Hrsg 40 Jahre Kernspaltung Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1979 ISBN 3 534 08206 0 Weblinks Commons Kernspaltung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Kernspaltung Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Flash Animation zur Kernspaltung von U 235 dwu Unterrichtsmaterialien Einzelnachweise Der Fachausdruck der Physik und Kerntechnik lautet gespalten nicht gespaltet A Ziegler H J Allelein Hrsg Reaktortechnik Physikalisch technische Grundlagen 2 Aufl Springer Vieweg 2013 ISBN 978 3 642 33845 8 Seite 54 J Magill G Pfennig R Dreher Z Soti Karlsruher Nuklidkarte 8 Auflage Nucleonica GmbH Eggenstein Leopoldshafen 2012 ISBN 92 79 02431 0 Wandkarte ISBN 978 3 00 038392 2 Faltkarte ISBN 92 79 02175 3 Begleitbroschure Marcus Wostheinrich Emission von ternaren Teilchen aus den Reaktionen 229Th nth f 233U nth f und 239Pu nth f Tubingen 1999 DNB 963242830 urn nbn de bsz 21 opus 349 Dissertation Universitat Tubingen Datensammlung der Internationalen Atomenergieorganisation E B Paul Nuclear and Particle Physics North Holland 1969 S 250 Bernard Leonard Cohen Concepts of Nuclear Physics McGraw Hill New York 1971 ISBN 0 07 011556 7 S 265 Cyriel Wagemans ed The nuclear Fission Process CRC Press 1991 ISBN 0 8493 5434 X Seite 219 Enrico Fermi Possible production of element of atomic number higher than 92 In Nature Band 133 1934 S 898 899 doi 10 1038 133898a0 Ida Noddack Uber das Element 93 In Angewandte Chemie Band 47 1934 S 653 655 doi 10 1002 ange 19340473707 Zitat Es ware denkbar dass bei der Beschiessung schwerer Kerne mit Neutronen diese Kerne in mehrere grossere Bruchstucke zerfallen die zwar Isotope bekannter Elemente aber nicht Nachbarn der bestrahlten Elemente sind Otto Hahn und Fritz Strassmann Uber den Nachweis und das Verhalten der bei der Bestrahlung des Urans mittels Neutronen entstehenden Erdalkalimetalle In Naturwissenschaften Band 27 1939 S 11 15 doi 10 1007 BF01488241 Normdaten Sachbegriff GND 4130670 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kernspaltung amp oldid 236433454